ZUR MORAL DER BARMHERZIGKEIT

pri nü i I' als Verw u ndete wa h rgenommen, unter der Gerechtigkeitsper- spektive ginge es dar- um, sie als verantwort- liche Subjekte ihrer. Lebensgesc h ichte ...
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ZUR MORAL DER BARMHERZIGKEIT Die theologische Leitvokabel des Papstes im Spiegel der Bischofssynode über Ehe und Familie VON STEPHAN GOERTZ UND CAROLINE WITTING

Das Programm des neuen Papstes kündigte sich - so lässt sich im Rückblick sagen - schon vier Tage nach seiner Wahl an. Bereits am 17. März 2013 formulierte Franziskus im Angelus unter Verweis auf ein Buch Kardinal Walter Kaspers: "Ein wenig Barmherzigkeit macht die Welt weniger kalt und viel gerechter. Wir haben es notwendig, diese Barmherzigkeit Gottes gut zu verstehen, dieses barmherzigen Vaters, der so viel Geduld hat." Barmherzi gkeit wurde zur theologischen Leitvokabel di eses Pontifikats. Seinen aktuellen Höhepunkt fand dies in der Ausrufun g des Heili gen Jahres 20 15/2016, da s Franzisku s unter das Leitwort " Barmherzi g wie der Vater" stell te. Es wa I' also nicht weiter verw u nderl ich, dass der Papst auch in die beiden Bi schofssy noden zu r Fami lie Barm herz igkeit als zentral e Kategorie einbrachte. Auf seine Initiative hin wu rd e die Frage, ob di e bi sheri ge Lehre der Kirch e im Bere ich von Eh e und Fami lie die Barmherzi gkeit Gottes bezeugt, zu einem der zentra len Di sku ss ionspunkte der Sy noden. Di es w urde spätestens A nfang 20 J4 deutlich, als er Walter Ka sper bat, se i ne m itt lerwei le viel ziti erte Hede vor dem Kon sistorium, der Vo ll versam mlun g der Kard in äle, zu halten. Indem der deutsc he Ka rd i na I da ri nunter andere m fra gte, "w ie die Kirche diese r unlösbaren Zusa mm engehöri gkeit von Treue und Barmherzigkeit in ihrem pa storalen I-landein bei zivil wiederverhei ratet Gesch iedenen entsprechen kan n", zog er ei nen direkten Zu sa mmenhan g zw ischen Barmherzi gkeit und den

Th emen der Sy node. Diese Positioni er un g Kaspers kann so interpretiert werd en, dass der Papst dam it Weich en mit BI ick auf di e anstehenden Diskussionen der Sy node stellte. FRANZISKUS' INTERPRETATION DES BARMHERZIGKEITSBEGRIFFS

Die zentrale Bedeut un g der Barmh erzi gkeit im gege nwärt igen Pontifikat ist also unüberse hbar. Nichtsdestoweni ge r bleibt bi sher di e Fr age unbeantwortet, was der Pap st eige ntlich genau mit dem Beg riff der Barmh erzigk eit meint. A ls Verständn ishilfe kann dabei da s von Franz isk us oft benutzte Bi ld der K irche als Feld lazarett di enen. Zu letzt formu li erte er in se in er Predi gt bei der Euchari sti efeier zur Eröffn un g der Bi sc hofssy node im Oktober: "Und di e K irche ist berufen, ihre Se ndun g zu leben in der Li ebe, di e ni cht mit dem Fin ge r auf di e and eren ze igt, um sie zu verurteil en, sond ern ... sich verpfl ichtet fühlt, die verl etzte n Paare zu suchen und mit dem Öl der Aufnahm e und der Barmh erzi gkeit zu pfl ege n; ein Fe ldl azarett zu se in mit offenen Türen, um j eden aufzun ehm en, der ank lopft und um Hi l fe und Unterst ütZLI ng bittet .. .. " Der Beg riff der Barmh erzi gkeit wird von Franz isku s also in Zusa mm enhan g gese hen mit dem Heil en. Es ge ht ihm um di e unmittelbar au f di e ve rl etzten, leid end en Men sc hen reag ierende So rge, di e den Mittelpunk t des kirch li chen Hande in s bi lden soll. Dabei dürfen Schuld, Herkunft, soz ialer Statu s oder sex uell e Ori enti erun g des Gege nübers kein e Hol le spie len. Zie l ist es vi elm ehr, sich j eder und j e-

7 dem vorbe haltlos zuz uwenden. Durch di e päpstliche Lesa rt des Ba rm her zigkeitsbeg ri ffs wi rd der Mensc h al s M ensc h zum Au sgan gspunkt all en chri stl ichen Hand ein s. Zum ange messe nen Umga ng mit kirchli chen Ge boten ve rw ei st Fra nzisku s w iederh olt auf das Jes uswort: "Der Sabbat ist fü I' den Menschen da, ni cht der Mensch fü I' den Sabbat " (lVII< 2,27 ). So war von vorn eher ein nicht zu erw arten, dass es auf· der Fa mili ensy node um ein e r ein e Wi ederho lun g der bekannten Gebote gehen soll te. Entspre chend hoch waren und sind di e Erw art·un ge n.

Es ist bee i nd r uckend , m it welc h sc honu ngslosem ßl ick di e deutsc hsprac h ige n Bisc höfe d je Leh r ve rk ü nd ig u ng der Verga nge n heit a na lys ieren und sie al s un erb ittI ich streng kriti sieren. Doch di ese Se lb stkritik ist ni cllt in da s Sch lussdok um ent au fge nomm en wo rd en. Wa s sag t es ü bel' das Lern - und Verä nd eru ngs potent ia I di ese r Sy node aus, wen n di e Bi sc hiife sich ni cht darauf eini ge n könne n, di ese ehrli che Ause i na nd er se t zu ng mit i hrer eigenen Leh r trad ition unter dem Maßstab der Barmh erzi g keit in ihre Beschl üsse au fz u neh men?

WAS KANN DER BEGRIFF DER BARMHERZIGKEIT FÜR FRAGEN DER

ÜBER BARMHERZIGKEIT ZUR GERECHTIGKEIT?!

Der Aufforderung barmh erzi g zu se in , wird imm er wieder Mit der püpstl ich en Leitvok abel der Ba rm herzi gl