Zum neuen Jahrgang

Dr. Lehmann ist an der Rechnerentwicklung bei IBM aktiv beteiligt. ... Adresse: Friedrich-Schiller-Universität. Jena, Institut für Informatik, Lehrstuhl für.
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Editorial it 1/2003

Zum neuen Jahrgang Prof. Zemanek Es gibt nicht viele Zeitschriften der Informationstechnik, die seit über 40 Jahren bestehen. Da bedurfte es der Weitsicht der Gründer, so zeitig zu beginnen; da bedurfte es der Kontinuität von Verlag und Herausgebern und zugleich ihrer Fähigkeit der Selbsterneuerung, die in unserm Fall ständig überfordert ist; und da bedurfte es der Treue und Geduld der Abonnenten, die der Zeitschrift die Existenz ermöglichen. Der Computer ist allgegenwärtig geworden und es gibt bereits mehr PCs auf der Welt als Autos. Der Computer vermag die Routine-Arbeit aller menschlicher Arbeitsgebiete – ohne Ausnahme – zu übernehmen und erfreut sich daher eines geradezu unendlichen Anwendungsfeldes: ein unheimlich schnell expandierendes Weltall, dem keine Zeitschrift gerecht zu werden vermag. Es gibt aber keinen besseren Zugang als eine Zeitschrift – diese Wahrheit müsste man in jedem Heft mit einem Leitartikel propagieren, aber das würde sehr bald in Redundanz ausarten. Das heute so gerne entgegengehaltene Internet mit seinen Suchmaschinen ist kein Ersatz. Auf solchem Weg werden Fragen beantwortet (nicht jede Frage), aber die Kunst, die rechte Frage zu stellen, lernt man nur aus der eigenen Arbeit und aus der regelmäßigen Gewohnheit, Zeitschriften zu lesen. Ganz generell verdrängt nicht ein Medium das andere, sondern sie vereinen sich zu einem Chor, in welchem jede Stimme ihre Wichtigkeit hat.

Ich wünsche der Zeitschrift unter dem neu-alten Namen das gleiche Gedeihen wie in den vergangenen Jahrzehnten – nicht nur, weil ich mir als einer der Väter die stetige Sorge um das längst erwachsene Kind nicht abgewöhnen kann, sondern auch, weil das Fachgebiet Informationstechnik in der Öffentlichkeit durch gute Zeitschriften präsentiert sein muss, um seine Bedeutung und seine geistige Position zu wahren.

Der Verleger Sie halten das erste Heft des 45. Jahrgangs dieser Zeitschrift in der Hand. Begründet 1958 von Hans Kaufmann und Hans Piloty unter dem Titel eR – Elektronische Rechenanlagen, war es von Beginn an das Anliegen von Herausgebern und Redaktion, das Umfeld der Computer und ihrer Anwendungsmöglichkeiten auf hohem inhaltlichen Niveau in all seinen wesentlichen Facetten zu begleiten. 1986 wurde der Titel der Zeitschrift in it – Informationstechnik

Prof. Dr. Heinz Zemanek

geändert, seit 1993 hieß sie, auch im Zeichen einer intensivierten Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Informatik, it+ti – Informationstechnik und Technische Informatik. Mit diesem Heft ändert sich der Titel der Zeitschrift ein weiteres Mal. Sie heißt jetzt it – Information Technology, um dem Themenspektrum mit einem zeitgemäßen Begriff – auch im nicht-deutschsprachigen Ausland – mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und um zu signalisieren, dass neue Herausgeber auch inhaltlich neue Akzente setzen werden. Dabei wird die it auch weiterhin ihren Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum haben. Heinz Zemanek schreibt in Heft 1/1986, es sei geradezu der Trick des Computers, immer nur so viel zu ändern, wie unbedingt geändert

it – Information Technology

45 (2003) 1  Oldenbourg Verlag

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Editorial

werden muss, und damit erweise er sich als evolutionär und nicht als revolutionär. Auch die Änderungen des Titels und der Herausgeberschaft dieser Zeitschrift sind nicht als Revolution, sondern als behutsame Weiterentwicklung des Bewährten gedacht. Die vorliegenden Jahrgänge der Zeitschrift sind eine eindrucksvolle Kette von Beiträgen und Themenheften hochkompetenter Experten für eine anspruchsvolle Leserschaft. Das ist dem Engagement aller Herausgeber zu verdanken, die mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen die wichtigen Themen ausgesucht (und Holzwege vermieden) haben und für Autoren aus Forschung und Entwicklung an Hochschulen und in der Industrie ein attraktives Umfeld geschaffen haben als Plattform und Forum des Fachgebiets. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank für ihre Expertise und ihren Gestaltungswillen, mit denen sie über die Jahre das Profil der Zeitschrift bestimmt haben. Es freut mich sehr, dass mit diesem Jahrgang drei neue Hauptherausgeber die Geschicke der Zeitschrift in die Hand nehmen: Prof. Dr. Paul Molitor, Prof. Dr. Klaus Küspert und Prof. Dr. Kurt Rothermel. Ich danke ihnen für ihre Bereitschaft, die Zeitschrift unter dem neuen Namen auf ihrem erfolgreichen Weg weiterzuführen und wünsche ihnen und den weiteren neuen und alten Mitgliedern des Herausgebergremiums dabei eine glückliche und ideenreiche Hand.

Johannes Oldenbourg

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Die Hauptherausgeber Unsere Zeitschrift – 1958 unter dem Namen Elektronische Rechenanlagen gegründet – war eine der ersten wissenschaftlichen Journale auf dem Gebiet der Informationstechnik und Technischen Informatik und gleichzeitig die erste deutschsprachige Zeitschrift dieses Fachgebietes. Mit dem Jahreswechsel 2002/03 erfährt die Zeitschrift nun eine weitere Umgestaltung, die sich nicht nur im neuen Titel it – Information Technology und Untertitel Methoden und innovative Anwendungen der Informatik und Informationstechnik zeigt. Mitglieder des Herausgebergremiums sind – neben den drei Hauptherausgebern – Frau Prof. Martina Zitterbart (TU Karlsruhe) und die Herren Prof. Georg Färber (TU München), Prof. Ralf Hofestädt (Universität Bielefeld), Dipl.Ing. Peter Jilek (Siemens-Fujitsu Computers), Prof. Peter Liggesmeyer (Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam), Prof. Dieter Monjau (TU Chemnitz) und Prof. Martin Welsch (IBM Böblingen). Die mit der Umgestaltung verfolgte Zielsetzung ist es, mit der it in Zukunft eine wissenschaftliche Zeitschrift anzubieten, die als Schwerpunkt die Veröffentlichung von Methoden und innovativen Anwendungen der Informatik und der Informationstechnik hat, die im deutschsprachigen Raum – aber auch weltweit – entwickelt werden und an der Schwelle zum industriellen Einsatz stehen. Demzufolge werden in der neuen it Artikel sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache erscheinen. Es werden weiterhin regelmäßig Themenhefte zu aktuellen Gebieten der Informationstechnik und der Informatik erscheinen. In Vorbereitung sind Hefte zu den Themen Optotechnologie in der IT (Gastherausgeber: Prof. Dietmar Fey, Universität Jena), XML (Dr. Harald Schöning, Software AG), Data Warehousing (Prof. Wolfgang Lehner, TU Dres-

den) und Datenkompression (Prof. Dietmar Saupe, Universität Konstanz). Ein besonderes Anliegen der Herausgeber ist es, die Zeitschrift zu einem für Wissenschaftler und Vertreter der Industrie begehrten Forum für freie Beiträge zu machen. Durch ein unabhängiges und breites Profil der Zeitschrift, ein kompetentes und schnelles Begutachtungsverfahren und eine weite Verbreitung erhoffen wir uns, dass freie praxisrelevante Beiträge hoher Qualität in Zukunft in der neuen it eine größere Rolle spielen als bisher. In der neu geschaffenen Rubrik Ausgezeichnete Dissertationen werden herausragende Forschungsarbeiten vorgestellt, die im Rahmen von Dissertationspreisen – wie zum Beispiel dem Dissertationspreis der GI, dem ITG-Förderpreis und der Ernst-Denert-Stiftung – in die engere Wahl gekommen sind. Hierbei werden nicht nur Arbeiten berücksichtigt, die einen Fortschritt für die Informatik und die Informationstechnik selbst bedeuten, sondern auch Anwendungen dieser Methoden in anderen Disziplinen. Wir freuen uns, in dem vorliegenden ersten Heft neben einem Vorwort der Vorsitzenden des GI-Nominierungsausschusses, Frau Prof. Dorothea Wagner, die im Jahre 2000 von der Gesellschaft für Informatik ausgezeichnete Dissertation Qualitätsgesteuerte Anfragebearbeitung für Integrierte Informationssysteme von Herrn Dr. Felix Naumann vorstellen zu können, der an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert hat. Im zweiten Heft wird die am Berliner Zentrum für mechatronische Medizintechnik entstandene Dissertation Eine interaktive Robotersteuerung für chirurgische Applikationen von Herrn Dr. Andreas Hein vorgestellt. Ebenfalls neu in der it ist die Rubrik Aktuelle Forschungsschwerpunkte mit Berichten über praxisrelevante DFG-Schwerpunkt-



Zum neuen Jahrgang

programme, Sonderforschungsbereiche oder Forschergruppen, die im Sinne eines Technologietransfers ausführlich vorgestellt werden. Wir beginnen in diesem Heft mit dem DFG-Schwerpunktprogramm Sicherheit in der Informations- und Kommunikationstechnik, das sich insbesondere mit gesellschaftspolitisch interessanten Fragen beschäftigt. Sprecher dieses DFG-Schwerpunktprogramms ist Herr Prof. Günter Müller von der Universität Freiburg i. Br. Das vorliegende Startheft der neuen it enthält neben den schon oben erwähnten Rubriken Ausgezeichnete Dissertationen und Aktuelle Forschungsschwerpunkte vier Hauptbeiträge: • Designing a Vision-based Collaborative Augmented Reality Application for Industrial Training: Die von der University of Ottawa und der University of Alberta stammenden Autoren X. Zhong, P. Liu, N. Georganas und P. Boulanger beschäftigen sich mit Augmented Reality, einer mit Virtual Reality verwandten Technologie. Sie erlaubt, reale Objekte in einer realen Umgebung mit virtuellen Objekten zu überlagern, um so dem Menschen – zum Beispiel bei seiner Arbeit – nicht nur Zusatzinformationen zukommen zu lassen, sondern auch zu ermöglichen, mit dieser virtuellen Welt zu interagieren. • Eigenschaften einer modernen Ein-/Ausgabe-Architektur: In dem Beitrag von W. Spruth und H. Lehmann erfahren Sie aus erster Hand Einzelheiten zu modernen Ein- und Ausgabe-Einrichtungen in heutigen Rechnersystemen, einem Themenkreis, der in modernen Lehrbüchern in der Regel vernachlässigt wird. Prof. Spruth war über viele Jahre Entwicklungsleiter in den IBM-Laboratorien Böblingen, unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des ersten S/370-Mikroprozessors. Dr. Lehmann ist an der Rechnerentwicklung bei IBM aktiv beteiligt. • Testen sicherheitskritischer Software zwischen Theorie und Praxis:

Eine Bestandsaufnahme. Der Autor P. Liggesmeyer, Leiter des Fachgebietes Softwaretechnik am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik an der Universität Potsdam, stellt die heute in der Praxis verwendeten Techniken zur Verifikation von Software vor und diskutiert ihre Vor- und Nachteile. • The SQL Standard: Dieser Beitrag von J. Michels et al. stellt den SQL-Standard vor und geht insbesondere auf ausgewählte Funktionalitäten ein, die in dem neuen Standard SQL 2003 verfügbar sein werden. Die Autoren des Beitrags arbeiten alle aktiv an vorderster Front in den Standardisierungsgremien mit und haben somit Wissen aus „erster Hand“ in ihren Beitrag eingebaut. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der neuen it. Die Hauptherausgeber

Prof. Dr. Paul Molitor, Universität Halle

1 Prof. Dr. Klaus Küspert, Universität Jena

2 Prof. Dr. Kurt Rothermel, Universität Stuttgart

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1 Prof. Dr. rer. nat. Paul Molitor. Diplom (1982), Promotion (1986) und Habilitation (1992) an der Universität des Saarlandes. 1982–1992 Forschungstätigkeit im Sonderforschungsbereich 124 VLSI-Entwurfsmethoden und Parallelität. 1992–1993 Lehrstuhlvertretungen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. 1993–1994 Professor für Technische Informatik an der HumboldtUniversität zu Berlin. Seit 1994 Professor für Technische Informatik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Direktor des Instituts für Informatik und des interdisziplinären wissenschaftlichen Zentrums für Informatik der Universität Halle. Hauptarbeitsgebiete: Formale Verifikation digitaler Systeme, Logische Synthese integrierter Schaltungen, Entwurf von Hardwarealgorithmen, Multimediale Aufbereitung von Lehrmodulen aus dem Bereich der Technischen Informatik. Adresse: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fachbereich Mathematik und Informatik, Institut für Informatik, von-Seckendorff-Platz 1, D-06120 Halle (Saale), E-Mail: [email protected] 2 Prof. Dr.-Ing. Klaus Küspert. Von 1975–1980 Informatikstudium an der TH Darmstadt, anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Informatik der Universität Kaiserslautern und Promotion dort über ein Datenbankthema. 1985–1995 Mitarbeiter (Research Staff Member) am Wissenschaftlichen Zentrum der IBM in Heidelberg (WZH), Mitarbeit in der Datenbankabteilung (Projekt AIM), ab 1990 Leiter dieser Abteilung, ab 1992 Leiter des Instituts für Datenbanken und Software Engineering (IDSE). Parallel dazu Lehrtätigkeiten an der Universität Mannheim, der TU Chemnitz und der Universität Jena. Seit 1995 Inhaber des Lehrstuhls für Datenbanken und Informationssysteme am Institut für Informatik der Universität Jena. Hauptarbeitsgebiete: sehr große Datenbanken (VLDB), objektrelationale Datenbanken, mobile Datenbanken; verschiedene Projekte, u. a. mit der Industrie (IBM, SAP, . . .). Adresse: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Informatik, Lehrstuhl für Datenbanken und Informationssysteme, Ernst-Abbe-Platz 2, D-07743 Jena, E-Mail: [email protected]

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Editorial

3 Prof. Dr. rer. nat. Dr. E. h. Kurt Rothermel. Diplom (1981) und Promotion (1985) im Fach Informatik an der Universität Stuttgart. Von 1986–1987 Forschungstätigkeit am IBM Almaden Research Centre, von 1988–1989 am IBM European Networking

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Centre. Seit 1990 Professor am Institut für Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner an der Universität Stuttgart und Leiter der Abteilung Verteilte Systeme. Hauptarbeitsgebiete: Kommunikationsprotokolle, Mobile-Agenten-Systeme, Verteilte Multi-

media-Systeme, Mobile Computing, CSCW. Adresse: Universität Stuttgart, Fakultät für Informatik, Breitwiesenstr. 20–22, D-70565 Stuttgart, E-Mail: [email protected]