Wachteln Zucht und Haltung

11,4. 1 600. Portugal. 8,5. 1 200. Brazilien. 7,2. 1 200. Indien. 5. 700. Kanada. 2,0. 280. Japan. 1,4. 200. Schlachtung nach 4–5 Wo. Mit durchschnittlich 200 g LG ...
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Klaus Damme Wachteln

Klaus Damme

Wachteln Zucht und Haltung 3., völlig neu bearbeitete Auflage 44 Farbfotos 40 Schwarzweissfotos und -zeichnungen 47 Tabellen

4

Inhaltsverzeichnis Vorwort

7

1

Abstammung und Bedeutung

2

Zucht und Reproduktion

2.1

2.6

Autosomale Einzelgene und deren Vererbung 13 Mendelsche Regeln 15 Geschlechtsgebundene Vererbung – Farbsexen 17 Quantitative Genetik (Wirtschaftszucht) 19 Genetischer Fortschritt 19 Heterosis 24 Geschlechtsdimorphismus 25 Geschlechtsbestimmung 26 Antagonismen 27 Natürliche Paarung und künstliche Besamung 28 Kunstbrut 31

3

Haltung

3.1

Gesetzliche Regelung – Schweiz/Ökoverbände 34 Haltung von Legewachteln 36 Käfighaltungssysteme 37 Bodenhaltung von Legewachteln 38 Strukturierte Käfige für Legewachteln 42 Aufzucht und Mast 43 Käfigaufzucht 43 Bodenaufzucht 44 Aufzucht in Flatdeck Anlagen 45 Stallklima 46 Temperatur und Lichtansprüche 47 Fütterung und Tränken 49

4

Fütterung

4.1

Besonderheiten des Verdauungstraktes 52 Nährstoffbedarf und Wirkstoffbedarf 54 Fütterung der Legewachteln 55 Die Futteraufnahme 56 Fütterung von Wachteln in der Aufzucht und Mast 56 Hofeigenen Mischungen 60 Eigenmischungen für Legewachteln 63 Eigenmischungen für Mastwachteln 64 Ökologische Mischungen 65 GVO freies Futter 65 Die Bedeutung des Wassers 66

8 4.2

2.2 2.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 2.4.5 2.5

3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.4 3.5 3.6

13

34

4.3 4.3.1 4.4 4.5 4.5.1 4.5.2 4.5.3 4.5.4 4.6

52

5

Gesundheitsprophylaxe und Krankheiten der Japanischen Wachtel 70

5.1 5.1.1 5.1.2 5.2

Allgemeines 70 Verabreichung von Arzneimitteln 71 Tierseuchen und Impfungen 71 Hygienemanagement, Reinigung und Desinfektion 74 Allgemeine Hygienemaßnahmen 74 Futter- und Tränkehygiene 76 Infektionskrankheiten durch Viren, Bakterien und Parasiten 76 Virusinfektionen 76 Bakterielle Infektionen 77 Parasitärer Befall 78

5.2.1 5.2.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3

5

6 6.1

Schlachtung, Vermarktung und Produktqualität 80

6.9.1 6.9.2

Gesetzliche Vorgaben bei der Schlachtung und Vermarktung 81 Hygienische Anforderungen an die Einrichtung von Schlacht- und Zerlegeräumen 81 Betäubungs- und Tötungsverfahren 82 Arbeitsabläufe und Raumprogramm bei der Schlachtung 83 Ausschlachtung und Anteil wertvoller Teilstücke 86 Vermarktung von Schlachtwachteln 88 Qualität und Zubereitung von Wachteln 89 Äußere und innere Qualität von Wachteleiern 90 Äußere Eiqualität 90 Innere Eiqualität 93 Gesundheitsfördernde Wirkung 95 Vermarktung und Zubereitung von Wachteleier 96 Vermarktung 96 Zubereitung von Wachteleiern 97

7

Wirtschaftlichkeit

7.1 7.2 7.3

Kosten der Bruteierproduktion 101 Brutkosten 103 Kosten der Aufzucht, Mast und Schlachtung 104 Kostenanalyse der Konsumeiererzeugung 107

6.2

6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.8.1 6.8.2 6.8.3 6.9

7.4

99

Service

112

Literaturverzeichnis 112 Internetadressen 113 Bezugsquellen 114 Bildquellen 114 Register 115

6

7

Vorwort Das vorliegende Buch entstand auf Grundlage der von Rudolf Kiwitt begründeten 2. Auflage, wurde aber wegen neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen und aktueller Forschungsergebnisse komplett überarbeitet. Ziel dieser Arbeit über die japanische Wachtel ist es, die Begeisterung für Coturnix coturnix japonica (CCJ), den kleinsten domestizierten Hühnervogel der Welt zu wecken und den Kreis der Neueinsteiger, die sich mit der Wachtelhaltung beschäftigen, zu vergrößern. Intension dieses Büchleins ist es aber auch, all denen, die Wachteln bereits länger mit Erfolg züchten, vermehren und halten, neue Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Publikationen anschaulich und leicht verständlich näher zu bringen. Das Buch wendet sich an Rassegeflügelzüchter, die z. B. neue Farblinien züchten, an Hobbyhalter, denen die artgerechte Haltung und Fütterung ihrer Lieblinge am Herzen liegt und an Landwirte, die mit Wachteleiern und Fleischvermarktung ihre Produktpalette erweitern wollen oder ein Nebeneinkommen mit dieser Marktnische anstreben. In der Aus- und Fortbildung kann die Lektüre dieses Fachbuches der Prüfungsvorbereitung für Geflügelwirte dienen oder eine interessante Informationsquelle für Studenten der Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt tierische Veredlung darstellen. Die Wachtelhaltung ist keine Kunst, ohne fundierte fachliche Basis aber wenig erfolgreich. Kenntnisse zur Produktionstechnik, wie Zucht, Haltung, Fütterung und Tiergesundheit, stehen daher inhaltlich im Mittelpunkt und werden durch Tipps zur Vermarktung ergänzt. Informationen zum derzeit rechtlichen Rahmen wie Tierschutzgesetz und Lebensmittelhygienevorschriften, ein Kapitel zur Produktqualität und Ökonomik runden das aktuelle Bild zur Japanischen Wachtel ab. Ich hoffe, dass die Leser von der Fülle der zusammengetragenen Informationen ideell oder wirtschaftlich profitieren, indem sie praxisnahe Empfehlungen innerbetrieblich umsetzen. Kein Werk ist perfekt. Nachdem der Autor in der Geflügelberatung, Forschung und Aus- und Fortbildung tätig ist, freuen wir uns auf ein Feedback, konstruktive Kritik und Anregungen aus der Praxis . Bedanken möchten wir uns bei den Mitarbeitern des LVFZ für Geflügel in Kitzingen für die sorgfältige Durchführung einer großen Anzahl von Züchtungs-, Fütterungs- und Haltungsversuchen rund um die Japanische Wachtel. Kitzingen, im Winter 2010/2011

Klaus Damme

8

1 Abstammung und Bedeutung In der Klasse der Vögel sind die Fasanenartigen eine von sieben Familien in der Ordnung der Hühnervögel. In der Familie der Fasanenartigen gibt es wiederum 70 Gattungen mit 203 Arten. Trotz vieler Gemeinsamkeiten wird die Familie der Phasianidae wegen einer breiten morphologischen und ethologischen Vielfalt in 15 Unterfamilien (1) bzw. Gattungen taxonomisch eingeteilt. Familie: Phasianidae – Fasanenartige Unterfamilie der Perlhühner (Numidinae – 6 Arten in 4 Gattungen) Unterfamilie der Pfauen (Pavoninae – 3 Arten in 2 Gattungen) Unterfamilie der Truthühner (Meleagridinae – 2 Arten in 1 Gattung) Unterfamilie der Pfaufasane (Argusianinae – 8 Arten in 3 Gattungen) Unterfamilie der Fasane (Phasininae – 21 Arten in 8 Gattungen) Unterfamilie der Glanzfasane (Lophophorinae – 3 Arten in 1 Gattung) Unterfamilie der Schopffasane (Pucrasiinae – 1 Art) Unterfamilie der Kammhühner (4 Arten in 1 Gattung) Unterfamilie der Tragopane (Tragopaninae – 5 Arten in 1 Gattung) Unterfamilie der Zwergfasane (Galloperdicinae – 3 Arten in 1 Gattung) Unterfamilie der Felsenhennen (Ptilopachinae – 1 Art) Unterfamilie der Feldhühner (Perdicinae – 98 Arten in 27 Gattungen) Unterfamilie der Zahnwachteln (Odontophorinae – 31 Arten in 9 Gattungen Unterfamilie der Rauhfußhühner (Tetraoninae – 16 Arten in 9 Gattungen)

Abb. 1 Systematik der Hühnervögel.

Klasse: Vögel (Aves) Ordnung: Hühnervögel (Galli) – 7 Familien Familie: Fasanenartige (Phasianidae) – 70 Gattungen –203 Arten Gattung: Wachteln (Coturnix) i. e. S. Art: Wachtel (Coturnix coturnix) (C. c.) Unterart: Afrikanische Wachtel (C. c. africana) Europäische Wachtel (C. c. coturnix) Japanische Wachtel (C. c. japonica) Ussuri-Wachtel (C. c. ussuriensis)

9

Abb. 2a Huhn  Wachtel – Kreuzungen rechts und links, Japanische Wachtel (CCJ) in der Mitte.

Die Wachteln gehören zur Unterfamilie der Feldhühner (Perdicinae). Mit 98 Arten bilden die altweltlichen Feldhühner die artenreichste Unterfamilie der Phasianidae. Es handelt sich meist um unscheinbare kleine bis mittelgroße Vögel mit Sporn. Zu den Feldhühnern gehören artenarme Gattungen wie unsere Rebhühner, Steinhühner und Königshühner, aber auch Gattungen mit zahlreichen Spezies wie die Buschwachteln und Frankoline, welche die Randgebiete der Sahara und Regionen des tropischen Afrika bewohnen. Die Gattung Coturnix (Wachteln im engeren Sinne) umfasst die Spezies Regenwachtel (Coturnix coromandelica), die Harlekinwachtel (Coturnix delegorguei) die bereits ausgestorbene Neuseeländische Schwarzbrustwachtel (Coturnix novaezelandiae) und die eigentliche Wachtel (Coturnix Coturnix) mit den 4 regionalen Unterarten der Afrikanischen (C. C. Africana), der europäischen (C. C. Coturnix), der japanischen (C.C.Japonica) und der Ussuri-Wachtel (C. C. Ussuriensis). Die Verwandtschaft mit den anderen Unterfamilien, z. B. den Kammhühnern, ist eng. Gattungskreuzungen innerhalb der Familien der Fasanenartigen z. B. zwischen Haushühnern, Japanischen WachTab. 1 Artenkreuzung von Japanischen Wachteln (Coturnix coturnix japonica) mit dem Haushuhn oder Perlhühnern (5) Kreuzung

Bruteier

Befruchtung

Schlupf

männlich



weiblich

Stück

%

%

Perlhuhn



Wachtel

182

1,6

1

Haushuhn



Wachtel

2 471

15,1

5,4

10

Abstammung und Bedeutung

Abb. 2b „HuWa’s“ in der Voliere.

teln und Perlhühnern sind über die künstliche Besamung möglich. Die Befruchtungsraten lagen bei der Kreuzung verschiedener Hühnerrassen mit CCJ-Hennen bei 15,1 % (5) und hing u. a. von der Besamungsfrequenz ab. Die Schlupfraten dieser Gattungskreuzung waren aber gering und betrugen im Durchschnitt lediglich 2,7 %. Alle weiblichen Embryonen starben ab, es kamen nur männliche unfruchtbare Hybriden zum Schlupf (siehe Tab.1, Abb.2) . Wachteln sind kammlos und die einzigen echten Zugvögel unter den Hühnervögeln, obwohl sie durch ihre relativ kurzen Schwingen i. d. R. nur kurze Distanzen fliegend überbrücken können. Die Europäische Wachtel überwintert erstaunlicher Weise in Afrika Tab. 2 Die bedeutendsten Länder mit Wachteleierproduktion 2007 (Quellen (2); (3);) Land China

Legewachteln (Mio.)

Wachteleier (Mio.)

25,9

7 000

Japan

8,6

1 800

Brazilien

7,2

1 500

Thailand

3,9

1 053

Hong Kong

0,7

144

Frankreich

0,2

60

Singapur

0,03

9

Estland

0,026

7

2)

270 Eier je Wachtelhennenplatz im Jahr

11

in Äquatornähe oder in Vorderindien. Die europäische Wachtel hat ein riesiges Verbreitungsgebiet von Nordafrika bis Nordeuropa, von den atlantischen Inseln, Spanien und Frankreich im Westen bis nach Nordindien, dem Baikalsee und Sibirien. In Mitteleuropa ist die Europäische Wachtel ein verbreiteter Brut- und Sommervogel, dessen Population nach Süden hin zunimmt. In Nordeuropa, insbesondere Skandinavien kommt sie eher selten vor. In Deutschland zählt C. C. Coturnixx zu den jagdbaren Arten, hat allerdings keine Jagdzeit und wird ganzjährig geschont. Die Europäische Wachtel unterliegt dem Schutz der EU-Vogelschutzrichtlinie und gehört in Deutschland zu den vom Bundesartenschutzgesetz besonders geschützten Arten. In manchen Bundesländern ist ihr Bestand so stark zurückgegangen, dass die Europäische Wachtel z. B. in NRW auf der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft wurde. Die Japanische Wachtel ist wie ihr Name sagt ursprünglich in Asien beheimatet. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Japan, China bis in die Mongolei. C. C. Japonica überwintert in den südlichen Gebieten Japans, in Vietnam und Korea. Das Gewicht von Wildfängen liegt bei ca. 85 g für die Hähne und ca. 100 g für die Hennen. Die auf Legeleistung und Wachstum selektierten Wachtellinien für die kommerzielle Wachteleier-Produktion oder Fleischgewinnung gehen ausnahmslos auf die Japanische Wachtel (C. C. Japonica) zurück. Intensive züchterische Bearbeitung der Legeleistung erfolgte erstmals um 1920 in Japan. Zwischen 1930 und 1950 wurden Japanwachteln Tab. 3 Die bedeutendsten Länder mit Wachtelfleischproduktion 2007 (3)(4) Land China

Mastwachteln (Mio.)

Schlachtgewicht (t)

25

3 500

Spanien

66,0

9 300

Frankreich

58,2

8 200

Italien

26,3

3 700

USA

23,4

3 300

Australien

11,4

1 600

Portugal

8,5

1 200

Brazilien

7,2

1 200

Indien

5

700

Kanada

2,0

280

Japan

1,4

200

2)

Schlachtung nach 4–5 Wo. Mit durchschnittlich 200 g LG; Ausschlachtung 70 %