Vorwort

nach drei Jahren abgeschlossenen Spendenaktion »Menschen helfen Engeln« starteten wir Ende 2012/13 erneut eine gemein- same Aktion mit dem Titel ...
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Das Hochalterretabel in der Prenzlauer Marienkirche

Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

Das Hochaltarretabel in der Prenzlauer Marienkirche Beiträge der interdisziplinären Tagung im Dominikanerkloster in Prenzlau am 1. Dezember 2012 Mit Beiträgen von Thoralf Herschel, Miriam Hoffmann, Bernd Janowski, Peter Knüvener, Jan Friedrich Richter, Dirk Schumann, Christiane Thiel, Detlef Witt und Werner Ziems

Lukas Verlag

Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums, Nr. 28 (2013)

Herausgeber Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Landeskonservator Dr. Thomas Drachenberg Wünsdorfer Platz 4 D – 15806 Zossen (Ortsteil Wünsdorf)

Titelbild: Prenzlau, St. Marien, Altarretabel, Epiphanie, mittleres Relief, rechter Teil (König Caspar und Gefolge)

Frontispiz: Prenzlau, St. Marien, Blick in den Chor auf das Altarretabel (Foto: Peter Knüvener) Bildnachweis Die Abbildungen in den einzelnen Beiträgen und im Tafelteil stammen, sofern nicht anders angegeben, aus dem Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum.

©  by Lukas Verlag Erstausgabe, 1. Auflage 2013 Alle Rechte vorbehalten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte Kollwitzstraße 57 D–10405 Berlin www.lukasverlag.com Redaktion: Dr. Peter Knüvener, Werner Ziems Gestaltung und Umschlag: Lukas Verlag Druck: Elbe Druckerei Wittenberg Printed in Germany ISBN 978–3–86732–180–8

Inhalt

Grußwort 6 Thomas Drachenberg Vorwort 7 Peter Knüvener und Werner Ziems Tafelteil – Aufnahmen vom Prenzlauer Retabel 8

Der Meister des Prenzlauer Hochaltarretabels und seine Werkstatt 45 Jan Friedrich Richter Vom Einfluss der Druckgraphik Martin Schongauers auf die verlorenen Malereien am Prenzlauer Retabel von 1512 Miriam Hoffmann

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Das Prenzlauer Retabel – eine kunsttechnologische Betrachtung 64 Werner Ziems Zur Restaurierung des Prenzlauer Marienaltars 71 Christiane Thiel Die Kunst in der Uckermark im späten Mittelalter 77 Peter Knüvener Das Retabel aus Güstow in der Uckermark 88 Ein frühes Nachfolgewerk des Prenzlauer Retabels Thoralf Herschel Zwischen Konjunktur und Rezession 99 Zur Kunst- und Architekturgeschichte Prenzlaus im ausgehenden Mittelalter Dirk Schumann Kunstproduktion nach der Reformation – Renaissanceretabel aus einer Prenzlauer Werkstatt 106 Bernd Janowski Folgen des Krieges – die Anklamer Altarretabel und was übrigblieb 113 Detlef Witt Literaturzeichnis

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Autorenverzeichnis

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Grußwort

Mit der Inschrift »1512« ist die Entstehungszeit des prächtigen Altarretabels der Marienkirche in Prenzlau überliefert. Trotz starker Beschädigungen und Verluste blieben wesentliche Teile bis heute erhalten. Am ursprünglichen Ort sind sie – größtenteils restauriert – in einem modernen Altarschrein zu besichtigen. Wir dokumentieren mit diesem Band eine interdisziplinäre Tagung im Dominikanerkloster in Prenzlau, die sich am 1. Dezember 2012 – also genau 500 Jahre nach der Entstehung – mit dem immer noch großartigen Kunstwerk beschäftigte, um es wieder stärker in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Mit der Tagung und der Publikation wollen wir an dieses großartige Kunstwerk ersten Ranges erinnern, das sicherlich bisher zu wenig Beachtung fand und findet. Das Jubiläum ist für uns der willkommene Anlass, nicht nur die Öffentlichkeit für das Stück zu interessieren, sondern auch die Fachwelt auf seine herausragende Qualität aufmerksam zu machen. Ein so großes und kostbares Retabel in Lübeck, einem der führenden Kunstzentren Deutschlands, zu bestellen, ist ein Beleg für den damaligen Wohlstand der Stadt Prenzlau. Anlässlich des Jubiläums der Einweihung des Altars vor 500 Jahren behandeln Kunsthistoriker und Restauratoren verschiedene Aspekte im Kontext der Kunst der Entstehungszeit. Wie kommt es, dass fernab von Lübeck in der Uckermark ein Hauptwerk der Lübecker Werkstätten zu finden ist? Der Altar hat eine sehr wechselvolle und auch tragische Geschichte: In den letzten Kriegstagen brannte die Kirche aus, nur die Skulpturen und Teile des Schnitzwerkes blieben erhalten. 1991 wurden die Skulpturen gestohlen, die jedoch 1992 – bis auf eine – teilweise stark beschädigt zurückkamen. Die Restaurierung aller erhaltenen Skulpturen begann 1992. 1997 erfolgte die Wiederaufstellung in dem heutigen modernen Schrein. Die fünfjährigen, sehr zeitaufwändigen Restaurierungsarbeiten sind bis jetzt noch nicht abgeschlossen. Das lag an den wenigen vorhandenen Mitteln. Einzelne Figuren haben ihren gesicherten Endzustand noch nicht erreicht – das wird aber hoffentlich bald der Fall sein. Dank gilt Herrn Hans Burmeister, der früher in der unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis in Prenzlau gearbeitet hat. Er setzte sich für die Restaurierung des Retabels ein und auch für die Wiederaufstellung am ursprünglichen Standort in der Marienkirche. Damit ist der Altar das einzige originale Ausstattungsstück der im Krieg zerstörten und heute mit einem Dach gesicherten Kirche. Dank auch der Kirchengemeinde und allen, die sich verdient gemacht haben – von den Restauratoren möchte ich Frau Christiane Thiel nennen, die als freischaffende Restauratorin bis heute an dem Werk arbeitet. Besonders am Herzen liegt mir die Erwähnung des Ende 2012 leider

verstorbenen Herrn Wolf-Dieter Kunze, der als Leiter unserer Restaurierungswerkstatt die Restaurierungsarbeiten in den ersten Jahren initiiert und begleitet hat. Als landesweit agierende Denkmalfachbehörde besitzen wir einen guten Überblick über den Bestand der verschiedenen Kunstgattungen des Landes. Wir können dabei helfen einzuschätzen, welches die richtigen und notwendigen Maßnahmen sind, die der Erhaltung des Objekts dienen. Andere Interessen und persönliche Geschmäcker müssen in diesem Metier in Verneigung vor dem Kunstwerk zurückstehen. Dieses Wissen stellen wir unentgeltlich zur Verfügung. Wir helfen, eine sinnvolle Restaurierungskonzeption festzulegen, und stehen beratend bei den Ausschreibungen den Eigentümern zur Seite. Dabei sind der Fundus unserer Sammlungen und Archive sowie unsere Amtswerkstatt sehr wertvoll. Wir begleiten Restaurierungsvorhaben denkmalfachlich und können die Qualität der Ausführung nach einem landeseinheitlichen Maßstab beeinflussen – oft geschieht dies im kollegialen Gespräch. Letztendlich lässt sich so auch Geld einsparen. Probleme müssen rechtzeitig erkannt werden, so etwa die Auswirkungen von Heizungen in Kirchen oder Museumsdepots. Dass auch diese dringend notwendige Beratungsleistung von den Personaleinsparungen des Landes betroffen ist, will ich hier nicht verschweigen. Wir arbeiten an Konzepten, wie wir unsere Arbeit trotzdem kontinuierlich weiter fortführen können. Trotz der Katalysatorfunktion wichtiger Ausstellungen – wie für die Restaurierung der Retabel in Schwanebeck und Fredersdorf die Ausstellung »Märkische Kunst – Bilderwelt des Mittelalters« 2011 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam – ist die Situation gotischer Retabel speziell in der Uckermark noch nicht zufriedenstellend. Obwohl in den letzten Jahren einige kleinere Exemplare fachgerecht restauriert werden konnten, z.B. neben dem in Fredersdorf auch die in Güstow und Woddow, warten einige bedeutende Retabel weiterhin auf ihre dringende Restaurierung, darunter diejenigen in Passow und Bertikow – und unser Jubilar in Prenzlau ist ja auch noch nicht fertig. Es gibt darüber hinaus einzelne Erfolge – z.B. am Hedwigsaltar in der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel. Es fehlt uns ein kleiner, aber solider und kontinuierlich vorhandener Fonds, der die noch vorhandenen Schätze sichern hilft. Fördermaßnahmen betreffen oft nur das Gebäude, die Ausstattung bleibt zumeist außen vor. Das Vermögen privater Spender, diese Lücke auszufüllen, ist trotz großen Engagements Einzelner nicht ausreichend. Hier hat der Förderkreis Alte Kirchen e.V. eine sehr wichtige koordinierende Rolle. Ich bin ausgesprochen froh über die gute Zusammenarbeit.

Vorwort

An dieser Stelle möchte ich auf eine gemeinsame Aktion der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz, der Fördervereins Alte Kirchen e.V. und des Landesdenkmalamtes hinweisen: Als Nachfolgeaktion der nach drei Jahren abgeschlossenen Spendenaktion »Menschen helfen Engeln« starteten wir Ende 2012/13 erneut eine gemeinsame Aktion mit dem Titel »Vergessenes Kunstwerk – Altar braucht Hilfe«. Es geht um einen sehr hilfsbedürftigen Altar in Laubst im Südosten des Landes Brandenburg. Diese Aktion ist ein kreativer Versuch, die Not zu lindern und die Zustände der Kunstwerke zu stabilisieren, damit der Bestand für uns und die kommenden Generationen gesichert ist. Bedanken möchte ich mich bei Herrn Dr. Peter Knüvener, der der Spiritus Rector der Veranstaltung und gemeinsam mit Herrn Werner Ziems aus unserem Hause einer der Redakteure dieses Tagungsbandes ist. Herrn Dr. Stephan Diller als Museumsleiter und Herrn Superintendent Dr. Reinhart Müller-Zetzsche möchte ich für die unkomplizierte Zusammenarbeit bei der Tagungsorganisation danken. Wir hoffen, dass der Band hilft, über die Tagung hinaus Aufmerksamkeit für den Bestand und den dazugehörigen aktuellen Forschungsstand des Altarretabels der Marienkirche in Prenzlau zu erzielen. Dr. Thomas Drachenberg Landeskonservator

Als wir – die Restauratorin Christiane Thiel, Vertreter der Kirchengemeinde und der Denkmalbehörden – uns Ende Juni 2012 wieder einmal anlässlich von Pflegearbeiten vor dem Prenzlauer Retabel trafen und Hans Burmeister, der ehemalige Leiter der Prenzlauer Denkmalschutzbehörde, beiläufig erwähnte, dass dieser Altar jetzt genau 500 Jahre alt wäre, ahnte noch niemand, dass wir zu diesem Anlass schon im darauffolgenden Dezember eine Tagung veranstalten würden. Wir hätten uns viel Arbeit ersparen können – aber auch die einmalige Gelegenheit, an dieses bedeutende Kunstwerk zu erinnern und dieses Ereignis angemessen zu würdigen. Während der Tagung wurde aus unterschiedlichen Blickwinkeln der äußerst wertvolle erhaltene Bestand des ehemaligen Retabels betrachtet und untersucht, um ihn einem weiten Kreis der interessierten Öffentlichkeit vor Augen zu führen. Es kamen sowohl Restauratoren als auch Kunsthistoriker zu Wort, die zahlreiche neue Forschungsergebnisse zu diesem Hauptwerk spätgotischer Retabelkunst beisteuerten. Dabei kommt es dem Projekt zugute, dass in den letzten Jahren die Forschung zur Lübecker Kunst intensiv betrieben wurde und dabei zahlreiche Fortschritte zu verzeichnen sind. Umso erfreulicher ist es, dass die Tagungsbeiträge jetzt auch in publizierter Form vorgelegt werden können. Ein besonderes Anliegen war es dabei, das umfangreich vorhandene Bildmaterial der heute leider nicht mehr vorhandenen, im Krieg zerstörten Teile des Retabels aufzuzeigen, um damit diesem zu Unrecht nur noch wenig bekannten Kunstwerk die ihm gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Band enthält auch Beiträge, die sich nicht im engen Sinn mit dem Hochaltarretabel befassen, aber auf verschiedene Weise das Umfeld, in dem er entstand, beleuchten: einen zur spätmittelalterlichen Baukultur Prenzlaus und einen zur Kunst in der Uckermark um 1500. Zwar ist das Retabel aus dem fernen Lübeck eingeführt worden, doch zeigt sich, dass vor Ort durchaus fähige Werkstätten arbeiteten. Diese Tradition wurde sogar noch weit über die Reformation hinausgeführt, wie ein Beitrag über eine große Gruppe von Renaissance-Retabeln Prenzlauer Herkunft eindrucksvoll belegt. Schließlich wird der Blick auch in die unmittelbare pommersche Nachbarschaft, nach Anklam, gerichtet. Wir möchten den Autoren für ihre Beiträge herzlich danken. Peter Knüvener und Werner Ziems

Tafelteil – Aufnahmen vom Prenzlauer Retabel

Tafelteil – Aufnahmen vom Prenzlauer Retabel

Tafel 1  Prenzlau, Marienkirche von Südosten, Anfang der 1990er Jahre

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Tafel 2  Gesamtansicht des geöffneten Retabels, vor 1945

Tafelteil – Aufnahmen vom Prenzlauer Retabel

Tafelteil – Aufnahmen vom Prenzlauer Retabel

Tafel 3  Mittelschrein

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Tafel 4  Predella

Tafelteil – Aufnahmen vom Prenzlauer Retabel