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drei Monaten erneut. Anfang 1870 studiert der kluge Holi- day bereits Zahnmedizin am College Philadelphia. Am 1. März 1872 erhielt Holiday den Titel des ...
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Jonathan Smith

REVOLVERHELDEN Die wahren Personen Sachbuch

Inhalt Vorwort ...................................................................... 4 1. Wyatt Earp .............................................................. 7 2. Ben Thompson ...................................................... 31 3. John Wesley Hardin ............................................... 44 4. Luke Short ............................................................. 70 5. Coffeyville Massaker.............................................. 79 6. William Preston Longley ........................................ 82 7. James Butler Hickok ............................................... 94 8. Dallas Stoudenmire .............................................. 106 9. Clay Allison ......................................................... 114 10. Dangerous Dan Tucker ...................................... 121 11. Jesse Woodson James ........................................ 126 12. Frank B. Eaton alias Pistol Pete ........................... 141 13. Bat Masterson ................................................... 145 14. Kid Curry ........................................................... 157 15. Jonathan R. Davis .............................................. 168 16. John Horton Slaughter ....................................... 171 17. Commodore Perry Owens ................................. 177 18. Billy the Kid ....................................................... 182 19. Mysterious Dave Mather ................................... 205 20. Killin Jim Miller .................................................. 213 Fakten zum Wilden Westen ..................................... 226 Quellenverzeichnis .................................................. 228 Danksagung ............................................................ 230

VORWORT Die Motivation, das vorliegende Buch zu schreiben, ergab sich, nachdem ich Bill O’Neals Buch ›Billy The Kid und seine Brüder‹ gelesen hatte und dieses sofort verbessern wollte. Leider gibt es hier viele schwerwiegende Fehler, die ich in meinem Buch versucht habe zu beheben. So schrieb O’Neal zum Beispiel John Wesley Hardin 11, höchstens 12 Tötungsdelikte zu, doch tatsächlich konnten über 20 Morde nachgewiesen werden. Historiker vermuten sogar, dass die Zahl eher an 40 oder 42 heranreicht. Auch Jim Brown Miller wurden von O’Neal gerade einmal 12 Morde ›zugestanden‹, wenngleich Millers wahrscheinliche Opferzahl bei über 40 lag. Anderen wiederum schrieb er zu viele Morde zu, so zum Beispiel William Preston Longley (kurz: Bill Longley). Dieser kaltblütige Revolverheld soll nach O’Neal 11 Morde begangen haben, wirklich bewiesen sind aber nur vier oder fünf. Es ist natürlich nicht wirklich schlimm, wenn O’Neal nicht alle Opfer aufzählt, doch verstellt er so das Bild auf die einzelnen Männer und lässt sie auch in weniger Schießereien und Scharmützel geraten. Auch wurden in O’Neals Werk viele Revolvermänner einfach nicht erwähnt, sodass es nicht nur 255, wie O’Neal meinte, waren, sondern tatsächlich rund 400 (siehe dazu das Glossar am Ende, wo sich auch weitere interessante Fakten finden). Dies wiederum führt eben dazu, dass, wie oben schon angedeutet, zu we-

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nige Schießereien in O’Neals Buch erwähnt werden – genaugenommen waren es bei ihm über 400 Gefechte, in Wahrheit lag die Zahl der ›Gunfights‹ (zu Deutsch = Schießereien) jedoch zwischen 600 und 700. Weil leider kaum ein englisches Buch über den gewaltreichen Westen ins Deutsche übersetzt wurde, greifen die meisten zu O’Neals Werk, um etwas nachzulesen. So passiert es häufig, dass sich Kommentatoren über den Westen auf O’Neals Buch stützen und so diese Epoche gar nicht so dargestellt wird, wie sie tatsächlich war. Denn in Wirklichkeit war der Westen eben nicht romantisch und es gab auch nicht die edlen Helden, von denen uns immer in Westernfilmen berichtet wird. Die meisten Revolverhelden waren Männer mit dunkler Vergangenheit, die eiskalt ihren Revolver benutzten, um Probleme zu lösen. Manch einer von ihnen, wie z.B. Tom Horn, scheute sich nicht einmal, Kinder zu ermorden. Diese rauen Männer sollten nicht glorifiziert und als Helden gefeiert werden. Ihr Leben wurde meist ausgeschmückt und sie nur als heldenhaft dargestellt, doch sie waren nicht mehr als gefährliche Männer, zum Teil Gesetzlose, die allzu leicht zum Revolver griffen. Der Westen wurde von Ganoven, Halsabschneidern und gewalttätigen Mördern regiert, und erst als hart durchgreifende Ordnungshüter an die Macht kamen, endete die Ära des Westens. Mit diesem Buch möchte ich aufdecken, wer diese Leute waren, die für uns zu Ikonen wurden – ich werde mich dabei aber nur auf die bekanntesten beschränken. Und eins kann man im Voraus schon sagen: Mehr als mordende Revolvermänner waren die meisten nicht!

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Doc Holliday.

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1. WYATT EARP 19. März 1848 – 13. Januar 1929

Wyatt Earp wird heute als der Revolverheld schlechthin

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gefeiert. Durch die Schießerei am O.K. Corral (abgekürzt für ›Old Kindersley Corral‹ = Name eines Mietstalles) schrieb er Westerngeschichte. Er ist nicht nur einer der berühmtesten, sondern auch beeindruckendsten Revolverhelden des Westens. Sein Leben hört sich nach einem guten Roman an. Man kann gar nicht glauben, dass das alles wahr ist und stattgefunden hat. Doch natürlich gibt es immer eine Wahrheit hinter der Legende, und wenn man die ganze Geschichte kennt, dann ist nur noch unglaublicher, was dieser Mann geleistet hat. Manchmal ist die Wahrheit eben besser als die Legende. Aber in diesem Fall nicht. Historiker fanden heraus, dass Earps Leben nicht so aufregend und spannend war, wie er hinterher erzählte. Ebenfalls sollen die meisten der Geschichten, die er erzählte, gar nicht geschehen sein. Um herauszufinden, wer der berühmte Wyatt Earp war, muss man erst mal seine Geschichte kennen. Wyatt Berry Stapp Earp wurde am 19. März 1848 in Monmouth, Illinois geboren. Wyatt war das vierte Kind von Nicholas Porter Earp und seiner Frau Virginia Ann Cooksey. Wyatts Vater war ein Rechtsanwalt und ein Landwirt, der früher in der Armee diente. Er nannte seinen Sohn Wyatt Berry Stapp nach seinem früheren Kompaniechef Captain Wyatt Berry Stapp, bei dem er während des Mexikanischen Krieges gedient hatte, und er war wohl auch ein ziemlich gewaltbereiter Mann. Als Wyatt geboren wurde, war er natürlich der jüngste der Brüder Earp, doch später sollte noch ein weiterer Bruder folgen. James war nicht weniger als sieben Jahre vor ihm geboren, Virgil war fünf Jahre älter. Doch der älteste von allen Brüdern war Newton Earp. Er kam am 7. Oktober

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1837 zur Welt und war damit elf Jahre älter als Wyatt. Seine Schwester Martha war nur drei Jahre älter als er. Nachdem die Familie zwei Jahre später nach Iowa zog, gründete Nicholas Earp eine rund fünfzig Hektar große Farm. Sie lag 10 km nördlich von Pella, Iowa, entfernt. Die immer größer werdende Familie setzte sich dort zur Ruhe. Am 24. April 1851 wurde Morgan geboren, und am 9. März folgte Warren, als der jüngste der fünf Earp-Brüder. Dann kam noch Adelia am 16. Juni 1861 und die Familie war komplett. Virgil, James und Newton gingen am 11. November 1861 zur Armee. Wyatt war gerade einmal dreizehn, als er von zu Hause davon lief, um sich der Unionsarmee anzuschließen. Doch Nicholas fand ihn und brachte ihn wieder nach Hause. James wurde während des Krieges verwundet und kehrte im Sommer 1863 nach Hause zurück. Virgil und Newton beteiligten sich an zahlreichen Schlachten, bevor sie sich zu ihrer Familie in Kalifornien begaben. Am 12. Mai 1864 schloss sich die Familie einem Treck nach Kalifornien an. Dort soll es nahe Fort Laramie zu Kämpfen mit kriegerischen Indianern gekommen sein. Als der Treck bei Fort Bridger einen Zwischenstopp einlegte, soll Wyatt mit Jim Bridger auf Büffeljagd gegangen sein. Dies schrieb Stuart N. Lake in seiner Biografie über Wyatt Earp im Jahre 1929. Wie jeder weiß, ist das meiste in diesem Buch erfunden oder weit übertrieben. Stuart erfand jedoch nicht diese Geschichten und Abenteuer, es war Wyatt selbst! Am 17. Dezember 1864 erreichten sie endlich Kalifornien. Als Virgil im Sommer 1865 für die Phineas Bannings Stage Coach Line als Postkutschenfahrer arbeitete, war Wyatt sein Assistent. Im Frühjahr 1866 fand auch Wyatt richtige Arbeit. Er transportierte kostenlos Versorgungsgüter für

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Chris Taylor. Wyatt Earp war ein großer Mann im Verhältnis zum Durchschnitt der Cowboys, die im Westen lebten. Er war etwas über einen Meter achtzig groß und wog ungefähr einhundertsechzig Pfund. Er hatte hellblaue Augen und blonde Haare. So wurde Wyatt von einem seiner alten Freunde beschrieben. Er hieß Bat Masterson. 1869 zog die Earp-Familie nach Missouri und ließ sich nahe der Stadt Lamar nieder. Hier arbeitete Nicholas wieder als Polizist (Nicholas hatte zuvor bereits schon einmal als Polizist gearbeitet), und als ihm der Beruf des Friedensrichters zugesprochen wurde, nahm er an. Außerdem bewarb sich Wyatt erfolgreich als Polizist. Am 10. Januar 1870 heiratete Wyatt Urilla Sutherland (1849–1870), die Tochter einer angesehenen Familie der Stadt. Für Wyatt hatte sich alles zum Guten gewendet. Doch schon nach ein paar Monaten starb Urilla an einer Krankheit. Entweder Typhus oder Kindbettfieber waren der Grund für ihren frühen Tod im Alter von gerade einmal 21 Jahren. Im August 1870 kaufte sich Wyatt wahrscheinlich für sich und Urilla ein Haus für fünfzig Dollar. Als sie gestorben war, verkaufte Wyatt das Haus wieder, zu einem guten Preis, für 75 Dollar. Nach dem Tod von Urilla lieferten sich die Earp-Brüder Wyatt, James, Morgan und Virgil mit Urillas beiden Brüdern und den drei Söhnen der Brummets – Granville, Lloyd und Garden – einen zwanzig-minütigen Straßenkampf. Doch ob es eher eine Schießerei oder doch nur eine Schlägerei war, ist unklar. Ebenfalls stand im August die Wahl zum Polizeichef an. Beide Brüder, Wyatt und Newton, kandidierten für das Amt,

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und Wyatt gewann mit 137 zu 108 Stimmen gegen Newton. Doch Wyatt bekam schnell Probleme, unter anderem weil er Gelder, die für eine Schule gesammelt wurden, veruntreut hatte. Wyatt und sein Vater schafften es jedoch, der Anklage zu entgehen, indem sie aus dem Staat flohen. Wyatt war nach seiner Flucht wohl zwei Jahre Büffeljäger, wie viele in jener Zeit. Der Beruf Büffeljäger war früher ein begehrter Beruf, da es sehr viele Büffel in der Prärie gab. Doch dieser Beruf führte auch oft zu Kriegen mit den Indianern, da der Büffel deren Hauptnahrungsquelle war. Die Indianer töteten die Büffel im Gegensatz zu den Weißen nicht aus Spaß, sondern um sie zu essen. Viele Büffel wurden einfach erschossen, weil die Leute es gerne taten. Manche jagten sie zu Pferd, andere schossen vom fahrenden Zug auf die Tiere. Ein Teil der Büffeljäger nahm nur den Pelz des Tieres und ließen das so kostbare Fleisch in der Prärie verrotten. Ein anderer Teil der Jäger tötete die Tiere, um das Fleisch den Eisenbahnarbeitern zu geben, damit sie überhaupt etwas zu essen hatten. Diese Gründe waren der Untergang der Büffel und das Massensterben begann. So kam es, dass allein von den Weißen zwischen 1872 und 1874 eine halbe Millionen Büffel abgeschlachtet wurden. Die Indianer töteten während dieser Zeit gerade einmal 150.000. Danach, könnte man sagen, geriet Wyatt in eine Vielzahl von Schwierigkeiten. Am 1. April 1871 beschuldigte man Wyatt, Edward Kennedy und John Shown des Pferdediebstahls. Sie stahlen am 28. März 1871 einem Farmer mehrere Pferde und sollen sie nach Kansas getrieben haben, um sie dort zu verkaufen. Alle drei wurden kurze Zeit später von einem Deputy US-Marshal namens J. G. Owens und

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seinen Männern festgenommen. Am 13. April wurden die drei Gauner nach Van Buren, Arkansas, gebracht. Hier wurden sie schließlich angeklagt. Kennedy wurde freigesprochen, doch die anderen mussten weiter in Haft bleiben. Wyatt schaffte es, gegen eine Kaution von 500 Dollar freizukommen. Zum Gerichtstermin erschien er nie. Danach, könnte man fast sagen, blieb er drei Jahre lang, von 1871 bis zum 28. Oktober 1874, verschwunden. Zwar tauchte er mal hier, mal da auf, doch so richtig an einem Ort blieb er nicht. 1872 fand sich Wyatt Earps Name im Melderegister von Hays City. Er war genau wie sein späterer Freund, Doc Holliday, Berufsspieler geworden. Nach Hays City ging er nach Ellsworth, und anschließend erreichte er im Jahre 1874 Wichita City. In Wichita wohnte auch sein Bruder James mit seiner Frau, die dort ein Bordell betrieben. Wyatt versuchte, in Wichita wie auch in Lamar Polizist zu werden, doch er wurde abgewiesen und verdingte sich als Zuhälter in dem Bordell seines Bruders. Aber manchmal auch wieder als Berufsspieler, was in Wichita jedoch strengstens verboten war. Darum fiel Wyatt auch eine kurze Zeit wieder in die Illegalität zurück. Irgendwie schaffte es Earp jedoch, Streifenpolizist in Wichita zu werden, wo Wyatt für Routinefestnahmen zuständig war und sich beinahe mit der eigenen Waffe verletzte. Über diesen Vorfall sollte man jedoch nicht an Wyatts Schießkünsten zweifeln, da sich viele Revolverhelden in ihrem Leben mit ihren Waffen selbst verletzten. Clay Allison, ein kranker Sadist, der gewiss ein paar Männer tötete, verletzte sich ebenfalls mit der Waffe, und es kam auch schon mal dazu, dass ein Revolverheld sich aus Versehen selbst erschoss. Wyatt war aber trotzdem nicht die schillernde Figur, als die

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er heute dargestellt wird. Als Polizist nahm er zum Beispiel Bußgelder von Prostituierten, behielt sie aber lieber, als sie an die Polizei zu übergeben. Ebenfalls fiel er auch durch Händelei auf und wurde dafür auch festgenommen. Für diese ›Verbrechen‹ wurde Wyatt aus dem Polizeidienst entlassen und ein für allemal aus der Stadt verwiesen. Außerdem musste er eine Strafe von 30 Dollar zahlen. Zwar gab es Geschichten, dass Wyatt als Streifenpolizist in Wichita mehrere Männer erschoss, doch es gibt weder Gerichtsakten noch Zeitungen oder andere Beweismittel, die das belegen. Danach zog Wyatt 1876 in die Westernstadt Dodge City. Dodge war dafür bekannt, eine dreckige Stadt zu sein. Sie war von Prostituierten, Mördern, Halsabschneidern und Betrügern verseucht. Im Jahre 1878 starben ganze fünf Männer in Dodge an Schusswunden. Es war das blutigste Jahr in der Geschichte von Dodge. Einer dieser Männer wurde eventuell von Wyatt erschossen. In der kompletten Western-Ära von 1876–1885 starben nicht weniger als fünfzehn Männer in dieser Stadt eines gewaltsamen Todes. Zwar gab es Städte wie El Paso, wo einmal in einer Woche fünf Männer starben, doch diese gehören zu den brutalsten aller Westernstädte. Wyatt berichtete, dass Dodge City der brutalste aller Orte war. Von seinen über einhundert Schießereien, von denen er berichtete, sollen die meisten davon in Dodge stattgefunden haben. Ebenfalls berichtete er, dass er dort die gemeingefährlichsten Outlaws des ganzen Landes festnahm oder erschoss, natürlich in fairen Duellen. Um eins klarzustellen: Auch wenn Wyatt mehrere Verbrecher gefangen nahm, so waren es doch meist betrunkene Zecher

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und nicht schießwütige Killer. Auch über seine Dutzende Schießereien wurde spekuliert. Angeblich soll er mindestens zwei Männer in Dodge City erschossen haben, bestätigt ist jedoch, dass er an nur einer einzigen Schießerei teilnahm, und niemanden verwundete oder tötete. In Dodge war nicht nur der Abschaum der Gesellschaft, sondern auch manch ehrbarer Mann. Wyatt wurde erneut Polizist in Dodge. Er wurde als Deputy City Marshal angestellt. Der Beruf war zwar nicht schlecht bezahlt, da er 75 Dollar im Monat bekam, doch er war auch nicht sonderlich gut, da es in solchen Städten öfter zu Schießereien kam. Für jeden Verbrecher, den Wyatt festnahm, bekam er einen Bonus von zwei Dollar. Für das nächste Jahr sollten Wyatt und ein Marshal namens Lawrence E. Deger in der Stadt für Ordnung sorgen. Lawrence soll nach mehreren Angaben über dreihundert amerikanische Pfund gewogen haben, ungefähr 130 Kilogramm. Deputy City Marshal blieb Wyatt ziemlich lange, bis ins Jahre 1877, also ein Jahr. 1876, während seiner Dienstzeit, wurde Wyatt einmal von einem Cowboy namens ›Red Sweeny‹ vermöbelt, nachdem der eine Prostituierte geschlagen hatte. Sweeny nahm die Prostituierte mit sich und floh, nachdem Wyatt ihn angezeigt hatte. Sweeny schwor, Wyatt zu töten, wurde wahrscheinlich jedoch, bevor er Dodge erreichte, von einer Rinderherde tot getrampelt. Wyatt geriet danach immer wieder in Schwierigkeiten mit dem Gesetz und musste einmal sogar eine Mindeststrafe von einem Dollar zahlen. Im Oktober 1877 verließ Wyatt Dodge und ging nach Fort Griffin, Texas. Dort lernte er einen der berühmtesten Revolverhelden des Westens kennen: Doc Holiday, ein Betrüger, Mörder und Zahnarzt, et-

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was, das nicht zu passen scheint. Er soll nicht weniger als acht Desperados bei einer einzigen Schießerei getötet haben. Unzählige weitere folgten. Doch so war der wahre Holiday auch nicht. John Henry (Doc) Holiday wurde am 14. August 1851 geboren und entsprang einer wohlhabenden SüdstaatenFamilie. Als Kind musste er einen Sprachkurs mitmachen, da er nicht richtig sprechen konnte. Als Holiday fünfzehn Jahre alt war, starb seine Mutter an Tuberkulose, am 16. September 1866. Dies war natürlich ein schrecklicher Schlag für den Jugendlichen, den die Krankheit seiner Mutter fünf Jahre später ebenfalls ereilt. Sein Vater heiratet nach nur drei Monaten erneut. Anfang 1870 studiert der kluge Holiday bereits Zahnmedizin am College Philadelphia. Am 1. März 1872 erhielt Holiday den Titel des ›Doctor of Dental Surgery‹ mit 26 anderen Absolventen. Kurz nach seinem Abitur bewarb sich Doc als Zahnarzt im Büro bei Dr. Arthur C. Fort in Atlanta. Doch Holiday war zwar ein kluger und gebildeter, dazu 178 cm großer Südstaatler, doch sein Hang zur Gewalt blieb. So kam es einmal dazu, dass Holiday an einem heißen Sommertag zur Waffe griff. Mehrere farbige Personen lagen an Holidays Lieblingsplatz nahe eines Flusses. Holiday versuchte, die drei Farbigen zu überreden, sich einen anderen Platz zu suchen, doch die drei Männer rührten keinen Finger. Daraufhin zog Holiday die Waffe und feuerte mit ihr wie wild auf die drei schwimmenden Männer. An diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander. Zwar behaupten die einen, Doc hätte sie nur weggescheucht, doch halten sich auch Gerüchte, dass er alle drei in seinem Wahn niedermachte. Heute geht man davon aus, dass an diesem

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