Wo die Kuh noch Hörner hat

Katja Peter –. Thüringer Wald Ziege. 52. Die Peters haben einen .... viel Freude mit der Lektüre dieses Buches. Antje Feldmann – Geschäftsführerin der G E H ...
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Wo die Kuh noch

Bigi Möhrle

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Vom Glück alte Nutztierrassen zu halten

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Bigi Möhrle

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Hörner hat Vom Glück, alte Nutztierrassen zu halten

INH A LT Sanft mit dem Boden Pferdehof Weltin 10

Schon als Achtjähriger hat Guido Weltin mit seinem Großvater nach dem Krieg das Ochsengespann beim Pflügen und Säen auf dem Acker geführt. Heute mit 69 Jahren arbeitet er immer noch jedes Frühjahr am liebsten mit seinen Schwarzwälder Füchsen auf den Feldern, aber nun mit modernen Geräten. Bei den Zugpferden macht ihm keiner was vor, er ist ein echter Profi.

Die „Seealp“ liegt direkt am Bergsee im Val Cama in Graubünden und ist nur zu Fuß erreichbar. Das Tal ist zerklüftet und wild. Genau richtig für die Grauen Bergziegen. Hier spielt die am meisten bedrohte Schweizer Ziegenrasse die Hauptrolle in der heutigen Alpwirtschaft. Robust, widerstandsfähig und anspruchslos: das ist das Erfolgsrezept der apart silberfarbenen Ziegen.

Gänse im Wohngebiet Frank Volkmann – Leinegans 30

Grau wie Granit Katia Boschi – Capra Grigia, Graue Bergziege 18

Für Volkmann begann die Leidenschaft für alte Nutztierrassen mit der Leinegans. Sie schien bereits ausgestorben, doch 1994 fand man überraschenderweise doch noch ein Leinegans-Paar und später weitere sechs reinrassige Tiere. Mittlerweile gibt es wieder 120 von ihnen. Volkmann fand immer mehr Gefallen an ihnen und sitzt nun im Vorstand des Herdbuch-Vereins Leinegans.

Die wunderschöne, seltene, fuchsfarbene Herde des Roten Angler Rindes alter Zuchtrichtung bildet das Herz von Hof Luna. Für den Landwirt des Hofes, Wilhelm Bertram, ist ganzheitliches Denken und Arbeiten ein großes Anliegen. Dazu passen für ihn die alten Nutztierrassen hervorragend, denn seiner Meinung nach sind sie durch extreme Lebendigkeit gekennzeichnet und erfreuen sich noch an natürlichem Verhalten.

Schimmelziege pikant und Ziegentrinkjoghurt Katja Peter – Thüringer Wald Ziege 52

Wilhelm Bertram – Rotes Angler Rind a. Z. 42

Die Peters haben einen Arche-Hof, wo stark bedrohte Nutztierrassen bewusst ins Betriebskonzept integriert sind, um durch ihre Nutzung aktiv zu ihrer Erhaltung beizutragen. Unter dem Motto: „Erhalten durch Essen“ macht der Ziegenhof Käse aus der Milch seiner Ziegen. So sorgt der Verkauf der Köstlichkeiten, frisch ab Hof, direkt für die Tiere.

Die Arche Warder ist Europas größter Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen. Auf 40 Hektar leben mehr als 1200 Tiere aus 82 verschiedenen Rassen. Durch Bewahrung, Zucht und Weiterverbreitung haben diese Tiere wieder eine Chance, von der Roten Liste der gefährdeten Arten gestrichen zu werden.

Der Deisenbauernhof, einer der „Höfe ob der Wüste“ im Hochschwarzwald, gehört den Weins seit 1991. Eigentlich begann es als Liebhaberei und Notlösung, die Beweidung hinter dem Haus und damit die Pflege der Schwarzwälder Kulturlandschaft mit den Rindern. Heute halten die Mutterkuhherden an der berühmten Schwarzwaldhochstraße die Steilflächen frei.

Der Wettergott meint es gut heute

Vielfalt statt Einfalt Arche Warder – Rotbuntes Husumer Schwein 62

Es begann mit Biene, Dubi und Hilde Gerold Wein – Hinterwälder Rind 72

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LEINEGÄNSE

So eine Traumgeschichte Franzi Lerch und Reinhard Seitner – Waldvierteler Waldschaf 82

Was machst du, wenn du nicht schon qua Geburt zum Bauern auserkoren wurdest? Ganz einfach, du bastelst dir deinen eigenen kleinen Hof. Stück für Stück, mit viel Hingabe, mit Liebe zur Vielfältigkeit, mit kompetentem Wissen, zu zweit, in einer wunderschönen Landschaft am Rande des Waldviertels ist dies Franzi und Reinhard gelungen.

Umwege zum Traumberuf machte Berthold Weber, denn nicht einmal bei Studiumsbeginn der Agrarwissenschaften dachte er daran, dass er später auf dem elterlichen Betrieb landen würde. Doch seiner Liebe zur Vielfalt ist es zu verdanken, dass sie auf dem Weberhof nicht irgendwelche Hühner halten, sondern gefährdete wie die Ostfriesischen Möwen.

Politische Rindviecher Lars und Ilka Sieh – Uckermärker Rind 102

In Oberschwaben Ostfriesen? Berthold Weber – Ostfriesische Möwe 94

Als Lars Sieh von der Treuhand 1999 das Pachtlos für Gut Schmölln bekam, konnte es für ihn und seine vier Söhne wieder mit der Landwirtschaft losgehen. Kein Hof ohne Tiere, sagte er und verschrieb sich dem Uckermärker Rind. Es ist die jüngste Rinderrasse Deutschlands, sie wurde zur Fleischversorgung 1972 in der DDR gezüchtet und ist außerhalb Brandenburgs kaum bekannt.

Genügsamkeit und Gutmütigkeit zeichnen die Kaltblutpferde des Schwarzwaldes aus. Sie mussten sich schon immer ihr knappes Futter bei harter Arbeit verdienen. Mit Leib und Seele hat sich Jörg Kurtz ihrer Zucht verschrieben. Sein Gestüt hat nichts gemein mit profitorientierter Pferdezucht und -haltung. Er pflegt und züchtet seine Pferde in überschaubarem Rahmen.

,,Wälderpferde

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Jörg Kurtz – Schwarzwälder Fuchs 114

FRANK VOLKMANN

Ein Lustmensch, ein Künstler, ein Narr Josef Zotter – Der Essbare Tiergarten 122

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Der österreichische Chocolatier Josef Zotter produziert die berühmten Schokoladen Für schräge Vögel, Für Brave oder Für Langschläfer. Sich selbst zu versorgen und energieautark zu sein, war aber immer sein anderer Traum. 2011 machte er ihn wahr mit dem Essbaren Tiergarten, einer ökologischen Landwirtschaft zum Erleben, mit vielen bedrohten Nutztierrassen. Nun bittet er seine Besucher, zu genießen, was im Tiergarten gedeiht.

Wissensdurstig ? 133 Wie heißt es in der Nutztier haltung 133 – Lauter Lesestoff 138 Traditionelle Termine 138 – Die besuchten Nutztierhalter und -züchter 139 – Nützliche Adressen und Anlaufstellen 140 – Wo finde ich was ? 141 – Bildquellen und Impressum 142

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VORWORT

Nutztierrassen

„Alte dürfen nicht aussterben“

Es macht Mut und inspiriert, die Geschichte und Gedanken von Menschen zu lesen, die sich aus den verschiedensten Gründen mit gefährdeten Nutztierrassen befassen. Allein 185 gefährdete regionale Nutztierrassen, die weltweit einzigartig sind, finden sich im deutschen Sprachraum. Sie wurden über viele Generationen züchterisch weiterentwickelt und konnten so wesentlich das Leben und Überleben der ländlichen und städtischen Bevölkerung sicherstellen. Weshalb soll gerade in unserer Generation das endgültige „Aus“ dieser Rassen gekommen sein? Und weshalb sollen sie als vermeintlich rückständig und unrentabel nur noch auf der „Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen“ einen sicheren Platz einnehmen? Im Bereich der Wildtiere und -pflanzen gibt es Rote Listen schon lange und sie erfüllen auf herausragende Weise die Funktion effektiver Frühwarnsysteme. Dass es auch eine Rote Liste für gefährdete Nutztierrassen gibt, ist dagegen leider sehr wenig bekannt. Dennoch zeigt sie die erhoffte Wirkung. Die letzte Rasse, deren Aussterben wissentlich nicht verhindert wurde, war das Deutsche Weideschwein im Jahr 1975. Die besonderen Eigenschaften der alten, angepassten, vielseitig ausgerichteten Rassen werden in unserer schnelllebigen, auf Spitzenleistungen ausgerichteten Landwirtschaft kaum geschätzt. Aber kann

FRANK VOLKMANN

dies ein dauerhaftes Zukunftsmodell sein? Sollten wir uns nicht eine Tür offen halten für Nutztiere mit solchen Eigenschaften wie Langlebigkeit, Genügsamkeit, Anpassungsvermögen oder beste Fleischqualität? Gerade hier ist auch ein aufgeklärter Kundenkreis nötig, der sich den vielfältigen Produkten dieser Rassen zuwendet und damit der Tierhaltern ein wirtschaftliches Einkommen ermöglicht. Wenn die Tierhalterinnen und Tierhalter selbst zu Wort kommen und berichten, weshalb sie sich besonderen Rassen wie Hinterwälder Rindern, Thüringer Wald Ziegen, Ostfriesischen Möwen oder Schwarzwälder Kaltblut verschrieben haben, wird der Wert dieser Vielfalt besonders deutlich. Neue Ideen sind gefragt und da kann traditionelles Wissen Anstoß für eine moderne nachhaltige Landwirtschaft sein, die sich vielleicht auch gerade an Quereinsteigern und -denkern orientiert. Ansätze dazu wie artgerechte Tierhaltung, Ressourcen- und Klimaschutz brauchen auch Nutztiere, die sich dafür eignen. Noch ist viel zu wenig über den Genpool alter Rassen bekannt. Unbestritten ist aber inzwischen, dass er als schützenswertes Kulturgut zu wertvoll ist, um ihn leise und unbemerkt verschwinden zu lassen. Denn wer weiß, welche der Eigenschaften dieser Tiere uns eines Tages zugute kommen könnten? Im Namen der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GE H ) und zum Wohle von uns und unseren Nutzieren wünsche ich allen Leserinnen und Lesern viel Freude mit der Lektüre dieses Buches. Antje Feldmann – Geschäftsführerin der GE H

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PFERDEHOF

WELTIN