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Die Blaulichtexposition ist einer der beeinflussbaren Risikofaktoren, die an der Pathogenese der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) beteiligt sind. In mehreren Studien wurde die Beziehung zwischen Lichtexposition und AMD untersucht. Außerdem wurde in klinischen Versuchen die Beeinflussung der Sehfunktion ...
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WISSENSCHAFT

DIE ROLLE DES BLAUEN LICHTS IN DER PATHOGENESE DER A LT E R S B E D I N G U N G E N MAKULADEGENERATION Die Blaulichtexposition ist einer der beeinflussbaren Risikofaktoren, die an der Pathogenese der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) beteiligt sind. In mehreren Studien wurde die Beziehung zwischen Lichtexposition und AMD untersucht. Außerdem wurde in klinischen Versuchen die Beeinflussung der Sehfunktion durch Blaulichtfilter-IOLs im Vergleich zu herkömmlichen intraokularen Implantaten bewertet. Die Autoren empfehlen jedoch die Durchführung weiterer klinischer Studien zur Bewertung der präventiven Wirkung von Brillenglasfiltern, namentlich Gläser mit Schmalbandfiltern, im Hinblick auf Entwicklung und/oder Progression der AMD.

Kumari Neelam, FRCS, PhD, Abteilung für Augenheilkunde und Sehwissenschaften, Khoo Teck Puat-Klinik, Singapur. Eye Research Institute (SERI), Singapur Dr. Neelam ist klinische Wissenschaftlerin in der Abteilung für Augenheilkunde und Sehwissenschaften an der Khoo Teck PuatKlinik in Singapur. Ihre Forschungsarbeiten beschäftigen sich insbesondere mit der Makula-Pigmentierung, der altersbedingten Makuladegeneration und der pathologischen Myopie. Sie führt Studien zu den Pigmenten und Carotenoiden der Makula - Lutein und Zeaxanthin - durch. Sie beteiligt sich außerdem an epidemiologischen Studien am Singapore Eye Research Institute und ist zurzeit Lehrbeauftragte an der Medizinhochschule Duke-NUS Graduate Medical School.

Sandy Wenting Zhou, MD, Abteilung für Augenheilkunde und Sehwissenschaften, Khoo Teck Puat-Klinik, Singapur Dr. Zhou arbeitet gegenwärtig in der Abteilung für Augenheilkunde und Sehwissenschaften an der Khoo Teck PuatKlinik in Singapur. Sie beteiligt sich an Forschungsarbeiten im Bereich der Augenheilkunde. 2012 erhielt sie ein Reisestipendium von der „Association for Research in Vision and Ophthalmology“ für ihre Forschungsarbeiten zu Netzhautprothesen und veröffentlichte diese Studie in der Zeitschrift „Experimental Neurology“ .

Kah-Guan Au Eong, FRCS, Abteilung für Augenheilkunde und Sehwissenschaften, Khoo Teck Puat-Klinik, International Eye Cataract Retina Center (IECRC), Mount Elizabeth Medical Center und Farrer Park Medical Center, Singapur Dr. Au Eong ist als klinischer Wissenschaftler auf zahlreichen Gebieten der Augenheilkunde in Forschung und Innovation aktiv. Er schloss zwei Stipendienprogramme im Bereich vitreoretinale Forschung ab: von 1999 bis 2000 an der University of Manchester sowie am Manchester Royal Eye Hospital in Großbritannien und anschließend von 1999 bis 2000 am Wilmer Eye Institute, an der Johns Hopkins University School of Medicine und am Johns Hopkins Hospital of Baltimore in Maryland in den USA. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen die vitreoretinale Forschung, die Katarakt sowie die allgemeine Augenheilkunde.

SCHLÜSSELWÖRTER AMD, Neovaskularisation, blau-violettes Licht, intraokulares Implantat, Lipofuszin, Rhodopsin, Chromophor, RPE-Zellen, Photorezeptoren, Photopigmente, Photoreaktivität, Crizal® Prevencia®

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Points de Vue - nummer 71 - Herbst 2014

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WISSENSCHAFT

D

ie altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist bei der älteren Bevölkerung in den entwickelten Ländern die häufigste Ursache für Erblindung und stellt 8,7 % aller Fälle von Erblindung weltweit dar.1, 2, 3 In der Zukunft dürften die Fälle von AMD aufgrund der exponentiellen Alterung der Bevölkerung noch weiter ansteigen.

ABB. 1 R  etinale Degeneration: ein neues Modell blaulicht-induzierter Schädigung Lichtmikroskopische Aufnahme (400-fache Vergrößerung). Masson-Trichrom-Färbung eines Sagittalschnitts der Netzhaut 14 Tage nach Blaulichtexposition. Es bleiben ca. vier PhotorezeptorZellkernreihen bestehen mit Rissen im Innen- und Außensegment (Iris Pharma, Frankreich).

Typisch für AMD-Frühstadien sind gelbliche Ablagerungen (Drusen) und/ Contrôle. oder Pigmentveränderungen des retinalen Pigmentepithels (RPE), allerdings ohne offensichtliche Sehverluste. Im fortgeschrittenen Blaulichtexposition eine Rolle bei AMD-Stadium kommt es zu einer der AMD-Pathogenese spielt, Funktionsstörung und einem genauer in den Fokus genommen. Absterben der Photorezeptoren als Folge eines atrophischen (geografiLicht ist für das Sehen unentbehrsche Atrophie) und/oder neovaslich, stellt aber auch eine Gefahr für kulären Ereignisses (choroidale das Sehorgan an sich dar - eine seit Neovaskularisation CNV), das zu langem bekannte Tatsache. Die einem irreversiblen Verlust des zentmenschliche Netzhaut wird der ralen Sehens führt. Die frühen „sichtbaren Komponente“ des elektStadien von AMD verglichen mit den romagnetischen Spektrums von 400 späteren betreffen einen sehr viel gröbis 700 nm sowie kurzwelliger ßeren Teil der Bevölkerung und Infrarot-Strahlung ausgesetzt, da die erhöhen das Risiko, innerhalb von 10 ultravioletten Strahlen auf natürliJahren an einer fortgeschrittenen chem Wege von dem der Netzhaut AMD zu erkranken, um das 12- bis vorgelagerten Augengewebe, insbe20-fache.4 Bei der Behandlung der sondere der Hornhaut (295 nm) und neovaskulären AMD wurden bereits der Linse (unter 400 nm), gefiltert beachtliche Fortschritte erzielt. Mit werden. Folglich dringt das hocheeiner Anti-Angiogenese-Therapie ist nergetische sichtbare Licht mit Wellenlängen zwischen 400 und es jetzt möglich, einer Erblindung 500 nm, das vorzubeugen sog. blau-viound in vielen lette Licht, Fällen d a s „Licht ist für das Sehen oder vereinSehvermögen u nent behrlich, st ellt ab er facht auch wieder herzu„blaues Licht“ stellen.5, 6 Die auch eine G efahr für d as genannt, bis Behandlung ist Sehorgan an sich dar“ zur Netzhaut jedoch sehr vor. kostspielig und steht den Patienten in vielen Ländern Blaues Licht kann die Netzhaut auf nicht zur Verfügung.7, 8 Folglich ist die vielfältige Weise schädigen; an dieErmittlung beeinflußbarer sem Prozess sind verschiedene Risikofaktoren im Hinblick auf die Chromophore und Zellereignisse Erarbeitung eines beteiligt. Netzhautschädigungen aufPräventionsprogramms von vorrangigrund photochemischer Vorgänge ger Bedeutung. In diesem Artikel wird dürften jedoch bei der Entwicklung die seit langem herrschende einer AMD von Bedeutung sein. Die Überzeugung, wonach die

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Après exposition.

photochemischen Reaktionen finden unter normalen Umgebungsbedingungen statt und setzen eine Reaktion zwischen energetischen Photonen und einem absorbierenden Molekül in Anwesenheit von Sauerstoff in Gang, wobei reaktive Sauerstoffspezies (ROS) entstehen, die in hohem Maße toxisch auf die Netzhaut wirken. Eine kurze Exposition (bis zu ca. 12 Stunden) mit relativ intensivem Blaulicht kann bei Primaten zu einer Schädigung des retinalen Pigmentepithels (RPE) führen.9 Die Abhängigkeit dieser spezifischen Schädigung von der Sauerstoffkonzentration und der Menge an lichtschädigungs-hemmenden Antioxidantien bestätigt dessen oxidative Wirkung. Darüber hinaus dürfte das im RPE enthaltene Lipofuszin als Chromophor eine maßgebliche Rolle bei dieser Art von Schädigung spielen, denn Lipofuszin ist ein leistungsstarker ROSProduzent 10 . Vor allem aber entsprechen die Wirkspektren bei photochemischer RPE-Schädigung der aeroben Photoreaktivität von Lipofuszin.11 Die mit großer Wahrscheinlichkeit an der Photoreaktivität von Lipofuszin beteiligte Hauptkomponente ist das A2E (N-Retinyliden-N-RetinylEthanolamin), ein Photosensibilisator, der nachweislich ROS produziert,

STUDIENLEITER (JAHR DER VERÖFFENTLICHUNG) Taylor H.R. et al. (1992)*

STUDIENTYP

Querschnittsstudie

FALLZAHL

838

Cruickshanks K. J. et al. (1993)* Beaver Dam Eye Study

Bevölkerungsbezogene Studie

4926

Darzins P. et al. (1997)

Fall-Kontroll-Studie

409/286**

Delcourt C. et al. (1997) POLA study

Tomany S.C. et al. (2004)* Beaver Dam Eye Study

Khan J.C. et al. (2006)

Bevölkerungsbezogene Studie

Bevölkerungsbezogene Studie

Fall-Kontroll-Studie

AMD-TYP

SCHLUSSFOLGERUNG

Späte AMD (GA + CNV)

Blaulichtexposition in Freizeit und Beruf im Laufe der letzten 20 Jahre.

Hohe Belastung mit blauem und sichtbarem Licht im höheren Lebensalter kann eine Rolle bei der späten AMD-Pathogenese spielen (OU: 1,35, 95 % IC: 1,0-1,81)

Frühe AMD

Im Sommer im Freien verbrachte Zeit

Die Dauer des Aufenthalts im Freien während des Sommers wurde mit einem erhöhten Risiko von früher AMD in Verbindung gebracht (OU: 1,44, 95 % IC: 1,01–2,04)

Späte AMD (GA + CNV)

Im Sommer während der Freizeit im Freien verbrachte Zeit

Die Dauer der im Sommer im Freien verbrachten Freizeit wurde mit einem erhöhten Risiko neovaskulärer AMD in Verbindung gebracht (OU: 2,262,26 ; 95 % IC, 1,06 bis 4,81) und GA (OU: 2,19, 95 % IC: 1,12 bis 4,25)

Alle AMD-Typen (früh+GA+CNV)

Jährliche Sonnenexposition

Die Sonnenexposition war bei den Kontrollprobanden etwas höher als bei den an AMD erkrankten Teilnehmern (p < 0,01)

Frühe AMD

Bei Teilnehmern, die einer hohen Umgebungs-SonnensJährliche, umgebungsbezogene trahlung ausgesetzt waren, zeigte sich ein geringeres Risiko, Sonneneinstrahlung frühzeitig an AMD zu erkranken (OU: 0,73, 95 % IC: 0,54–0,98)

Frühe AMD

Sonnenexposition während der Freizeit

Bei Teilnehmern, die häufig ihre Freizeit in der Sonne verbringen, ergab sich ein geringeres Risiko, frühzeitig an AMD zu erkranken.

Frühe AMD

Im Freien verbrachte Freizeit. Probanden im Alter zwischen 13 und 19 Jahren und zwischen 30 und 39 Jahren.

Die Beaver Dam Eye-Studie ermittelte signifikante Zusammenhänge zwischen längerer Sonnenexposition im Sommer und langfristiger Auswirkung (10 Jahre) einer frühen AMD (RR: 2,09, 95 % IC: 1,19–3,65)

Späte AMD (GA)

Sonnenexpositionsindex (pro Einheitsinkrement)

Es wurden keine Zusammenhänge zwischen später AMD (GA) und Sonnenexposition oder verwandten Faktoren festgestellt (p = 0,44).

Späte AMD (CNV)

Sonnenexpositionsindex (pro Einheitsinkrement)

Es wurden keine Zusammenhänge zwischen später AMD (CNV) und Sonnenexposition oder verwandten Faktoren festgestellt (p = 0,29).

Späte AMD (GA + CNV)

Länge der Gesichtsfalten (direkte Korrelation mit der Sonnenexposition)

Es wurden stärker ausgeprägte Falten bei Patienten mit später AMD festgestellt p = 0,047, OU: 3,8, 95 % IC: 1,01 bis 13,97)

Späte AMD (GA + CNV)

Hyperpigmentierung im Gesicht (direkte Korrelation mit der Sonnenexposition)

Es wurde eine weniger ausgeprägte Hyperpigmentierung der Gesichtsfalten bei Patienten mit später AMD festgestellt p = 0,035, OU: 0,3, 95 % IC: 0,08 bis 0,92)

2584

3684

BEWERTUNG DER LICHTEXPOSITION

446/283**

Hirakawa M. et al. (2007)

Fall-Kontroll-Studie

Vojnikovic B. et al. (2007)

Bevölkerungsbezogene Studie

1300

Alle AMD-Typen (früh+GA+CNV)

Sonnenexposition

Es wurde eine signifikante Korrelation zwischen der chronischen Sonnenexposition und der Prävalenz von AMD gleich welcher Art festgestellt.

Plestina-Borjan I. et al. (2007)

Querschnittsstudie

623

Alle AMD-Typen (früh+GA+CNV)

Durchschnittliche tägliche Sonnenexposition (in Stunden)

Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen längerer Sonnenexposition und erhöhtem Risiko einer wie auch immer gearteten AMD festgestellt.

Fletcher A.E. et al. (2008)*

Bevölkerungsbezogene Studie

Blaulichtexposition

Es wurden signifikante Zusammenhänge zwischen Blaulichtexposition und neovaskulärer AMD bei Patienten festgestellt, die einen geringen Anteil an Antioxidantien aufwiesen OU: 1,09, 95 % IC: 0,84-1,41)

148/67**

4753

Späte AMD (CNV)

WISSENSCHAFT

TABLE 1 Liste der Studien zur Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Lichtexposition und altersbedingter Makuladegeneration (AMD)

* signifikanter und positiver Zusammenhang ** Anz. der Vergleichspersonen; GA: Geographische Atrophie; CNV: Choroide Neovaskularisation; OU: Wahrscheinlichkeit; RR: Relatives Risiko; IC: Vertrauensintervall

RPE-Zellapoptose auslöst und zu RPE-Zelltod führt.12, 13 Längere Expositionen (im Allgemeinen 12 bis 48 Stunden) mit weniger intensivem Licht führen zu Schädigungen der Photorezeptoren. Die Photopigmente absorbieren blaues Licht und wirken wie Photosensibilisatoren, wodurch die Photorezeptoren eine Schädigung erfahren. Man geht davon aus, dass sattes Blaulicht ein 50 bis 80 Mal höheres Photorezeptor-Schädigung-

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spotenzial entfaltet als grünes Licht, und zwar aufgrund der photoreversiblen Eigenschaften von Rhodopsin.14 Blaues Licht fördert die Photoisomerisierung des All-transRetinal, was eine Regenerierung des Rhodopsin und eine Erhöhung des Phototransduktionssignals zur Folge hat und ihrerseits zu PhotorezeptorApoptose führt. Die Schädigung der Photorezeptoren kann auch nach einer Freisetzung der ROS durch das All-trans-Retinal, einem allgemein bekannten Photosensibilisator, auftreten.15

Blaulicht-induzierte Schädigungen nehmen mit dem Alter deutlich zu und können eine Rolle bei der AMDPathogenese spielen. Die durch das Lipofuszin hervorgerufene Phototoxizität erhöht sich mit zunehmendem Alter als Folge deutlich zunehmender Konzentrationen an photoreaktiven Substanzen. Studien haben gezeigt, dass sich das Blaulicht-Gefährdungspotenzial im Alter signifikant erhöht (um das 9-fache im Laufe eines Lebens). Lipofuszin spielt dabei eine

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WISSENSCHAFT

TABLE 2 Randomisierte klinische Studien zur Bewertung der Sehfunktion mit Hilfe von Blaulichtfilter-IOLs im Vergleich zu herkömmlichen intraokularen Implantaten

STUDIENLEITER (JAHR DER VERÖFFENTLICHUNG)

STUDIENPROBANDEN

FALLZAHL (ANZ. AUGEN) BLAULICHTFILTERIOLs

HERKÖMMLICHE INTRAOKULARE LINSE

SEHFUNKTION

SCHLUSSFOLGERUNG

Yuan Z. et al. (2004)

Gesund

30*

30*

Farbwahrnehmung, Kontrastempfindlichkeit

Blaulichtfilter-IOLs sind herkömmlichen Implantaten vorzuziehen, da sie die räumliche Kontrastempfindlichkeit erhalten und weniger Photophobie- und Cyanopsie-Fälle in der frühen postoperativen Phase hervorrufen

Marshall J. et al. (2005)

Gesund

150

147

Photopisches, skokopisches Sehen und Farbwahrnehmung

In Bezug auf die Sehleistung gibt es keine bedeutenden Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Raj S.M. et al. (2005)

Angeborene Farbenblindheit (teilweise RotGrün-Blindheit)

30

30

Farbwahrnehmung

Bei Personen mit teilweiser angeborener Farbenblindheit bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Rodriguez-Galietero A. et al. (2005)

Diabetes

22

22

Farbwahrnehmung, Kontrastempfindlichkeit

Blaulichtfilter-IOLs verbessern die Farbwahrnehmung auf der Farbachse Blau-Gelb bei Patienten mit Diabetes

Kara-Júnior N. et al. (2006)

Gesund

56

56

Photopisches Sehen und Farbwahrnehmung

In Bezug auf die Blau-Gelb-Wahrnehmung gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Vuori M.L. et al. (2006)

Gesund

25

27

Farbwahrnehmung

In Bezug auf die Farbwahrnehmung gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten In Bezug auf die Sehleistung gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Muftuoglu O. et al. (2007)

Gesund

38

28

Photopisches, skokopisches Sehen, Farbwahrnehmung und Kontrastempfindlichkeit

Landers J. et al. (2007)

Gesund

93

93**

Farbwahrnehmung, Kontrastempfindlichkeit

In Bezug auf die Sehleistung gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Schmidinger G. et al. (2008)

Gesund

31*

31

Farbwahrnehmung, Kontrastempfindlichkeit

In Bezug auf die Farbkontrastempfindlichkeit bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Kiser A.K. et al. (2008)

AMD

22

22

Photopisches, skokopisches Sehen und Farbwahrnehmung

In Bezug auf das skotopische Sehen gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten, aber die Erkennung der Farbe Marineblau könnte beeinträchtigt sein

Wirtitsch M.G. et al. (2009)

Gesund

48*

48*

Farbwahrnehmung, Kontrastempfindlichkeit

Im Vergleich zu herkömmlichen Implantaten beeinträchtigen BlaulichtfilterIOLs die Kontrastsehschärfe sowie die foveale Schwelle für Blau-Gelb

30

Photopisches, skokopisches Sehen, Farbwahrnehmung und Kontrastempfindlichkeit

In Bezug auf die Sehleistung bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

27

Photopisches, skokopisches Sehen und Farbwahrnehmung

Die Kontrastempfindlichkeit mit Blaulichtfilter-IOLs war unter mesopischen Bedingungen besser; in Bezug auf die Farbwahrnehmung bestanden jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen Blaulichtfilter-IOLs und herkömmlichen Implantaten

Kara-Junior N. et al. (2011)

Espíndola R.F. et al. (2012)

Gesund

Gesund

30

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Die Blaulichtfilter-IOLs beziehen sich auf das Modell Alcon SA60AT, mit Ausnahme von * (entspricht dem Modell Hoya UV AF-1) und ** (entspricht anderen herkömmlichen intraokularen Implantaten)

Schlüsselrolle. Zum einen kommt es (parallel zum Entwicklungsverlauf der AMD) zu einer nahezu linearen Ansammlung von Lipofuszin in den RPE-Zellen.16 Zum anderen haben In-vivo-Autofluoreszenz-Studien gezeigt, dass degenerative Netzhautveränderungen in Arealen auftreten, in denen die Autofluoreszenz am stärksten ist.17 Die RPE-Zellen bleiben das ganze Leben lang erhalten und ihr auf Molekularebene funktionierendes, geschlossenes „Reparatursystem“ ist anfälliger für ROS-induzierte Schäden.18 Die Rolle des blauen Lichts bei der Entwicklung der AMD wurde im Rahmen mehrerer Studien bewertet (Tabelle 1). Eine von Taylor et al. an 838 Seeleuten in der Bucht von

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Chesapeake durchgeführte Studie ergab, dass Patienten mit fortgeschrittener AMD blauem oder sichtbarem Licht in den vorangegangenen zwanzig Jahren weitaus stärker ausgesetzt waren.19 Desgleichen hat die Studie von Beaver Dam Eye gezeigt, dass sichtbares Licht mehr noch als UV-Strahlung mit der AMD in Verbindung gebracht werden kann.20 Außerdem wurde im Rahmen der EUREYE-Studie ein signifikanter Zusammenhang zwischen Blaulichtexposition und später neovaskulärer AMD bei Personen nachgewiesen, bei denen der Gehalt an körpereigenen Antioxidantien am niedrigsten war.21 Eine unlängst durchgeführte systematische Überprüfung und Metaanalyse umfaßte vierzehn

Studien, in deren Rahmen der Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und AMD bewertet wurde. In diesem Artikel wurde in zwölf von vierzehn Studien ein erhöhtes AMD-Risiko bei starker Sonnenexposition festgestellt und sechs von ihnen wiesen auf ein signifikantes Risiko hin. Der aggregierte Odds Ratio lag bei 1,379 (Vertrauensintervall von 95  %, 1.981bis 1.745). Die Subgruppe der nicht bevölkerungsbezogenen Studien wies auf ein signifikantes Risiko hin (Odds Ratio 2.018, Vertrauensintervall von 1.248 bis 3.265, p=0,004). Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass stark sonnenexponierte Personen ein signifikant höheres AMD-Risiko aufweisen.22 Es wird allerdings darauf hingewiesen, dass epidemiologische

Studien zur Bewertung der Lichtexposition und des AMD-Risikos ihre Grenzen haben. Die AMDPathogenese ist sehr komplex und die lebenslange Sonnenexposition läßt sich nicht präzise messen. Eine weitere Schwierigkeit dieser Studien liegt darin, dass sie von der Fähigkeit des Probanden, sich an Situationen mit Blaulichtbelastung zu erinnern, abhängen. Andere Faktoren, wie die unterschiedliche genetische Disposition oder die Ernährung können die wahren Zusammenhänge zwischen Lichtexposition und AMD verschleiern. Die Art der blaulicht-induzierten Schäden hängt nicht nur von der Photoreaktivität verschiedener Chromophore ab, sondern auch von der Effizienz des körpereigenen Abwehr- bzw. Reparatursystems. Ein besonders erwähnenswertes Abwehrsystem ist das Makulapigment (MP). Es besteht aus zwei Carotenoiden - Lutein (L) und Zeaxanthin (Z) - und weist die höchste Dichte in einem Winkelabstand von 1-2 Grad zur Foveamitte auf.23 Die MP-Carotenoide sind natürliche Schutzfilter, die das kurzwellige sichtbare Licht abschwächen, bevor es von den Fotorezeptoren mit einem Absorptionsspektrum von 400 bis 500 nm erfasst wird (Lutein = 452 nm ; Zeaxanthin = 463 nm). Sie sind folglich besonders effizient, wenn es um eine Reduzierung der potentiell schädlichen Auswirkungen des Lipofuszin geht, dessen Photoreaktivität bei älteren Menschen einen Peak bei 450 nm erreicht. Das MP wirkt ausschließlich als Antioxidans, sowohl passiv als auch aktiv. Während der passive Wirkungsmechanismus von seiner Fähigkeit abhängt, photooxidative Schäden zu begrenzen, indem es kurzwelliges Licht auf PrärezeptorEbene filtert, beruht der aktive Wirkmechanismus auf seiner Fähigkeit, reaktive Sauerstoffspezies (ROS) abzufangen.24, 25 Der Einsatz von Blaulichtfilter-IOLs nach einer Katarakt-Operation kann dazu beitragen, die Netzhaut vor oxi-

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g ep lante klinis che Stud ien d ur chg eführ t wer d en, um d ie Aus wir kung en d er B laulichtab s o r p tio n auf d ie E ntwicklung und /o d er P r o g r es s io n d er AM D z u b ewer ten. “

dativen Schäden durch blaues Licht zu schützen und das Fortschreiten der AMD zu verlangsamen. Experimentelle Studien erbrachten den Nachweis für die Fähigkeit dieser IOLs, das Absterben der RPE-Zellen infolge einer durch den Lipofuszinfluorophor A2-E vermittelten, licht-induzierten Schädigung deutlich zu begrenzen.26 Außerdem können Blaulichtfilter-IOLs den Patienten mit AMD einen zusätzlichen visuellen Nutzen vermitteln, da blaues Licht durch die Augenmedien selektiv gestreut wird und dessen Abschwächung mit verbesserter Kontrastempfindlichkeit und verminderter Blendungsempfindlichkeit in Verbindung gebracht wird.27 Es wurden bereits theoretische Überlegungen zu den potenziellen negativen Auswirkungen der Filterung von blauem Licht angestellt. Das blaue Licht aktiviert 35 % des skotopischen Sehens, 53 % des Melanopsins, 55 % des zirkadianen Rhythmus und 32  % der Photorezeption der blauen Zapfen des Typs S (S für Short). Blaulichtfilter-IOLs schalten je nach ihrer dioptrischen Wirkung 27 bis 40 % des einfallenden blauen Lichts aus. 28 Die Verringerung der Blaulichtaufnahme kann daher zu Störungen der Farbwahrnehmung, des skotopischen Sehens und des zirkadianen Rhythmus führen. Mehrere randomisierte klinische Tests wurden durchgeführt, um die Sehleistung mit Blaulichtfilter-IOLs sowie mit herkömmlichen Implantaten bei gesunden Patienten und Patienten mit AMD zu vergleichen (Tabelle 2). Bei diesen Tests ergab sich kein klinisch signifikanter

WISSENSCHAFT

„I n d er Z ukunft s o llten s o r g fältig

Einfluss der Blaulichtfilter-IOLs auf die verschiedenen Messungen der Sehleistung, einschließlich Farbsehen, photopische und skotopische Empfindlichkeit und Kontrast.29 Aufgrund der durch einfache Katarakt-Operation deutlich verbesserten Lichttransmission erscheint es außerdem unwahrscheinlich, dass Blaulichtfilter-IOLs zu erheblichen Störungen des zirkadianen Rhythmus führen. Es mangelt jedoch gegenwärtig an Beweisen dafür, dass Blaulichtfilter-IOLs die AMD auf irgendeine Weise beeinflussen. Bislang wurde keine randomisierte prospektive Studie durchgeführt, um nachzuweisen, dass die Behauptungen, wonach die Makula vor fortschreitender Erkrankung schützt, Bestand haben. Außerdem weist eine am Tiermodell durchgeführte neuere Studie darauf hin, dass das im Spektralbereich von 415 bis 455 nm emittierte Licht für Patienten mit AMD-Risiko am gefährlichsten sein könnte.30 Die Autoren vermuten, dass Filter in diesem schmalbandigen Bereich das Licht im Bereich von 460 bis 500 nm möglicherweise nicht verdeckt – ein Bereich, der nicht nur für das Farbsehen, sondern auch für die durch die melanopsin-haltigen Netzhautganglienzellen vermittelte Regulierung des zirkadianen Rhythmus unentbehrlich ist. Es bleibt allerdings noch auszuwerten, ob die neuen selektiven Brillenglasfilter in der festgelegten Bandbreite die Makula AMD-gefährdeter Patienten zu schützen vermögen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Brillengläsern, die kurzwelliges Licht in hellen

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WISSENSCHAFT

„Bl au es Licht kann die Net z haut auf v i el f äl tige Weise schädigen und d ab ei v e r s c h iedene Chromophore und Ze l l er eignisse ins Spiel brin g en“

Umgebungen dämpfen und so einen effizienten Lichtschutz bieten. Die farblosen Crizal® Prevencia® -Gläser mit Anti-Blend-Effekt stellen die erste Anwendung einer zur Patentierung anstehenden neuen Technologie dar, die es ermöglicht, schädliches Licht, d. h. sowohl UVals auch Blauviolett-Strahlung, gezielt zu reduzieren und gleichzeitig das nützliche Licht hindurchzulassen und dabei die außergewöhnliche Transparenz bei allen anderen Wellenlängen des sichtbaren Lichts zu erhalten. Ziel ist, den Patienten zu optimalem Sehen zu verhelfen und ihnen gleichzeitig einen hohen Schutz vor UV-Licht und hochenergetischer Blauviolett-Strahlung zu bieten. Der Vorteil von Brillen (im Vergleich zu intraokularen Implantaten) liegt darin, dass eine Sonnenbrille problemlos abgenommen werden kann, um eine optimale skotopische und zirkadiane

Photorezeption zu erreichen, wenn dies erforderlich ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es überzeugende theoretische und experimentelle Belege dafür gibt, dass Blaulichtexposition die Netzhaut schädigen und bei der AMD-Pathogenese möglicherweise eine Rolle spielen kann. Die klinischen Nachweise zur Stützung dieser Annahme reichen indes noch nicht aus. „In der Zukunft sollten sorgfältig geplante klinische Studien durchgeführt werden, um die Auswirkungen der BlaulichtFilterung, insbesondere Schmalbandfilter, in Bezug auf die Entwicklung und/oder Progression der AMD zu bewerten.“•

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Points de Vue - nummer 71 - Herbst 2014

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DIE KERNPUNKTE

• Blaues Licht trägt zur Aktivierung von 35 % des skotopischen Sehens, 53 % des Melanopsins, 55 % des zirkadianen Rhythmus und 32 % der Photorezeption der blauen Zapfen des Typs S (S für Short) bei. Blau-violettes Licht kann jedoch die Netzhaut schädigen. • Die Art der durch BlauviolettLicht hervorgerufenen Schäden hängt nicht nur von der Photoreaktivität der verschiedenen Chromophore ab, sondern auch von dem körpereigenen Abwehr- und Reparatursystem. • Metaanalysen weisen darauf hin, dass Personen, die in verstärktem Maße Sonnenlicht ausgesetzt sind, ein deutlich erhöhtes AMD-Erkrankungsrisiko aufweisen. • Es ist jedoch schwierig, die kumulierte BlauviolettlichtExposition bei Einzelpersonen zu messen. Verschiedene andere an der AMD-Pathogenese beteiligte Faktoren können individuell variieren, insbesondere die genetische Disposition, Ernährung etc. • Der Einsatz von Blaulichtfilter-IOLs kann nach einer Katarakt-Operation dazu beitragen, die Netzhaut vor blaulicht-induzierten, oxidativen Schäden zu schützen und das Fortschreiten der AMD zu verlangsamen. • Blaulichtfilter-IOLs schalten je nach deren dioptrischen Wirkung 27-40 % des einfallenden Blaulichts aus • Es muss noch ermittelt werden, ob die neuen Brillengläser mit selektivem Filter in der festgelegten Bandbreite in der Lage sind, die Makula AMD-gefährdeter Patienten und/oder staroperierter Patienten zu schützen.