Wenn krank macht

Ich erkundige mich nach der Hal-. Dr. Henning Schlumbohm. Im Jahr 2004 hatte sich Dr. Henning Schlumbohm mit einer ambulanten Fahrpraxis in Waldenbuch.
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Magengeschwüre

Wenn

STRESS krank macht Magengeschwüre zählen zu den am häufigsten übersehenen Krankheiten bei Pferden. Das stille Leiden wird oftmals spät erkannt – die Entstehung liegt jedoch meist am Stress.

Foto: Fotolia/Tatiana Morozova

Text: Florian Adam 

Appetitlosigkeit | Apathie | Widersetzlichkeit | Glanzlosigkeit | abgemagert | Antriebslosigkeit 70 | Reiterjournal

Foto: Doma

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Durch eine Gastroskopie

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können Magengeschwüre s ist eine seit Jahren bestehende Legende, die diagnostiziert werden. besagt: Nur Sportpferde sind von Magengeschwüren betroffen. Doch die Zahlen zeigen längst eine ganz andere Realität. Zwar gehören Sportpferde mit 63 Prozent der Betroffenen hinter C C den Vierbeinern der Rennbahn (93 Prozent) in die C absolute Spitzengruppe, doch es zählen auch FreiM M C C zeitpferde und Fohlen (50! Prozent der Jung­spunde M Y Y M M sind betroffen) zu den Leidtragenden. Das TückiY sche dabei: Die Patienten leiden oft lange im Stillen, CMCM Y Y bis ihre Symptome wahrgenommen werden. AbgeCM MYMY CM CM magert, glanzlos, apathisch stehen sie dann in ihMY CYCY ren Boxen – aber eben nicht immer! Denn oftmals MY MY CY lassen Pferde, die von Magengeschwüren betroffen CMY CMY CY CY sind, sich den Schmerz kaum anmerken. Ganz anCMY K K CMY CMY ders demnach als bei der allseits bekannten MänK nergrippe. Doch genau das macht es ihren BesitK K zern häufig schwer, den Kummer überhaupt festzustellen. So ist das Geschwür oftmals weit fortgeschritten, bevor die Aufmerksamkeit darauf fällt. Die Ursachen sind grundsätzlich klar. Stress und Fütterungsproblematiken lösen Magengeschwüre aus. Trainingsintensität, Haltungsformen, Stallwechsel und Transporte können den StresspeGrundregel bei der Fütterung: Rauhfutter sollte gel nach oben kajedem Pferd ausreichend, in großen Mengen tapultieren. Schon wiederholt am Tag zur Verfügung stehen. Ist daim Fohlenalter gegen das Kraftfutter zu hoch dosiert und das entstehen durch Rauhfutter zu gering, ist die Magenschleimhaut das Herdengeranin Gefahr – Magengeschwüre drohen! gel auf der Suche nach der Rangordnung Magengeschwüre. Die Gefahr ist so schon im Fohlenstatus nicht zu unterschätzen. Mit einher spielen verschiedene Faktoren der Fütterung eine ausschlag-

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| abweisend | häufige Fresspausen | schaumiger Speichel |

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Koppen | wiederkehrende Koliken | Leistungsabfall | Knirschen | Kotwasser | vermehrtes tig gegen das Leiden im Magen ankämpfen. So heißt es zu erforschen. Vom Training über das Futter bis zu den Stallnachbarn muss alles analysiert werden. Und trotz aller Bemühungen wird es vielmals schwierig bleiben, die Ursache festzustellen. Es gilt in der Behandlungsphase die leichte Bewegung beizubehalten, von Intensivtrainingseinheiten und Turnierstarts jedoch abzusehen. Zu empfehlen ist, dass die Rauhfutterzufuhr durch Heunetze rund um die Uhr gewährleistet wird. Bei der Frage nach der richtigen Haltung muss genau abgewägt und das Pferd als Individuum betrachtet werden. Auch das Leben in Offenställen kann durchaus Stress verursachen, wenn die Boxenhaltung für den jeweiligen Vierbeiner in der Vergangenheit die gewohnte Heimat war.

gebende Rolle. Ist beim Wasser eine zu geringe Aufnahme schädlich, kann das Vollfressen mit Kraftfutter und Stroh als einzige Rauhfutterquelle zu großen Problemen führen. Hier heißt es für Pferdebesitzer wachsam sein, was der Landwirt oder Stallbesitzer so treibt. Auch wenn gut gemeinte Futterrationen der Halter nicht selten die vom eigentlichen Willen entgegengeKlarheit schaffen: Die einzige Möglichkeit, eine setzte Wireindeutige Diagnose zu stellen, ist durch eine kung mit sich Gastroskopie des Tierarztes – im Allgemeinen als bringen. Liegt Magenspiegelung bekannt. Über die Nüster wird die Vermudas Endoskop über die Speiseröhe bis in den Matung nahe, gen geschoben. Dann wissen Sie Bescheid! dass Magengeschwüre ihr Unwesen treiben, sollte schnell für Klarheit gesorgt werden. Nur durch eine Gastroskopie, umgangssprachlich als Magenspiegelung bekannt, ist eine Diagnose möglich. Die Dauer der Therapie ist im Anschluss ganz unterschiedlich und abhängig von der Schwere sowie der Lage der Geschwüre. Hierzulande wird das Präparat Omeprazol (Gastrogard) als Paste im Akutzustand verabreicht, um eine Hemmung der Salzsäuresekretion herbeizuführen. Eine hohe, aber häufig lohnenswerte Investition für den Besitzer des Pferdes. Für Magenpatienten bieten einige Futterhersteller im Nachgang stärkereduzierte Produkte an und begleiten den Patienten auf dem Weg der Besserung. Die Krux am weiteren Vorgehen liegt in der Ursachenforschung. Denn wenn der Stressauslöser nicht gefunden werden kann, ist ein Rückfall meist nur eine Frage der Zeit. Ein Viertel der betroffenen Pferde muss nicht nur einmal kräf-

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Ursachen für Magengeschwüre Stresssituationen

Fütterungsprobleme





• sportliche Höchstleistungen

• zu viel gleichzeitig von stärkereichem Futter

• Herdengerangel

• wenig Rohfaser

• Stallwechsel • Futterentzug

• qualitativ minder­ wertiges Futter

• Transport

• Schimmel im Futter

• Medikamente

• Stress bei der Futteraufnahme • Futtermangel

Magengeschwür-Patienten 93 % der Rennpferde 63 % der Sportpferde 37 % der Freizeitpferde 50 % der Fohlen 0

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Antriebslosigkeit | Apathie | häufige Pausen beim Fressen | schaumiger Speichel | Koppen | 72 | Reiterjournal

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Gähnen | Appetitlosigkeit | Widersetzlichkeit | Glanzlosigkeit | abgemagert | abweisend |

Die Sensibilität der Besitzer



hat zugenommen Interview: Florian Adam mit Dr. Henning Schlumbohm

Wenn ein Verdachtsfall eines Magengeschwürs zu Ihnen kommt, wie ist Ihr Vorgehen? Wenn ein Pferd mit Verdacht auf Magengeschwüre zu mir in die Klinik kommt, ist für mich die Anamnese (Vorbericht zur Krankengeschichte) von großer Bedeutung. Ich erkundige mich nach der Hal-

Wann würden Sie einen Patienten als geheilt ein­ stufen und wie lange ist die Therapiedauer? Ein Magenpatient gilt als geheilt, wenn er keinerlei Symptome eines Magengeschwüres mehr aufweist und im Rahmen einer Kontrollgastroskopie keine krankhaften Veränderungen im gesamten Bereich des Magens mehr festzustellen sind.

Dr. Henning Schlumbohm Im Jahr 2004 hatte sich Dr. Henning Schlumbohm mit einer ambulanten Fahrpraxis in Waldenbuch niedergelassen. Operative Eingriffe wurden im Operationssaal des Schlössles in Scharnhausen durchgeführt. Hierzu wurden bei der Familie Fahr Boxen angemietet. Im Jahre 2006 eröffnete der Familienvater dann die Pferdeklinik Waldenbuch. Die Schwerpunkte liegen vor Ort im Bereich der Orthopädie, der gesamten Chirurgie und auf Erkrankungen des Magens und Darms – inklusive operativen Therapien von Kolikern. Der Tierarzt ist selbst Reiter und im Viereck erfolgreich. Tochter Anne gehört zur Landesspitze im Voltigiersport Baden-Württembergs. Foto: Doma

Schon im Fohlenalter sind mehr als 50 Prozent der Jungspunde betroffen … Können wir Magen­ geschwüre überhaupt verhindern? Grundsätzlich sind Magengeschwüre die Folge der Haltung und des Umgangs mit Pferden allgemein. Weiterhin spielen Futterunverträglichkeiten meiner Meinung nach eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Magengeschwüren. Daher ist die Frage, ob Magengeschwüre zu verhindern sind, nur eingeschränkt mit ja zu beantworten, da sie teilweise eine Nebenwirkung der heutigen Pferdehaltung sind. Hierbei spielt die Empfindlichkeit der einzelnen Tiere eine Rolle, d. h. manche Pferde sind anfälliger auf Magengeschwüre als andere.

tungsform, den Tagesabläufen, und dem Verwendungszweck des Pferdes. Danach untersuche ich den Patient ausführlich, da es auch Differentialdiagnosen mit ähnlichen Symptomen zu Magengeschwüren gibt. Hierzu zählen z. B. Erkrankungen in der Maulhöhle oder der Zähne, Bauchfellentzündungen oder Allgemeininfektionen. Wenn sich der Verdacht von Magengeschwüren erhärtet, führe ich unter Sedation eine Gastroskopie durch. Weiterhin nehme ich Blut für Futtermittelallergietests.

UNSER EXPERTE

Herr Dr. Schlumbohm, Stress gilt als häufigste Ur­ sache von Magengeschwüren. Muten wir unseren Pferden heutzutage viel mehr zu als früher? Ich denke nicht, dass wir unseren Pferden heute mehr Stress zumuten, als es früher der Fall war. Ganz im Gegenteil sind heutige Haltungsformen wie z. B. Offenstall, Paddockboxen, täglicher Koppelgang, mehrfache Bewegung am Tag Bestrebungen, den Stress zu vermindern und die Pferde artgerecht zu halten. Ich denke eher, dass die Sensibilität der Pferdebesitzer auf Verhaltensänderungen ihrer Pferde deutlich zugenommen hat und somit Symptome von Magenerkrankungen früher erkannt werden. Dazu beitragen tut die Aufklärung der Medien. Die Diagnostik hat sich in diesem Bereich besonders durch die flexible Gastroskopie deutlich verbessert und dadurch können eindeutigere und bessere Diagnosen gestellt werden.

wiederkehrende Koliken | Leistungsabfall | Knirschen | Kotwasser | vermehrtes Gähnen … Reiterjournal | 73