Vernarrt in eine Diebin

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Thomas Schmidt

Vernarrt in eine Diebin Liebesroman

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Thomas Schmidt Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1030-7 ISBN 978-3-8459-1031-4 ISBN 978-3-8459-1032-1 ISBN 978-3-8459-1033-8 Mini-Buch ohne ISBN

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Inhalt Einleitung Wie alles begann In der Hitze des Gefechts Kirsten Lorenz als Trostpflaster Das geträumte Interview Detektiv wider Willen Franziska baggert in der Aristokratie Die Flucht Die Bettlerin Die Grafologie im Gesicht meines Chefs Zechpreller wider Willen – Hummer gegen Hunger In den Höhlen der Löwen Der Schrei aus der Luft Flohmarkten mit Franziska Toccata und Fuge in d-Moll Das Seelenleben einer so bemerkenswerten Frau Oh je, Kirsten Lorenz ist lesbisch! Die“Auferstehung“ der Franziska Schweingruber

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Einleitung

Wenn Franziska durch die Gegend schritt, schauten sich die Männer um und natürlich auch eine bestimmte Kategorie Frauen. Ich habe versucht, es unauffällig zu tun, halb verborgen hinter einer Litfaßsäule, immer, nachdem ich ihr auf dem Kurfürstendamm begegnet bin. Es gibt Leute, die den Blick im Rücken spüren und sich dann mit verächtlicher Mine ihrem Betrachter zuwenden. Franziska war cleverer als ich dachte - sie hat mich jedes Mal im Spiegelbild eines Schaufensters beobachtet. Das war aber noch lange nicht der Beweis dafür, dass ich ihre Kragenweite war. Ich plante eine direkte Offensive, um Franziska Schweingruber, die Diebin aus Berlin zu erobern. Allerdings beichtete sie mir all ihre Vergehen, weil sie mir vertraute. Dies ließ mich natürlich auf eine enge Beziehung hoffen. Ich arbeitete als nebenamtlicher Redak5

teur eines kleinen Berliner Blattes, um mein Haushaltsetat aufzubessern. Also gaukelte ich mir eine super Schlagzeile vor - die Delikte der Wiederholungstäterin Franziska hatten es in sich, ihre kriminelle Energie natürlich auch. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre - ich verknallte mich in Franziska bis über beide Ohren. Aus diesen Gründen schützte ich sie vor meinem redaktionellen Ehrgeiz und wurde somit zu ihrem Komplizen ...

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Wie alles begann ...

Eines Tages entdeckte ich Franziska vor einem Supermarkt. Sie versuchte vergebens, ihr Fahrzeug in Gang zu setzen - für mich war die Gelegenheit gekommen. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Wäre Ihnen zu Dank verbunden, aber falls Sie nur nach dem Tank schauen wollen - ist gestrichen voll!“ Suggestion oder Eingebung - ich war wie gebannt. „Hallo - Sie hatten mir eben Ihre Hilfe angeboten! Bleibt es nun dabei? Im Übrigen bin ich nicht hypnotisierbar, nur weil Sie mich so anschauen!“ Registriert hatte ich die vollen Lippen der Dame, die schmalen, dunklen Augenbrauen, die großen Augen und die schmale Nase - die Symmetrie stimmte. Ich holte mein Starterkabel aus dem Kofferraum, öffnete die Motor7

hauben und stellte mit zitternden Händen die Verbindung zwischen den Batterien her. In der Hoffnung, es käme zu einem Happy End, nahm ich mir unendlich viel Zeit. Die Dame stand etwas abseits, lächelte freundlich und ließ mich gewähren, vorerst. Dann war sie mit ihrer Geduld am Ende: „Könnten Sie sich ein wenig beeilen? Hab ´nen wichtigen Termin.“ Franziskas Ton war wie eine kalte Dusche, doch wenigstens diente mein Starterkabel dem Mittel zum Zweck. Bedauerlicherweise sprang der Motor schon nach dem ersten Startversuch an. Und wieder hatte ich die Gelegenheit, Franziska aus nächster Nähe zu betrachten. Sie fragte: „Haben Sie etwas auf dem Herzen? Ich könnte mit ´nem Passbild aushelfen. Es ist zwar nicht das Neuste, aber dann haben Sie mich immer dabei.“ „Wenn Sie eins haben - ich nehme es gern!“ Somit war ein weiterer Annäherungsversuch vollzogen. Außerdem versuchte ich, Franziska mit ihrer eigenen Waffe zu schlagen. Um mich zu verwirren, schaute sie ungeniert auf meine 8

Schuhe und Hände und zum Schluss auf meinen Mund, wohl um mein Gebiss in Augenschein zu nehmen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und lud Franziska zum Kaffee ein. Fürs Erste gab sie mir einen Korb. „Danke heute geht´s gar nicht und morgen nicht gleich - übermorgen vielleicht, je nach Wetterlage.“ „Wieso ist unser Wiedersehen von der Wetterlage abhängig?“ „Bei schönem Wetter befinde ich mich auf dem Tennisplatz.“ Diese Sportart passte zu Franziska. Sie zog einen Terminkalender aus der Tasche, blätterte darin und verharrte auf dem Mittwoch: „Tatsächlich, hier ist noch ein weißes Fleckchen frei. Gegen 17 Uhr an der Gedächtniskirche?“ Mir ist nicht entgangen, dass die Wochentage, auf die sie schaute, ohne Eintragungen waren. Ich konnte den Mittwoch kaum erwarten. Unter der Maßgabe, es könnte eine Reifenpanne dazwischen kommen, ging ich eine halbe 9

Stunde früher in die Startlöcher. Die Zeit bis 17 Uhr war wie angestemmt. Ich versteckte ich mich hinter einer Litfaßsäule. Inzwischen war eine viertel Stunde vergangen. Eine Frauenstimme rief von Weitem: „Sie sind mir ja einer! Da wartet man und wartet und jetzt tun Sie so, als seien Sie die Pünktlichkeit in Person! Zuverlässig sind Sie jedenfalls nicht muss ich schon sagen!“ Mir blieb keine Möglichkeit, mich zu verteidigen, denn Franziska verbot mir einfach den Mund. „Lassen Sie ihre Ausreden stecken nun sind Sie ja da. Allerdings muss ich die verplemperte Zeit von unserem Rendezvous abziehen - Strafe muss sein! Außerdem hab ich heute nicht viel Zeit - die Pflicht ruft.“ „Ist es ein Verehrer, der mich ablöst?“, fragte ich ungehalten. „Eifersüchtig ist der Herr auch noch - das kann ja was werden!“ Jetzt war ich wütend auf Franziska. Dann spielte ich mit dem Gedanken, sie einfach stehen zu lassen und zu gehen, doch ich war 10

machtlos - schon das Äußere dieser Dame hatte mich in den Bann gezogen. Ich kam mir unendlich charakterlos und erbärmlich vor. Ich zwang mich einfach die Nerven zu behalten und sah Franziska in die Augen: „Meine Dame - von Eifersucht kann keine Rede sein, außerdem kenne ich Sie zu wenig. Mir scheint, als hätten wir schon längst Silberhochzeit gehabt und ich stünde wie so viele Männer unter ihrem Pantoffel. Wenn Sie mich vielleicht zu Worte kommen ließen?“ Franziska dachte gar nicht daran. „Schnappen Sie wieder aus! Ich werde Ihnen jetzt ganz brav folgen, vorausgesetzt, Sie verraten mir, wo sie hin wollen!“ Ganz in unserer Nähe befand sich ein Café. Franziska verfolgte meinen Blick und sagte: „Eigentlich ist´s zu spät für Kaffee. Was meinen Sie? Gehen wir ein Stück! Um sich grob kennenzulernen, reicht die Zeit allemal. Wie wäre es mit einem Schaufensterbummel über den Ku´damm?“ Und wir bummelten ohne ein Wort. Plötzlich schaute sie auf die Uhr: „Wissen Sie was? Wir 11

haben genug geplaudert - wir trennen uns für heute!“ Ich befürchtete, ich würde Franziska nie wiedersehen, denn ich war darauf bedacht, mich für ihr patziges Verhalten zu rächen. Irgendwie würde es mir schon gelingen. „Nächste Woche um diese Zeit an der gleichen Stelle? Was sagen Sie?“ Von nun an trafen wir uns wöchentlich. Manchmal verabredeten wir uns irgendwo in der Stadt oder in einem Wilmersdorfer Café und plauschten über belanglose Dinge. Franziska sah bezaubernd aus. Sie hatte ein symmetrisches Gesicht - das Verhältnis zwischen Augen, Mund und Kinn stimmte. Sie bevorzugte Salzburger Moden, die ihr besonders gut standen. Trotzdem bezeichnete sie sie als Fummel. Warum sie diese Kleidung dennoch trug, hatte seinen Grund: Es war wegen der großen aufgenähten Taschen. Während unserer Treffen blieb stets ein gewisser Abstand gewahrt. Vor allem war es das verdammte Sie, worauf Franziska besonderen 12

Wert legte. Wenn sie kam, sah sie und siegte, vor allem über mich - ihr Selbstbewusstsein war grenzenlos. Das lag darin begründet, dass sie eine geborene Schweingruber war. Der Vater, Albin, Buchdruckermeister, verstarb vor zwei Jahren und die Druckerei führte Mutter Elvira, geborene Obermayer. Goldkind Franziska genoss Narrenfreiheit. Zwar machte sie sich hier und da nützlich, aber eine vollwertige Kraft war sie nicht, zumal sie die Arbeit nicht erfunden hatte. Wenn es ihr einfiel, stahl sie sich davon, und die Arbeit blieb liegen. Und wenn ihre Mutter sie ins Gebet nahm, gab sie zur Antwort: „Ach Mama, lass mich das Leben ein wenig genießen - musst deine Angestellten mehr herannehmen!“ „Wieso meine - es sind eines Tages auch deine, wenn ich dir unseren Betrieb überschreibe!“ „Überleg dir ´s nur noch!“ „Und wovon willst du leben, wenn deine Mama nicht mehr ist?“

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„Vom Verkauf unseres Betriebes - ist doch eine interessante Immobilie.“ Elvira glaubte, sich verhört zu haben, denn laut ihrem Testament gehörte das Unternehmen längst der Tochter. Frau Schweingruber beschäftigte noch zwei Gesellen, die Franziska insgeheim als Turtlerin mit „Divaallüren“ bezeichneten. Irgendwann ist dies bis zur Juniorin vorgedrungen. Deshalb hat sie sich für das elterliche Unternehmen kaum noch engagiert. In einer Ablagekiste fand sie sogar den Entwurf eines Reims: Eine Turtlerin turtelt im Büro der Firma Schweingruber & Co. Sie trainiert das Turteln wild mit ihrem Spiegelbild, findet sich schön, kann sich nicht widerstehn ... Franziska hasste ihren Familiennamen. Jedenfalls hat sie es zugegeben und mich gebeten, 14

darüber Stillschweigen zu wahren. Mir persönlich war es Wurst wie jemand hieß. Meine Eltern sprachen sogar von mangelnder Reife, falls man sich über einen Namen mokierte. Als nebenamtlicher Redakteur geisterte mir ständig die „journalistische Partitur“ im Kopf herum, nach der ein Zeitungstext zu gestalten ist: neu, wichtig, interessant. Wichtig ist zudem, dass alle Informationen, die in der Presse erscheinen, aus erster Hand kommen. Was aber der Buschfunk über das Phänomen Franziska Schweingruber zu berichten wusste, war nach meinem Dafürhalten mit Vorsicht zu genießen.

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