Vernichtende Kritik an der Raumordnung

Josef Scheinast, Architektin Susan- ne Waiz, Wolfgang Kuhn (SLT), Hotelier Gerhard Altenberger und die. Architekten Heinz Plöderl und Wolfgang Sitka.
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Vernichtende Kritik an der Raumordnung Es ist höchste Zeit, dass gehandelt wird. Das war der Tenor einer Diskussion zum Thema Raumplanung und Architektur in Saalfelden. ANTON KAINDL

Das Thema brennt unter den Nägeln. Über 200 Besucher kamen am Donnerstag zu einer Veranstaltung zum Thema Raumplanung, Architektur und Tourismus in die HTL Saalfelden. Und bei der von SN-Redakteur SAALFELDEN.

Heinz Bayer geleiteten Diskussion wurde kein gutes Haar an der Entwicklung im Land Salzburg gelassen. „Eine Katastrophe, eine Beleidigung für das Auge, ruinierte Talböden, Wohnsiedlungen, die wie Musterhausparks aussehen, und Gewerbebauten, bei denen die einzige Anforde-

Auf dem Podium (von vorn): LAbg. Josef Scheinast, Architektin Susanne Waiz, Wolfgang Kuhn (SLT), Hotelier Gerhard Altenberger und die BILD: SN/SCHWEINÖSTER Architekten Heinz Plöderl und Wolfgang Sitka.

rung an die Architektur ist, dass es nicht hineinregnet“ – das waren einige Zitate vom Podium und aus dem Publikum. Zur Sprache kam auch der Boom an Chaletdörfern. Der Architekt und Vorsitzende des Saalfeldner Gestaltungsbeirats Heinz Plöderl nannte diese Dörfer deplatziert und nicht zeitgemäß. Der Leoganger Hotelier Gerhard Altenberger meinte, von dem Geld, das durch die Vermietung jener Apartments, die Ausländern gehörten, umgesetzt werde, sehe man in Österreich oft nichts. „Und die Einheimischen können sich kaum noch Bauland leisten.“ Der Neukirchner Bürgermeister Peter Nindl (ÖVP), in dessen Gemeinde ein Chaletdorf errichtet wird, verteidigte die Pläne. Er sagte, die Gemeinde habe abgewogen und dafür gestimmt, weil es in Neukirchen genug Bauland für die Einheimischen gebe. Die Gemeinde habe ihren eigenen Wirkungsbereich und die zuständige Abteilung beim Land kontrolliere alles gründlich. Viel Hoffnung wird in das neue Raumordnungsgesetz gesetzt. Plöderl sagte, hier brauche es politischen Mut. „Die Auswirkungen des Gesetzes wird man in der Landschaft erst in zehn bis 15 Jahren sehen. Wenn wir die Chance jetzt nicht nützen, vertun wir unsere Zukunft.“ Um Druck von den Bürgermeistern zu nehmen, forderte er neben der örtlichen auch eine regionale Raumplanung, die Einbeziehung der Bürger in den Orten und die ver-

pflichtende Beiziehung von Experten schon bei der Widmung. Zudem solle die öffentliche Hand durch eine Abgabe von der enormen Wertsteigerung der Grundstücke bei einer Baulandwidmung profitieren. Der grüne Landtagsabgeordnete Josef Scheinast, der am neuen Raumordnungsgesetz mitarbeitet, sagte, in Salzburg gebe es einen großen Überhang an Bauland, das zum Teil gehortet werde. „Das muss ein Ende haben.“ Es werde eine Infrastrukturabgabe auf gehortetes Bauland geben. Und Scheinast will die Widmung

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Raumplanung

auf fünf Jahre begrenzen. Zudem müsse es massive Rückwidmungen geben. Den Gemeinden empfiehlt er Ortskernabgrenzungen, die festlegen, wo sich die Gemeinde noch entwickeln kann. Ein anderes Problem ist laut Scheinast, dass zwar so viel wie noch nie gebaut wird, aber den Einheimischen doch nicht mehr Wohnraum zur Verfügung steht. Von rund 280.000 Wohnungen in Salzburg sind 60.000 keine Hauptwohnsitze. Scheinast fordert ein Ende der touristischen Zweitwohnsitze und ein Hauptwohnsitzgebot in zehn bis 20 Jahren. Dann sollen die Wohnungen vom Besitzer als Hauptwohnsitz genützt oder als solcher vermietet werden. Das würde den Wohnungsmarkt entlasten.