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Für ein vierjähriges Kind ist das Eis das Zentrum vom Universum. Es ist Teil der Integrität. ...... brechen zur Not, schwimmen gehen.“ „Spielen als ..... helfen, wo sie Hilfe brauchen und da Freiheiten lassen, wo sie Freiheit brauchen.“ „Es braucht ...
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Inhaltsverzeichnis „FamilieSpieltMusik“...........................................................................................................................3 .....................................................................................................................................................4 Juliane Wilde und Marcus Horndt (Kongressveranstalter, Kindermusiker)...............................4 Andreas Reinke (Autor, familyLab)............................................................................................5 Jule Epp (Psychologin, Spielberaterin, Neufeld-Institute)..........................................................8 Kristina Frank (Online-Unternehmerin)................................................................................... 14 Dagmar Neubronner (Publizistin, Leiterin Neufeldinstitute.de)...............................................18 Mai Cocopelli (Kindermusikerin)............................................................................................. 23 Katharina Walter (Freilerner-Mama, Online-Unternehmerin).................................................. 28 Nele Zeidler (Pianistin, Pädagogin).......................................................................................... 33 Sarah Stern (Malort-Dienende)................................................................................................. 37 Dr. Eckhard Schiffer (FA Nervenheilkunde, Psychosomatische Medizin, Psychotherapie).....41 Eva Beatrice Förster (Online-Unternehmerin, Löwen-Mama)................................................. 46 Louise Thiele (Bloggerin, Cellistin)......................................................................................... 50 Evelyn Podubrin (Pädagogin, Erziehungswissenschaftlerin)...................................................53 Matthias Schwabe (Musikpädagoge, exploratorium Berlin)....................................................58 Sabrina Fox (Autorin, Bewusstseins-Trainerin, Sängerin)....................................................... 63 Andreas Loh (Yogalehrer und Pianist, Komponist).................................................................. 67

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„FamilieSpieltMusik“ Handbuch Onlinekongress 2017

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Juliane Wilde und Marcus Horndt (Kongressveranstalter, Kindermusiker) Wir sind Juliane und Marcus und bringen als Julianes Wilde Bande seit mehr als einem Jahrzehnt unsere Musik in Familienkonzerten und auf Festivals zu Kindern und Eltern. Der gerade stattfindende Umbruch in allen Lebensbereichen hat zur Folge, dass es bisher keine Erfahrungen für das “Wie“ gibt. Das ist eine große Herausforderung für uns Eltern. Um diese gut meistern und bewältigen zu können, braucht es eine "Kultur der spielerischen Lebenshaltung“ (Gerald Hüther). Um die neuen Wege überhaupt sehen zu können, braucht es Experimentierfreude! Damit machen wir uns und unsere Kinder stark für die Gesellschaft der Zukunft!

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Andreas Reinke (Autor, familyLab) „Bevor ich Vater geworden bin – ich war bereits Lehrer – da habe ich nicht verstanden, wenn ich mit Eltern gearbeitet habe, warum die so unsicher sind und was das für Fragen sind und diese Ängste. Ich dachte immer, das ist doch ganz einfach. Und diese Gedanken platzten dann einfach weg, weil [auch] meine Tochter eine ganz andere Idee hatte vom Leben als ich. Seitdem lerne ich.“ „Es geht darum, dass wir alle miteinander versuchen, ein bisschen Druck vom Kessel zu nehmen. Ich glaube, so kommt es irgendwann in den Bereich des Spielens, denn Spielen unter Druck ist nicht wirklich Spielen.“ „Lernst du schon oder spielst du noch?“ „Mir ist wichtig, dass wir das Spielen nicht in einen trivialen Bereich hineinstecken. Spielen ist Lernen und Lernen ist Spielen. In meinem Denken sind das keine Widersprüche, sondern letztlich zwei Seiten der Medaille.“ „ Es war für mich eine Wohltat auf Kinder zu treffen - gerade in der 1. Klasse - die spielen wollten. Ganz einfach Spielen.“ „Wir Erwachsenen sind manchmal überhaupt nicht so flexibel wie wir tun. Wir sind verhaftet in einem Entweder-Oder-Denken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, Kinder zu begleiten, ihre Integrität zu wahren und nicht trotzdem, sondern währenddessen die Führung zu übernehmen. Eine Führung, die nicht gekoppelt ist an wenn-nicht-dann. Sondern die durchdrungen ist von Interesse, Neugier, Offenheit und von der Bereitschaft, dass auch ich Lernen will – von und mit dem Kind.“ „Es ist eine Wohltat für mich als Lehrer, mich einfach auf das einzulassen, was Kinder mitbringen.“ „Es gibt Schulen, die versinken im Chaos und es gibt Schulen, die versinken in der Stringenz. Ich bin ein Freund von der Flexibilität, vom Elastisch-Sein. Dabei ist Spielen einfach eine unglaublich wichtige Komponente.“

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„Vertrauen ist ein riesengroßes ungelöstes Thema an unseren Schulen. Das hat weniger etwas damit zu tun, dass Kinder vielleicht nicht unseren Erwartungen entsprechen, sondern eher damit, dass wir so fest an unseren Erwartungen festhalten.“ „Unsicherheit ist wahrscheinlich die intelligenteste Reaktion auf das, was wir heute alle miteinander erleben.“ „Der Führungsbegriff, der mir vorschwebt, ist nicht neu. Er ist angelehnt an eine Haltung, die Kinder als gleichwürdige Menschen anerkennt und sieht – auf Augenhöhe: Ich erkenne an, dass deine Werte, Grenzen und Bedürfnisse genauso da sein dürfen und berechtigt sind, wie ich das für mich auch beanspruche.“ „Tut es Kindern gut, wenn sie jeden Tag 2 bis 7 Stunden am Rechner sitzen? Da kann man drüber nachdenken. Der Punkt ist für mich, dass für meine Tochter das Thema Minecraft spielen in dem Moment Teil ihrer Integrität ist. Für ein vierjähriges Kind ist das Eis das Zentrum vom Universum. Es ist Teil der Integrität. Das ist weder richtig noch falsch. So ist es einfach.“ „Ich als Erwachsener habe die Aufgabe dem Wunsch [des Kindes] Respekt entgegen zu bringen. Führung heißt an dieser Stelle zu wissen, dass Kinder und Jugendliche sehr oft wissen, worauf sie Lust haben, aber nicht immer, was ihren Bedürfnissen entspricht. In dieser Dynamik muss ich mich als Erwachsener aufhalten.“ „Die Integrität unserer Kinder wahren und unsere Integrität nicht aufgeben; und sich interessieren – das ist sehr wichtig. Wir reden oft darüber: Ist das gut oder schlecht? Ich möchte stattdessen dazu einladen, nachzufragen, für was sich unsere Kinder interessieren. Denn die Konflikte, die in Familien zu bestimmten Themen entstehen, sind oftmals schädlicher als z.B. das Computer spielen selbst. Wir verlieren uns dadurch. Wir reden über Authentizität, während wir unsere eigene Authentizität vollkommen vergessen.“ „Nur das richtige Vokabular ist es nicht, was Sprache persönlich werden lässt. Die persönliche Autorität ist eine Autorität, die sich persönlich mitteilen kann, ohne den anderen zur Sau zu machen. Authentizität ist auch kein Freifahrtschein. Ich kann sagen, das will ich und das will ich nicht – das ist legitim – jedoch in einer Art und Weise, die unter dem Dach steht: Bitte mach mich nicht falsch.“ „Jesper Juul sagt immer: ‚Wenn nichts mehr hilft, hilft nur die Wahrheit.‘ Das ist für mich ein ganz wichtiger Lernprozess.“ „Ich habe gemerkt, ja, ich will mit meinem Kind spielen, ich will mich interessieren, aber ich will mich dabei nicht verleugnen. Denn ich bin immer das Rollenmodell. Das ist Erziehung. So wie ich bin – das erzieht. Es ist wichtig, keine Rolle zu spielen.“

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„Genießt eure Kinder. - Worauf haben wir beide Lust? Was bringt dir Spaß und was bringt mir Spaß? - Das stärkt die Beziehung.“ „Die Sachen, die ich gerne mag und die ich auch gut kann, die haben sich proportional zum Nachlassen des Druckes entwickelt.“ „Ich glaube, dass Spielen viel damit zu tun hat, im Moment zu sein, im Jetzt zu sein – nicht mit Zukunftsperspektiven beschäftigt zu sein oder mit irgendeiner Vergangenheitsbewältigung. Ich verliere mich und finde zu mir. Es gibt dabei kein Ich-Konzept. Ich bin das Schreiben, der Fußball, der Sand in der Sandkiste.“ „Was bringt mir richtig Spaß? - Diese so einfache Frage ist für manche so schwer zu beantworten. Spielen ist für mich ein Grundbedürfnis; und Bedürfnisse sind immer da. Die Kunst ist es, das zurück zu erobern, ohne sich in Erwachsenen-Konzepten zu verlieren.“ „Die Frage für mich ist nicht nur spiele ich oder spiele ich nicht, sondern was ist mit dem Bedürfnis nach Spielen? Das ist ja nicht weg. Das will gelebt werden. Und wenn wir es nicht leben, entwickeln wir Strategien, um zu überleben. Das geht in den destruktiven Bereich.“ „Der Kontrollwahn ist sehr ausgeprägt in unserer Erwachsenenwelt. Beim Spielen laufen wir Gefahr „die Kontrolle zu verlieren“. „Wir sind außen-orientiert. Wir sind sehr darauf fokussiert, was mit den Kindern ist, wann sind sie richtig und wann falsch. Aber was macht es mit uns? Was macht es mit mir, wenn Kinder ausgiebig und grenzenlos spielen?“ „Wir sind unschuldig zu diesen ganzen Glaubensdingen gekommen. Jetzt liegt es an uns, die Verantwortung für das zu übernehmen, was da in uns ist. Im Zusammenleben mit Kindern haben wir die große Chance zu wachsen, starre Strukturen zu sehen und auch aufzuheben. Nicht im HauRuck-Verfahren, sondern immer etwas mehr die Komfortzone zu verlassen und so das Leben Stück für Stück mehr zu genießen.“

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Jule Epp (Psychologin, Spielberaterin, Neufeld-Institute) „Ich komme selbst aus einer Art Kultur des Spielens. Ich bin erzogen worden mit Spielen und vor allem mit Musik; es war wie Atmen, jeder hat gesungen, jeder spielte ein Instrument – ohne Unterricht oder sowas – es gehörte zum Leben. Spielen war für mich eine Selbstverständlichkeit, aber dann ging ich in die Welt und dachte: Wo spielen die Kinder? Wo ist die Spielkultur?“ „Es liegt mir sehr am Herzen, dass das Spielen wieder eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft wird.“ „Ich bin da intuitiv dazu gekommen. Ich habe meinen Sohn beobachtet, seine Impulse und Interessen in mich aufgenommen und dann habe ich einfach gemacht, was ich gemacht habe.“ „Ich denke, wir haben als Eltern eigentlich eine ziemlich gute Intuition, wenn es um unsere Kinder geht und um dieses Spielen.“ „Wenn es Schwierigkeiten im Spielimpuls gibt, versuche ich, sie an diese Babyzeit zu erinnern. Da ist so eine Interaktionen, die zwischen Eltern und Kindern stattfindet; so ein Bindungstanz bei den Babys und den gibt es überall auf der ganzen Welt. (große Augen, großer Mund, hohe Stimme, Worte wiederholen, Lächeln) Das ist das primitive Spielangebot. Das ist ein Impuls, den alle verstehen.“ „Der Urbindungstanz zwischen Babys und Eltern ist eigentlich auch ein Spiel. Ich versuche, das wieder in den Eltern zu aktivieren. Wenn das da ist, dann rollen die Intuitionen.“ „Um zu spielen braucht es Sicherheit – Bindungssicherheit. Wir sind soziale Tiere – Bindung ist das, was wir brauchen, um zu überleben. Wir sind sehr darauf gepolt, ganz wachsam zu sein, dass unsere Bindungen funktionieren. Wenn das gesättigt ist, kommt das Spielen als Instinkt von ganz alleine.“ „Autistische Kinder haben Schwierigkeiten, Bindungen herzustellen. Und weil die Bindung nicht da ist, sind sie in einem dauernden Alarmzustand. Das macht Spielen unmöglich. In der Folge gehen

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immer mehr Spielimpulse verloren, wir sehen Entwicklungsstörungen und die ganze Palette des Autismus.“ „Was da immer mehr verloren geht in unserer Gesellschaft, ist der Zugang zu unseren Gefühlen. Wir haben eine sehr leistungs- und arbeitsbezogene, aber nicht bindungsbezogene Gesellschaft. Wir sind ständig in einem Zustand, wo wir versuchen, den Bindungsmangel zu kompensieren (etwas zu leisten, uns Aufmerksamkeit zu holen und uns Dinge anzuschaffen).“ „Dadurch, dass wir weniger Kontakt zu unseren Emotionen haben und immer mehr gepanzert werden, erschwert es natürlich diesen Spielmodus, diese Bühne. Wir brauchen den Freiraum und die Sicherheit zum Spielen und wir brauchen einen Zustand, wo die Emotionen fließen.“ „Wir sind nicht alle Autisten, aber vielleicht können wir von ihnen lernen, was uns fehlt, um im Leben mehr ins Spiel zu kommen.“ „Ich glaube, man könnte schon in den Schulen anfangen zu schauen, wie Lernen funktioniert, dass es nicht um von außen auferlegte Programme und deren Erlernung geht, sondern dass man mehr Zugang zur eigenen Neugier und den eigenen Interessen ermöglichen könnte.“ „Und vielleicht in der Familie schauen, wie man mehr Freiraum schaffen und öffnen könnte, statt weitere, leistungsbezogene Unterrichtsebenen zu schaffen, so dass das Kind sich selbst fühlen kann.“ „Das Spielen ist ein Teufelskreis. Im Spiel bekommt man Zugang zu sich selbst und den Emotionen und indem man Zugang zu seinen Emotionen hat, kann man immer mehr spielen. Es bringt einen positiven Effekt mit sich.“ „Vielleicht macht uns dieser Moment des Leeren-Raum-Schaffens allen ein bisschen Angst und vor allem diese Leere dann auszuhalten, bis das Ich anfängt zu antworten. Wir brauchen mehr Platz, mehr Raum, mehr Möglichkeiten und eine Umdeutung unserer Werte, wie wir Spielen und Arbeiten verstehen.“ „Man kann auch im Rahmen der Arbeit immer wieder das Spiel mit reinziehen. In den Zustand des Flows kommen, denn der Zugang zu sich selbst und den Emotionen erlaubt es einem, auch bei der Arbeit in den Spielmodus zu kommen – wenn man das tut, was einem wichtig ist.“ „Wenn man die Möglichkeit zum Selbstausdruck nicht bei der Arbeit hat, sondern fremdbestimmt ist, dann muss man schauen, wie man eine Spielzeit, eine Spielecke finden kann, wo das raus kommt, was mit einem selbst zu tun hat.“

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„Spielen hat so eine Ventilfunktion – wie ein Blitzableiter . Wenn wir Emotionen wie Frust, Aggression oder Traurigkeit in uns haben und dann einen Raum öffnen, suchen sie sich ihren Weg nach draußen. Spielen bietet den Rahmen, um das alles loszulassen.“ „Spielen bietet außerdem den Rahmen, Emotionen auszuprobieren, kennenzulernen und in mir zu regulieren (Wie fühlt sich das an? Wie weit kann ich gehen? Wie viel Angst kann ich mir erlauben?); also das, was in der emotionalen Entwicklung stattfinden muss, damit sich ein reifes Wesen entwickeln kann.“ „Emotionen sind ein enorm notwendiger Aspekt beim Spielen. Es macht auch Sinn, dass manche davor Angst haben, wenn man mit Emotionen zu tun hat, die man lieber bedeckt lassen würde. Ich versuche, als Therapeutin den Rahmen zu schaffen, dass das weniger bedrohlich ist und einen nicht überwältigt. Diesen Rahmen, wie viel man zulässt, können wir selber einstellen.“ „Bei meiner Arbeit ist es häufig ein Bedürfnis, dass man (sensorische) Sequenzen/Strukturen wiederholt, mit diesen einen Rahmen schafft, sodass die Kinder genau wissen, was kommt, loslassen und sich entspannt auf den Kontakt mit mir einlassen können.“ „Eine ganz wichtige Struktur bin auch ich. Meine Bindung und das Vertrauen, dass ich sie verstehe, sie schützen und nicht überfordern werde. Das ist die Ebene der Sicherheit, die man braucht. Man braucht gewisse Strukturen, um die Angst zu reduzieren, damit die Kreativität fließen lassen kann.“ „Ich denke, das Ziel beim Lernen eines Instrumentes ist, eine Balance zu finden; sich Unterstützung bei Lernen der Technik zu holen, aber gleichzeitig nicht den Zugang zu sich selbst und zu den eigenen, inneren Impulsen zu verlieren. Man sollte aufpassen, dass es nicht kaputt gemacht wird durch Leistungsdenken und zu starker Zielorientierung. Und dass man nicht fremdbestimmt wird.“ „Wenn ein Kind nur ein ganz kleines Pflänzchen ist, dann ist die Gefahr, wenn die Fremdbestimmung groß ist und das Programm im Unterricht sehr klar ist, dass die eigene Neugier, der eigene Impuls, der Selbstausdruck erlischt. Das passiert heutzutage sehr häufig in der Schule.“ „In der Bindungsentwicklung gibt es auch Phasen (z.B. mit zwei Jahren), in denen das Kind sehr nachahmend ist. Es geht viel darum, so zu sein wie die Eltern. Ist das eine Fremdbestimmung? Nein, eigentlich nicht. Es ist ein Prozess. Das Aufnehmen von Anderen gehört dazu. Im Prozess des Selbstfindens gibt es Phasen, wo Fremdbestimmung angemessen ist, wo man von anderen abschauen kann.“ „In der Phase der Adoleszenz platzt das Ich heraus: Ich muss mich finden. Da sieht man diese Allergie gegen Fremdbestimmung, diesen Schutzraum, der gebraucht wird.“

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„Leistung heißt: Ich bringe etwas Gewolltes. Es ist das Gegenteil von das, was in mir steckt nach außen bringen, Potential entwickeln und meine Grenzen spüren. Daher hat Fremdbestimmung in einer leistungsorientierten Gesellschaft die Oberhand und man weiß gar nicht, dass es anders geht.“ „Man kann niemanden aus der Fremdbestimmung holen, man kann dem nur die Tür öffnen. Fang einfach an zu spielen und lass es mit sich machen. Die Natur hat ihren Weg, das irgendwie ins Rollen zu bringen.“ „Im Spielen liegt die Bühne der Entwicklung und auch der Zugang zu sich selbst.“ „Bühnen geben – im allgemeinen Sinne, dass wir mehr Räume schaffen, durch tiefere Bindungen und Beziehungen zu einander, wo wir mehr Sicherheit erleben und nicht alleine in der Welt stehen. Und dadurch dann die Bühnen öffnen – ich glaube, mehr muss man nicht machen.“ „Um zu spielen, braucht man die Sicherheit, in guten Bindungen zu sein, so dass die Grundbedürfnisse befriedigt sind. Es braucht Freiheit von anderen Bedürfnissen, aber auch Raum, Platz. Und es braucht ein weiches Herz, sodass die Emotionen leichter in Bewegung kommen. Das sind Bedingungen, die im Zuhause bei der Entwicklung von größter Bedeutung sind.“ „Bei der Affenforschung sieht man, wenn Mama nicht im Raum ist, sitzt das Kleine in der Ecke, zittert und guckt. Es ist zu alarmiert, um zu spielen. Wenn Mama da ist, geht es in die Welt, forscht und spielt mit den anderen. Das ist ein schönes Bild dafür, was Kinder brauchen um zu spielen.“ „Das Spannungsfeld zwischen Halt geben und Loslassen ist immer ein großes Thema. Wenn man sich aber wirklich nach den Bedürfnissen des Kindes richtet und Halt gibt – weil das Kind die Geborgenheit braucht – und ihm in die Augen schaut und man sieht dieses Glänzen, dass man dann auch mitgeht und sagt: ja, los, geh mal.“ „Man muss nicht wegschieben; nur gucken und warten.“ „Wir als Eltern haben die Aufgabe und das Geschenk, ein Wesen vor uns zu sehen, das sich selbst entfaltet. Unsere Aufgabe zu sehen heißt auch, zu schauen, wie dieses Wesen ein Individuum wird mit all seinem Potential und dass wir erkennen, was seine Bedürfnisse sind. Was braucht es von mir?“ „Kinder wollen gesehen werden. Das Kind braucht unsere Spiegelung, damit es sich selbst überhaupt erkennen kann. Indem es unsere Spiegelung anschaut, lernt es, wer es ist. Das ist eine wichtige Aufgabe von uns.“ „Dieses Sehen und Gesehen-Werden kennen wir auch als Erwachsener. Wir wollen auch gesehen und geschätzt und gespiegelt werden.“

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„Vielleicht haben wir auch Angst zu sehen, wie bedürftig unsere Kinder sind.“ „Meine Aufgabe ist es, mich um das Kind zu kümmern. Das Kind muss sich nicht selbst um seine Bedürfnisse kümmern. Das macht ein Alphakind, wenn es das Gefühl hat, es muss für sich selbst sorgen. Stattdessen geht es als erstes darum, ihm die Geborgenheit und das Gefühl zu geben: Hier bist du gut aufgehoben. Ich pass auf dich auf.“ „Ich bin die Antwort auf deine Bedürfnisse. Ich kann für dich sorgen und du kannst dich in der Welt sicher fühlen, weil ich deine Mama bin. Diese Haltung ist ganz wichtig.“ „Es ist genau der Fehler zu denken, das Kind muss möglichst schnell lernen, sich selbst zu versorgen, weil es sonst verwöhnt wird. Ironischerweise ist das der Weg zu einem Alphakind, das nicht folgt, das sich unsicher fühlt und das viele Ängste mit sich bringt. – Es ist das Haltgeben, aus dem die Selbstständigkeit heraus wächst.“ „Es geht darum, die Bedürfnisse des Kindes zu lesen und dann auch einen Schritt zurück zu machen, es nicht zu verhindern, wenn man das Gefühl hat, das Kind will das (es selber machen/die eigene Antwort finden). Das ist ein Bedürfnis, das von der Natur angelegt ist: Wir wollen ein Ich sein. Wir wollen uns selbst spüren.“ „Klar gibt es immer Entwicklungsverzögerungen, wo man mehr Impulse etwas selbst zu machen erwarten würde. Die Antwort ist, nicht zu schubsen, sondern zu schauen: Was fehlt hier? Was fehlt in den Bedingungen, dass diese Pflanze diesen Impuls nicht hat. Die Ursachen angehen.“ „Wenn das Kind es tut, weil es das tun soll, dann ist auch keine wahre Selbstständigkeit. Im Grunde ist das Fremdbestimmung.“ „Ich glaube, wir müssen bei der Schule neu denken. So, dass da mehr in eigenen Impulse, eigener Neugier und emotional geleiteter Eigenentwicklung stattfinden kann.“ „Es geht ums Hier und Jetzt. Da müssen wir teilweise einen schmerzhaften Prozess durchgehen; einfach zu erkennen, was ich nicht bekommen habe, Fürsorge, die mir fehlt. Aber die Zeit ist vorbei – ich bin erwachsen. Das ist ein Prozess, der erstmal mit Trauer verbunden ist und bis wir dann, durch die Beziehung zu unseren Kindern, wieder Frieden schließen können.” „Die Kinder heilen uns (auch wenn die Wunden bleiben). In diesem Prozess, dem Kind zu geben, was ich nicht bekommen habe, gebe ich es mir selbst auch wieder.“ „Spielen ist einfach wie die string theory in der Physik. Es ist etwas, was alles irgendwie verbindet. Es ist ein Grundbedürfnis.“

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„Ich kann als Botschafter nur weitergeben, dass man immer weiter sucht nach diesem Moment, wo die Augen glänzen und man ganz wach wird. Das ist der Moment des Spielens. Das ist der Moment des Lebens.“

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Kristina Frank (Online-Unternehmerin) „Ich sehe das Leben als ein großes Spielfeld, auf dem ich mich erfahren darf, auch im Erwachsenenleben.“ „Diese Freude im Leben ist eine Ursuche von uns allen. Dabei ist es sehr wertvoll, sich zu erinnern, dass wir diese Freude und Leichtigkeit nicht nur sehen können, sondern auch sind.“ „Wir nehmen das Leben viel zu ernst. Es ist so was von leicht, so simpel. Alles andere, was wir uns drum herum aufbauen, ist ein Riesenpaket, das wir mit uns rumschleppen. Das uns davon abhält, das zu machen, was wir wollen.“ „Der Weg in die Lebendigkeit führt durch den brutalen Schmerz. Das ist wie ein Hurrikan. Ich glaube es ist ganz wichtig, dass man sich jemanden sucht, der einen da durch begleitet.“ „Improvisieren ist, sich ganz auf den Moment einlassen, völlig in den Moment fallen und diese Intuition, die wir ja sind, wieder zu spüren. Zu erkennen, dass ich nichts lernen muss, sondern dass ich schon alles weiß. Und sich von diesen Bewertungen frei machen. Das geht mit Kindern am allerbesten, weil die nicht bewerten.“ „Das ist für mich die Fülle des Lebens. Es gibt so viel Reichtum, wenn ich das wieder spüren kann, was da alles in uns ist.“ „Es gibt diese kindliche Energie, die in uns steckt. Die ist für mich eine Grundsubstanz. Wenn wir mit den Kindern sind, dann tauchen wir am leichten in diese Energie ein.“ „Der Verstand, der die Mauern – in uns und um uns – gebaut hat, der kann auch unglaublich manipulativ arbeiten. Nicht negativ manipulativ, sondern eigentlich um uns zu schützen. Die Mauern haben sich in der Kindheit mit jeder Bewertung aufgebaut. Wegen den Mauern verlieren wir die Verbindung zu uns.“ „Meine Energie kann sich viel besser ausbreiten, wenn ich diese (physische, häusliche) Mauer nicht habe.“

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„Der Erwachsene ist sozusagen der Verstand; der, der umsetzt, der die Verantwortung übernimmt. Der ist sehr wichtig, weil wir alle eigentlich die Verantwortung für unser Leben übernehmen wollen, es zum Großteil aber nicht können.“ „Die kindliche Freude und Energie ist die Essenz aus der wir kommen und der Erwachsene ist der, der die Verantwortung übernimmt und die Handlung ausführt.“ „Wir leben momentan das verletzte innere Kind und dann den Erwachsenen, der diese Muster weiter führt. Er schützt damit das verletzte innere Kind und versucht trotzdem noch seine Aufgabe zu erfüllen: Die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.“ „Die weibliche Energie ist die Essenz, aus der wir kommen und die männliche Energie ist die, die ausführt, die die Impulse der Frau ausführt.“ „An sich war das Rollenbild, das wir gelebt haben – die Frau ist zuhause bei den Kindern und der Mann geht arbeiten – gar nicht so verkehrt, nur war die Unterdrückung das, was das Ganze kaputt gemacht hat.“ „Die weibliche Energie wurde über die Jahrhunderte, sowie auch die kindliche Energie, ganz stark unterdrückt. Wir leben in einem Umfeld, wo unglaublich viel dominante, männliche Energie ist und das Kind unterdrückt wird. Immer mehr Eltern wachen auf – das, was wir versuchen, ist, dass wir dieses Kind befreien.“ „Wir tragen alle ein männliches und ein weibliches Prinzip in uns, so wie wir alle die kindlichen und die erwachsenen Energien in uns tragen. Unser Ziel ist es, Mann und Frau im Innen zu vereinen, es aus der Essenz heraus verantwortungsvoll umzusetzen.“ „ Es gibt keine Trennung zwischen Innen und Außen. Das Außen ist nur ein Fernsehbild dessen, was in uns passiert.“ „Wenn wir anfangen, es in uns selber zu regulieren, dann reguliert es auch automatisch in der Gesellschaft, im Kollektiv. Jeder einzelne, der so bewusst wird, dass er sagt: Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben – aber nicht aus dem Widerstand heraus, sondern aus dem inneren Frieden –, der steckt andere an.“ „Verantwortung heißt, dass alles, was in mein Leben kommt, auch zu mir gehört und auch meines ist. (Wenn meine Kinder sehr wütend sind, dann sehe ich: da ist Wut, nicht bei dir oder bei mir, sondern einfach Wut. Und ich übernehme meinen Teil der Verantwortung für diese Wut, die dort da ist.)“

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„Wir haben überall eine göttliche Ordnung. Was passiert ist, dass sich diese göttliche Ordnung wieder herstellen will und der Mensch aber stemmt sich dagegen, durch die Verletzungen und den Schmerz, der da ist und gefühlt worden ist.“ „Es gibt die heilige Geometrie, also alles ist im Goldenen Schnitt, nach einem göttlichen Bauplan angeordnet. Ich glaube, dass jeder Mensch diesen göttlichen Bauplan hat, dem er folgen will und wahrscheinlich sowieso folgt.“ „Das Leben lebt sich durch uns durch. Es hat so schöne Ideen, die man sich nicht einfach ausdenken kann. Das übersteigt den beschränkten Verstand um Dimensionen. Wenn wir zulassen, dass das passiert, was passieren will, passieren Wunder.“ „Kinder leben aus ihren inneren Impulsen heraus. Das ist das, was für uns Erwachsene so anstrengend und beängstigend ist.“ „Diese Angst vor der Bewertung, vor dem Versagen und der Beschämung ist so groß und hält uns so sehr davon ab, irgendetwas zu tun, was gerade aus unserem Innersten kommen will.“ „Die verrückteste aller Ideen: von etwas zu leben, was mir Spaß macht. Wie können wir nur?!“ „Das Schwierigste an der Freiheit ist, wirklich mit ihr zu leben. In dem Moment, wo wir frei sind, sind wir im freien Fall. Dass wir als Kind unsere Entscheidungen wenig selber treffen konnten, sondern sie für uns getroffen worden sind, ist einer der Gründe, dass wir es gewohnt sind, dieses Konstrukt von Sicherheit um uns haben. Und jetzt muss ich auf einmal meine Entscheidungen selber treffen.“ „Es ist die größte aller Herausforderungen, diese vermeintliche Sicherheit aufzugeben und selbst Verantwortung zu übernehmen.“ „Wir haben verlernt, aus unseren inneren Impulsen zu leben, sondern leben aus den Impulsen im Außen.“ „Warum eigentlich immer auf die Rente hinarbeiten? Wir arbeiten alle darauf hin, dass wir mit 60/65/68 – wann auch immer – endlich das tun können, was wir gerne machen.“ „Wir leben alle auf Basis dieser Existenzangst. Wir leben alle diesen Mangel, den wir schon ganz früh erlebt haben. Ich habe mich dieser Todesangst gestellt und dann erkannt: Ich bin einfach mehr als dieser Körper. Es ist alles ein Spiel. Das schafft Vertrauen.“ „Unsere Challenge ist es, uns von all dem zu befreien, was uns davon abhält, das Leben zu spielen.“

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„Sich mit der Existenzangst zu beschäftigen ist so befreiend. Das Wichtige ist, dass du nicht in diese Angst verfällst, wegrennst und aus der Angst heraus handelst. Sondern einfach mit der Angst zu sein. Und sie liebevoll in den Arm zu nehmen.“ „Wichtig ist, immer wieder in den Moment zurück zu kehren, im Vertrauen zu bleiben und lieber im Angesicht der Angst etwas zu tun, was mir Spaß und Freude macht.“

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Dagmar Neubronner (Publizistin, Leiterin Neufeldinstitute.de) „Wenn ich nicht so viel hätte spielen können und diese Schutzräume für das Spiel gehabt hätte, hätte ich meine Kindheit, die nicht nur schön war, wohl nicht so gut überstanden.“ „Mir geht es beim Musikmachen nur noch um den Flow und den Spaß.“ „Man versucht, uns in eine Richtung zu entwickeln, wo das Spielerische uns zunehmend verloren geht. Das hängt auch mit der Industrialisierung zusammen. […] natürlich auch durch den Perfektionswahn in den Medien. Auf der anderen Seite ist auch dieser akustische Raum verloren gegangen. Er ist besetzt von Perfektion und Maschinenlärm.“ „Viele Leute können die Stille heute gar nicht mehr aushalten.“ „Man kann Musik machen nicht erzwingen. Jeder hat sein eigenes Lieblingsspiel(feld). Das Entscheidende ist dieser Flow, das absichtslose Tun, was Kindern noch in die Wiege gelegt ist, wenn wir sie nicht aktiv daran hindern und es ihnen aberziehen.“ „Ich glaube, dass das Singen in der frühen Kindheit und im Grundschulalter eine unglaubliche Basis legt für jeden Menschen. Es ist gut, wenn jedes Kind die Möglichkeit hat, das in der Kindheit zuhause kennen zu lernen und dies mit Gemütlichkeit und Familie und guter Stimmung zu verbinden.“ „Es ist physiologisch erwiesen: Wenn man singt, kann man nicht gleichzeitig Angst haben, und man hat keine Schmerzen.“ „Dieses Glücksgefühl, das Singen oder Musikmachen bedeuten kann, wenn man es spielerisch macht und wenn man nicht leistet oder sich präsentiert, sondern es fließen lässt, ist so wichtig. Für mich ist das eine zentrale Kraftquelle.“ „Weil wir so leistungsorientiert sind und durch die Industrialisierung an die Perfektion gewöhnt sind, haben wir es als Erwachsene total schwer, uns daraus zu lösen und einfach nur Spaß zu haben und zu spielen und dabei nicht schon wieder so einen Ehrgeiz zu entwickeln.“

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„Wenn man von Freilernen redet, dann ist das rückblickend das größte Geschenk, das wir unseren Kindern gemacht haben: Dass die so viel Zeit zum Spielen hatten.“ „Unsere Kinder haben eigentlich nie formal gelernt, die haben immer nur gespielt und dieses Spielen hat sich im Laufe der Zeit immer mehr verwandelt in etwas, wo man fragen könnte: Ist das jetzt Spiel oder ist das Arbeit? Aber im Idealfall spielen wir ja auch in unserer Arbeit!“ „Ich habe mir vorgestellt, dass ich meine Kinder in Ruhe lasse und ihnen den geborgenen Raum gebe und dann fangen sie irgendwann an, sich von selber für Englisch oder für Mathe zu interessieren. Das ist aber nie passiert. Aber trotzdem haben sie problemlos ihre Prüfungen abgelegt. Englisch können sie einfach, weil sie im Internet unterwegs sind und es bestimmte Dinge gibt, die nur in Englisch sind, die man aber lesen oder hören will und dann lernt man es. Man lernt es nicht, um zu lernen, sondern weil man dieses Video verstehen will.“ „Heutzutage weiß man, dass das menschliche Gehirn spielerisch funktioniert und vor allem kreativ. Es ist eigentlich dafür da, dass ich Wünsche habe und etwas liebe und machen möchte und dann mir dazu etwas ranschaffe, was ich brauche, um es tun zu können. Die Schule macht das genau umgekehrt.“ „Wir müssen etwas lieben, um etwas zu lernen. Das Entzündende und Entscheidende für unser Gehirn ist die Begeisterung.“ „Wenn Kinder im Spiel ihre Aggressionen ausleben, dann ist das total wichtig, denn ein Spiel ist ein virtueller Raum. Wir brauchen im Rahmen des Spiels keine Sorgen haben. Im Spiel dürfen und können wir all unsere Gefühle ausleben und ausagieren, ohne Schaden anzurichten und ohne Bestrafung.“ „Wir müssen beim Spiel nicht moralisch zensieren.“ „Im Spiel kann ich mir das alles – Monster, Frustration, Tod – leisten. Das hat eine heilende Wirkung. Wir alle verarbeiten im Spiel ganz viel, was sonst unerträglich wäre.“ „Maria Montessori sagte schon, wie schwer es Erwachsenen fällt, zuzugucken, wenn ein Kind seinen ungeschickten Weg geht und das irgendwie macht. Und wie groß in uns der Drang ist, dieser Perfektions- und Effizienzwahn, ihm gleich die Abkürzung zu zeigen, anstatt das Kind in Ruhe das auf seine Art machen zu lassen.“ „Viele Kinder verlernen in der Schule das Denken. Beispiel Kapitänsfrage: Da ist ein Schiff mit 20 Ziegen und 30 Schafen. Wie alt ist der Kapitän? Wenn man ein Kind in der dritten Klasse danach fragt, sagt es: 50. Das heißt, es denkt nicht mehr wirklich nach, es versucht gar nicht mehr einen Sinn zu finden.“

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„Das Sinn-Finden passiert im Spiel, weil das Kind da seinen eigenen Weg findet, um die Dinge zu tun. Wir gewöhnen das unseren Kindern ab.“ „Wir Eltern müssen unsere eigene Verspieltheit ausgraben, sonst können wir die Verspieltheit unserer Kinder nicht aushalten.“ „Bei meinen Söhnen ist es heute (18 und 20) noch so, dass sie aus allem ein Spiel machen. Und dann gibt es so einen kleinen Streber-Nörgler in mir, der findet: Die können doch nicht den ganzen Tag Spaß haben. Das Leben ist kein Ponyhof. Doch!“ „Wir sind daran gewöhnt, dass alles gleich ist und das übertragen wir auf unsere Kinder. Wir bilden immer Durchschnittsgruppen, aber da fällt immer jemand raus.“ „Jedes Kind und jeder Mensch ist absolut einzigartig. Das gerät in Vergessenheit. An meinen Fingerabdrücken kann man mich immer identifizieren. Das ist der einzige Punkt, an dem meine Einzigartigkeit noch gewürdigt wird.“ „Wenn ich eine Durchschnittszensur habe, dann ist die Hälfte der Kinder unterdurchschnittlich, die sind in ihrem Selbstwertgefühl geschwächt und die andere Hälfte ist überdurchschnittlich, muss aber auch etwas dafür tun, dass sie dort bleibt. Es ist dieses: Spalte und Herrsche.“ „Kinder lernen in der Schule, sich den Erwartungen anzupassen. Die Struktur der Schule bringt es mit sich, dass alles Konsequenzen hat und dass wir lernen, anderen Leuten nach dem Mund zu reden.“ „Im Spielen erfahren wir ganz viel über uns selber. Aber wenn Kinder jahrelang ihr Interesse in der Schule immer zurückstellen und an- und abschalten mussten, wissen sie gar nicht: Wer bin ich denn? Was kann ich gut? Was interessiert mich? Vielen Kindern fällt es dann schwer, ihrem Gefühl Aufmerksamkeit zu schenken, was sie gerne tun würden.“ „Eigentlich hätten wir heutzutage die Möglichkeit, sehr individuell zu entscheiden. Aber wir haben uns das so stark angewöhnt, uns als Arbeitnehmer zu betrachten, wo man gucken muss, wo man gebraucht wird. Und dann finden sie sich in Berufen wieder, die ihnen gar nicht liegen und arbeiten nur für das Geld.“ „Eigentlich sind wir doch hier, um uns in unserer Schöpferkraft zu entfalten und das, was wir tun, mit Liebe zu tun.“ „Damit wir uns kennenlernen können, brauchen wir das Spiel.“

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„Eigentlich haben wir alle eine starke Intuition, so waren wir alle mal spielerische Kinder und es ist unser natürlicher Drang, mit unseren Kindern zusammen zu sein. Zu knuddeln, zu spielen, ganz viel zu lachen.“ „Wir denken, Spielen ist Zeitverschwendung, denn das Kind muss lernen. Damit es später auf dem Arbeitsmarkt bestehen kann. Wenn wir etwas anderes denken, als wir fühlen, sind wir im Zwiespalt und fühlen uns die ganze Zeit unsicher.“ „Wir wollen das Beste für unsere Kinder und lieben sie. Und wenn unser Gehirnkasten gelernt hat, das Beste für unsere Kinder ist es, mit zwei Jahren mit Messer und Gabel zu essen und mit vier englische Texte zu lesen, dann versuchen wir, das zu erreichen.“ „Wir tun gut daran, unsere Kinder spielen, spielen, spielen zu lassen und dass wir unseren Kindern ermöglichen ihr volles Potential zu entfalten. Das ist manchmal schwer auszuhalten, aber unsere Liebe und Fürsorge hilft uns, es ihnen trotzdem zu ermöglichen.“ „Wir können es eigentlich. Wir müssen nur die Fehlinformationen, die in unser Gehirn hineingefüllt wurden, durch die richtigen Informationen ersetzen.“ „Das hat mit dem Vertrauen von uns Eltern zu tun, dass wir die Besten sind für unsere Kinder. Es ist gar nicht so entscheidend, was wir tun für unsere Kinder, sondern wer wir sind für unsere Kinder. (Gordon Neufeld) Das hatten uns unsere Eltern voraus. Die waren noch in Traditionen eingebettet. Das war zwar zum Teil großer Blödsinn, aber sie waren sich sicher dabei. Heute stellen wir uns selbst in Frage und trauen uns das nicht zu.“ „Wir müssen aufwachen für das, was wir bisher nicht gesehen haben und müssen es neu greifen.“ „Spätestens seitdem fast jeder ein Smartphone hat, sprechen und unterhalten sich die Menschen weniger mit einander. Es ist kein individueller Austausch mehr. Wir beginnen das ganze Ausmaß dessen, was da über uns hereingebrochen ist, gerade erst zu erahnen, da wir noch in der Phase der naiven Begeisterung sind. Ich hoffe, wir werden auch hier auf die Dauer einen Weg finden, damit vernünftig umzugehen.“ „Die Eltern werden durch die Digitalisierung so abgezogen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht mehr registrieren und die Kinder werden mit Tablets und Smartphones ruhig gehalten. Im Moment läuft das total in eine falsche Richtung und es gibt viele Kinder, die wirklich Schaden nehmen durch die Überdigitalisierung.“ „Es ist ein bisschen so wie mit Sex oder mit Alkohol. Das ist eine wunderbare Sache, aber nicht für Kinder. Es kommt auf den Zeitpunkt an, wann wir das Kind in welchem Ausmaß mit der Digitalisierung konfrontieren.“

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„Heutzutage ist es sehr schwer, ein Kind bildschirmarm aufwachsen zu lassen. Die Bildungseinrichtungen werden fast alle digitalisiert. Aber wenn wir unsere Kinder so aufwachsen lassen wollen, wie es entwicklungspsychologisch sinnvoll wäre, machen wir sie zu Außenseitern.“ „Die Familien-/Bildungspolitik ist nicht informiert von entwicklungspsychologischen Grundsätzen und Erkenntnissen, sondern von verhaltenspsychologischen. „Das Ziel der Entwicklungspsychologie ist, zu schauen, wie das Kind eine innere Reife entwickelt, wo es einsieht und bestimmte Erfordernisse versteht. Die Verhaltensforschung ist rein auf die Nutzanwendung der menschlichen Arbeitskraft gerichtet. Es geht nicht darum, wie entfalten wir uns zu unserem vollen Potential, sondern wie kann man uns am ehesten dahin bringen, dass wir das tun, was man uns sagt. Das entspricht nicht dem, wie wir eigentlich angelegt sind.“ „Unsere Vereinnahmung als Nutztiere hat einen Punkt erreicht, wo wir doch merken: So geht es aber auch nicht. Es muss sich was ändern. Das ist ein ganz notwendiger Prozess. Tradition in allen Ehren, aber Traditionen bedeuten keine wirkliche Freiheit, denn da wissen wir nicht wirklich, was wir tun, sondern tun es einfach.“ „Wenn wir wissen, wie die Bedürfnisse unserer Kinder sind – und dazu gehört spielen ganz zentral –, dann können wir, egal in welcher Umgebung und ganz individuell, unsere Kinder begleiten und sind frei. Diese Freiheit kommt nur durch das Bewusstsein.“ „Jetzt können wir hingucken, was das Beste für unsere Kinder ist. Das Beste ist eben nicht, ein uniformer, angepasster Arbeitnehmer und Konsument zu sein. Stattdessen wir haben da lauter einzigartige, schöpferische Wesen. Wir können es uns heute leisten, dass jedes Kind seine Kreativität lebt.“ „Wir müssen uns heute, wo die Familienstrukturen auseinander gebrochen sind, bewusst zusammen schließen, vernetzen und Bindungsdörfer bauen – dafür dient uns dann die Technik –, damit wir uns die Einsamkeit nicht aufdrücken lassen.“ „Wir müssen die Verantwortung für unser Leben übernehmen und für unsere Kinder. Und wenn uns das nicht gefällt, wie das da geschehen soll, dann gibt es andere Möglichkeiten.“ „Wir können ganz viel tun. Auch in Bezug auf Schulen und Schulpflicht sind wir nicht so ohnmächtig. Wir haben eigentlich die Macht, wir müssen sie nur wahrnehmen. Und dafür müssen wir uns vernetzen, damit wir merken, dass es den Anderen auch so geht. Dann kann das ganz sanft und fließend immer mehr so werden, dass wir sagen: Oh mein Gott, war das früher ätzend, aber jetzt spielen wir wieder und tanzen durch unser Leben.“

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Mai Cocopelli (Kindermusikerin) „Spielen ist etwas sehr Spontanes. Das kann man nicht planen und das Schöne ist ja, dass im Spiel alles Mögliche passieren kann. Für mich bedeutet es, eine richtig schöne Seite des Lebens zu leben.“ „Die Kinder haben mir eine richtig gute Lektion erteilt: Alles, wovon ich nicht überzeugt bin, kommt bei ihnen auf keinen Fall an.“ „Musik war von Anfang an meine Begleiterin. Ich habe als 5-Jährige begonnen Flöte zu spielen und fand das ganz schrecklich. Ich wollte immer nur nach den Ohren spielen und nicht nach den Noten, habe das auch gar nicht verstanden, wie man das auf die Reihe kriegen soll – die Ohren wissen es doch viel besser!“ „Grundsätzlich ist es gut, dass es die Noten gibt, dass wir eine Sprache haben, um Musik weiterzugeben und zu konservieren und das, was wir erfinden auch transparent zu machen. Aber es ist nicht unbedingt der gangbare Weg, wie man Kinder und Musik zusammen bringen kann.“ „Kinder sitzen sowieso immer in meinem Boot, wenn wir gemeinsam Konzerte spielen und dann hole ich die Erwachsenen auch auf die Bühne und am Schluss sind die auch wieder zu Kindern geworden. Das ist der Zauber der Musik. Das berührt uns im Herzen und das verändert auch ein bisschen unser Sein.“ „Sie erinnern sich daran, dass man jetzt kein braver Erwachsener sein muss und erst überlegen muss, bevor man etwas sagt, sondern sind so berührt davon und merken gar nicht, wie sie mitgrölen. Man stellt nicht mehr in Frage, was man tut, sondern macht einfach.“ „Kinder sind die besten Macher.“ „Ich sehe die Kinder als meine größten Lehrmeister. Man braucht nur der Fährte der Kinder folgen und schon ist man meistens auf dem richtigen Weg.“

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„Wir Erwachsene – wir sind zwar gewachsen und manche auch verwachsen – dürfen das wieder lernen: Die Impulse der Kinder anzunehmen und mitzugehen.“ „Das Leben ist viel lustiger, wenn wir uns ein bisschen raushalten aus unseren ErwachsenenBeschäftigungen.“ „Wir stehen uns selbst im Weg. Kinder sind einfach so impulsiv. Wenn die was gut finden, dann: Raus damit! Wir Erwachsene beachten dann, was es für Konsequenzen haben könnte. Impulsiv zu sein ist vielleicht nicht immer das beste Rezept, […] aber grundsätzlich bringt es die Lebensfreude zurück.“ „Das Problem für mich ist, wenn mir jemand sagt, ich muss mitmachen, dass ich muss. Wenn es aus freien Stücken passiert, dann darf ich. Aber es wird nichts verlangt von mir.“ „Wenn man selbst ja sagen darf, ist die Entscheidung eine andere. Wenn die innere Haltung ja ist, dann ist das ein Schritt zum Spiel, dann kann man dem folgen; wenn sie nein ist, ist man eher Beobachter und Zuhörer.“ „Wenn Erwachsene mehr ins Spiel kommen wollen, dann könnten sie die eigene Haltung mal überprüfen.“ „Es ist ein sehr großer Unterschied, ein Publikum vor sich zu haben, das nur konsumiert oder eines, das mitmacht. Dann erleben die Kinder das auch so sehr.” „Musik verbindet. […] es ist […] etwas Zwischenmenschliches.“ „Die Kindheit ist die prägendste Zeit im Leben. Wenn wir uns später als Erwachsene auf die Suche machen nach dem, was unser Leben ausmachen soll, was unsere Vision im Leben ist, was wir an Spuren hinterlassen wollen, dann schauen wir immer zurück in die Kindheit. […] Darum ist es eine Gnade für Kinder Musik zu machen und denen den Soundtrack ihres Lebens zu liefern.“ „Ich bin ein definitiver Fan von Kindern. Kinder sagen oft zu mir: Ich bin ein Fan von dir. Dann sag ich: Nein, ich bin ein Fan von dir!“ „Musik für Kinder muss für erwachsene Ohren mindestens genauso gut klingen, weil Kinder keinen Qualitätsfilter haben. Kinder nehmen alles, was kommt. Darum war es mir bei all meinen Produktionen wichtig, dass das hochwertigste Musik sein muss. Und es darf auch inhaltlich einen Gehalt haben!“ „Kinder dürfen auch etwas vom Leben erfahren. Die Kinder verstehen das auch.“ „Als meine Yogalieder erprobt wurden, habe ich gemerkt: Den Kindern brauchst du nichts von Yoga zu erzählen. Die sind Yoga. Diese Aufrichtigkeit, die sie mitbringen ist eigentlich das, wo wir später

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mal zurück möchten. Es war eine Offenbarung das zu sehen: Man darf Kindern über solche Themen etwas erzählen.“ „Ich habe mit meiner Tochter über Namasté und was es bedeutet (ich sehe das Licht in dir, denn es ist auch in mir) gesprochen. Für meine Tochter war das ganz klar. Wir sind ja alle Lichter und wenn ich liebe und fühle, dann ist das auch in dir. Und wir spüren uns.“ „Kinder sind doch wohl das Wertvollste, was es gibt auf unserer Welt, weil sie unsere Zukunft sind! Die werden auf unsere Welt aufpassen und alles schöner machen können. Da muss man das Allerbeste reinpflanzen.“ „Wir Erwachsene machen uns länger darüber Gedanken. Kinder sind im Moment und im nächsten Moment ist was anderes.“ „Die Schritte, die wir durchlaufen, um Erwachsen zu werden, tragen dazu bei, dass wir vieles, was in uns ist, vergessen: In der Schule wird enorm viel Wissen reingestopft, das wir oft nicht brauchen; oder wir müssen anfangen uns als Konkurrenten unserer Freunde zu sehen.“ „Wenn ich Lieder schreibe, dann ist es so, als ob ich einen Raum betreten würde, der ganz leer ist. Es hat immer mit einem Gefühl der Inspiration zu tun, ausgelöst durch eine Begegnung, einen Gedanken oder Klänge. „Oft ist es so, dass ich weiß: Jetzt kommt ein Lied. Es kommt. Ich kann nichts dafür. Und ich hole es ab. Das ist mein Geschenk.“ „Wenn man viele Sachen anhäuft, ist der Geist auch abgelenkt. Und wenn man aufräumt und schaut, was man nicht mehr braucht, veranlasst das auch im Inneren eine Bewegung.“ „Wir sind alle kreativ. Aber wir ersticken oft den Anflug einer Idee, wenn wir das bewerten.“ „Kreativität ist wie Fantasie. Da kann man nicht sagen, das ist gut oder schlecht. Das ist einfach da. Wenn wir das annehmen, dann fließt es wieder.“ „Aufräumen, sich von alten Überzeugungen lösen und ja zu sagen zu allem, was kommt.“ „Wenn man die Störungen im Außen wegräumt, dann können die Störungen im Innen einem nicht mehr so viel anhaben.“ „Viele glauben, dass sie nicht singen können, weil sie Lehrer hatten, die gesagt haben: Du singst falsch! Für mich gilt das nicht. Das kann jeder. ‚Wer sprechen kann, kann singen und wer gehen kann, kann tanzen.‘ (afrikanisches Sprichwort)“

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„Mit Kindern kann man das super lernen. Wenn man der Überzeugung ist, ich kann nicht singen, dann kann man mit Kindern einen Neustart machen.“ „Wenn man Kinder beruhigen möchte, dann wirkt es körperchemisch viel länger, wenn man sie singend beruhigt.“ „Es ist eine Trainingssache den Ton zu treffen. Jetzt aber nicht zu singen, weil man Angst vor falschen Tönen hat, ist nicht die beste Herangehensweise. Es geht eher um das gemeinsame Singen, als um das Endprodukt. Die Kinder entwickeln ihr eigenes Instrument.“ „Man ist näher an den Kindern dran, wenn man gemeinsam singt.“ „Da müsste man die Idee, die man von sich hat, über Bord werfen und sagen: Und? Es ist vielleicht keine Shakira. Aber ich singe. Einfach den Spaß in den Vordergrund stellen.“ „Es sind oft blöde Erfahrungen, die man in der Kindheit hatte. Die kann man sich anschauen und wenn man das möchte, könnte man die auch mit neuen Erfahrungen überschreiben.“ „Großgruppenveranstaltungen sind super, um das eigene Instrument auszuprobieren; in einem Rahmen, wo einem nichts passieren kann.“ „Wenn alle kommen und gemeinsam singen, ist es das, was an Verbindung bleibt. Deswegen würde ich es jedem wünschen, dass man den Zugang mit Kindern findet. Das ist die Gelegenheit dazu.“ „Kinder haben noch nicht diesen beschränkten Glaubenssatz. Für sie ist alles möglich. Sie können sich alles beibringen.“ „Nehmt die Lieder her und wenn der Text nicht passt oder ihr das anders machen wollt, dann macht es zu eurem Lied!“ „Ich habe mit den Kindern eine Ukulelengruppe gegründet. Da waren auch Kinder dabei, die richtig schräg gesungen haben. Aber ich habe das nie thematisiert. Wichtig war, dass wir uns beim Singen begleiten konnten...Innerhalb von einem Jahr konnten alle singen.“ „Wenn man Kindern Bewegungen an die Hand gibt, dann singen die noch viel besser, mit viel mehr Ausdruck. Dann ist das Singen nicht mehr im Vordergrund, sondern das Spiel dahinter. Und plötzlich werden die Töne kräftiger.“ „Wir haben einen Kurs aufbereitet, der heißt ‚Ukulele kinderleicht‘ und damit die Kinder auch motiviert sind, werden Kinder unterrichten und sie spielen von Anfang an mit Band, denn die trägt einen dabei und man kann dazu musizieren.“

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„Ich habe bekannte Lieder hergenommen und habe etwas Neues dazu gemacht, sodass man die alten Lieder, wo die Eltern sagen: das kann ich echt nicht mehr hören, wieder neu belebt und in unsere Zeit bringt.“ „Es ist meine Vision, dass die Schulen eine Revolution erfahren, dass die Schulbildung […] mit einem Instrument abschließt.“ „Die Ukulele ist eine Gelegenheit für alle. Das Instrument ist so einfach und es ist die Gelegenheit, dass man spielerisch gemeinsam eine wertvolle Zeit verbringt.“ „Seid ein Vorbild für eure Kinder und singt! Und tanzt!“ „Ich würde mir wünschen, dass die Musik um die Welt geht und jeder sich das Beste rausnimmt und für sich im Leben umsetzt.“

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Katharina Walter (Freilerner-Mama, Online-Unternehmerin) „Spiel ist das Natürlichste von der Welt. Spiel ist das, womit wir alle auf die Welt kommen. Das ganze Leben dürfen wir als Spiel betrachten!“ „Spiel bedeutet für mich, ich bin im Hier und Jetzt. Ich habe keine Ziele oder Erwartungen. Da sind keine Ansprüche von Außen. Ich bin einfach bei mir. Ich kann einfach nur in Freude sein, in Spaß. Ich kann mich spüren, und natürlich hat das ganz viel mit dem kindlichen Anteil in einem zu tun, der ja nie weg geht.“ „Das innere Kind freut sich, wenn wir spielerisch bleiben und wenn wir uns einfach auch zugestehen, dass wir in dem, was wir tun, Freude haben. Dass wir einfach sein dürfen und dass das Leben glückserfüllt sein darf und nicht hart sein muss und wir nicht immer ein Ziel verfolgen müssen.“ “Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich Entscheidungen treffen muss oder wenn ich mich auf ein Ziel einlasse, dass es dann gut und stimmig für mich wird, wenn ich auf mein Herz höre und es mir sagt: Ja, das ist dein Weg. Dann kann ich es spielerisch angehen. Dann ist das Ziel nichts, was irgendwie mit viel Anstrengung zu erreichen wäre, sondern dann ist es etwas ganz Natürliches, was im Fluss ist und Freude macht.“ „Da hat natürlich das Muttersein und die Rolle ganz viel dazu beigetragen, im Zusammensein mit den Kindern wieder spüren zu können und feststellen zu dürfen, was alles möglich ist als Mensch.“ „Eben nicht diese Schubladen aufzumachen und zu denken, ich bin als erwachsener Mensch dazu gezwungen ernst zu sein, immer die Konsequenzen im Hinterkopf zu haben und alles zu planen. Sondern: Ich bin auch ein Mensch und da ist dieses Kind in mir. Das können wir uns gut von Kindern abgucken und so zurück kommen zu Leichtigkeit, Lebendigkeit und Natürlichkeit.“ „Es braucht häufig erstmal Leid. Menschen, die sich auf den Weg machen, die müssen das machen, weil sie es wollen, weil sie spüren: Irgendetwas ist im Argen. Sie suchen meist nach Lösungen.

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Kinder sind dabei ein großartiges Hilfsmittel (als Inspiration). Es hilft auch, sich mit anderen Menschen zu verbinden, denen das genauso geht.“ „Wenn ich fühlen kann, was mich hemmt, was für mich nicht stimmig ist, was das mit mir macht, dann kann ich auch den Ausweg finden. Aber dafür muss ich erst wieder zulassen, dass ich fühle. Da ist Musik das Heilmittel Nummer Eins und der Weg, der uns allen offen steht.“ „Alles, was uns wirklich verändert oder alles, was in unserem Leben wirklich als Veränderung passieren kann, das muss von innen kommen. Jeglicher Prozess geschieht von innen nach außen. Wenn uns irgendjemand eine Meinung aufzwängen will, dann können wir das nicht annehmen und nicht damit sein, wenn das nicht auch in uns ist. Deswegen finde ich es ganz wichtig, dass wir bei uns bleiben und uns fragen: Was ist meine Wahrheit?“ „Wir werden im Mutterbauch schon durch den pulsierenden Rhythmus des Wassers und des Herzens der Mutter in Musik geboren. Das ist unsere Basis, da kommen wir her. Jedes Geräusch, der Rhythmus des Lebens – alles ist Musik.“ „Musik ist der Ausdruck der Seele. Das ist das, was aus uns wirken kann. Musik hat für mich von Anfang an etwas mit Berührbarkeit zu tun gehabt.“ „Wir haben ganz viel Angst. Wir sind so erzogen, dass wir es perfekt machen müssen, dass wir es so machen müssen, wie andere es schön finden und wie es anderen Erwartungen entspricht. Das ist bei Musik nicht anders. Das heißt, wir müssen da an unseren Mustern arbeiten, bei uns bleiben und sagen: ich mach das, weil es Spaß macht und weil ich mit meinem Kind zusammen Musik machen möchte und es ist total egal, ob es gerade oder schief ist.“ „Wer sagt, Musik ist schön? Oder welche (Musik)? Das ist alles sehr individuell. Es geht in der Musik darum, dass du zum Ausdruck bringst, was in dir ist. Das darf und sollte niemand bewerten und wenn es jemand tut, darf es uns egal sein. Es geht um dieses verbindende Gefühl, gemeinsam Musik zu machen, gemeinsam Emotionen zu fühlen, zu transportieren. Gemeinsam in einer Schwingung zu sein.“ „Wir werden frei, indem wir loslassen, den Kopf ausschalten und wir einfach nur fühlen; und das ist, was Musik anregt. Sie bringt uns immer ins Hier und Jetzt. Es hat ganz viel damit zu tun, wieder in den inneren Frieden zu kommen, in diese Spürbarkeit.“ „Wir sind alle gleich in dieser Sehnsucht, frei zu sein, bei uns selbst zu sein, in Frieden mit einander zu sein und in Harmonie zu sein. In diesem Wunsch danach sind wir alle verbunden.“

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„Es ist so ansteckend und verbindend, wenn wir wieder in diesen kindlichen Modus zurück kommen können und einfach zulassen, dass das in uns ist, ohne uns darum zu scheren, was irgendjemand sagt. Musik lässt diese Gefühle frei.“ „Wir sind immer die Objekte und die Opfer, die darauf warten, dass uns jemand irgendetwas vor den Bauch trägt. Wir erwarten, dass jemand uns glücklich macht, dass jemand uns den Frieden schenkt. Wir warten auf alles Mögliche, aber es liegt in unserer Verantwortung. Das ist ein Bewusstsein, das wir wieder bekommen müssen. Wenn es nun um das Leben mit Kindern geht, ist der Zeitpunkt gekommen, da ganz genau mal hin zu spüren und dann auch den Schritt zu gehen.“ „Es ist nicht so, dass wir, nur weil wir körperlich gewachsen sind, plötzlich diese Leichtigkeit und diese Freude nicht mehr spüren können. Das bedeutet erstmal, dass wir gegen die Masse angehen und dass wir uns frei machen müssen von diesen Blicken von außen bzw., dass die irgendetwas mit uns machen.“ „Wenn sich irgendetwas richtig anfühlt, dann tue ich es.“ „Ich weiß nicht, warum wir uns so verstecken, in dem, wie wir eigentlich sind. Wir verleugnen uns selbst und das, was natürlicherweise aus uns heraus will an Ausdruck, an Kreativität; das unterbinden wir (bei uns und unseren Kindern).“ „Am Anfang von allem Übel war Erziehung. Erziehung ist Gewalt, Fremdbestimmung, Formung; dass ich meine Maßstäbe über die eines Anderen stelle, mich erhebe und dem Anderen nicht in Würde begegne. Es wird versucht, aus einem Menschen etwas anderes zu machen, als das, wie er gedacht ist.“ „Alles, was zu nichts führt, wo wir kein Ziel im Kopf haben oder mit dem wir kein Geld verdienen können, das wird dann so hingestellt, als wäre das nichts wert. Das hat dann ganz viel damit zu tun, zu schauen: Wo liegen denn meine Wertigkeiten? Was möchte ich vom Leben?“ „Es wird so viel kaputt gemacht, gerade in der Schule was die künstlerischen Seiten angeht. Ich weiß nicht, wer sich ausgedacht hat, wie Musik klingen muss und wann was falsch und richtig ist. Das dann zu bewerten macht natürlich die Kreativität der Kinder platt. Dann trauen sie sich nicht mehr zu improvisieren oder auszuprobieren.“ „Einfach anfangen. Wenn der Wunsch da ist und wenn der Druck groß genug ist und ich merke: Ich muss da etwas ändern; dann finde ich auch einen Weg. Dann ist der erste Schritt schwer, aber es gibt immer Menschen, die ihn schon gegangen sind. Für mich ist das wichtigste Vernetzung; sich Anregung und Inspiration zu holen.“ „Ins Tun kommen ist die einzige Möglichkeit, sich aus dieser Sackgasse zu befreien.“

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„Für mich bedeutet Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, dass ich mich loslöse von Erwartungen und Ansprüchen Anderer. Dass ich nicht fremdbestimmt bin und dass ich immer danach schaue, was ich fühle, was das Richtige für mich ist; was meine Wahrheit ist.“ „Wenn wir erwachsen sind, sind wir auch nicht fertig. Das ganze Leben ist ein Prozess. Wir dürfen immer dazu lernen und dürfen immer mal rechts und links gucken und abbiegen und wieder zurück gehen. Das sehen nur viele nicht.“ „Ich kann mich mein ganzes Leben grämen: Ach, hätte ich doch….Oder ich kann sagen: Ich mach‘s. Was habe ich zu verlieren? Es kann nur besser werden. Zurück geht immer. Dann kann ich einfach den Schritt machen und mir auch selbst vertrauen in diesem Punkt.“ „Es hilft, sich mit Kindern zu umgeben oder das Kind in anderen Erwachsenen zu sehen, um wieder ins Vertrauen zu kommen. Da entdeckt man so viel Urvertrauen.“ „Man merkt sehr stark, dass man Kinder sehr stark einschränkt, wenn man permanent reinredet und versucht, ihnen dieses Urvertrauen zu nehmen. Wenn man diese Streitpunkte ausklammert – weil das meine Angst, meine Sorge, mein Nicht-Vertrauen-Können ist und weil es mit dem anderen Menschen nichts zu tun hat –, dann merkt man, wie die Beziehungen sich festigen.“ „Man kann es nicht lernen, zu vertrauen. Es sind kleine Schritte und Prozesse. Es ist etwas, was in Beziehungen und Begegnungen mit anderen passiert.“ „Es fällt uns so schwer, Andere einfach sein zu lassen und uns selbst auch einfach sein zu lassen. Uns anzunehmen, so wie wir sind: Ich habe Macken, Ecken und Kanten und kann nicht alles super gut, aber das bin ich. Ich bin genau so gut, wie ich bin.“ „Wir leben in einer Gesellschaft, die im Vergleich, im Konkurrenzkampf, im Gegeneinander steht. Es ist ein permanentes Buhlen um Aufmerksamkeit und Wertigkeiten. Es geht nicht ums Miteinander, um das, was ich geben kann und was kann dafür ein anderer geben und gemeinsam haben wir dann einen Austausch.“ „In dem, wie wir sind, sind wir so wertvoll, dass jeder von uns etwas zu geben hat, auch wenn er das noch nicht herausgefunden hat. Wir sind nicht umsonst und nicht als Unfall auf diese Welt gestolpert und deswegen ist in jedem Menschen auch etwas Großartiges zu sehen. Egal, was er leistet oder nicht leistet.“ „Es ist ganz wichtig, schon bei den Kleinsten damit anzufangen, den anderen zu würdigen und nicht zu denken, es ist genau das Gegenteil.“

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„Wir sehen überhaupt nicht mehr; wir haben auch gar keine Zeit dafür. Wir sind aus dem natürlichen Rhythmus raus und hetzen so durch das Leben. Auch da lassen wir uns fremdbestimmen.“ „Es tut weh, das eigene Ich und die Eltern in Frage zu stellen und konfrontiert zu werden mit der Frage nach Richtig und Falsch, Schuldfragen, Ängsten und alten Mustern. Da passiert so viel, wenn man anfängt, bei sich selbst zu sein. Aber es ist sehr viel wertvoller.“ „Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, die Kinder einfach mal in ihrem natürlichen Spiel zu beobachten und es nicht zu kommentieren. Zu sehen, wie glücklich sie sind...und seine Erwachsenen-Tätigkeiten auch auf die Art und Weise anzugehen.“ „Diesen Stress loslassen – das können wir echt von Kindern lernen.“ „Wir können nur selbst Prioritäten setzen und sagen: Okay, egal, dann steht der ganze Kram jetzt hier rum. Jetzt fühlt es sich danach an, dass wir in den Wald gehen.“ „Man denkt: Das, was Spaß macht, kann unmöglich richtig sein. Das Leben ist hart; man kann nicht immer machen, worauf man Lust hat. Aber wer sagt das?“ „Es kann uns absolut egal sein, wie jemand anderes unser Leben bewertet; das ist nicht seins. Wenn wir an dem Punkt sind, dann sind wir frei.“ „Kinder haben die gleichen Menschenrechte, aber sie werden eben nicht geachtet, weil sie schwächer sind und wir unheimlich gerne Macht ausüben. Das dürfen wir jetzt durchbrechen. Es macht sehr viel mehr Freude, wenn man sich auf gleichwürdiger Ebene begegnet und aus Freude mit dem anderen Menschen zusammen ist.“

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Nele Zeidler (Pianistin, Pädagogin) „Das Ganzheitliche nimmt bei meinem Unterrichten sehr viel Raum ein. Musik machen oder Lernen kann meiner Ansicht nach nur dann wirklich gelingen, wenn wir nicht eindimensional darauf schauen, sondern wenn wir wirklich den ganzen Menschen betrachten. Wie der lernt, was ihn überhaupt bewegt.“ „Ich habe gemerkt, da fehlt etwas für mich. Mich hat das Thema Lernen immer unheimlich interessiert: Wie entwickelt man seine Potentiale und wie hilft man anderen dabei. Es erschien mir aber kopfgesteuert. Oder auf das Klavierspielen bezogen hatte ich das Gefühl: Worum geht es jetzt eigentlich? Geht es darum, dass ich ein Stück lerne, so wie man Beethoven spielt oder geht es darum, dass ich mich zum Ausdruck bringen kann?“ „Das Ganzheitlich hat mir gefehlt; dass sich ein Mensch in der Musik zum Ausdruck bringt, egal was er spielt. Und wenn es nur ein Ton ist.“ „Dieses Ganzheitliche kann in mein Spiel oder in meinen Ausdruck kommen, wenn ich mich entspannen kann; also wenn ich wirklich zu mir komme. Wenn ich bei mir sein kann und aus meinem Inneren her fühle, wer bin ich, was ich zum Ausdruck bringen will, [...] was mich begeistert.“ „Das Wichtige ist, dass wir wieder einen Schritt zurück machen aus den Formen, die wir meinen, erfüllen zu müssen und mehr hinkommen zu dem, dass wir wirklich spüren können, was wir selber wollen. Das kommt in unserer Welt momentan doch relativ kurz.“ „Das passiert schon ganz früh bei den Kindern. Sie lernen in der Schule den Anforderungen, den Zensuren gerecht zu werden und sie lernen früh, von sich weg zu kommen, von ihren eigenen Impulsen.“ „Dafür möchte ich einen Raum geben: Dass Menschen ihre eigenen Impulse spüren können, und dass aus diesen Impulsen Dinge entstehen, dass wir daraus kreativ sind, und dass wir uns über diese Impulse mit Anderen verbinden.“

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„Ich begreife mich als einen Partner. Ich möchte den Kindern oder auch meinen erwachsenen Schülern auf Augenhöhe begegnen und mit ihnen zusammen ins Spielen kommen, ins Miteinander. Ich folge meinen Schülern gern.“ „Ich lasse mich ein auf das, was meine Schüler mitbringen, auf den verschiedensten Ebenen: Wie sie sich fühlen, was sie für Ideen, für Impulse haben. Und dann entsteht in jeder Stunde etwas ganz Individuelles. Das macht den Reiz für mich aus. Das ist für mich ganzheitlicher Klavierunterricht, der so viel mehr umfasst, als zu sagen, ich bringe jemandem bei, im richtigen Moment den richtigen Finger auf die richtige Taste zu legen.“ „Beim Lernen geht es um so viel mehr. Es geht nicht darum, die drei oder vier Töne richtig zu treffen. Es ist viel interessanter zu gucken, warum bekommt es das Kind nicht hin, den Ton dreimal zu spielen. Dann kann man eigentlich nur anfangen, nach den Gründen zu suchen und dem Kind zu helfen, es umzusetzen. „Es gibt Eltern, die eine andere Vorstellung davon haben, wie Lernen zu sein hat. Natürlich davon geprägt, wie sie selber gelernt haben. Geprägt vom Elternhaus, geprägt auch von dem, was sie darüber denken, wie Kinder in der Welt zurecht kommen. Also die Vorstellung, die ganz doll von der Arbeitswelt geprägt ist, die bestimmte Anforderungen stellt oder zu stellen scheint.“ „Da kann man dann nicht gewinnen, wenn man denkt, man muss jemanden überzeugen. Das muss jeder für sich selbst entdecken.“ „Ich glaube, dass wir uns alle viel zu wenig erlauben zu spielen. Trotzdem ist es etwas, von dem ich weiß, dass es total wichtig ist und das ist wirklich ein Herzensanliegen. Ich merke, ich möchte in meinem Leben mehr spielen und ich möchte mich auch mit Menschen verbinden, die das auch mehr möchten.“ „Ich glaube, dass wir alle das innere Kind, das in uns lebt, viel mehr wahrnehmen könnten oder sollten vielleicht. Denn dieses innere Kind hat eine unglaubliche Lebendigkeit, eine unglaubliche Kreativität. Aber dieses innere Kind hat auch einiges abbekommen im Laufe seines Lebens. [Es] ist geprägt von vielen Verboten, die ihm auferlegt worden sind. Das unterdrückt auch in uns Erwachsenen unsere Spontanität, unsere Kreativität und auch, dass wir überhaupt unsere inneren Impulse wahrnehmen.“ „Stattdessen leben wir oft ein Leben, was so geprägt ist von Ernsthaftigkeit, alles richtig machen zu müssen, Aufgaben erfüllen. Und wir erstarren in dieser Ernsthaftigkeit. Das tut uns allen nicht gut [...] und es verhindert, dass wir uns mit Kindern auf eine Ebene begeben können und ihnen so begegnen können, dass wirkliche Beziehungen stattfinden.“

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„Wenn ich mich immer nur selber aus der Perspektive des Erwachsenen begreife, der vielleicht Regeln aufstellen muss oder der alles unter Kontrolle hat, dann hat das Kind in unserem Umfeld keinen Raum, sich wirklich zu entfalten. Und das ist ein Teufelskreis.“ „Das, was wir vorleben, das prägt sie (die Kinder) natürlich und bringt sie eigentlich immer mehr dahin, auch aus dem Spiel raus zukommen, aus der Lebendigkeit, aus der Kreativität und letztlich aus dem, was uns auch ermöglicht, unsere eigenen Potentiale im Leben zu entfalten. Also wirklich zu werden, wer wir sind und das umzusetzen, was wir in uns haben.“ „Was bedeutet Klavierunterricht? Bedeutet es eben wirklich diese Entfaltung, die mir immer vorschwebt? Es gibt immer Momente, wo mir das gelingt. Aber manchmal bleiben die Spielregeln auch etwas an dem hängen, was vielleicht als gesellschaftliches Bild, als Vorgabe da ist. Dann kann sich da auch leider nicht so viel draus entwickeln, wie ich mir das manchmal wünschen würde.“ „Dann gibt es das, was ich so spannend finde, diese innere Ebene – also wie beziehe ich mich auf das, was ich dort tue? („Schaue ich auf den Fehler oder schaue ich auf das, was sich eigentlich durch den Fehler entwickeln möchte?“) [...] Und dann ist Üben ein Entdecken, dann ist Üben ein Schritt für Schritt mich weiter entwickeln und auch mich an dieser Weiterentwicklung erfreuen.“ „Mehr noch, als dass man lernt, ein Stück zu spielen, geht es um den Prozess, das Üben zu üben, das Üben zu lernen.“ „Das hat für mich einen unglaublichen Reiz und macht mir eine unglaubliche Freude: Wege zu finden, meinen Schülern aufzuzeigen, wie sie das verwirklichen können, letztlich auch ihr eigener Lehrer zu werden.“ „Die Aufgaben müssen für meine Schüler ganz klar sein, auch für mich selber, wenn ich übe, aber es kann sich mehr ausweiten zu dem, dass ich meinen eigenen Lernprozess genießen lerne.“ „Klavierspielen ist wie Leben auf 88 Tasten.“ „Es ist alles da. Wenn du Musik machst, bringst du alles mit. Wer du bist in all dem, was du kannst und auch in all dem, was du nicht kannst. Und du lernst dich sehr, sehr sehr gut kennen, wenn du dich darauf einlässt.“ „Wir stempeln die Fehler so oft ab als etwas, das wir loswerden wollen und dabei ist es im Grunde immer etwas, was uns darauf hinweist, wo wir ein größeres Potential haben, das sich weiter entwickeln möchte.“ „Ich überlege so – ich liebe Fehler.“ „Der Fehler – da fehlt etwas in meiner persönlichen Entwicklung; das möchte jetzt rein kommen.“

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„Wir lassen Improvisation, wenn wir erwachsen sind, oft viel zu wenig zu – wenn wir es denn könnten. Wir haben so gern die Kontrolle über die Dinge. Aber gerade in den Momenten, wo die Dinge nicht so laufen, wie wir sie uns vorstellen, liegt ja das Potential für etwas, was wir uns gar nicht vorstellen konnten.“ „Wenn ich die Gesellschaft angucke oder die Anforderungen, die in der Gesellschaft da sind, dann nehme ich diesen Widerstreit einer ziemlichen Festgefahrenheit ganz stark wahr, wie wir zu sein haben. Als wenn unser Leben daraus besteht, Aufgaben zu erfüllen, Dinge richtig zu machen.“ „Es gibt heutzutage eine Angst-Orientierung. Es ist eine Suche nach dem Richtig machen; es funktioniert aber nicht.“ „Wirklich zu spüren: Das ist das, was ich möchte, wer ich bin und wofür ich stehe; und dann können sich auch die Gegebenheiten im Außen oder auch die Kinder daran orientieren. Dafür braucht es meine Klarheit und mein Nach-Innen-Gehen.“ „Es ist eigentlich ein Befreiungsprozess, in den wir uns hineinbegeben können, wenn wir es denn wollen. Das bedeutet aber eben, den Programmierungen zu begegnen, also für sich selber zu spüren. Was mache ich da eigentlich mit mir? Was glaube ich da eigentlich, was ich tun müsste, wer ich sein müsste?“ „Ich finde, dass Klavierunterricht oder generell, wenn man Musik macht, dass es eine ganz tolle Gelegenheit ist, das Sich-selbst-Entfalten zu entdecken…“ „Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns Räume im Leben schaffen, wo wir spielerisch sein können. [...] Finde dafür etwas, was dir Freude macht, was zu dir passt, was dich dahin bringt, immer wieder Herausforderungen zu begegnen.“ „Fang nicht an mit Klavier spielen oder mit im Chor singen oder mit Tanzen, wenn du das Gefühl hast, ich muss jetzt was für meine Kreativität tun.“ „Offenheit haben und das aushalten können. Also Anforderungen, die gestellt werden und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll – es ist wichtig, dass wir uns einräumen, diese Unsicherheiten zu haben. – [...] das öffnet Möglichkeiten.“ „Man kann nur versuchen, im Zusammenspiel mit allem, was da ist, einen nächsten Schritt zu machen. Wir müssen vielleicht auch nicht die ultimative Antwort haben; wir müssen vielleicht einfach den nächsten Schritt finden.“ „Hört euren Kindern mehr zu. Hört euren Kindern achtsam zu, was sie wirklich sagen, was sie wirklich wollen; und hört nicht so sehr auf die Fehler. Sondern hört auf das, was sich jenseits der Fehler mitteilt; und du findest eine ganz andere Art von Verbindung.“

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Sarah Stern (Malort-Dienende) „Ich unterscheide nicht zwischen Kind und Nicht-Kind. Das sind alles Menschen. Wir kommen als Menschen auf die Welt und gehen aus dieser Welt als Menschen.“ „Die Vielfalt ist das Bereichernde und nicht die Gleichschaltung.“ „Es sind verschiedene Faktoren, die dazu führen, dass ein Mensch Lust bekommt, sich ausdrücken zu wollen. Es ist ein Grundbedürfnis in uns. Das können wir mit der Sprache tun, das können wir mittels der malenden Hand tun, das können wir mit der Musik tun. Aber, das zeigt die Erfahrung, das mittels der malenden Hand sich auszudrücken, ist die einfachste Weise.“ „Die dienende Rolle ist für viele ungewöhnlich, es ist irgendwie angenehm, aber auch überraschend. Viele wissen damit heute nichts mehr anzufangen. Aber irgendwann genießen die Malenden es sehr, weil sie merken, wie beschäftigt sie in ihrem eigenen Blattraum sind.“ „Die übliche Definition von Therapie ist mit dem Malspiel unvereinbar. In der Therapie wird dem Menschen abgesprochen, im Moment zu sein, weil man nur auf sein Werden ausgerichtet ist. Im Malspiel geht es nicht um das Ziel, sondern nur um den Prozess, um das Hier und Jetzt, die Gegenwart, das Sein.“ „Die Person, die das Malspiel erlebt, ist selbst die Autorität, die in ihrem Blattraum das einträgt, was ihr Bedürfnis ist.“ „Das Malspiel hat eine therapievorbeugende Wirkung. Es hat eine so persönlichkeitsstärkende Wirkung, dass man für gewisse Therapien oder Schwierigkeiten im Alltag gar nicht erst anfällig und so gestärkt ist, dass man sie selbst überwinden kann.“ „Jeder lebt sich sehr schnell in diesen Ort/dieses Spiel ein, weil es so natürlich und ursprünglich ist. Ich stelle fest, dass gerade junge Menschen – wo wir ja meinen, sie seien noch spielfähig, sie haben noch diesen Spieltrieb, dieses Bedürfnis in sich – sie haben mehr Schwierigkeiten, im Malspiel wirklich sich selbst in ihrem Blatt zu erleben.“

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„Ich habe festgestellt, wenn ich beobachte, wie sich junge Menschen im Malspiel verhalten, dass sie durch die immense Fremdbetreuung, die sie heutzutage tagtäglich stundenlang erleben regelrecht orientierungslos gemacht wurden. Sie sind teilweise völlig verunsichert, wenn sie vor ihrem Blatt stehen und dann kommt niemand daher und sagt zu ihnen: Heute malen wir...“ „Es ist gerade für junge Menschen ganz schwierig, sich wieder selbst zu würdigen, sich auf sich selbst zu beziehen, für sich einzustehen und in Anspruch zu nehmen, ganz bei sich zu sein. Sie sind regelrecht abhängig gemacht worden in den Einrichtungen und Institutionen, in denen sie heute zum Großteil alle sind.“ “Man ist im Malspiel, um sich selbst zu würdigen und um sich in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Ein Ort, in dem der Mensch uneingeschränkt in seinem Sein und Tun gewürdigt wird; wo er ein würdevolles Subjekt ist und nicht Objekt irgendeiner Begierde, einer Technik oder Methode. Das befreit ihn aus einer unheimlich störenden und aufhaltenden Abhängigkeit.“ “Durch die besondere Bedingung im Malort hat der Mensch die Möglichkeit, seine ureigenen Spuren auf das Blatt Papier zu bringen, weil keine störenden Einflüsse von außen da sind. Keine Ablenkung, keine Bevormundung, keine Motivation, keine Bestrafung.“ „Egal in welchen Kulturkreis – überall spielen die Menschen mit denselben Gebilden, Spuren, Bilddingen auf ihrem Blatt. Es gibt in jedem von uns eine allgemein gültige Sprache, die aber nicht der Kommunikation dient. Es ist üblich, dass wir diese 70 Bestandteile der Formulation (unsere urbildnerische Sprache) in uns tragen.“ „Während der Embryo im Mutterleib heranwächst, speichern die Zellen alles auf, was dem Embryo widerfährt. Diese Aufspeicherung ist in Form der urbildnerischen Sprache zu äußern (in einem Malort).“ „Wenn ich von den Bedingungen berichte, die notwendig sind, damit man das Malspiel erleben kann, dann wirken die für viele sehr befremdlich. Ich erlebe immer wieder, dass Menschen denken, sie können mal eine Malstunde wahrnehmen. Sie hüpfen also von einer Aktivität zur nächsten. Da wird so eine Lust geweckt, immer wieder Neues zu erleben, immer wieder eine Gier nach Neuem. Das wird im Malort nicht geweckt.“ „Viele fühlen sich dadurch abgestoßen und können sich diesem Spiel dann nicht öffnen. Es gibt gewisse Unvereinbarkeiten mit der Haltung, die die Masse hat.“ „Es ist ein Ort, den ich vorbereite, den man nutzen kann. Ich stelle mich zur Verfügung, aber ich verkaufe hier nichts oder bin da, um irgendjemanden zu überzeugen. Das hätte mit dem eigentlichen Malspiel nichts mehr zu tun.“

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„Was das Miteinander der Menschen im Malort betrifft, ist es natürlich in den Alltag und das Familienleben integrierbar. Wenn wir eine andere Beziehung zu unseren Mitmenschen leben und sie wirklich würdigen würden und sie so annehmen, wie sie sind, ohne zu bewerten, dann ist das eine Haltung, die von innen kommt, die heutzutage viel Vertrauen braucht. Die aber doch sehr wünschenswert und angebracht wäre.“ „Die größte Qualität der Eltern besteht darin, sich zurück zu nehmen, (wertungsfrei) zu beobachten und von dem Menschen, der dort spielt, etwas zu erfahren. Uns gar nicht so sehr aufdrängen zu wollen; dem ganz neutral beiwohnen, sich zurück nehmen - wie in der dienenden Rolle im Malspiel - und wenn dann jemand etwas beansprucht, auch da zu sein. Das ermöglicht am meisten das Spiel.“ „Machen lassen, Vertrauen haben – die werden ihren Weg gehen und sich selbst entdecken. Das ist eine große Herausforderung, aber da steckt sehr viel Haltung drin.“ „Wenn ich mich als Dienerin fühle oder eher herabgesetzt, dann nutze ich mich selbst aus. Ich persönlich fühle mich dadurch gewürdigt, weil ich weiß, ich störe ihr Spiel nicht, nur wenn der junge Mensch etwas beansprucht, trete ich auf den Schirm. Da fühle ich mich nicht ausgenutzt. Aber das muss man mit sich selbst klären, z.B.: Gehe ich gleichwertig in die Situation?“ „Wir sind ja heute so dermaßen dabei, ins Spiel eingreifen zu wollen, weil wir unsere Vorstellungen haben und stören damit eigentlich ihr Spiel.“ „Die hohe Kunst besteht darin, den jungen Menschen nicht im Spiel zu stören; also nicht zu unterbrechen.“ „Es wäre schlimm, wenn ich ständig reinkomme und dieses oder jenes tue, oder meine Ansichten dem Ganzen überstülpe. Das würde ja eigentlich diesen Prozess, dieses ursprüngliche Spiel behindern. Es ist ja fast wie eine Vergewaltigung des eigenen Nachwuchses, wenn ich dieses Spiel, was überlebenswichtig ist, behindere.“ „Es braucht sehr viel Einfühlungsvermögen.“ „Die Welt ist gesättigt an Eindrücken und an Möglichkeiten. Wir sind dermaßen abgelenkt von dem, was sich allein in einem Raum befindet, dass wir manchmal gar nicht in der Lage sind, uns mit einer Sache sehr intensiv und ausgedehnt zu beschäftigen, weil so viel anderes Verlockendes da ist.“ „Das ist die verlockende Welt, die wir heute – manchmal leider – haben, die das ungestörte Spiel manchmal verunmöglicht. Da gilt es andere Bedingungen ins Leben zu rufen, damit es wieder anders möglich wird.“

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„Wenn der Mensch gewürdigt ist und die Freiheit besitzt, sich selbst nach seiner eigenen Persönlichkeit in irgendetwas einzubringen, dann verbindet er sich logischerweise mit den Menschen, die für ihn interessant sind.“ „Ich glaube einerseits, dass die Verbundenheit zu einem selbst wichtig ist, dass man mit sich in Verbindung steht, in dem man die Möglichkeit hat, sich frei zu entfalten; und andererseits natürlich die Verbundenheit zu Anderen.“ „Dadurch, dass ich frei bin mich zu entfalten, wie es mein Wesen verlangt, bin ich eigentlich erst recht offen und neugierig auf das, was um mich herum geschieht. Wenn ich mich selbst erlebe, bei mir bin und meine Persönlichkeit stärken kann, dann bin ich offen, um Anderen begegnen zu können.“ „Im Malspiel sind wir so frei, dass wir uns freiwillig verbinden können mit den anderen, weil die Anderen eben keine Gegner sind. Ein Vergleichen entsteht gar nicht erst. Das ist eine schöne, befruchtende und regelrecht ansteckende Atmosphäre – dass die Anderen eigentlich nur Spielpartner sind.“ „Es ist auch ganz wichtig für den Malenden selbst zu wissen, er geht aus diesem Ort, dass aber seine Integrität, die er für die 90 Minuten ausgelebt hat, dort bleibt. Das ist eine Sicherheit, ein Vertrauen. Da wird nichts geschändet sozusagen, nichts anderweitig verwendet.“ „Das wirklich ursprüngliche Spielen ist zweckfrei. Das ermöglicht dann die große Freiheit, sich im Spiel wirklich zu entfalten und das zu erleben, was gerade passiert.“ „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Spielen heute eigentlich verpönt ist, es ist infantilisiert, zweckentfremdet, auf ein Ergebnis ausgerichtet und oftmals angeleitet. Mit dem ursprünglichen, so nährenden Spiel, hat das nichts mehr zu tun.“ „Ich glaube, es ist vielleicht sogar wichtiger, nicht Spielen zu definieren, sondern sich die Frage zu stellen: Wie kann ich heute ursprüngliches Spielen ermöglichen? Was braucht es dazu? Bzw. genauso wichtig die Frage: Was braucht es nicht dazu?“ „Die Welt ist voll mit Möglichkeiten, um sich in diesem Leben zurecht zu finden, um sich spielerisch darin einzuleben.“ „Sich zurücknehmen. Dann kann ein ursprüngliches Spiel ermöglicht werden; dann findet man kreative Lösungen und Bedingungen, die es braucht, damit der Mensch sein Spielen erleben kann.“ „Weniger ist manchmal mehr. Gerade wenn es jetzt auch ums Spielen geht. Es braucht nicht das ganze Material oder so viel Schrott zur Beschäftigung von jungen Menschen. Das ist überflüssig.“

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Dr. Eckhard Schiffer (FA Nervenheilkunde, Psychosomatische Medizin, Psychotherapie) „Damals war neurobiologisch noch nicht bekannt, was alles beim Singen passiert. Das wissen wir jetzt seit etwa 20 Jahren, dass dabei bedeutsame Botenstoffe ausgeschüttet werden, die für die seelische, körperliche und soziale Gesundheit des Mensches eine große Rolle spielen.“ „In diesem familientherapeutischen Zentrum haben wir den Eltern sowie auch Kindern sehr gut helfen können. Über das Spielen. Indem wir erst mit den Eltern gespielt haben und dann mit den Eltern und Kindern zusammen. Die Kinder konnten sofort mitspielen. Die Eltern mussten erst wieder in das Spielen als Begegnung hineinkommen – ohne dass es dabei ums Gewinnen ging.“ „Von daher ist das Spielen sozusagen eine Lebenserfahrung, die mich von Anfang an begleitet hat und auch für mein Handeln, für meine Weltsicht von großer Bedeutung ist.“ „Die ersten Spiele sind die Lächelspiele zwischen Kind und Bezugsperson, die sich fast zeitgleich zusammen mit den Lächeldialogen entwickeln. Lächeldialoge – der Name sagt es schon: das Kind lächelt und diejenigen, die sich vom Kind angelächelt erleben, lächeln zurück. Das ist ein Vorgang, der einfach bezaubert. [...] Durch die Lächeldialoge entwickelt das Kind das Urvertrauen. Es weiß sich als wertvolles Geschenk angenommen.“ „Von Anfang an war es für das Kind des homo sapiens von größter Bedeutung, nicht vergessen zu werden. Deswegen ist dieses implizite Bewusstsein, dieses Gespür, Ich bin ein wichtiges Geschenk, entscheidend für das Vertrauen des Kindes in diese Welt, die Beziehungen und Begegnungen.“ „Dieses Urvertrauen geht im Erwachsenenalter über in das sogenannte Kohärenzgefühl. Das Kohärenzgefühl wiederum ermöglicht uns Gelassenheit. Es ist sozusagen die Summe aller guten Erfahrungen, die wir gemacht haben oder wenn wir diese nicht so ausreichend gemacht haben, dann derer, die wir im Augenblick machen.“ „Die Lächeldialoge sind schon vom frühesten Augenblick an mit den sogenannten Lächelspielen verbunden. Die Lächelspiele sind die Begegnungsweisen von Zweien, die im Duett singen und

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miteinander tanzen. Dazu gehören die Lautbildungen von Kind und Mutter: Die Mutter nimmt die Laute des Kindes auf, wiederholt diese, variiert diese ein bisschen. Sowie die gestischen Begegnungsweisen: Die Mutter nimmt Rhythmus und Bewegungsart des Kindes auf. Das vermittelt dem Kind die Sicherheit: Ich werde wahrgenommen.“ „Das Wissen, nicht vergessen zu sein, ist ganz wichtig gegen die immer vorhandene Todesangst. Das Urvertrauen ist die entscheidende Gegenkraft zu dieser Angst. (…)” „Das Urvertrauen ist von Anfang an mit Singen und Spielen verknüpft. Alle anderen darauf folgenden schöpferischen Entfaltungsweisen haben die gleiche Bedeutung wie das Singen und das Tanzen in den frühen Lächeldialogsituationen. Jede schöpferische Entfaltungsweise ist Ausdruck des Kindes. Schau her – das bin ich. Nimm mich wahr! Deswegen ist es sehr wichtig, dass die schöpferischen Entfaltungsweisen so wie die Lächeldialoge angenommen werden.“ „Wenn das Kind konkret wird – es malt ein Tier oder ein Haus –, dann kann eine Geste oder auch eine verbal mitgeteilte Bewertung bedeuten: Das, was du da so machst, könnte vielleicht besser sein.“ „Das Gefühl des Angenommensein vermittelt eine seelisch-körperliche Gelassenheit. Wobei Gelassenheit kein gefühlsmäßiges Zwangskorsett bedeutet – Gelassenheit ist auf keinen Fall ‘cool’ – sondern Gelassenheit heißt, auch nach einer Aufregung, einem Stress, einem Ärger, einer Empörung, wieder zu seinem inneren, sicheren Ort zurückkehren zu können. Der innere und sichere Ort organisiert sich aus guten Beziehungserfahrungen heraus.“ „Beziehungserfahrungen bedürfen immer wieder einer Auffrischung, obwohl sie sehr lange halten. Für Menschen, die nicht so viele gute Beziehungserfahrungen gemacht haben, ist es wichtig, dass sie positive aktuelle Beziehungserfahrungen machen: Im Freundeskreis, in der Schule, durch Lehrer zum Beispiel.“ „Der Trick ist, dass man in der Klasse versucht, ein Kohärenzgefühl zu ermöglichen, für alle ein Gruppen-Kohärenzgefühl in Ergänzung zum Einzel-Kohärenzgefühl. So fühlen sich die Kinder [in der Klasse] beheimatet. [Meine Frau (Lehrerin)] machte intuitiv diese Erfahrung, es geschieht über die schöpferische Entfaltung: über das Singen und es werden Gruppenbilder gemalt. Dabei gilt jedes Bild so wie es geschaffen wurde, keiner wird ausgelacht, keiner bekommt eine schlechte Zensur. [...] [Die Kinder] haben die Erfahrung gemacht, dass sie im Unterricht angenommen waren, so wie sie sind und in ihrer Weise und sich nicht erst legitimieren mussten.“ „Das, was das Kind malt, ist Ausdruck seiner selbst. Das Bild ist das Kind selbst; und wird das Bild be- oder im Zweifelsfalle entwertet, wird das Kind entwertet.“

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„Bis zur Pubertät ist jede Zensur hemmend bis zerstörend. [...] Da die schöpferischen Entfaltungsweisen in unmittelbarer Fortsetzung der Lächeldialoge zu verstehen sind, wäre es das gleiche, als würde uns gesagt werden: So wie du lächelst, das ist so nicht ausreichend; dich können wir nicht gebrauchen. Das bedeutet das Todesurteil.“ „Das Leistungsdenken ist Gift, einmal für das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen und es ist auch Gift für die schöpferische Entfaltung. Denn der Stress, der dabei entsteht, blockiert ganz entscheidende Hirnabschnitte, in denen unsere schöpferische Entfaltung gestärkt wird. Zum Beispiel wenn wir lernen, eine Melodie ungefähr so zu singen, wie sie in der Notenschrift vorgegeben ist; das lernen wir nur, in dem wir entspannt zuhören.“ „Gelassenheit existiert nicht allein für sich selbst, sondern Gelassenheit ist immer zusammen zu sehen mit der Ausgelassenheit. Sprachlich gehören sie zusammen. Das Gelass ist der Ort, in dem etwas sicher aufbewahrt ist – meine Identität, meine Integrität. Ich bin an diesem äußeren, sicheren Ort gut aufgehoben, aufbewahrt.“ „Ausgelassenheit ist etwas, das sich aus der Spielsituation heraus entfaltet. Zusammenspiel hat viele Gesichter: man ist engagiert, man ist konzentriert, man ist angestrengt oder man hat Flow-Gefühle. Ein ganz wichtiger Moment [beim Spielen] ist auch, dass man ausgelassen sein kann.“ „Wenn Kinder ausgelassen zusammen spielen, dann ist das für ihr Wohlbefinden und auch für die Ausschüttung von ganz wichtigen Botenstoffen von großer Bedeutung. Wenn ich ausgelassen sein kann und diese Erfahrung innerlich speichere, wächst daran auch meine innerliche Beweglichkeit. Wenn Ausgelassenheit als ganz lebendige Erfahrung in mir wirksam ist, dann kann ich es [im Leben] besser aushalten, wenn ich mich einmal nicht so bewegen kann wie ich gerade will.“ „Heute passiert es unter dem Leistungsprinzip leider viel zu oft, dass zu früh durch irgendeine Geste oder verbal geäußerte Note gesagt wird: Das ist nicht richtig, das ist nicht gut genug. Das bedeutet dem Kind: ich genüge nicht. Dieses ich genüge nicht bedeutet eine tiefste Beschämung.“ „Wenn Ihnen jemand etwas vorliest und Sie hören zu, dann entstehen in Ihnen die gleichen Bilder zu der Geschichte wie beim Vorlesenden, oder ähnliche Bilder zumindest; und wenn zwei ähnliche Bilder haben, dann haben sie auch ähnliche Stimmungen, ähnliche Gefühle; und wenn zwei in Übereinstimmung sind, dann sind sie sich nahe.“ „Das Spielen ist noch besser, wenn man es entspannt macht, besser als jede andere Methode, um zu innerlicher Stabilität zu kommen. Es ist noch hilfreicher als Jogging oder autogenes Training. Manche Menschen können mit dem autogenen Training gar nichts anfangen. Das Spielen kann jeder.“

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„Das Kohärenzgefühl meint, dass wir in Belastungssituationen so reagieren können, dass die körperlichen Stressreaktionen bald wieder abklingen; dass sie also nicht dauerhaft da sind, denn dann sind sie nämlich schädlich. Das hat allerdings zur Voraussetzung, dass wir unserer Selbst sicher sind und dass viele gute Erfahrungen für uns gegenwärtig sind, die sich aus dem Urvertrauen speisen und aus späteren guten Beziehungen.“ „Wenn wir jemanden haben, von dem wir uns liebevoll angenommen wissen, dann können wir mit solchen Belastungen eher leben und auch eher wieder zur Gelassenheit zurückkehren, als wenn wir den nicht haben.“ „Kinder lernen unter Stress wesentlich schlechter als ohne Stress.“ „Deswegen bin ich auch an manchen Schulen als Kohärenzflüsterer und versuche, intersubjektive Begegnungen im Unterricht durch Intermediärräume zu ermöglichen. In Intermediärräumen begegnet man sich im Zusammenspiel und man nimmt einander wahr, ohne Zwang, ohne Druck und ohne Stress. Dann ist der Unterricht entspannter und die soziale Gesundheit der Kinder wird gefördert.“ „Das Kohärenzgefühl ist Kernstück in dem Salutogenesemodell. [Nach Antonovsky: „Die Medizin fragt sehr danach, was krank macht (Pathogenese) und nicht, was gesund macht (Salutogenese)“]. Bei Antonovsky ist der historische Hintergrund sehr bedeutsam und lädt dazu ein, darüber nach zu denken, was auch ehemalige KZ-Insassen berichteten: Dass die schöpferische Entfaltung für sie enorm wichtig war – lebensrettend.“ „Nicht-Krank und Gesund ist ein Unterschied. Kranke Kräfte und gesunde Kräfte bestehen in jedem Menschen nebeneinander. Es ist nur die Frage, welche Kräfte die Oberhand haben.“ „Die seelische Gesundheit kann man fördern, und die seelische Gesundheit hat meiner Meinung nach zwei Kriterien. Das eine ist die Empathie, das Sich-einfühlen-Können und das andere Kriterium ist die Fähigkeit zur Intersubjektivität oder das Mentalisierungsvermögen. Das klingt ein bisschen kompliziert. Mentalisierung meint einfach, mich selber mit den Augen des Anderen zu sehen und den Anderen mit seinen eigenen Augen zu sehen [...]. (Die Fähigkeit), mich fragen zu können, warum nervt mich ein Gegenüber im Augenblick und was hat das vielleicht mit mir zu tun.“ „Die Mentalisierungsfähigkeit ist ganz stark daran geknüpft, dass wir gelassen sind, dass wir ein starkes Kohärenzgefühl haben. Je mehr wir in Richtung Panik driften, desto weniger sind wir in der Lage zu mentalisieren.“

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“Je mehr Spielen ausschließlich darauf ausgerichtet ist, den Gegner auszuschalten, stärkt es nicht das Kohärenzgefühl, sondern macht es sehr brüchig.” “Immer nur siegen müssen, lässt mich nicht entspannt sein.” „Ich würde den Kindern wünschen, dass sie ganz viele Situationen haben, wo sie einfach so mit ihrem Instrument oder mit ihrer musikalischen Begeisterung und Begabung spielen und singen können und hören: schön, dass du so gerne spielst. Einfach als kommunikatives Element. Damit ist jetzt keine Globalkritik gemeint, aber wir sollten das im Kopf haben, wenn wir mit Noten die frühen schöpferischen Entfaltungen untergraben.“ „Das Entscheidende ist die Gemeinsamkeit.“ „Die Begegnung im Spiel ist insofern als Wahrnehmungsort des Anderen wichtig, weil diese Wahrnehmung zeigt: Du, ich nehme dich mit deinen Entfaltungsweisen und durch das, was dir jetzt gerade eingefallen ist – als Textbeispiel oder als Textelement oder dein Bild –, ich nehme dich wahr. Es ist ganz wichtig, dass wir die Zeit haben, uns das anzuschauen und zu erzählen, was uns dazu einfällt; nicht im Sinne einer Bewertung, sondern als Gedanke, der sich bei mir einstellt; dass wir uns darüber austauschen können.“ „Allerdings ist es in den deutschen Gymnasien nicht einfach, so etwas einzurichten. Der Lehrplan sieht gar keine Zeit vor, dass auch gespielt wird.“

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Eva Beatrice Förster (Online-Unternehmerin, Löwen-Mama) „Die Voraussetzung, spielerisch, musikalisch oder künstlerisch mit den Kindern umzugehen, ist tatsächlich der eigene Deschooling-Prozess. Ich mache mich frei von dem, was ich gelernt habe, wie die Welt angeblich funktioniert.“ „Deschooling ist ein Prozess, den die Kinder durchlaufen, die aus der Schule kommen und anfangen, frei zu lernen. Da gibt es mehrere Monate, in denen sie nicht wirklich ihren Impulsen folgen, sondern sie machen erstmal alles, was sie die ganze Zeit nicht durften. Nach einer gewissen Zeit merken sie, ich darf wirklich meinen Lernimpulsen folgen, erst dann sind sie im UnschoolingProzess, dem Freilernen, drin.“ „Wenn wir als Erwachsene versuchen, uns freier zu machen oder zu singen oder irgendetwas anderes zu machen, werden wir ganz schnell damit konfrontiert, was wir über die Welt gelernt haben oder wie man uns begegnet. Im dem Moment kommen die eigenen Blockaden, die Mauern im Kopf. Da stoßen wir gegen das, was wir gelernt haben.“ „Der erste Schritt ist, ganz im Moment zu leben.“ „Bei der Clownerie und Performance versucht man, alles zu vergessen, was man vorher gelernt hat, egal, was da war. Wenn die Performance anfängt oder man in der Clownerie seinen Impulsen folgt, dann schaut man: Was ist da jetzt im Bauch?“ „Du kannst einsteigen, indem du mit den Kindern spielst und gucken, was die Impulse von deinem inneren Kind sind. Dann vergisst du die Glaubensmuster und das, was du darüber gelernt hast. Du bist hundert Prozent im Moment.“ „Ich meine es richtig radikal: Vergiss, was die Erziehungstraditionen der letzten hundert Jahre waren! Vergiss das, was hinter dir liegt! Vergiss diese Hierarchien! Aber alles mit Respekt und offener Wertschätzung.“ „Ich bin jetzt. Meine Kinder sind die Gegenwart und ich folge deren Spielimpulsen.“

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„Wenn ich gemerkt habe, irgendetwas behindert die Beziehung zu meinen Kindern, habe ich geschaut, was das ist. Eigentlich liebe ich meine Kinder und eigentlich ist da eine ganz große Nähe. Aber es gibt Momente, da knarzt es so im Bauch. Da sagt mir meine Mama-Intuition: Irgendetwas stimmt nicht.“ „Es sind ganz oft nicht die Kinder, sondern eine Haltung, die wir haben und die dazu beiträgt, dass eine Situation verkrampft wird.“ „In einer Konfliktsituation ist die Frage: Was mache ich? Ich schimpfe oder ich sage: Es ist doch nicht so schlimm – dadurch mache ich ihr Bedürfnis klein – oder ich lenke sie ab. Das sind jetzt die „normalen“ Methoden und die sind auch alle ok. Aber es gibt noch so viel mehr. Zum Beispiel ganz spielerisch, oder mit Humor.“ „Ich merke, ich gehe ganz oft in eine fantastische Ebene und das mögen die Kinder, weil sie auch ganz viel mit Fantasie arbeiten.“ „Wenn ich liebevoll zu mir bin und sage: ok, es war jetzt nicht so toll, aber es ist auch nicht so schlimm, denn ich bin trotzdem ganz gut so, wie ich bin, dann kann ich auch Entschuldigung sagen und das auch zu den Kindern: Sorry, das war jetzt irgendwie daneben.“ „Wir haben gelernt, dass alles getrennt ist. Das ist Familie, das Arbeit, das Musik...Das ist eigentlich Quatsch. Wenn du dir erlaubst, die Kategorien zu vergessen oder einfach ganz liebevoll zu ignorieren, dann kannst du schauen: Wer war ich als Mensch, bevor ich Kinder hatte? Was kann ich davon einbringen?“ „Löwenmamas haben ein ständiges Begegnen mit alten Erziehungsmustern. Es ist erstmal ein Prozess, für die Freiheit der Kinder zu kämpfen. Ich benutze den Begriff Löwenmama, weil du dann weißt, warum du als hochsensible Mama lernst, dich abzugrenzen, denn du kämpfst für deine Kinder.“ „Für mich ist das eine ganz weibliche Energie, die bei der Geburt anfängt, die sagt: Ich übernehme Verantwortung. Das ist oft nicht leicht.” „Es ist gut, dass ihr Verantwortung für eure Kinder übernehmt. Gebt diese Verantwortung nicht ab an den Arzt bei der Geburt, an eine Tagesmutter oder an eine Schule. Ihr könnt alles gern als Unterstützung dazu nehmen, wenn es wirklich eine Unterstützung ist. Es sind deine Kinder.“ „Jedes Fremdbetreuungssystem passt dann am besten, wenn es die Pädagogik der Familie unterstützt. Wenn diese zu sehr differenzieren, dann gibt es oft Reibungen und das Kind sitzt in der Mitte.“ „Ich darf sein und du darfst sein.“

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„Ich habe eine Bubble – in der sind meine Gefühlen, Gedanken und so weiter – dann gibt es eine Art Zwischenraum und dann beginnt deine Bubble. Abgrenzung heißt, diese Bubbles zu respektieren.“ „Manchmal haben wir, häufig in der Kindheit, verlernt, die Bubble aufrecht zu erhalten. Abgrenzen ist einfach zu sagen: hier fange ich an und du gehst hier nicht weiter. Das heißt aber auch, dass der andere Gefühle haben darf, wütend sein darf, wenn du dich abgrenzt. Das wird im Alltag oft verwoben, obwohl es eigentlich ganz klar ist.“ „Wir sind die ersten Beispiele für unsere Kinder, wie wir mit Gefühlen umgehen. Es ist wichtig, dass wir lernen, Wut auszudrücken, Gefühle auszudrücken, aber nicht zielgerichtet. Du hast Schuld. Du bist der Fehler, der Ursprung meiner Wut. – Das stimmt ja nicht. Es liegt an mir, wie ich reagiere.“ „Die Alternative, die Gefühle zu unterdrücken, ist keine Lösung. Wir sehen ja, dass es ganz viele Krankheiten gibt, die darauf basieren.“ „Ich finde das englische Wort empowerment („Selbstermächtigung“) so schön. Da steckt power=die Macht und power=die Energie drin. Ich übernehme diese Verantwortung und habe dadurch Energie und wenn ich meine Energie abgebe, dann habe ich ganz viele Energieräuber um mich herum, weil die denken, da kann man sich bedienen und ich wundere mich, warum ich total überfordert bin.“ „Die eigene Sozialisation ist auch ein ganz wichtiger Punkt, die Reflektion der eigenen pädagogischen Erfahrung: Was war dort, wo ich gelebt habe, normal, was man mit Kindern getan hat/wie mit Jugendlichen umgegangen wurde? Das kommt alles wieder hoch, wenn ich den eigenen Kindern begegne, weil mich das alles geformt hat.“ „Es lohnt sich wirklich, die eigene Sozialisation und generationsübergreifende Traumata aufzuarbeiten, denn dabei kannst du ganz viel entdecken, was du nicht weißt, was dir nicht erzählt wurde und was ganz wichtig sein kann für deine Identität und auch für deine Kinder, entweder im Kontakt mit ihnen oder auch für ihre Identität.“ „Mit der Vergangenheit umzugehen, bedeutet, sie anzuschauen und zu wissen, was da wirklich war, die Geschichten zu hinterfragen. Das kann eine riesige Energieblase sein, die man ansticht, die zu mehr Kraft beitragen kann oder ein Moment des Empowerments sein kann.“ „Um in den Humor zu kommen, nimm dich selber nicht zu ernst. Und dann gibt es die Strategie, alles wörtlich zu nehmen, wenn jemand etwas Übertragenes sagt. Oder die Strategie der Übertreibung.“

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„Versuch einfach zu gucken, was macht das Bauchgefühl schöner und was macht so ein AuaGefühl, denn wir lösen das nicht im Kopf, sondern im Bauch.“ „Warum kann man nicht immer machen, worauf man Lust hat? Wer hat das gesagt? Was würdest du denn gerne machen?“ „Wer schon einmal mit einer Clownsnase auf den Boden gelegen hat, mit dreißig anderen Erwachsenen, die total happy waren, dass sie wieder Kind spielen konnten, der ist froh, wenn irgendjemand sagt: Du kannst kein richtiger Erwachsener sein.“ „Wir können uns ganz frei über Musik, über Humor oder über Berührungen begegnen und im Moment zusammen sein, wenn wir diese Kategorien vergessen haben.“ „‚Ich liebe die Klänge, wie sie sind und ich will auch nicht, dass der eine Ton vorgibt ein Eimer zu sein, ich will die Töne einfach nur hören und lieben‘ (John Cage). Das ist die Offenheit in musikalischen Prozessen, die ich mir wünsche; zu sagen: Ich vergesse jetzt auch mal, was Musik ist und begegne dem Kind frei.“ „Vorausgesetzt, du hast den Reflektionsprozess abgeschlossen, dann kannst du darüber auch mit deinen Kindern reden und sagen: Ich habe eigentlich total Angst zu singen. Deine Kinder dürfen sehen, dass du Gefühle hast, auch wenn du ein Erwachsener bist. Dann wird man freier.“ „Ich bin keine Schale, kein Bild, keine Skulptur. Ich bin lebendig und ich habe Gefühle. Ich darf Gefühle haben.“

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Louise Thiele (Bloggerin, Cellistin) „Das Spiel bestimmt meinen Alltag.“ „Das ist etwas ganz Positives und Schönes, sich diese Fantasie zu bewahren, das Experimentieren, einfach immer neugierig neue Sachen auszuprobieren.“ „Ich sehe es überhaupt gar nicht ein, dass ich, nur weil ich einem Job nachgehe, automatisch das Kind auf dem Abstellgleis parken muss.“ „Wenn wir einen Wandel in dem System wollen, in dem wir leben und funktionieren, müssen wir die Barrieren, die wir meistern müssen, selber versuchen aufzulösen, in dem wir z.B. sagen: Kinder können auch mal mit zur Arbeit kommen.“ „Schön wäre es, wenn noch mehr Menschen ihre Berufung nicht nur finden, sondern auch leben würden, dass man weiß, wofür man morgens aufsteht. Denn es gibt noch viele, die sich aus Angst oder Sicherheitsgedanken für einen anderen Beruf entschieden haben, der ihnen aber nicht entspricht.“ „Jeder wächst da ein bisschen rein in die Elternrolle und das muss sich einspielen.“ „Wir wohnen in einem Mehrgenerationenhaus und wenn wir da zu Hause sind, stehen überall die Türen offen und die Kinder rennen von unten nach oben. Das […] das ist eine enorme Erleichterung; es fließt alles.“ „Ich habe gemerkt, dass ich für die Schüler nicht nur mehr Cellolehrerin bin, sondern mehr und mehr zu einem Mentor, fast schon zu einem Coach mutiere.“ „Für die Schüler ist das eine Freizeitbeschäftigung, eine von vielen und dadurch auch gar nicht so eine wirklich Genussbeschäftigung, bei der sie auch in Resonanz gehen können.“ „Die Kinder können heute gar nicht mehr zuhören. Die Erwachsenen übrigens auch nicht.“ „Wir leben in so einer beschleunigten Zeit. Und das Gegenteil von Beschleunigung ist Resonanz. Sich zu verbinden miteinander, mit der Musik. Damit man dahin kommt und das zulassen kann,

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müssen wir uns wie ein Maulwurf den Weg erstmal frei buddeln. Hin zu diesem Aspekt und auch zu diesem Wesen, das ein bisschen verschüttet ist, eigentlich ganz musikalisch ist und sich danach sehnt. Aber diese Schichten muss man erstmal ablegen.“ „Es ist wirklich wie eine Mentoren-Rolle, die man als Musiklehrer inne hat, denn die erzählen ja auch ganz viel, was gerade in der Schule war, was passiert ist und die packen nach und nach auch ihr Gefühlsleben aus. Da merke ich, dass man vielleicht der einzige ist, der gerade mal zuhört.“ „Die Wahrheit kommt sowieso immer durch, egal was es ist. Und je mehr man sich selber öffnet, umso mehr öffnet sich auch der Andere. Das ist auch bei den Eltern total spannend.“ „Im Kopf ist alles möglich. In der Fantasie kann man alles mal durchspielen. So sehe ich das auch im Unterricht.“ „So wie ich an Musik ran geführt wurde, das lief alles sehr streng ab zuhause. […] Dadurch war dann dermaßen die Luft raus, dass ich gar nichts mehr machen wollte und konnte, keine Energie und Lust hatte. Ich dachte, das war das Ende.“ „Es gibt kein Kind und keinen Menschen, der unmusikalisch ist. Nur den Meisten wird das aberzogen. Gerade Kinder werden richtig unmusikalisch gemacht.“ „Am traurigsten ist es, wenn ein Erwachsener sagt: Ich kann nicht singen. Ich war noch nie musikalisch!“ „Damit es gar nicht soweit kommt, geht es darum, die Wahrnehmung zu schulen. Was ist eigentlich Musik? Wo ist die? Wie fühlt sie sich an? Es geht ganz viel um Erleben, Musikalität erfahren. Da haben wir auch die Rückverbindung zum Spiel: Sein und sein lassen, zum Experimentieren, zum Zuhören.“ „Ich bin ein Freund von Stille. Wenn man sich mal die Geräuschkulisse anguckt – dem kann man sich nicht entziehen.“ „Zuhören, Stille zulassen können bzw. einfach mal wegkommen von diesen Aufmerksamkeitsräubern. Das fängt schon da an, dass man ins freie Spiel eingreift. Dadurch zerstört man das auch, macht es für diesen Moment kaputt. Was da passiert, ist ja schon hoch musikalisch. Das ist wirklich die Urnatur dessen.“ „Bevor man überhaupt Musik macht, oder mit einem Instrument anfängt, kommt ja eigentlich immer das Singen.” „Gemeinsam singen und das Gefühl und das Gehör dafür sensibilisieren, ist der Anfang. Alles andere, ergibt sich total individuell und von alleine, wenn man den Rahmen dafür schafft.“

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„Wirklich zuhören und sich darauf einlassen, sich diese Spontanität zu bewahren, diese Offenheit, was passieren könnte und beobachtet. Das finde ich einen total schönen Ansatz.“ „Das ist so wie mit dem Leben: Man kann es nicht wirklich kontrollieren, aber wenn man nach seinem Herz und seiner Intuition geht, dann passiert oft automatisch das ‚Richtige‘.“ „Was die Musikpädagogik angeht, ist es so, dass man immer meint, man müsste die Kinder bespaßen oder unterhalten. Das wird immer so bunt gemacht. In einer Kinderversion, mit Bildchen illustriert und als müsste man das extra aufmachen. Generell habe ich festgestellt, dass es so eine Kinderpädagogikindustrie geworden ist. Das braucht es aus meiner Sicht überhaupt nicht.“ „Die Musik ist an sich schon so interessant genug, in allen Facetten, in allen Stilrichtungen und der Zugang ist ohnehin schon da und so leicht zu schaffen. Da muss man nicht so sehr danach suchen, wie man das extra spannend macht.“ „Das Schöne an Musik ist ja: Warum berührt es so vielen Menschen? Warum wird es von der Industrie auch ganz bewusst eingesetzt? Musik ist Klang, Schwingung. Und unser Körper ist auch letztendlich nur Schwingung. Wir sind ja viel mehr, als das, was wir sehen. Dadurch ist es so leicht mit Musik in Resonanz zu gehen, sich einzuschwingen. Es ist das, was Menschen ganz schnell und am ehesten berührt, noch vor der bildenden Kunst.“ „Diese Erfahrbarkeit, dieses Erleben, dieses Empfinden, eben genau das, was dich auch manchmal zum Weinen bringt: All die Facetten des Gefühlslebens, darum geht es letztendlich. Das könnte auf lange Sicht ganz viel lösen bei Menschen.“ „Wir sind in einem Zeitalter, in dem man Musik viel mehr auch einen heilenden Charakter zuschreiben muss.“

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Evelyn Podubrin (Pädagogin, Erziehungswissenschaftlerin) „Bauchlagentraining bei Babys ist aus meiner Sicht nicht natürlich und auch nicht notwendig und bringt auch noch die natürliche Bewegungsentwicklung ganz schon durch einander.“ „Es gibt Settings, wo die Grundschule als historisch gesehen fortschrittlichste Institution versucht, dem Anspruch (der Individualisierung des Lernens) gerecht zu werden. Ich kann hier an der Stelle sagen: Es sieht nicht gut aus. Wir stehen noch ganz am Anfang!“ „Für mich ist Spielen erstmal eine Qual gewesen. Das Cello spielen war einfach ein Training, völlig herzlos und losgelöst von dem, was ein Kind eigentlich braucht: Auf Bäume klettern, sich den Arm brechen zur Not, schwimmen gehen.“ „Spielen als etwas, das von selbst kommt und ganz leicht ist” „Mit vier Jahren habe ich die Fähigkeit zum Spielen verloren.“ „Ich hatte ein Bild von einem Baby: Es ist zufrieden, es liegt da und es spielt und wenn es Hunger hat, schreit es kurz. Dieses Bild hat mich absolut blockiert, und da hat mein Sohn gesagt: Ich werde dem nicht entsprechen. Das bin ich nicht. Mir geht es gerade nicht gut. Das hat bei mir sehr lange gedauert, bis ich losgelassen habe von diesem Bild.“ „Man lässt nicht von einem auf den anderen Tag das Bild los. Solch ein Muster kommt immer wieder. Ganz besonders dann, wenn es mir schlecht geht. Man sollte sich von der Vorstellung befreien, dass man so schnell solche tiefen Dinge loslassen kann.“ „Das darf auch wiederkommen. Kinder tun auch wirklich alles, damit das wiederkommt, wenn man es nicht abgeschlossen hat.“ „Es lohnt sich wirklich, sich zu überlegen: Was meine ich mit Spielen? Welchen Standort habe ich?“ „Wenn ich Spiel als etwas Lustvolles sehe, etwas wo das Leben bebt, voller Lebendigkeit, dann schaffe ich auch Bedingungen für mich und das Kind, damit die Lust entsteht. Vor allem stelle ich auch die Erwartungen an das Kind, dass Spiel aus meiner Sicht lustvoll ist. Und wenn es nicht

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lustvoll ist, dann sage ich: Das ist kein Spiel mehr. Das Kind muss sich dazu verhalten und sagt: Ok, dann bin ich nicht mehr anerkannt.“ „Wenn ein Mädchen, das bisher sehr viel freispielen durfte, in die Schule kommt und jetzt anfängt Spiele zu spielen, wo es ums Herrschen geht und sie ist diejenige, die beherrscht und die Anderen müssen gehorchen, dann ist das nach S. Freud Katharsis, die Reinigung der Seele. Sie verarbeitet die Erfahrungen im Spiel.“ „Es gibt zwei Typen. Die einen spielen Untergebener, weil sie das dann in der Hand haben, sie ermächtigen sich sozusagen. Die anderen spielen ihren Gegenpart: Ich bin jetzt die, die herrscht. Das ist sehr ernst. Wenn ich jetzt sage: Hör auf damit. Das darfst du nicht spielen. Du darfst nicht so fies sein., dann nehme ich dem Kind die Möglichkeit, diese Erfahrung zu verarbeiten.“ „Es ist entscheidend, genau zu schauen, wie Kinder spielen. Alle Kinder spielen irgendwann diese Spiele (Polizist und Räuber, Schießspiele). Das ist einfach eine Auseinandersetzung mit unserer Welt. Sie versuchen einen Zugang zur Gewalt und dem Verhältnis (der eine darf schießen und der andere wird erschossen) zu finden. Ich würde alle dazu einladen zu schauen, wie die Kinder das spielen, wie oft und ob sie bereit sind, so etwas loszulassen und die Rollen tauschen“ „Nicht alle Kinder, die Puzzle auseinander nehmen, sind Scheidungskinder oder haben ein Trennungsproblem, aber es könnte ein guter Hinweis sein, wenn man die Symbolik anschaut.“ „Alle Kinder kommen mit der Fähigkeit zu spielen auf die Welt. Der Spieldrang ist größer als Hunger und Durst. Die Frage ist: Was läuft schief, wenn diese Spielfähigkeit verloren geht?“ „Mit vier Jahren ist meist die Schwelle, wo viele Kinder diese Fähigkeiten zum Spielen, diese Freiheit verlieren.“ „In den ersten drei Lebensjahren können wir ganz viel tun, um diese Fähigkeit des Spielens nicht zu zerstören. Ein wichtiger Punkt ist: nicht Bespielen (einem Säugling, das mit seinen Händen spielt, beschäftigt ist, etwas in die Hand zudrücken oder ihm etwas zu erzählen oder vorzusingen, was an sich wunderbar ist, aber eben zum falschen Zeitpunkt.)“ „Viele Erwachsene versuchen, weil das in unserer Kultur zu tiefst verankert ist, in Kontakt zu gehen, aber eben durch dieses Bespielen.“ „Wenn die Zeiten, wo das Kind sich in aller Ruhe dem Körper und seiner Umwelt widmen kann, sehr kurz sind, dann sehen wir, dass die Kinder schon mit acht Monaten mit sehr unterschiedlicher Spielqualität spielen.“ „Mit der Entwicklung des Spiels hängt auch die kognitive Entwicklung zusammen. Kinder, die diese Zeit und die Ruhe bekommen haben zu spielen, sieht man mit ganz anderer Qualität, Ruhe

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und Genauigkeit spielen. Sie kommen in den Flow, wo es nicht zu schwer und nicht zu leicht wird. Das kann ein Erwachsener von außen überhaupt nicht anbieten. Das macht das Kind von sich aus, es stellt sich die perfekte Aufgabe.“ „Ein Kind, das sich emotional unsicher fühlt, wird niemals ins Spiel kommen. Emotional sicher bedeutet: Ich bin sicher gebunden. Ich fühle mich sicher. Ich fühle mich geborgen. Ich weiß, da ist jemand und ich kann mich darauf verlassen, da kommt jemand, wenn es mir nicht gut geht – was für die Zeit der Eingewöhnung in Krippen und Kindergärten ein hochspannendes Thema ist, weil die Kinder häufig nicht ins Spiel kommen können.“ „Das Kind muss jemanden in der Nähe haben, mit dem es überhaupt in Beziehung ist, sonst wird es sich nur umschauen und ist total angespannt.“ „Die dritte Bedingung um ins Spiel zu kommen, ist eine physische Umgebung, die auch das Spiel ermöglicht.“ „Da fängt es schon an: Wie biete ich die Gegenstände an? Wie gestalte ich insgesamt den Raum? Welche Atmosphäre entsteht? Was gebe ich hinein durch meine Person, sodass eine Atmosphäre entsteht, die druckfrei/erwartungsfrei ist. Das macht ganz viel aus.“ „Wenn ich die Instrumente irgendwo in einer Kiste habe, können Kinder damit nichts anfangen, egal ob es um Musikinstrumente geht oder Spielgegenstände.“ „Diese Spielumgebung ist deshalb so vorbereitet, weil ein Erwachsener weiß: Wofür interessiert sich genau dieses Kind, was hier gleich spielen wird? Was beobachte ich? Was liebt dieses Kind? Sodass man vielleicht zu Hause schaut, wo habe ich viel vom Gleichen, dass das Kind sammeln kann. Das setzt voraus, dass ich überhaupt weiß, dass mein Kind das gerade sehr gerne macht.“ „Wenn man Eltern fragt, wenn die Kinder ungefähr eins sind: Was macht denn dein Kind gerne? Dann sind viele Eltern mit der Frage überfordert.“ „Ich finde es ganz spannend, sich mal darüber Gedanken zu machen, was die Spielzeugindustrie uns eigentlich für ein Bild entwirft von spielenden Kindern und was das eigentlich mit der realen Spielentwicklung und den Spielbedürfnissen gerade von Kleinkindern zu tun hat. In der Regel sehr wenig bis gar nichts.“ „Viele Dinge werden viel zu früh angeboten. – Das sind so Dinge, wo es um die Frage geht: Wo kann das Kind mit der Umgebung wirklich etwas anfangen und wo ist es einfach völlig überfordert.“ „Warum gibt es das alles in bunt? Das lenkt einfach nur ab und das Kind braucht es eigentlich nicht.“

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„Die Spielzimmer sind voll mit kleinen, leichten Dingen – ganz falsch. Auch die ganz schmalen, leichten Kinder brauchen schwere Dinge, um sich zu spüren.“ „Es gibt überhaupt gar kein Problem, wenn das Kind etwas anderes spielt (als wir erwarten oder vorbereitet haben). Meistens entwickelt sich daraus wieder eine ganz eigene Spieldynamik.“ „Ich bin so ungeduldig. Der eine macht das und meiner noch nicht. – Da fängt man an, Fähigkeiten zu hierarchisieren und das Kind auf eine Zeitachse von Fähigkeiten zu setzen. Meistens brauchen dann Erwachsene die Begleitung von uns und auch viel Zuspruch.“ „Das Erste, was wir ablegen müssen, ist das Wollen. Wir machen die ganze Zeit alles, wir machen das Leben, wir wollen alle kontrollieren. Diesen Kontrollwahnsinn habe ich bei mir auch gespürt. Dass ich Dinge machen wollte, ein Ziel vor Augen hatte. Das hat nicht funktioniert. Es hat erst dann funktioniert, wenn ich das losgelassen habe.“ „Das machen, was gerade da ist, ist am Anfang total schwer, denn besonders in einer Gruppe mit anderen Erwachsenen versuchen wir ständig, den Erwartungen gerecht zu werden. Das geht nur in einem Raum mit einer Person, die das nicht bewertet und nicht abwertet und das auch nicht auf irgendeine Skala setzt: das ist eine gute Improvisation, das ist eine schlechte. Das was da ist, ist da. Punkt.“ „Ich finde es wichtig, Ziele zu haben, sich zu fragen: Was ist denn mein Lebensziel für mich? Ist es diese tiefe Erkenntnis von mir, zu gewinnen?“ „Was uns da so ständig beschäftigt, das ist schon der Wahnsinn.“ „Wenn wir die Kinder wickeln, fangen sie an zu spielen (ziehen sich ein Handtuch über den Kopf, spielen mit unseren Ohrringen, die Kette hängt...), aber wir wollen wickeln. Da kann man schön sehen: Ich gehe auf das Spielangebot ein und gebe dem ganzen einen liebevollen Abschluss, aber ich mache eine ganz klare Grenze von der Haltung her: Spielzeit ist danach. Das hilft den Kindern ungemein, wenn ich diese innere Klarheit habe, was jetzt dran ist.“ „Die Kinder lernen das wahnsinnig schnell. Wenn sie wissen, meine Spielzeit, meine Zeit des freien Spiels ist nicht bedroht, dann haben sie diese Sicherheit: hier ist Spiel und hier auf dem Wickeltisch ist Umziehen.“ „Das verbindet uns auch: Sie sieht, was ich tue, sie wertet es nicht ab, ich mache nichts Falsches. Ich bin so, wie ich bin und ich darf das.“ „Kinder bis zum dritten Lebensjahr können wir nicht (zum Aufräumen) verpflichten, manche Forschungen sagen auch, bis zum sechsten Lebensjahr. Aber wir können ihnen die Möglichkeit geben, aufzuräumen, z.B. in einem Raum, wo jedes Ding seinen Platz hat.“

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„Vor allem wir als Erwachsene räumen auf und zwar mit Freude. Einfach vorleben, das ist ganz wichtig. Wenn wir von Anfang an Druck machen und das Aufräumen zu einem Machtspiel wird, wird es schwierig und es wird immer darauf hinaus laufen, dass wir drohen müssen.“ „Ich weiß, dass viele Eltern darunter leiden, dass sie verbale Gewalt anwenden müssen. Das muss wirklich nicht sein. Lasst los! Vertraut euren Kindern! Die werden (irgendwann) aufräumen.“ „Wie kann ich mit dem Kind spielen? Es nicht bespielen, sondern tatsächlich in Kontakt kommen mit dem, was das Kind anbietet? Und meine Spielideen kann ich noch im Hinterkopf behalten. Aber es ist viel schöner zu warten, was das Kind macht.“ „Man muss auch aufpassen, dass man die Kinder nicht zu früh pathologisiert.“ „Wenn wir sagen, nicht die Kinder bespielen, dann ist die größte Transformation für die Eltern, sich zu fragen, was dann?“ „Dein Kind zeigt dir den Weg. Schau einfach in die Augen deines Kindes. Es antwortet. Das bedeutet, ich muss auch offen sein für die Antworten.“ „Ich finde, dass es hilfreich sein kann, sich Onlinekongresse anzuschauen, Blogs anzuschauen, Bücher zu lesen, Videokurse...Aber sobald ich den Computer ausmache, das Buch zuklappe und ich mich meinem Kind widme, dann ist mein Kind da und nicht das Konzept. Das muss man lernen.“

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Matthias Schwabe (Musikpädagoge, exploratorium Berlin) „Das Merkwürdige an der Musik ist, dass nicht vorgesehen ist, dass man erfindet. Man traut jedem 5-Jährigen Kind zu, dass es seine eigenen Bilder malt. Aber es ist völlig normal, dass ein Absolvent einer Musikhochschule, der sein Konzertexamen mit Bravour abgelegt hat, in seinem Leben noch nie ein Stück erfunden hat!“ „Als ich die Improvisation, speziell die Gruppenimprovisation, kennengelernt habe, habe ich gemerkt: Das ist das, was ich gesucht habe. Weil es eine Kreativität ist, die sich in der Gruppe abspielt. Man zündet sich gegenseitig an, wie bei einem guten, gelungenen Gespräch, wo man auf die Ideen der Anderen reagiert und daher etwas Gemeinsames entwickelt.“ „Es war mir wichtig, dass ich als Vater nicht dränge und die Erwartung habe: weil ich Musiker bin, müsst ihr das jetzt auch toll finden.“ „Das Spiel spielt eine ganz zentrale Rolle für mich. Wir reden auch in der Musik immer davon: Ich spiele Klavier, ich spiele eine Sonate. […] Bei manchen klingt es nach Arbeit. Das Spielen ist eigentlich, dass man dann wieder so viel Freiheit hat, dass es spielerisch leicht wird.“ „Bei der Improvisation, die mir am Herzen liegt, ist der kindliche Spieltrieb der Ausgangspunkt.“ „Erwachsene machen gern die Unterscheidung zwischen Spiel und Ernst. Das liegt daran, dass es für sie so eine Art Berufsalltag (Ernst) gibt. Für Kinder gibt es diese Trennung nicht. Für Kinder ist Spielen der Weg, sich die Welt anzueignen.“ „Es ist eine ganz elementare Notwendigkeit zu spielen. Es ist eine Art zu Lernen. Die Trennung zwischen Spielen und Lernen halte ich für absolut blödsinnig. Spielen ist eine ganz faszinierende Form von Lernen, denn es ist eine lustvolle Form. Es hat etwas mit Leichtigkeit zu tun, auf der anderen Seite auch mit Konzentration, mit Intensität. Kinder, die spielen, bleiben ganz lange an einer Sache.“ „Ins Spiel versinken ist ganz wichtig. Spiel im Sinne von Ausprobieren hat auch viel mit Entdecken zu tun.“

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„Das Wort Improvisation weckt oft gewisse Ängste, was man da jetzt alles können muss. Bei mir ist jeder Klang musikalisches Material, ich arbeite nicht mit Skalen, noch nicht mal mit einem Rhythmus, der einen Beat hat, denn alles hat Rhythmus – eine Meeresbrandung hat auch Rhythmus. Und eine Musik, die darauf verzichtet, öffnet den Raum sehr weit. So dass jeder, der Lust hat Klänge zu produzieren, daran teilnehmen kann.“ „Wenn ich in der Improvisation arbeite, dann arbeite ich mit Spielregeln, also mit Regelspiel. Gute Spielregeln zeichnen sich dadurch aus, dass sie Freiräume zum Ausprobieren, zum Erkunden lassen. Dann sammle ich als Teilnehmer meine Erfahrung in dieser Erkundung und lerne aus meiner Erfahrung. Ich lerne nicht von einem Lehrer, der sagt: Das ist richtig und das ist falsch.“ „Die Teilnehmer werden als kompetent angenommen – es haben wirklich alle da ein Potential. Die Bedingung ist: sich darauf einzulassen. Ich traue ihnen zu, dass sie in der Lage sind, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und zu lernen; und dass sie mich nicht brauchen als jemanden, der ihnen sagt, wie es ist.“ „Da steckt ein Menschenbild dahinter. Nicht dieser berühmte Nürnberger Trichter, wo man Wissen und Fähigkeiten in andere Leute hineingießt, weil die leer sind und gefüllt werden müssen. Sondern, dass man Feuer in ihnen entfacht, wo man sagt: Ihr habt eine Kompetenz und an dieser docke ich an.“ „Es kommen viele Leute, die sagen: Ich habe immer gedacht, ich bin unmusikalisch. Mein ganzes Leben haben mir Leute gesagt, ich sei unmusikalisch. Jetzt stelle ich fest: Das stimmt gar nicht!“ „Die Begriffe für Musikalität machen sich oft fest an: Kann ich einen Rhythmus halten? Kann ich eine Melodie nachsingen? Aber das worauf es bei meiner Arbeit ankommt, ist das Zuhören. Das Ausprobieren, das miteinander Kommunizieren mit Musik. Das können alle.“ „Ich arbeite gerne mit Landschaften, die keine eigenen Klänge haben. Wir wollen nicht die Tonspur machen, sondern die Filmmusik, die die Atmosphäre, die Stimmung ausmacht. Dann suchen wir Instrumente zusammen und müssen auf einander hören. Und weil wir alle dasselbe Thema haben, passt es auch zusammen. Das zeigt, worauf es beim Improvisieren ankommt und was die große Chance ist: Jeder kann seine eigene Idee einbringen, trotzdem agieren wir als Gruppe, es wird ein gemeinsames Bild. Das ist eine soziale Utopie im Kleinen: Jeder kann sich selbst ausdrücken, aber es funktioniert als Gruppe und wir schaffen etwas (zusammen).“ „Für die Leute, die kommen, öffnet sich der Begriff von Musik. Das ist ein Erkenntnisprozess: Wir machen alle ganz andere abgefahrene Klänge. Und wenn das zusammen kommt, hat das die Qualität von Musik; auch wenn es so klingt, wie Musik normalerweise nicht klingt.“

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„Als ich meinen ersten Workshop bei Lilli Friedemann gemacht habe, habe ich gedacht: Das Spiel ist bei ihr das Entscheidende. Sie bringt die Leute dazu, dass sie spielen. Manche Erwachsene müssen das lernen und andere haben sich das bewahrt. Das hat oft auch biographische Hintergründe.“ „Ich hatte einige Ärzte im Klavierunterricht. Für die war es ganz schwierig Fehler zu machen. Das hat mir völlig eingeleuchtet, denn als Arzt darf ich keinen Fehler machen. So eine Leichtigkeit zuzulassen, wenn man die sonst nicht hat, weil eine wahnsinnige Verantwortung auf einem lastet, das muss man erstmal akzeptieren.“ „Es gibt viele Gründe, warum Leute Schwierigkeiten, haben einfach loszulassen. Das ist dann eine Errungenschaft. Es erweitert ihr Handlungsspektrum, wenn sie spielerisch an die Dinge herangehen können.“ „Mit der Stimme ist es so: Die einen lieben es und die anderen haben Angst davor.“ „Die Stimme hat etwas sehr Persönliches. Du gibst ganz viel von dir. Ich finde es ist als Einstieg ganz gut, wenn die Leute sich hinter etwas verstecken können, was sie in der Hand haben.“ „Es gibt immer Leute, die sagen: Nein, Stimme traue ich mir nicht. Das ist peinlich. Das muss man erstmal ernst nehmen.“ „Ich habe bei mir einen Tisch mit 120 Klein-Instrumenten oder klingenden Materialien. Das sind alles Dinge, die man nicht lernen muss, sondern die man durch Ausprobieren handhaben und sich erarbeiten kann. Man braucht kein Instrument dafür und keiner ist gezwungen, Instrumentalerfahrung mitzubringen.“ „Das ist der Witz, dass man Situationen schafft, die so niedrigschwellig sind, dass man über seine Ängste drüber weg gehen kann. Es ist nicht die Aufforderung: Erfinde einen interessanten Klang! sondern: Geh mal auf die Suche! Die Aufgaben sind so, dass man, ohne es zu merken, plötzlich da ist.“ „Der konventionelle Musikunterricht tut so, als gäbe es da ein Handwerk und das muss man lernen und man muss viel üben und arbeiten. Und dann kommt manchmal Musik raus, die klingt nur nach Arbeit. Die klingt angestrengt und in Wirklichkeit will das keiner hören, denn es kommt nichts raus, wo man sagt: Wow!“ „Bei mir gibt es Probierphasen, die ich sehr ausgedehnt lasse. Die sind voller Chaos. Und Lehrer, die mit Schulklassen kommen, können das manchmal nicht ertragen; vielleicht weil sie glauben, dass sie die Kinder nicht wieder zur Ruhe bringen. Meine Erfahrung ist: Das geht wunderbar.“

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„Wenn man eine große Gruppe hat, ist es nicht einfach, den Einzelnen zur Geltung zu bringen. Deswegen ist bei mir immer der Versuch, es so zu machen, dass man als Individuum innerhalb der Gruppe seinen Weg findet.“ „Ich glaube es ist ganz gut, wenn man ein paar Anregungen hat. Improvisation braucht einen Anlass. (Lilli Friedemann) Wenn man sagt: Spiel mal irgendwas, dann ist das keine richtige Aufgabenstellung. Wenn man eine Aufgabe stellt, kann das hilfreich sein; und sei es nur: Versuch mal, drei besonders interessante Klänge zu finden.“ „Ich kann mir vorstellen, dass manche Kinder die Hilfestellung durch eine Aufgabenstellung brauchen und andere brauchen sie nicht, weil sie eine so starke intrinsische Motivation haben. Die Kinder haben alle einen unterschiedlichen Hintergrund. Einige sind es gewohnt, mit Freiräumen umzugehen und andere nicht.“ „Man tut gut daran, Kindern Freiräume zu geben, wo sie selber ausprobieren können und lernen, damit umzugehen. Das kann viel mehr in der Familie stattfinden. Aber auch in der Schule ist da oft eine große Angst, die Kontrolle zu verlieren. Zulassen zu können, dass Kinder ihre eigenen Dinge ausprobieren, was alles mit Lärm und Chaos verbunden ist.“ „Meine Frau und ich haben immer versucht, die Tage für die Kinder so zu gestalten, dass Freiräume zum Freispiel da sind. Wir hatten den Eindruck, dass das der Moment war, wo sie am meisten zu sich gefunden haben. Wir haben sogar gesagt, wir lassen diese Haushaltsbeteiligung weg, denn es gab einfach eine Überfrachtung des Tages.“ „Die leisen Töne sind oft die interessanten. Wenn man laute Sachen hat, dann geht das Ohr automatisch ein bisschen zu; man muss sich ja schützen. Es passiert von alleine, dass man für die Zwischentöne sensibilisiert ist.“ „Wenn man sich auf das Hören sensibilisiert, kommt oft stillere Musik heraus. Man hält sich eher in einem Bereich auf, wo man sich gegenseitig gut hört.“ „Wenn du spielst und im Spiel wirklich aufgehst, stellt sich die Frage nach der Disziplin nicht. Spiel hat immer was mit Freiwilligkeit zutun. Ich versuche die Leute zum Spiel zu verführen. Wenn Leute aussteigen, ist es mir nicht gelungen, den entsprechenden Rahmen zu finden.“ „Ich suche Wahrheit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Präsenz, Intensität. Das stellt sich durch die Spielsituation ein.“ „Das ‚soll‘ funktioniert nicht. Es ist wichtig, auf die intrinsische Motivation zu setzen.“ „Wo bist du, Kind? Was ist dein Interesse daran? Was möchtest du mit der Musik? Ich finde ganz wichtig, dass man versucht zu verstehen, was die Motivation des Kindes ist: Ist das Instrument, die

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Klänge der Ansatzpunkt, ist es ein Kind, das sehr kreativ ist, was eigene Dinge erfindet oder ein Kind, das es gerne hat, wenn man ihm etwas vorsetzt – zu schauen: Wo steckt dein Potential. Was ist es, was du suchst und was du brauchst?“ „Das ist der Umgang mit einem einzelnen Menschen: Dass man merkt, wo dessen Potentiale und Ressourcen sind und nicht irgendetwas aufstülpt und sagt: Das ist die Klavierschule und wir machen das von Seite 1 bis 78. Da musst du durch!“ „Wenn man nicht arbeitet, dann kommt man nicht an. Das glaube ich nicht.“ „Wenn man Lust hat, etwas zu machen, oder wenn einem jemand hilft, das Feuer, die Begeisterung für eine Sache und was darin steckt, zu übertragen, dann lernen die Leute von alleine. Da brauchen sie keine Disziplin.“ „Ich habe auch mit Schulklassen gearbeitet, da waren welche dabei, die fanden das einfach doof. Das muss man auch akzeptieren. Das ist dann so. Man darf verschiedene Interessen haben.“ „Vertraut auf das Potential eurer Kinder. Man muss Kinder nicht erziehen im Sinne von ziehen, sondern es ist wichtig, sie zu sehen wie sie sind, was in ihnen steckt und sie zu begleiten. Da zu helfen, wo sie Hilfe brauchen und da Freiheiten lassen, wo sie Freiheit brauchen.“ „Es braucht manchmal eine Rahmung, um das Potential zu entfalten, aber niemanden, der drängelt oder zieht.“

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Sabrina Fox (Autorin, Bewusstseins-Trainerin, Sängerin) „Das Spielerische war für mich immer eine große Herausforderung. Ich habe sehr früh Pflichtbewusstsein gelernt: Erst nachdem alles andere erledigt ist, darf man dann spielen. Aber auch nur bedingt und auch nicht zu lange. Das Spielerische musste ich mir wieder selber herholen.“ „Ich habe mich in meiner Karriere ein bisschen verloren. Erst als ich anfing, mich wieder um meine Seele zu kümmern, erlaubte ich mir, das wieder hochzuholen: Den Spaß am Ausprobieren.“ „(Gruppenimprovisation) ist ein schönes Bespiel zu einem wohl miteinander Leben: Deine Stimme zählt. Sie darf gehört werden. Sie ist manchmal Support. Sie ist manchmal Solo. Sie ist manchmal im Hintergrund. Sie ist manchmal im Vordergrund. Und man achtet auf die ganze Gruppe.“ „Was mir noch im Weg steht, ist die innere Erlaubnis, diese alten Stimmen von früher, mein Pflichtbewusstsein.“ „Es kommt immer darauf an, sich mehr im Körper einzuspüren. Man spürt ja genau, wenn man so angestrengt wird. Diese grimmige Bestimmtheit ist das Gegenteil von Leichtigkeit.“ „Erst wenn man sich lächerlich machen kann, dann ist man frei, weil du dann die Sachen machen kannst, die du willst. Vorher macht man Sachen, die wichtig sind für die Anderen.“ „Wenn man improvisiert, gibt es Momente, wo man denkt, das hätte man besser machen können – da sagt Bobby McFerrin immer: The music is already on mars! Schon weit weg, völlig egal.“ „Ja, wir machen Fehler und ja, wir sind nicht perfekt. Das hält uns oft ab vom Spielen, weil wir perfekt sein wollen.“ „Da fragt man zwei Gruppen von Leuten: Könnt ihr singen? Die einen sagen alle enthusiastisch: Ja, natürlich können wir singen. Die andere sagt: Nein, also singen kann ich gar nicht. Der Unterschied: Die eine Gruppe sind 3- und 4-Jährige und die andere Gruppe sind 30- und 40-Jährige.“

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„Ich glaube, dass wir bei Kindern immer auch uns selbst besser kennenlernen. Man sieht ja an Kindern noch sehr viel Freiheit und Neugierde. Manchmal merken wir erst, wie festgefahren wir sind, wenn wir die Neugierde der Kinder sehen.“ „Wir sind in manchen Dingen größer und erfahrener. Aber trotzdem bringen uns Kinder natürlich bei: Sie leben im Moment. Ihr Frontallappen ist noch nicht besonders ausgeprägt und sie haben noch keine Soll-ich-das-jetzt-wirklich-sagen-Momente. Da kommt alles noch so raus, wie es raussprudelt.“ „Wir sehen an unseren Kindern, wie wichtig das ist, was wir sagen und tun. Jedes Wort hat eine Bedeutung für so ein kleines Kind.“ „Für einen Dreijährigen sind die Eltern die Götter. Sie können den Kühlschrank aufmachen, sie können Fernsehen schauen, solange wie sie wollen. Sie können mir sagen, ich muss ins Bett gehen. Da kommt man als Kind hin und denkt: So will ich auch werden! Dann muss ich so sein, wie die, damit ich dann auch über alles entscheiden kann. Da beginnt schon unser Weg in die Enge.“ „Es kommt darauf an, ob ich es erlaube zu entdecken. Erlaube ich mir, nicht perfekt zu sein, mich lächerlich zu machen, anders zu sein als die Anderen? Viele von uns erlauben sich das nicht. Was würden denn die Nachbarn sagen? Die Nachbarn sagen etwas, wenn du nicht so funktionierst, wie der Rest funktioniert. Dann trauen wir uns das auch nicht mehr, wenn das, was wir tun wollen, dauern missbilligend betrachtet wird.“ „Ja, stimmt, ich bin nicht normal – ist das nicht toll? Du kannst ja dann sagen: So bin ich halt. Dadurch ist man auch aus diesem Druck draußen, dass man normal sein muss. Ich meine, was ist schon normal? Was ist der Maßstab von normal? Da scheitert es ja schon.“ „Sich selbst zu akzeptieren, heißt ja auch zu akzeptieren, dass man nicht von allen geliebt wird, dass einen nicht alle toll finden.“ „Wenn wir als Kind gehört haben: Das hast du toll gemacht, super, bist ein tolles Mädel..., dann haben wir uns besser gefühlt, weil wir gelobt worden sind. Da wollten wir mehr davon haben und dann beginnt es halt, dass wir nur noch Lob haben wollen und uns dementsprechend verhalten, dass wir Lob kriegen. Dann verlieren wir uns, weil wir dann nur diese Sachen machen, die Lob von bestimmten Leuten generieren.“ „Ich habe damals zwei hauptsächliche Gedankengänge gehabt: Nur nichts anmerken lassen und Durchhalten, durchhalten, durchhalten. Das hat eine Weile gedauert, bis ich mir das abgewöhnt habe.“

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„Je mehr ich mich mag und meinen Kriterien folge, desto weniger wichtiger ist es, wie andere mich finden. Natürlich will man gemocht werden. Jeder von uns mag eine Gruppe haben, die einen mag. Aber wir können nicht von allen gemocht werden. Das muss man anerkennen.“ „Oft hat es damit zu tun, wenn die Leute sagen: ich kann nicht singen, dass irgendein Lehrer mal gesagt hat: Sei du mal still und geh nach hinten, du brummst so.“ „Singen ist auch Training. Ich lerne seit drei Jahren Oberton-Singen. Das ist echt anstrengend, das muss man üben und das dauert auch eine Weile.“ „Ich hatte immer schon Stimmlehrer und Gesangslehrer gehabt, denn ich wollte das einfach auf einem bestimmten Niveau halten und im besten Falle auch noch erweitern. Da muss man üben.“ „Ich war früher überhaupt nicht diszipliniert. […] Und dann habe ich gemerkt, dass es günstiger für mich ist, Sachen durchzuhalten und das habe ich mir dann angewöhnt.“ „Manche Leute haben eine falsche Vorstellung davon, wie Disziplin entsteht. Sie glauben, Disziplin ist etwas, was man halt hat. Das glaube ich nicht. Da gibt es den inneren Schweinehund, der mir jeden Morgen beim Yoga sagt, bevor ich aufstehe: Ach, heute brauchen wir das doch nicht. Und dann drehe ich mich um und sage: Doch, Schatzl, heute brauchen wir das, denn wir wollen beweglich bleiben.“ „Disziplin fällt mir nicht leicht. Ich mach es, aber es ist keine Selbstverständlichkeit für mich.“ „Disziplin bedeutet, dass ich nicht beim ersten Widerstand aufgebe. Mir muss klar sein, wenn ich etwas lerne, ist es am Anfang nicht gut.“ „Stellt euch einen Kreis vor mit vier Vierteln: Das erste ist: Draufschlagen und nicht merken, dass man schlecht ist. Das ist das unbewusste Ausprobieren. Das bewusste Ausprobieren ist, dass ich draufschlage und merke: oh, ich bin aber schlecht, das muss ich verbessern. Dann geht es um das bewusste Trainieren. Ok, ich will das üben und mache das besser. Dann das unbewusste Spielen: Jetzt habe ich es so geübt, dass ich es einfach so spielen kann und nicht mehr nachdenken muss.“ „Wenn man nicht besser werden will, muss man nicht üben. Das ist immer eine Entscheidungssache: Will ich das meistern?“ „Ich finde Musik wichtig, […] aber es muss auch Spaß machen.“

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„Ich meditiere und hole mir meine Stille, aber ich mag das Leben mit seinen Sachen, die man machen kann.“ „Ich kann ja 17 Stunden füllen. Mein Vormittag ist meine Spielzeit und mein Nachmittag/Abend ist meine Arbeitszeit, die aber auch Spielzeit ist.“ „Meistens ist es ja so, dass diese Vorstellung (oh Gott, jetzt muss ich das machen), sehr viel intensiver ist, als wenn man es dann wirklich macht, denn dann geht es eigentlich relativ schnell.“ „Bestimmte Dinge sind einfach halt Pflicht. Aber wenn Pflicht 20% sind, dann ist das doch ganz wunderbar.“ „Ich bin noch aufgewachsen in der Zeit, wo meine Mutter nicht wusste, wo ich von 13 Uhr bis zum Abendessen war. Ich glaube, diesen Freiraum des Entdeckens und auch der Langeweile... „Wenn mein Kind gelangweilt war, habe ich gesagt: Wunderbar, du bist gelangweilt. Schau, du hast dich! Du bist mit dir. Ich bin sicher, dir fällt etwas ein, weil du eine tolle Person bist. Und dann ist ihr etwas eingefallen.“ „Jeder versucht das Beste als Eltern. Kein Elternteil steht da und schaut sich das Kind an und denkt sich: Jetzt schau ich mal, wie ich das verhunzen kann. Elternsein hat ein bisschen was damit zu tun, dass wir wissen, wir haben auch jeden Fall Fehler gemacht um auch mit uns gnädiger zu sein.“ „Es geht nicht darum, dass wir alles richtig machen. Es geht gar nicht alles richtig zu machen. Man kann das mitgeben, was man selber gelernt hat und dann Freiraum schaffen, damit die Kinder ausprobieren können und der Rest...wir versuchen es so gut wir können.“

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Andreas Loh (Yogalehrer und Pianist, Komponist) „Das Spiel ist ein interessanter Aspekt, vielleicht ist es sogar der essentiellste Aspekt, der uns alle verbindet. „In der yogischen Mythologie gibt es den Begriff des ‘Lila’, was ausdrücken soll, dass die gesamte menschliche Existenz und das Universum nur Ausdruck eines kosmischen Spieles ist. Entstehen, Dasein und Vergehen.“ „Das Spiel bekommt dann immer mehr Bedeutung, wenn ich mich dem Gegenüber immer mehr öffne. Da sind Kinder natürlich wunderbare Lehrer.“ „Das Spiel ist ein zentraler Punkt der menschlichen Existenz. [...] Ich merke, dass es immer wichtiger wird, das Spiel vor dem Ernst zu nehmen. Dass das Entstehen lassen wichtiger ist, als irgendetwas zu wissen oder zu können.“ „Wichtig ist der Raum, nicht zu wollen. Damit beginnt das Spiel. Ich setze mich ans Klavier und ich habe keinen Plan, keine Vision oder Intention. Ich bin einfach einen Moment still und mache nichts – höre zu, was jetzt ist –, bevor ich dann schaue, was entsteht. Das kann ich auch analog im Umgang mit den Kindern sehen. Wenn ein Spiel entsteht, kurz inne zu halten und dann erst einmal diese Offenheit zu haben, es entstehen zu lassen.“ „Loslassen von der Erwartung und den Vorstellungen, die man ständig in die Welt generiert, wie Dinge zu sein zu haben. Sich einen Moment des Innehaltens zu gönnen, bevor man anfängt nichts zu machen, um dann Raum zu schaffen für das, was passieren möchte. Und auch damit zu sein.“ „Es ist ganz interessant, dass das Schräge oder Unerwartete sich oft ziemlich bald auflöst in etwas Schönes. Ich möchte das nicht manipulieren. Auch im Spiel mit den Kindern kommen oft schräge Sachen heraus, einfach nur, weil es der Moment ist, weil es das Spiel ist.“ „Ich habe beobachtet, was es bedeutet, erwachsen zu sein. Jetzt ist in mir die Entwicklung ganz klar dahin, immer weiter zu gehen, mein eigenes inneres Kind zu entdecken […].“

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„Das Interessante ist, zurück zu switchen, wenn es notwendig ist, erwachsen zu sein. Dann merke ich, die Kinder verstehen das: Jetzt wird Quatsch gemacht und jetzt muss ich aufpassen.“ „Das ist natürlich auch ein Rollenbild, das sehr verbreitet ist. Ich bin jetzt der Erwachsene und darf mich nicht auf dieses Niveau begeben. Dementsprechend findet da ein Trennung statt.“ „In erster Linie geht es darum, die Erkenntnis zu haben, dass da eine Trennung ist, und zu erkennen, dass eine Verbindung über das Spiel wahrscheinlich das Natürlichste und Direkteste ist, was man machen kann. Dann muss man es einfach ausprobieren und machen.“ „Jetzt spiele ich mit den Kindern, wie es im Alltag entsteht. Ohne Druck, ohne irgendetwas können zu müssen. Wir haben total viel Spaß dabei.“ „Natürlich kollidiert das mit Hindernissen, sprich mit meiner eigenen Erschöpfung oder mit Situationen, in denen ich irgendetwas anderes erledigen muss. Du kannst nicht sagen, immer wenn die Kinder kommen, dann spiele ich mit denen. Diese Balance zu finden ...“ „Musik ist dort, wo die Freude ist. Und ich denke, dort wo die Freude ist, ist auch die Liebe; und wo Liebe ist, ist Verbindung. Das heißt, wenn ich mich liebevoll mit meinen Kindern verbinden möchte, dann ist Musik ein wunderbares Medium dafür und das, was Freude macht, ist der direkte Weg dahin.“ „All das als Ideenraum zu nehmen, was einen selbst berührt.“ „Es findet viel Lerninteraktion statt. Der Fokus liegt ganz klar beim Spielen und nicht beim Lernen. Der direkteste Weg zu lernen ist Spielen. Das ist das Natürlichste.“ „Ich glaube, es gibt eine pervertierte Form vom Lernen, eine pervertierte Form von der Betrachtung, wie man lernt. Wo das Spielerische raus geht. Man lernt dabei schon etwas, aber es ist meistens sehr anstrengend und sehr schwer. Im allgemeinen Umgang mit den Kindern ist das viel zu überbetont.“ „Zuhause kann ich empfehlen: je mehr Spielen, desto besser.“ „Der Widerstand, den wir sehen und erleben können, wenn Kinder ein Problem in der Schule haber entsteht deswegen, weil es unnatürlich geworden ist. Den Widerstand spiegeln die Kinder einfach.“ „Wenn man Kinder hat, wird man viel klarer und effizienter. Es führt zu Bewusstheit – was passiert jetzt eigentlich? Und zum Sich-Reflektieren – was ist denn jetzt eigentlich? Eine Klarheit zu haben und zu bekommen, was wann dran ist.“

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„Es können sich natürlich auch Synergien entwickeln. Wir sind im gleichen Raum, wir basteln, aber ich nutze das, um bei der Gelegenheit die Garage aufzuräumen. Sozusagen das Spiel in das Leben integrieren.“ „Damals gab es nur Raum, das zu machen, was der Lehrer will. Und Druck. Bis ich dann wieder aufgehört habe mit allem und erst in der Jugend wieder zum Schlagzeugspielen kam und dann auf die ganz freie Art – einfach nur aus Lust.“ „Ich denke, dass es viel mit unserer christlichen Prägung zu tun hat, wo Lust ab einen gewissen Punkt verbannt wurde und es eigentlich nur um Gehorsam ging. Vor zweihundert Jahren haben die Kinder, sobald sie laufen konnten, mitgearbeitet. Es gab kein Lustprinzip. Dementsprechend ist dieses Phänomen sehr verschüttet gegangen. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo wir uns immer mehr davon befreien und uns Raum geben können, um der Lust und dem Gefühl zu folgen.“ „Disziplin ist ein wichtiger Aspekt, der sehr verpönt ist. Jeder Mensch muss das lernen. Disziplin nicht als stumpfer Gehorsam, sondern als eine Qualität, die jeder Mensch für sich entdeckt: OK, wenn ich etwas erreichen möchte, muss ich dran bleiben.“ „Die schönste Definition von Disziplin, die ich sehr inspirierend finde: Disziplin ist etwas, woran ich mich erinnere, weil ich wohin möchte. Diese Disziplin muss von innen kommen, die darf nicht von außen kommen.“ „Für uns Erwachsene gehört es vor allen Dingen dazu, sich von Erwartungen, die wir an uns selbst und die Welt haben, zu lösen und sich frei zu machen - da steckt unglaublich viel Freude. Das heißt auch, sich im Spiel zu erlauben, albern zu sein, sich selbst zu blamieren.“ “Wo Liebe ist, ist die Verbindung. Die wollen wir eigentlich alle; und viele versuchen es über Gehorsam, über mach das, was ich will, dann liebe ich dich. Diese Erfahrung ist letztendlich immer noch tief in der Gesellschaft verankert. Ich denke, wir sind dabei, uns immer mehr davon zu lösen. Die guten Dinge kommen raus, wenn die Liebe und die Freude da sind.“ „Verbundenheit ist eine Form von Disziplin, halt nur im Spiel.“ „Freiheit ist auch, etwas über uns selbst zu lernen, was wir vorher noch nicht entdeckt haben. Das heißt, dass im Spiel Dinge entstehen können, die uns vorher noch gar nicht so klar waren – über uns oder unsere Kinder.“ „Durch das Einlassen entsteht Verbindung.“ „Auch jetzt noch passiert es mir, dass ich in das alte Muster falle und etwas fordere. Ich erkenne es meistens ziemlich schnell und habe mittlerweile den Mut zu sagen: Ich habe jetzt Quatsch geredet, vergesst das mal. Wir machen das doch anders.“

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„Ich denke, etwas ganz Wichtiges ist die Bereitschaft, über sich selbst lachen zu können, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Und den Kindern gegenüber den Mut zu haben, sich albern machen zu können.“ „Alles, was wir tun, tun wir für uns selbst. Das heißt, wenn ich mich auf das Spiel mit meinen Kindern einlasse, könnte ich das tun, weil ich ein guter Vater sein möchte oder weil ich beliebt sein möchte [...] oder ich erkenne, dass ich einfach selbst eine Menge Spaß dabei haben kann.“ „Wenn ich die Widerstände der Kinder spüre, ist das für mich eine Chance, etwas zu lernen. Über mich und meine Kinder und das Leben. Wenn es ein Kampf ist, dann ist nicht das Kind doof und ich bin der Gute. Ich habe Recht, das Kind hat Unrecht. Sondern es liegt die Chance drin, dass ich etwas lernen kann.“