Zeichnungen zu Fontanes Wanderungen durch die ... AWS

(Wo Hohenloh fiel) was will die Flamme? Ist's bloß ein Irrlicht? ... Nun klärt sich das Wetter,. Sonnenschein, Trompetengeschmetter,. Derfflinger greift an, die Schweden fliehn,. Grüß Gott dich Tag von Fehrbellin. Grüß Gott dich Tag, du Preußenwiege,. Geburtstag und Ahnherr unsrer Siege,. Und Gruß dir, wo die Wiege stand,.
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Thomas Lünser

ZEICHNUNGEN ZU FONTANES »WANDERUNGEN DURCH DIE MARK BRANDENBURG« Band 3

HAVELLAND

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© 2017 AAVAA edition Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA editions Verlag Coverbild: Thomas Lünser Printed in Germany Taschenbuch: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-95986-051-2 ISBN 978-3-95986-052-9 ISBN 978-3-95986-053-6 Mini-Buch ohne ISBN

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde die Ortho-

graphie der Textpassagen behutsam der heutigen Schreibweise angepasst.

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Vorwort Ich wage eine kühne Behauptung: Wenn Theodor Fontane

(1819-1898) sich einen Illustrator für seine »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« hätte aussuchen können, dann wäre die Wahl auf Thomas Lünser gefallen. Oder sagen wir es ein

wenig sachlicher: Er wäre sicherlich erfreut gewesen, wenn er die

Arbeiten des Ihlower Malers und Zeichners erblickt und betrachtet hätte. Und er hätte sie gutgeheißen.

Vier Bände der »Wanderungen« sind innerhalb eines Zeitraumes von zwanzig Jahren im Verlag von Wilhelm Hertz in

Berlin erschienen, wobei die Entstehungszeiten der einzelnen

Aufsätze selten identisch mit dem Datum ihres Erscheinens sind: »Die Grafschaft Ruppin« 1862, »Das Oderland« 1863, »Havelland« 1873 und »Spreeland« 1882.

»Fünf Schlösser«, 1889 herausgekommen, wollte Fontane nicht

als unmittelbare Fortsetzung der ersten vier Bände verstehen,

sondern als historische Spezialarbeit. Zudem war er hier »nicht wirklich gewandert«.

Außerdem verfasste er eine große Anzahl Aufsätze bzw. nahm

sie in Angriff, die in die »Wanderungen« nicht aufgenommen wurden, separat erschienen oder in der Schublade blieben, »Das

Ländchen Friesack und die Bredows« 1889 zum Beispiel und die 5

wunderbaren Erinnerungsblätter an seine Freundin und Gönnerin Mathilde von Rohr 1892.

Wie begründe ich nun meine Behauptung? Ich könnte es mir

einfach machen und sagen, die Zeichnungen sprechen für sich selbst. Das muss jeder Leser oder Betrachter selbst entscheiden.

Tatsache ist, dass Lünser, der 1963 im thüringischen Viernau geboren wurde und nach langen Jahren in Berlin mittlerweile

in Ihlow in Märkisch-Oderland lebt, die besten Voraussetzungen für diese Arbeit mitbringt.

Die erste ist natürlich, dass er seinen Fontane gelesen hat. Viele

kennen die »Wanderungen«, aber wer hat sie gelesen? Hinzu-

zuzählen die Romane »Effi Briest« und »Der Stechlin«. Beide Bücher sind ohne die »Wanderungen« nicht zu denken.

Zweitens ist er den Spuren des märkischen Wanderers gefolgt, nicht nur in dem Sinne, dass er die Orte, die Fontane beschreibt, aufsuchte, sondern auch gedanklich, hintergründig; will sagen,

er kennt sich mittlerweile in der Brandenburgischen Geschichte

und Geographie genauso gut aus wie Fontane, der ja ein passionierter Historiker war.

Dieses Hintergrundwissen ist eigentlich schon Voraussetzung

Nummer drei, einfach nur nachreisen und abbilden, das genügt nicht.

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Und die vierte Voraussetzung: Natürlich muss man zeichnen

können, sein Handwerk verstehen. Das hat Lünser seit vielen Jahren und in vielen Ausstellungen, im Land Brandenburg u.

a. in Altlandsberg, in Strausberg und in Buckow – alles auch Fontansche Wanderziele, deshalb nenne ich sie – bewiesen.

Man sehe nur einmal, wie genau er die Vorlagen studiert hat

und auf’s Papier bringt, da ist nichts dem Zufall überlassen, da

sitzt jeder Pinselstrich. Kreativität und Disziplin, das sind die preußischen Tugenden des Thüringers.

Die »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« sind übrigens zu Lebzeiten Fontanes sein größter Erfolg, auch was die

Auflage betraf, geworden. Wünschen wir auch diesem schönen Buch von Thomas Lünser, dass es viele Leser und Betrachter findet. In Fontanes Sinne, da bin ich mir sicher. Roland Lampe,

Schriftsteller und Journalist, Juli 2017

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Havelland

67 Zeichnungen von Thomas Lünser zu Theodor Fontanes

»Wanderungen durch die Mark Brandenburg« Band III »Das Havelland«

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Havelland Grüß Gott dich, Heimat!

... Nach langem Säumen

In deinem Schatten wieder zu träumen, Erfüllt in dieser Maienlust

Eine tiefe Sehnsucht mir die Brust. Ade nun Bilder der letzten Jahre,

Ihr Ufer der Saône, der Seine, Loire,

Nach Kriegs- und fremder Wässer Lauf

Nimm, heimische Havel, mich wieder auf.

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Es spiegeln sich in deinem Strome

Wahrzeichen, Burgen, Schlösser, Dome:

Der Juliusturm, den Märchen und Sagen Bis Römerzeiten rückwärts tragen,

Das Schildhorn, wo bezwungen im Streite Fürst Jaczo dem Christengott sich weihte,

Der Harlunger Berg, der an oberster Stelle Weitschauend trug unsre erste Kapelle,

Das Plauer Schloss, wo fröstelnd am Morgen

Hans Quitzow steckte, im Röhricht verborgen, Die Pfaueninsel, in deren Dunkel

Rubinglas glühte Johannes Kunckel,

Schloss Babelsberg und »Schlösschen Tegel«, Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, Ob rote Ziegel, ob steinernes Grau,

Du verklärst es, Havel, in deinem Blau. Und schönest du alles, was alte Zeiten Und neue an deinem Bande reihten,

Wie schön erst, was fürsorglich längst Mit liebendem Arme du umfängst.

Jetzt Wasser, drauf Elsenbüsche schwanken, Lücher, Brücher, Horste, Lanken,

Nun kommt die Sonne, nun kommt der Mai, Mit der Wasserherrschaft ist es vorbei. 10

Wo Sumpf und Lache jüngst gebrodelt, Ist alles in Teppich umgemodelt,

Ein Riesenteppich, blumengeziert, Viele Meilen im Geviert.

Tausendschönchen, gelbe Ranunkel, Zittergräser, hell und dunkel,

Und mitteninne (wie das lacht!)

Des roten Ampfers leuchtende Pracht. Ziehbrunnen über die Wiese zerstreut, Trog um Trog zu trinken beut,

Und zwischen den Trögen und den Halmen,

Unter nährendem Käuen und Zermalmen, Die stille Herde ,.. das Glöcklein klingt,

Ein Luftzug das Läuten herüberbringt. Und an diesen Teppichs blühendem Saum All die lachenden Dörfer,

Ich zähle sie kaum :Linow, Lindow, Rhinow, Glindow, Beetz und Gatow, Dreetz und Flatow,

Bamme, Damme, Kriele, Krielow,

Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow, Zachow, Wachow und Groß-Behnitz,

Marquardt-Ütz an Wublitz-Schlänitz, 11

Senzke, Lenzke und Marzahne, Lietzow, Tietzow und Rekahne,

Und zum Schluss in dem leuchtenden

Kranz: Ketzin, Ketzür und Vehlefanz. Und an deinen Ufern und an deinen Seen,

Was, stille Havel, sahst all du geschehn?! Aus der Tiefe herauf die Unken klingen,

–Hunderttausend Wenden hier untergingen;

In Lüften ein Lärmen, ein Bellen, ein Jagen, »Das ist Waldemar«, sie flüstern und sagen; Im Torfmoor, neben dem Cremmer Damme,

(Wo Hohenloh fiel) was will die Flamme? Ist's bloß ein Irrlicht?

... Nun klärt sich das Wetter,

Sonnenschein, Trompetengeschmetter,

Derfflinger greift an, die Schweden fliehn, Grüß Gott dich Tag von Fehrbellin.

Grüß Gott dich Tag, du Preußenwiege,

Geburtstag und Ahnherr unsrer Siege, Und Gruß dir, wo die Wiege stand, Geliebte Heimat, Havelland!

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Zeichnungen zu Theodor Fontanes »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« Band III »Das Havelland« Blatt 1, Havelland

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Gerovit Gerovit, der Frühlingssieger...

War mit kriegerischen Attributen geschmückt, mit Lanzen und Fahnen,

Auch mit einem kunstvollen

mit Goldblech beschlagenem Schild... Die Wenden rückten, etwa um 500, in die halb

entvölkerten Lande zwischen Oder und Elbe ein.

Sie fanden hier noch die zurückgebliebenen Reste der

alten Semnonen, jenes großen germanischen Stammes,

der vor ihnen das Land zwischen Elbe und Oder innegehabt und es – entweder einem Druck von Osten her nachgebend, oder aber durch Abenteuerdrang dazu

getrieben – im Laufe des fünften Jahrhunderts verlassen.

Nur Greise, Weiber und Kinder waren teilweise zurück-

geblieben und kamen in Abhängigkeit von den vordringenden Wenden.

Diese wurden nunmehr der herrschende Stamm und

gaben dem Lande sein Gepräge, den Dingen und Ortschaften ihre wendischen Namen.

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