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einen tollen Job, in dem sie ihre Kreativität aus- leben konnte, sie war gesund … im Grunde alles, was man sich wünsche konnte. Bis zum heutigen Tag …
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Bianka Kitzke

Zwischen den Fronten Liebesroman

© 2012 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2012 Umschlaggestaltung: Bianka Kitzke Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0375-0 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Ich widme dieses Buch zwei Menschen, die mir viel bedeuten: Meinem Mann Frank Der stets, in all unseren gemeinsamen Jahren, in guten wie in schlechten Zeiten hinter mir stand. Ich liebe dich - und meiner langjährigen und besten Freundin Nicole, die so tapfer Modell für das Cover standen und nicht gemeckert hat, wenn es mir nicht passte. Danke!!!

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Plötzlich ist alles anders

Marie Karter hatte in ihrem bisherigen Leben alles erreicht, was sie wollte. Sie hatte einen wundervollen Mann, mit dem sie glücklich war, einen tollen Job, in dem sie ihre Kreativität ausleben konnte, sie war gesund … im Grunde alles, was man sich wünsche konnte. Bis zum heutigen Tag … Marie saß im Vorzimmer ihres Chefs und wartete. Die Dame am Empfang, eine Frau mittleren Alters, musterte sie immer wieder mit hochgezogenen Brauen, was so viel heißen mochte, wie „ach du armes Schwein“ oder „Mach dir nix draus, wird schon schief gehen!“ Doch so einfach war die Sache nicht. Marie arbeitete nun das sechste Jahr in dieser Agentur für Werbemarketing. Für sie war es ihr Leben. Tag ein und Tag aus in die Agentur zu kommen um mit den Kollegen, die sie lieb gewonnen hatte, neue Marketingstrategien auszuleben. 4

Noch nie in den vergangenen Jahren hatte sie beim Chef antreten müssen. Im Übrigen kannte sie ihren eigenen Chef noch nicht einmal genauer. Denn immer wenn Marie ihn sah, hatte er entweder ein Handy in der Hand und telefonierte oder er steckte mit seiner Nase in irgendwelchen Akten und Ordnern. In den vergangenen sechs Jahren hatte Marie nur wenige Male mit ihm gesprochen - wenn überhaupt - daher hatte sie schon etwas Panik, als der Anruf seiner Vorzimmerdame kam, Marie solle zum Chef kommen. Marie war so nervös, dass sie das Taschentuch, das sie in der Hand hielt, um ihre schweißnassen Hände zu trocknen, total zerfleddert hatte. Suchend schaute sie sich nach einem Mülleimer um und wollte das Taschentuch gerade in einem Blumenkübel „entsorgen“ als auch schon die Tür aufsprang und ihr Chef Dr. Christian Balsa herauskam. „Frau Koch ist Frau Karter schon da?“, fragte er die Vorzimmerdame und diese wies mit der Hand auf Marie. Schnell steckte sie die Überreste in ihre Tasche und stand auf. 5

„Ah ja. Frau Karter. Dann kommen Sie mal rein“, sagte er und trat etwas beiseite, sodass Marie an ihm vorbei konnte. In seinem Büro blieb sie stehen und wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Bitte setzen Sie sich“, sagte Dr. Balsa und zeigte auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. Dr. Christian Balsa war ein hochgewachsener Mann Mitte dreißig, ziemlich gut aussehend, erfolgreich und unverheiratet. Für die meisten Frauen war er ein Gott - solange er nicht ihr Chef war. „So Frau Karter“, fing er an „Sie wundern sich bestimmt, warum ich Sie in mein Büro habe kommen lassen?“ Sein Blick war ruhig, beherrscht und doch durchdringlich und angst einflößend. „Ähm, ja schon etwas! Stimmt denn irgendetwas nicht?“ „Nun ja Frau Karter … wie soll ich Ihnen das sagen … wir werden Sparmaßnahmen treffen müssen und … es ist nix gegen Sie persönlich, glauben Sie mir … aber wir müssen Ihnen nahe legen, sich einen anderen Job zu suchen.“ 6

Bumm !!! Das hatte gesessen! „Einen neuen Job? Sie … Sie entlassen mich? Aber … aber ich bin doch schon sechs Jahre hier. Ich … ich lebe für diese Agentur. Wie um alles in der Welt stellen Sie sich das denn nun vor? Es ist wirklich nicht einfach, so schnell mal einen neuen Job zu finden.“ „Das weiß ich“, sagte Dr. Balsa und stand auf. Er lief um seinen Tisch herum und setzte sich auf die vordere Schreibtischkante. „Aber was soll ich denn tun? Diese Entscheidung trifft die Geschäftsleitung … nicht ich. Glauben Sie mir … ich hätte Sie gern behalten. Sie sind eine junge, dynamische Frau. Sie haben Ausdauer und Charisma. Mancher Chef wäre froh eine Kraft wie Sie zu haben. Ich bin es auch aber es geht leider nicht. Wir … ich kann Ihnen aber mitteilen, dass Sie nicht die Einzige sein werden, die nun ohne Job dasteht. Sie müssen also nicht die Sorge haben, dass es an Ihnen persönlich liegen könnte, denn daran liegt es nicht. Es tut mir leid. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet in den letzten Jahren, dennoch…“, sagte er noch zu Marie und öffnete dann die Tür. Marie saß noch immer wie 7

angewurzelt in dem Stuhl und dachte sie müsse sterben. Arbeitslos! Sie müsste aufs Arbeitsamt … zu allen anderen, die ohne Job sind. Du liebe Zeit … „Frau Karter!“ „Hmm“, erwachte Marie aus ihrer Trance. „Hier sind dann noch Ihre Papiere“, sagte ihr ehemaliger Chef zu ihr und reichte Marie den Umschlag. „Ich wünsche Ihnen alles Gute. Lassen sie den Kopf nicht hängen“, reichte ihr die Hand und geleitete sie hinaus. Sobald Marie das Büro verlassen hatte, schloss sich die Tür hinter ihr. Der hatte gut reden. Den Kopf nicht hängen lassen … er war ja nicht arbeitslos. Er würde sich nicht um einen neuen Job bemühen müssen. Nein, er saß ja nicht auf einem Blatt, das drohte meterhoch vom Baum zu fallen. Wie durch Nebel lief Marie den Flur hinunter zu den Büroräumen. Noch immer konnte sie es nicht fassen … man hatte sie entlassen. Rausgeworfen … einfach so. Wie würde sie es Erik erklären? Was würde er sagen? 8

Marie betrat ihr ehemaliges Büro und ging wie ferngesteuert auf ihren Schreibtisch zu, als ihre Kollegin Dagmar auf sie zukam. „Marie! Alles ok? Was wollte der Chef denn von Dir?“ Marie sah auf und Dagmar konnte die Tränen, die sich in Maries Augen gesammelt hatten, erkennen. „Oh mein Gott!“, sagte sie und hielt sich eine Hand vor den Mund „Sag nicht, dass … dass sie Dich …“. „Doch! Sie haben mich entlassen! Einfach so. Was soll ich denn nun machen?“, fragte Marie und ließ ihren Tränen freien Lauf. Dagmar lief schnell zu ihrem Schreibtisch, holte die Kleenexschachtel und eilte dann wieder zu Marie, um ihr die Schachtel zu reichen. Marie nahm eins heraus und putzte sich die Nase. „Ich versteh es nicht … ich habe doch immer alles richtig gemacht. Und nun werfen die mich raus.“ Marie schnäuzte noch mal in ihr Kleenex und fing dann an, langsam ihren Schreibtisch zu leeren. Sie nahm sich nicht mal die Zeit um alles 9

schön in den Karton, den sie unter ihrem Tisch stehen hatte, einzuräumen. Willenlos warf sie alles hinein und verschloss ihn. „Wie soll ich das denn Erik sagen? Und wie sollen wir nun unsere Schulden abdecken?“, fragte Marie doch Dagmar verzog nur das Gesicht zu einer mitleidigen Miene und sagte nichts dazu. „Naja, er wird mir schon nicht den Kopf herunterreißen“, sagte Marie stattdessen und vergewisserte sich, dass Sie alles eingepackt hatte. Sie nahm sich den Karton und lief zur Tür. Dagmar ließ sie einfach stehen. „Marie!“, rief diese ihr jedoch noch mal nach. Marie drehte sich um und sah Dagmar lange an. Auch diese hatte Tränen in den Augen. „Pass auf Dich auf … und melde Dich ab und zu mal“. Marie nickte und verließ dann das Büro. Jeder wusste, dass sie sich nicht melden würde und wahrscheinlich eher zu Hause Trübsal blasen würde als sich einmal zu melden. Draußen warf sie alles, was sie hatte, in den Kofferraum ihres Mercedes Cabrio und stieg ein. Lange saß sie hinter dem Steuer ihres Wagens, ohne den Schlüssel umzudrehen. Dieses Auto 10

würde sie sich auch nicht mehr leisten können, jetzt, da sie arbeitslos war. Marie wischte sich die Tränen aus den Augen und fuhr dann ein letztes Mal vom Hof der Marketingagentur. Als Marie nach Hause kam, war das Haus leer. Nachdem sie ihre Tasche in der Diele abgestellt und ihre Schuhe ausgezogen hatte, begab sie sich nach oben in das obere Stockwerk um sich zu duschen. Marie wusste nicht, wie lange sie sich den Strahl der Dusche über die Haut hatte rinnen lassen, doch so langsam spürte sie wie ihr Magen nach etwas Essbarem schrie. Sie betrat das Schlafzimmer und ihr Blick glitt über das Feld, das hinter dem Haus war. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Wie sollen sie hier weiter leben können, wenn sie nun arbeitslos sein würde? Marie schüttelte die Gedanken ab, zog sich an und ging nach unten in die Küche. Erik war noch immer nicht zu Hause und Marie wunderte sich ein wenig, als sie die Wasserflasche aus dem Kühlschrank nahm. Hatte er nicht etwas von Frühdienst gesagt? Mit einem Brot in 11

der einen und einem Glas Wasser in der anderen Hand betrat Marie das Arbeitszimmer ihres Mannes. Alles war sauber und ordentlich aufgeräumt. In der Mitte seines Tisches lag sein Terminplaner. Marie schlug ihn auf und blätterte darin. Am Tag angekommen stand jedoch nichts von Frühdienst, sondern Bereitschaft. Oh Mann … wieder eine ganze Nacht allein, dachte sich Marie und verließ das Zimmer wieder. An manchen Tagen verfluchte sie Erik und seinen Job. Erik Karter war Arzt aus Leidenschaft. Er liebte nichts mehr als seinen Job und seine Frau, dachte zumindest Marie. Sie respektierte ihn und seinen Beruf, wünschte sich aber doch ab und zu, dass sie mal wieder einen Abend gemeinsam verbringen könnten. Marie setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und starrte ins Leere. Nicht nur, dass sie seit Monaten Tag ein Tag aus immer öfter alleine war - nein auch die Kommunikation, die sie und Erik früher hatten, fehlte. Immer seltener sprachen sie bis nachts miteinander. Was ja auch schlecht war, denn Erik war die meiste Zeit in der Klinik. 12

Vielleicht würde Erik sich ja freuen, wenn sie ihn in der Klinik besuchen würde? So nebenbei könnte sie ihm dann sagen, dass sie ihren Job verloren hatte. Marie sprang vom Sofa auf, zog sich ihre Schuhe wieder an, nahm ihre Tasche und verließ das Haus. Unterwegs hielt sie noch an der Pizzeria und holte eine Pizza, bevor sie zur Klinik fuhr. Im Klinikum war es still und ruhig. Ab und zu hörte man ein Baby weinen oder die Schritte einer der Schwestern, die Nachtdienst hatten. Marie kannte den Weg in das Bereitschaftszimmer in und auswendig und machte sich auf direktem Weg dahin. Kurz bevor sie die Tür erreicht hatte, sah sie jedoch, wie die Tür geöffnet wurde und ihr Mann mit einer Schwester herauskamen. Sie unterhielten sich angeregt und lachten aus vollem Herzen. Wann hatte Erik das letzte Mal mit ihr so gelacht? Erik sah Marie als Erster. „Schatz? Was machst Du denn hier?“ „Hallo! Ich wollte Dir was zu essen bringen und da dachte ich wir könnten uns vielleicht einen 13

schönen Abend machen, wenn Du nicht allzu sehr beschäftigt sein solltest“. „Nein. Komm rein. Schwester Larissa und ich sind fertig“, sagte er und grinste die Schwester an. Diese drehte sich lächelnd um, wünschte noch einen schönen Abend und eilte den Flur hinunter. Während Marie Erik in das Bereitschaftszimmer folgte. Wenn Marie es geahnt hätte oder gar zwanzig Minuten früher gekommen wäre, wäre sie ganz sicher in einen Tobsuchtsanfall verfallen. Denn da lag er noch in den Armen von Larissa, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. „Setz Dich“, sagte er zu ihr und machte Platz auf einem Tisch, der im Zimmer stand, und schloss die Fenster, die er zum Lüften aufgemacht hatte. „Danke … ich sollte … ich muss mit Dir reden. Es ist wichtig. Ähm, seit wann kommen denn Schwestern in Dein Bereitschaftszimmer?“, fragte Marie und stellte den Karton ab. Erik öffnete und nahm sich ein Stück Pizza raus, bevor er es sich auf dem Sofa gemütlich machte.

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„Ach, das kommt schon mal vor, wenn sie was zu unterschreiben haben oder so. Aber deshalb bist Du ja nicht hier oder? Also … was ist denn los?“ „Ähm … naja … ich wurde entlassen“. „Entlassen! Warum?“ „Wegen Gehaltskürzungen und so … Erik, wie sollen wir das schaffen? Wie sollen wir unser Haus weiter finanzieren?“ Das Haus! Es war Maries ganzer Stolz und sie liebte es wie nichts anderes. Dass ihre Ehe zu scheitern drohte, daran dachte sie anscheinend keine Minute oder sie wollte es einfach nicht wahr haben, ging es Erik durch den Kopf. Er gönnte Marie ihre Position im Job und er wusste, dass Werbung viel Arbeit machte und viel Arbeit brauchte, doch nun im Stillen war er froh darüber, dass Marie nun wieder mehr Zeit haben würde. Vielleicht würde das sogar ihre Ehe retten. Als Erik und sie vor Jahren erfuhren, kurz nachdem sie geheiratet hatten, dass sie bald zu dritt sein würden, hatten sie beschlossen aus der 15