Warum ich mein altes Leben verließ - Buch.de

Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk ... Ich schaute Bine böse an. ... der Sonne zu legen. .... mit dem Bus nach Hause, sprang unter die Du-.
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Evelyne Augustin

Schön, schlank, schwanger Roman

© 2012 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2012 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Berlin Coverbild: Uwe Schaaf, www.augensound.de/profil/mops Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0339-2 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt .

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Inhaltsverzeichnis

Warum ich mein altes Leben verließ Endlich traute ich mir was zu Matthias Die alten Muster holten mich ein Fast wurde es zur Katastrophe Endlich angekommen

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Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser. In meiner Praxis als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Ernährungsberaterin erlebe ich tagtäglich, welche Dogmen es im Bereich Ernährung noch immer gibt. Daher kann dieser Roman auch ein Ratgeber für Sie sein. Er soll Ihnen zeigen, dass das eigene Wohlfühlgewicht ohne Diäten erreicht werden kann. Dass es Wichtigeres gibt, als sich ständig mit überflüssigen Pfunden zu beschäftigen. Vielleicht sollten wir uns von diesen ewig kreisenden Gedanken um das Essen verabschieden, damit wir uns auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren und genießen können. Die Personen in meinem Roman sind frei erfunden. Der Inhalt der Geschichte ist jedoch authentisch. Meine Angaben über die Ernährungsform "Horisan Metabolic Typing" gehen auf die Er4

kenntnisse bei der Entwicklung der Methode selbst zurück, sowie auf langjährige Erfahrungen in meiner Praxis.

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Warum ich mein altes Leben verließ

Ich zitterte vor Wut. Meine Freundin Bine hatte eine ihrer spitzen Bemerkungen parat: „Warum musst du Sahne dazu essen? Du hast doch wieder zugenommen. Reicht das nicht?“ Ich schaute Bine böse an. Klar hatte sie recht, doch diese Tatsache zugeben – niemals! „Wie kommst du darauf? Die Bluse ist eben etwas unvorteilhaft. Warum habe ich sie bloß gekauft?“ Bine lachte frech und sagte angriffslustig: „Wenn du meinst. Belüg dich einfach weiter.“ Darauf hatte ich wirklich keine Lust. Eigentlich wollte ich mit Bine meine mehr oder weniger gelungene Scheidung feiern. Dass sie mich statt dessen ärgerte, konnte ich mir denken. Das tat sie oft. Sie, die absolut perfekte, schlanke Bine wusste nichts von den Problemen, die eine figür6

lich etwas überdimensionierte Mittvierzigerin mit sich herumschleppte – im wahrsten Sinn des Wortes. Heute wollte ich feiern, und nur deshalb gönnte ich mir ein Stück Kuchen mit Sahne. Das tat ich sonst nie. Ich lebte streng nach Diät, aß kaum mehr als 1.000 Kalorien täglich und sparte an Fett, wo ich nur konnte. Nun der Vorwurf meiner Freundin. Ich war tief verletzt. Ich tat, was ich immer tat, wenn es unangenehm wurde – ich floh. Ich schnappte meine Handtasche, ging zur Kellnerin, bezahlte meinen Espresso und meinen Kuchen und verschwand beleidigt durch die Tür, ohne mich von Bine zu verabschieden. Ich lief in Richtung Fußgängerzone. Dort fühlte ich mich wohl. Im Schutze der Menschen fiel ich nicht auf. Ich musste gerannt sein, denn ich war total aus der Puste und schnaufte nicht schlecht, sodass ich mich erst einmal auf eine Bank setzte. Neben mir saß eine junge Frau, die sicherlich dasselbe Figurproblem hatte, nicht nur die Zeit7

schrift in ihrer Hand ließ darauf schließen. Neugierig las ich eine Überschrift. „Die neue Reisdiät – schafft sechs Pfund in drei Tagen.“ Das hübsche Mädchen auf der Titelseite schien sehr viel Erfolg damit zu haben. „Wow“, rief ich. Die Frau schaute mich an. „Glauben Sie, dass man das schaffen kann?“ „Klar“, sagte ich. „Eine Reisdiät habe ich zwar nicht gemacht, aber eine Kartoffel- und dreimal eine Nudeldiät“, und nicht ohne Stolz fügte ich hinzu: „Hat Spaß gemacht.“ Die Frau schaute kurz an mir herunter und sagte spöttisch: „Scheint aber nicht viel genutzt zu haben“, griff nach ihrer Zeitschrift und verschwand. 'Mist', dachte ich. 'Nicht mein Tag.' Dabei wollte ich ihr nur ein paar gute Tipps geben. Ich war, was Diäten anbelangte, sehr erfahren. Was hatte ich nicht schon ausprobiert? Wochenlang nur Eiweiß gegessen, wochenlang nur Gemüse ge8

gessen, wochenlang nur Diät-Drinks getrunken, wochenlang FDH gemacht, wochenlang alles getrennt, wochenlang irgendwelche Punkte gezählt. Der Satz der jungen Frau schob sich zwischen meine Gedanken. ‚Scheint aber nicht viel genutzt zu haben.’ Plötzlich war ich den Tränen nahe. Ich hatte tatsächlich schon wieder zugenommen. Aber ich konnte wirklich nichts dafür. Ich aß wenig, ließ alles weg, was schmeckte und hungerte mich durch die Jahre. Ich saß auf der Bank, fühlte mich richtig schlecht und armselig, gab jedem und allem die Schuld an meiner Situation und dachte zu allem Überfluss an Thomas, meinen Mann – äh... Exmann. Seit zwei Tagen war er mein Exmann. Um genau zu sein: mein zweiter Exmann. Meinen ersten Mann Robert hatte ich mit 22 Jahren geheiratet. Die Ehe war im Grunde okay, ich tat alles für Robert. Dachte ich zumindest. Wir hatten ein nettes Haus und Robert einen guten Job als Beamter. Ich konnte mich voll und ganz meinem Germanistik9

Studium widmen. Robert wollte unbedingt Kinder. Die konnte ich ihm leider nicht geben – ich wurde einfach nicht schwanger. Vielleicht versuchte ich deshalb, ihm ständig „die Hand aus der Sonne zu legen.“ Offensichtlich genügte das nicht, und bereits nach vier Jahren waren wir wieder geschieden. Robert hatte eine Frau gefunden, die sehr schnell schwanger wurde – während unserer Ehe... und sie war schlank! Thomas, meinen zweiten Mann, lernte ich mit knapp 30 Jahren im Schwimmbad kennen. Er wurde gleich von Anfang an mit der Wahrheit konfrontiert. Mein Übergewicht schien ihn nicht zu stören. Zumindest damals nicht. Auch in dieser Ehe tat ich alles für meinen Mann. Er war sehr erfolgreich in seinem Beruf. Es war für mich selbstverständlich, dass ich ihm den Rücken zu Hause freihielt. Allerdings hatte ich oft mit Eifersuchts-Attacken zu kämpfen. Er sah die große weite Welt, lernte tausend Frauen kennen – und ich? Ich versteckte mich immer nur. Wir hatten 10

sehr oft Gäste in unserem schönen Haus, und nach außen schien für unsere Bekannten und die Geschäftsfreunde meines Mannes alles perfekt zu sein. Doch das war es bereits nach drei Jahren nicht mehr. Ich konnte meinem Mann das Wasser nicht reichen, hatte nicht einmal einen Beruf erlernt. Mir blieb nur, für meinen Mann alles zu tun und wurde immer unzufriedener. Wenn Andere unzufrieden waren und vielleicht nichts aßen, war es bei mir anders. Ich war ein typischer Frustesser, und so kam es, dass ich mit jedem Jahr ein paar Kilo mehr drauf hatte. Ich gefiel mir selber nicht, darum machte ich jährlich mindestens drei bis vier Diäten. Natürlich erfolglos. Ein paar Pfund fielen, ich aß wieder normal und in kürzester Zeit waren die Pfunde wieder da. Nach jeder Diät kamen sie schneller und immer ein paar mehr. Dass dies der berühmte Jo-JoEffekt war, wusste ich zwar, aber ich verdrängte es. Einen Tag nach meinem 43. Geburtstag teilte mein Mann mir mit, dass er die Scheidung einge11

reicht hatte. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Ohne ein einziges Anzeichen, an dem ich erkennen konnte, dass er gehen wollte. Ohne mir die Chance zu geben, etwas zu verändern. Er warf mir vor, ich enge ihn ein, für mich existiere nur der Haushalt. Alles musste toll und perfekt sein. Mich selber vernachlässige ich, darum wolle er seit Monaten keinen Sex mehr mit mir (war mir gar nicht aufgefallen). Er habe Bettina kennengelernt, sie sei eine Kollegin. Sie rede nicht nur über Haushalt, Kochen und Garten und – sie sei schlank... Nach weiteren drei Wochen war sie schwanger – im vierten Monat... Ja, meine beiden Exmänner waren vom selben Schlag. Ich tat alles für sie, aber sie waren Egoisten. Sie wollten nur, dass es ihnen gut ging. Ich hatte die Schnauze voll. Ich verabschiedete mich innerlich von der Männerwelt und nahm mir vor, das zu tun, was ich schon immer tun wollte. Ich wollte endlich auch egoistisch sein und nicht den ganzen Tag darüber nachdenken, wie ich es „ihm“ recht ma12

chen konnte. Ich wollte an mich denken und alles ändern – und damit hatte ich schon das nächste Problem. Ich wusste nicht, was ich ändern sollte. In diesem Moment klingelte mein Handy. Meine Cousine Lilly war dran. Sie war fünf Jahre älter als ich, und wir verstanden uns prächtig. Sie war wohlhabend geschieden, wie man so schön sagt, und genoss ihr Leben. „Hi, Anna. Ich bin es. Du, nur kurz. Ich bin in Eile.“ Typisch Lilly, sie war immer in Eile. „Ich sitze gerade im Reisebüro und will über Fasching verreisen. Aber ich habe keine Lust, alleine zu fahren. Also – fährst du mit?“ Darauf war ich natürlich nicht gefasst: „Wieso verreisen? Mit dir? Wohin?“ „Klar - mit mir“, antwortete sie. „Sag schon, Nordsee oder Ostsee?“ In diesem Moment wusste ich, dass eine Reise erst mal eine gute Entscheidung war. So hatte ich 13

Abstand, konnte aus neutraler Sicht mein Leben betrachten und mich neu strukturieren. Bislang hatte ich keinen blassen Schimmer, wie es weitergehen sollte. Finanziell ging es mir Gott sei Dank gut. Das schlechte Gewissen meines Ex sorgte dafür. Die Aussicht auf ein paar faule Tage mit Lilly – nicht schlecht. „Okay altes Mädchen“, antwortete ich. „Lass uns an die Ostsee fahren.“ „Gut“, freute sich Lilly. „Wir treffen uns in einer Stunde beim Italiener. Ich bringe die Unterlagen mit und wir feiern unseren Entschluss. Magst du?“ „Ist gut“, sagte ich. „In einer Stunde bei Luigi.“ Eilig verließ ich die Fußgängerzone und fuhr mit dem Bus nach Hause, sprang unter die Dusche und machte mich für einen netten Abend mit Lilly zurecht. In „Luigis Pizzeria“ schlängelte ich mich durch die engen Gänge zwischen den Tischen in Rich14

tung Lilly. Sie wartete schon bei einem Glas Rotwein auf mich und lächelte. „Anna. Ich freue mich, dich zu sehen.“ Ich umarmte Lilly und hauchte ihr ein Küsschen auf die Wange. Gut sah sie aus. Mehr als pummelig, aber sehr attraktiv und gepflegt. Sie war stets auffällig bunt gekleidet, ohne jedoch kitschig oder übertrieben zu wirken. Mit ihren kurzen roten Haaren sah man ihr die 50 Jahre nicht an. „Wie geht es dir?“, fragte sie. „Bis auf die Tatsache, dass meine neue Hose kneift, gut“, antwortete ich etwas mürrisch und nahm ihr gegenüber Platz. Eine nette Bedienung, klein, dunkelhaarig und zierlich, fragte mich nach meinen Wünschen. Ich bestellte mir ebenfalls einen halben Liter Rotwein. Die Bedienung verzog keine Miene und eilte davon. „Erzähl mal. Wie kamst du um Gottes Willen auf die Idee, mit mir in Urlaub zu fahren?“

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