Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben ...

Nach dem Einstieg seiner Söhne Emil und Richard wurde das. Unternehmen in A. Lange & Söhne umbenannt. Heute werden rund 470 Mitarbeiter beschäftigt ...
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„Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit.“ Die Uhrenmanufaktur Lange & Söhne aus Glashütte gilt als weltweit renommiertes Unternehmen. Wir machen eine Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert. Beim Staatsbesuch 1898 in Konstantinopel überreichte der deutsche Kaiser Wilhelm II. dem Sultan Abdul Hamid II. als Gastgeschenk eine prunkvolle Taschenuhr von A. Lange & Söhne. Das aufwendig dekorierte Goldgehäuse in 18 Karat mit 18 Rubinen und 57 Brillanten ist heute im Topkapi Sarayi Museum in Istanbul zu bestaunen. Auch August der Starke begutachtete gerne das glänzende Ziffernblatt seiner Uhr. Er war fasziniert von der feinen Mechanik. Schon damals beschäftigte er einen persönlichen Hofuhrmacher, der die teuren Stücke pflegte. Genau hier beginnt der Stammbaum der Langeschen Uhrmacherdynastie. Am 7. Dezember 1845 legte Ferdinand A. Lange mit der Gründung der „Glashütter Manufaktur Lange & Cie.“ den Grundstein für die Feinuhrmacherei in Sachsen. Nach dem Einstieg seiner Söhne Emil und Richard wurde das Unternehmen in A. Lange & Söhne umbenannt. Heute werden rund 470 Mitarbeiter beschäftigt, davon sind fast die Hälfte Uhrmacher. Auch für Nachwuchs ist gesorgt: Seit 1997 gibt es eine eigene Uhrmacherschule. Doch was macht diese Uhren so besonders? Darauf weiß Mathias Hänning, Sammler und Betreiber der Website www.pocketwatch.de, eine Antwort: „A. Lange & Söhne ist wohl das interessanteste Sammelgebiet, das man sich vorstellen kann“ schwärmt der Experte. „Hinter den Uhren steckt eine tolle Geschichte von risikoreichem Unternehmertum, Erfindergeist und den Weltkriegen. In diesem Unternehmen spiegelt sich die deutsche Geschichte von 1845 – 1945“ so Hänning weiter. Mit Preisen bis zu 400.000 Euro sind die Zeitmesser exklusive Liebhaberstücke, von denen nur wenige tausend pro Jahr gefertigt werden. Nach Aussagen von Lange & Söhne gelten die Uhren aber nicht als Statussymbol. Fragt sich, welches Klientel die Firma bedient. „Uhren aus diesem Haus sind wirklich noch Unikate. Die meisten Uhren wurden auf Kundenwunsch produziert und sind entsprechend individuell“ so Hänning. „Es macht außerordentlich Spaß, jede Uhr zu betrachten und sie mit anderen zu vergleichen. Dem Sammler geht dabei das Herz auf!“ Etwa 80 Prozent aller Uhren werden exportiert, vor allem nach Asien. Verkaufsstellen findet man mittlerweile in Shanghai und Tokyo. Das war nicht immer so. Zu Kriegsende 1945 wurde das Hauptproduktionsgebäude durch Fliegerbomben fast vollständig zerstört. Auf der Flucht vor den Besatzern wurden viele Uhren auf verschiedenste Weise versteckt. „Ich selbst besitze eine Uhr, die in einem Schmalzglas von Pommern in den Westen auf der Flucht mitgenommen wurde“ erzählt Mathias Hänning stolz. Drei Jahre nach Kriegsende wurde die Familie Lange vom sowjetischen Regime enteignet. Damit begann eine fast 40-jährige Zwangspause des Unternehmens. Am 7. Dezember 1990 gründete Walter Lange dann die Lange Uhren GmbH

und ließ die Marke „A. Lange & Söhne“ weltweit registrieren. Genau 145 Jahre nach der Ansiedelung seines Urgroßvaters im sächsischen Glashütte.