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dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Umschlaggestaltung: Silke May. Printed in Germany .... „Das wäre super, dann könnten wir auf die.
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Silke May

Verhängnisvolle Nächte Liebesroman freie edition © 2011 AAVAA Verlag UG (haftungsbeschränkt) Quickborner Str. 78 – 80, 13439 Berlin Alle Rechte vorbehalten www.aavaa-verlag.de 1. Auflage 2011 eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Umschlaggestaltung: Silke May Printed in Germany ISBN 978‐3‐86254‐705‐0

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Dieser Roman wurde bewusst so belassen, wie ihn die Autorin geschaffen hat, und spiegelt deren originale Ausdruckskraft und Fantasie wider.

Alle Personen und Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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1.Kapitel Heike stand schon eine ganze Weile vor ihrem Kleiderschrank. Sie konnte sich nicht entscheiden. Sollte sie zum hellblauen T-Shirt den weißen Minirock oder doch lieber die beige Leinenhose anziehen? Sie entschied sich für Letzteres. Die Leinenhose würde während der Fahrt sicher bequemer sein. Also schlüpfte sie hinein und begutachtete sich im Spiegelschrank. Heike hatte keine Traumfigur, aber sie war mit sich selbst sehr zufrieden. Sie freute sich darauf, den Job als Hauswirtschafterin auf dem Reiterhof Gut Norstrøm anzutreten. Familie Norstrøm besaß ein großes Gestüt und verkaufte Stutenmilch an die Kosmetik-branche. Es war eine reizvolle Herausforderung für sie, in einem fremden Land einer verantwortungsvollen Tätigkeit nachzugehen. Das hatte sie indirekt Sven zu verdanken. Er war es gewesen, der sie überhaupt auf die Idee gebracht hatte, 4

Norwegisch zu lernen, damit sie einmal in Norwegen arbeiten konnte. Dann hatte er für sie die Stellenanzeigen in Oslo durchgesehen. Von da an ging alles sehr schnell. Schon am Montag, den ersten Juni würde sie ihren neuen Job in Norwegen antreten, denn Frau Norstrøm hatte sofort zugesagt. Heike hatte daraufhin gleich ihren Posten als Hotelfachfrau in Kiel gekündigt. Seitdem verging die Zeit rasend schnell. Der letzte Freitag im Mai war der Tag ihrer Abreise. Heike stellte ihren Koffer und die Reisetasche in ihren kleinen roten Sportwagen. Sie verabschiedete sich von ihrer Mutter und fuhr zum Kieler Hafen. Im Radio wurde das Lied von einem jungen Vogel der in die Ferne zog gespielt und sie sang lauthals mit dem Sänger im Duett. Heike fand, dieses Lied passte sehr gut zu ihrer jetzigen Situation. Auch sie verließ ihr Elternhaus und zog in die Ferne. Jetzt konnte sie von Weitem schon die Autos sehen, die hintereinander vor der Rampe zur 5

Fähre standen. Heike reihte sich hinter dem letzten Wagen ein. Sie genoss die schöne Country-Musik und dachte dabei an Sven. Er hatte ihr sofort angeboten, sie auf dem Schiff zu begleiten. Sven hatte den Besuch bei seinen Eltern extra auf diesen Zeitpunkt gelegt. Normalerweise bevorzugte er das Flugzeug, schließlich ging es schneller und war auch viel billiger. Heike wollte aber unbedingt ihr eigenes Auto dabei haben. So hatten sie telefonisch vereinbart, dass sie sich auf der Fähre bei der Rezeption treffen würden. Während ihre Gedanken bei Sven stehen blieben, fuhr sie immer wieder eine Wagenlänge weiter, bis sie auf die Fähre eingewiesen wurde. Ganz am Anfang der Gymnasialschulzeit hatte sie eine kurze Liebelei mit Sven gehabt. Heike musste über diesen Gedanken schmunzeln. Sven hatte ihr damals einen richtigen Kuss gegeben und sie vor Entsetzen die Flucht ergriffen. Von da an war es mit der Liebelei vorbei gewesen, 6

und sie waren seitdem gute Freunde. Sie hatten sich nie aus den Augen verloren, denn sie trafen sich immer wieder auf Partys und sonstigen Veranstaltungen mit ihren Freunden. Heike hatte einmal kurz den Verdacht gehabt, dass sie ihm immer noch nicht gleichgültig war. Sie hatte es aber als Einbildung abgetan. Inzwischen war sie auch auf diesem Gebiet nicht mehr so prüde und erschrak nicht mehr vor heißen Küssen. Sie hatte ihre Prinzipien, die sie streng einhielt, aber gegen einen reizvollen Flirt hatte sie nichts einzuwenden. Nur einmal hatte sie für ein paar Monate ihren Weg verlassen, in dieser Zeit war sie mit Jens zusammen gewesen. Er war im gleichen Hotel beschäftigt, in dem sie damals gearbeitet hatte. Heike hatte Sven seit fast drei Monaten nicht mehr gesehen. In der letzten Zeit waren sie nur telefonisch miteinander in Verbindung gewesen. Endlich hatte sie ihr Auto abgestellt. Sie wurde an der Rezeption von einem freundlichen Steward in einer blau-weißen Uniform begrüßt, der 7

ihr den Kabinenschlüssel aushändigte. Ihre Blicke streiften durch den Empfangsraum, aber Sven entdeckte sie nirgendwo. „Hallo, Heike“, kam er plötzlich mit schnellen Schritten auf sie zu. „Ich grüße dich! Es ist schön, dich zu sehen!“ Heike erwiderte seinen Gruß und sah ihn dabei lange an. Sven hatte sich in den letzten Monaten sehr zu seinem Vorteil verändert. Sie spürte ein kurzes Kribbeln im Bauch. Ein braun gebrannter Blondschopf, mit einem hellgrauen Anzug und blauem Hemd bekleidet, stand lächelnd vor ihr. Er hielt ihre Hand, während sie ihn musterte. „Und? Habe ich die Prüfung bestanden?“, fragte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Nun musste sie lachen. „Ja, doch-, du hast bestanden.“ „Komm, lass uns auf das Promenadendeck gehen, oder musst du noch in die Kabine?“

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„Nein, da war ich schon.“ Sven hakte sich bei Heike unter und sie gingen durch den mit rotem Teppich ausgelegten Korridor zum Aufzug. Auf dem Deck genossen sie die schöne Aussicht. In Fahrtrichtung lag das weite Meer vor ihnen. Die See war ruhig wie ein Spiegel, in der sich die Sonne brach. Das Schiff verließ den Hafen und steuerte auf das Meer hinaus. Der Hafen von Kiel wurde stetig kleiner, bald konnte man ihn mit bloßem Auge schon nicht mehr sehen. „Ist das nicht wunderschön, nichts als Wasser und ein tiefblauer Himmel?“, gab Heike voller Ehrfurcht von sich. „Ja, ein Traum“, erwiderte Sven und legte seinen Arm freundschaftlich um ihre Schulter. „Was hältst du davon, wenn wir uns zur Feier des Tages ein Gläschen Schampus genehmigen?“ „Das wäre super, dann könnten wir auf die Reise anstoßen.“ Beide setzten sich an die runde Cocktail-Bar in der Mitte des Außendecks und Sven bestellte 9

zwei Gläser. Sie prosteten sich zu und Heike trank zügig ihr Glas leer. Sven lächelte sie an. „Du hast aber einen Zug drauf.“ „Ich trinke auf die schöne Überfahrt! Außerdem schmeckt es mir heute besonders gut!“, gab sie zur Antwort und stieß ihn sanft mit dem Ellbogen an. „Okay, ich verstehe.“ Sven bestellte zwei weitere Gläser. „Ich hoffe, du bereust deine Entscheidung nach Norwegen zu gehen nicht?“ „Du meinst, weil ich sonst schon bei achtzehn Grad plus zu frieren anfange?“ „Ja, unter anderem. Und weißt du, die Menschen im Norden, sie haben eine ganz andere Mentalität als wir bei uns daheim …“ Sven erzählte ihr über die Menschen in Norwegen und ihre Eigenheiten. Anschließend unterhielten sie sich über ihre Gymnasialschulzeit und ihre lustigen Erlebnisse an der Schule. Plötzlich sah sie Sven durchdringend an.

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„Weißt du eigentlich, was ich nie begriffen habe?“ „Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen.“ „Warum hast du mich damals nach meinem Kuss einfach stehen lassen? Habe ich so schlecht geküsst?“ Jetzt konnte Heike nicht mehr an sich halten und fing laut zu lachen an. „Oje, wie kommst du denn darauf?“ Sie streichelte ihm über den Arm. „Natürlich nicht, aber es war mein erster richtiger Kuss, und damit konnte ich damals noch nicht umgehen.“ „Sag bloß - ich war tatsächlich der Erste, der dich geküsst hat?“ „Was glaubst du denn? Du hast mich damit überrumpelt.“ „Na dann hoffe ich mal, du hast keinen Schaden davongetragen“, sagte er spöttisch und lachte. Heike gab ihm einen Klaps auf die Hand, und Sven hielt sie spontan fest. „Wenn du mich noch einmal schlägst, springe ich über Bord und

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schwimme nach Kiel zurück. Du musst dann alleine weiterfahren.“ „Nein, nicht springen! Ich will nicht alleine fahren“, jammerte Heike im Scherz. So machten sie noch eine ganze Weile ihre Späße. Langsam sank die Sonne ins Meer. Das Wasser glänzte fast schwarz, während der Horizont sich orangerot färbte. Der Himmel selbst leuchtete in Türkis. Es war wie in einem Traum! So etwas Schönes hatte Heike in ihrem Leben noch nie gesehen. „Ich glaube, wir sollten uns jetzt langsam umziehen, denn bald findet das Dinner statt.“ „Warte noch ein bisschen, bis die Sonne ganz im Meer verschwunden ist.“ „Dann musst du aber einen Zahn zulegen beim Ankleiden.“ „Natürlich, ich brauche nicht lange.“ Sie sah Sven von der Seite an und dachte, wenn er damals schon so toll ausgesehen hätte, dann wäre sie sicher nicht geflohen. Oder hatte sie ihn damals nur nicht richtig betrachtet?

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„He, du siehst in die falsche Richtung, die Sonne geht da hinten unter.“ Sven deutete lachend zum Horizont. Dann legte er seinen Arm um ihre Taille und zog sie mit sich. „Ich habe Hunger.“ Sie verließen das Panoramadeck und stellten gleich darauf mit Begeisterung fest, dass ihre Kabinen im gleichen Korridor lagen. „Wie lange brauchst du?“, fragte Sven. „Ich denke, ich bin in einer halben Stunde fertig.“ „Okay, aber bitte nicht länger!“ „Ja, sonst verhungerst du, ich weiß …“ Heike verschwand in ihrer Kabine, duschte und legte frisches Make-up auf. Dann zog sie ein eng anliegendes weinrotes Kleid an, das am Rücken sehr tief ausgeschnitten war. Sie sah hinreißend aus, als sie aus ihrer Kabine trat. Sven kam ihr in einem dunkelblauen Anzug und einem weißen Hemd mit farblich abgestimmter Krawatte ent-

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gegen. Er gab einen bewundernden Pfiff von sich. „Aber hallo, junge Frau, eigentlich wollte ich in Ruhe speisen, aber so wie du aussiehst, muss ich wohl eher die Männer vom Tisch fernhalten.“ Heike lachte über diesen Spruch, und sie gingen zusammen ins Restaurant. Der Speisesaal war voll besetzt, trotzdem war es angenehm ruhig. Sämtliche Gäste waren wie sie elegant gekleidet. Auf den Tischen, die weiß gedeckt waren, standen weiße Stoffservietten geformt wie kleine Schiffe. In der Mitte jeden Tisches thronten kleinen Vasen mit roten Moosröschen und weißem Schleierkraut darin. Sie setzten sich an so einen schön gedeckten Tisch und ließen sich bedienen. Als Erstes wurde ihnen eine vorzügliche skandinavische Krabbensuppe serviert. Die Hauptspeise bestand aus Rentiersteak mit dunkler Soße und gegrillten Kartoffelhälften sowie Brokkoli und grünem Salat. Heike und Sven ließen sich das Essen genüsslich auf der Zunge zergehen.

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„Ich bin so satt, ich glaube ich bekomme keinen Bissen mehr hinunter“, stöhnte Heike. Doch als der Ober mit der Nachspeise kam, vergaß sie sofort, was sie soeben gesagt hatte. Er brachte ihnen Vanilleeis mit heißen Himbeeren. „Anschließend brauche ich aber Bewegung“, sagte Sven und Heike stimmte ihm mit einem Nicken zu. Nach der Nachspeise gingen sie in die Bar zum Tanzen. Gedämpftes Licht erhellte den Raum und alles war in ein romantisches Rot getaucht. Kleine Nischen mit gepolsterten Sitzbänken und kleinen Tischen, auf denen je eine brennende Kerze stand, umrahmten die Tanzfläche. Sie bestellten eine Flasche Wein und sahen den tanzenden Paaren zu. Das Licht wurde noch etwas dunkler und über der Tanzfläche drehte sich eine Discokugel mit vielen kleinen Spiegeln. Weiße Punkte, die wie Schneeflocken aussahen, schwirrten durch den Raum. Sven zog Heike mit sich. Sie tanzten eng umschlungen nach der Musik. Heike vergaß alles um sich herum, sie spürte nur noch die Wärme, die von Svens Kör15