D I E W U N D E R BA R E WE LT D E R S TA R K E N FR AU E N
ROBERT DOWNEY JR. Im Exklusivinterview über seine einzige Schwachstelle: Frauen _ KALEY CUOCO-SWEETING »Ich habe mich ausprobieren können, ohne angezogene Handbremse« _ MARIA SHARAPOVA »Mir gefällt ein Mann, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt«
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Kraftstoffverbrauch Kraftstoffverbrauch(in (inl/100 l/100km) km)innerorts innerorts13,9–12,5 13,9–12,5· ·außerorts außerorts7,7–7,1 7,7–7,1· ·kombiniert kombiniert10,0–9,2; 10,0–9,2;CO CO2-Emissionen -Emissionen237–214 237–214g/km g/km 2
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PROLOG
MICHAEL KÖCKRITZ HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR
»Warum könnt ihr denn nicht mal so etwas
»Und???«
wie rampstyle für uns Frauen hinlegen?«
»Weiberkram.«
»Weil wir Männer sind, vielleicht?«
»Weiberkram?«
»Interessiert ihr euch denn nicht für uns?«
»Weiberkram.«
»Doch, schon, natürlich, aber deshalb muss © INTERTOPICS via ddp images
man doch nicht gleich eine ganze Zeitschrift machen. Außerdem habt ihr doch auch schon jede Menge von den Dingern.«
Jean-Paul Belmondo & Jean Seberg am Set von »Außer Atem«, 1960.
Und genau so könnte es dann tatsächlich gewesen sein. Also wünschen wir allen Frauen, die wir
»Ja, aber keine von euch.«
auf unsere Art lieben, begehren, verehren
»Okay, dann machen wir eben mal so ein
und schätzen (aber glücklicherweise nicht
Heft. Wundert euch aber nicht.« »Habt ihr schon einen Namen?« »Klar.«
wirklich immer verstehen) wahnsinnig viel Vergnügen mit diesem Heft. Seht es einfach mal als kleines Geschenk.
Ihr MICHAEL KÖCKRITZ
EDITOR IA L
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UND? WEIBERKRAM · AUSGABE 01 FRÜHJAHR 2015
INHALT S. 100
13 EDITORIAL 16 INHALT 20 IMPRESSUM 22 CONTRIBUTORS S. 108
26
SHE
28
WAS WIR NOCH ZU SAGEN HÄTTEN Wenn wir von Euch träumen, ist das nicht ohne … Worte.
87
32
KREISCHALARM Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen. Wir haben da schon mal was vorbereitet.
44
BAD GIRL MIT GOLDRAND Kaley Cuoco ist der Big Bang unter den Seriendarstellerinnen, zugleich Versuchung und best friend.
90 ICH TANZE Wilde Zeiten? Das war einmal. Jetzt ist Anthony Bourdain glücklich, Vater einer Tochter zu sein.
50
HELDEN UND WIR So ein Held? Wäre doch nicht schlecht. Macht an und macht sich immer gut.
70
DIESES GEWISSE ETWAS Es gibt Frauen, die uns Männern nicht mehr aus dem Kopf gehen. Und aus dem Herzen.
84
ICH KANN DIR NICHT LANGE BÖSE SEIN Die Streitkultur zwischen Mann und Frau anhand des Druckerpapierkonflikts.
94
UND DANN KAM MADONNA… … zu Jürgen. Wo der Schweiß des Mauerbaus noch an den Tapeten klebt. Von Wladimir Kaminer.
GUCK MAL, DA LÄUFT EINE TEEKANNE Die weibliche Handtasche: Dirk Maxeiner hat sich diesem Damoklesschwert gestellt.
100 EX & HOPP Wie viele Erinnerungen passen in einen Schuhkarton? Kommt auf die Frau an. 108 MEISTER DER HOCHKULTUR Christian Louboutin weiß, wie man Frauen um den Verstand bringt. Mit Absätzen.
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S. 116
S. 236
MESURE ET DÉMESURE
S. 202
S. 172
S. 188
114 BETTER TOGETHER 116 A NIGHT WITH THE OSCARS Kurz vor der Party mit den Freundinnen noch einmal vor den Spiegel. Unser Fotograf David Drebin war dabei.
170 HIN UND WEG Als Braut, die sich nicht traut, braucht frau das perfekte Fluchtauto. Und überhaupt: Walter Röhrl weiß Bescheid.
198 NICHT WA RTEN. STARTEN! Für Catharina Bruns ist Arbeit kein Job. Im Gegenteil. Arbeit ist Leben. Ein selbstbestimmtes.
134 LÄCHELN ALS PHILO SOPHIE DES LEBENS Wenn es um schöne Haut geht, dann vollbringt Joëlle Ciocco Wunder. Ganz sicher.
172 IST, WAS DIE BIENE MIT DER BLÜTE HAT, LIEBE? Fragen können die Sicht auf die Dinge verändern. Und Rolf Dobelli ist Experte im Fragen-stellend-Welt-Verändern.
202 ALLES IM GRIFF Frau Sharapova, warum spielen Sie eigentlich so verdammt gut Tennis?
138 TUNING FÜR DIE HAUT Für den Frühjahrs-Check sind wir dann mal in die Werkstatt gegangen.
176 DURCHGEDREHT! Freeskierin Lisa Zimmermann macht die Wende. Mit einem 900 Tailgrab. Anleitung zum Nachmachen.
148 A LLE WOLLEN NACH TULUM … … dann fahren wir doch einfach mal nach Mexiko. Zu Stars und Hipstern. 159 AB IN DIE WILDNIS, KLEINES Relaxing Massage oder doch lieber Haifischfütterung? Die perfekten Hideaways. Für sie. Mit ihm. 163 PIPPI, HUNGER, K ALT ... und was Mann noch so erleben kann, wenn er mit Frauen unterwegs ist. 168 SIE HAT GESAGT … Gesammelte Zitate. Für Frauen. Von Frauen. Und einem Mann.
178 NOTIZEN Dafür muss jetzt auch mal Platz sein. 179 HÄNDLERVERZEICHNIS Nicht nur gucken. Auch sammeln. 182 MANNS MÄNNER Eine Frau erklärt uns die (richtigen) Männer. 188
DAS HERZ ÖFFNEN Frauen sind wunderbar. Und Wunder muss man nicht verstehen. Sagt Robert Downey Jr.
214 KÖNIGIN DER MACHT Einparken? Eine Kleinigkeit! Meinen diese Damen. 220 CABIN IN THE WOODS Natur lässt sich auch stilvoll genießen. In diesen Hütten, zum Beispiel.
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230 EDIBLE SELBY Wenn Todd Selby gerade mal nicht Mode oder Wohnungen fotografiert, gibt es eben was auf den Teller.
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236 KULTUR Meine Freundin, die Pornoproduzentin. Und was zum Lesen. Und zum Anschauen.
194 DER TEUFEL TR ÄGT PR ANA Alle machen Yoga. Warum? Philipp Tingler hat versucht, das herauszufinden.
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MODE
B E AU T Y
LIFESTYLE
UND? WEIBERKRAM · Ausgabe 01 · Frühjahr 2015 IMPR ESSUM
D I E W U N D E R B A R E W E LT D E R S TA R K E N F R AU E N
HERAUSGEBER, CHEFREDAKTEUR & CREATIVE DIRECTOR Michael Köckritz ART DIRECTORS Philipp Šille, Martha Lischka, Lutz Suendermann & Oliver Semik
EXECUTIVE EDITOR/ FASHION DIRECTOR Nadine Hanfstein
REDAKTION Bernd Haase, Matthias Mederer, Alexander Morath, Christina Rahmes LEKTORAT Michael Weh MITARBEITER AN DIESER AUSGABE Marcel Anders, Matt Beard, Rolf Dobelli, David Drebin, Horst Evers, Götz Göppert, Eckhard Grauer, Katja Hentschel, Steffen Jahn, Helge Jepsen, Wladimir Kaminer, Güzin Kar, Tony Kelly, Robert Kittel, Ulrich Lössl, Dirk Maxeiner, Christoph Rüttger, Matthias Schönhofer, Philipp Tingler, Mira Wiesinger, Viktoria Wohlrapp GRAPHIC DESIGN Stan Studios, Stuttgart stan-studios.com
VERLAG Red Indians Publishing GmbH & Co. KG Obere Wässere 3 72764 Reutlingen T. +49 (0)7121 433 04-700 F. +49 (0)7121 433 04-710 info@redindians.de www.redindians.de
I M PR ESSU M
MÄNNERRUNDE Hans-Gerd Bode, Olivier Ellerbrock, Wladimir Kaminer, Michael Mauer, Dr. Tino Meitz, Dr. Andreas Narr, Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Helmut Schlotterer, Eberhard Wensauer
CHEF VOM DIENST Athanasios Tsintsaris
MARKETING & SONDERWERBEFORMEN Stephanie Göser T. +49 (0)7121 433 04-700 stg@redindians.de ANZEIGENVERKAUF & MARKETING Su Gazis T. +49 (0)7121 433 04-700 sg@redindians.de ANZEIGENMANAGEMENT & VERTRIEB Athanasios Tsintsaris T. +49 (0)7121 433 04-700 at@redindians.de
DIRECTOR OF PHOTOGRAPHY Antonietta Procopio
VERTRIEB MZV GmbH & Co. KG Ohmstraße 1 85716 Unterschleißheim T. +49 (0)89 319 06-0 F. +49 (0)89 319 06-158 info@mzv.de www.mzv.de HAFTUNGSAUSSCHLUSS Frei nach Zsa Zsa Gabor: Magazine, an denen nichts auszusetzen ist, haben nur einen Fehler: Sie sind uninteressant. Und doch: Für Irrtümer, Druckfehler oder Unvollständigkeiten in dieser Ausgabe können wir keine Haftung übernehmen. COVERFOTO © Tony Kelly
ASSISTENZ DER GESCHÄFTSFÜHRUNG Ann-Katrin Russ T. +49 (0)7121 433 04-728 akr@redindians.de DRUCK & LITHOGRAFIE raff media group GmbH Industriestraße 14 72585 Riederich T. +49 (0)7123 38 15-0 F. +49 (0)7123 38 15-912 www.raff-mediagroup.de
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A M M A R I EN P L AT Z
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MUSIK
WEIBERKRAM-SPEZIALISTEN
HIER DIE ECHTEN MÄNNER, COOLEN JUNGS, WILDEN KERLE UND EINE ZIEMLICH KLUGE FRAU. UNSERE CONTRIBUTORS. Tony KELLY, Fotograf Man möchte mit ihm tauschen. Die Bilder von Tony Kelly strahlen stets etwas Voyeuristisches aus. Es gibt Frauen, es gibt Sex, es gibt coole Locations – und es gibt Astronauten, die Frauen auf den Armen tragen.
Güzin KAR, Autorin Güzin Kar lebt in Zürich, arbeitet als Autorin, Kolumnistin und Filmemacherin. Und sie ist eine Frau. Damit ist sie die von uns kuratierte Ausnahme in Weiberkram. Der Grund ist einfach: Güzin Kar hat die Männer verstanden. Anhand der Filme von Michael Mann. Wenn auch nur für zwei Tage. Aber immerhin.
Seite 50
Rolf DOBELLI, Autor »Man kann sich wochenlang durchs Netz klicken, ohne hinterher wirklich klüger zu sein.« Das wollten wir uns definitiv ersparen. Für Weiberkram hat Rolf Dobelli aber keine Antworten geliefert, sondern Fragen. Doch die können zu er staunlichen Erkenntnissen führen.
Seite 182
Matt BEARD, Fotograf Regen in L.A. Ein Mann und eine Frau, ein Amerikaner und eine Russin. Besser könnten die Vorrausetzungen für ein Shooting gar nicht sein. Fotograf Matt Beard und Tennisstar Maria Sharapova verstanden sich auf Anhieb.
Seite 172
David DREBIN,
Seite 202
Fotograf Er hat Charlize Theron und Kevin Bacon portraitiert. »Ich mag Bilder mit einer gewissen Doppeldeutigkeit und versteckten Botschaften«, sagt David Drebin. Umso wichtiger ist hierfür die Location. Wir schickten ihn deshalb ins Bad. Kurz bevor die Veranstaltung begann.
Horst EVERS, Autor Er ist der Geschichtenerzähler aus Berlin. 1990 gründet er mit fünf Freunden die Mutter aller Vorlese bühnen »Dr. Seltsams Früh schoppen«. In Weiberkram legt er nach. Mit dem Druckpapierplanwirtschaftstotalitarismus.
Seite 116
Philipp TINGLER, Autor Er hat, wonach die meisten Frauen streben: den besten Ehemann der Welt. Darüber hinaus pflegt der Autor und Kolumnist Philipp Tingler seine Texte wie seinen Körper. Die Voraussetzungen für eine Yoga-Stunde hätten besser nicht sein können.
Seite 83
Seite 194
Wladimir KAMINER, Autor Privat ein Russe, beruflich ein deutscher Schriftsteller. Mit »Russendisko« schaffte Waldimir Kaminer seinen Durchbruch. »Und dann kam Madonna« – eine Kurzgeschichte über verheerende Nickerchen.
Ulrich LÖSSL, Autor Wenn in Hollywood einer etwas zu sagen hat, dann spricht er mit Ulrich Lössl. Jude Law, Anthony Hopkins, Jeremy Irons oder Alice Cooper. Intimste Geständnisse und kleine Geheim nisse werden offenbart. Für Weiber kram sprach Lössl mit Robert Downey Jr. und Kaley Cuoco.
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MÜHELOSE PERFEKTION IN WENIGEN SEKUNDEN. UNDEN. EIN ERFRISCHENDES FLÜSSIGMAKEUP IN EINEM MK KISSEN. ISSEN. NEU
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Die Kurven, so frei und sinnlich, wie in den Bergen Brasiliens, in dem Mäandern seiner Flüsse, im Leib der geliebten Frau: Oscar Niemeyers Architektur ist eine einzige Liebeserklärung. An sein Heimatland. Und an dessen Frauen. Ein Lebenswerk, gewidmet der Leichtigkeit und der Schönheit. Meisterhaft festgehalten von dem Berliner Fotografen Olaf Heine. Dieser nähert sich in diesem wunderbaren Fotoband dem Land des Sambas von der monochromen Seite. In sinnlichen Schwarz-Weiß-Bildern fernab aller IpanemaKlischees verleiht er der Schönheit des Landes und seiner Menschen gerade wegen der melancholischen Färbung eine berückende Tiefe.
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WAS WIR NOCH ZU SAGEN HÄTTEN
BRIEFE GROSSER MÄNNER an die FRAUEN
Charlie WINSTON »ist ein außergewöhnlich talentierter und begnadeter Songwriter mit kraftvollen Melodien und Rhythmen«. Sagt Peter Gabriel über den 36-Jährigen. Der Brite selbst sagt über sich: »Mein Ziel ist es, zuerst die Füße zu beschäftigen und dann in den Kopf vorzudringen. Sobald die Leute in die Texte hineingezogen werden, erkennen sie, dass dort noch sehr viel mehr vonstatten geht.« Darüber schrieb er diese Kostprobe exklusiv für die Leserinnen von Weiberkram. Bekannt wurde Winston durch den Hit »Like A Hobo«. Sein aktuelles Album »Curio City« (Sony Music Entertainment) ist Ende Januar erschienen.
Es war 1975, als die Regisseurin Gisela STELLY von einem ihr fast noch unbekannten Mann gefragt wurde, ob er sie verehren dürfe. Er durfte. Und sendete seiner Verehrten Briefe, Collagen, Zeichnungen und Fotos. Der junge Mann war der Maler, Bildhauer und Fotograf Martin KIPPENBERGER. Zitiert aus: HELLMUTH KARASEK Vermutlich hat er tatsächlich alles richtig gemacht, der Countrysänger und Songwriter Keith URBAN, als er Nicole KIDMAN am 26. Juni 2006 das Ja-Wort gab. Das war so nicht
Briefe bewegen die Welt
abzusehen. Denn als die beiden zu Australiens Traumpaar wurden, kannten sie sich noch keine vier Wochen. Aber wie es scheint, ist Urban tatsächlich ein anderer Mensch geworden,
Band 5: Kunst und Kultur.
seitdem Nicole Kidman in sein Leben trat. Er absolvierte erfolgreich einen Kokainentzug und ist glücklicher Vater zweier Töchter. WELL DONE, KEITH.
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BRIEFE GROSSER MÄNNER an die FRAUEN
John James Preston alias MR. BIG an CARRIE BRADSHAW, nachdem er sie am Morgen der Hochzeit einfach stehen lassen hat.
Auf die Frage, was eine Frau in seinen Augen schön macht, antwortet Lukas GRAHAM:
»LOVE IS A BURNING THING«, singt Johnny Cash in der ersten Zeile seines größten Hits »RING OF FIRE«. Diese Zeile stammt von: June Carter. Die beiden hatten sich 1956 bei
»Ihre Lippen und ihre Augen, vor allem aber ihre geistige Haltung.« Betrunken am
einer Country Radio Show kennengelernt. Es war die Liebe ihres Lebens. Den Heiratsantrag macht er ihr während eines Konzerts in Toronto. Eine Woche später heiraten sie. Sie wird
Morgen sind er und seine Bandkollegen allerdings weniger, denn seit dem Erfolg ihres
erst am 15. Mai 2003 von seiner Seite weichen. Als June Carter an den Folgen einer Herzklappenoperation stirbt, bricht auch sein Herz. Nur vier Monate später stirbt Johnny Cash.
YouTube-Hits haben sie ziemlich viel Arbeit – und die kommt an erster Stelle.
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Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen.
Und wir haben da schon mal etwas vorbereitet.
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ES KOMMT NICHT IMMER AUF DIE GRÖSSE AN Das zumindest beweist die PowerShot G7 X von Canon, die Premiumqualität in kompakte Maße packt und mit einem 1,0-Zoll-Typ CMOS-Sensor sowie 20,2-Megapixeln aufwartet. Preis: 479,99 Euro. www.canon.de
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FRISCHE MINZE Nie war der Start in die Motorradsaison erfrischender als mit dem mintgrünen, aus Fiberglas und Carbonfaser bestehenden Kopfschutz von Hedon. Preis: 390 Euro. www.hedon.com
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LA GALAKTISCH GUT Wer selbst beim Sonnenbad gerne nach den Sternen greift, der ist mit den exklusiven Baumwollbadetüchern von Schönstaub gut beraten. Preis: 100 Euro. www.schoenstaub.com
PROBIER’S MAL MIT GEMÜTLICHKEIT Komfort mit eleganter Note: Mit dem urgemütlichen Osaka Sofa liefert uns BoConcept einen Grund mehr, den Sonntag auf der Couch zu verbringen. Preis: 1.959 Euro. www.boconcept.com
LAZY SUNDAY? Das heißt in der Praxis so viel wie, den lieben langen Tag in Shorts rumzulümmeln. Und die Flyygi von Marimekko bieten sich dafür bestens an. Preis: 119 Euro. www.marimekko.com
KATZENAUGE Wenn jemand Marylin Monroe auf der Nase herumtanzen durfte, dann nur ihre Sonnenbrillen im Cateye Format. Also jener Klassiker, den Liebeskind mit einem Acetat-Gestell nun wieder zum Schnurren bringt. Preis: 129 Euro. www.liebeskind-berlin.com
CLUTCH UND TRATSCH In der Schlichtheit liegt der Schlüssel: Die Clutch von Stiebich & Rieth aus pflanzlich gegerbtem Leder gibt zu jedem Anlass die perfekte Abendbegleitung ab. Preis: 870 Euro. www.stiebich-rieth.com
BLAUMANN Wie blau blüht der Enzian noch gleich? Nun, in etwa so blau wie der Rundhalspullover von Chinti and Parker, der mit lässigem Schnitt und urbequemer Kaschmirwolle überzeugt. Preis: 355 Euro. www.chintiandparker.com
VERFÜHRERISCH Bitte führe mich in Versuchung. Und zwar mit diesen Makramee-Kreation von La Perla. Triangel-BH: 190 Euro. Slip: 110 Euro. www.laperla.com
MACH DICH NASS! Mit dem türkisfarbenen Bikini von Marlies Dekkers geht frau doch gerne baden. Hose: 69,95 Euro. Top: 129,95 Euro. www.marliesdekkers.com
INTO THE BLUE Den Himmel zu Füßen legen? Muss nicht. Gucci hängt ihn uns lieber über die Schulter. Und zwar in Form der ledernen The Jackie Soft, die mit goldfarbenen Elementen zusätzlich für Leuchtkraft sorgt. Preis: 2000 Euro. www.gucci.com
ALLER GUTEN DINGE SIND ZWEI Feinste Baumwolle heuert bei Windsor an und wird dort prompt von einem Doppelreiher im Marine-Look in die Pflicht genommen. Preis: 549 Euro. www.windsor.de
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ZEITLOSE ELEGANZ Warum ins Blaue fahren, wenn doch der Blick nach unten genügt? Dachte wohl auch Jimmy Choo und präsentiert uns blaue Pumps aus Glattleder. Das Modell Ari: erhältlich für 475 Euro. www.jimmychoo.com
BEINFREIHEIT Sommerhits gibt es zur Genüge. Doch schlägt keiner so erfolgreich ein wie die Denim-Shorts von Paige: fransige Vintage-Optik, leichte Waschung, idealer Schnitt – perfekt. Preis: 169 Dollar. www.paige.com
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NUR LIEGEN IST SCHÖNER Letztes Jahr modelte Airbnb eine aus dem Flugverkehr gezogene MD-11 für drei Tage zur stylischen Wohnung mit ausreichend Beinfreiheit um. Keinen Platz bekommen? Nicht schlimm. Weitere einzigartige Unterkünfte zu finden unter: www.airbnb.de AUF DEM HOLZWEG Mit durchdachter Farbabstimmung und liebevoll umgesetzten Details begleitet die hölzerne, in Argentinien hergestellte Spielzeugkamera Ihren Spross auf seinem Weg zum Profifotografen. Preis: 52 Dollar. www.fannyandalexander.com.ar
MIX IT! Zapfenstreich? Ein Fremdwort für alle, die Stephen Kenns portables Cocktail Set zur Hand haben. Das enthält: neun Flaschen, passendes Besteck sowie Rezeptbuch. Preis: 275 Dollar. www.stephenkenn.com
DOLCE & BANANA Total Banane: So präsentiert sich das Canvas-Stoffdach von Bugaboos neuster Kinderwagenkreation, die aus der Zusammenarbeit mit der Andy Warhol Foundation hervorging. Preis variiert je nach Modell. www.bugaboo.com AUS GUTEM HOLZ GESCHNITZT Genau richtig, dass sich Clawhammer Co. für die Anfertigung der BeamBox auf den Holzweg begab. So entstand ein ausgefallener Bluetooth Speaker, der es auf eine Leistung von zwei mal 40 Watt bringt. Preis auf Anfrage. www.clawhammerco.com
PERSÖNLICHKEITSSPIEGEL Anya Bumagina fand keine Tasche, die ihre Persönlichkeit wiederspiegelte. Daher entwarf die in London lebende Russin kurzerhand ihre eigene Kollektion, wofür sie sich am Charme alter Reisekoffer inspirieren ließ. Preis: 1.700 Euro. www.buwood.com
STILTRÄGER Man kann sie drehen und wenden, wie man will: Die Kalbslederhandtasche von Prada macht dank harmonischer Farbabstimmung immer eine gute Figur. Preis: 1.850 Euro. www.prada.com
PUSH THE BUTTON Auch wenn es dem Silikonschnuller von nip nicht gelingt, ihren Schreihals auf Knopfruck ruhigzustellen, so erinnert er doch immer daran, die Sache mit Humor zu nehmen. Preis: 3 Euro. www.nip-babyartikel.de
FRÜH ÜBT SICH Mit gummiüberzogenen Rädern, Chromkühlergrill und Metalllenkrad lädt das knallrote Tretauto von Baghera Kinder dazu ein, spielerisch in die Formel-1-Geschichte einzutauchen. Preis: 199 Euro. www.baghera.de
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NOMEN EST OMEN Ein Carving-Longboard, das aus sieben Lagen Ahornholz besteht und von Hunter Patrick kunstvoll in Szene gesetzt wurde, nennt sich ausgerechnet Timeless. Wie passend! Preis: 239 Euro. www.arborcollective.com
STRANDSCHÖNHEIT Wenn schon eine ruhige Kugel schieben, dann bitte mit Stil. Etwa mit diesem, aus verschiedenen Holzarten hergestellten Beachball Schlägerset, das dank griffigem Neopren-Überzug satt in der Hand liegt. Preis: 170 Euro. www.frescobolcarioca.com
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BAD GIRL MIT
GOLDRAND
SIE VERKÖRPERT DEN MODERNEN FRAUENTYP, WIE WIR IHN LIEBEN: FÜR MÄNNER DIE SINNLICHE VERSUCHUNG – FÜR FRAUEN DIE FREUNDIN MIT HERZ. GANZ NEBENBEI IST SIE AUCH NOCH MIT EINER MILLION DOLLAR PRO FOLGE VON »THE BIG BANG THEORY« DIE BESTVERDIENENDE SERIENDARSTELLERIN HOLLYWOODS. WEIBERKRAM GAB KALEY CUOCO-SWEETING DAS ERSTE GROSSE INTERVIEW FÜR DEN DEUTSCHEN SPRACHRAUM.
Fotos : WA R N ER B ROS . / K U RT I SWA R I EN KO
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» Typen, die sich selbst für die Größten halten, können mir gestohlen bleiben. Das trifft aber auch auf Frauen zu. «
Woher haben Sie dieses unverwüstliche Selbstvertrauen?
leicht fange ich doch wieder damit an. Es ist nämlich eine verdammt gute Art, Stress abzubauen.
Ich habe ein sehr gutes privates Umfeld. Ich habe Eltern, die mich von Kindesbeinen an immer in dem bestärkt haben, was ich tue. Und die mich sofort wieder aufgebaut haben, wenn ich mal down war. Meine Mutter sagte dann immer: »Vergiss nicht, du kannst alles sein, was du sein willst!« Das hat mir jedes Mal wieder neue Lebenskraft gegeben. Und es hat mich mutig gemacht. Abenteuerlustig. Ich habe mich ausprobieren können – und zwar ohne angezogene Handbremse.
»I’m just a Gift to the Women of this World«, hat Lou Reed mal gesungen. Sind Sie ein Geschenk an uns Männer? (Lacht) Das hoffe ich doch! Vor allem an einen: meinen Ehemann. (Und nach einer kurzen Pause) Aber hoffentlich doch auch an die Frauen dieser Welt…
Also: Immer rauf auf den Highway und Gas geben?
Ich glaube, da liegen Sie gar nicht so falsch. Ich kenne viele Frauen, die sich nicht im Mindesten durch Sie bedroht fühlen. Im Gegenteil: Sie sehen Sie mehr als liebenswerte Freundin, als Partner in Crime in Bezug auf uns Männer…
Ja, so ungefähr. Als Teenager war ich ziemlich oft auf der Überholspur. Da konnte mich kaum einer stoppen. Man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht aus der Kurve fliegt.
… das würde mich sehr glücklich machen. Das kommt wohl daher, dass ich durch meine Rolle als Penny in »The Big Bang Theory« es vor allem mit vier ziemlich verschrobenen und sehr komplizierten Männern zu tun habe. Die sind oft ziemlich anstrengend.
KALEY CUOCO-SWEETING
Liebe Kaley, Sie überraschen mich schon wieder: So reden eigentlich nur wir Männer.
DA S GESPR ÄC H F Ü H RT E U L R IC H LÖSSL
(Lacht) Ich war als Teenager auch ein ziemlicher Wildfang und habe viel lieber Dinge gemacht, die normalerweise nur Jungs machen.
Im Gegensatz zu uns echten Männern. Wir sind ja eigentlich ziemlich easy. Jede attraktive und charmante Frau kann uns doch eins, zwei, drei um den Finger wickeln, wenn sie es wirklich will…
Das heißt, Sie haben Ihre Barbie-Puppen über dem Feuer wie Marshmallows gegrillt?
Das stimmt, das habe ich schon als kleines Mädchen bei meinem Daddy ausprobiert – mit großem Erfolg (lacht).
Das nicht gerade. Das wäre auch schwierig gewesen. Denn als junges Mädchen habe ich sogar mal ein paar Barbie-Werbefilme gemacht. Aber ich habe mit meinem Vater Football und Baseball gespielt und leidenschaftlich gerne Tennis (Kaley war als Teenager eine erfolgreiche Amateurin, die viele Trophäen gewann, Anmerkung der Redaktion). Und da wir Pferde hatten, bin ich nicht nur geritten wie der Teufel, sondern habe auch oft den Stall ausgemistet. Ich bin auch keiner Rauferei aus dem Weg gegangen – auch nicht mit Jungen. Mein Vater sagte gerne, dass ich der Sohn wäre, den er nie hatte. Ich war wirklich ziemlich wild. KALEY CUOCO-SWEETING IST AUCH OHNE ROTE SCHLEIFE UM IHREN KURVIGEN KÖRPER EIN GESCHENK AN DIE WELT. SIE VERDREHT ALS PENNY IN DER TV-KULT-SERIE »THE BIG BANG THEORY« SEIT 2007 NICHT NUR DEN NERDS NEBENAN DEN KOPF. SEIT EIN PAAR MONATEN HAT SIE SOGAR IHREN STERN AUF DEM BERÜHMTEN HOLLYWOOD WALK OF FAME: NUMMER 2487. DAS RIECHT NACH POWER. DAS SCHMECKT NACH LEBENSLUST. NACH DIE-WELT-AUS-DEN-ANGELN-HEBEN.
Ich bin schockiert!
Aber warum haben Sie das gemacht? Frauen machen so etwas Drastisches doch nur, wenn sie sich scheiden lassen. Oder sich von ihrem Lover trennen. Aber Sie sind doch frisch verheiratet.
Nein. Denn solche Dinge entscheide ich immer noch alleine. Es ist ja nicht so, dass ich den Entschluss, mir eine andere Frisur zuzulegen, über Nacht gefasst habe. Er ist langsam in mir gereift. Ich hatte immer deutlicher das Gefühl, dass ich eine Veränderung in meinem Leben brauchte. Ich wollte mich einfach noch einmal neu erfinden. Mein Anblick im Spiegel hat mich immer mehr gelangweilt. Und da ich mit meiner Heirat einen neuen Lebensabschnitt begonnen hatte (Kaley Cuoco ist seit dem 31. Dezember 2013 mit dem amerikanischen Tennisprofi Ryan Sweeting verheiratet, Anmerkung der Redaktion), wollte ich das auch nach außen hin sichtbar machen. So etwas zu tun, passt sehr gut zu meinem Charakter: Ich bin sehr schwarz-weiß. Bei mir geht es immer um alles oder nichts. Um Liebe oder Hass. Ja oder nein.
Richtig. Aber sagen Sie mal: Gefalle ich Ihnen jetzt nicht mehr? Doch, natürlich. Ich finde Sie immer noch sehr sexy und extrem anziehend. Was hat denn Ihr Mann dazu gesagt?
Oh Gott, warum denn das? Sie haben sich Ihre schönen, langen, blonden Haare abschneiden lassen. Zu einem Pixie-Cut! (Lacht) Ja – und ich liebe meine neue Frisur!
Dem gefällt mein neuer Look sehr. Haben Sie ihn vorher um Erlaubnis gefragt?
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Wie begegnen Ihnen eigentlich Männer? Das ist sehr unterschiedlich. Aber die, die mich wirklich interessieren, sind eher schüchtern und wirken oft etwas gehemmt. Das mag damit zu tun haben, dass ich als sogenannte Celebrity eben oft in den Medien bin. Jetzt bin ich ja glücklich verheiratet, aber früher, wenn mir einer gefiel, dann habe ich schon mal selbst die Initiative ergriffen, ging zu ihm hin und sagte: »Ich finde dich toll. Wir sollten mal zusammen ausgehen!« Und soll ich ihnen etwas verraten? Keiner hat je »Nein« gesagt. (Lacht) Aber nochmal zurück zu Penny: Ich liebe es, wie sie sich von Staffel zu Staffel weiterentwickelt hat. Aus dem unbedarften Blondinchen wurde eine sehr witzige, manchmal sogar ziemlich sarkastische, lebensechte junge Frau. Ich kann mich jedenfalls immer mehr mit Penny identifizieren.
Würden Sie sagen, Sie verstehen Männer besser als Frauen? Schwierige Frage. Ich glaube, ich kann ganz gut mit Männern… und bin auch mit einigen schon ziemlich lange platonisch befreundet. Aber ich verstehe mich auch mit Frauen gut, zum Beispiel mit meiner drei Jahre jüngeren Schwester. Aber ob ich Männer wirklich ganz tief innen begreife? Ich finde das eigentlich auch gar nicht so wichtig. Denn ich liebe es, wenn da noch etwas Geheimnisvolles ist, das man als Frau nicht ergründen kann.
Stimmt es, dass Sie für »Big Bang« tatsächlich dreimal zum Casting mussten? Ja, ich bin damals wirklich nicht mit Kusshand genommen worden. Der Produzent Chuck Lorre war sich anfangs überhaupt nicht sicher, ob er mich überhaupt haben wollte. Ursprünglich war die Rolle ja auch viel kleiner gedacht, ich sollte nur den weiblichen Sidekick für die vier Nerds spielen. Dann hat man zum Glück das Drehbuch geändert. Es war alles eine Frage des Timings – es hat einfach alles gepasst.
Was macht einen Mann für Sie denn außerdem noch attraktiv? Ich habe eine große Schwäche für Nerds. Ehrlich! Dann mag ich es aber auch, wenn ein Mann selbstbewusst ist, ohne dabei eingebildet zu sein. Typen, die sich selbst für die Größten halten, können mir gestohlen bleiben. Das trifft aber auch auf Frauen zu. Ich hasse es, wenn sich jemand als Diva aufführt.
Und jetzt haben Sie für weitere drei Staffeln unterzeichnet und sind mit einer Million Dollar pro Folge die bestbezahlte Serien-Darstellerin der Welt.
Wie würden Sie sich selbst mit vier Worten einem Mann – oder einem Alien – beschreiben?
Worüber ich unendlich glücklich bin. »Big Bang« ist ein wesentlicher Teil meines Lebens!
Sie scheren sich nicht, was andere über Sie denken?
(Lacht) Das ist gut! Ich bin humorvoll, albern, großzügig – und laut!
Sind Sie eine Power-Frau?
Nicht wirklich. Natürlich nehme ich die Meinungen von anderen zur Kenntnis. Und ich freue mich, wenn sie positiv sind. Aber ich kann auch gut damit leben, wenn man das, was ich tue, nicht gut findet. Oder mich als Person ablehnt. Ich sage immer, das Showgeschäft ist ein 50/50-Business: Den einen gefällt, was man macht, den anderen nicht. Ich habe mich noch nie von negativer Kritik beeindrucken lassen.
Laut? Doch nur wenn Sie Schlagzeug spielen…
Oh, sicher. Ich liebe diesen Ausdruck. Power-Frau. Ja. Warum? Sicher nicht wegen des Geldes oder der damit verbunden Popularität. Nein, ich bin eine Power-Frau, weil ich mein Leben kontrollieren kann. Weil ich mein Schicksal selbst in die Hand nehme. Ich bin seit 25 Jahren im Filmbusiness. Und ich habe es tatsächlich hingekriegt, dass ich nicht untergebuttert wurde. In dieser Branche ist es sehr leicht, auf falsche Versprechungen hereinzufallen.
… nein, ich bin schon jemand, der gerne auf den Putz haut. Außerdem habe ich von meines Vaters Seite viel italienisches Blut in den Adern; bei uns zu Hause wurde immer viel und gern geschrien. Da geht es auch heute noch recht laut zu. Schlagzeug spiele ich praktisch kaum noch. Aber viel-
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Vor allem wenn man noch sehr jung und unerfahren ist. Oder sich blenden zu lassen. Nicht mit mir.
Und dann? Dann hat er gelacht, gesagt, dass das alles nur ein Spaß war und dabei die Verlobungsringe aus der Tasche gezogen. Ich bin natürlich dahin geschmolzen und habe »Ja« gesagt.
Gib es einen Trick, wie man dem großen Ärger aus dem Weg gehen kann? Keine Ahnung. Ich habe mich immer sehr natürlich verhalten. War nie aufgesetzt oder gekünstelt. Und habe den Leuten nie etwas vorgespielt. Ich habe auch nie ein Blatt vor den Mund genommen, war immer offen und ehrlich. Das hat mir manchmal geholfen, manchmal nicht. Aber bei aller Karriereorientiertheit habe ich es immer ziemlich locker genommen.
War Ihre Hochzeit auch so chaotisch wie im Film? Nein, im Gegenteil. Die Feier war ganz traditionell, mit einer Hochzeitstorte bis zur Decke – und sehr romantisch.
Apropos Karriere: Jede TV-Serie geht mal zu Ende. Fangen Sie deshalb schon jetzt langsam an, sich in Kinofilmen zu profilieren? »Die Trauzeugen AG« ist Ihre erste große Kinofilm-Rolle…
Sind Sie lieber romantisch oder cool? Hm, gute Frage. Ich bin am liebsten glücklich. Und was immer mich glücklich macht, das ist auch cool für mich. Wissen Sie, ich habe in meinem Leben viel Liebe erfahren, aber auch Ablehnung – und sogar Hass. Aber diese Erfahrungen haben meinen Charakter gestärkt. Nur gegen Widerstände werden wir zu dem, der wir sind. Wer nie Probleme hat, wem alle Steine immer aus dem Weg geräumt werden, der wird ein ziemlich oberflächlicher Mensch. Und das ist das Uncoolste, was ich mir vorstellen kann.
… oh, das würde ich sehr gern. Mein großes Vorbild ist da Jennifer Aniston – sie hat es nach »Friends« geschafft, sich eine Karriere in Hollywood als Filmschauspielerin aufzubauen. Und das dauert natürlich seine Zeit. Damit kann man nie früh genug anfangen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, in so einer tollen Mainstream-Komödie wie »Die Trauzeugen AG« mitzuspielen. Da konnte ich auch mal eine andere Seite von mir zeigen. Denn die Braut, die ich da spiele, ist von meiner Rolle als Penny schon meilenweit entfernt. Sie hat es faustdick hinter den Ohren.
Wir Männer wollen unsere Frauen doch auch noch ein bisschen verrucht. Was war denn das Lasterhafteste, das Sie bis jetzt getan haben?
Kurz vor den Dreharbeiten des Films haben Sie ja einen echten Heiratsantrag bekommen…
Oh, da muss ich Sie enttäuschen. Ich habe noch nie im Leben Drogen angerührt und trinke sehr moderat. Ab und zu mal ein Glas Wein zum Dinner oder wenn ich mich im Jacuzzi entspanne. Aber als ich mir mit 17 ein Tattoo stechen ließ, da fühlte ich mich wahnsinnig verrucht.
… den ich überglücklich angenommen habe. Ja, manchmal imitiert das Leben sogar die Kunst.
Und was gibt Ihnen – neben dem Filmemachen – noch die besten AdrenalinKicks?
Ihr Mann Ryan Sweeting ist Tennisprofi. Wo hat er denn um Ihre Hand angehalten – auf dem Tennisplatz?
Meine Pferde. Und mein Mann. (Lacht) Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge…
Nein, in einem schicken Restaurant. Da hat er mich zum Essen ausgeführt. Das war alles hochdramatisch. Denn kaum saßen wir am Tisch, hat er aus heiterem Himmel einen Streit vom Zaun gebrochen. Ich dachte ehrlich, er macht mit mir Schluss!
Kaley Christine Cuoco-Sweeting wurde am 30. November 1985 in Camarillo, Kalifornien, als Tochter eines Maklers und einer Hausfrau geboren. Ihr Vater ist italienischer, ihre Mutter irisch-englisch-deutscher Abstammung. Sie hat eine drei Jahre jüngere Schwester namens Briana. Schon sehr früh trat sie als Model und Schauspielerin in Werbespots auf. Ihre erste große Rolle bekam sie mit sechs Jahren in dem TV-Film »Am Abgrund« (1992) an der Seite von Donald Sutherland. Danach hatte sie regelmäßig Gastauftritte in diversen amerikanischen TV-Serien. Von 2002 bis 2005 war sie in der auch bei uns erfolgreichen TV-Sitcom »Meine wilden Töchter« zu sehen. Ihren weltweiten Durchbruch hatte sie dann 2007 mit der TV-Kult-Serie »The Big Bang Theory«, von der bis heute acht Staffeln abgedreht wurden. Für drei weitere hat sie bereits unterschrieben. Mit »Big Bang«-Co-Star Johnny Galecki hatte sie eine zweijährige Beziehung, die beide 2009 freundschaftlich beendeten. Danach war sie kurze Zeit mit Josh Resnik verlobt, dem Bassisten der US-Rockband Danzig. Nach einigen Affären, darunter dem neuen Superman-Darsteller Brandon Routh, verliebte sie sich 2013 in den Tennisprofi Ryan Sweeting. Das Paar heiratete Silvester 2013. Sie leben abseits vom Hollywood-Trubel im San Fernando Valley bei Los Angeles.
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S t y l i n g : R O B E R T B E H A R @ O P U S B E A U T Y, A L L E LO O K S G E S . B E I D E C A D E S L A ( W W W. D E C A D E S I N C . C O M ) , H a i r : F R A N K I E PAY N E , M a k e - u p : S P E N C E R B A R N E S , Maniküre: EMI KUD, Models: STEPHANIE CORNELLIUSEN (L A MODELS), AUSTIN VICTORIA ( N E X T M O D E L S ) , TA N YA M I T Y U S H I N A ( E L I T E M O D E L S ) , C O L I N B O W M A N (NEXT MODELS), KLAUDIA BULKA (ELITE MODELS), BLAKE KNEISLEY (NEXT MODELS), N AT H A L I E PAC K ( E L I T E M O D E L S ) , J A M I E VA N DY K E ( N O T I E S ) , E D G A R A R E N A S
HELDEN UND WIR SO EIN HELD? WÄRE DOCH NICHT SCHLECHT. MACHT AN UND MACHT SICH IMMER GUT. UND WENN ER DANN AM ENDE VIELLEICHT DOCH NICHT GANZ SO PERFEKT IST? MACHT AUCH NICHTS! DER SPASS ZÄHLT. NEBEN DEM OUTFIT.
F o t o s : T O N Y K E L LY Produktion: ALICIA ZUMBACK @ CAMP PRODUCTIONS
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SUPERMAN ANZUG ADELE OF HOLLYWOOD
MANTEL MIT ABNEHMBAREM PELZKRAGEN GUCCI
OHRRINGE BILL BLASS
KETTE UND ARMREIF STYLIST’S OWN
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GRAUER HOSENANZUG
SUPERMAN ANZUG
SAINT LAURENT RIVE GAUCHE
ADELE OF HOLLYWOOD
SEIDENBLUSE CHANEL
MANTEL MIT ABNEHMBAREM PELZKRAGEN GUCCI
OHRRINGE BILL BLASS
KETTE UND ARMREIF STYLIST’S OWN
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BADEHOSE VERSACE
KLEID
SCHUHE
THIERRY MUGLER
VERSACE
ANSTECKNADEL
LEDERHANDSCHUHE
KENNETH J LANE
LACRASIA NY
CLUTCH KHIRMA
LEDERJACKE SAINT LAURENT RIVE GAUCHE
HUT NOLAN MILLER
KETTE ROBERT LEE MORRIS
BADEHOSE VERSACE
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ZORRO KOSTÜM WARNER BROS COSTUMES HOLLYWOOD
KOSTÜM THIERRY MUGLER
SCHUHE CHRISTIAN LOUBOUTIN
OHRRINGE NEIMAN MARCUS
HUT CHRISTIAN DIOR
ASTRONAUTENANZUG GLOBAL EFFECTS INC , LA
TOTAL LOOK CHANEL
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ASTRONAUTENANZUG GLOBAL EFFECTS INC , LA
TOTAL LOOK CHANEL
SHIRT CALVIN KLEIN
HOSE DOLCE & GABBANA
BLAZER, ROCK & OHRRINGE VERSACE
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BESONDERER DANK AN THE BEVERLY HILTON WWW.BEVERLYHILTON.COM
DECADES INC.
Wer auf den Straßen von Los Angeles den Hollywood-Glamour vermisst, wird bei Decades definitiv fündig. Denn die Boutique der Modeexperten Cameron Silver und Christos Garkinos ist stilistischer Marktführer in Sachen Luxus-Vintage und modernem Second Hand. Mitten in Beverly Hills auf der Melrose Avenue gelegen, wird der Shop nicht nur von Fashionistas aus aller Welt aufgesucht, sondern auch von Celebrities wie Charlize Theron, Selma Blair und Julianne Moore. Im Repertoire finden sich zeitlose Designerstücke und Accessoires von den 1920ern bis heute, alle mit Kennerblick von Silver und Garkinos ausgesucht. Die beiden haben schließlich einen Ruf zu verlieren. Die New York Times listet Silver unter den »Most Influential Names and Faces in Fashion«. Garkinos wird gerne als »The Robin Hood of Fashion« tituliert.
SCHUHE OSCAR DE LA RENTA
ROCK ALAIA
SCHMUCK STYLIST’S OWN
www.decadesinc.com
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January JONES Wir haben Don Draper, den kettenrauchenden Frauenhelden aus der US-Kultserie »Mad Men«, nie wirklich verstanden. Wer so eine begehrenswerte Frau wie Betty zu Hause hat, der geht doch nicht andauernd fremd. Für January Jones war Betty ein Glücksfall. Mit ihren hellblauen Augen und ihrem kühl-blonden Grace-KellyCharme wurde sie die sinnlichste RetroIkone des neuen Millenniums.
DIESES
GEWISSE ETWAS »I LOVE WOMEN, I THINK THEY’RE GREAT THEY’RE A SOLACE TO THE WORD IN A TERRIBLE STATE THEY’RE A BLESSING TO THE EYES A BALM TO THE SOUL«. MEINT LOU REED. ES GIBT FRAUEN, DIE UNS MÄNNERN NICHT MEHR AUS DEM KOPF GEHEN. UND AUS DEM HERZEN. MAL SEHEN, WORAN DAS WOHL LIEGEN KÖNNTE.
VINCENT PETERS: The Light Between Us. www.teneues.com. 98 Euro. Auch als Collector’s Edition erhältlich.
© 2014 Vincent Peters
Lässiges STATEMENT Vincent Peters sagt: »Ich fotografiere Worte, die ich nicht sprechen kann.« In der Tat entstehen bei ihm aus Blicken, Gesten, Haltungen fast schon Romane. Zumindest aber sind es berührende Statements, die Peters da in die bekannten Gesichter zaubert.
Te x t : U L R I C H L Ö S S L
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Uma THURMAN Quentin Tarantino sei Dank. Er besetzte Uma Thurman in »Pulp Fiction« als laszive Gangsterbraut Mia, die in Jackrabbit Slim’s Diner mit Travolta einen Jahrhunderttanz aufs Parkett hinlegt. Später metzelte sie sich graziös als Rache-Engel mit Samurai-Schwert durch seine »Kill Bill«-Filme. Im wirklichen Leben ist die Tochter eines Universitäts-Professors unheimlich klug. Sie ist das Sex-Symbol für Männer, die beim Zeitungslesen nicht die Lippen bewegen.
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© Reg Lancaster /Express/Getty Images
Aus dem Buch »Images of Women ll«, Schirmer/Mosel Verlag © Peter Lindbergh
Françoise HARDY Eine Frau wie Françoise Hardy sucht man heute in den Straßen von Paris meist vergebens. Die herbe Zärtlichkeit, mit der sie ihre Chansons vortrug, passte gut zum Biker-Outfit, das sie in den Swinging Sixties am liebsten trug. Aber lassen wir uns davon nicht täuschen. Sie konnte auch Femme fatale: in Netzstrümpfen und schwarzem Kostüm. Sie ist eine der zeitlos gewordenen Schönheiten, deren Blick uns trifft und viel in uns anrichtet.
Angelina Jolie als Regisseurin ihres Films »In the Land of Blood and Honey« © Universum Film
Julia ROBERTS »Wenn Julia Roberts lacht, geht die Sonne auf«, sagt Richard Gere über seinen »Pretty Woman«-Co-Star. Wie Recht er hat. Der größte Movie-Star seit Marilyn Monroe hat das Klischee der Filmdiva längst ins Gegenteil verkehrt: Sie ist unprätentiös, locker, offen, ultra-smart und hat jede Menge Talent. Und sie ist scharf. Ein Blowjob im Aufzug? Man würde ihr es sofort zutrauen.
© Touchstone Pictures
Angelina JOLIE Wie Marlene Dietrich wurde auch Angelina Jolie zu Tode fotografiert. Und trotzdem hat sie ihr Geheimnis bewahrt. Sieht man in ihr Gesicht, ist es, als ob man es zum ersten Mal sieht. Und das jedes Mal. »Brangelina«, »Hollywoodstar«, »UNO-Botschafterin« – das ist nur die Oberfläche. Darunter schlägt das Herz einer Sphinx: irritierend, schwer fassbar, gefährlich.
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© R EPORTERS ASSOCIES/Gamma-Rapho via Getty Images
© Gilbert TOURTE/Gamma-Rapho via Getty Images
Jane BIRKIN Schmalbrüstig und höllisch sexy. Unvergessen, wie sich Jane Birkin in »Blow Up« als Groupie nackt mit David Hemmings balgte. Unvergessen, wie sie sich – mit Serge Gainsbourg im Chanson »Je t’aime -… moi non plus« – zum Orgasmus stöhnte. Sie hexte uns Liebe ins Herz. Und sie war gerne nackt im Film. Wir haben sie gerne angesehen. Danke, Jane.
Romy SCHNEIDER Für Opa war sie »die Sissy« – für Alain Delon und eine Reihe anderer Männer die erotischste Frau, die je von Wien aus eine Weltkarriere startete. Der Heimatfilm-Kitsch der frühen Jahre war schnell vergessen: Im französischen Exil spielte Romy Schneider hocherotische Frauenrollen,
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wurde als Bühnenschauspielerin gefeiert und glänzte als Charakterdarstellerin. Sie war hochsensibel und dadurch schutzlos. Sie starb unter tragischen Umständen. Sie war ein großes Geschenk an die Welt.
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Nastassja KINSKI Die frühreife Tochter vom großen Klaus Kinski verführte als blutjunger Teenager in der »Tatort«Folge »Reifezeugnis« ihren Lehrer. Am Montag darauf stand ganz Deutschland Kopf. In Wim Wenders’ »Paris, Texas« spielte sie sich die Seele aus dem Leib. Schönheit als Glück und Verhängnis. Nastassja Kinski war zuständig für unsere Sehnsüchte. War Lustobjekt und Heilige zugleich. Und diese sinnliche Magie verströmt sie noch heute. In ihrer Gegenwart sind Männer leicht entflammbar. © dpa images
© Publiziert in dem Buch »Brigitte Bardot. Eine Hommage« von Christian und Marc Brincourt. Delius Klasing Verlag »Edition Delius«, Bielefeld, 2014.
Brigitte BARDOT Mythos BB. Und dieses eine Mal ist es nicht übertrieben. Sie drehte Filme wie »…und immer lockt das Weib« oder »Mit den Waffen einer Frau«. Sie räkelte sich splitternackt auf dem Bett in Godards »Die Verachtung« – und schrieb damit Filmgeschichte. Im azurblauen Meer vor Saint Tropez machte sie mit Gunter Sachs Liebe auf einem Speed-Boot bei voller Fahrt. Sie war wild, unberechenbar, magisch. Sie war Sex-Bombe, blonde Venus, sinnliches Kätzchen, enthemmtes Lust-Objekt. Mythos Bardot. Und das Schöne daran: Mythen sterben nie.
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© Chris Stein. Publiziert in dem Buch: Chris Stein: Negative. Rizzoli New York. Mehr über das Buch auf Seite 243
© Kevin Winter/DMI/The LIFE Picture Collection/Getty Images
MADONNA Im Film »In Bed with Madonna« besucht Kevin Costner Madonna nach einem Konzertauftritt in ihrer Garderobe und sagt: »Das war niedlich.« Dann geht er, Madonna verdreht die Augen und tut so, als müsste sie kotzen. »Niedlich« war das Letzte, was sie sein wollte. Viel lieber war sie als Sängerin, Schauspielerin, Performerin, Tänzerin, Mode-Designerin provokant, frech, sexy, lasziv, innovativ. Wie sang sie in »Erotica«? »I’d like to put you in a trance.« Das schafft sie immer noch. Spielend.
ICONS
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Deborah HARRY Als Front-Frau der New Yorker New-WaveBand Blondie avancierte das Ex-PlayboyBunny ab Mitte der 70er Jahre schnell zur Post-Punk-Prinzessin mit gefährlich viel Sex-Appeal in der Stimme. Wenn Debbie Harry bei Auftritten im verschwitzten Minikleidchen ihre wasserstoffblonde Haarmähne schüttelte und dazu »X Offender« oder »Heart Of Glass« sang, war das Erotik pur. Ihr Motto – damals wie heute: »Being hot never hurts!« Kein Wunder, dass sie Madonnas Vorbild wurde.
Aus dem Buch »Images of Women ll«, Schirmer/Mosel Verlag © Peter Lindbergh
Kate MOSS Sie ist die Quintessenz eines coolen Models: nicht perfekt, aber wahnsinnig sexy. Kate Moss war eigentlich schon immer da. Auf den Billboards am Time Square, den Covern von Vogue, Elle, Marie Claire, den Catwalks von Rio bis Tokio. Sie gab der Calvin-Klein-Unterwäsche den erotischen Touch. Männer-TriebReizung-de-Luxe. Und sie konnte Partys feiern, so exzessiv, als gäbe es kein Morgen. Wodka, Kokain, Sex, zerrissene Strumpfhosen … Entzug. Und dann wieder: das schönste Lolita-Model der westlichen Hemisphäre. Sie ist der Prototyp der selbstbestimmten Frau.
Peter LINDBERGH Images of Women ll Fotografien 2005-2014 Schirmer/Mosel Verlag 68 Euro
ICONS
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KEEP READING HORST EVERS S—84
WLADIMIR KAMINER S—87
ANTHONY BOURDAIN S—90
DIRK MAXEINER S—94
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ICH KANN DIR NICHT LANGE BÖSE SEIN Te x t : H O R S T E V E R S
Woran man den Unterschied zwischen Mann und Frau festmachen könnte? Vielleicht wenn es einmal etwas zu diskutieren gibt. Die Streitkultur zwischen Mann und Frau anhand des Druckerpapierkonflikts. Angefangen hatte alles mit einem Streit. Einem heftigen Streit. Es ging um Druckerpapier, welches ich angeblich aufgebraucht hatte, ohne es nachzukaufen, und das schon vor Tagen, und nun, wo sie mal einmal was ausdrucken hatte wollen, wäre nichts da gewesen. Ein Wort ergab das andere, und zum Schluss sind wohl auch Begriffe gefallen wie Druckerpapierplanwirtschaftstotalitarismus, was zwar humorvoll gemeint war, aber nicht so verstanden wurde. Kurz, es war schlimm und blieb schlimm. Eine der Sachen, die Frauen definitiv besser können als Männer, ist gewiss streiten. Streits mit Männern sind häufig quälend und bestehen zu einem Gutteil aus beleidigtem Schweigen. Frauen sind da wesentlich kommunikativer, engagierter und auch irgendwie freudvoller. Während Frauen sich voll Leidenschaft quasi wie in Intervalltrainingskurven erst in Rage und dann müde reden, ziehen Männer sich zurück, bauen schwere Waffen und beginnen grausame Kriege, weil sie dieses endlose Diskutieren so anstrengt. Ich habe einiges an bisheriger Lebenszeit damit verbracht, mit Frauen zu streiten, und aus heutiger Sicht muss ich zugeben, in rund achtzig Prozent aller Fälle war ich im Unrecht. (Sollte diesen Text allerdings nun eine der Frauen lesen, mit denen ich in den vergangenen dreißig Jahren gestritten habe – egal welche!!! – möchte ich ihr versichern: Unser Streit gehörte sicher zu den anderen zwanzig Prozent. Ist ja klar.) Es ist rückblickend schon peinlich, welch alberne Kämpfe die Frauen mit den Männern in den zurückliegenden Jahrzehnten auszufechten hatten. »Wenn alle Argumente gegen dich sind, ist der gute alte Trotz dein letzter Freund!«, vertraute mir mal ein im Geschlechterkampf erfahrenerer WGGenosse nach der dritten Flasche Wein an. Exemplarisch mag hierfür der klassischste und unsinnigste Zwist des vergangenen Jahrhunderts stehen: das im Stehen Pinkeln. Es gibt kein haltbares Argument dafür, außer irgendeiner kruden Männlichkeitsromantik. Ich weiß vom Sohn eines in Trennung lebenden Paares, der grundsätzlich viel lieber im Sitzen pinkelt, weil er sich dabei einfach wohler fühlt. Wenn er allerdings beim Vater, im Männerhaushalt, ist, besteht sein Erzeuger darauf, dass er dort im Stehen pinkelt. Als Zeichen von Freiheit, Unabhängigkeit und Männlichkeit. Also pullert der arme Junge heimlich im Sitzen und verteilt hinterher einige Tropfen Leitungswasser über Brille und Boden, damit der stolze Vater denkt, der Junge genießt so richtig das im Stehen strullen dürfen beim Papa.
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Nebenbei bemerkt bin ich übrigens ein entschiedener Befürworter einer konsequenten Quote in den Führungsebenen von allen Bereichen unseres Lebens. Ich bin fest davon überzeugt, diese Welt wäre eine weniger schlimme, wenn sämtliche leitenden Funktionen mindestens zur Hälfte von Frauen besetzt würden. Allerdings auch wirklich überall. Am Wichtigsten wäre, meiner Ansicht nach, eine sofortige Durchsetzung der kompromisslosen Quote für alle Spitzenpositionen in den Weltreligionen. Also vor allem Christentum, Islam und Judentum. Das würde viele Probleme unserer Zeit drastisch und zügig verkleinern. Aber allein an der vermeintlichen Absurdität dieses eigentlich schlichten Gedanken erkennt man, wie weit wir noch von einer wirklich modernen und chancengleichen Gesellschaft entfernt sind …
DRUCKERPAPIERPLANWIRTSCHAFTSTOTALITARISMUS WAR ZWAR HUMORVOLL GEMEINT, WURDE ABER NICHT SO VERSTANDEN.
Alle diese Gedanken gingen mir während des Druckerpapierkonfliktes durch den Kopf, und hätte ich das so in die Diskussion eingebracht, wäre vielleicht manches frühzeitig entschärft worden. Aber leider bin ich ja nun ein Mann. Daher erschien es mir natürlich viel zu kompliziert und langwierig, alle meine Überlegungen zu äußern, stattdessen suchte ich, wie gewohnt, den schnellen, einfachen Weg und erinnerte mich an einen Satz meines Onkels: »Junge, wenn du mal richtig schlimm Streit mit einer Frau hast, geh einfach mit ihr einkaufen. Das bringt sie auf andere Gedanken.« Mein Onkel hat mir tatsächlich zeitlebens einen rechten Haufen an Ratschlägen mit auf den Weg gegeben, und ich kann guten Gewissens sagen, dass bis heute kein einziger davon je funktioniert hat. Nie. Nicht mal annähernd. Im Gegenteil. Spektakulär beispielsweise sein Ratschlag in meiner Jugend: »Junge, wenn du mal Streit mit anderen Jungs hast. Vor der Disco oder so. Zeig nie, dass du Angst hast. Pubertierende Jungs sind wie schlecht gelaunte Hunde. Wenn man vor denen Angst zeigt, fressen die einen mit Haut und Haar.«
Also teilte ich kurz darauf in einer Konfliktsituation einer Gruppe größerer, schlecht gelaunter, pubertierender Jungs mit, dass ich vor ihnen keine Angst habe. Nun hatte ich aber tatsächlich ganz furchtbare Angst, und in der Tat gibt es wohl kaum etwas Erbärmlicheres, als wenn jemand, dem man an jeder Faser des Körpers ansieht, wie furchtbare Angst er hat, aller bebenden Furcht zum Trotz behaupten will, er habe keine Angst... Also konkret sagte ich wohl leider: »IchhaaaeekeieeeeNgst …«, weshalb die anderen Jungs mich gar nicht verstanden und nochmal nachfragten. Daraufhin wiederholte ich insgesamt fünfmal mit immer höher werdender Stimme: »IchhaaaeekeieeeeNgst…!!!« Woraufhin mir ihr Anführer sehr sachlich, fast freundlich erklärte, wie schade das wäre, weil ihr ganzer Status ja nur darauf beruhe, dass alle Angst vor ihnen hätten, weshalb sie nun also gezwungen wären, die Mühen des mich Verprügelns auf sich zu nehmen, bis ich endlich auch eine ausreichende Angst hätte und für sie so in gewisser Weise eine Art Grundordnung wieder hergestellt wäre.
des Druckerpapiers losmüsste, könnte ich dann doch gleich noch ins Textilgeschäft. Das wäre schön, wenn sie mich beriete und wer weiß, vielleicht würde sie ja auch noch was für sich finden. Ein Satz, der übrigens in aller Regel erstaunlich besänftigend und stimmungserhellend auf Frauen wirkt. Dachte ich. Zumindest bis zu dem Moment, als ich gerade einen Anzug anprobiert hatte und sie meinte: »Ein Anzug beweist sich im Gehen!« Ich solle darin mal einmal durch die Kaufhausetage und zurück laufen, und sie war, als ich zurückkam, mit meinen Sachen, meiner Tasche und natürlich auch dem Portemonnaie, Handy und überhaupt allem komplett spurlos verschwunden. In diesem Moment, als ich also quasi ohne alles, nur mit einem Anzug des Kaufhauses bekleidet, den ich aber ohne jede Barschaft auch nicht hätte kaufen können, im Kaufhaus stand, da wurde mir klar, dass sie in Gedanken wohl doch auch noch irgendwie bei unserem Streit gewesen sein muss.
Es war quasi ein Verwaltungsakt, und sie waren so etwas wie dumpfe Schlägerbürokraten, die mehr oder weniger auch nur ihre Pflicht tun. Am Ende machten sie sogar noch einen Witz, als sie sagten: »Wir wollen ja schließlich alle keinen Ärger, oder?« Übrigens auch eine viel zu wenig beachtete Tatsache. Von wegen, mit Humor fällt alles leichter. Bei ausgewiesenen Arschlöchern macht Humor, oder das, was sie dafür halten, meistens alles nur noch viel schlimmer. Humor in den falschen Händen kann furchtbare Auswirkungen haben.
»JUNGE, WENN DU MAL RICHTIG SCHLIMM STREIT MIT EINER FRAU HAST, GEH EINFACH MIT IHR EINKAUFEN.«
»WENN ALLE ARGUMENTE GEGEN DICH SIND, IST DER GUTE ALTE TROTZ DEIN LETZTER FREUND!«
Ich weiß nicht, wer schon einmal Stunden in einem Kaufhaus verbracht und ungefähr sechzig verschiedene Anzüge anprobiert hat. Nur um Zeit zu gewinnen. Damit nichts auffällt. Erstmal. Als ob es unauffällig wäre, einmal eine komplette Kaufhauskollektion durchzuprobieren. Irgendwann hat man auch das Gefühl, die Verkäuferin will einen langsam mal los sein. Also spätestens, als sie meinte: »In der Gardinenabteilung ist übrigens gerade Aktionsverkauf. Wollen Sie nicht auch noch alle Gardinen anprobieren?« Erst nachdem ich mir Hose und Pullover eines fast gleichgroßen Mannes sozusagen ausgeliehen hatte kam ich damit irgendwie nach Hause.
Warum ich nun trotz allem immer wieder Ratschläge meines Onkels befolge, weiß ich wirklich nicht. Das mit dem aus der Geschichte lernen wird ja auch überbewertet. Sonst würden es ja mehr Leute machen.
Als ich die Freundin später fragte, warum sie das denn getan habe, meinte sie, das wisse ich ganz genau. Ein Satz, der mich praktisch immer ratlos zurücklässt.
Zumindest behauptete ich, ganz durchtriebener Fuchs, der ich nun mal bin, ich bräuchte auch einen neuen Anzug. Und da ich jetzt sowieso wegen
Natürlich wusste ich nichts. Wie meistens, doch anders als sonst gab ich es diesmal auch zu. Darauf erklärte sie, es sei selbstverständlich wegen dieser
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Situation, in die ich sie gebracht hätte. Als sie da im Supermarkt an der Kasse stand. Alle Einkäufe auf dem Band und sie ohne Geld. Da ich nämlich, ohne Bescheid zu sagen, das letzte Geld aus dem Haushaltsportemonnaie genommen hatte für irgendeinen Quatsch. Und das alles wäre ihr ja noch passiert mit dem schreienden Kind vorm Bauch im Tragetuch.
Und dann kam dieser Satz, der mich seitdem beschäftigt. Ein Satz, der für mich eine neue Welt des Denkens öffnete, nämlich der bemerkenswerte Satz: »Eigentlich sollte ich jetzt wirklich sauer auf dich sein, weil du in mir so billige Rachegefühle ausgelöst und mich zu so einer albernen Tat verleitet hast, aber ich kann dir einfach nicht lange böse sein.« Wow! Stimmt, das lange Bösesein liegt ihr offensichtlich gar nicht.
UND DANN KAM MADONNA Te x t : W L A D I M I R K A M I N E R , I l l u s t r a t i o n : M A R C E L M E N D L E R
Darauf kam es zu folgendem wörtlichen Dialog: »ALS ICH GESEHEN HABE, DASS KEIN DRUCKERPAPIER MEHR DA IST, HATTE ICH SOFORT DAS GEFÜHL, DAS WIRD WOMÖGLICH SCHLIMM ENDEN.« ICH
Aber das ist jetzt vierzehn Jahre her.
SIE
Ja und? Ist es deshalb jetzt super?
ICH
Ich hab mich damals tausendmal entschuldigt, wochenlang den Abwasch gemacht, alle Fenster geputzt, immer das Lüften des Kindes im Tragetuch bei Wind und Wetter übernommen und und und …
SIE
Ja und?
ICH
Du hast irgendwann auch gesagt, es wäre wieder gut.
SIE
Ja und? Hast du dich noch nie getäuscht?
ICH
14 Jahre!
SIE
Weißt du noch, wofür du damals das Geld gebraucht hast?
Später erklärte sie mir, dass sie eigentlich wirklich keine tiefere Befriedigung verspüre und ihr die Aktion auch irgendwie peinlich sei, nur der ganz konkrete Moment der Rache, also als sie mit meinen Sachen aus dem Kaufhaus sei, der habe sich schon sehr gut angefühlt. Aber diese Sehnsucht, nach diesem kurzen Hochgefühl im konkreten Moment der Rache, die mache ihr schon manchmal doch ein bisschen Angst. Mir auch.
ICH Ä h. SIE
Später, als ich das neue Druckerpapier eingelegt habe und ihre nicht gedruckten Druckaufträge in Warteschleife ausdrucke, kommt als letztes ein einzelnes Blatt, auf dem nur ganz groß »Tut mir leid!« steht. Beim Blick auf die Zeit sehe ich aber, dass sie das schon vor unserem Streit abgeschickt hat. Als ich sie drauf anspreche, meint sie: »Jaja, als ich gesehen habe, dass kein Druckerpapier mehr da ist, hatte ich sofort das Gefühl, das wird womöglich schlimm enden. Da wollte ich schon mal vorsorgen!« Bemerkenswert, jetzt ist sie nicht nur nachtragend, sondern auch noch vortragend. Aber umsichtig.
Ein Anzug. Ein billiger Anzug für irgendeinen Auftritt. Deshalb?
Hm.
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WER KÖNNTE DA ANDERS, ALS SIE LIEBEN?
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Jürgen las die Nachricht wieder und wieder, zuerst dachte er, einer von seinen Mitarbeitern wollte ihn auf den Arm nehmen. In der E-Mail stand, dass die weltberühmte Sängerin Madonna, die einen Film über Osteuropa mitproduzierte, die Berlinale besucht und ihre Premierenparty in seiner Kneipe »Ost Bär« feiern möchte - und zwar schon übermorgen. Das Management von Madonna würde die Party vorbereiten und frage nun an, ob der Laden am Samstag zu mieten wäre. Er solle, falls Interesse bestünde, so schnell wie möglich beim Management anrufen. Jürgen lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. Madonna? In seinem Laden? Aber warum eigentlich nicht? Er schaute im Internet nach, tatsächlich war Madonna in der Stadt und den Film, den sie mitproduziert hatte, gab es wirklich. Es ging darin um die Reise eines jungen Amerikaners in die Ukraine oder so ähnlich. Allerdings war der Film nicht gerade neu, er lief bereits in Amerika im Kino und wurde deswegen auf der Berlinale nicht im Wettbewerb, sondern in einem Rahmenprogramm gezeigt, das den Filmen über Osteuropa gewidmet war. Jürgen hatte den Film nicht gesehen, er hatte ehrlich gesagt auch Madonna noch nie gehört. Zuhause hörte er Rock, Punkrock, er hatte alle CDs von den Ärzten und einige Platten von AC/DC. Auch für Filme über Osteuropa hatte er sich nie interessiert - er wohnte in Osteuropa. In einer Berliner Vorstadt geboren und aufgewachsen, merkte er auch nach Jahrzehnten im Kapitalismus, dass der Osten zwar vom Westen unterwandert, besetzt, aber nicht aufgelöst wurde. Die Bewohner des Ostens waren in der Konsumgesellschaft angekommen, aber geistig, kulturell hatten sie ihre Eigenstän-
digkeit bewahrt, ihre karge Sprache und ihr in den sozialistischen Jahren errungenes Recht auf Faulheit, beides Eigenschaften, die jeden Wessi auf die Palme brachten. Der Widerstand des Ostens war nicht gebrochen. Die kapitalistischen Geschenke wurden hier zwar gerne angenommen, die Billigwaren wortlos konsumiert, die verführerischen Fernsehshows und amerikanischen Serien, die ganze dekadente Belustigungspalette mit höflichem Interesse wahrgenommen, doch wenn es darum ging, die Ärmel hochzukrempeln und sich endlich richtig ausbeuten zu lassen, den eigenen Sklavenbeitrag auf den Baustellen des Kapitalismus zu leisten, schrieb sich der Osten krank, beschwerte sich über unerträgliche Rückenschmerzen und nahm dem Ausbeuter gegenüber die bekannte Straußenpose ein: den Kopf in den (märkischen) Sand und den Hintern zum Feind gerichtet. Viele Wessis, die nach der Wende mit großen Plänen in den Osten gekommen waren, scheiterten mit ihren »Projekten«. Da konnte auch Madonna, dieses MTV-Flittchen, mit ihren Filmen nichts dran ändern, dachte Jürgen. Oder war es doch bloß ein dummer Witz? Ohne lange zu überlegen wählte Jürgen die Nummer von Madonnas Management. Hallo!, sagte eine Frauenstimme. Madonna!, dachte Jürgen, und sein Herz hörte für eine halbe Sekunde auf zu schlagen. Eine angenehme Stimme bestätigte den Auftrag und fragte nach, ob es möglich wäre, jetzt gleich eine Bestätigung für die Feier zu bekommen, außerdem wäre es wichtig, die Höhe des Mietpreises zu klären. Ich muss mich zuerst mit meinen Partnern darüber beraten, ich rufe Sie in fünf Minuten
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wieder an, log Jürgen und legte auf. In Wirklichkeit hatte er gar keine Partner, die Kneipe mit unvergesslichem Ostberliner Charme Made in DDR mit Originaltapete von damals und einer sozialistischen Preistafel aus der Zeit, als ein Bier noch 1 Mark 30 kostete, gehörte ihm allein. Mehrmals in den letzten Jahren hatte er Menschen mit Kameras zu Besuch in der Kneipe gehabt, einmal zum Mauerjubiläum kamen sogar die Schweden, die japanischen Touristen kamen ebenfalls, und irgendwann geriet seine Kneipe in die Berlin Reiseführer - als ein Ort, an dem »der Schweiß des Mauerbaus noch an den Tapeten klebte«. Jürgen und seine Freunde, sie mussten damals über diesen Satz sehr lachen. Es war eigentlich kein Wunder, dass Madonna seinen Laden ausgewählt hatte, es gab gar nicht so viele Orte, die ihre Vergangenheit mit einer solchen hartnäckigen Nachhaltigkeit pf legten wie der Ost Bär. Je länger Jürgen darüber nachdachte, umso mehr schien ihm diese Begegnung unvermeidlich. Madonna und er, ihre Wege mussten sich früher oder später kreuzen, wenn sie sich tatsächlich für den Osten interessierte. Nur in einem Punkt hatte er noch keine Klarheit. Was sollte er von Madonna für diesen Abend verlangen? In der Regel, bei den wenigen Vermietungen pro Jahr, die er hatte, nahm er zwischen 300 und 500 Euro pro Abend - ohne Getränke und Speisen. Einmal, als ein ehemaliger Mitarbeiter seinen Geburtstag feiern und die ganze Kneipe nur für sich und seine Gäste haben wollte, nahm er sogar nur einen Hunderter von ihm. Ein andermal, als eine Firma, die Druckerpatronen produzierte, ihre Weihnachtsfeier in seiner Kneipe abhalten wollte, nahm er dafür 1000 Euro. Aber was war ein Tausender für Madonna? So viel gab sie wahrscheinlich pro Tag für Lippenstifte aus. Jürgen überlegte und überlegte und war sich doch unsicher. Er wollte nicht zu wenig verlangen, hatte gleichzeitig aber Angst, Madonna abzuschrecken, wenn er zu viel fordern würde. Er rief Markus, seinen Geschäftsführer, an und schilderte ihm kurz das Problem. Was soll ich von Madonna für einen Abend verlangen?, fragte er ihn. Verlangen? Bist du vollkommen übergeschnappt?, schrie Markus in den Hörer. Du darfst nichts von Madonna verlangen, du musst froh sein und dich glücklich schätzen, dass dir so etwas Großartiges überhaupt passiert. Madonna kommt in deinen Laden! Einfach so! Andere Länder zahlen Millionen, um sie einzuladen, damit sie ihnen aus sicherer Entfernung ein bisschen was vorsingt. Ich möchte aber nicht, dass sie singt, erwiderte Jürgen. Ich habe sie nicht eingeladen, sie ist von alleine gekommen. Ich nehme 2500, ich glaube, das ist OK. Du bist ein verrückter Hund!, japste Markus. Wetten wir, dass sie nicht zahlt? Wir wetten!, sagte Jürgen, legte auf und wählte sogleich die Nummer von Madonnas Management. Tach, Ost Bär hier, sagte Jürgen. Meine Partner und ich, wir sind bereit, Ihnen den Laden zu vermieten - für 2500 Euro. Sagen Sie nun genau, was Sie brauchen, wie viele Gäste werden erwartet, wieviel Personal muss ich bestellen, welche Getränke besorgen, möglicherweise brauchen Sie einen DJ... 2500 Euro ist etwas teuer, sagte die Frau nachdenklich. Ginge es auch für rund 2000? Natürlich ginge es für 2000!, schrie alles in Jürgen, er ließ sich aber nichts anmerken und sagte nein, das ginge leider nicht, er müsse ja schließlich die Kneipe für einen ganzen Abend komplett schließen, und das an einem Samstag, dem wichtigsten Tag in der Woche. Am Samstag machen wir das Hauptgeschäft, verdienen das meiste Geld, sagte Jürgen zu der Frau am anderen Ende der Leitung. Ich bin Ihnen sowieso schon freundschaftlich entgegengekommen, sagte er etwas pampig und hörte, wie die Frau am anderen Ende auf lachte. Gut, wenn dem so ist, wir zahlen den von Ihnen verlangten Preis. Über das Personal und die Sicher-
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heit brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, wir bringen unsere eigenen Leute mit. Wir sind sehr daran interessiert, dass sich an diesem Abend kein Fremder, d.h. nicht von uns eingeladener Gast im Raum auf hält, auch nicht Ihre Freunde oder Mitarbeiter. Jürgen verschlug es beinahe die Stimme - diese Arschlöcher! Das geht nicht, ich habe eine sehr sensible Zapfanlage, nur meine Leute können mit ihr richtig umgehen, sagte er. Wir brauchen Ihre Zapfanlage nicht, wir bringen eigene Getränke mit, sagte die Sprecherin des Madonna-Managements. Das einzige, was wir von Ihnen brauchen, sind die Schlüssel. Können wir morgen gegen 18.30 Uhr kommen? Und ich möchte Sie auch noch bitten, nach Möglichkeit den Inhalt unseres Gesprächs diskret zu behandeln, auch die Tatsache, dass unser Filmteam und Frau Ciccone am Samstag im Ost Bär feiert. Jürgen legte auf und atmete erst einmal tief durch. Trotz des hohen Preises fühlte er sich von Madonna angepisst. Diese Hochnäsigkeit und dieses Misstrauen... Es gibt solche Frauen, die sich von Anfang an für etwas Besseres halten, im Mann nur eine Art Haustier oder Zimmerpf lanze sehen, keinen gleichberechtigten Partner, keinen Freund, sondern einen, den man entweder begießen muss wie einen Baum oder melken wie eine Kuh. Seine Ex war auch eine solche Frau. Während er sich um ihre gemeinsame Zukunft kümmerte und die Existenzsicherung betrieb, die leere, heruntergekommene Kneipe übernahm und sie mit Schweiß und Blut zu einem gutgehenden Geschäft ausbaute, dafür manchmal Tage und Nächte in der Kneipe verbringen musste, schloss sie ihr BWLStudium ab, wurde selbstständig, eröffnete eine eigene Fahrschule und brannte schließlich mit einem ihrer Fahrlehrer durch. Sie war Madonna nicht unähnlich, hatte auf jeden Fall die gleiche Frisur. Zwei Mal hatte sich Jürgen auf langfristige Beziehungen eingelassen, und beide Male waren sie zerbrochen. Seine zweite Freundin, eine professionelle Sportlerin, ließ ihn wegen eines Skilehrers sitzen, den sie während ihres einzigen Skiurlaubs in den Bergen kennengelernt hatte – schrecklich: nach drei Jahren Zusammenleben. Und trotzdem zog es ihn immer wieder zu solchen selbstbewussten, selbstständigen Frauen wie einen Spieler an den Pokertisch. In Vorbereitung auf den Samstagabend hatte Jürgen über Madonna weiter im Internet recherchiert, er hatte über sie Näheres u.a. in Wikipedia erfahren und dabei nach und nach Ähnlichkeiten zwischen seinem und Madonnas Leben entdeckt. Auch sie bevorzugte selbstbewusste Partner, auch sie wurde von ihren Männern mehrmals enttäuscht, auch sie war mit einem Sportler, einem Fitnesstrainer, liiert gewesen. Genau wie Jürgen schien Madonna ein Arbeitsfreak zu sein, eine Workaholikerin, die ihr Leben vor allem als einen Arbeitseinsatz verstand. Auf den meisten Fotos sah sie hübsch aus, große Augen, blonde Haare und ein frisches, freches Lächeln, als wäre sie nicht vor einem halben Jahrhundert, sondern erst vor zwanzig Jahren auf die Welt gekommen. Je länger sich Jürgen mit Madonna beschäftigte, desto mehr gefiel sie ihm. Er fand sie nett. Ihr einziger Nachteil war - sie sang. Sie tat es mit großer Hingabe und war bestimmt bei allen Fans der Popmusik zu Recht beliebt. Leider mochte Jürgen Popmusik nicht, sie ging ihm auf die Nerven. Aber was soll’s, sagte er sich, nobody is perfect. Er bereitete sich innerlich auf das Treffen mit Madonna vor, frischte seine mangelnden Englischkentnisse auf und stellte sich immer wieder vor, was er Madonna sagen, wie er sich vorstellen würde. Er hätte ihr viel zu sagen, er hat einiges erlebt in der DDR, wovon Madonna nicht einmal träumte, er könnte ihr viel erzählen und nicht nur über Osteuropa. Die Zeit verstrich schnell. Noch zwei Mal rief ihr Management an, Markus rief ebenfalls an und fragte, ob er am Samstag kommen dürfe. Du darfst leider nicht, wimmelte Jürgen ihn ab. Einmal rief die Bildzei-
tung an. Verehrter Herr Jürgen, unserer Zeitung liegen Informationen vor, dass morgen in Ihrer Kneipe Ost Bär Madonna ihre Filmparty feiert. Können Sie uns diese Information bestätigen? Woher haben die bloß meine Nummer?, überlegte Jürgen und weigerte sich, die Nachricht zu bestätigen, er dementierte sie aber auch nicht. Wie viele andere verachtete er die Bildzeitung, blätterte sie jedoch ab und zu durch und war in gewissem Maß durch diesen Anruf geschmeichelt. Es gefiel ihm, dass die größte Boulevard-Zeitung Deutschlands sich für sie interessiert: für ihn und Madonna. Der Ostberliner und die Italoamerikanerin – »Madonna hat einen neuen Lover in Berlin gefunden«, so stellte sich Jürgen in der Phantasie die Titelseite der Bildzeitung vor. Was für ein Quatsch! Natürlich war das Quatsch. Andererseits merkte er überdeutlich, dass etwas geschah, etwas veränderte sich in seinem Leben. Die Grenze zwischen Zufall und Schicksal ist hauchdünn, und vielleicht war sein vorheriges Leben bloß eine Ouvertüre, Vorspiel zu einem anderen, wahren Leben - als Mann an Madonnas Seite zum Beispiel. Eines stand fest, sie waren beide Singles. Die Zeitungsfuzzies riefen noch einmal und dann noch einmal an, sie verhandelten immer frecher mit ihm und bestanden quasi darauf, dass er irgendwelche Berichterstatter durch die Hintertür in seine Kneipe einschleuste. Es war nicht mehr lustig, und Jürgen warnte sie ganz offen und direkt, ihn nicht weiter mit Anrufen zu belästigen. Es half nicht. Am Samstag rief die Bildzeitung beinahe alle zehn Minuten bei ihm an, immer andere Stimmen, die ihm die Ohren zerkauten. Schließlich schaltete er das Handy einfach aus. Seine Mitarbeiter bekamen frei, sie alle wussten Bescheid, was im Laden los sein würde, auch bei ihnen hatte die Bildzeitung wahrscheinlich schon angerufen. Vielleicht hatte auch Markus sofort alles weiter getratscht. Dieser Wichtigtuer. Alle waren sauer, dass man sie derart ausschloss. Jürgen bereitete sich zu Hause auf den Abend vor, ein wenig war es ihm mulmig ums Herz, was sollte er anziehen, was sagen? Nach langem Überlegen entschied er sich gegen Lederhose und T-Shirt und für seinen Anzug. Doch der Anzug war alt, er hatte ihn das letzte Mal zur Beerdigung seines Vaters vor zwei Jahren getragen. Also entschied er sich dann doch für Jeans und ein schwarzes Hemd. »Sie und ich, wir könnten einander einiges erzählen« - das wäre zum Beispiel ein Satz für den Einstieg. Aber zu lange Geschichten konnte er nicht bringen, dazu reichen seine Sprachkenntnisse nicht aus. Und was sollte sie ihm schon erzählen? Vielleicht andersrum, »Kommen Sie, ich zeige Ihnen meine Kneipe.« Was interessierte sie seine Kneipe? »Ich mag Ihren Gesang und Ihren Tanz.« Gott ist das schwer. Jürgen schaute in den Spiegel und fand sich hässlich. Darauf hin zog er doch den alten Anzug an, setzte sich vor die Glotze und machte ein Bier auf. Es war erst halb acht, die Party sollte kurz vor Mitternacht losgehen. »Sie und ich, wir haben uns einiges zu sagen. Nein, wir haben uns viel zu sagen« ... Es war halb fünf, als er aufwachte. Jürgen schaute auf die Uhr, ins f limmernde Fernsehen, wieder auf die Uhr und traute seinen Augen nicht. Wie konnte das passieren? Er lief runter und über die Straße zu seiner Kneipe, machte die Tür auf, es war niemand drinnen. Aber überall auf dem Boden lagen Flaschen, Gläser und Essensreste, Häppchen mit undefiniertem Zeug, Ananasscheiben vergammelten auf einem langen Tisch, eine schmutzige Krawatte lag auf dem Tresen und mit Lippenstift verschmutzte Servietten. Sein Telefon war ausgeschaltet, er machte es wieder an und wählte die Nummer von Markus. Du hast geschlafen? Du hast Madonna verschlafen? Ich glaub es einfach nicht, lachte Markus in den Hörer. Jürgen versprach Markus eindringlich, ihm unheimliche Schmerzen zuzufügen, wenn nur eine Menschenseele etwas davon erfahren würde. Ich war da, sagte Jürgen. Wir waren die ganze Nacht mit Madonna zusammen, und wir haben getanzt. Sie ist eine Klassefrau und menschlich in Ordnung. Wehe, du sagst irgendetwas anderes. Doch schon am nächsten Tag wussten alle Bescheid. Natürlich sprach niemand darüber in seiner Gegenwart, die Menschen hängen immerhin ein bisschen an ihren Arbeitsplätzen, doch hinter vorgehaltener Hand wurde Jürgen als der Mann bezeichnet, der Madonna verschlafen hatte.
Buchauszug aus: WLADIMIR KAMINER DAS LEBEN IST (K)EINE KUNST ERSCHEINT AM 1. 9. 2015 IM MANHATTAN VERLAG WWW.MANHATTAN-VERLAG.DE 17,99 EURO | ISBN 978-3-442-54730-2
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Te x t : A N T H O N Y B O U R D A I N
ICH TANZE » W E L L I D O N ’ T WA N T S O M E COCAINE SNIFFING TRIU MPH IN THE BAR, WELL I DON’T WA N T A T R I U M P H I N T H E C A R , I D O N ’ T WA N T T O M A K E A R I C H G I R L C R AW L W H AT I WA N T I S A G I R L T H AT I C A R E A B O U T O R I WA N T N O O N E AT A L L … «
J O N AT H A N R I C H M A N
Ich tanze Twist – oder so was ähnliches. Und obwohl ich beim bloßen Gedanken, dass es dafür Zeugen gibt,vor Scham im Erdboden versinken könnte, tanze ich nicht allein. Um mich herum schwingen neun oder zehn philippinische Kindermädchen und ihre Schützlinge ebenfalls die Hüften und bewegen sich auf Strümpfen zur Musik. Meine Tanzpartnerin ist ein zweijähriges Mädchen in rosa Strumpfhosen und einem Ballettröckchen. Das rote Zeug unter meinen Fingernägeln ist vermutlich Knete.
schem Grinsen etwa einen Meter tiefer hüpft und tanzt, freut sich sehr, dass ich da bin. »Richtig, ich liebe dich viel mehr, als die anderen Mütter ihre Kinder lieben. Daddy ist da – und sie nicht. Sie lassen sich ihre blöden Nägel machen, haben Affären, gehen zum Pilateskurs oder was auch immer schlechte Eltern machen … Ich bin für dich da, Boo … Tanze mir die Seele aus dem Leib – etwas, was ich für keinen anderen Menschen auf der Welt täte. Nur für dich. Ich bin ein guter Daddy. Ein guuuter Daddy!«
Mir ist vollkommen klar, dass das nicht cool ist. Das ist so weit entfernt von cool, wie ein Mann nur sein kann. Aber darauf verschwende ich keinen Gedanken. Diese Grenze habe ich schon vor langer Zeit überschritten. Wenn ich meinen Gemütszustand analysieren müsste, dann würde ich sagen, dass ich mich ziemlich gut fühle – in dieser selbstgefälligen Upper-East-Side-Manier, auf diese Bugaboo-Kinderwagen besitzende, gehwegterrorisierende, selbstgerechte Art, die so typisch ist für die Gruppe, der ich neuerdings angehöre. Schließlich bin ich der einzige Elternteil hier an diesem schönen Dienstagnachmittag, allein unter den hüftschwingenden Kindermädchen und den kleinen Sophias, Vanessas, Julias, Emmas und Isabellas. Meine Tochter, die mit mani-
Wenn sie brav ist, bekommt sie nachher ein Eis. Ich setzte sie gut sichtbar neben mich, mit dem Blick zur Straße, in der heimlichen Hoffnung, dass den Passanten auffällt, wie hübsch sie in ihrem Pulli von Petit Bateau aussieht, wie entzückend wir zwei zusammen wirken, was für ein wunderbarer Vater ich bin. Dann gehen wir nach Hause, ich trage sie auf den Schultern oder halte ihre kleine Hand, und ich schwebe auf einer Wolke der Selbstgefälligkeit.
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Mit dem Coolsein habe ich abgeschlossen. Oder, um genau zu sein, ich habe mit der Vorstellung abgeschlossen, dass irgendjemand die Möglichkeit in Erwägung ziehen könnte, ich würde cool wirken. Wie jeder ergebene Vater tief in seinem
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Innern weiß, entschwindet das (falls noch vorhandene) letzte bisschen Coolness in dem Moment, in dem man zum ersten Mal sein Erstgeborenes erblickt. In dem Augenblick, in dem man sich vorbeugt und sieht, wie das eigene Kind diese erste Vierteldrehung mit dem Kopf macht, da … tja, da weiß man, dass man seine geliebte schwarze Motorradlederjacke in die nächste Mülltonne stopfen kann. Auch die Tage des Ohrrings sind gezählt. Er wirkt jetzt irgendwie … würdelos. Norman Mailer beschrieb den Wunsch, cool zu sein, als den »Entschluss, den Psychopathen in einem selbst zu ermutigen, jenen Erfahrungsbereich zu erforschen, wo Sicherheit Langeweile und daher Krankheit bedeutet und man in der Gegenwart existiert, innerhalb dieser riesigen Gegenwart, welche ohne Vergangenheit und Zukunft ist, ohne Erinnerung und ohne Plan und Ziel«. Ich habe den Psychopathen in mir fast mein Leben lang ermutigt. Tatsächlich ist das eine elegante Umschreibung für alles, was ich getan habe. Aber ich denke, diese Zeiten sind vorbei. Die Essenz des Coolseins besteht darin, dass einem alles scheißegal ist. Machen wir uns nichts vor: Heute ist mir gar nichts mehr egal. Überhaupt nicht egal. Dagegen verblasst alles – wirklich alles – andere. Etwas
anderes zu behaupten, ob mit Worten oder Taten, wäre eine Riesenlüge. Also keine T-Shirts mehr von den Dead Boys. Wem sollte ich was vormachen? Ihre charmant nihilistische Weltsicht spiegelt meine so gar nicht wider. Wenn Stiv Bators noch leben und sich auch nur in die Nähe meiner süßen kleinen Tochter wagen würde, würde ich ihm das Genick brechen – und dann alles gründlich mit Feuchttüchern aufwischen. Keine Chance, hip zu sein. Mein Freund A. A. Gill hat mich darauf hingewiesen, dass es für eine Tochter ab einem gewissen Alter – so ab fünf – nichts Schlimmeres und Peinlicheres gibt, als ihren Vater rocken zu sehen. Vielleicht ist die eigene Plattensammlung tatsächlich cooler, als die der Tochter je sein wird, aber das macht keinen Unterschied. Es ist ihr egal. Und allen anderen auch. Wenn man Glück hat, wird ein Enkel, lange, nachdem man dahingeschieden ist, »Fun House« von The Stooges in der Sammlung für sich entdecken. Aber dann ist es zu spät, um sich noch einmal daran zu ergötzen, dass man mal als cool galt. Es ist nichts Cooles an dem Satz: »Früher war er einmal cool.« Das alles ist nur recht und billig. Historisch betrachtet war es nie gut, den Alten zu viel Respekt zu zollen. Ich will, dass meine Tochter mich liebt. Sie muss nicht unbedingt meine Vorliebe für irisches Bier oder Aztekensalbei teilen. Wenn man die Kinder der ewig Coolen sieht – in Sendungen wie Behind the Music –, wirken sie peinlich berührt und ein bisschen verloren. Sie reden über ihre immer noch aktiven Rock-’n’-RollVäter, als ob sie die widerwilligen Wärter einer seltsamen Rasse außergewöhnlich faltiger Kinder mit schlechtem Benehmen wären. Kinder sind vielleicht noch nicht alt genug, um zu wissen, was cool ist, aber sie spüren ganz genau, was uncool ist. Kinder wollen keine coolen Eltern. Als ich jung war, waren die »coolen« Eltern die, bei denen man daheim Gras rauchen konnte – oder bei denen man bei der Tochter übernachten durfte. Damit wäre Sarah Palin »cool«. Aber soweit ich mich erinnern kann, fanden wir solche Eltern irgendwie gruselig. Klar, sie machten keine Probleme, aber irgendetwas stimmte mit ihnen nicht, oder warum fanden sie uns sonst so unter-
haltsam? Hatten sie keine eigenen Freunde? Insgeheim hassten wir sie. Mein dreißigster Geburtstag war für mich eine grausame Überraschung. Ich hatte eigentlich nicht geplant, so alt zu werden. Ich hatte die Maximen meiner Zeit ernst genommen – »Trau keinem über dreißig« und »Live fast, die young« – und war ehrlich schockiert, als ich feststellen musste, dass ich selbst so lange lebte. Ich hatte alles Erdenkliche getan, um das Gegenteil zu erreichen, aber da war ich nun – ohne einen Plan B. Die Arbeit im Restaurant bot ein gewisses Maß an Stabilität, weil man von mir erwartete, dass ich morgens aufstand und zu meiner Schicht erschien – und das Heroin gab meinem Alltag zumindest ein Ziel. Mit Anfang dreißig wusste ich meistens, was ich jeden Tag zu tun hatte: mir Heroin besorgen. Über meine erste Ehe sage ich nur so viel: Wenn ich mir Gus Van Sants »Drugstore Cowboy« ansehe, vor allem die Beziehung zwischen Matt Dillon als Bob und Kelly Lynch als Dianne, werde ich sentimental. Der Film erinnert mich daran, dass selbst die schlimmsten Zeiten glücklich sein können – bis sie es nicht mehr sind. Doch mit Ende dreißig musste ich feststellen, dass ich immer noch da war. Ich spürte eine gewisse Enttäuschung, gepaart mit Verwirrung – und dem Gefühl, versagt zu haben. »Und was mache ich jetzt?«, dachte ich. Ich war clean, brauchte kein Heroin und Methadon mehr und hatte endlich – endlich – meine lebenslange Liebesaffäre mit dem Kokain beendet. Wo war meine Belohnung für diese Kasteiungen? Sollte ich mich nicht gut fühlen? Wenn überhaupt, dann erkannte ich aufgrund meiner Nüchternheit eine Leere und Unzufriedenheit in meinem Leben; ein Loch, das ich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren mit verschiedenen chemischen Substanzen gestopft hatte. Mit vierundvierzig, kurz nachdem ich »Geständnisse eines Küchenchefs« geschrieben hatte, fand ich mich plötzlich in einem ganz neuen Leben wieder. Eben noch stand ich neben einer Fritteuse und briet Pfeffersteaks – und im nächsten Moment saß ich oben auf einer Düne und bewun-
derte den Sonnenuntergang in der Sahara. Ich passierte Straßensperren in Battambang, winzige Füße spazierten über meinen Rücken in Siem Reap, ich aß im El Bulli. Kurz bevor meine erste Ehe in die Brüche ging, stürzte ich mich auf die Umgestaltung meiner Wohnung, ein Projekt, das sich schnell zu einer größeren Baustelle entwickelte: neue Regale, Möbel, Teppiche, Haushaltsgeräte – all die Insignien eines »normalen« und »glücklichen« Lebens –, Sachen, die ich noch nie besessen hatte oder mit denen ich seit meiner Kindheit nicht mehr gewohnt hatte. Ich schrieb zu der Zeit einen Krimi, in dem die Sehnsucht des Protagonisten nach einem behüteten Leben in der Vorstadt mehr über mich verriet als sämtliche Sachbücher, die ich bisher verfasst hatte. Kurz darauf kehrte ich meinem bisherigen Leben den Rücken und brach alle Brücken hinter mir ab. Es folgte eine Phase der … Selbstfindung. Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich beschloss, was ich tun wollte: Ich wollte Vater werden. Sich ein Kind zu wünschen, ist einfach. Ich habe immer – selbst in den schlechten alten Zeiten – gern daran zurückgedacht, wie mich mein Vater auf den Schultern in die Wellen am Strand von New Jersey trug und sagte: »Jetzt kommt eine richtig große!« Ich erinnerte mich an mein freudiges und erschrecktes Quietschen als Fünfjähriger und dachte, dass ich das auch eines Tages gern mit einem Kind erleben würde, dass ich auch diesen Ausdruck auf seinem Gesicht sehen wollte. Aber mir war klar, dass ich nicht die Sorte Mensch bin, die Kinder haben sollte. Kinder mochten mich gern – zum Beispiel meine Nichte und mein Neffe –, aber das ist einfach, vor allem, wenn man der nachsichtige »böse Onkel« ist. Ich hatte nie in einem Umfeld gelebt, das sich für ein Kind eignete – und ich hatte mich nie für ausreichend fit und gesund gehalten. Gelegentlich dachte ich an eine Vaterschaft, musterte mich im Spiegel und dachte: »Der Typ will vielleicht ein Kind, aber er ist einfach nicht dafür geeignet.« Außerdem war ich den Großteil meines Lebens viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um mich um irgendjemanden zu kümmern – was nach der Veröffentlichung von »Geständnisse eines Küchenchefs« nur noch schlimmer wurde. Ich weiß nicht genau, wann
GELEGENTLICH DACHTE ICH AN EINE VATERSCHAFT, MUSTERTE MICH IM SPIEGEL UND DACHTE: »DER TYP WILL VIELLEICHT EIN KIND, ABER ER IST EINFACH NICHT DAFÜR GEEIGNET.«
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»BABY«, SAGTE OTTAVIA, »DU BIST ALT. DEINE SPERMA … IEESSST … TOT.«
sich mir die Möglichkeit eröffnete, das zu ändern, aber ich schätze, es war irgendwann, nachdem ich jeden erdenklichen Fehler gemacht, alles vermasselt hatte, was ein Mann nur vermasseln kann, und erkannt hatte, dass ich genug Kokain gehabt hatte – ich konnte so viel nehmen, wie ich wollte, es machte mich nicht glücklicher. Ein nacktes, eingeöltes Supermodel machte mein Leben auch nicht besser – und auch kein Sportwagen. Es war irgendwann danach. Die Erkenntnis ereilte mich in meiner winzigen Wohnung im vierten Stock ohne Fahrstuhl an der Ninth Avenue. Über dem Restaurant Manganaro’s Heroboy – nur ein Gebäude weiter vom Esposito Pork Shop. Ich lag mit meiner damaligen Freundin im Bett – jugendfrei formuliert könnte man es als Löffelstellung beschrei-
ben – und ertappte mich bei dem Gedanken: »Ich könnte mit dieser Frau ein Kind machen. Verdammt, ich wäre nicht nur glücklich, wenn ich mit dieser Frau ein Kind machen würde, ich glaube … ich bin mir ziemlich sicher … ich wäre sogar ein richtig guter Vater.« Wir redeten darüber. Und Ottavia – so hieß/ heißt sie – fand meine Idee ebenfalls hervorragend, allerdings beurteilte sie meine Zeugungsfähigkeit eher pessimistisch. »Baby«, sagte sie (man stelle sich hier einen sehr charmanten italienischen Akzent vor – in Tonfall und Mimik einem sehr beschäftigten italienischen Restaurantleiter nicht unähnlich), »du bist alt. Deine Sperma … ieessst … tot.« Da wir von einem längeren Projekt ausgingen, planten wir, uns an die Arbeit zu machen, sobald ich von den Aufnahmen für meine nächste Sendung zurück war.
Aus Beirut. Über meine Erlebnisse in Beirut habe ich schon an anderer Stelle berichtet. Kurz und gut: Mein Kamerateam und ich gerieten mitten in einen Krieg. Etwa eine Woche lang verschanzten wir uns in einem Hotel, beobachteten und hörten die Bomben und spürten, wie sie die Stockwerke beben ließen. Nach dramatischem Hin und Her wurden wir mit einem Landungsboot der amerikanischen Marine evakuiert und zunächst zu einem Frachtschiff im Mittelmeer und dann nach Zypern gebracht. Mein Sender hatte überaus großzügig einen Privatjet gechartert, mit dem das Team und ich zurück nach Hause flogen. Von meinen Mitarbeitern war noch nie jemand mit einem Privatjet geflogen. Wir schliefen, spielten Karten und aßen Omeletts, die die Stewardess für uns briet, bis wir an einem verregneten grauen Morgen in
FALLS IHNEN JE IM SUPERMARKT DIE FRUCHTBLASE PLATZEN UND ICH IN DER NÄHE SEIN SOLLTE, BIN ICH IHR MANN. ICH WEISS GENAU, WAS ZU TUN IST.
Teterboro, New Jersey, landeten. Wir gingen zu Fuß über das Rollfeld zu einem kleinen, privaten Terminal, wo uns Pat Younge, der Chef des Senders, und Ottavia sowie die Frauen und Familienangehörigen der anderen begrüßten. Es war, untertrieben gesagt, eine emotionale Heimkehr mit vielen Umarmungen und Tränen. Ich fuhr mit Ottavia zurück in meine schäbige Wohnung. Dort zeugten wir ein Kind. Gibt wohl nichts Besseres als acht Tage voller Angst und Verzweiflung, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein paar Wochen später fuhren wir mit dem Auto vom Flughafen Los Angeles in die Stadt, wo ich als Jurymitglied bei Top Chef auftreten sollte, als uns Ottavias Arzt die gute Nachricht telefonisch übermittelte. Es gibt Fotos von mir, wie ich mit idiotischem Grinsen auf dem Bett unseres Hotelzimmers im
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Chateau Marmont sitze und fünf verschiedene Schwangerschaftstests aus der Drogerie hochhalte (alle positiv). Seltsamerweise hatte ich keine Angst. Weder damals noch heute hatte ich irgendwelche Bedenken. Nie kam mir der Gedanke: »Worauf lasse ich mich da ein?« Ich war der Musterschüler im Geburtsvorbereitungskurs nach Lamaze. Falls Ihnen je im Supermarkt die Fruchtblase platzen und ich in der Nähe sein sollte, bin ich Ihr Mann. Ich weiß genau, was zu tun ist. Auf meine wilden Zeiten blicke ich ohne großes Bedauern zurück. Die Verantwortung als Ehemann und Vater erfordert natürlich gewisse Verhaltensänderungen. Aber mein Timing hätte nicht besser sein können. Ich verwandelte mich – wenn auch etwas unbeholfen – genau in dem
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Moment in einen angesehenen Bürger, als es selbst für die Semiprominenz ungemütlich auf den Straßen wurde. Heute sind Twitter und die vielen Websites und Blogs, die sich mit Essen, Restaurants und Köchen beschäftigen, allgegenwärtig, daher bleibt niemand mehr unbehelligt, der eine Kochsendung im Fernsehen hat – nicht einmal ich. Man muss gar nicht sonderlich berühmt sein, um mit einem verschwommenen Foto bei DumbAssCelebrities.com aufzutauchen. Aber kein Vater möchte, dass die kleinen Klassenkameraden der Tochter lesen, wie ihr Daddy stockbesoffen morgens um zwei Uhr in einer Bar, in der man auch Köche als Gäste duldet, Schnaps aus dem Bauchnabel einer stämmigen, spärlich bekleideten Kellnerin geschlürft hat – was vor ein paar Jahren durchaus möglich gewesen wäre. In einer Zeit, in der ein Passant mit dem Handy mal kurz ein Foto davon machen
kann, wie man mit »Anal Rampage 2« und »MilfBusters« unterm Arm aus dem Sexshop kommt, um es dann in Echtzeit zu verschicken, ist man gut beraten, die Lederjacke gegen ein Paar Hosen von Dockers einzutauschen. Mir gefällt der Spruch »Niemand liebt einen schmutzigen alten Mann oder einen sauberen kleinen Jungen«. Als Kind war ich leider überaus sauber – dank einer Mutter mit Putzfimmel. Ich werde mein Bestes geben, um wenigstens nicht zum schmutzigen alten Mann zu werden. Wie gesagt, mein Timing war gut, auch ohne die Vaterschaft. Alles wegen eines kleinen Mädchens. Mir ist wohl bewusst, wie klein sie noch ist (wie könnte es auch anders sein). Sie ist ein unbeschriebenes Blatt, ihr Gehirn ist noch eine weiche Masse, in die sich jeder scharfe Tonfall, jeder Fauxpas und jede Unachtsamkeit unauslöschlich einprägen. Dass sie ein Mädchen ist, erfordert, glaube ich, zusätzliche Anstrengungen. Daddy war vielleicht früher in gewissen Phasen seines Lebens ein Schwein, aber Daddy will auf gar keinen Fall, dass er wie ein Schwein wirkt. Das kann man gar nicht genug betonen. Als älterer von zwei Jungen kann ich mir nicht einmal vorstellen, wie es für ein kleines Mädchen sein muss, wenn der eigene Vater einer Frau hinterhersabbert. Und aus dem kleinen Mädchen wird bald selbst eine junge Frau. Daran denke ich jeden Tag. Ich denke, ich werde die Kleine eine Zeit lang nach Strich und Faden verwöhnen und sie in einen Taekwondo-Kurs schicken, sobald sie vier ist. Ihr erster Tag in der zweiten Klasse, und der kleine Timmy in der Reihe hinter ihr zieht sie an den Haaren? Sie wird ihm den Ellbogen in den Brustkorb rammen. Meine kleine Tochter wächst vielleicht mit vielen Problemen auf: Verwöhnt und mit unrealistischen Erwartungen von der Welt, vielleicht weiß sie auch nicht so recht, wo ihre kulturellen Wurzeln liegen (weil wir so viel reisen), und beim Essen ist sie sicherlich wählerisch, wenn man bedenkt, was sie schon alles kosten durfte, außerdem wird sie einen betagten und vermutlich gebrechlichen Vater haben, wenn sie 16 ist. Aber sie wird nie Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben. Vor allem wird sie nie Bestätigung von irgendeinem rücksichtslosen Arschloch brauchen. Sie
kann – und wird es wohl auch – ihre Zeit mit so vielen Arschlöchern verbringen, wie sie möchte. So etwas können Väter nie kontrollieren, da bin ich mir sicher, da dürfen sie sich gar keine Illusionen machen. Ich kann nur hoffen, dass sie gute Gründe hat, ihre Zeit mit Idioten zu verbringen – etwa, weil Idioten sie amüsieren. Wichtig ist jedoch, dass sie keine Idioten braucht, um sich selbst besser zu fühlen. Das hoffe ich. John F. Kennedy hat einmal etwas entsetzlich Wahres gesagt – ein Satz, der garantiert allen Eltern das Blut in den Adern gefrieren lässt: »Ein Kind zu haben, bedeutet, dem Schicksal eine Geisel zu geben.« Ich wünschte, ich hätte das nie gelesen. Ich kann nur hoffen, dass sie glücklich ist – ich wäre auch zufrieden, wenn sie irgendwie verschroben wäre, Hauptsache, sie ist glücklich. Sie wird sich immer geliebt fühlen. Sie wird Essen und ein Dach über dem Kopf haben. Und eine große italienische und sardische Familie – und eine kleinere amerikanische. Mit sechs wird sie schon einen Großteil der Welt gesehen haben und wissen, dass nicht alle auf diesem Planeten so ein Leben wie sie führen – oder führen können. Sie wird hoffentlich barfuß mit den Kindern von Fischern und Bauern im ländlichen Vietnam herumtoben. Sie wird in jedem Ozean schwimmen. Sie wird wissen, wie man mit Essstäbchen isst – und wie echter Käse schmeckt. Sie spricht jetzt schon besser Italienisch als ich. Abgesehen davon weiß ich nicht, was ich sonst noch tun kann.
Buchauszug aus: ANTHONY BOURDAIN EIN BISSCHEN BLUTIG — NEUE GESTÄNDNISSE EINES KÜCHENCHEFS 2010 | KARL BLESSING VERLAG, MÜNCHEN
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GUCK MAL, DA
WA R U M H A B E I C H M I C H B L O S S A U F D I E S E S T H E M A E I N G E L A S S E N ? D I E W E I B L I C H E H A N DTA S C H E H Ä N G T W I E E I N D A M O K L E S S C H W E R T Ü B E R M E I N E M H A U P T. H ÄT T E I C H D O C H W E N I G S T E N S D A S T H E M A » M Ä N N L I C H E H A N DTA S C H E N « V O R G E S C H L A G E N . D A N N K Ö N N T E I C H H I E R B E Q U E M A B L Ä S T E R N , B E S O N D E R S Ü B E R D I E V O N M I R G E L I E B T E N B A U C H TA S C H E N , D I E I N V E R B I N D U N G M I T RINGELPULLIS , KURZEN HOSEN , SOCKEN UND TREKKINGSANDALEN GETR AGEN WERDEN . MÄNNER U N D H A N D TA S C H E N G E H T J A G A R N I C H T. W O B E I : I C H WA R T E N U R D A R A U F, D A S S D E R E R S T E H I P S T E R D I E M Ä N N L I C H E H A N D TA S C H E I R O N I S I E R T U N D D A M I T S O S T O L Z H E R U M L Ä U F T W I E J E T Z T S C H O N M I T S P I E S S E R H Ü TC H E N U N D S C H WA R Z E R AO K- B R I L L E .
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Doch zurück zur weiblichen Handtasche. Angestrengt überlege ich, ob ich mich an das Aussehen irgendeiner Handtasche erinnere, die von einer mir vertrauten Frau getragen wurde. Ergebnis: null, rien, nada. Hilfe, ich bin ein Handtaschen-Autist. Und ich glaube, es geht vielen meiner Geschlechtsgenossen genauso. Wirklich erinnern kann ich mich nur an eine Hermès-Tasche, die mir in Paris begegnete. Mit meinem dort lebenden Freund Peter sitze ich in einem Straßencafé auf dem Boulevard Beaumarchais. Plötzlich läuft eine sehr schlanke, sehr hübsche junge Frau vorüber, die ihre Hermès-Trophäe mit streng nach oben gerichtetem Ellenbogen ein wenig zu demonstrativ herumträgt. Und was sagt der Franzose am Nebentisch, nennen wir
ihn mal Monsieur Dupont, zu diesem Kürlauf mit Haltungsnote eins? »Guck mal, da läuft eine Teekanne.« Auf Französisch klingt das allerdings viel charmanter, deshalb verzeiht man französischen Männern ihren gnadenloses Chauvinismus. In Deutschland würde das nicht unter zehn Jahren in Alice Schwarzers Kölner Wehrturm geahndet werden. Hilflos durchstreife ich mit Google-Search ein ganzes Gebirge von Beiträgen zum Thema Handtasche. 1.660.000 Einträge werden angezeigt, ich habe ein paar davon kurz durchgescannt. Im Wesentlichen werden in den Beiträgen drei Pfade zur tieferen Erkenntnis des Phänomens Handtasche beschritten. Und alle drei sind, Pardon, nicht besonders originell.
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Da wäre zunächst ein bisschen Evolutionsgeschichte für Dummies. Die geht in etwa so: Der Mann ist der Jäger und trägt die Keule in der Hand, während die Frau für Sammeln und Aufbewahren zuständig ist. Und dann verschwindet ein Stück vom Mammut in der Longchamp Shopper-Tasche. Mit wachsender Scham wanderte die Tasche dann als Einnäher unter lange und weite Röcke, was bis ins 20. Jahrhundert anhielt. Seitdem strebt die weibliche Bekleidung wieder dem prähistorischen Ideal zu, allerdings auf höherem Niveau, sprich High Heels. Jedenfalls erlauben knapp sitzende Textilien keine Unterbringung von Schminkspiegeln und iPhones am Körper, warum die Handtasche wieder zum unabdingbaren Begleiter aufstieg.
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Pfad Nummer zwei: der wissenschaftliche Ansatz. Ich förderte beispielsweise die dicke Untersuchung Bag Stories zu Tage. Handtaschen aus 16 Ländern erzählen uns die Geschichten ihrer Besitzerinnen. Darin steht geschrieben, dass sich vier von fünf Frauen an ihre erste Handtasche erinnern können, dass Handtaschen emotionale Sicherheit bieten und eine externe Wohlfühlzone darstellen. Und dass sie in den letzten fünf Jahren 38 Prozent schwerer geworden sind. Außerdem, dass sie hinsichtlich der Statusleiter ein soziales Signal seien und Ausdruck der persönlichen Identität. Ich glaube das alles aufs Wort. Nur eine Frage drängt sich mir auf: Gibt es irgendein modisches Accessoire, das KEIN soziales Signal ist oder emotionale Sicherheit bereitstellt? Egal ob Schuhe oder Mobiltelefon, die Jeansmarke oder das Parfum, das alles funktioniert doch nach dem gleichen Programm. Und an das erste Dingsda kann sich auch jeder erinnern, Frauen an die Handtasche und Männer an das Auto.
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Pfad Nummer drei: der Inhalt der Handtaschen. Ganze Bataillone von Schreibern und Fotografen haben sich dieser Enthüllung gewidmet. Eine Gesellschaft, die sich beinahe hysterisch gegen jede Ausspähung wendet, kramt lustvoll in den Handtaschen von Frauen herum. Und die machen dabei oft auch noch mit. Ich nicht, basta. Wir sind hier doch nicht bei Facebook. Wie schrieb die New York Times 1945: »Jede Frau wirft einem einen unbehaglichen Blick zu, wenn man in ihre heiligen Gemächer zu schielen versucht. Ein Kavalier sollte deshalb immer taktvoll wegsehen, wenn seine Begleiterin die Handtasche öffnet.« Mitunter kann das Öffnen einer Handtasche aber auch ganze Männerbünde in tiefe Depression stürzen. Eine wahre Meisterin in diesem Fach war die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. Von der sagte man allerdings, dass sie der einzige Mann in ihrem Kabi-
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nett sei, was die Lage ein wenig kompliziert. In einem Interview bekannteThatcher, dass ihre Handtasche der einzig sichere Ort in Downing Street No.10 sei und dass sie dort alles aufbewahre, was wichtig sei und unter Verschluss bleiben müsse. Ihr grimmiger Griff zur Handtasche ließ Minister und Präsidenten erstarren. Wenn das männliche Personal störrisch war, schlug Thatcher ihre schwarze Kroko-Tasche aus dem Hause Salvatore Ferragamo oder die Henkeltasche des britischen Traditionshauses Asprey gerne schwungvoll auf den Tisch. Handbagging wurde zu einem feststehenden politischen Begriff und steht für die knallharte Durchsetzung eigener Interessen. Und die Handtasche rettete Frau Thatcher einmal vermutlich das Leben. Erzählte mir zumindest der Doorman des betagten Grand Hotels im britischen Seebad Brighton. Margaret Thatcher übernachtete dort am 12. Oktober 1984, und
MITUNTER GANZE
KANN
DAS
ÖFFNEN
MÄNNERBÜNDE
IN
EINER
TIEFE
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DEPRESSION
ABER
STÜRZEN.
AUCH EINE
WA H R E M E I S T E R I N I N D I E S E M FAC H WA R D I E E H E M A L I G E B R I T I S C H E P R E M I E R M I N I S T E R I N M A R G A R E T T H AT C H E R .
die IRA ließ eine Bombe durch den Kaminschacht herunter. Als sie detonierte, befand sich Margaret Thatcher gerade in der Toilette und kramte in ihrer Handtasche. Dann gab es einen Riesenknall, und als sie die Tür öffnete, war da kein Zimmer mehr. Thatcher entstaubte die Ferragamo oder Asprey und machte einfach weiter. Eines der historischen Stücke wurde übrigens nach ihrem Tod zugunsten einer Krebsstiftung für 101.000 britische Pfund versteigert.
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Angela Merkel, der zunehmend auch das Adjektiv eisern angeheftet wird, vertraut übrigens auf Handtaschen-Modelle aus dem französischen Haus Longchamp. Nicht zu teuer, nicht zu extravagant, geräumig und unverwüstlich. Eine Mode-Expertin schrieb, dass diese gar nicht so schlimm seien und bestätigte damit die Maxime der deutschen Kanzlerin: Bloß nicht auffallen und niemals eine Angriffsfläche bieten. Da wird die Handtasche doch glatt zur politischen Metapher.
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Mehr Frauenspielzeug, auch noch wunderbar illustriert, gibt es in diesem Buch: HELGE JEPSEN FRAUENSPIELZEUG 2010 | HOFFMANN UND CAMPE VERLAG ISBN-10: 3455380794.
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MICHAEL KORS
NIKE
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BRILLE
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MOBILTELEFON
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BOGNER
ACCESSOIR ES
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OHRRINGE
BOX
BRILLE ROT
BRILLE GRAU
BRILLE GRÜN
BRILLE SCHWARZ
CHOPARD
PHILIPS
FREUDENHAUS
MARC O' POLO
ANDY WOLF
MYKITA
TASCHENMESSER
FÜLLER
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UHR
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RING
VICTORINOX
MONTBLANC
UNION GLASHÜTTE
ROLEX
TAG HEUER
PIAGET
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GÜRTEL
VIBRATOR
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MASSAGEÖL
LEDERJACKE
HANDSCHELLEN
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TIGER OF SWEDEN
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MEISTER DER HOCHKULTUR ER WOLLTE NIE SO HOCH HINAUS WIE DIE ABSÄTZE SEINER SCHUHE. DIESE HABEN SICH IN DEN VERGANGENEN ZWANZIG JAHREN GLATT VERDOPPELT. SEIN UNTERNEHMEN IST NOCH WENIGER BESCHEIDEN GEWACHSEN. CHRISTIAN LOUBOUTIN, DUNKLE AUGEN, DUNKLE STIMME, DUNKLER TYP, WEISS EINFACH, WIE MAN FRAUEN UM DEN VERSTAND BRINGT. VOR ALLEM MIT SEINEM MARKENZEICHEN, DER ROTEN SOHLE, DIE EINST AUS EINER IMPROVISATION ENTSTAND: EINE SCHWARZE ERSCHIEN IHM ZU MASSIG FÜR DAS ZARTE DESIGN EINES PROTOTYPEN, WESHALB ER SIE KURZERHAND MIT DEM NAGELLACK SEINER ASSISTENTIN ROT ANPINSELTE. DA IST ES NUR KONSEQUENT, DASS ES NUN AUCH NAGELLACK AUS DEM HAUSE LOUBOUTIN GIBT – IN FORM, KLAR, EINES STILETTOS. WENN MAN SO WILL EIN GANZ NEUER ABSATZMARKT.
Fotos: STEPHAN GLADIEU
I N T ERV IE W
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SCHON ALS KLEINER JUNGE WAR ER FASZINIERT VON HOHEN SCHUHEN. IN DEN VARIETÉS VON PARIS BEOBACHTETE ER ALS JUGENDLICHER DIE ANATOMIE VON BEINEN UND FÜSSEN DER TÄNZERINNEN, FÜR DIE ER BALD AUCH ERSTE SCHUHE ENTWARF. BEI ROGER VIVIER LERNTE ER SPÄTER DAS HANDWERK, MACHTE SICH 1991 MIT ZWEI FREUNDEN, BIS HEUTE SEINE GESCHÄFTSPARTNER, SELBSTSTÄNDIG MIT EINER KLEINEN BOUTIQUE IN DER PARISER GALERIE VÉRO-DODAT. HEUTE IST LOUBOUTIN EINE GLOBALE MARKE. UND EIN ZIEMLICH INTERESSANTER MANN.
DA S GESPR ÄC H F Ü H RT E M I R A W I ESI NGE R
Die Bedeutung des Wortes Emanzipation hat sich genau wie die Bedeutung des Wortes Freiheit mit der Zeit sehr verändert. Simone de Beauvoir war eine bemerkenswerte Soziologin in den 50er- und 60er-Jahren. Diese Zeiten sind aber längst vorbei.
zweite Modell hervor, ein schlichteres, weniger hohes Paar. Et voilà, die Dame ist glücklich. Ich werde Sie nicht langweilen mit der Frage, weshalb Sie sich für eine rote Sohle entschieden haben. Sie haben aber einmal etwas sehr Interessantes über Rot gesagt – nämlich, dass es für Sie gar keine Farbe ist.
Haben Louboutin-High-Heels denn auch einen Beitrag zur Emanzipation geleistet?
Rot geht über die Farben hinaus. Es ist ein Symbol. Als ich in den 90erJahren mit der roten Sohle loslegte, sagten Frauen immer: „Ich trage keine Farben.“ Während sie das sagten, hatten sie aber fast immer rot lackierte Fingernägel oder rot geschminkte Lippen. Mir wurde schnell klar, dass Rot gar nicht als Farbe empfunden wird. Technisch ist es natürlich eine, aber es repräsentiert noch sehr viel mehr. In fast jeder Kultur steht Rot für etwas Positives – für Stärke, Leidenschaft, Liebe, Leben. Und natürlich für Weiblichkeit.
Nicht nur meine Schuhe, sondern High Heels im Allgemeinen. Sie sind heute definitiv ein Ausdruck von Freiheit. Als ich ein Kind war, galten Frauen, die sich schminkten, sich weiblich kleideten, die hohe Absätze trugen, immer als abhängig, ja, sogar als dumm. Vor allem dann, wenn sie auch noch blond waren. Schon als Kind fand ich das merkwürdig, ich habe nie die vermeintliche Verbindung zwischen Weiblichkeit und Einfalt verstanden. Vielleicht, weil Sie unter Frauen groß geworden sind?
Monsieur Louboutin, 2012 zeigte das London Museum of Design eine Retrospektive Ihres Lebenswerks. Im September vergangenen Jahres gab es eine Dokumentation des Fernsehsenders ARTE über Ihre Karriere. Wie fühlt es sich an, selbst im Mittelpunkt zu stehen?
Unerwartet unterschiedlich sind auch Ihre Kundinnen. Oder was haben eine First Lady, eine Prinzessin und eine Burlesque-Tänzerin gemeinsam? Mal abgesehen von ihren Louboutins. Diese Damen, auf die Sie gerade anspielen, sind alle sehr selbstbestimmt. Es sind Frauen, die Respekt sich selbst gegenüber haben. Und sie sind sich darüber im Klaren, dass ihr Körper, also ihre Verpackung, eng mit ihrer Arbeit verknüpft ist. Auf der anderen Seite sind all diese Personen am Ende ein und dieselbe Frau. Nämlich jede Frau. Man muss nicht ein Showgirl sein, um eine Showgirl-Seite in sich zu tragen. Nicht jede extrovertierte Frau macht jedoch gleich einen Beruf daraus. Und dann gibt es eben Berufe, für die es extrovertierte Schuhe braucht.
In der Ausstellung ging es um meine Schuhe, nicht um meine Person. Es ist ein ganz anderes Gefühl, auf die eigene Arbeit zurückzublicken, als auf sich selbst. Ich bin ja nicht physisch in meine Arbeit involviert, sondern mental. In der Dokumentation war ich dann aber plötzlich körperlich anwesend. Das war ein ziemlicher Schock, um ehrlich zu sein. Speziell für jemanden wie mich, der nicht mal gern in den Spiegel schaut. Obwohl Sie doch ganz offensichtlich ein Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik sein müssen.
Sie glauben also, ein Schuh kann unsere Attitüde verändern?
Die ästhetische Welt, die ich erschaffe, hat aber nicht unbedingt etwas mit dem eigenen Körper zu tun. Deshalb fiel mir das Betrachten der Ausstellung auch wesentlich leichter. Man konnte die Entwicklung meines Designs über die Jahre hinweg beobachten. Ich erinnere mich sehr gut an das Jahr 1991, als ich meine erste Kollektion herausbrachte. Frauen fanden meine Schuhe damals unfassbar hoch. Wenn ich mir diese Schuhe heute ansehe, finde ich das rührend, denn es sind Absätze von gerade einmal achteinhalb Zentimetern. Als ich dann einen zehn Zentimeter hohen Absatz vorstellte, hielt man mich für vollkommen verrückt.
Nein, das glaube ich nicht. Ich bin mir dessen sogar ziemlich sicher. Man zieht ein Paar High Heels an, und schon ist man sich seiner Haltung viel bewusster. Selbstbewusster. Die gesamte Körpersprache ändert sich dadurch. Ist der Absatz jedoch zu hoch, ist das Gegenteil der Fall: Wir fühlen uns unsicher.
Die Farbe hat auf jeden Fall zu meiner Bekanntheit beigetragen. Es ist
» Man muss nicht ein Showgirl sein, um eine Showgirl-Seite in sich zu tragen. «
CHRISTIAN LOUBOUTIN
Das kommt auf die Frau an. Ich habe eine Freundin, die sucht ihre Schuhe entsprechend ihrer Begleitung aus. Ist es ein Mann, der nach Bestätigung sucht, dann zieht sie sich einen sehr hohen Absatz an, sodass sie sich an ihm festhalten muss. Dadurch wird er sich gut fühlen.
Dann sind Sie heute wohl komplett durchgeknallt. Die Höhe der Absätze hat sich tatsächlich mitunter verdoppelt. 17 Zentimeter sind keine Seltenheit mehr in meinen Kollektionen. Dann aber natürlich in Kombination mit einem Plateau.
Am Ende sind Schuhe also tatsächlich eine Waffe der Frau? Sie sind auf jeden Fall ein Werkzeug. Sie können einer Beziehung weiterhelfen, sie formen.
Mal abgesehen von den Absätzen, was sind Ihre Stärken? Sind Frauen in flachen Schuhen für Männer denn weniger attraktiv? (Pause, er überlegt). Ich tue Dinge immer für, niemals gegen etwas oder jemanden. Es kann ein Lebensmotto sein, gegen andere zu arbeiten. Andere Schuhdesigner zum Beispiel. Das finde ich aber destruktiv. Bei mir ging es ganz einfach immer nur um mich, was mir gefällt. Ich habe mir selbst niemals ein Limit gesetzt, mir aber auch nie zu viel vorgenommen. Wenn man mich vor zwanzig Jahren gefragt hätte, ob ich mir vorstellen könnte, einmal 800.000 Paar Schuhe pro Jahr zu produzieren oder 92 eigene Boutiquen weltweit zu besitzen, dann hätte ich geantwortet: Mit 100.000 Paar Schuhen und zehn Boutiquen wäre ich der glücklichste Mann. Nicht zu wissen, was auf einen zukommt, ist immer eine gute Sache.
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Vielleicht der Grund, weshalb bei vielen Frauen der Verstand aussetzt, wenn es um Ihre Entwürfe geht. Immerhin kosten Louboutins ein kleines Vermögen.
Das hat mich definitiv beeinflusst. In jeder Hinsicht. Zunächst einmal bekam ich dadurch eine Menge Respekt vor Frauen. Ich habe aber auch viel über zwischenmenschliche Beziehungen gelernt. Von meinen älteren Schwestern wurde ich als kleiner Junge nicht als Mann wahrgenommen.
Das kommt auch hier auf die Frau an. Nehmen Sie Brigitte Bardot, die ja immer auch ein Symbol für sexuelle Freiheit war. Wenn man an sie denkt, dann sieht man aber auch eine zerbrechliche Ballerina vor sich. Barfuß. Ein Schuh macht nicht eine Frau. Die Alchemie aus Frau und Schuh kann etwas bewirken, ein Schuh ist jedoch nichts ohne eine Frau. Was entgegnen Sie der These der Feministin Simone de Beauvoir, die sagt: Emanzipation fängt mit flachen Schuhen an.
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Deshalb haben sie in meiner Gegenwart offen über Männergeschichten und vieles andere gesprochen. Wenn dann aber mein Vater auftauchte, der ja nicht viel zu Hause war, dann haben sie sich plötzlich ganz anders verhalten. Ein Freund von mir sagte immer: »Deine Schwestern sind ja solche Heuchlerinnen.« Aber das stimmte gar nicht. Das Verhalten von Menschen ist doch immer von der Situation abhängig. Männer sind unter Männern doch auch ganz anders. Ich war immer schon auf der Seite der Frauen.
aber nicht allein das Rot, das Frauen an meinen Schuhen begehren. Es ist die Sexyness, die sich dahinter verbirgt. Und auch die Freiheit. Gibt es eine spezielle Frau, für die Sie gern mal einen Schuh fertigen würden? (Nun legt er den Kopf in den Nacken und lacht, zögert, als sei er ein wenig verlegen. Gesteht dann aber doch.) Ja, für die Queen.
Und durch Ihre Arbeit lernen Sie natürlich noch mehr über Frauen. In der eingangs erwähnten Reportage verraten Sie etwa, dass Sie grundsätzlich zwei Paar Hochzeitsschuhe entwerfen, auch wenn nur ein Paar bestellt worden war.
Für die Queen?! Für einen Designer ist es immer spannend, für Personen zu arbeiten, die für irgendetwas stehen. Nehmen Sie Tina Turner, auch sie ist sehr interessant für mich: Sie ist eine Tänzerin, hat diese Wahnsinnsbeine, aber das ist längst nicht alles, was sie verkörpert. Die Queen ist ein ebensolches Symbol. Nicht zwingend für Weiblichkeit (er schmunzelt), aber sie ist eine Frau, und sie hat Macht. Also alles, wofür ein Louboutin-Schuh steht.
Weil viele Frauen vor ihrer Hochzeit nervös werden, plötzlich unzufrieden sind mit ihrem Outfit. Dann muss ein Sündenbock her. Meistens sind dann die Schuhe schuld, die auf einmal zu verspielt, zu auffällig, zu hoch sind. Auch wenn der Schuh exakt so gewünscht war. Dann hole ich einfach das
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» Ich tue Dinge immer für, niemals gegen etwas oder jemanden. « CHRISTIAN LOUBOUTIN
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BETTER TOGETHER I’LL TELL YOU ONE THING, IT’S ALWAYS BETTER WHEN WE’RE TOGETHER. Jack Johnson
Gestatten, sein Name ist Kubrick. Kubrick the Dog. Nur um ganz sicher zu gehen. Nicht dass dieser ungarische Vizsla noch mit dem Regisseur gleichen Namens verwechselt wird. Kubrick jedenfalls war Zeit seines Lebens ein glücklicher Hund. Er durfte sich an Kate Moss anschmiegen. Mit Eva Padberg kuscheln. Oder der best buddy von Stella McCartney (Foto) sein. Denn sein Herrchen Sean Ellis nahm ihn regelmäßig mit zur Arbeit. Und die heißt: Modefotografie. So wurde Kubrick selbst zum Model. Denn Ellis hielt das Leben seines treuen Gefährten von Anfang an im Bilde fest – und widmete ihm ein ganzes Buch. Sozusagen eine Dogographie. SEAN ELLIS Kubrick the dog. Schirmer/Mosel. 29,80 Euro.
BETT ER TOGETH ER
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Fot o s: DAV I D D R E B I N @ S E V E R I N W E N D E L E R , Ha ar e: N A N C I L E E S A N TO S M a k e - u p : M A R C O S O U Z A , S t y l i n g : S TA C E Y K A L C H M A N , P r o d u k t i o n : LY N D A G O L D S T E I N , Idee : M I C HAEL KÖ C K R IT Z, Model s: PALO MA MAR I ELL A , AN G ELI C A B R I D G ES , MONICA GABOR, COLLEEN SHANNON & BRANDE RODERICK
A NIGHT WITH THE OSCARS KURZ VOR DER PARTY NOCH EINMAL MIT DEN FREUNDINNEN VOR DEN SPIEGEL. WÄHRENDDESSEN DANN SOWIESO. MÄNNER WUNDERN SICH, FRAUEN LIEBEN ES. GEMEINSAM IST MAN EBEN STÄRKER. MANCHMAL IST DIE ANTWORT ABER AUCH KOMPLEXER. VOR ALLEM, WENN DER FOTOGRAF DAVID DREBIN MIT SEINEN BILDERN GESCHICHTEN AUSBALANCIERT UND DIE FÄHRTEN LEGT.
KLEID MAC DUGGAL
OHRRINGE UND RING BACCARAT
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KLEID WINNIE COUTURE
KETTE SKEYE COLLECTION
CLUTCH PRADA
ARMREIFEN CHARLES ALBERT
KLEID
ARMREIF
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OHRRINGE M.C.L BY MATTHEW CAMPBELL LAURENZA E V EN I NG W EA R
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ALEXIS BITTAR OHRRINGE UND RING
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RING
M.C.L BY MATTHEW CAMPBELL
BACCARAT
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KLEID EUGENIA COUTURE
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KLEID
KLEID
KLEID
KLEID
KLEID
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LA PETITE ROBE DI
WINNIE COUTURE
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KLEID THEIA
RING ALEXIS BITTAR
KLEID EUGENIA COUTURE
ARMBAND LIONETTE
KLEID XCITE
SCHUHE WALTER STEIGER
OHRRINGE DANIEL GIBBINGS
ARMREIF M.C.L BY MATTHEW CAMBELL LAURENZA
RING PHILIP GAVRIEL
KLEID
ARMBAND
SCHUHE
EUGENIA COUTURE
LIONETTE
CHRISTIAN LOUBOUTIN
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THE END
KLEID JEAN RALPH THURIN
OHRRINGE KARINE SULTAN
SCHUHE MARSKINRYYPPY BY NICOLE BRUNDAGE
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VON IHR WIRD BEHAUPTET, SIE VOLLBRINGE WUNDER: JOËLLE CIOCCO. DAS BESTREITET SIE NATÜRLICH. UND DANN ERZÄHLT SIE UNS GESCHICHTEN, DIE NUR EINEN SCHLUSS ZULASSEN: JOËLLE CIOCCO VOLLBRINGT WUNDER. ABER LESEN SIE SELBST. WIR HABEN DIE REPRÄSENTANTIN VON L’ORÉA L IN IHREM INSTITUT AN DER PLACE DE LA MADELEINE IN PARIS BESUCHT.
LÄCHELN ALS PHILOSOPHIE DES LEBENS
Fotos: GÖTZ GÖPPERT
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» Das Problem heutzutage ist, dass man aus dem Altern eine Krankheit macht. « JOËLLE CIOCCO
DA S GESPR ÄC H F Ü H RT E N G ÖTZ G ÖPPE RT & BE R N D H A A SE
Worauf sollte ich beim Waschen achten? Zerstören Sie nicht den natürlichen Schutzgürtel der Haut, sonst wäre die Reinigung kontraproduktiv. Die Produkte, die man benutzt, dürfen keine Hautrötungen oder ähnliches hervorrufen. Am besten verwenden Sie eine leichte Creme, die schnell einzieht, gut riecht, Schutz bietet und die Haut in ihrer Struktur und Strapazierfähigkeit unterstützt. Können Sie uns das Geheimnis der ewigen Jugend verraten? Ah, das wollen viele wissen. Ein schönes Thema. Wie ich Ihnen eben schon sagte, ist hierbei die Geisteshaltung ganz wichtig. Man muss diese ewige Jugend von sich aus wollen. Denn: Je älter man wird, desto mehr muss man auf sich achten. Körper und Geist wollen stimuliert sein, damit beide jung bleiben. Daher muss man seinen Körper häufiger trainieren, damit er fit bleibt, gleichzeitig darf man ihn nicht überfordern. Jeden Tag ein bisschen und nicht wie früher einmal die Woche. Das gleiche gilt für das Essen. Überhaupt muss man sich selber genau beobachten. Vertrage ich das Essen oder nicht? Bin ich mir so wichtig, dass ich mich um mich selbst kümmere? Wenn man diesen Glauben hat, diese Willensstärke, bin ich davon überzeugt, dass es möglich wäre, die Zellen davon zu überzeugen, dass sie ein anderes Alter hätten, als sie in Wirklichkeit haben.
de Frau sieht ohne chirurgische Eingriffe, Hautstraffungen oder Einspritzungen, dafür mit Falten und vor allem mit einem Lächeln, das jedes Gesicht schön macht. Lächeln, das sollte die tägliche Gymnastik sein. Und die Philosophie des Lebens. Woher, denken Sie, kommt dieses fehlende Selbstvertrauen? Das Problem heutzutage ist, dass man aus dem Altern eine Krankheit macht. Dass man zu einem Arzt geht, um sich dagegen behandeln zu lassen. Dass die Psyche und das Wohlbefinden völlig außen vor gelassen werden, obwohl meiner Meinung nach die ewige Schönheit genau dort zu suchen ist. Das müssen wir lernen zu akzeptieren.
Das ist ja schon fast eine philosophische Frage. Schönheit ist etwas ganz Persönliches. Was der eine schön findet, wird der nächste nicht unbedingt als schön empfinden. Das ist wie bei der Kunst. Es hängt sehr vom Betrachter ab. Zur Schönheit gehört in jedem Fall auch das Wohlbefinden. Schönheit ist auch eine Gemütsverfassung. Es geht hier nicht um bestimmte Schönheitsideale. Eine Person kann auch schön sein durch ihre Aus-strahlung, durch eine Lebensphilosophie, die sie schön erscheinen lässt. Schönheit ist aber auch etwas sehr Zerbrechliches und Vergängliches. Es hängt eben vom Betrachter ab.
Was ist das eigentlich, Haut? Die Haut ist ein essenzielles Organ. Sie ist die Eierschale unseres Körpers. Ohne sie können wir nicht existieren. Wir kennen allerdings die genaue Funktionsweise der Haut noch nicht, da stehen wir erst am Anfang. Wir wissen zum Beispiel nach wie vor nicht, warum ihre Struktur nicht die gleiche ist in jungen wie in alten Jahren. Was wir aber wissen ist, dass die Hautzellen fast identisch sind mit den Nervenzellen unseres Gehirns. Nirgendwo sonst finden wir diese Zellen. Es sind die ersten Zellen, die entstehen, wenn sich X- und Y-Chromosom bei der Zeugung treffen. Und wie dürfen wir Sie bezeichnen? Kosmetikerin? Dermatologin?
Es wird behauptet, Sie vollbringen Wunder … Ich kann Ihnen gleich sagen, dass ich keine Wunder vollbringe. Aber in den vierzig Jahren, in denen ich mich mit der Haut befasse, habe ich festgestellt, dass die Haut ein lebendes Organ ist. Die Haut hat ihr eigenes Ökosystem, ihre eigene Biodiversität und ihr eigenes Schutzschild. Eine gesunde Haut braucht vor allem erst einmal Respekt, Hygiene und Schutz. Erst danach kommt die Unterstützung durch Kosmetik. Aber wenn man den Aufbau der Haut nicht beachtet, dann nützt die beste Kosmetik nichts.
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Ich bin weder Ärztin noch Kosmetikerin. Ich selbst nenne mich Epidermologin. Diesen Beruf habe ich quasi erfunden, den gab es so noch nicht. Ich kümmere mich um die Funktionsweise der Epidermis, also der Oberhaut, jedes Einzelnen. Wenn Sie also zu mir kommen, werde ich mich für den Charakter Ihrer Haut interessieren. Ist sie zu fett? Oder zu trocken? Hatten Sie früher Probleme irgendwelcher Art: vielleicht eine Verbrennung oder Akne. Auch Ihre Ernährung spielt eine Rolle. Oder Krankheiten wie Asthma. All das hinterlässt Spuren in Ihrer Haut. Dazu kommt das Heute. Was ist Ihr
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Beruf, wo wohnen Sie, wie leben Sie, und wie entspannen Sie sich? Zusammen ergibt das ein großes Paket, und dieses Paket nenne ich Epidermologie. Sie machen aber sicher noch mehr, als Ihre Patienten nur zu befragen? Natürlich fasse ich die Haut auch an und analysiere die Probleme meines Patienten. Klagt dieser über eine traumatisierte Haut, konzentriere ich mich aber nicht auf das Hautproblem an sich, sondern ich hinterfrage, warum es überhaupt ein Hautproblem gibt und warum die Haut dieses Problem nicht alleine behandeln kann. In einem solchen Fall dynamisiere ich zum Beispiel das Schutzschild der Haut derart auf natürliche Weise, dass sich die Haut letztlich selber heilen kann. Mit Wundern jedenfalls hat das überhaupt nichts zu tun.
Also, das ist ganz einfach. Das sind Kunden, die nicht ehrlich sind. Die mir nicht die Wahrheit ihrer Geschichte erzählen, zum Beispiel dass sie ein Peeling gemacht haben oder eine Multivitaminbehandlung oder sich haben spritzen lassen. Ich merke das natürlich, aber nicht sofort. Erst dann, wenn meine Methoden nicht wirken. Und das ist das Schlimmste für mich, wirklich ein Albtraum. In der Regel breche ich die Behandlung dann ab. Aber das passiert nicht häufig.
Was können wir selbst für unsere Haut machen? Auf jeden Fall für eine gute Hygiene sorgen. Dabei ist es ganz wichtig, dass man seine Haut gründlich wäscht, bevor man sich abends ins Bett legt. Von Napoleon erzählt man sich, dass er zu seiner Josephine sagte: Du brauchst dich nicht waschen, geh schon mal ins Bett, ich komme gleich nach. (lacht) Also, das trifft vielleicht den Geschmack von manchen Männern … (lacht), aber für mich ist es unmöglich, mich schmutzig ins Bett zu legen.
Also, was die Falten angeht, bekommen Sie die Antwort einer Frau, die von einem Mann gefragt wird. Ich denke, viele Frauen werden mit mir darüber einstimmen, dass Männer sehr gut aussehen, wenn sie im Alter Falten bekommen. Schauen Sie sich nur einige Schauspieler an. Philippe Noiret zum Beispiel sah sowohl als junger Kerl wie auch im hohen Alter ganz wunderbar aus. Und selbst ein Yves Montand, der meiner Meinung nach in jungen Jahren nicht sehr attraktiv war, ist mit dem Alter zunehmend schöner geworden.
Machen Sie immer noch morgens Yoga mit Ihren Mitarbeitern? (lacht) Früher haben wir das immer gemacht. Aber dann haben wir hier umgebaut und nun fehlt uns der Platz. Aber wir müssen unbedingt wieder damit anfangen. Es ist ungeheuer wichtig. Yoga hilft meinen Angestellten und Schülern, in die richtige Stimmung zu kommen, um in den Behandlungen das Beste zu geben. Es steckt in uns, wir müssen es nur hervorlocken und herauskitzeln. Und wenn es meinen Mitarbeitern mental gut geht, dann gelingt ihnen das.
Und wenn wir jetzt mal über Frauen reden … Ja, dass Männer mit den Falten attraktiver werden, ist nicht ganz fair uns Frauen gegenüber. Bei den Frauen lieben wir es ja, wenn sie jung und faltenlos sind. Die Männer kommen zu mir in der Regel, weil sie kleinere Probleme wie trockene Haut oder kleine Allergien plagen. Bei den Frauen sind es ab einem bestimmten Alter unumgänglich die Falten. Gerade eben erst war eine Patientin mit einem vier Monate alten Baby da, und ihr größtes Problem waren ihre Falten auf der Stirn. Ich habe ihr nur gesagt, dass sie einmal mich anschauen soll … (lacht) Was ich damit sagen will: Es geht hier um Selbstvertrauen, und genau das will ich aufbauen. Ich versuche zu vermitteln, dass man auch mit 62 Jahren beim Blick in den Spiegel eine gutaussehen-
Eine Woche später rief mich dieses Mädchen an, um mir zu sagen, dass ihre Akne beginnen würde zu heilen. Als sie wieder zu mir kam, konnte man richtiggehend die Heilungsfortschritte sehen. Einige Wochen später war von der Akne nichts mehr zu sehen. Es war so, als ob ich auf einen Knopf gedrückt hätte. Geholfen hat sich das Mädchen im Prinzip selber. Ich habe nur alles zusammen gebracht. Ich erzähle Ihnen diese Geschichte, weil dieses Mädchen wirklich ein Stern in meiner Karriere ist. Seit damals weiß ich, dass man die Verbindung zwischen dem Gehirn und der Haut nicht vergessen und vor allem nicht unterschätzen darf. Und Ihr schlimmster Kunde?
Sind Falten sexy? Madame Ciocco, können Sie uns verraten, was Schönheit ist?
und Pusteln und blutigen Stellen, also so etwas hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Ich empfing dieses Mädchen, und sie erzählte mir ihre Geschichte. Sie hatte damals schone eine ganze Menge Ärzte besucht, die Behandlung, die sie bekam, war meiner Meinung beinahe brutal. Ich hörte ihr also zu und so weiter und als sie ging, küsste ich sie auf die Wange … und da fing dieses Mädchen an zu weinen. Ich fragte sie: Warum weinst du denn? Und sie antwortete mir, dass es das erste Mal wäre, dass jemand sie geküsst hätte.
Wie bleiben Sie selbst in Form? Haben Sie einen Lieblingskunden? Und verraten Sie uns, wer das ist? Ich kann Ihnen da natürlich keine Namen nennen, aber ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen. Ob Sie diese glauben oder nicht, das überlasse ich Ihnen. Es ist schon eine ganze Weile her, da kam ein junges Mädchen zu mir mit einer furchtbaren Akne. Das war wirklich ganz schlimm, mit Pickeln
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Ich mache jeden Tag eine Stunde Sport. Und freitags gehe ich zwei Stunden schwimmen. Ich liebe das Wasser. Mein Sternzeichen ist Krebs mit Aszendent Fisch. Also, ich bin für das Wasser geboren. Und natürlich liebe ich guten Wein und gutes Essen und vor allem Lachen und Feiern mit meinen Freunden. Nichts hält einen besser in Form als gute Freunde.
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ALLE WOLLEN NACH TULUM ...UND WIR AUCH ! SCHAUSPIELER AUS L.A. UND HIPSTER AUS BROOKLYN REISEN NICHT MEHR NACH ST. BARTH, SONDERN NACH TULUM. DA STELLT SICH DIE FRAGE: WARUM? EIN BESUCH.
Te x t & F o t o s : R O B E R T K I T T E L
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Gleich zu den Fakten: Also morgens, wenn man aus seiner Strandhütte über ein paar steinerne Treppen Richtung Wasser spaziert und das Bad im Meer nimmt, die weichen Wellen im Rücken, den müden Horizont vor den Linsen, danach eine heiße Dusche genießt und einen nicht ganz so heißen Kaffee aus einer großen grünen Tasse schlürft, drüben auf der wunderhübschen Terrasse, und dort den Tag und die anderen witzig gekleideten Gäste so langsam am Open Air Frühstücksdeck ankommen sieht, dann denkt man schon: Ja, liebe Ferien in Tulum, ihr seid schon eine coole Truppe! Das Schlimme an einem solchen Urlaub: Im Laufe des Tages wird es sogar noch besser, denn ein Urlaub im derzeit hippsten Dorf des Erdballs ist eine verdammt simple Geschichte. Man schlürft den Kaffee zu Ende, leert den Fruchtsalat, nimmt das zweite Bad im Meer, lernt eventuell ein wenig Kitesurfing, besucht einen Yogakurs oder Maya-Ruinen, legt sich dann an den unglaublich sauberen Strand, lauscht den leichten Beats des eingeflogenen DJs, plaudert mit dem Barkeeper über seine Heimatstadt Berlin und genießt die Architektur der Strandhüttenresorts, von denen keines in der Hand einer großen Kette ist. Apropos Ketten: In Tulum gibt es schöne zu kaufen, solche, die man sich um den Hals hängt und dann - zuhause angekommen - wieder an den Urlaub denkt.
N EW YOR K ER GAST RONOM I EGRÖSSEN K A M EN U N D SA H EN I N T U LU M EI N Z W EIT ES PA R A DI ES. SI E ERÖFFN ET EN R ESTAU R A N TS, DI E N ICH T SCH ICK , A BER SCHÖN U N D AU T H EN T ISCH SI N D.
Dann, in den späten 1990er Jahren, verließ Yoga die Esoterikschublade und landete in den hippen Studios von New York, Berlin und Buenos Aires. Dort formten auch Designer, Architekten und Barbesitzer ihre Körper. Durch seine Mischung geriet Tulum plötzlich auf deren Radar. New Yorker Gastronomiegrößen kamen und sahen in Tulum ein zweites Paradies. Sie eröffneten Restaurants, die nicht schick, aber schön und authentisch sind. Zum Beispiel das heutige Aushängeschild des Ortes, das Hartwood, oder das vielleicht sogar ein wenig bessere Casa Banana. Beide verfügen über einen wunderbaren Outdoorgrill, man sitzt auf Holzbänken und kann
Doch wo und was ist Tulum? Und warum ist es das Dorf, das sogar Gwyneth Paltrow schon zu ihren Lieblingszielen erklärte? Um Tulum zu verstehen, muss man ein wenig im Geschichtsbuch stöbern: Die mexikanische Halb-
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insel Yucatan, auf der sich das kleine Örtchen befindet, spielte bis zu den 1950er-Jahren im weltweiten Tourismus überhaupt keine Rolle. Das lag daran, dass die Amerikaner zu dieser Zeit noch in Acapulco oder auf Kuba urlaubten. Doch mit der Kuba-Krise Anfang der 1960er schloss Fidel Castro seine Insel für die »Gringos«, und diese entdeckten Yucatan, das Land der Mayas. In Cancún, einer damals faden Stadt, fand man einen vorgelagerten Inselstreifen, der auf den ersten Blick aussieht wie Miami Beach. Dort bauten die Amerikaner riesige Hotelanlagen aus Beton und Restaurants mit Fast Food und billigen Steaks. Als es zu voll wurde, expandierten sie noch weiter nach Süden, nach Playa del Carmen. Doch Tulum, das noch ein Stückchen weiter im Süden liegt, blieb unberührt. Für den Massentourismus war es zu weit vom Airport entfernt, und die nah am Wasser gebaute Uferstraße ließ kein 8.000-Betten-Hotel zu. Nach Tulum reisten eher Hippies, die am Strand in Zelten übernachteten und sich morgens um fünf zum Yoga verabredeten.
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» … ein Urlaub im derzeit hippsten Dorf des Erdballs ist eine verdammt simple Geschichte. «
WELCHES HOTEL IST DAS RICHTIGE FÜR WEN?
Das schickste Strandresort ist das BE TULUM: www.betulum.com (DZ ab ca. 350 Euro). Ebenfalls schick, aber sehr klein und aus Stein und eher was für Menschen aus der Fashion- und Beautybranche: COQUI COQUI: www.coquicoquiperfumes.com (DZ ab ca. 180 Euro).
ROBERT KITTEL
Das schönste Strandhüttenfeeling gibt`s im PAPAYA PLAYA PROJECT: www.papayaplayaproject.com (Strandhütte ab ca. 100 Euro).
nach dem Dinner noch einen entspannten Drink an der Bar nehmen - ohne einem einzigen Pauschaltouristen in die Arme zu laufen.
DIE BESTEN RESTAURANTS:
CASA BANANA: www.casabananatulum.com (Hauptgerichte ca. 20 Euro),
Der Parfumeur Coqui Coqui ließ ein altes Steinhaus zu einem Hotel umfunktionieren, und zwei smarte Jungs aus Argentinien eröffneten mit dem Be Tulum ein schickes Beachresort, das man einfach jedem empfehlen muss.
HARTWOOD: www.hartwoodtulum.com (ca. 25 Euro), POSADA MARGHERITA: www.posadamargherita.com (ca. 20 Euro).
Und Claus Sendlinger, der Gründer und Chef von Designhotels, verliebte sich vor vier Jahren derart in den Ort, dass er gleich mit seiner ganzen Familie hinüberzog und dabei half, ein Strandhüttenresort namens Papaya Playa Project zu eröffnen. Der Clou des Feriendorfes: Der Restaurantbereich wurde von den Machern des Berliner Clubs Kater blau konzipiert und vor Ort zusammengeschnitzt. Die Achse BerlinTulum war bis dahin noch nicht so intensiv, spätestens mit der Eröffnung des Papaya Playa ist sie fester Bestandteil. Man könnte auch sagen: Tulum ist jetzt die Ferienfiliale des hippen Berlins. Man trifft Barkeeper aus dem King Size und Kellner aus dem Grill Royal.
DIE BESTEN SHOPS:
ALFONSINA DEL MAR: Alfonsina, eine Tschechin, betreibt einen Shop in Prag und einen in Tulum. Kleines, feines Label, wunderbare Badeanzüge, Bikinis und Badehosen. LA TROUPE: Diesen Shop gibt es in Tulum und auf Ibiza. Das sagt eigentlich schon alles. Viele schöne Independent Labels. (Beide nur mit eigener Facebook-Seite).
BESTE REISEZEIT:
Oktober/November, Weihnachten/ Neujahr ist es sehr voll, dann geht natürlich das gesamte Frühjahr bis Mai, danach ist Regenzeit, also nicht ganz so zu empfehlen.
Soll man also hinfahren?
UNBEDINGT EINPACKEN:
Auf jeden Fall! Tulum ist im Moment perfekt für einen ruhigen zweiwöchigen Strandurlaub mit gutem Essen, entspannten Leuten am Nachbarstisch (es gibt dort noch keinen wirklich fiesen Pauschaltouristen), ein klein wenig Kultur (die Maya-Stätten sind sogar mit dem Rad erreichbar) und vielen Möglichkeiten zum Tauchen, Schnorcheln und Kitesurfen (es hat mehrere Schulen, eine zum Beispiel im Papaya Playa Project). An der Hauptstraße haben sich viele kleine hübsche Shops angesiedelt, allerdings eben keine Monomarkenoutlets wie die von Gucci, Louis Vuitton oder Hugo Boss, sondern kleine, feine Läden mit Marken, die man hierzulande gleich gar nicht bekommt.
Die aktuelle rampstyle, das Buch Mexiko ein Reiselesebuch des F.A.Z.-Reiseredakteurs Jakob Strobel y Serra, einen bunten Bikini oder stylischen Badeanzug (zum Beispiel den neuen von Huit Petite), ein Regencape, Führerschein (um einen Jeep zu mieten und nach Sian Ka’an runterzufahren oder nach Chichén Itzá, um die Maya-Ruinen anzusehen oder um nach Merida zu fahren, da hat Coqui Coqui ebenfalls ein Hotel, das man sehr empfehlen muss). ZUHAUSE LASSEN:
Zweites Paar Schuhe, Abendkleid.
HINKOMMEN:
Condor fliegt ab Frankfurt direkt nach Cancún, von dort nimmt man sich ein Taxi für zirka 60 Euro (dauert rund 90 Minuten). www.condor.de
Auch das hat etwas.
R EISEN
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AB IN DIE WILDNIS, KLEINES
» ... und das Plankton leuchtet mit den Sternen um die Wette. « R EISEN
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RELAXING MASSAGE ODER DOCH LIEBER DIE HAIFISCHFÜTTERUNG? DIE SEELE BAUMELN LASSEN BEDEUTET NICHT FÜR JEDEN DASSELBE. WÄHREND MÄNNER GANZ GERN NACH SPÄTESTENS 48 STUNDEN IM LUXUSHOTEL MIT DEN FÜSSEN SCHARREN, EIN ABENTEUER IM BLICK, WÜNSCHEN SICH DIE DAMEN NACH DER ZEHNTEN ZELTÜBERNACHTUNG OHNE DUSCHE DANN DOCH EIN KLEIN WENIG LUXUS. WIR HABEN UNS MAL EIN PAAR DESTINATIONEN AUSGESUCHT, DIE BEIDES KÖNNEN. DER GROSSSTADTDSCHUNGEL VOR DER TÜR, DIE HAISCHWÄRME UNTER DEN FÜSSEN. UND DAS ENTSPANNUNGSVERSPRECHENDE WELLNESS-TREATMENT DIREKT NEBENAN.
Te x t : N A D I N E H A N F S T E I N & M AT T H I A S M E D E R E R
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MAAFUSHIVARU Malediven
MANDARIN ORIENTAL HOTEL Katalonien, Barcelona
Barcelona ist anders. Keine Frage. Die Einwohner der Hauptstadt Kataloniens pf legen eine ausgeprägte Rivalität zum Rest Spaniens, und es werden ihnen gemeinhin sogar deutsche Eigenschaften nachgesagt. So oder so ist Barcelona immer eine Reise wert, schon weil hier keine Langeweile auf kommen kann. Weder für ihn noch für sie. Für einen Ausflug braucht es also sowohl Rückzugsort als auch Ausgangspunkt. Das Mandarin Oriental Hotel mitten im Stadtherzen bietet beides, sowohl die entspannte Erholung am Pool, bei einer Massage oder auf der Dachterrasse, als auch die direkte Lage in der Stadt. Bis zur legendären Straße La Rambla sind es nur ein paar Meter, dort geht es vorbei an kleinen Tapasläden, Cafés, Blumenverkäufern, Straßenkünstlern und historischen Mauern, bis runter zur Kolumbussäule. Alles fein getrennt und abgestimmt. Typisch deutsch, möchte man fast sagen.
R EISEN
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Ein Notfall-Handy, ein Obstkorb und eine Kühlbox mit Wasser und Champagner. Reicht? Reicht! Mehr braucht es auf der eigenen einsamen Insel sowieso nicht. Das 350 Meter breite, 200 Meter lange Maafushivaru Resort mit Infinity Pool, auf Wasser erbautem, zur Lagune vollverglastem Spa und einer hervorragenden Tauchschule bietet Luxus genug – für absolute Aussteiger ist das Lonubo Paket allerdings der Superlative. Nach der Überfahrt nach »eine Insel weiter« in der Lagune nebenan findet man am Ziel für eine Nacht einen Koch, einen Kellner, einen Tisch und zwei Stühle. Eine Hütte und ein paar Palmen natürlich auch. Eine Menge Sand sowieso. Das ist alles. Koch und Kellner verschwinden nach dem Fünf-Gänge-Menü. Zurück bleib en ein von Fackeln beleuchtetes Loungebed und Fußspuren im Sand, die durch das ans Land gespülte Plankton mit den Sternen um die Wette leuchten. Klingt unheimlich? Ist es, ein wenig. In genau der richtigen Dosis für ein Prickeln im Nacken. Vor allem aber hinterlässt es das Gefühl, der einzige Mensch auf Erden zu sein. Frei.
THE RESIDENCES AT THE MIA MI BEACH EDITION USA, Miami Beach
Solange die Götter in Zypern Urlaub machen, bleibt der Mensch in The Residences At The Miami Beach Edition ungestört. Morgens beim Frühstück entspannt Richtung Strand und Meer blicken. Und das alles im gefühlten Ambiente des eigenen kleinen Heims, denn schließlich hält man es im Urlaub doch gerne etwas privater. Da kommt die Trennung vom Festland durch Biscayne Bay gerade recht. Nach dem Frühstück darf es dann gerne auch mal etwas Kultur sein. Die Art Basel zum Beispiel ist hier Stammgast. Ein Kulturereignis ist auch das Hotel selbst. Designt und entworfen wurde die Anlage bereits in den 1950er Jahren von dem Architekten John Pawson. Am Nachmittag bietet sich etwas Yoga am Strand an, schließlich ist auch Körperkult irgendwie eine Art Kultur. Zumindest im Sunshine State. Und gegen Abend ist Miami Beach dann sowieso nach wie vor »the place to be«. Da können die Götter sagen, was sie wollen.
R EISEN
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PIPI HUNGER KALT WIE SIE IHN ANRUFEN, OHNE MIT IHM REDEN ZU MÜSSEN
DIE FORMEL FÜR DAS PERFEKTE FRAUENBEIN
Es gibt Fälle, da kommt man um einen Anruf nicht herum. Und das, obwohl man so gar keine Lust hat, ausgerechnet jetzt mit dieser Person zu sprechen.
Laut Aric Sigman haben Jennifer Aniston, Cameron Diaz und Elizabeth Hurley eines gemeinsam: perfekte Beine. So perfekt, dass der britische Psychologe Maße und Hautbeschaffenheit zur mathematischen Grundlage für eine Formel erhob, die das ideale weibliche Beinpaar errechnet.
UNSER TIPP: DIE MAILBOX. Die erreichen Sie nämlich nicht nur, wenn ihr gewünschter Gesprächspartner nicht ans Telefon geht. Sondern auch, wenn Sie zwischen Vorwahl und persönlicher Handynummer zwei Ziffern hinzufügen. Zum Beispiel 0151 xx 1234567. Die Ziffern lauten bei den verschiedenen Mobilfunkanbietern wie folgt:
T:C x (F+S) = 1 T = Oberschenkelumfang C = Wadenumfang F = Oberflächenstruktur Skala: 0-5 (superfein) S = Glanz Skala: 0-4 (glänzend)
T-MOBILE
VODAFONE
E-PLUS
O2
BESTMÖGLICHES ERGEBNIS: 14,67
WER AUF URLAUBSFOTOS GUT AUSSIEHT
SCHMUCK AUS DEM ABFLUSS RETTEN OHRRING IN DEN ABFLUSS GEFALLEN? MIT NUR WENIGEN HANDGRIFFEN HABEN SIE IHREN SCHMUCK WIEDER
ALLE ANDEREN ICH
Platzieren Sie einen Eimer unter dem Siphon Ihres Waschbeckens
DER KLEIDERSCHRANK VON FRAUEN
Lösen Sie mit einer Zange die Siphonmutter Nehmen Sie das gebogene Rohr behutsam ab
PASST
Schütteln Sie kräftig am freigelegten Rohr, um es zur Freigabe Ihres Schmucks zu zwingen
PASST NICHT PASST NOCH NICHT
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HAT EINE SPINNE AUF LSD IHR NETZ IM GRIFF? UND LACHT SIE NACH EINEM JOINT ÜBER IHR WERK?
DER KREISLAUF DER GEMEINSAMEN NACHT
WAS FRAUEN HEBEN KÖNNEN
GUT GERADE SO UNMÖGLICH SIXPACK
CHLORALHYDRAT
ECSTASY
KOFFEIN
LSD
MARIHUANA
Die Spinne legt schnell los, geht aber völlig planlos vor, während große Löcher im Netz klaffen.
Dem Tier fehlt der Bauplan, dieser Stoff scheint die Spinne massiv zu verwirren.
Es steht zwar bald eine Grundstruktur, aber die Querverbindungen fehlen fast völlig.
Die Spinne beginnt ambitioniert, lässt aber dann stark nach, und das Netz bleibt halb fertig.
ER SCHNARCHT
WASSERKASTEN
WASCHMASCHINE
PFERD
3-SITZER-SOFA MITSAMT RÉCAMIERE, UM DAS ZIMMER UMZUSTELLEN
WE RUN THE WORLD WIE FRAUEN MIT FEMALE STORYTELLING KARRIERE MACHEN
Schlafmittel
Das Netz sieht anfangs noch manierlich aus, dann schläft die Spinne langsam ein.
UNNÜTZES WISSEN
WENN ICH DESIGNER ÜBER DIE SCHWIERIGKEITEN IHRER KREATION JAMMERN HÖRE, DANN KANN ICH NUR SAGEN: MANN SOLLTE ES NICHT ÜBERTREIBEN. ES GEHT JA SCHLIESSLICH NUR UM KLEIDER.
ERWACHSENE
KARLISMEN
Zwei Drittel aller Menschen halten beim Küssen die Nase nach rechts. Schon im Bauch der Mutter kann diese Präferenz beobachtet werden. Die meisten Ungeborenen drehen ebenfalls ihren Kopf nach rechts. Bei einer Umfrage des Playboy aus dem Jahr 1987 wussten nur wenige mit dem Begriff Cunnilingus etwas anzufangen; einige verwechselten den Genitalkuss bei der Frau sogar mit der irischen Fluglinie Air Lingus.
SIE WACHT AUF
SIE TRITT
ER WACHT AUF. SIE SCHLÄFT EIN.
SIE ZIEHT IHM DIE BETTDECKE WEG.
ER ZIEHT AN DER DECKE. SIE WACHT AUF.
SIE SCHLÄFT EIN.
Johnny Depp hat ein Tattoo mit dem Text »Vino Forever«. Den Schriftzug ließ er sich während seiner Beziehung mit Winona Ryder in die Haut ritzen. Damals stand dort allerdings noch: »Winona Forever«. Adebar ist eine regionale Bezeichnung für den Weißstorch. Wegen der sprachlichen Nähe zum Wort »Odabroa«, niederländisch für Segenbringer, ist der Storch offenbar zum mythischen Babybringer geworden.
✖ Wenn man jung ist, ist man immer ein
DIE FEHLENDEN ANTENNEN: Leider fehlen gerade männlichen Führungskräften diese Antennen, um auch unterschwellige Signale wahrzunehmen.
Die Frage, wer wann warum befördert wird, wird meist dadurch entschieden, wie groß das Ver trauen ist, das der Vorgesetzte zu der Person hat, um die es geht. Dabei erleben gerade Frauen drei Herausforderungen, die sie meistern müssen, wenn sie nach oben kommen und sich gegen die noch immer übermächtige Konkurrenz der Männer durchsetzen wollen:
Vertrauen entsteht da, wo Sie in kürzester Zeit Ihr Gegenüber überzeugen können, dass Sie die richtige Person für den Job sind. Wie können Sie das anstellen? Mit Female Storytelling.
OLD BOYS NETWORKS: Sie kenne n sie alle. Die Führungsspitze von Unternehmen ist meist von Männern geprägt, Frauenquote hin oder her. DIE ART ZU KOMMUNIZIEREN: Während es Männern oft gelingt, sich selbst in einem guten Licht darzustellen und sich als Retter der Firma zu inszenieren, stellen Frauen ihr Licht nur allzu gerne unter den Scheffel.
SEIEN SIE DER HELD IHRER EIGENEN STORY! Überzeugen Sie den Türsteher im Gehirn des Gegenübers, dass nur durch Sie das Problem gelöst wird. FINDEN SIE IHREN ELEVATOR PITCH! Wenn Sie Ihren Chef im Aufzug treffen, was erzählen Sie ihm in 30 Sekunden? WO EIN HELD IST, DA IST AUCH EIN SCHURKE! Wie bringen Sie Drama und Dringlichkeit in Ihre Story? Neugierig? Dann am 20. März 2015 ab nach Berlin zum Seminar von Veit Etzold im Hotel Adlon am Pariser Platz. Infos hier: 030 3974 3667 und unter www.veit-etzold.de Dr. Veit Etzold war Strategieberater bei der Boston Consulting Group sowie Programm-Direktor für Managementausbildung an der European School of Management and Technology (ESMT) und ist außerdem ein erfolgreicher Sachbuch- und Thrillerautor. Seine Bücher wurden in mehr als sieben Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von mehr als 300.000 Exemplaren.
bisschen schwachsinnig. Was uns rettet, ist, dass wir es später merken.
Über 90 Prozent der adoptierten Kinder in Japan sind Männer zwischen 20 und 30 Jahren.
✖ MODE IST EIN SPIEL, DAS MIT ERNST
Kinder verschlucken heute fünfmal so viele Magneten wie vor zehn Jahren.
GESPIELT WERDEN MUSS, NUR
✖ ICH ERINNERE MICH AN EINE MODESCHÖPFERIN, DIE BEHAUPTETE, IHRE KLEIDER WÜRDEN
KINDER
DARF MAN ES NICHT MERKEN.
Im ersten Quartal 2013 wurden pro Tag sechsmal so viele Smartphones verkauft wie Kinder geboren. Laut »Foodwatch« muss ein Kind 500 Kinderriegel verspeisen, um ein Fan-Shirt des DFB gewinnen zu können. Um die Kalorien dieser 500 Schokoriegel wieder zu verbrennen, müsste das Kind zweimal alle 31 Spiele der EM durchspielen.
NUR VON INTELLIGENTEN FRAUEN GETRAGEN. NATÜRLICH IST DIE PLEITEGEGANGEN.
2009 versuchte eine Zehnjährige, ihre Oma bei eBay zu versteigern. US-Präsident Obama schrieb 2012 einem Elfjährigen eine Entschuldigung für die Schule, weil dieser stattdessen zu einer Wahlkampfansprache erschien.
FORMELN ZUR WELTBEHERRSCHUNG SCHÖNHEIT
= ÖFFENTLICHE MEINUNG + DAS AUGE DES BETRACHTERS
DIE BEDIENUNG DER WASCHMASCHINE Abpumpen Outdoor
Schleudern
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Wolle
Pflegeleicht Jeans/Dunkle Wäsche
www.unnuetzes.com
PIPI H U NGER K A LT
Buntwäsche
FRAU
Schnell MODERNE KUNST = DAS KANN ICH AUCH + JA, ABER DU HAST ES NICHT GEMACHT
Waschen
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MANN
MOTOR
Für mich ist es ein Cayenne Turbo mit Leistungssteigerung. Jetzt weiß ich, dass für meine Frau der Verbrauch eine wichtige Kenngröße ist … Für sie also Diesel. Wenn es nach mir geht aber zumindest der 8-Zylinder Diesel wegen der Leistung, wenn es nach ihr geht dann doch der spritsparende 6-Zylinder Diesel. +
MÄNNER FÜHLEN SICH IM UMGANG MIT TECHNIK DEN FRAUEN ÜBERLEGEN, SCHLIESSLICH FUNKTIONIERT OHNE SIE WEDER WI-FI NETZ NOCH FERNSEHER. Eine Studie des Kameraherstellers Nikon zeigt die Realität: Männer sind der Technik-Tod – in ihren Händen sind technische Geräte »der ständigen Gefahr ausgesetzt, fallen gelassen, in Flüssigkeiten getaucht oder auf andere Weise ramponiert zu werden – insbesondere wenn sie Männern gehören«.
Bei der Farbe sind wir uns im Grunde einig – keine bunten Farben, eher silber, weiß oder schwarz. Da würde ich kaum Gefahr laufen, einen groben Fehler zu begehen. Auch den Fahrzeugschlüssel würden wir beide in Wagenfarbe lackiert bestellen. +
30 GRAMM KRÄUTER (für blondes Haar: Kamille / für rotes Haar: Ingwer oder roten Hibiskus / für braunes Haar: Himbeerblätter oder Salbei) 15 GRAMM NESSELN 300 MILLILITER WASSER 30 GRAMM GERIEBENE OLIVENÖLSEIFE LEERE FLASCHE
DIE FENSTER PUTZEN DEN HERD REINIGEN DAS AUTO WASCHEN DIE STEUERERKLÄRUNG
Wasser in einem Topf zum Kochen bringen; danach Kräuter und Nesseln hinzugeben und umrühren. Topf von heißer Herdplatte nehmen und über Nacht stehen lassen. Am nächsten Morgen Kräuter abseihen und das Wasser zurück in den Topf schütten, die Mischung leicht erhitzen. Seifenflocken einrühren und warten, bis diese sich vollständig aufgelöst haben. Abkühlen lassen und in eine leere Flasche abfüllen. Wichtig: Das Shampoo sollte innerhalb von acht Wochen aufgebraucht werden.
RÜCKSICHT SCHNELL ALLE SÜSSIGKEITEN ANLECKEN, DAMIT SIE KEIN ANDERER WEGISST MÄNNER DIE IN DEN VERGANGENEN 5 JAHREN MIN. EIN TECHNISCHES GERÄT BESCHÄDIGT HABEN
Meiner Frau würde ich ein Panorama Dachsystem (Glasschiebedach) bestellen, um sich in dem Fahrzeug wohl zu fühlen (Helligkeit und offenes Fahren), während das für mich keine Option wäre, weil das zu viel Gewicht - und das auch noch an der für dynamisches Fahren völlig falschen Stelle - bedeuten würde. +
SPRACHRÄTSEL FÜR KINDER
IRREPARABLER SCHADEN
Wie Männer Technik am liebsten demolieren
TECHNISCHE AUSSTATTUNG
KRÄUTERSHAMPOO SELBST HERSTELLEN
TOLERANZ
Bei der Innenausstattung ist das Potenzial eines Stockfehlers etwas größer. Da weiß ich, dass meine Frau den Komfort der Lenkradheizung, Sitzheizung und Standheizung sehr schätzt. Lenkradheizung und Sitzheizung haben für mich keine Bedeutung, aber diese beiden Optionen in der Bestellung zu vergessen, kommt nicht gut. Die Standheizung schätze ich auch, vor allem im Winter, da die Windschutzscheibe des Cayenne ziemlich groß ist und man zum Freikratzen lange Arme braucht.
40% AUF DEN BODEN FALLEN LASSEN 8% SPIELENDE KINDER 8% FLÜSSIGKEITEN
Bei der technischen Ausstattung, wie Ceramic Composite Brakes (PCCB) oder der Wankstabilisierung ist sie emotionslos (für mich ein Muss). Einzig das ACC System ist etwas, was wir beide sehr schätzen. +
WAS WIR TUN, WENN DIE STEUERERKLÄRUNG FÄLLIG IST
TEAMFÄHIGKEIT
INNENAUSSTATTUNG
INNENRAUM
✖ HAUDENOSAUNEE ✖ GOND ✖ ARAWAK ✖ KHASI
WAS MAN ALS GESCHWISTERKIND LERNT
FARBE
Meine Frau bemängelt im Innenraum, dass vor allem Ablagen für größere Gegenstände wie Wasserflaschen nicht optimal sind und der Umklappmechanismus der Rücksitzbank zu schwergängig. Beim Cayenne der zweiten Generation bereits zu ihrer Zufriedenheit behoben. +
MATRIARCHALISCHE VÖLKER: WO FRAUEN DAS SAGEN HABEN
SO MACHT SIE IHN GLÜCKLICH!
AN FORM BIN ICH GANZ KUGELRUND, DURCHSCHEINEND, LEICHT UND HERRLICH BUNT. EIN SCHWACHER HAUCH MACHT, DASS ICH BIN. DURCH EINEN STOSS BIN ICH DAHIN.
WER HAT EINEN KAMM UND KÄMMT SICH NICHT? WER HAT SPOREN UND REITET NICHT? WER HAT VIELE SICHELN UND SCHNEIDET NICHT?
DIE SEIFENBLASE
PORSCHE CHEFDESIGNER MICHAEL MAUER HAT FÜR SEINE FRAU EINEN CAYENNE NACH BESTEM WISSEN KONFIGURIERT. DER FEHLER PASSIERT IHM KEIN ZWEITES MAL.
NICHT FRAUEN, SONDERN MÄNNER SIND DER TECHNIK-TOD
DER HAHN
WIE WÄR’S MIT ETWAS SILBER UND CHROM? EIN AUTO FÜR DIE FRAU
5% DIVERSES* * Draufsetzen, sie Freunden zuwerfen oder etwas zu forsch auf den Schreibtisch legen.
EINPARKHILFEN
PIPI H U NGER K A LT
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Die Zahlen basieren auf dem Wert der technischen Geräte, die von der männlichen Bevölkerung in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Schweden beschädigt werden. Der europäische Durchschnittsmann besitzt der Studie unter 4.057 Teilnehmern zufolge technische Geräte im Wert von 3.100 Euro.
ICH BIN NICHT GANS, NICHT HUHN, NICHT TAUBE,NICHT MINDER NÜTZLICH DOCH ALS SIE. HAB KEINEN KAMM UND KEINE HAUBE,BIN DOCH EIN SCHÖNES FEDERVIEH.MEIN NAME REIMT SICH AUF RENTE.
WER IST SO KLUG, WER IST SO SCHLAU, DEM SCHÜTT ICH WAS VOM BLÜMCHEN. ES IST INNEN GELB UND AUSSEN BLAU, HAT MITTENDRIN EIN STEINCHEN. DIE PFLAUME
NOCH EIN DETAIL DER FELGEN
Meine Frau findet auch große Felgen deutlich attraktiver als Basisfelgen (mindestens 20 Zoll). Bei der Farbe allerdings liebe ich Felgen in Schwarz oder in irgendeiner anderen Farbe als Silber. Da ist sie der Meinung, dass ein wenig Silber beziehungsweise Chrom einem Auto gut tut. Ich bestelle trotzdem immer die sogenannten Schwarzpakete, bei denen viele Anbauteile am Auto in schwarz ausgeführt sind. Zum Missfallen meiner Frau.
Aber zumindest bei einem Wert haben die Frauen die Nase vorn: Sie lassen ihre Geräte doppelt so oft in die Toilette fallen wie Männer.
DIE ENTE
Werden gerne genommen, sind aber nicht entscheidend. +
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ES MAG ZWAR NUR EIN KLEINER BEUTEL SEIN, ABER OHNE IHN FÜHLEN WIR UNS IN DER ÖFFENTLICHKEIT SCHUTZLOS. Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw
PIPPI LANGSTRUMPF
MEINE KINDER BENUTZEN STÄNDIG DIE ABKÜRZUNG »DTM«. JETZT HABE ICH RAUSGEFUNDEN, WAS ES BEDEUTET: »DON’T TELL MOM!« Meryl Streep
2X3 MACHT 4
BEZIEHUNGEN SIND ÜBERFLÜSSIG, SEIT DIE FRAU DEN KOPF AUS DER HÖHLE STECKTE, SICH UMSAH UND SAGTE: »DAS KANN ICH AUCH!« Kim Cattrall als Samantha Jones
WIDDEWIDDEWITT UND DREI MACHT NEUNE !! ICH MACH‘ MIR DIE WELT WIDDEWIDDE WIE SIE MIR GEFÄLLT ....
ICH HABE DEN KÖRPER EINER FRAU UND DIE EMOTIONEN EINES KLEINKINDES. Elizabeth Taylor
HEY - PIPPI LANGSTRUMPF TRALLARI TRALLAHEY TRALLA HOPPSASA
ICH MÖCHTE WIE GHANDI SEIN UND WIE MARTIN LUTHER KING UND JOHN LENNON. ABER ICH MÖCHTE AM LEBEN BLEIBEN. Madonna
HEY - PIPPI LANGSTRUMPF, DIE MACHT, WAS IHR GEFÄLLT.
ICH HAB‘ EIN HAUS,
ICH BEVORZUGE JUNGE MÄNNER. SIE WISSEN ZWAR NICHT, WAS SIE TUN. ABER SIE TUN ES DIE GANZE NACHT. Madonna
EIN KUNTERBUNTES HAUS EIN ÄFFCHEN UND EIN PFERD, DIE SCHAUEN DORT ZUM FENSTER RAUS.
NACH ALL DEN JAHREN DES ANGELNS NEHMEN DIE FISCHE JETZT RACHE. Queen Mum (Im Krankenwagen auf dem Weg in die nächste Klinik, nachdem ihr eine Fischgräte im Hals stecken geblieben war. Die Queen Mum war begeisterte Sportanglerin.)
ICH HAB‘ EIN HAUS, EIN ÄFFCHEN UND EIN PFERD, UND JEDER, DER UNS MAG, KRIEGT UNSER 1 X 1 GELEHRT.
SARAH JESSICA PARKER ALS CARRIE BRADSHAW
ES GIBT NUR DR EI DINGE , DIE FR AUEN IM LEBEN BR AUCHEN : NA HRUNG, WA S S E R U N D KO M P L I M E N T E . CHRIS ROCK
A BER SIE LIEFERT IHR WENIGSTENS DIE MUNITION.
IC H WE I S S G A R NIC HT, WESH A LB A LLE SO EIN AUFHEBENS M ACHEN. E S GIBT DA DOCH NOCH 7. 0 0 0 A NDE R E M Ä D C H E N …
Brigitte Bardot
CARLA BRUNI ÜBER IHRE AFFAIRE MIT MICK JAGGER
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D I E M O D E I S T VI E L L E I C H T K E I N E WA F F E D E R F R A U ,
ZITAT E
DA S E I N Z I G E , WA S I C H J E ER FOLGR EICH IN MEINER KÜCHE GEM ACHT H A BE , WA R C H A O S . U N D E I N PA A R K LEINER E FEUER.
DIE U LT I M AT I V E N F L U C H TA U T O S
HIN UND Te x t : C H R I S T I N A R A H M E S
WEG
WARUM NICHT EINFACH MAL NEUE WEGE GEHEN? DEN ZUKÜNFTIGEN AM ALTAR STEHEN LASSEN. DEM ALLTAG ENTFLIEHEN. VERRÜCKT SEIN.
Wer immer »ja« sagt, muss auch mal »nein« sagen können. Je nach Situation und Zuschauer könnte ein Nein allerdings für Ärger sorgen. Zum Beispiel wenn der liebe Gott dabei ist. Oder man in dessen Haus den eigentlich Zukünftigen mit einem unerwarteten Nein zum bemitleidenswerten Trottel degradiert. Da hilft dann nur noch eins: Raus aus den weißen Pumps und rennen, was das Zeug hält. Umso besser, wenn schon ein Fluchtwagen bereitsteht. Bleibt die Frage: welcher? Wer weiß das besser als Rallye-Weltmeister WALTER RÖHRL? Er hat uns seine Top Ten der ultimativen Fluchtautos für Frauen verraten. Wenn es mal wieder schnell gehen soll ...
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PORSCHE CARRERA 4 CABRIO Wer selbst auf der Flucht noch gut aussehen möchte, bitteschön: einsteigen, Dach öffnen und die Freiheit genießen. Die Frisur hält – dank Windschott. Versprochen.
5 PORSCHE 911 TURBO Arg viel schneller kann man nicht die Biege machen: reinspringen, Sport+ drücken und bis 3,2 zählen. Schon sind die 100 erreicht. Auf ins Abenteuer, mit dem Auto für alle Fälle.
AUDI A2 Kultig, leicht und geräumiger als der Minivan aus Ingolstadt. Perfekt für die geplante Flucht mit dem gesamten Hausrat. Man weiß ja nie.
9 8
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AUDI S3 Nicht nur das perfekte Auto, um sich selbst in die Wüste zu schicken. Auch super auf Eis und Schnee. Mit Allrad und 300 PS quasi der Schneepflug für die moderne Frau.
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VO L K SWAG E N T5
Apropos geräumig, der Klassiker von VW bietet quasi unendlich viel Platz. Da kann selbst die beste Freundin samt Krims und Krams mitflüchten.
F I AT 5 0 0 Arg viel schnuckeliger kann eine Frau ja kaum flüchten. Also, ab in den Cinquecento, nur das Nötigste einpacken (ist leider so) und auf zu neuen Ufern.
VO L K SWAG E N GOLF GTE Für Damen, die sich leise, aber trotzdem schnell aus dem Staub machen. Einfach umweltfreundlich. Und wenn’s arg pressiert, hilft der Kick-down.
AU TO
7 [ 170 ]
ALFA ROMEO 4C
BMW M4 CABRIO Für die Flucht mit Tamtam bietet sich der Münchner Soundund PS-Prolet super an: laut, schnell und dabei auch noch komfortabel. Passt sogar etwas Gepäck rein.
2
Wie wär’s mit der Flucht in einem 240 PS-Sportler mit Mittelmotor und 875 Kilo Trockengewicht? Vier Kilo pro PS. Geht ziemlich ab. Und sieht dabei noch gut aus.
1
PORSCHE BOXSTER GTS Frauen, aufgepasst: Wie wär’s mit der Flucht in einem 330 PSSportwagen, der zwei Kofferräume hat und auch noch toll aussieht? Geht nicht? Und ob! Und Spaß macht er obendrein.
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FRAGEBOGEN
WER BIN ICH U N D W EN N JA, WAS UND WEN WILL ICH?
FRAGEBOGEN
IST, WAS DIE BIENE MIT DER BLÜTE HAT, LIEBE?
1.0 LIEBE
Te x t : R O L F D O B E L L I
Glauben Sie, dass Sie für die Liebe geeignet sind, und woraus schließen Sie das?
WER BIN ICH U N D W EN N JA, WAS UND WEN WILL ICH?
» Was wäre schlimmer: Wenn Sie sich nicht mehr verlieben könnten, oder wenn sich niemand mehr in Sie verlieben könnte? «
Was konkret erwarten Sie von der Liebe? Was wäre schlimmer: Wenn Sie sich nicht mehr verlieben könnten, oder wenn sich niemand mehr in Sie verlieben könnte?
© STUDIOCA NA L, Brad Pitt und Angelina Jolie in dem Film »Mr. & Mrs. Smith«
Was lieben Sie mehr: das Sich-Verlieben oder das Verliebt-Sein?
FR AGEN KÖNNEN DIE WELT VER ÄNDERN. ODER UNSERE SICHT AUF SIE. MANCHMAL ERLAUBEN SIE
Brauchen Sie Manifestationen der Liebe (Briefe, Gesten), oder genügt es Ihnen zu wissen, dass Sie geliebt werden? Falls Sie geliebt werden: Glauben Sie zu wissen warum? Möchten Sie, dass man es Ihnen sagt? Oder ziehen Sie es vor, den wahren Grund der Liebe im Dunkeln zu lassen – vielleicht aus Angst vor der Belanglosigkeit, Austauschbarkeit, Lächerlichkeit, Peinlichkeit der Gründe? Worin liegt der Vorteil der Liebe gegenüber anderen Arten menschlicher Gunst (Mitleid, Erbarmen, Sympathie, Empathie, Zuneigung aus Vernunft)? Wo und wann ist Liebe nicht gefragt? Angenommen, die Liebe gäbe es nicht, sondern nur das tierische Bedürfnis, sich zu paaren. Wie viel ehrlicher und damit effizienter wäre die Evolution?
Liefert für Sie das Aufflammen von Gefühlen, zum Beispiel beim Abschied von einer Person, die Sie lieben, einen Hinweis auf die Qualität (Größe, Tiefe, Zukunftsfähigkeit) dieser Liebe? Glauben Sie, dass die Liebe a) wie ein Muskel ist, der sich durch den Gebrauch stärkt, oder b) wie ein Gelenk ist, das sich durch den Gebrauch abnützt? Falls a): Gibt es Beziehungen, die Sie wie Hantelgewichte einsetzen? Wenn Sie lieben, lieben Sie mit Absicht? Fällt es Ihnen einfacher, sich in Ideen oder in Menschen zu verlieben?
Wie groß ist Ihr erotisches Kapital? Möchten Sie, dass die Liebe so endgültig wäre wie der Tod, oder schätzen Sie ihre Unverbindlichkeit – und wünschen Sie sich dieselbe Unverbindlichkeit vom Tod?
Ist Liebe für Sie ein historisches Phänomen (wie z.B. das Ritual der Menschenopfer) oder eine zutiefst biologische Eigenschaft (wie z.B. der Stuhlgang)? Wen oder was lieben Sie mehr als sich selbst? Gibt es Gründe, die Sie davon abhalten, sich selbst zu lieben?
AUCH EINEN BESSEREN BLICK AUF UNS SELBST. ETWA WENN ES UM LIEBE, SEX UND BEZIEHUNGEN GEHT. ALSO FR AGT EINER WIE ROLF DOBELLI HIER GERNE MAL NACH.
Wer Max Frisch kennt, kennt seinen Fragebogen. Seit ich Frisch für mich entdeckt habe, bin ich ihm erlegen. Geradezu süchtig haben mich seine Fragen gemacht, so dass ich seit Jahren ein schwarzes Notizbüchlein mit mir trage, in dem ich Fragen zu allen möglichen Themen sammle. Natürlich ist Max Frisch nicht der Erfinder des Fragebogens. Jahrzehnte zuvor (1886) hat Marcel Proust seinen berühmten Fragebogen zum ersten Mal ausgefüllt. Erfunden aber hat auch Proust ihn nicht, denn im England des 19. Jahrhunderts gehörte es zum Gesellschaftsspiel der High Society, sich so zu ergründen und preiszugeben. Möglich, dass der Drang, sich und andere zu befragen, sich fragend zu entlarven, so alt ist wie das Denken selbst. Das Buch »Fragen an das Leben« knüpft an diese Tradition an. BUCHHINWEIS: Fragen über Fragen in Rolf Dobellis Buch »Wer bin ich?« und »Fragen an das Leben«.
ROLF DOBELLI (1966) studierte Philosophie und Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG) und promovierte an derselben Universität. Er lebte in Hongkong, Australien, England und viele Jahre in den USA, schrieb für die ZEIT, die FAZ und die Sonntagszeitung in der Schweiz. Er hat eine wöchentliche Kolumne im STERN mit »Fragen an das Leben«. Er schreibt regelmäßig Rezensionen für The Washington Post. Seine Kommentare erschienen u. a. in The Economist, The Wall Street Journal, Bloomberg, Financial Times, NZZ, Handelsblatt sowie auf CNN. Seine Romane erscheinen im Diogenes-, seine Sachbücher im Hanser-Verlag. Sie wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. Rolf Dobelli ist Mitglied von PEN und wirkt im Beirat von Life Science Zurich und Sosense. Er konsumiert – mit Ausnahme der Zeitschriften The New Yorker, Science und Nature – keine Nachrichten. Dafür umso mehr Bücher. Rolf Dobelli lebt mit seiner Frau Sabine und den Zwillingen Numa und Avi in Luzern.
» Wenn Sie lieben, lieben Sie mit Absicht? «
Wie stark schwankt die Liebe zu Ihrem Lebenspartner mit a) seinem Körpergewicht? b) seinem Erfolg? c) s einer Zuneigung zu Ihnen (d.h. der Absenz seiner Zuneigung zu anderen)? c) seiner Attraktivität ganz allgemein? d) Ihrer Attraktivität? Wenn Sie geliebt werden: Erzeugt dies Ihrerseits das Bedürfnis zu lieben? Unter dem Strich: Ist die Liebe, die Sie bisher erfahren haben, für die Erreichung Ihrer Lebensziele förderlich? Würden Sie die ungeschlechtliche Fortpflanzung (zum Beispiel: Sie zupfen sich ein Haar aus, legen es in die Erde, und daraus entwächst Ihre Tochter/Ihr Sohn) der geschlechtlichen vorziehen? Als Frau? Als Mann? Ist, was die Biene mit der Blüte hat, Liebe?
T EST
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FRAGEBOGEN
WER BIN ICH U N D W EN N JA, WAS UND WEN WILL ICH?
FRAGEBOGEN
11.0 BEZIEHUNGEN
111.0 SEX
Gibt es Beziehungen, die Sie nur deshalb eingegangen sind, um eine andere zu vergessen?
Was wären Sie bereit, für immerwährenden guten Sex einzutauschen? a) Ihre Karriere. b) Ihr Aussehen. c) Ihren Ehepartner. d) Die letzten zehn Jahre Ihres Lebens. e) Zehn Punkte Ihres Intelligenzquotienten.
» Gibt es Beziehungen, die Sie hauptsächlich eingegangen sind, um sich selbst zu erleben? «
Lernen Sie von einer Beziehung zur nächsten, oder meinen Sie es nur? Möchten Sie von vornherein wissen, wie sich eine Beziehung entwickeln wird, wie lange sie dauern und woran sie scheitern wird? Oder möchten Sie es lieber nicht wissen? Warum? Steigert eine neue Beziehung Ihre Bereitschaft, sich zu verändern? Oder fällt mit einer Beziehung der Grund weg, sich zu verändern? In welcher Hinsicht ist Ihr Partner jetzt schon eine Enttäuschung? Wenn es zu Diskussionen in der Partnerschaft kommt, welche sind einfacher zu lösen: Jene, wo es ums Geld geht, oder jene, wo es nicht ums Geld geht? Welche Ihrer vergangenen Beziehungen würden Sie als »geglückt« bezeichnen?
Gibt es Beziehungen, die Sie hauptsächlich eingegangen sind, um sich selbst zu erleben? Empfehlen Sie, bevor man den Job kündigt, bereits eine neue Stelle gesichert zu haben? Was empfehlen Sie in Bezug auf Beziehungen? Was fällt Ihnen schwerer: Eine Beziehung zu beenden, a) weil Sie sie beenden möchten, oder b) weil Sie bereits eine neue angefangen haben? Welche Art von Beziehung wäre Ihnen die angenehmste? Angenommen, Sie hätten genau einmal die Möglichkeit, Ihre heutige Beziehung ohne den geringsten Nebeneffekt ungeschehen zu machen. Hätten Sie von dieser Möglichkeit schon Gebrauch gemacht?
» Könnten Sie Ihren gegenwärtigen Lebenspartner weiterempfehlen? «
T EST
Onanieren Sie lieber im Bett oder an Orten, wo es normalerweise nicht zum Sex kommt? Wie viele Stunden Konversation brauchen Sie im Durchschnitt, bis es zum Sex kommt? Von einer Beziehung zur nächsten: Welche Elemente Ihrer Marketingkampagne wechseln Sie aus, welche behalten Sie bei?
Möchten Sie den totalen Orgasmus, der alles vernichtet, selbst die Erinnerung daran?
Wie oft genügt Ihnen der kleinste gemeinsame Nenner, zum Beispiel im Bett? Erleben Sie Qualitätsverluste durch häufigen Gebrauch Ihrer Libido? Wie hätte sich das Leben auf der Erde im Verlauf der letzten 100 Millionen Jahre entwickelt, hätten Tiere dieselben sexuellen Schwierigkeiten wie Menschen?
Wem geben Sie die Schuld, wenn es zu keinem Orgasmus kommt? Was am Sex wäre prinzipiell zu verbessern? a) Die Intensität. b) Die Häufigkeit. c) Die Dauer. d) Die Bedeutung.
Wie viel Ihrer Befriedigung besteht darin, Ihren Partner befriedigt zu haben? Könnten Sie sich in männlicher Ausführung vorstellen? Wie oft geht Ihr Hund fremd?
Wäre es Ihnen lieber, wenn die Frau, gleich dem Mann, keinen Orgasmus vortäuschen könnte, oder ist diese Fähigkeit der Frau eine Art Versicherung, dass das sexuelle Erlebnis wenigstens für den Mann keine totale Katastrophe sein kann?
Könnten Sie Ihren gegenwärtigen Lebenspartner weiterempfehlen?
WER BIN ICH U N D W EN N JA, WAS UND WEN WILL ICH?
Finden Sie den Aufwand des Vorspiels im Verhältnis zum Orgasmus angebracht? a) Für den Mann. b) Für die Frau. In welcher sexuellen Stellung kommen Ihnen die besten Ideen?
Bei Ihren gescheiterten Beziehungen: a) W ie oft wussten Sie es schon am Anfang, dass sie scheitern würden? b) Bei welchen wussten Sie es, aber wollten es nicht wahrhaben? c) B ei welchen hätten selbst Sensibilität und ein klarer Kopf zu Beginn keinen Hinweis auf ihre Zerbrechlichkeit geliefert? Gesetzt den Fall, es gibt mit Bestimmtheit den einen für Sie idealen Lebenspartner (den perfekten Mann), den Sie auch mit Bestimmtheit einmal in Ihrem Leben treffen werden. Wie verhalten Sie sich gegenüber Ihrem gegenwärtigen imperfekten Lebenspartner? a) S ie behalten sich im Stillen das Recht vor, sich von Ihrem gegenwärtigen Partner zu trennen. Schließlich geht es um Ihr Glück. b) S ie nehmen sich vor, sich nicht zu trennen und das relative Unglück für den Rest Ihres Lebens auf sich zu nehmen aus Rücksicht, Anstand oder Tradition. c) S ie definieren den idealen Menschen als konkretes Entwicklungsziel für Ihren aktuellen Partner. d) S ie nehmen sich vor, auf jeden Fall mit dem idealen Partner in Kontakt zu bleiben (mit oder ohne Wissen Ihres aktuellen Partners), als FallbackPosition im Falle von Streit, Ehebruch oder Tod Ihres aktuellen Partners. e) S ie lassen sich alle Optionen offen in der Hoffnung, der perfekte Mann (die perfekte Frau) werde Ihre Seele so fundamental umpflügen, dass sämtliche Pläne von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wie möchten Sie, dass Ihr aktueller Lebenspartner in diesem Fall entscheidet? Gibt es Beziehungen, die Ihnen nichts gebracht haben als die Erinnerung daran?
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Ist Ihrer Meinung nach die Frau in der Pflicht, den Orgasmus vorzutäuschen, wenn es natürlicherweise zu keinem kommt? Falls Sie und ein Ihnen unbekannter Mann nach einem Schiffbruch allein auf einer Insel gestrandet sind: Wie hässlich oder alt müsste der Mann sein, damit es zu keinem Sex kommt? a) Nach einem Tag. b) Nach einer Woche. c) Nach einem Jahr. Ab welchem Punkt verlieren Sie Ihre Selbstachtung? Wie groß ist der Aufwand, den Sie täglich betreiben müssen, um weiterhin tadellos vor sich selbst zu bestehen?
Wie lang hält bei Ihnen das Glücksgefühl nach erfolgtem Sex an? Wird der Sex besser oder schlechter über die Jahre, und führen Sie das auf sich oder Ihren Partner zurück? Glauben Sie, dass ein durchschnittlicher nackter Mensch schöner ist als ein durchschnittliches nacktes Tier? Welche Bestätigung ist Ihnen die wichtigste? a) Die sexuelle. b) Die finanzielle. c) Die moralische. Glauben Sie, Sie werden es ahnen, wenn Sie den allerletzten Orgasmus erleben?
Wenn der Sex schlecht war: Wie sagen Sie es Ihrem Partner? Wie schlecht war Ihr erster Sex? Wie viel Sex brauchen Sie, um sich bestätigt zu wissen?
Könnten Sie sich eine Zivilisation ohne Sex vorstellen, in der man als Zeichen gegenseitiger Zuneigung und Befriedigung zum Beispiel Lieder singt oder zusammen Goldfische züchtet?
» In welcher sexuellen Stellung kommen Ihnen die besten Ideen? «
Möchten Sie wissen, mit welchen Frauen Ihr Mann schon geschlafen hat? Ist Freundschaft, enge Freundschaft, mit einer Person des anderen Geschlechts ohne Aussicht auf Sex für Sie überhaupt denkbar? Zerbricht die Freundschaft jeweils, sobald diese Aussicht nicht mehr besteht? Oder ist es gerade die Abwesenheit dieser Aussicht, die eine Freundschaft erst ermöglicht, und alles andere ist bloßer Balz? Und falls ja: Was macht Sie glücklicher: die Freundschaft oder die Balz? Erinnern Sie sich an die Namen all Ihrer Geschlechtspartner?
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LISA UND DIE WENDE VON WEGEN FRAUEN FRIEREN STÄNDIG. LISA ZIMMER MA NN IST QUASI AUF DEM EIS GROSS GEWORDEN. UND IM SCHNEE ÜBER SICH HINAUSGEWACHSEN. WIR HABEN DIE FREESKIING-ATHLETIN EISKALT GEFRAGT, WIE DENN NUN SO EIN TRICK MIT ZWEIEINHALBFACHER DREHUNG GEHT. KANN DOCH NICHT SO SCHWER SEIN ...
... und den Applaus genießen
Einfach mal rückwärts fahren ...
Fehlerfrei ankommen
Einfach nur fliegen
Ab jetzt nur noch drehen und drehen
Nur noch ein halbes Mal drehen
Mit Karacho abspringen
Knie beugen – Sinne schärfen
Ordentlich Anlauf nehmen
DURCHGEDREHT!
Eigentlich ist sie ja Eiskunstläuferin, die Lisa. Aber zum Glück kam sie 2010 auf die grandiose Idee, das Eiskunstlauftraining immer öfters zu schwänzen – um auf die Piste zu gehen. Was dabei herausgekommen ist? Neue Beinamen,
LISA ZIMMERMANN
die weit über den der Eisprinzessin hinausgehen:
Obwohl Lisa mit vier Jahren zum ersten Mal auf
Ausnahmetalent, Wunderkind, Medaillenhoff-
den Ski steht, hat sie mit Skifahren erstmal wenig
nung, ... und, klar doch, ein 900 Tailgrab.
am Hut. Die meiste Zeit findet man sie auf dem
Wie so eine 900-Grad-Wendung geht? Hier
Eis. Lisa ist Eiskunstläuferin, und zwar eine ziem-
ist die Anleitung zum *räusper* Nachmachen.
lich gute. Sie steht kurz davor, in das deutsche
Gerne auch nur in Gedanken. Ist sicherer.
Nationalteam aufgenommen zu werden, als ihr Bruder sie 2010 an einem trainingsfreien Wochenende zum Skifahren mit in den Funpark nimmt. Dort beginnt ihre atemberaubende Freeski-Karriere. Von da an gewinnt die heute 19-jährige Fränkin einen Wettkampf nach dem anderen, landet bei Red Bull und ist die erste Freeskierin, die einen Double Cork 1260 gestanden hat. Wir sprechen
Te x t : C H R I S T I N A R A H M E S Foto: KLAUS POLZER/SUZUKI NINE QUEENS
SPORT
[ 176 ]
hier von einer doppelten Überkopf-Drehung mit dreieinhalbfacher Schraube, nur so am Rande.
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NOTIZEN
HÄNDLER VERZEICHNIS
FÜR UNTERWEGS
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DIES IST EIN MAGAZIN VON MÄNNERN FÜR FRAUEN. SCHON KLAR. DOCH JEDE REGEL BRAUCHT EINE AUSNAHME. VOR ALLEM DANN, WENN ES UM SO WICHTIGE FRAGEN GEHT, WIE: WA RUM RUFEN MÄ NNER NACH DEM ERSTEN DATE NICHT A N? ODER: WA RUM SCHWEIGEN SIE, A NSTATT »EINFACH MA L DA RÜBER ZU REDEN«? FILMEMACHERIN UND KOLUMNISTIN GÜZIN KAR LIEFERT DIE ANTWORTEN. BEZEICHNENDERWEISE FINDET SIE DIESE IN DEN FILMEN EINES TYPENS NAMENS MICHA EL MA NN.
VON GÜZI N K A R
STOR IES
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© Universal Pictures / MovieStillsDB
MANNS MÄNNER UN D I H R E A NGST VO R E I N E M LEBEN A LS R A L PH
Als Vincent, der sich zu viel um seine Arbeit und zu wenig um seine Ehe kümmert, eines Abends nach Hause kommt, hat sich ein anderer, ein gewisser Ralph, vor dem Fernseher häuslich eingerichtet. Vincents Frau serviert Ralph das Essen und fragt ihren Mann herausfordernd: »Willst du nicht bald mal wütend werden?« Er antwortet: »Ich bin wütend. Ich bin sogar sehr wütend. Ralph, du kannst es gerne mit meiner Frau treiben, wenn sie es so will. Du kannst hier auf ihrem Sofa rumf legeln, wenn’s dir Spaß macht. Aber es ist dir nicht gestattet, fernzusehen mit meiner Scheißglotze.« Danach zerschlägt er den Fernseher und trägt mit dem kaputten Gerät auch die Trümmer seines bürgerlichen Lebens aus dem Zimmer. Kann man den verzweifelten Versuch eines Mannes um Wahrung seiner Würde besser zeigen als mit dieser Filmszene? Sie stammt aus »Heat«, Michael Manns Gangsterepos aus dem Jahr 1995 mit Al Pacino und Robert De Niro in den Hauptrollen. Es ist ohne Übertreibung nicht nur einer der besten Filme überhaupt, sondern der beste Film über Männer, den ich je gesehen habe. Er brachte mir ihre Sehnsüchte, Gedanken und Ängste näher, als es alle beziehungsklärenden Gespräche zusammen je gekonnt hätten. Zum Beispiel die Frage, warum Männer uns vor Telefonen warten lassen, warum sie die Frage nach ihrem Befinden immer mit dem Zustand ihrer Arbeit beantworten, und warum sie sofort verstummen, wenn man mit ihnen über die Beziehung reden will. Ich habe den Film inzwischen zwei Dutzend Male gesehen und hatte jedes Mal das Gefühl, sie etwas besser verstanden zu haben. Zwei Tage lang. Danach war alles wieder beim Alten. Immerhin zwei Tage. Bis heute gilt für mich die Regel: Liebt ein Mann »Heat«, taugt er etwas. Mag er ihn nicht, ist mir klar, dass er ihn nicht begriffen hat. Er wird auch sonst nicht viel begreifen im Leben. Schon gar nicht mich. Er wird Pizza ohne Käse bestellen, im Kino an den falschen Stellen lachen, meine Freundinnen doof finden, er wird unseren Sohn Kevin nennen und sich
eine Geliebte nehmen, nur weil ich nicht über seine Witze lachen kann. Aber liebt er den Film, dann werden wir immer einen Weg finden, auch die größten Distanzen zu überbrücken. Außer das mit Kevin. Noch heute kann ich keine Flamingos ansehen, ohne vor dem geistigen Auge den Vorspann von »Miami Vice« abzuspulen, der Polizeiserie, die Mitte der Achtzigerjahre für Furore sorgte und bei der Michael Mann als ausführender Produzent wirkte. Wir waren noch Teenager und bekamen eingetrichtert, dass Männer in erster Linie gefährlich und böse seien, kalten und heißen Krieg machten, außer sie hießen Sting oder waren Mitglied der dauerbesorgten U2, und hatten politisch immer recht. Alle anderen sollten sich schämen, vor allem für ihre Körper, so wie Herr Oetterli, unser Geschichtslehrer, der manchmal weinte, weil seine Geschlechtsgenossen Frauen vergewaltigten, die deshalb in Selbstverteidigungskurse rennen mussten. Sonny Crockett und Ricardo Tubbs, die Helden von »Miami Vice«, dachten nicht daran, sich zu schämen. Schon gar nicht für ihre Körper. Die steckten sie in teure Designeranzüge, und sie sahen dabei so scharf aus, dass sich mehr als eine Frau nach Wen-Do-Kursen sehnte, in denen man lernte, solche Männer auf die Matte zu legen. Aber tagsüber die weibliche Sprachform einfordern und abends zwei Männer im edlen Zuhälterlook anhimmeln? Die Serie beruhigte das Gewissen mit einem genialen Trick: Die beiden wollten sich gar nicht so benehmen, sie mussten. Denn um als verdeckte Ermittler im Drogenmilieu nicht aufzufallen, mussten sie dasselbe Machogehabe an den Tag legen wie ihre Gegner. Und die Kolleginnen in der Ermittlertruppe mussten manchmal rumlaufen wie Nutten. Natürlich nicht, weil sie es geil fanden, sondern als Lockvögel. Als ich die Folgen kürzlich wieder sah, war ich erstaunt, nicht die pastellene Welt zu sehen, als die ich die Serie in Erinnerung hatte, sondern dunkle, satte Farben. Fernsehanstalten mochten damals keine zu düstere Ästhetik in Filmen und Serien, da sie angeblich starke
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© Warner Bros. / MovieStillsDB
Einbußen bei den Zuschauerzahlen zur Folge hatten. Inzwischen hat sich diese Sichtweise geändert, und Serien wie »Borgen« sind durchgehend dunkel gehalten. Doch Mitte der Achtzigerjahre war diese Haltung beinahe blasphemisch, zumal in »Miami Vice« auch die Grundstimmung eine düstere ist. Die Besprechungen im Polizeihauptquartier muten aus heutiger Sicht fast wie eine Gruppentherapie an, was auch nicht weiter erstaunt, da alle Traumata und Probleme der damaligen amerikanischen Gesellschaft um einen Tisch versammelt waren: Crockett war VietnamVeteran, Tubbs stammte aus dem Getto, Kollegin Gina Calabrese war Kuba-Flüchtling, und Castillo, der Vorgesetzte, der den Kopf jeweils für einen einzigen messerscharfen Satz hob, um gleich wieder grimmig vor sich hinzustarren, stand vermutlich für alle Depressiven des Landes. Es war, als wollte man den Zuschauern sagen: »Ja, wir haben große, ungelöste Probleme in unserer Gesellschaft. Die wichtigste Frage aber ist: Welchen Anzug ziehe ich heute an, und wo parke ich meinen Ferrari?« Mit dem Erwachsenwerden vergaß ich »Miami Vice« und Michael Mann wieder. Der entwickelte sich seither vom Drehbuchautor und ausführenden Produzenten zu einem einf lussreichen Regisseur und Produzenten in Hollywood. In der Serie war bereits angelegt, was später das zentrale Thema seiner Filme werden sollte: die Zerrissenheit des Helden zwischen zwei gegensätzlichen Welten. Oder noch deutlicher: die Sehnsucht nach einem geregelten, bürgerlichen Leben auf der einen und der großen Angst davor auf der anderen Seite. Ich vermute, dass diese Angst, die zwar auch Frauen kennen, bei Männern viel grundlegender und existenzieller ist. In »Manhunter«, einem Thriller aus dem Jahr 1986, dem ersten Film übrigens, in dem die Figur des Hannibal Lecter auftaucht, bringt ein Serienkiller Frauen um, die ein glückliches Familienleben führen. Sein Neid und seine Sehnsucht nach Liebe treiben ihn an. Und so wird er zum Todfeind der bürgerlichen Kleinfamilie, nach der er sich so sehr sehnt. Und mitten im Film ist diese eine himmeltraurige Szene: Eine blinde Frau hat sich unerwartet in den Serienkiller verliebt. Nicht wissend, wer er ist, schläft sie friedlich neben ihm, während er sich rastlos von einer Seite zur anderen wälzt. Schließlich legt er ihre Hand auf seinen Mund und weint bitterlich. Seine Sehnsucht, geliebt zu werden, hat sich erfüllt. Aber er ist auch am Ende seiner Träume angekommen. Die Neunzigerjahre waren nicht nur bei mir geprägt von der Angst vor Aids, dem Rückzug ins Private und den wichtigen, aber zermürbenden Diskussionen um Rollenverteilungen. Ich ging oder f loh auf eine deutsche Filmakademie, in der ich zum ersten Mal erlebte, wie es ist, wenn Männer und Frauen absolut gleichgestellt sind. Wir waren alle 24 Stunden am Tag mit unseren Filmen beschäftigt, jeder wollte der Beste sein, und nur das stand im Vordergrund. Wir Frauen konnten geschminkt und im Supermini in die Kurse gehen, wurden dafür mit anzüglichen Sprüchen bedacht und trotzdem als angehende Filmerinnen und Konkurrentinnen ernst genommen. Es herrschte ein lustiges, lustvolles Streiten zwischen den Geschlechtern. Sagte zum Beispiel einer der Jungs beim Betrachten einer Hausfrau in einem alten Filmklassiker: «Wie gerne hätten wir wieder solche Frauen, die für ihre Männer kochen«, sagten wir gelassen: »Wie gerne hätten wir wieder solche Männer, für die es sich lohnte zu kochen.« Aber auch diese Jungs ließen uns zu Hause vor Telefonen warten. Auch sie verstummten, sobald man Wichtiges mit ihnen besprechen wollte. Warum? Die Antwort gaben nicht sie, sondern der Actionthriller »Heat«. Al Pacino sagt darin: »Ich darf meine Angst nicht verlieren, ich brauche das Adrenalin, es hält mich wach.« Welche Angst?
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Der Film erzählt nicht nur eine actionreiche Geschichte von Ganoven und ihren Jägern, sondern auch die Geschichten von vier Männern und ihren Liebesbeziehungen, von ihrer Leidenschaft im Beruf und ihrer Überforderung im Privatleben. De Niro ist der klassische einsame Held. Er will sich an nichts binden, was er nicht innerhalb von dreißig Sekunden hinter sich lassen könnte. Er lebt ein Leben jenseits der geltenden Gesetze. Wenn er etwas will, dann nimmt er es sich, notfalls mit Gewalt. Kompromisse und Halbherzigkeiten haben keinen Platz in seinem Leben. Dafür zahlt er den Preis der Einsamkeit. Natürlich verliebt er sich im Laufe des Filmes. Und natürlich ist das der Anfang vom Ende. Al Pacino ist der Pragmatiker, der Kompromisse machen muss. Er rennt ständig den Ereignissen hinterher, und kaum hat er ein Feuer gelöscht, lodert woanders ein neues. Wo soll er anfangen? Bei der Ganovenbande, die die Stadt unsicher macht? Bei seiner Frau, die sich einen Liebhaber genommen hat? Oder seiner Stieftochter, die versucht, sich das Leben zu nehmen? Sein konstanter Überdruck entlädt sich in cholerischen Anfällen. Einer meiner Freunde sagte einmal: »Wir wären alle gerne wie De Niro, sind aber wie Pacino. Nur dass wir nicht so gut aussehen.« Aber die Überforderung ist dieselbe. Die Serie »Miami Vice« schien den Frauen zu sagen: »Wir sind nicht eure Vergewaltiger.« »Heat« aber sagte: »Wir sind nicht eure Heilsbringer. Wir sind nicht verantwortlich für euer Glück oder Unglück. Wir wissen nicht mehr als ihr, wir sind müde. Und wenn wir eure Anrufe nicht beantworten und euch nicht pausenlos sagen, wie sehr wir euch lieben, hat das weniger mit euch zu tun, sondern mit einem Ganoven, der aussieht wie Robert De Niro und der die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Wir müssen zuerst den zur Strecke bringen, bevor wir uns an eurer Seite schlafen legen können.«
»FÜ R I H N Z Ä H LT N U R SEI N E A R BEIT. ICH W ER DE I H N BET RÜGEN.«
Natürlich versöhnt das die Frauen nicht, und sie sinnen auf Rache. Etwa so, wie es eine Freundin von mir kürzlich in ihrer Wut auf ihren Mann formulierte: »Der Kerl kommt jeden Abend fröhlich nach Hause und fragt nicht nach, wie ich es den ganzen Tag geschafft habe, die Kinder ruhigzustellen, den Haushalt zu schmeißen und noch meinen Job zu machen. Für ihn zählt nur seine Arbeit. Ich werde ihn betrügen, mit seinem besten Freund oder mit meinem Yogalehrer. Egal mit wem. Aber ich werde ihn betrügen.« Genau das tut auch die Frau in »Heat«. Sie holt sich einen Ralph ins Haus. Noch nie habe ich mich so ertappt gefühlt wie bei dieser Szene. Denn wir alle hatten schon einmal einen Ralph, eine Karikatur dessen, was wir von den Männern einfordern: Einen, der immer da ist, in der gemusterten Hose vor dem Fernseher sitzt und auf sein Essen wartet. Einer, der mit uns spricht, und wenn man Pech hat, nicht mit Reden auf hört. Kein Wunder, dass die Ralphs uns nicht glücklich machen. »Du gehst durch unser Leben wie ein Toter«, sagt Vincents Frau zu ihm, »und jetzt muss ich mich mit so was wie Ralph erniedrigen, um von dir loszukommen.«
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Das Misstrauen gegenüber den bürgerlichen Werten ist in Michael Manns Filmen oft so groß, dass der Held sie gleich selber zerstört. Wie in »The Insider« aus dem Jahr 1999, wo Jeffrey Wigands (Russell Crowe) unerbittlicher Kampf gegen die amerikanische Tabakindustrie nur um den Preis seiner eigenen Gesundheit und seines intakten Familienlebens gewonnen werden kann.
»W ICH T IG IST, DASS M Ä N N ER U N D FR AU EN DI E DI NGE I M M ER SO V ER H A N DEL N, A LS WÄ R EN SI E 6 0 M I LLION EN DOLL A R W ERT.«
2006, in der Kinoversion von »Miami Vice«, taucht bei Michael Mann zum ersten Mal auch eine Frau auf, die das bürgerliche Leben ablehnt, sich aber dessen Reiz doch nicht entziehen kann. Als die Mafiabraut (Li Gong) und der Undercover-Agent Sonny Crockett (Colin Farrell) sich ineinander verlieben, steht sie auf einmal im Raum, die Frage nach einem ganz anderen Leben, einem ruhigen Leben zu zweit, das sie ablehnen muss, da sie nichts anderes kennt als die Drogengeschäfte. Doch als die beiden morgens im Badezimmer frisch geduscht seine Anteilprozente bei einem großen Deal verhandeln, klingt es so vertraut und beschaulich wie bei anderen Paaren das Verhandeln der gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Sie will ins Kino, er ins Konzert. Er will 25 Prozent, sie will ihm nur 11 geben. Es geht um Drogen im Wert von 60 Millionen Dollar. Oder doch nur darum, wer das Auto fährt. Es spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass Männer und Frauen die Dinge immer so verhandeln, als wären sie 60 Millionen Dollar wert. Und traurig ist, dass ausgerechnet dieses Paar ohne Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft es fertigbringt, sich zu einigen.
Es hat etwas Beruhigendes zu wissen, dass Michael Mann auch schlechte Filme gemacht hat. Vielleicht war »Ali«, die Lebensgeschichte der Boxerlegende Muhammad Ali mit Will Smith in der Hauptrolle, der erste in der Reihe der Misslungenen. Vielleicht ist er deshalb nicht geglückt, weil er das Thema von Manns großen Filmen nicht aufgreift. Möglich, dass auch »Public Enemy« mit Johnny Depp und Christian Bale daran krankt, dass er wie ein fröhliches Kinderspiel daherkommt und nicht wie der Seelenstrip verlorener Helden. Aber selbst hundert schlechte Filme könnten den Nimbus über einem Meisterwerk wie »Heat« nicht verblassen lassen.
In keinen anderen Filmen habe ich Männer so ehrlich über sich, ihr Leben, ihre Lieben reden hören wie in den Filmen von Michael Mann. Sie weinen sogar erstaunlich oft und vor allem an Stellen, wo man es nicht erwartet. Weil diese Szenen aber beiläufig und umrahmt von der Action-Handlung stattfinden, werden die Männer glücklicherweise weder zu Jammerlappen noch zu Labersäcken. In »Miami Vice« sieht der Mafiaboss, wie die Frau, die er begehrt, ausgelassen mit einem anderen tanzt und ihn küsst. Die Kamera verharrt lange auf seinem Gesicht, und man erwartet, Wut und Eifersucht zu sehen, entdeckt aber, dass er Tränen in den Augen hat.
Schauen Sie ihn sich gemeinsam mit dem Menschen Ihres Herzens an. Wenn er oder sie den Film nicht mag, rate ich Ihnen, Monsieur oder Madame galant zum Ausgang aus Ihrem Leben zu begleiten und zu verabschieden. Für immer. Er oder sie wird Sie nicht verstehen. Nie. Wenn Sie selber den Film auch nicht mögen, können Sie sich gemeinsam aus der nächsten Videothek einen Western holen und Ihr Kind Kevin taufen. Aber falls auch Sie nach dem Film das Gefühl haben, die Männer (und Frauen) etwas besser zu verstehen, muss ich Sie vorwarnen: Das Gefühl hält nur zwei Tage an. Danach ist alles wieder beim Alten.
Aber müssen denn am Ende der Filme immer diese brutalen Schieß- und Explosionsszenen sein? Ja, verdammt, sie müssen sein. Denn wenn Ricardo Tubbs (Jamie Foxx), der vor zwei Minuten bei einem Groß-
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einsatz einem Drogenbaron das Gehirn aus dem Kopf gepustet hat, davon spricht, wie sehr er darunter leide, dass sein Beruf sein Privatleben gefährde, berührt das einfach mehr, als wenn es einer während des Schwangerschaftsturnens sagt, zu dem er seine Frau begleitet, und er Werbetexter von Beruf ist. Und es ist klar, dass ein solches Gespräch und ein solcher Film nicht mit einem Austausch von Adressen guter Blumenläden auf hören können. Die Kinoversion von »Miami Vice« hat nichts mehr mit der früheren Serie zu tun und ist wie alle Filme von Michael Mann voller Kraft, voller Gewalt und voller Zärtlichkeit, gespickt mit atemberaubenden Bildern, die das alte Lied über Sehnsucht und Einsamkeit auf neue Weise singen. Am Ende gibt es keine Gewinner, in keinem von Manns Filmen. Es gibt nur das Glück des Überlebenden. Und dessen Einsamkeit. Und vielleicht die Hoffnung auf Überwindung derselben mit einem Partner. Manchmal ist dieser Partner die Geliebte, manchmal der Buddy. Und manchmal ist der Gleichgesinnte kein Mensch, sondern ein Kojote, der im Autoscheinwerferlicht irgendeine Straße in einer Großstadt überquert und mit loderndem Blick sein Alter Ego im Wagen fixiert: den Auftragskiller Vincent (Tom Cruise in »Collateral«). Hier erkennen sich zwei von Zivilisation und Kultur ausgeschlossene Instinktgesteuerte.
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Es muss die Angst der Männer vor einem Leben als Ralph sein, die sie umtreibt und wachhält. Denn in jedem Wunsch nach einem erfüllten, angenehmen Leben steckt die Gefahr, es dösend auf der Couch zu verbringen.
Aber zwei Tage sind mehr, als wir je zu hoffen gewagt hätten.
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» Wir wären alle gerne wie De Niro, sind aber wie Pacino. Nur dass wir nicht so gut aussehen. « [ 187 ]
DAS HERZ
DER »IRON MAN« IST ROBERT DOWNEY JR. NUR AUF DER KINOLEINWAND. IM WIRKLICHEN LEBEN IST AUS DEM FRÜHEREN BAD BOY EIN NACHDENKLICHER UND SENSIBLER MANN GEWORDEN. WEIBERKRAM SPRACH MIT DEM FRAUENLIEBLING IN SANTA MONICA ÜBER SEINE GANZ BESONDERE SCHWACHSTELLE: FRAUEN.
I N T ERV IE W
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Robert Downey Jr. in »Iron Man« USA, 2007 © Concorde Home Entertainment
ÖFFNEN
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» …wenn wir nach einem langen Drehtag ins Hotel zurückkommen, dann gibt es bei den Downeys keinen Zoff, sondern Harmonie. « ROBERT DOWNEY JR.
DA S GESPR ÄC H F Ü H RT E U L R IC H LÖSSL
Sind Sie ein Frauenflüsterer, Mr. Downey?
Was macht eine Frau zur Traumfrau?
(Lacht) Oh Gott, ich wünschte ich wäre es. Nein, Frauen sind viel zu komplizierte Wesen, als dass man sie als Mann auch nur ansatzweise begreifen könnte.
Ich hatte immer sehr attraktive und schöne Freudinnen. Aber wenn das so ziemlich alles ist, dann ist das auf die Dauer einfach zu wenig. Und ich wollte immer mehr. Ich wollte intellektuell stimuliert, emotional herausgefordert und – so wie ich war – akzeptiert werden. Dafür war Susan genau die Richtige.
Das heißt, wir Männer sind da ganz schön aufgeschmissen, oder? Das sehe ich nicht so. Frauen sind doch etwas Wunderbares. Und Wunder muss man nicht verstehen. Man muss sie geschehen lassen.
… was ich nicht ganz kapiere. Denn wenn sie den Typen so gut finden, dass sie sich in ihn verliebt haben, warum wollen sie ihn dann ändern? Ich meine seinen Charakter, nicht die schlechten Eigenschaften – die hasst man ja an sich selbst am meisten. Susan hat jedenfalls nicht versucht, mich irgendwie hinzubiegen. Sie hat mir geholfen, zu mir selbst zu finden. Was ich an Frauen wie Susan sehr zu schätzen gelernt habe, ist ihr großes Einfühlungsvermögen und die Geduld, die sie mit uns haben. Frauen können viel besser auf Männer eingehen als umgekehrt.
Wie hat sich denn Ihr Verhältnis zu Frauen im Laufe der Zeit gewandelt? Sehr. (Lacht) Ich gehörte nämlich zu denen, die in erster Linie Schauspieler wurden, weil sie dadurch an die scharfen Mädchen herankamen. Was damals für mich zählte, waren Girls, Girls, Girls! Wenn man jung ist, ist das ja auch okay. Zumindest eine Zeit lang. Natürlich waren bei dieser extrem hedonistischen Lebensweise auch Alkohol und Drogen im Spiel. Und das ist mir ja fast zum Verhängnis geworden. Gott sei Dank bin ich damals meiner Frau Susan begegnet. Sie hat mir buchstäblich das Leben gerettet. Zum ersten Mal getroffen haben wir uns 2003 bei den Dreharbeiten zu »Gothika«, wo sie als Produzentin tätig war. Wir hatten schnell einen ganz besonderen Draht zueinander …
Und sie sind auch viel eher bereit, sich emotional zu öffnen. Genau das habe ich von ihnen gelernt. Vor allem in der Beziehung zu Susan: das Herz öffnen. Früher ging es mir oft nur darum, mein Gegenüber zu beeindrucken. Oder mir Freiräume zu schaffen, mein Revier zu markieren. Und die Machtspielchen, die man im Job so gut gebrauchen konnte, haben sich häufig auch in private Auseinandersetzungen eingeschlichen. Da war immer viel Narzissmus und Egoismus dabei. Aber das habe ich längst alles abgelegt.
… woraus dann Liebe wurde. Und 2015 sind Sie schon zehn Jahre verheiratet. Aber bevor wir heirateten, hatte mich Susan vor die Wahl gestellt: »Entweder die Drogen oder ich!« Das war ein heilsamer Schock. Diese Traumfrau wollte ich auf keinen Fall verlieren. Ich hatte mich fast mein ganzes Leben lang als Außenseiter gefühlt, als einer, der nie richtig dazugehörte. Aber seit ich mit Susan verheiratet bin, weiß ich, wo ich hingehöre.
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Gespräche, die nur ums eigene Ego kreisen, sind natürlich immer einfach …
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Robert Downey Jr. in »Iron Man« USA, 2007 © Concorde Home Entertainment
Oft wollen Frauen einen ja ändern …
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Robert Downey Jr. in »Iron Man 3« USA, 2013 © Concorde Home Entertainment
» Ich hatte mich fast mein ganzes Leben lang als Außenseiter gefühlt, als einer, der nie richtig dazugehörte. « ROBERT DOWNEY JR.
… aber richtig miteinander zu kommunizieren, ist oft eine sehr erschöpfende Angelegenheit. Denn wenn ich zum Beispiel mit meiner Frau eine Auseinandersetzung habe, dann heißt das ja nicht nur, dass ich bloß meinen Standpunkt vortrage und sie ihren, sondern dass wir uns auch gegenseitig zuhören und versuchen, auf den anderen wirklich einzugehen.
… Robert Duvall meinte hingegen, dass Ihre Frau die Zügel fest in der Hand hält … … und auch das stimmt natürlich. Aber wenn wir nach einem langen Drehtag ins Hotel zurückkommen, dann gibt es bei den Downeys keinen Zoff, sondern Harmonie. Wir ziehen da alle an einem Strang.
Konstruieren wir mal ein Beispiel: Ihre Frau rät Ihnen bei einem Film ab, den Sie gerne machen würden – wie reagieren Sie?
Robert Downey Jr. wurde am 4. April 1965 in New York City geboren. Durch seinen Vater, ein Regisseur und Drehbuchautor, kam er schon früh mit dem Filmbusiness in Berührung. In den Achtzigerjahren gehörte er zur als »Brat Pack« bekannten Schauspielergeneration. 1987 spielte er die Hauptrolle im Kultfilm Unter Null. 1992 wurde er für die Titelrolle in Charlie Chaplin für den Oscar nominiert. Danach folgten Filme wie Natural Born Killers (1994), Die Wonder Boys (2000), Zodiac – Die Spur des Killers (2007), Tropic Thunder (2008) – für den er seine zweite Oscar-Nominierung bekam –, Iron Man 1–3 (2008 – 2013) und zwei Sherlock Holmes Filme (2009 – 2011) mit ihm in der Titelrolle des britischen Meisterdetektivs. In dem Marvel’s The Avengers-Franchise ist er auch wieder als Iron Man zu sehen, und die DVD zu seinem Film Der Richter – Recht oder Ehre ist seit Februar erhältlich. Seit 2005 ist Robert Downey Jr. in zweiter Ehe mit der Produzentin Susan Levin verheiratet. Am 7. Februar 2012 wurde Sohn Exton geboren, im November 2014 erwartet das Paar wieder Nachwuchs. Außerdem hat Downey einen 20-jährigen Sohn aus erster Ehe. Die Familie lebt in Los Angeles.
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Flirten Sie – obwohl Sie glücklich verheiratet sind – noch gelegentlich?
Meine Frau hat bei einem Film, den ich gerne machen würde, noch nie ihr Veto eingelegt. Dazu ist sie viel zu klug. Abgesehen davon sind wir diesbezüglich auch immer auf der gleichen Wellenlänge. Es geht mehr darum, sensibel zu reagieren. »Ach, so fühlst du dich? Ich hatte mir da schon ein ganz anderes Bild von dir gemacht. Das muss ich jetzt wohl korrigieren.« Vorgefasste Meinungen verzerren immer. Und wenn man nicht bereit oder fähig ist, seine Meinung zu ändern, dann mündet auch die beste Ehe oder Beziehung langsam aber sicher in einer Tragödie.
Wow, das wäre sicher der ultimative Kick. Aber ich glaube, das würde mich total überfordern. Als Schauspieler bin ich es ja gewohnt, in andere Charaktere zu schlüpfen, aber da spiele ich ja nur …
»Sherlock Holmes«-Regisseur Guy Ritchie hat Ihre Ehe als »das beste Beispiel einer symbiotischen Ehe« gepriesen …
Sie haben letztes Jahr eine Tochter bekommen. Was wird der Vater von zwei Söhnen bei der Erziehung seiner Tochter anders machen?
(Lacht) Da ist sicher etwas dran, wir ergänzen uns in sehr vielen Bereichen unseres Lebens …
Das können Sie mich in zehn Jahren nochmal fragen. Was ich weiß, ist, dass sie mit viel Liebe und Zuwendung aufwachsen wird …
Aber natürlich. Ich liebe Frauen. Und mit ihnen zu flirten, finde ich nach wie vor… prickelnd. Nur weiß ich heute, wie weit ich dabei gehen will. Haben Sie sich schon mal vorgestellt, eine Frau zu sein?
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DER TEUFEL TR ÄGT PR A NA A L L E M AC H E N YO GA . A B E R WA R U M ? E I N E S P U R E N L E S E A U F D E R S U C H E N AC H D E R T O TA L E N B A L A N C E .
VON PH I LI PP T I NGL ER
Ich bin überhaupt nicht so der Yogatyp. Dachte ich. Ich bin vielmehr der Typ, der sich lustig macht über Yoga-Hausfrauen und die Nase rümpft über geistlose Models, die glauben, auf ihrer Louis-Vuitton-Yogamatte zum Einklang von Körper, Geist und Seele zu gelangen – das geht doch gar nicht bei Geistlosigkeit. Yoga? Nee, nichts für mich. Ich bin ein furchtbar materialistisches, herrschsüchtiges und obendrein jähzorniges Wesen. Und das bin ich an einem guten Tag. Ich schnappe Nonnen vor dem Kloster das Taxi weg. Ich schiebe alte Frauen mit Gehhilfe beiseite, um auf der Post schneller an den Automaten zu kommen, der die Wartenummern ausgibt, und ich schlage Mitreisende, die meinen Personal Space in der Business Class durch Ausstrecken ihrer Extremitäten invadieren, mit einer zusammengerollten Ausgabe von Vanity Fair zurück. Ich glaube an Krieg als Mittel der Politik gegen menschenverachtende Schurkenstaaten, ich hasse Kleinkunst, und Leona Helmsley ist ein Idol für mich. Ich bin Godzilla am Buffet und gewaltbereit in jedem Sample Sale. Und jetzt? Befinde ich mich auf einer Yogamatte, ächzend und schwitzend bei dem Versuch, vom Brett in den Hund zu ziehen. Was ist geschehen? Alles begann auf Bali. Totales Klischee, ich weiß. Auf der lieblichen Insel Bali. Manche Leute bezeichnen sie als Paradies, voll lächelnder Gesichter, puderzuckerweißer Strände, mystischer Tempel, bezaubernder Sonnenuntergänge und graziös modellierter Reisfeldterrassen. Andere Leute bezeichnen Bali als das Mallorca Asiens. Beides ist irgendwie richtig und irgendwie auch nicht. Fest steht: Bali ist trotz Massentourismus und der folgenden Gegenwelle glitzernder Wellnesstempel irgendwie ein spiritueller Ort geblieben, selbst im Süden der Insel, wo der Tourismus in den letzten Dekaden die deutlichsten Spuren hinterlassen hat, und es ist in der Tat die besondere Spiritualität der Insel, die sie bezaubernd und einzigartig macht, eine ganz eigene Variante des Hinduismus, welche die sichtbare und unsichtbare Welt gleichermaßen respektiert und nichts Aggressives hat, oder höchstens insofern, als dass das Leben selbst als Auseinandersetzung verstanden wird: eine immerwährende Schlacht zwischen den Dämonen und dunklen Mächten, die im Meere hausen, und den Göttern, welche die Vulkane bewohnen, von denen Bali so gewaltige Exemplare zu bieten hat. Wir waren also auf Bali, der beste Ehemann von allen und ich. Und wohnten im Uma Ubud Resort, einer Anlage mit malerischen Tropengärten, auf drei Hektaren am Rande des Städtchens Ubud mit Blick auf das TjampuhanTal zwischen Reisfeldterrassen und Banyanbäumen. Und dort absolvierten wir die erste Yoga-Stunde unseres Lebens, im Open-Air-Yoga-Pavillon, mit spektakulärem Ausblick in den umgebenden Dschungel. Ich wusste bis anhin nicht viel über Yoga und hielt es für so eine Art Shirley-MacLaineVormittagsbeschäftigung; und ich dachte, wie die meisten Westeuropäer, bei dem Begriff Yoga nur an körperliche Übungen, die sogenannten Asanas oder Yogasanas. Ich meine, ich wusste schon, dass da irgendwelcher
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dazu) einen hübschen Einblick in das Upmarket-Health-Retreat-Publikum: zwei Russinnen mit zahlreichen Pailletten am Körper (das breite Becken der einen verdeckte meist die Instruktorin), eine schwangere Australierin, Lucy und Alex aus Singapur, die gestern mit uns den Estate Walk absolvierten, sowie ein schmächtiger nordamerikanischer Nerd (der einzige, der behauptete, schon mal Yoga gemacht zu haben, obschon er ziemlich schlecht war, und nach der Stunde eine Diskussion mit der Instruktorin begann, und ich konnte mir schon vorstellen, wie er anschließend unter »Sports« in sein Online-Dating-Profil schrieb: »Tantra Yoga« – aber wahrscheinlich war es bloß meine überschwappende westliche Negativität, die mich zu solchen Einbildungen führte). Wahrscheinlich hatte er auch schon einen YogaNamen, der Nerd. So wie in dieser einen Szene in »2 Broke Girls«, wo eine der Hauptfiguren, Max, in einem gentrifizierten Coffee Shop in New Yorks Williamsburg auf eine sehr weiße und sehr middle-class-mäßige junge Dame trifft, die ebendort als Barista tätig ist und zu Max sagt, sie hieße »Semhar«.
Eso-Klimbim im Hintergrund mitschwingt, und Ooom und so weiter, aber ich wusste nicht, dass Yoga im Grunde eine ganzheitliche philosophische Lehre darstellt. Der Begriff »Yoga« (dem Sanskrit entstammend) kann sowohl »Vereinigung« oder »Integration« bedeuten, als auch im Sinne von »Anschirren« und »Anspannen« des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration verstanden werden, auf dem Wege der All-Einswerdung. You get me, Shirley?
Semhar: It means »light of the tiger« in Sanskrit.
Hingegen stellte ich ziemlich schnell fest, dass das Ganze, besonders unter tropischen Bedingungen, recht schweißtreibend ausfallen kann und man für gewisse Yoga-Stellungen mit Vorteil soviel Arme haben sollte wie Vishnu. Nach der ersten Yoga-Stunde unseres Lebens sagte ich zu Richie: »Ich bin überzeugt, dass uns der Yogalehrer mit seinem Mobiltelefon gefilmt hat, als er sagte, wir sollen die Augen schließen. Und zwar für ‚Indonesiens Lustigste Heimvideos’. Weil wir so unglaublich schlecht waren.« – Indessen war dies nicht die letzte Yogastunde des Bali-Aufenthalts. Wir zogen um in den Como Shambhala Estate. Dieses Resort, von einigen Fachleuten zu den besten der Welt gerechnet, versteht sich als sogenanntes Health Retreat. Und ist damit paradigmatisch für zweierlei: das zeitgenössische Ideal der Persönlichkeitsoptimierung sowie, zweitens, die Transzendierung des Wellness-Begriffs. Wellness per se ist nämlich gar nicht mehr schick, sondern längst eine Art Volkssport der Mittelklasse geworden; in jedem Flughafenhotel kann man sich inzwischen heiße Steine auf den Rücken legen lassen, so dass sich Distinktion nur noch erreichen lässt, indem man Wohlbefinden scheinbar noch radikaler, ganzheitlicher, oder, zeitgenössisch ausgedrückt, holistisch definiert. Genau das ist der Ansatz des Como Shambhala Estate, im balinesischen Dschungel oberhalb des Städtchens Ubud sehr malerisch an den schluchtigen Säumen des Ayung-Flusses gelegen, eine Anlage, die sich in Würdigung der Spiritualität des Ortes der Rund- und Grunderneuerung ihrer zahlenden Gäste verschrieben hat. Der Minimalaufwand dafür beträgt drei Übernachtungen. Ein neuer Mensch in vier Tagen. Und das geht natürlich nicht ohne Yoga.
Die nachmittägliche Yogastunde hingegen leitete Dr. Deepak. Das klingt wie ein Rapper, war aber der Ayurveda-Arzt, von Richie und mir allerdings »Doctor Spaceman« genannt, nach dem gleichnamigen Charakter aus »30 Rock«, weil er mir in der vorangegangenen Konsultation erklärt hatte, ich könne unbesorgt gelegentlich eine Zigarette rauchen, das sei mit meinem Prakruti problemlos vereinbar, während Richie nur schon durch den Anblick einer Zigarette sofort nikotinsüchtig würde. Prakruti ist nicht fair. – Doctor Spaceman breitete zahllose Mobiltelefone um seine Yogamatte aus, war mir aber lieber als die Pranayama-Atemmeditationstante vom Morgen, die uns beigebracht hatte, unsere Dome übereinanderzustapeln und uns auf unser Zwerchfell zu konzentrieren und dass der Atem unser Freund wäre. Die Tante war mir ein bisschen zu sehr im Gleichgewicht; bei welcher Gelegenheit ich wieder einmal feststellte, dass mir nicht selten gerade die etwas unausgeglichenen Menschen die lieberen und interessanteren sind. Sofern sie nicht völlig von irgendeinem Besinnungsweg konsumiert werden, so wie die übergewichtige Tribade im Spandex-Anzug neben mir, die der gesamten Yoga-Klasse ungefragt von ihrer überdominanten Mutter erzählte. Und indem ich diese Gedanken anstellte, holte ich mit der Yoga-Rolle aus, um eine riesige fauchende Ameise zu erledigen, die sich vom Dschungel hereingeschlichen hat – und in letzter Sekunde von der Tribade gerettet und vor die Tür gesetzt wurde. Dort ward sie sogleich von einer fauchenden Eidechse verschlungen. Das ist Prana!
Wir waren für das sogenannte Bespoke Programme gebucht, was sozusagen als maßgeschneiderter Wiederbelebungsplan zu verstehen ist und Folgendes beinhaltet: individuell zugeschnittenes Ernährungsschema, Konsultation mit einem Ayurveda-Doktor, Massagebehandlung nach dessen Verschreibung, Teilnahme am allgemeinen Aktivitätenprogramm. Bei all dem stand einem ein Personal Assistant zur Seite. Unsere Persönliche Assistentin hieß Karti und überreichte uns den Wochenplan, der von Yoga über Tai Chi und Pilates bis hin zum »Vedanta Philosophy Talk« und »Healthy Lifestyle Coaching« eine Fülle von möglichen Aktivitäten umfasste. Und so also kam es zur nächsten Yoga-Lektion im nächsten Freiluftpavillon (und zwar um halb acht Uhr morgens; eine Zeit, zu der ich selten wach bin). Dies verschaffte uns, nebst der Gelegenheit zu innerer und äußerer Balance (oder Ansätzen
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Max: Oh Geez. Semhar: It’s my yoga name. Max: Help me, God!
Und ehe wir es uns versahen, waren wir wieder zuhause in Zürich, und da entschlossen Richie und ich uns, Yoga noch ein bisschen weiterzubetreiben, weil meine Personal Trainerin fand, es wäre eine gute Ergänzung zum Krafttraining, und etwas mehr Beweglichkeit könne schließlich nicht schaden, und auch für Richies Boxtraining erschien das als äußerst gute Ergänzung. Und überhaupt ist es ja nie verkehrt, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. »Wir müssen aber eine Lehrerin finden, die nicht zu esoterisch ist«, sagte ich, »aber trotzdem eine Frau. Hier in Westeuropa sind mir Männer als Yogalehrer zu weich. Und schon gar nicht will ich irgendso’n Homoyoga – ich will Hausfrauen! Allerdings nicht so deprimierende Hausfrauen, die wirklich arbeiten, sondern – Zürichberghausfrauen. Mit Louis-Vuitton-Yogamatten! Die ihre Brillanten für die Yogastunde nicht abnehmen.« Und so machten wir uns auf die Suche. Nicht lange und wir fanden: Darthie.
Darthie selbst ist allerdings keine Zürichberghausfrau im soziologisch strengen Sinne und heißt auch gar nicht wirklich Darthie, sondern wir nennen sie bloß so, als Kurz- und Koseformform von Darth Vader, weil Darthie, unsere schlanke und feingliederig gebaute Yogalehrerin, die sich so grazil und leicht bewegt und biegt, als ob sie nichts an sich zu tragen hätte, bei den Yogasanas ungefähr genauso geräuschvoll atmet wie Darth Vader. (Bei unserer ersten Darthie-Stunde dachte ich, das wäre irgendeine CD als Hintergrundgeräusch, so wie es ja auch Walfischgesänge auf CD gibt, zum Beispiel; ich konnte nicht fassen, dass solche Geräusche aus so einer zierlichen Person rauskommen können. Allerdings lernte ich beim Yoga schnell, dass auch aus feenhaften Wesen noch ganz andere Geräusche rauskommen.) Ich mag Darthie. Sie ist eine DTEP (= down to earth person) und keinesfalls zu esoterisch. Wir machen Hatha Yoga, eine der fünf klassischen Yoga-Arten. Hatha Yoga ist das, worunter der westliche Sprachgebrauch eher körperbetonte Yoga-Praktiken zusammenfasst. Also das, was ich früher, als Yoga-Ignorant, immer als »Dehnen unter Anleitung« bezeichnet habe, und irgendwie trifft es das auch immer noch. Doch das ist nicht zuletzt genau das, was ich will – oder besser: was ich brauche, denn ich hasse Dehnen und mache es nach dem Kraft- oder Ausdauertraining nur zwangsweise. Und vielleicht empfinde ich die Asanas deswegen oft als pretty anstrengend, Yoga ist in der Tat viel anstrengender als es aussieht, genau wie Golf, über das ich auch immer behauptet habe, es wäre die Sportart, die dem Sitzen am nächsten käme, bis zu meiner ersten Golfstunde, die auf der lieblichen Insel Mauritius stattfand, ich scheine irgendwie dauernd Zeugs auf Inseln anzufangen, aber das ist ein anderes Thema. Neben den fünf klassischen Yoga-Arten gibt es bekanntlich in unserer hochdifferenzierten Wellnessgesellschaft auch noch so Hybrid-Varianten wie zum Beispiel Bikram Yoga, Jivamukti Yoga, Yogilates (my favourite) oder Frauenyoga, wobei eigentlich beinahe jede Yoga-Varinate als Frauenyoga anzusprechen ist, denn rund achtzig Prozent der Yogis in der westlichen Welt sind weiblich, also Yoginis. Im Westen gilt Yoga einfach immer noch als nicht sehr männlich, wahrscheinlich wegen der spirituellen Komponente. Immerhin war Yoga ursprünglich ein rein spiritueller Weg, der vor allem die Suche nach Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Und weil Yoga aus Indien stammt, liegen die Wurzeln der Yoga-Philosophie im Hinduismus und Teilen des Buddhismus. Die vielen Asanas, also Körperübungen, entstanden demgegenüber erst im Laufe der Zeit. Ihr vorrangiges und ursprüngliches Ziel war es, den Körper so zu kräftigen und zu mobilisieren, dass er möglichst beschwerdefrei über einen längeren Zeitraum im Meditationssitz (etwa dem Lotussitz) verweilen konnte. Also waren die Körperübungen anfänglich noch der Spiritualität untergeordnet. Mit der Zeit jedoch erkannte man immer mehr die positive Wirkung der körperlichen Übungen auf das gesamte, also auch das rein physische Wohlbefinden des Menschen, und so wurden die Asanas auch in ihrem eigenen Anspruch als Körperschule weiterentwickelt. Wobei es beim Yoga ja eben keine Trennung der Sphären gibt, wozu ich folgendes Bild im Interweb gefunden habe (Metaphern sind wichtig beim Yoga): Das Individuum wird als ein Reisender im Wagen des materiellen Körpers gesehen. Der Wagen ist der Körper, der Kutscher der Verstand, die fünf Pferde die fünf Sinnesorgane, der Fahrgast die Seele, und das Geschirr heißt im Indischen »Yoga«. Soviel zur Metapher. In praxi sehen Darthies Lektionen wie folgt aus: Darthie beginnt mit einem kurzen Gedanken zur Einheit von Körper, Seele und Geist, indem sie zum Beispiel eine Stelle aus dem Yoga-Sutra des Patañjali vorträgt, dem wichtigsten Ursprungstext und Leitfaden des Yoga, das dessen philosophische Grundlagen, die Essenz des Yogawegs, sehr komprimiert zusammenfasst. Patañjali war ein indischer Gelehrter, der mutmaßlich im 2. Jahrhundert vor Christus lebte – sofern er überhaupt je gelebt hat. In der indischen Mythologie gilt er als Inkarnation des Schlangenkönigs Shesha, gern als Mischwesen aus Schlange und Mensch dargestellt – und eine solche Physis wäre, wenn Sie mich fragen, für die meisten Yoga-Übungen von Vor-
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teil. Sei’s drum. Im Yogasutra wird Yoga als achtgliedriger Weg dargestellt, und die acht Aspekte sind die folgenden: Yama (Moral, Ethik), Niyama (Selbstdisziplin), Asana (körperliche Disziplin), Pranayama (Beherrschung des Atems, mentale Disziplin), Pratyahara (Sich-nach-Innen-Ausrichten, Disziplin der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation), Samadhi (Ekstase, Versenkung, Verwirklichung des höheren Selbst). Alle acht Glieder des Yoga bilden eine untrennbare Einheit. Oft wurden sie als Stufen einer Entwicklung interpretiert, eigentlich beziehen sie sich jedoch auf verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens, so dass sie nicht nacheinander zu praktizieren sind, sondern vielmehr einen ganzheitlichen Übungsweg darstellen. Die Yogasanas etwa sollen stets das Zusammenspiel von Körper, Geist, Seele und Atem verbessern, sie sind auch eine Methode der Reinigung und Besinnung. Eine Aufwärtsentwicklung ist nur insofern ein treffendes Bild, als dass Samadhi, die All-Einheit, das letztendliche Ziel des Yogaweges repräsentiert: die völlige Ruhe des Geistes. Selbstvervollkommnung. Aber will man das? Ruhe ist doch auch immer ein bisschen – leblos. Und Selbstvervollkommnung – das Ende.
Vielleicht bin ich einfach zu kompetitiv. Ich liebe Wettbewerb. Sofern ich gewinne. Im Yoga geht es allerdings nicht ums Übertrumpfen, sondern um Erleuchtung, Aufklärung, die Zusammenführung des äußeren und inneren Daseins, wie Niles Crane es ausdrückte. Das ist gut und schön und downright wundervoll, aber ich kann trotzdem nicht verhehlen, dass ich gelegentlich frappiert bin, wie gelenkig auch solche Hausfrauen sind, die gar nicht danach aussehen. Ich weiß nicht, was die nebenher noch alles betreiben, wahrscheinlich Pilates, Spinning, Krav Maga – jedenfalls sind da manche anscheinend fitter als ein Navy Seal! Und stehen noch lange als Baum, während ich schon längstens neben ihnen umgestürzt bin. So graziös wie möglich, natürlich. Am aller-gelenkigsten ist, selbstverständlich, Darthie – die mir übrigens manchmal ihre Füße auf die Hände stellt oder sich auf mich lehnt, damit ich beim Hund noch weiter in die Dehnung komme, denn im Gegensatz zu den meisten der Krav-Maga Housewives bin ich immer noch nicht biegsam, ich bin mehr wie Kirstie Alley. Oder wie Elvis Presley. Von dem stammen die Zeilen: You tell me just how I can take this yoga serious
Jedenfalls spürte ich bisweilen inneren Widerstand, wenn Darthie beispielsweise über den erstrebenswerten Zustand der Wunschlosigkeit sprach, Sinn und Selbst bezähmend, nichts hoffend, ohne Besitz. Für mich sind Wünsche und Hoffnungen ein wichtiger und legitimer Antrieb der Seele. Schon eher könnte ich mich damit abfinden, dass die analytische Wahrnehmung der Dinge in ihren Grenzen lediglich ein menschliches Raster darstellt, das mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. (Immanuel Kant hat im Grunde nichts anderes gesagt.) Dagegen steht im Yoga die ganzheitliche, intuitive und auf den Moment bezogene Wahrnehmung. So spricht Darthie, und dann lockern und recken wir uns und beginnen allmählich mit dem, was Darthie »Körperarbeit« nennt: Atemübungen, dem Spüren des Körpers und zugleich dem Zurückziehen der Sinne ins Hier und Jetzt. Es geht um Leere und Offenheit und das Jetzt. Und das Jetzt dauert mir manchmal eine Idee zu lange, besonders wenn Darthie während einer Übung ein bisschen umhergeht und die Stellung mancher Teilnehmerin verbessert, und während sie dies tut, verharren wir alle im Tauchenden Otter oder Hängenden Storch, bis Ursi ihre Ferse richtig setzt, und dann frage ich mich bisweilen: Hat eigentlich das Großmünster schon geschlagen? Nach einer guten Stunde folgt noch eine Phase der Tiefenentspannung, und dann enden wir, wie wir begannen: mit Namaste. Und, idealerweise, in einer Haltung der inneren Gelassenheit. »Mehr Gelassenheit!«, wie schon Frank Costanza sagte. Bloß will sich die bei mir nicht immer so recht einstellen. Viele Menschen, die ich kenne und die Yoga betreiben, finden es dabei am schwierigsten, sich mental auf den Augenblick und die jeweilige Übung zu fokussieren und an nichts anderes zu denken. Dies wiederum ist irgendwie nicht so wirklich mein Problem, das Wichtigste scheint mir hier einfach, sich im Moment nicht darüber aufzuregen, falls man gelegentlich gedanklich abschweift. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die Gelegenheit, sich eine Stunde lang in einem gesetzten Rahmen vorzugsweise mit augenblicklichen inneren und äußeren Bewegungsabläufen zu befassen, für mich eine der Hauptmotivationen für Yoga darstellt. Darüber hinaus habe ich neulich Richie erklärt, dass die 75 Minuten Yoga pro Woche wahrscheinlich denjenigen Block meiner gesamten wöchentlichen Wachzeit repräsentieren, in dem ich am wenigsten spreche. »Was ist, wenn du allein bist und arbeitest?«, fragte Richie daraufhin.
When all it ever gives to me is a pain in my posteriors. So singt Elvis in seiner Rolle als Lieutenant Ted Jackson den Song »Yoga Is As Yoga Does« in dem hinlänglich belanglosen Film »Easy Come Easy Go« von 1967, und ich bin in gewissen Momenten im Yoga auch ungefähr so gut wie Elvis in der dazugehörigen Filmszene (Sie können das auf YouTube sehen), ich ächze und rutsche über die Matte, Schütze, Kobra, Embryo, Kamel, und Darthie sagt: Erzwingt nichts, nehmt nicht mich zum Vorbild, jedes für sich, hört auf euren Körper. Und ich kippe sanft zur Seite und denke währenddessen: Wenn ich auf meinen Körper hören würde, würde ich den ganzen Tag Pizza, Zigaretten und Pornos konsumieren und wäre bestimmt nicht hier. So betreiben wir jetzt Yoga seit über zwei Jahren – und ich habe das sichere Gefühl, ich mache keinerlei Fortschritte. Balance, Ausdauer und Harmonie unterliegen bei mir, wie so viele Sachen, gewissen Tagesformschwankungen, aber grundsätzlich bin ich, körperlich und mental, mutmaßlich genauso unflexibel wie vorher. Und trotzdem höre ich nicht auf. Weil ich es irgendwie mag. Ich mag es irgendwie, aus diesem materialistischen Alltag gezogen zu werden, wo man Dingen und Geschäften hinterherläuft, und mich Körperhaltungen, Bewegungsabläufen, inneren Konzentrationspunkten, Atemführung, Mantras und Chakren zu widmen. Bevor ich mich dann von der Yogamatte erhebe und um die letzten Ralph-Lauren-Oxford Sheets im Ausverkauf bei Selfridges kämpfe. Und mich auf diese Weise wieder von einem künstlichen, vorübergehenden High zum nächsten hangle. Und vielleicht ist das ja schon ein Fortschritt und eine eigene Form der spirituellen Harmonie. Nicht das mit dem Ausverkauf, das habe ich schon immer gemacht. Sondern die bewusste Wahrnehmung dieses Bruchs, den das Beschreiten des YogaWegs bedeutet, vielleicht liegt darin ja bereits eine beruhigende, ausgleichende Wirkung und innere Einkehr, ein Hinweis auf jene universale, ideelle Ganzheit, die genutzt werden kann, das eigene Verhalten gegenüber den Mitmenschen zu reflektieren, um es positiver zu gestalten. Natürlich sind auch jene Augenblicke schön und lebenswert, wo jemand beim Asana ein Pupsgeräusch hören lässt, ein Klassiker beim Yoga, an dem ich immer wieder Spaß habe, Sie müssen verzeihen, ich bemühe mich ja stets, classy zu sein, aber bestimmte Winkel meines Gemüts sind wohl eher schlicht. Oder sehen aus wie eine ganz miese Gegend von Los Angeles. Aber denen verdanke ich auch ganz heitere Momente ideeller Ganzheit.
»RUHE IST DOCH AUCH IMMER EIN BISSCHEN – LEBLOS. UND SELBSTVERVOLLKOMMNUNG – DAS ENDE.«
»Du weißt doch, dass ich gern mit mir selbst rede, Kleines«, erwiderte ich.
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CATHARINA BRUNS HAT EINES DER INTELLIGENTESTEN BÜCHER ÜBER ARBEIT GESCHRIEBEN, DAS IN JÜNGSTER ZEIT ERSCHIENEN IST. SIE SAGT: »WORK IS NOT A JOB« – SO LAUTET AUCH DER TITEL IHRES BUCHES –, SONDERN BEREICHERUNG. ODER, UM ES MIT IHREN WORTEN AUSZUDRÜCKEN: »DIE EINEN NENNEN ES ARBEIT. WIR NENNEN ES LEBEN.« DA WUNDERT ES NICHT, DASS DER »MONDAY« ZUM »FUNDAY« WIRD. WAS UNS WIEDERUM NEUGIERIG MACHT. DESHALB HABEN WIR SIE EINFACH MAL ANGERUFEN. AN EINEM DIENSTAG. ABER DAS TUT EIGENTLICH NICHTS ZUR SACHE.
NICHT WARTEN.
STARTEN
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Foto: SOPHIE PESTER
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Auch die Buchhaltung?
interessiert, was wir tun können, um Selbstständigkeit zu inspirieren, und zwar in jeder und jedem. Aber genauso wenig, wie ich dieses Mann-FrauDing aufmachen will, behaupte ich, dass Selbstständige besser oder freier sind als Festangestellte. Es geht um die Haltung: Was mache ich aus dem, was ich habe? Wie sehe ich die Dinge? Das schreibe ich ja auch: Arbeit ist eine Frage der Haltung. Man kann sie anstrengend finden und mühevoll, oder man kann sich davon befreien und etwas Neues daraus machen.
Buchhaltung ist ein Spezialthema. Die ist sicherlich nicht zur Bespaßung erfunden worden. Ich finde aber, sie fängt dann an Spaß zu machen, wenn man sie auf Zack hat, wenn das gar nicht erst in so eine Situation kommt, dass man nachträglich noch ein Fahrtenbuch oder so ausfüllen muss. Wenn man das gleich erledigt, wird man auch nicht so davon gebremst.
Frau Bruns, in Ihrem Buch heißt es, »Monday is Funday«. Wie war Ihr gestriger Tag? Hatten Sie Spaß?
… aber all meine Projekte haben gemeinsam, dass wir Menschen inspirieren möchten, selbst zu gestalten. Im Kern bedeutet es: Du kannst mehr aus dem machen, was Du schon hast. Wenn Du dich selbst ermächtigst, wenn Du zum Gestalter wirst, wird Arbeit zu deinem Gestaltungsmittel und kann dein Leben sehr positiv verändern. Und das hat nicht immer unbedingt etwas mit Erwerbsarbeit zu tun. Auch berufliche Selbstständigkeit ist dabei kein Muss. Auch im Angestelltenbereich kann man bestimmte Strukturen verbessern, wenn man sich nur selbst verantwortlich dafür fühlt und be ginnt. Das scheint für viele leider völlig unmöglich.
Er war sehr schön. Allerdings macht es für mich keinen Unterschied, welchen Wochentag wir gerade haben. Wobei ich mich schon auch immer auf den Montag freue. Nicht weil mir am Wochenende langweilig wäre, sondern weil alle anderen meistens nicht bei der Arbeit sind. Das sei ihnen auch gegönnt. »Monday is Funday« bedeutet letztlich, dass der Montag jetzt kein spezieller, kein grauenvoller Tag für mich ist, wie es noch zu den Zeiten war, als ich selbst noch angestellt war. Damals kam auch ich in diesen Sog zu sagen, »Oh nee, nicht schon wieder Montag«. Da habe ich mich aber auch ein bisschen vom Mainstream anstecken lassen. Heute würde ich sagen, es ist Unsinn, den Montag zu verteufeln.
Wie wichtig ist für Sie Sicherheit? Ich glaube nicht an wirkliche Sicherheiten. Ich glaube, man kann sich einen gewissen Grad an Sicherheit selbst gestalten. Als Unternehmerin muss ich immer flexibel sein und voraus denken und überlegen, wie ich mich verbessern kann. Ich fühle mich sicher, weil ich weiß, dass ich es selber in der Hand habe. Niemand kann mir meine Arbeit nehmen. Die Festanstellung mag den meisten immer noch »sicher« vorkommen, dabei ist es auch das vollkommene Abhängigkeitsmodell. Ich finde das so irre, dass es trotzdem so wahrgenommen wird, nur weil ein Arbeitsvertrag suggeriert: »Du bist sicher.« Sicher kann man nur sein, wenn man mit sich selbst sicher ist. Meine Sicherheit ist, dass ich mich jederzeit neu erfinden kann.
Das ist auch wieder so eine eingefahrene Denkweise. Es geht aber erstmal darum, sich zu überlegen, was einen selbst interessiert und was man selbst zu dieser Gesellschaft beitragen will, ohne nur zu schauen, was der Markt nachfragt. »Der Markt« unterschätzt uns. Wir müssen ihn besser machen. Wenn ich meine Überzeugungen kenne, kann ich – gerade im Zeitalter des Internets – ein Angebot entwickeln, das den Menschen einen Mehrwert bietet. Dieser Mehrwert ist der entscheidende Punkt. Ist er deutlich vorhanden, wird das Angebot auch angenommen.
Woher kommt das? Es sagt einem keiner. Mir ging es übrigens genauso: Ich habe auch nicht unbedingt daran gedacht, mich selbstständig zu machen, sondern wollte Karriere machen und glaubte, damit glücklich zu werden. Ich habe aber schnell gemerkt, dass es mich nicht glücklich machen kann, wenn ich die Verantwortung für mein Schaffen abgebe und mich in eine vorgefertigte Form begebe. In einem Konzern zum Beispiel kann ich mich ja nur in eine Richtung entwickeln, die dem Konzern auch nützt. Das kann man dem Konzern nicht vorwerfen. Man muss schon für sich selbst denken und sagen: Das, was ich will, muss ich mir eben selbst gestalten.
Dann ist das also ein Slogan wider den Mainstream? Genau. So wie meine anderen Statements und Illustrationen im Buch auch. Jeder soll sich das herausnehmen, was für ihn passt. Ich will damit alte Denkstrukturen aufbrechen, die Leute dazu animieren, sich selbst zu hinterfragen. Um auf den ungeliebten Montag zurückzukommen: Glaube ich das nur, weil andere das sagen? Welches ist der richtige Weg für mich? Was kann ich für mich selber tun? Wenn es um die eigene Arbeit geht, gibt es so viele Möglichkeiten, den richtigen Weg zu finden und zu leben. Und daher ist das Thema Arbeit für mich auch so positiv besetzt.
Ein klassischer Bereich für Selbstständige ist aber der Dienstleistungssektor – wo ja im Prinzip die Ideen anderer verwirklicht werden.
Haben Sie wirklich immer Funday? Oder ist da auch mal ein Hateday dazwischen?
Stimmt. Viele Selbstständige sind im Prinzip nicht selbstständig, sondern nur der verlängerte Arm ihres Auftraggebers. Gerade im freien Bereich verharren viele in einer passiven Auftragslogik – dann auch noch ohne die Annehmlichkeiten des Angestelltendaseins. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine wirtschaftliche Unmündigkeit, die wir so schon in der Schule lernen. Es wird einem ja nicht beigebracht, sich selbstständig zu verhalten, sondern in einer Maschinerie zu funktionieren. Nehmen Sie den Begriff »abhängige Beschäftigung«. Dieser Begriff ist absolut positiv besetzt – inklusive der Abhängigkeit. Ich glaube, wenn wir Arbeit neu denken, muss eben auch die Selbstständigkeit ganz neu gedacht werden. Dabei müssten natürlich auch die Sozialversicherungssysteme angepasst werden, um mo derne Lebensentwürfe und freie Arbeitsmodelle besser miteinzubeziehen.
Ich sage gar nicht, dass Arbeit hauptsächlich Spaß machen muss. Es geht mir darum, mich mit Dingen zu beschäftigen, die mir bedeutsam sind. Um Dinge, von denen ich will, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise erledigt werden, und dass sie überhaupt existieren, eben weil mir diese Dinge wichtig sind. Keiner sagt, dass dies einfacher ist oder die ganze Zeit Spaß bringen muss. Im Gegenteil. Wenn man sich fordert oder eine persönlich bedeutsame Arbeit tun will, wird man häufig mit unangenehmen Gefühlen konfrontiert. Zweifel, Unsicherheiten und so weiter. Es ist nicht »leichter«. Es ist wie im Sport. Auch dort steht vor dem Erfolg die Anstrengung. Das heißt, das Sprichwort, dass Qualität von Qual kommt, findet auch bei Ihnen seinen Platz?
Zu welchem Anteil besteht Ihre Arbeit aus Abarbeiten und aus Kreativität? Das kann ich gar nicht so richtig sagen, denn für mich gehört alles zusammen. Und vor allem kann ich mir die unterschiedliche Arbeit selbst einteilen. Ich kann außerdem zwischendurch mit meinem Hund rausgehen oder laufen gehen. Arbeit und Leben sind nicht getrennt. Es ist die absolute Selbstbestimmung, die dafür sorgt, dass sich Abarbeiten gar nicht nach Abarbeiten anfühlt. Unser Unternehmen Supercraft erfordert zum Beispiel eine totale Regelmäßigkeit. Unsere Do-it-yourself-Kits müssen alle zwei Monate auf den Punkt hin erdacht, gestaltet, konfektioniert und verschickt werden. Boxen zu füllen und zu verschicken hat mit Kreativität nicht mehr viel zu tun. Aber wenn man sich das gesamte Produkt selbst ausdenkt und am Ende in den Händen hält, ist das jedes Mal ein tolles Erlebnis. Und dann macht auch das nötige »Abarbeiten« dafür große Freude.
Qual finde ich zu hart. Sich quälen zu müssen, ist nicht der richtige Weg. Arbeit sollte nicht unendlich mühevoll sein. Andererseits hat Arbeit aber auch ein mühevolles Element, ich nenne das jetzt mal Wachstumsschmer zen. Die sind ganz natürlich. Ich muss allerdings erkennen, wenn diese Wachstumsschmerzen zu echten Schmerzen werden, die quälen und anzeigen, dass man von einer Sache ablassen sollte. Das ist sicher ein lebenslanger Lernprozess. Der springende Punkt für mich ist, ob ich selbstbestimmt bin oder ob ich mich abhängig fühle. Diese Selbstermächtigung, die in der selbstständigen Arbeit steckt, ist ein sehr wichtiger Punkt. Sie selbst sind ja sehr vielschichtig aufgestellt, gestalten und vertreiben Handarbeits-Kits, kreative Notizbücher, organisieren einen Handmade Markt, betreiben eine Interview-Plattform, schreiben Bücher …
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Als Unternehmerin müssen Sie sich aber schon nach einer gewissen Nachfrage richten …
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Mit dem Titel Ihres Buches, »Work is not a job«, konstruieren Sie einen Gegen satz zwischen Arbeit und Job. Das klingt, vereinfacht gesagt, ein bisschen nach »Arbeit ist gut – Job ist schlecht« an. Gibt es eigentlich auch schlechte Arbeit?
Ohne jetzt in die Politik einsteigen zu wollen: Haben Sie aus dieser Richtung eine Reaktion bekommen?
Ich würde nicht sagen, dass ein Job etwas Schlechtes ist. Ich würde aber sagen: Ein Job ist das, was jemand anderes von mir will. Arbeit ist das, was ich selbst von mir will. Etwas, das ich mir selbst aussuche, von dem ich spüre, dass ich daran wachsen kann, dass ich da etwas erreichen will oder es einfach notwendig finde. Ich höre immer wieder diesen Satz, dass irgendjemand aber ja die »Drecksarbeit« machen müsse. Dieser Satz unterstellt, dass irgendjemand für mich oder die Gesellschaft etwas Unangenehmes erledigen muss – ich diese Tätigkeiten aber für mich selbst ausschließe, und ir gendwie ganz selbstverständlich »zu gut« für solche Arbeit bin. Das ist reine Selbstentlarvung. Es gibt ja viele Jobs, die als »Drecksarbeit« abqualifiziert werden, deren Service wir aber selbstverständlich in Anspruch nehmen wollen. Wenn ich eine Vorstellung von einer wünschenswerten Gesellschaft habe, muss ich mich auch als Teil von ihr wahrnehmen und meinen Beitrag leisten, damit sie funktioniert. Dazu gehört auch Arbeit nicht abzuqualifizieren, mehr selbst zu machen und nicht immer für andere zu beurteilen, was gute und schlechte Arbeit bedeutet.
Ich bin gerade in einem Bundesministerium zu Gast gewesen und muss sagen, dass sich meine vorsichtige Vorstellung davon, was der Staat im Hinblick auf die Selbstständigkeit so versteht und den Menschen zutraut, noch untertroffen wird. Es ist wirklich alles auf die abhängige Beschäftigung ausgelegt. Wenn ich von »Anti-Stress-Gesetzen« und dem Abschalten von E-Mail-Servern als Arbeitnehmer-Schonungsmaßnahmen höre, kann man nicht davon ausgehen, dass wir uns da in Richtung selbstbestimmte Arbeits welt bewegen. Dass der Wandel »von oben« kommen muss, ist ja auch nicht meine Message. Ich sage: Wir selbst müssen wissen, wie wir leben und arbeiten wollen, und dann, wenn der Arbeits- und Lebensentwurf von ausreichend Menschen ernsthaft signalisiert, dass sie etwas anderes wollen, erst dann wird sich die Politik bewegen. Und nicht umgekehrt. Wer passiv auf Veränderungen wartet, der kann lange warten. Selbstständigkeit also auf allen Ebenen? Selbstständiges Denken und Arbeiten und eine wirtschaftliche Mündigkeit schaden niemanden. Was die Unsicherheiten angeht, lautet das Stichwort: Man darf sich nicht aufhalten lassen. Deutschland ist ein wunderbares Land, um zu gründen oder beruflich einen ganz eigenen, selbst entworfenen Weg zu gehen. Man muss nur anfangen, etwas umzusetzen und sein Leben und sein Arbeiten in die eigene Verantwortung legen. Nur dann kommt etwas ins Rollen.
Haben Sie in den Reaktionen auf Ihr Buch festgestellt, dass bei der beruflichen Selbstverwirklichung das Geschlecht eine Rolle spielt? Ich habe festgestellt, dass Frauen sich oft dankbar gezeigt haben und sich nun bestärkt in ihrem Tun oder von ihren eigenen Projekten berichtet haben. Männer dagegen haben eher bemerkt, dass sie das alles ohnehin schon immer so machen – oder mir hundert Gründe aufgezählt, warum das mit der Selbstverwirklichung nicht für jeden funktioniert ... wobei das sicherlich keine typisch männliche Reaktion ist.
Woran könnte das liegen?
Die Gestalterin bezeichnet sich selbst als »leidenschaftliche Unternehmerin, die Freiheit nicht mit Freizeit verwechselt«. 2010 formulierte sie ihr Manifest »Work is not a Job«, aus dem in den folgenden drei Jahren das gleichnamige Buch entstand. Sie ist Co-Gründerin von Supercraft, Lemon Books und Superwork und aktiv bei Hello Hand made, einem Markt für Kreative. Die Idee zu »Work is not a Job« entstand aus dem Wunsch heraus, sich einen eigenen Arbeits- und Lebensstil zu schaffen – jenseits von Jobs und Fremdbestimmung. Als Autorin denkt sie pausenlos darüber nach, wie Arbeit mehr sein kann als nur ein Job. Als Unternehmerin lebt sie diesen Anspruch jeden Tag.
Da könnte man jetzt in eine unendliche Debatte über geschlechterspezifische Sozialisierung und traditioneller Rollenverteilung einsteigen, aber warum das vermeintlich so ist, interessiert mich gar nicht so sehr. Mich
CATHARINA BRUNS: Work is not a Job: Was Arbeit ist, entscheidest du! Campus Verlag. 19,99 Euro www.workisnotajob.com
Ein Mann hätte dieses Buch also nicht schreiben können … Warum nicht? Was ich aber aus dem Feedback zu meinem Buch herauslesen kann, ist, dass Männer sehr viel selbstbewusster mit ihrer Arbeit und ihren Karrieren umgehen, während Frauen zurückhaltender sind und sich oft auch nicht wagen, sich als Unternehmerinnen zu sehen, obwohl sie tolle Projekte machen.
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ALLES IM GRIFF MARIA SHARAPOVA IST DIE GLAMOURÖSE FRONTFRAU DES TENNISSPORTS – DIE BESTVERDIENENDE SPORTLERIN DER WELT SOWIESO. MARIA SUPERSHARAPOWERPOVA EBEN. DABEI HAT DIE IN DEN USA LEBENDE RUSSIN DURCHAUS IHRE ECKEN UND K ANTEN. UND IMMER EINE EIGENE MEINUNG. WEIL UNS SO ETWAS ZIEMLICH NEUGIERIG MACHT, NUTZEN WIR DIE GELEGENHEIT EINER WERBECLIPDREHPAUSE IM K ALIFORNISCHEN REGEN.
F o t o s : MATT BEARD
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» Tennis ist quasi ein CardioWorkout der anderen Art. « MARIA SHARAPOVA
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» Ich bin heute um 7.30 Uhr aufgestanden: Der FedExBote hat mich aus dem Bett geklingelt. « MARIA SHARAPOVA
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DA S GESPR ÄC H F Ü H RT E N M IC H A E L KÖC K R I TZ U N D V I KTOR I A WOH L R A PP
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os Angeles. Es schüttet bereits seit dem frühen Morgen wie aus Kübeln, die Aussichten auf die kommenden Stunden sind auch nicht wirklich besser. Außerdem ist es ungemütlich kühl. Von wegen Kalifornien, tolles Klima und Sonne und so. Ideale Bedingungen für einen Sportwagen-Werbeclip sehen anders aus. Die menschliche Hauptdarstellerin sieht es allerdings professionell entspannt. Herausforderungen nimmt Maria Sharapova, wie sie sich anbieten, idealerweise fetzt ihnen die 27-jährige Ausnahme tennisspielerin mit dem harten Schlag gleich einmal ein paar gute Returns um die Ohren. Oder setzt einen ihrer unerreichbaren Stopps. Aber ohne so eine Grundhaltung ist eine Bilderbuchkarriere wie die ihre vielleicht auch gar nicht erklärbar. In der legendären Tennisakademie von Nick Bollettieri fiel die Neunjährige, die im westsibirischen Njagan geboren wurde und mit ihren Eltern im Alter von sieben Jahren an die Golfküste Floridas gezogen ist, ihrem heutigen Manager jedenfalls auf, weil sie schon damals härter schlug als der Rest. Und härter zu sich selbst war als alle anderen. 2004 gewann sie dann als 17-Jährige in Wimbledon sensationell das wichtigste Tennis-Turnier der Welt, ein knappes Jahr später war sie die Nummer eins der Tennisweltrangliste und ein Weltstar. Und wenn sich selbst eine schwere Schulterverletzung und die daraus resultierende Neunmonatsrehapause Sharapovas Willen ohne nachhaltige Wirkungen beugen mussten – was soll da so ein Regen am Set eines Porsche Spots groß ausrichten können?
Wie haben das Tennisspielen und der Profisport Sie geprägt? Gerade Tennis ist ein sehr anspruchsvoller Sport mit einem straffen Trainingsprogramm und festen, engen Zeitplänen, die man als Profisportler einhalten muss. Man spielt im Jahr zehn Monate Turniere, und selbst beim Training dreht sich dann alles nur um die Anforderungen und Vorgaben des strengen Turnierkalenders. Man muss vieles aufgeben und sich ganz dem Sport verpflichten, um überhaupt eine Routine aufbauen zu können und über disziplinierte Abläufe Halt zu bekommen. Da wird man dann einfach sehr schnell erwachsen. Man wächst ja in einer ganz anderen Welt auf. Hier geht es um Siege und Niederlagen. Gewinnt man, gibt es die Erwartungen und Anforderungen der Fans, der Öffentlichkeit und der Medien, und fortwährend lernt man so viele neue Menschen kennen. Verliert man, muss man lernen, damit umzugehen und dennoch dankbar für diese Momente sein. Warum sollte man Sport treiben und Tennis spielen? Wie jeder andere Sport auch hält Tennis einen fit und gesund. Tennis ist dabei ein tolles Ganzkörper-Workout, mit dem man die unterschiedlichsten Muskeln im Körper perfekt trainieren kann. Es ist quasi ein Cardio-Workout der anderen Art. Auf der anderen Seite ist Tennis aber auch ein sehr geselliger Sport, einfach weil man ihn zusammen mit Freunden spielen kann. Dabei kann man sich jederzeit gegenseitig richtig herausfordern. Und so ein sportlicher Wettkampf kann einen dann richtig schnell in den Bann ziehen. Ich glaube, ich könnte aber auch eine gute Läuferin sein, ich bin richtig gut darin.
Und sonst? Mal sehen.
Jetzt ist es bereits dunkel, und die Produktion des Films wird noch eine ganze Weile gehen. Wann ging’s denn heute Morgen los?
Könnte man beim Tennis etwas fürs Leben lernen? Absolut. Ich denke, dass gerade der Kampfgeist, den man bei einem Individualsport wie Tennis entwickeln kann, auch auf andere Bereiche ausstrahlt. Überhaupt kann man in allen Lebensbereichen davon profitieren. Oft entsteht so ein Kampfgeist als ganz spontanes und natürliches Gefühl. Man hat hart gearbeitet, findet sich plötzlich in einer Situation wieder, auf die es jetzt ankommt. Man hat die ganze Zeit nur auf so eine Chance im Spiel gewartet – und dann ist der Moment auf einmal da. Wunderbar ist es natürlich, wenn man etwa einen Matchball nutzen kann und damit sogar einen richtig großen Sieg davonträgt.
Ich bin heute um 7.30 Uhr aufgestanden: Aber nur, weil der FedEx-Bote mich aus dem Bett geklingelt hat. Der hatte ein Paket abzugeben. War sozusagen ein ziemlicher Frühstart für mich. Das habe ich dann aber gleich genutzt und bei einer Tasse Kaffee ein paar E-Mails abgearbeitet. Warum sind Sie eigentlich so eine verdammt gute Tennisspielerin? Gute Frage! (Sie lacht laut und mädchenhaft). Ich habe Tennisspielen gelernt, als ich noch sehr klein war, und habe mich daher sehr lange mit dem Sport und dem eigentlichen Handwerk des Tennisspielens auseinan dergesetzt. Irgendwie muss ich dabei ein Talent entwickelt haben. Ich habe den Sport jedenfalls sehr ernst genommen, und das hat mich dann auf ein höheres Level gebracht.
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Ihre langen Pausen beim Aufschlag sind bekannt bis berüchtigt. Was passiert da? Das hängt von der jeweiligen Situation ab und in welcher Phase des Spiels ich mich gerade befinde. Normalerweise geht jedoch alles ziemlich
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schnell, da hat man gar nicht die Gelegenheit, groß über letzten errungenen Punkte oder Fehler oder ähnliches nachzudenken. Für mich ist das eher so ein Moment, in dem ich ganz bei mir bin, obwohl ich vor tausenden von Menschen stehe.
… und was wird überbewertet? Geld. Geld ist vollkommen überwertet. Ihr persönlicher Stil?
Warum erscheinen Sie eigentlich so superperfekt? Mein Stil wird von meinem Lebenstempo geprägt. Ich bin oft unterwegs, und deshalb kaufe ich mir normalerweise Kleidungsstücke, die ziemlich zwanglos sind – auch wenn es so aussieht, als würde ich ein sehr glamou röses Leben führen und zu vielen Veranstaltungen gehen. Die Outfits, die ich dort trage, ziehe ich in der Regel nur einmal an und sende sie danach wieder zurück an die Designer.
Ich bin definitiv nicht perfekt (lacht). Wir haben alle unsere Macken, innerlich wie äußerlich. Wir versuchen aber, perfekt zu sein, wobei wir im Grunde wissen, dass wir das nicht sind. Sie sind Top-Sportlerin, eine erfolgreiche Geschäftsfrau und haben alles, was man für ein Model mitbringen muss. Wie wäre es als nächstes mit der Schauspielerei?
» Mein Stil wird von meinem Lebenstempo geprägt. Ich bin oft unterwegs. « MARIA SHARAPOVA
Haben Sie einen Lieblingsdesigner?
Nein, das wäre mir zu zeitaufwändig. Ich habe einfach nicht die Zeit, oder viel besser nicht die Energie, so lange Tage zu arbeiten, wie es die Schauspielerei eben von einem verlangt. Das ist auch nicht etwas, wo ich mich in Zukunft sehe.
Zu meinen Favoriten gehören Designer wie Chloé, Alexander McQueen und Isabelle Marant.
Auf welche Eigenschaften von sich sind Sie besonders stolz?
Normalerweise habe ich immer einen schönen Kaschmirschal dabei, weil mir einfach immer kalt ist – egal wo ich bin. Selbst im Sommer, weil ich ja ständig im Flugzeug sitze und überall die Klimaanlage auf Hochtouren läuft. Sehr wichtig sind auch mein Handy und mein Computer, weil ich so mit allen in Kontakt bleiben kann.
Welche Dinge nehmen Sie mit, wenn Sie im Tenniszirkus unterwegs sind?
Ich bin wohl ziemlich stur und manchmal ist das wenig vorteilhaft, weil ich ja eigentlich genau weiß, dass man damit gar nicht alles erreichen kann. Selbst in einer Sackgasse will ich dann eigentlich immer noch weitermachen. Aber auf der anderen Seite hat so eine gewisse Unnachgiebig keit auch ihre Vorteile, dann etwa, wenn einem etwas wichtig ist und man etwas unbedingt erreichen will. Dann ist es eine gute Eigenschaft. Egal was ist, man findet immer einen Ausweg.
Wie entspannen Sie? Für mich bedeutet Entspannung, dem Alltag zu entkommen. Wenn ich zu Hause bin, ist es immer sehr schön, aber wirklich entspannen kann ich dort nicht, weil es immer etwas zu tun gibt, ich Verabredungen habe und auch einfach viele Leute wiedersehen möchte. Wenn ich wegfahre, dann fahre ich in der Regel sehr weit weg, damit ich mich richtig entspannen kann. Normalerweise fahre ich dann an einen Ort, an dem es warm ist.
Welche fünf Adjektive beschreiben die Maria Sharapova? Ich würde sagen: ehrlich, echt, leidenschaftlich, intelligent und humorvoll. Und für welchen Anspruch und welches Lebensgefühl steht die Marke Sharapova?
Ihr Lieblingsfilm?
Für alles, was ich erreicht habe und all die Möglichkeiten und Chancen, die ich mir erarbeitet habe. So eine Vorstellung spiegelt letztlich das Resultat meiner Anstrengungen, meiner Erfahrung, meiner eigenen Kreativität. Denn darum geht es doch im Leben: die Momente, in denen man alles gibt, in denen man keine Angst hat und einfach agiert. Zu gewinnen oder zu verlieren, beim Tennis oder anderswo. Man lernt aus seinen Fehlern, steigt wieder in den Sattel und versucht es noch einmal.
»Was das Herz begehrt« mit Jack Nicholson.
Und wo gibt es noch etwas Entwicklungsbedarf?
Ihre Lieblingsmusik?
In einer ganzen Reihe von Dingen! Ich sehe mich immer selbst als Mensch, das Wort »Marke« ist mir da zu oberflächlich. Aber als Mensch will ich mich immer weiterentwickeln. Erst dadurch wird man ja zu einer starken Persönlichkeit.
Mein Musikgeschmack hängt von meiner Stimmung ab. Ich kann alles hören, von U2 bis Adele, auch etwas Schnelleres oder etwas Langsameres. Mir gefällt so ziemlich alles.
Ihr Lieblingsbuch? Ich habe gerade »Positive Intelligenz« gelesen . Den Namen des Autors habe ich vergessen, aber es hat mir sehr gut gefallen, und es gehört mit zu meinen Lieblingsbüchern.
In welchen Dingen sind Frauen besser als Männer? Was ist wichtig im Leben? Ich glaube, wir Frauen achten mehr aufs Detail, wir sind auch talentierter, das Haus sauber zu halten. Und manchmal kochen wir auch besser.
Gesundheit! Gesundheit ist ganz, ganz wichtig – egal, ob man jetzt als Sportler auf dem Platz steht oder im Büro arbeitet. Wichtig sind eine glückliche Familie und gute, enge Beziehungen zu den Menschen, die einem etwas bedeuten und nahe stehen. Natürlich sollte man sein eigenes Leben in der Hand haben.
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Und umgekehrt? Ich glaube, Männer sind die besseren Autofahrer (lacht). Ja wirklich! Ich
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» Mir gefällt es, eine junge Frau zu sein, die in einem Sportwagen sitzen kann und dabei jederzeit so richtig Gas geben könnte. « MARIA SHARAPOVA
glaube wirklich, dass sie besser Auto fahren können. Es kostet mich ein wenig Überwindung, das zu sagen, aber ich glaube, das können sie einfach besser (lacht). Männer können überhaupt viele Dinge sehr gut, aber das wollen wir Frauen nicht so leicht zugeben. Der ideale Mann? Mir gefällt ein Mann, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt, der ein einiger maßen geordnetes Leben führt, aber den Dingen nicht zu viel Bedeutung beimisst, wenn sie nicht wichtig sind. Und jemand, der mich und meinen Job respektiert. Sie drehen gerade einen Werbefilm mit Porsche. Fahren Sie denn gerne Auto? Oh ja, ich fahre furchtbar gern Auto. Ich weiß noch, wie ich den Führerschein gemacht habe und wie besonders ich mich gefühlt habe, als ich das erste Mal alleine gefahren bin. Ich denke, dass das für andere Menschen genauso unvergesslich ist wie für mich. Das war ein Gefühl von Freiheit. Es ist einfach schön, wenn man weiß, man setzt sich in sein Auto und kann überall hinfahren, wohin mal will. Wie würden sie sich als Fahrerin beschreiben? Ich bin eher eine vorsichtige Autofahrerin. Ich achte auf alles, was um mich herum passiert. Ich erspüre die Atmosphäre um mich herum und ich liebe es, die Landschaft in meinem Porsche 911 Cabrio zu genießen. Ich bin auch nicht unbedingt eine schnelle Fahrerin. Ich gebe zwar gerne mal für einen Moment Gas, aber ich halte dann selten ein hohes Tempo. Was macht ein Auto zu einem Traumauto? Das sieht wohl jeder anders, aber mir ist immer ein Hauch von Luxus wichtig. Ich will es bequem haben und ich mag das Gefühl der Kontrolle. Mir gefällt es, eine junge Frau zu sein, die in einem Sportwagen sitzt und dabei jederzeit so richtig Gas geben könnte. Alleine das Bewusstsein, schnell und sportlich fahren zu können, wenn ich einmal Lust darauf habe, ist für mich immer wieder ein tolles Erlebnis. Die perfekte Strecke für einen Roadmovie-Trip? Irgendwo an einer Klippe, dem Sonnenuntergang entgegen. Das ist immer schön.
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vordere Plätze in der amerikanischen Indycar-Serie und betreibt obendrein seit 2008 ihren eigenen Rennstall.
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MICHELLE GATTING
Da ist er gleich, der Klassiker: Autorennen sind nichts für Mädchen. Waru m, weiß Rennfahrerlegende Sir Stirling Moss: Der mentale Stress im Rad-an-Rad-Kampf ließe sie immer scheitern. Gut, der Herr zählt mittlerweile 85 Lenze, sein letztes Rennen liegt 54 Jahre zurück, da kann schon mal etwas zwischen die Jahresringe fallen: Michelle Mouton lenkte sich 1982 hinter Weltmeister Walter Röhrl zur Rallye-Zweiten, Jutta Kleins chmitt sah 2001 als erste Frau als Siegerin die Zielflagge bei der Wüstenr allye Paris-Dakar, und Sarah Fisher angelte sich bis 2011 viele
Und jetzt treiben die Dänen mit ihrem Schlachtruf »We are Danish dynamite« ein ganz explosives Mädchen in die Renncharts: Michelle Gatting. Die 21-Jährige fährt seit zehn Jahren den männlichen Rivalen um den Vollhelm. Die Frau mit den »größten Eiern im Feld« (O-Ton Michelle Gatting) bremste schon in den Kartrennen so spät wie niemand. Vergangenes Jahr wurde sie als erstes Mädchen in das Porsche Junior Programm aufgenommen. Wie sie eine Parklücke auf der anderen Straßenseite füllt? Man fahre mit 40 Stundenkilometern auf der rechten Fahrbahn bis auf Höhe des Rücklichtes am Wagen auf der linken Straßenseite, hinter dem man stehen will, schlage nach links ein, blockiere die Räder, das eigene Heck driftet einen Bogen, das Vorderteil hat noch Schwung vom Einlenken, drum stelle man die Vorderräder wieder gerade: Das Fahrzeug steht um 180 Grad gedreht perfekt eingeparkt am linken Fahrbahnrand! SPEEDLEVEL 15-25 KM/H
PRÄZISION INTUITION
SPEEDLEVEL 40 KM/H
NEID-KOEFFIZIENT PAPA-FREUT-SICH-FAKTOR EIER-IN-DER-HOSE-LEVEL
KÖNIGIN
Die einen reparierten in der Mittagssonne den Zaun an der Südweide. Die wahren Kerle aber brachen im Morgengrauen auf, um die fünftausend Rinder tausend Meilen westwärts zu treiben. Frauen? Undenkbar. Es ging schließlich durch Sumpf und Schnee und Indianergebiete, und wenn der Tag nicht mit einer Schussw unde begann, war es kein guter Tag.
DER MACHT DER MA NN MUSS KONTERN. DRUM PRESST ER ZWISCHEN FITNESSSTUDIO UND POWERNAPPING RASCH DAS POCHIEREN DES REHRÜCKENS ZUM PFIFFERLINGSTATAR AUF PREISELBEERFARCE. IRGENDWO DA MUSS ES DOCH NOCH EINEN PLATZ GEBEN, WO ER NOCH GANZ MANN SEIN K ANN. DENN NICHT MAL MEHR AUFS EINPARKEN K ANN ER SICH VERLASSEN. DIE NEUEN FRAUEN BESITZEN LÄNGST DIE MACHT, DIE DICKSTEN DINGER MIT ZARTER HAND AN DIE RICHTIGE STELLE ZU BEWEGEN.
IC E ROA D T RUC K
LISA KELLY PRÄZISION INTUITION NEID-KOEFFIZIENT PAPA-FREUT-SICH-FAKTOR
BEISPIELE GEFÄ LLIG? ABER GERNE:
EIER-IN-DER-HOSE-LEVEL
Der gute alte Wilde Westen nährt noch immer alle Truckerromantik, als jäh eine junge Wilde dazwischenfährt: Lisa Kelly. Die Amerikanerin aus Michigan hatte sich schon als Teenager in den Kopf gesetzt, mit einem Riesentruck Dinge von A nach B zu bewegen. Nur' dass ihr der Wilde Westen etwas zu wenig Herausforderung bot – sollten doch die Cowboys stundenlang nur geradeaus fahren. Lisa Kelly balanciert stattdessen seit 2008 als einzige Frau 34 Tonnen pure Transportkraft über die »Ice Roads« in Alaska. Der Einsatzbefehl für die heute 34-Jährige kommt dann, wenn die Seen zufrieren und die entlegenen, nur übers Eis erreichbaren Diamantminen in Yellowknife angefahren werden können. Und das geht nur acht Wochen im Jahr. Die Eisstraßen sind schmal, wer da falsch parkt, bricht gnadenlos ins Eis.
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SAMANTHA CRISTOFORETTI Als sie ihre russischen Kollegen besuchte, bestand ihr Reisepräsent aus Kaviar, Äpfeln und einer Espressomaschine. Nichts Besonderes, mag man meinen, schließlich essen alle Russen Kaviar, alle Italiener trinken Espresso, und alle Frauen lieben Obst. Auch an Silvester, zu dessen Feier die Mitbringsel gedacht waren. Bemerkenswert war allein der Ort der Begegnung: das All. Und wenn man die Welt in neunzig Minuten umrundet, gibt es einen Haufen Silvester zu feiern. Signora Cristoforetti nahm im vergangenen November die Sojus-Rakete zur Raumstation ISS und löste dort den deutschen Astronauten Alexander Gerst ab. 8.400 Bewerber wollten mit, als 2009 der Fahrplan veröffentlicht wurde. Die italienische Kampfpilotin setzte sich damals als einzige Frau bei der ESA durch.
28.000 Stundenkilometern millimetergenau an der ISS andocken. Dass die gesamte Ausbildung ausschließlich auf Russisch ablief, war für sie kein Hindernis. Manch irdischer Autofahrer trifft mit fünf Stundenkilometern nicht mal eine Anhängerkupplung – selbst dann nicht, wenn er in seiner Muttersprache dirigiert wird.
Nach fünf Jahren Training in vier Ländern kann sie heute mit einem Roboterarm Schrauben drehen, sechs Stunden am Stück unter Wasser arbeiten und einen Verschlag aus Ästen bauen – für den Fall, dass sie bei der Rückkehr notlanden muss. Und vor allem kann sie eine Sojuskapsel mit PRÄZISION INTUITION NEID-KOEFFIZIENT PAPA-FREUT-SICH-FAKTOR EIER-IN-DER-HOSE-LEVEL
BAGGE R
FRANZISK A POHLE
PRÄZISION INTUITION NEID-KOEFFIZIENT PAPA-FREUT-SICH-FAKTOR EIER-IN-DER-HOSE-LEVEL
STOR IES
SPEEDLEVEL 25.000 KM/H
Das Klima ist rau im Tagebau. Da schleckt keiner Zucker, da beißen Schaufeln mit einem Happs mehr als 700 Liter Material aus dem Hang. Im sächsischen Profen füllen sich die zehn Schaufeln des sechzig Meter hohen Raupenbaggers mit Braunkohle. Rutschen transportieren den Abr aum über Schleißschienen zu Förderbändern und schließlich zur Belad emaschine. Hinten leuchtet ein Blondschopf aus einem Bulldozer. Er gehört der 22-jährigen Franziska Pohle, der einzigen Maschinenführerin, die für die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft arbeitet. Das Arb eitsgelände gleicht einer Mondlandschaft, wenn‘s regnet, reicht der Schlamm bis über die Knie. Franziska führt mit der linken ihrer nagellackierten Hände feinfühlig den Joystick zum Drehen und Ausfahren der Schaufel, mit der rechten Hand hebt und senkt sie das Arbeitsgerät – ebenfalls per Joystick. Mit den Pedalen zu ihren Füßen steuert sie die Ketten vor oder zurück. Franziska bereitet den Boden für das Fließband des Schaufelradbaggers vor. Konzentration ist das A und O. Wer nicht aufpasst, riskiert den Totalschaden. So wie 2005, als im Tagebau Hambach ein Bulldozer stecken blieb. Ein Schaufelrad zog den 40-Tonner nach oben und warf ihn auf eine der Rutschen. An den Steuerknüppeln: ein Mann.
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MÄHDRESCHER
LISA NUSSER
NEID-KOEFFIZIENT PAPA-FREUT-SICH-FAKTOR EIER-IN-DER-HOSE-LEVEL
Früher war alles ganz klar: Der Mann schnitt mit der Sense das Korn kurz vor der Endreife, die Bäuerin band es zu Garben, die auf dem Feld noch nachreifen konnten, bevor man in der Tenne die Spreu vom Getreide drosch. Nach der Erfindung des Mähdreschers opferte sich der Bauer zum Sitzen auf dem landwirtschaftlichen Nutzfahrzeug, während die Frauen hintendran im Staube ihres Angesichtes die Ballen sammelten. Doch Frauen wie die 30-jährige Lisa Nusser aus Sulzburg machten den Herren der Schöpfung einen Strich durch die Sitzarbeitsrechnung: Die f lotte Badenerin lernte f lugs Landmaschinenmechanikerin und kann jetzt nicht nur die Halme bündeln, sondern die Heuschrecke selbst steuern. Die rund 300 PS gehen allerdings zu einem Großteil auf die Arbeit im Innenleben drauf, so dass trotz Drei-Gang-Getriebe selten ein Exemplar die 25-Stundenkilometergrenze überschreitet. Dabei steuert die rechte Hand mittels Joystick das Schneidwerk, das Abtankrohr und die Geschwindigkeit, die linke Hand liegt am Lenkradknauf. Der Kühlschrank neben dem gefederten Sitz offeriert gekühlte Getränke, die klimatisierten Kabinen schützen vor Staub, Hitze und den Flüchen des männlichen Bodenpersonals.
SPEEDLEVEL 25 KM/H PRÄZISION INTUITION NEID-KOEFFIZIENT PAPA-FREUT-SICH-FAKTOR EIER-IN-DER-HOSE-LEVEL
FLUGZEUG
VIKTORIA BECK Ja: Die Flugpioniere waren allesamt Männer. Richtig: Wenn heute Pilotinnen ihre Fluggäste an der Cockpittür begrüßen, werden sie von vielen immer noch um einen Kaffee gebeten. Und zugegeben: Wenn diese Gäste dann aufgeklärt wurden, macht so mancher von ihnen noch auf dem Absatz kehrt und verlässt den Flieger wieder. Wie soll es schließlich eine zarte Dame schaffen, die zweimal 16.000 PS der 77 Tonnen schweren Airbus A320 sicher durch die Luft zu schiffen? Ein Mann hat doch viel mehr Kraft! Sicher ist: Nur sechs Prozent der Piloten sind weiblich. Aber sicher ist auch, dass es seit den 1970ern immer weniger Flugunfälle gibt. Und wenn in der heutigen Fliegerei viel vollautomatisch abläuft, muss der Pilot doch alle Instrumente überblicken, während er dem Funkverkehr zuhört, das Wetter beobachtet und mit dem Kollegen alles durchspricht. Multitasking? Da bleibt die Lufthoheit doch bei der Frau. Victoria Beck beispielweise mit ihren 32 Jahren. Sie zeigt, wie man den Airbus via Joystick f liegt. Links, rechts, nach oben, nach unten; mit so viel Gefühl, wie es Berge von Bizeps nicht besser schaffen könnten.
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CABIN IN THE WOODS IN ZEITEN, IN DENEN DER MENSCH ENDGÜLTIG VOM WALD-UND-WIESEN-HOMO-SAPIENS ZUM URBANEN GEWOHNHEITSTIER MUTIERT, TUT EIN WENIG RÜCKBESINNUNG GANZ WOHL. ES IST JA JETZT NICHT SO, ALS OB WIR SIE GLEICH ZURÜCK IN DIE STEINZEITHÖHLE SCHICKEN WOLLEN. NATUR LÄSST SICH AUCH STILVOLL GENIESSEN. ABER SCHAUEN SIE DOCH SELBST.
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A RCHIT EKT U R
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RA B OT TO U RIST C A B IN
In der Mitte des Nirgendwos Nordnorwegens trotzt die nach dem französischen Polarforscher Charles Rabot benannte und per Fuß oder mit Ski erreichbare Hütte dem Okstindan-Gletscher. Falls der Gletscher oder andere Naturgewalten doch einmal zu stark sein sollten: In fünfzig Meter Entfernung wird noch eine Nothütte gebaut.
Norwegen, Okstindan-Massiv, 66 Grad nördlicher Breite: die Winde sind stürmisch, das Panorama ist gigantisch – und die Hütte stylisch.
www.jva.no/projects/small/rabot-tourist-cabin
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Z EI T M AS C HIN E
Die Warnung gleich vorweg: Dieses Haus bei Kalmar verfügt über kein fließendes Wasser. Dafür aber über alles, was um 1900 so in ein schwedisches Landhäuschen gehörte. Liebevoll restauriert auf traditionelle Weise. Hängematte inklusive. www.airbnb.de/rooms/2829455
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S O M M E R TR AU M
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Natur trifft Moderne: Wenn sich ein Architektenpaar seinen Traum von der Sommerfrische verwirklicht, kann durchaus so etwas Schönes dabei heraus kommen wie dieses Refugium von Ole und Henriette im norddänischen Gilleleje. Und das Beste: Der Strand ist nur 250 Meter entfernt. www.airbnb.de/rooms/2569976
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Für Clelia und Andrea ist es nichts anderes als ein Abenteuer. Ein Abenteuer des einfachen Lebens, des guten Essens und des vollmundigen Weins inmitten einer der schönsten Gegenden Italiens.
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L A DO LC E V I TA
Traumzeit: Die beiden traditionellen Steinhütten von Il Baciarino in der Nähe des toskanischen Vetulonias liegen inmitten der toskanischen Hügel – und sind doch nur einen (Augen-)Blick vom Meer entfernt.
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INS P IRAT IONE N
Vinny Lee Hideaways. Baumhäuser, Jurten, Hütten & Co. Knesebeck. 29,95 Euro.
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Wer sich die Kugel geben will, um endlich einmal richtig zu entspannen, der ist in der Einsamkeit der kanadischen Wälder an der richtigen Stelle. Denn dort hat sich jemand seine persönliche Fluchtkapsel mitten in
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die Bäume gehängt (Foto 5). Für den stilvollen Ausstieg auf Zeit gibt es aber noch etliche andere Beispiele, deren Anblick die Vorzüge der Stadt gleich verg essen lässt. Ein umgebauter Schäferwagen (S. 221), eine
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Jurte, die die Natur integriert (Foto 6), oder die Hütte am See, deren Terrasse zum Sundowner in Adirondack-Sesseln einlädt (Foto 7). Mehr Inspirationen gibt es in dem Buch »Hideaways« von Vinny Lee.
FOOD
COOKBOOK CA LIFOR NIA
INDIVIDUELL KREATIV Jemand anderem in die Suppe zu gucken, ist ja jetzt nicht verwerflich. Im Gegenteil. Wenn der Blick dabei in die kreativen Töpfe des Erdballs fällt, kommt früher oder später die Zunge automatisch zu ihrem Recht. Der Fotograf und Illustrator Todd Selby ist bei seiner Suche nach freigeistigen Küchen-Individualisten auf allen Kontinenten fündig geworden. Und was er da so eingesammelt hat, braucht keine Sterne. Aber seine aquarellierten Illustrationen und handgeschriebenen Fragebögen, die nehmen wir gerne mit.
Fotos: TODD SELBY
Marta Teegan und Robert Stelzner nennen es »verantwortungsbewusst aufgezogenes, super-leckeres Essen«. Und das wächst in den Hinterhöfen Kaliforniens.
TODD SELBY: Edible Selby. Abram Books. 35 US Dollar
R EZ EPT E
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T H E C H O C O L AT E B A R W I L L I A M S BU R G , B R O OK LY N ( N.Y.) & LONDON
Für die Mast Brothers ist Schokolade nicht nur lecker, sondern vor allem eine kulinarische Obsession ...
... und diese betreiben sie so obsessiv, dass sie im Februar von New York aus auch noch Londons In-Viertel Shoreditch mit ihrer Idee der Schoko-Produktion kolonialisiert haben.
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N AT U R A L W O M A N SIZILIEN Zum Glück hat Ariana Occipinti vor rund zehn Jahren ihre Liebe zum Weinbau entdeckt. Denn die Nero d‘Avolas und Frappatos lassen nicht nur Weinkenner jubeln. Man könnte sagen, ihr Schlüssel zum Erfolg liegt im biodynamischen Anbau. Wir sagen: Sie spricht mit ihren Reben. Und versteht, was sie ihr sagen.
© Estate of Helmut Newton / Maconochie Photography. Zu sehen in der Austellung SHOES: PLEASUR E A ND PA IN Im Victoria and Albert Museum London (siehe S. 248 )
DIE
KUNST IST AUCH NICHT MEHR DAS, WAS SIE MAL WAR.
NA UND? WIR SCHLAGEN DANN MAL MUNTER EIN PA AR NEUE SEITEN AUF – UND LIEFERN DIE ENTSPRECHENDEN BILDER GLEICH DAZU. VOILÀ! HEREINSPAZIERT IN UNSERE KLEINE GALERIE DER GROSSEN KÜNSTLICHKEITEN.
Redaktion: BERND HAASE
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Medien, in Filmen und letztlich auch im Porno gerechter und passender darzustellen. Als ich dann in Barcelona in verschiedenen Produktionsfirmen jobbte, entschied ich, Regie zu studieren und für meine Abschlussarbeit einen erotischen Film nach meinem Geschmack zu drehen. So entstand 2004 mein erster Film »The Good Girl«.
FOTOS: © Erika Lust Films
Welche Betitelung bevorzugst du: Porno oder erotische Filme? Warum?
ERIKA LUST – ODER: MEINE FREUNDIN, DIE PORNOPRODUZENTIN
Ich benutze den Begriff Erotikfilm lieber als «Porno”. Mit Porno assoziieren viele Menschen etwas Schmieriges, Unechtes, Schmuddeliges, und ich möchte mich mit meinen Filmen klar von diesem Mainstream-Porno abheben. Mir gefällt die Vorstellung, dass das, was ich mache, etwas Neues ist, das auch ein neues Genre bestimmt. Aber ich habe kein Problem mit der Bezeichnung Porno – die Leute können mich gerne als Pornografin bezeichnen, solange sie sagen, dass ich eine gute Pornografin bin. Was ist Porno für Frauen, und was ist der Unterschied zu Porno für Männer – oder sollten wir besser andere Bezeichnungen verwenden wie guter / schlechter Porno?
XConfessions Vol. 3 By You & Erika Lust. 2014
Ich denke, Frauen möchten etwas sehen, womit sie sich identifizieren können. Sie nutzen ihre Fantasie, um sich erregen zu lassen, vielleicht mehr als Männer das tun. Darum sind die Ästhetik und Szenarien hier auch so viel wichtiger. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich viele Frauen, die Mainstream-Porno mögen und Män ner, die ihn hassen. Es ist alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber in jedem Falle bin ich eine Fürsprecherin für guten Porno, egal um welche Inhalte es geht: Der Sex kann schmutzig sein, aber die Botschaft muss sauber und fair sein.
Elli war nach dem Studium der Politikwissenschaften im Jahr 2000 aus Schweden nach Barcelona gekommen und dort ihrem Pablo begegnet. Sie schlug sich mit Jobs so durch – es ging ihr wie so vielen Ausländern damals: Die Liebe befahl ihr zu bleiben, der Arbeitsmarkt bot jedoch keine echte Chance. In ihrer Freizeit belegte sie Kurse in Regie und Schnitttechnik und erkannte schnell ihr Talent und ihre Passion für das Filmemachen.
die Produktionsfirma Lust Films. Mittlerweile hat das Unternehmen 15 Ange stellte, die Filmproduktionen sind in der Szene bekannt für außergewöhnlich gute Arbeitsbedingungen, neben Professionalität und Kreativität spielt auch Spaß bei der Arbeit eine große Rolle. Viele Darsteller feiern bei Erika Lust ihr Debüt oder arbeiten exklusiv mit ihr als Nebenjob in ihrem Studium oder ihrer Ausbildung.
Ich erinnere mich genau, wie sie Mitte 2003 voller Stolz erzählte, dass sie nun ein Projekt bei einer der größten Porno-Produktionsfirmen der Welt begänne. Ihre Aufgabe würde es sein, einen weiblichen Blickwinkel in die Produktionen einzubringen und somit neue Zielgruppen zu erschließen. Es war für mich das erste Mal, dass ich Elli bewusst mit erotischen Filmen in Zusammenhang brachte, ich hatte nie realisiert, wie sehr sie sich über die maskuline Herangehensweise an Sexfilme aufregte und dass das Thema sie nachhaltig beschäftigte. Ich glaube, das Projekt war ein ziemlicher Reinfall, wir sprachen wenig darüber, weil sie stets abwinkte.
Stillstand gibt es bei Lust Films nicht, ständig werden neue Konzepte erarbeitet und im Markt getestet. Unter anderem hat Erika das Projekt XConfessions ins Leben gerufen. Hier schildern Menschen ihre erotischen Phantasien auf einer Website: Die Produzentin wählt jeden Monat zwei Geschichten aus und verwandelt sie in Filme. Dabei entstehen faszinierende Geschichten, wie die von dem Au Pair Mädchen, das sich in einem andalusischen Dorf von einem Kellner beglücken lässt, während die Gastfamilie Siesta macht, oder dem Paar, das seinen Thrill daraus zieht, sich von dem nackten Mädchen in der gegenüberliegenden Wohnung beim Sex beobachten zu lassen.
Am Ostersonntag 2004 gab es bei mir einen großen Brunch: Pablo und Elli verabschiedeten sich frühzeitig, weil sie heute ihren ersten (und einzigen) Drehtag hätten. Sie hatten alle Mittel zusammengekratzt, um den ErotikKurzfilm »The Good Girl« zu drehen: Nach den Kriterien, die Elli, die sich von nun an Erika Lust nennen sollte, für sich festgelegt hatte.
Erika Lust ist es ohne Zweifel gelungen, eine weibliche Komponente in eine Welt zu bringen, die bis dato komplett männerdominiert war, ihr Name ist auf der ganzen Welt bekannt. Dafür hat sie extrem hart gearbeitet und tut es nach wie vor – ein Plakat in ihrem Büro formuliert es perfekt: »Dreams don‘t work unless you do!«
Ich war nie ein großer Fan von Porno-Filmen, meine Kenntnis beschränkte sich auf das, was ich in Hotelzimmern beim Zappen gesehen hatte, und das würde ich vor allem so beschreiben: viel pinkes Fleisch! Darum war ich extrem gespannt, als die beiden mir ein paar Monate später den Film präsentierten. Von der ersten Sekunde an hatte ich richtig viel Spaß: Die beiden hatten viele ihrer Freunde dazu überredet, kleine Rollen wie die verschiedener Pizza-Boten oder der männermordenden besten Freundin zu übernehmen. So entspann sich um den eigentlichen sexuellen Akt, der genau wie im »echten« Porno mit Nahauf nahmen der Geschlechtsteile, Cum-Shot und ordentlicher Vögelei daherkam, eine sehr unterhaltsame Geschichte mit toller Musik, geschmackvollem Design und richtigen Dialogen, die weit entfernt von allen gängigen Klischees waren.
Für mich ist und bleibt Elli meine Inspiration, wenn es darum geht, gesetzte Ziele zu erreichen, auch wenn es auf dem Weg ein paar Hindernisse gibt. Dafür bin ich ihr ewig dankbar – Tak, Ellinor!
»The Good Girl« schrieb erotische Filmgeschichte: Im ersten Monat nutzten zwei Millionen Menschen den Free Download Link im Internet, im Herbst 2004 wurde er beim Internationalen Erotik Film Festival in Barcelona als bester Kurzfilm ausgezeichnet. Ermutigt durch diesen Erfolg realisierte Erika das nächste Projekt, »Five Hot Stories for Her« und gründete zusammen mit Pablo
Ich habe niemals gedacht, dass ich erotische Filme machen würde – es ist nicht gerade das, wovon man als Kind träumt. In Schweden wurde die Diskussion über Feminismus und Pornographie jedoch immer schon sehr viel offener geführt als in anderen Ländern, das Thema interessierte mich und brachte mich letztlich zur Politikwissenschaft. Ich hatte immer das Bedürfnis, das Bild der Frau in den
Warum sollten Frauen deine Filme gucken? Und mit wem?
Te x t : A N D R E A S T E I N E R
PORNO ALS KULTURGUT ANZUSEHEN, ERFORDERT ZUGEGEBENER MASSEN EINIGES AN FANTASIE. ERIKA LUST IST EINE FRAU MIT VIEL FANTASIE. IHR VERDANKEN WIR AUCH EINEN GANZ NEUEN BLICK AUF DIE MÄNNERDOMÄNE DES PORNOS. EINEN WEIBLICHEN. EINEN, DER LUST NICHT MIT VOYEURISMUS VER WECHSELT. SONDERN DER EROTISCH IST IM BESTEN SINNE. DAFÜR HAT SIE EXTREM HART GEARBEITET. UND SIE TUT ES NACH WIE VOR – EIN PLAKAT IN IHREM BÜRO FORMULIERT ES PERFEKT: »DREAMS DON’T WORK UNLESS YOU DO!«
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m Sommer 2002 war das Industrieviertel Poblenou der neue Hotspot für die Hippen und Schönen meiner damaligen Heimat Barcelona. In einer der tollsten Locations, der Lounge »Oven«, lernte ich Pablo und Elli kennen, als wir uns gleichzeitig beim Doorman über die Lautstärke der Musik beschwerten. Die beiden waren ein sensationelles Paar: er ein 30-jähriger Argentinier, sie eine 25-jährige Schwedin – beide sehr cool, sehr wortgewandt und sehr inspirierend. Ich lud sie spontan zu einer Party in unserem Loft ein, sie bedankten sich danach mit einer unglaublich schönen Bildergalerie des Festes, und in den nächsten Monaten geschah das, was man nicht so häufig erlebt: Völlig ohne gemeinsamen Bekanntenkreis oder ähnliche Schnittmengen wurden wir Freunde.
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Meine Filme liefern etwas anderes – ich glaube, vielen Frauen gefällt der Mainstream-Porno nicht, weil sie sich damit nicht identifizieren können. Sie sehen Frauen mit falschen Brüsten, die hin und her geschoben werden und können keine Verbindung zwischen diesen Wesen und sich selbst herstellen. Meine Filme drehen sich um echten Sex und um echtes Begehren. Viele meiner Kunden sind Paare, was ich großartig finde. Zusammen erotische Filme zu sehen, kann dir eine Menge über die Vorlieben des anderen erzählen und dich selbst erfahren lassen, was dich antörnt. Was können Frauen von deinen Filmen lernen? Oder sind sie erotische »Popcorn-Filme« ohne weitere Botschaft? Ich denke, dass Frauen, die meine Filme sehen, eine Menge über ihre eigene Sexualität lernen können. Wenn du dir etwas anschaust, womit du dich identifizierst, so öffnet du dich und hast Lust, dieses Gefühl weiter auszutesten. Für XConfessions drehe ich zwei Kurzfilme im Monat, so schaffe ich permanent neue Situationen und Varianten und erweitere dabei natürlich auch meinen Horizont als Regisseurin und den meiner Zuschauer. Ich hoffe auch, dass meine Filme dazu beitragen, wie Frauen in erotischen Filmen eigentlich dargestellt werden sollten. Genau wie in den Medien, der Politik, Werbung und Hollywood Filmen werden wir uns darüber bewusst, wie ungerecht Frauen in der Vergangenheit dargestellt wurden, und dieses Problem wird nun endlich bearbeitet. Ich hoffe, ich kann mit meinen Darstellungen das Gleiche für Pornofilme erreichen. Glaubst du, dass du ein Vorbild für andere Frauen sein kannst?
Was war dein Berufsziel, als du begannst, Politikwissenschaften zu studieren?
Ich hoffe es! Als unabhängige Geschäftsfrau und als eine Frau, die sich vorgenommen hat, Porno nachhaltig zu verändern. Ich möchte, dass es viel mehr Frauen gibt, die genau wie ich erotische Filme schreiben, drehen oder produzieren, die wirklich ihren Werten und ihren Geschmäckern entsprechen! Es ist Zeit, uns selbst in die Diskussion um unsere Sexualität einzubringen, statt sie uns weiter von anderen vorschreiben zu lassen. Es gibt viele Frauen, die fantastische Veränderungen initiieren – und ich bin stolz darauf, eine von ihnen zu sein!
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© Mary McCartney for Zeiss Art Calendar 2014 / teNeues
S TA R K E SEITEN BIOGRAPHIE
A LT E R N AT I V E AVA N TG A R D E Papa: Soziologe. Mama: Schneiderin. Und was macht die selbstbewusste Tochter draus? Wird zur Ikone des Alternative-Pop. Und zur Modedesignerin. Zur Kuratorin und bildenden Künstlerin. Ganz schön viel auf einmal. Aber nicht zu viel für Kim Gordon. Als Frontfrau von Sonic Youth definierte sie Anfang der 1980er das Genre des Noise-Rock völlig neu und krempelte die Indie-Szene mit ihrem Album »Daydream Nation« gehörig um. Sich selbst sahen Sonic Youth weniger als Band denn vielmehr als avantgardistisches Projekt. So könnte man auch das gesamte künstlerische Leben Gordons bezeichnen. Und das ist dann schon eine Autobiographie wert.
Martin Schoeller: Portraits teNeues. 98 Euro
PORTRÄTFOTOGRAFIE
Kim Gordon Girl in a band. Eine Autobiographie Kiepenheuer & Witsch. 19,99 Euro. Erscheint: 2. April 2015
Wenn Martin Schoeller Porträts fotografiert, dann balanciert Skateboard-Ass Tony Hawk schon mal auf dem Frühstückstisch oder verklebt sich ein Steve Carrell mit durchsichtigem Klebeband. Es ist eine fotografische Tour de Force der bildgestalterischen Komposi tion und des trockenen Humors. Dafür lässt sich auch ein George Clooney gerne zum Abziehbild machen. © 2014 Martin Schoeller / teNeues
© Wim Wenders for Zeiss Art Calendar 2009 / teNeues
TROCKEN. S TA U B T R O C K E N .
BILDWELTEN
Die romantische Komödie à la Hollywood kann wunderbar mit dem Begriff »Boy meets girl« auf den Punkt gebracht werden. Junge trifft Mädchen. Verliebt sich. Und ein paar Wendungen später sind die beiden ein Paar. Funktioniert auch wunderbar umgekehrt: Mädchen trifft Junge. Verliebt sich. Und so weiter. Der Zeiss Art Calendar ist jetzt zwar kein Hollywoodfilm, die Stars aus der Filmstadt stellen sich hierfür trotzdem gern in Pose. Und zwar unter dem Motto »Boy meets Girl«. Oder: Patrick Dempsey trifft Rinko Kikuchi. Adrien Brody trifft Toni Garrn. Alec Baldwin trifft Gemma Arterton. Alles wunderbar narrativ in Szene gesetzt von Leuten wie Douglas Kirkland, Ellen von Unwerth oder Bryan Adams. Zum Verlieben.
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Zeiss Art Calendar Vol. 1 teNeues. 69,90 Euro.
ROMAN
H O R N BY S C H L Ü P F T I N D I E FRAUENPERSPEKTIVE
© Douglas Kirkland for Zeiss Art Calendar 2015 / teNeues
B OY M E E T S G I R L
Nick Hornby Miss Blackpool Kiepenheuer & Witsch. 19,99 Euro.
Jetzt ist aber mal gut. Da kommt also dieser JungsVersteher Nick Hornby daher, der beginnend beim Fußball über Musik und das ewige Single-Dasein noch jede männliche Marotte in einen ebenso brillanten wie wortwitzigen Roman umgesetzt hat – und schreibt jetzt auch noch aus dem Blickwinkel einer Frau. Er blickt, um genau zu sein, durch die Augen von Miss Blackpool, wie sein jüngster Roman »Funny Girl« in der deutschen Übersetzung heißt. Diese Dame, Sophie Straw mit Namen, ist tatsächlich ein lustiges Mäd-
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chen, und statt mit ihrem Aussehen Karriere als Schönheitskönigin zu machen, startet sie in den 1960ern in einer Sitcom durch. Doch auch damals war das mit dem Ruhm meist eine kurze Sache, und flugs versetzt uns Hornby fünfzig Jahre nach vorne, wo die Heldin darüber sinniert, ob es angesichts der Komödianten des 21. Jahrhunderts wirklich eine gute Idee war, die Unterhaltung salonfähig zu machen. Und das ist dann tatsächlich mal gut.
HUNDE
NEW WUFF CITY
CELEBRITIES
M AC H M I R DEN PROMI
Katja Kessler Silicon Wahnsinn. Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte. Verlag Marion von Schröder. 14,99 Euro
Sagen wir es doch einfach frisch und frei nach Frank Sinatra: These vagabond dogs are longing to stray right through the very heart of it. New York. Weil, mal ganz ehrlich, nicht nur die Menschen das Recht haben, in einer Stadt aufzuwachen, die niemals schläft. Auch für des New Yorkers liebsten Vierbeiner gilt: Wenn er es hier machen kann, dann wird er es überall schaffen. Und damit ist jetzt nicht das Häufchen auf der Fifth Avenue gemeint. Denn das platziert der New York City Dog, der etwas auf sich hält, im Central Park – und zwar mit Stil und Grandezza. Und auf diese Art und Weise hat Rachael Hale McKenna ihre vierbeinigen Helden des Big Apple in Szene gesetzt. »Wuff!«
Was so ein Haustier von Welt ist, das legt auch Wert auf ein repräsentables Frauchen oder Herrchen mit A-Promi-Status. Der Dachshund Ma Jolie hielt sich zum Beispiel einen talentierten Maler namens Pablo Picasso und ließ sich im Arm von diesem im Armlehn stuhl ablichten. Der Mischling Guapa dagegen liebte es, sich eine Blondine, Brigitte Bardot von Namen, zum Tollen ins Bett zu holen. Und der Pekinese Chin brachte den Schriftsteller Somerset Maugham dazu, auf allen Vieren zu spielen. Und weil das so schön war, damals in den 1950ern und 60ern, hat der Fotojournalist Edward Quinn das für die Nachwelt im Schwarz-Weiß-Bild festgehalten.
TAGEBUCH
UNBEGRENZTE GRENZEN
Rachael Hale McKenna New York City Dogs. Knesebeck. 29,95 Euro
Ulan Bator? Kampfstern Galactica? Kalifornien aus der Luft sieht schon lustig aus. So gar nicht nach Kalifornien. Meint Katja Kessler. Die Journalistin hat dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten dann aber auch noch am Boden aus nächster Nähe kennengelernt. Mit all seinen Grenzen. Aber der Reihe nach. Ihr Mann, genannt Schatzi, der Öffentlichkeit besser bekannt als Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, nimmt sich ein Jahr kreative Auszeit im Silicon Valley, um ganz nah am Medienpuls der Zeit zu sein. Seine Familie: darf mit. Um ihn dann im fernen Kalifornien genauso häufig – oder besser: wenig – zu sehen, wie im nahen Deutschland. Zum Glück ist Katja Kessler eine Frau mit einem herrlichen Humor, die mit ihrem kalifornischen Tagebuch eine Reality Soap von der amüsanten Art präsentiert. So gesehen darf Schatzi gern mal wieder ein Jahr Auszeit nehmen. In Ulan Bator, zum Beispiel.
© 2014 edwardquinn.com / te Neues
Edward Quinn Celebrity Pets teNeues. 59,90 Euro
POPKULTUR
HISTORY
G A N Z S C H Ö N B LO N D I E
D I E D E N TO D NICHT SCHEUEN
Die Haarfarbe Blond war ja schon immer ein willkommener Anlass, um Vorurteile zu verbreiten. Bevor wir hier jetzt ein laut hörbares »mea culpa« in den Blätterwald rufen, zeigen wir lieber, was wir tatsächlich mit Blondies verbinden: Nämlich die unangepasst-sympathische wie stilvolle-schrille Aura von Deborah Harry, die ihre Band mit einem großen, fetten Augenzwinkern Blondie getauft hat und damit die Anfang der 1980er noch junge Punkszene gehörig aufmischte und den Beweis lieferte, dass Rebellion auch ganz schön trendy sein kann. Und weil so etwas eine ikonische Fotografie verdient hat, ist es umso schöner, dass Chris Stein in seinem Archiv gekramt hat, um diesen Fotoband zu veröffentlichen.
Hach, was haben wir als kleine Jungs nicht davon geträumt, die Primaballerina der Lüfte beim Salto Mortale mit unseren starken Händen aufzufangen. Oder die Assistentin des Messerwerfers zu beschützen. Der Zirkus war schon immer eine Traumwelt für sich. Und die Frauen, die auftraten, emanzipierter, als es der Zeitgeist erlaubte. Bisweilen waren diese Damen gar so tollkühn, dass sie als Todesartistinnen die große Masse in Staunen versetzten. Eine Hommage an vergangene Zeiten, an die Frauen, die uns mindestens einen Salto voraus waren. Helma Bittermann & Brigitte Felderer: Tollkühne Frauen. Zirkuskünstlerinnen zwischen Hochseil und Raubtierkäfig. Knesebeck. 24,95 Euro
Chris Stein / Negative Me, Blondie, and the Advent of Punk. Rizzoli International. 55 US Dollar
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© 2014 Disney Enterprises, Inc.
BEWEGTE BILDER Kristian Schuller Tales for Oskar Brandstätter. 39,90 Euro.
ZWINGT SOGAR SUPERHELDEN IN DIE KNIE Superhelden sind so eine Sache, dienen sie doch vor allem der Projektion männlicher Allmachtsphan tasien. Nein, ehrlich. Männer wollen Helden sein. Irgendwie. Das fängt an beim Flicken des Platten am Fahrrad des Juniors und endet beim Retten der Welt. Wobei wir das mit dem Weltenretten doch lieber Hollywood überlassen. Die haben da einfach mehr Erfahrung drin. Noch lieber als selbst Held zu sein, lieben wir aber Heldinnen. So eine wie Hayley Atwell. Die ist in der Rolle als Marvels Agent Carter sozusagen ein Prachtkerl unter den Heldinnen. Sieht gut aus. Weiß sich zu kleiden. Vereint Charme und Scharfsinn. Legt so manchen bösen Buben aufs Kreuz. Die Reinkarnation von Lauren Bacall. Und die war, was weibliches Selbstbewusstsein angeht, ihrer Zeit weit voraus. Umwerfend weiblich. Zwingt sogar Superhelden in die Knie.
MODE
DA S K I N D I M F OTO G R A F E N
© Kristian Schuller
»Oskar ist für mich das Synonym für das Kindliche, Unverfälschte, Naive – die unbedingte Weigerung, erwachsen zu werden.« Ganz recht, solch einen Satz kann eigentlich nur ein Mann aussprechen. Und was macht dieser Mann? Spielt mit Frauen. Er hinter der Kamera. Die Frauen davor. Und was dieser Erwachsen-werden-Verweigerer da inszeniert, ist alles andere als eine kindliche Traumwelt, sondern flirrend-ver wirrende Tagträume mit einem eindeutigen Hang zur Opulenz.
Agent Carter Serie mit Hayley Atwell, James D’Arcy u.a. ABC Studios
Rebecca Niazi-Shahabi Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Danebenbenehmen und trotzdem gut ankommen. Piper. 8,95 Euro
DIESER RICHARDS
ANTI-KNIGGE
Auffallen um jeden Preis? Nicht um jeden Preis. Gewisse Grenzen dürfen schon eingehalten werden. Zum Beispiel jene, die man sich selbst setzt. Meint Rebecca Niazi-Shahabi. Aber wer sich schlecht benimmt, sollte bitteschön auch Stil an den Tag legen. Ganz nach dem Motto des Zen-Meisters Thich Bo Hoang: »Nutze dein Leben, um Erfahrungen zu machen. Solange du dich aber gut benimmst und nur das tust, was anerkannt ist, machst du keine Erfahrungen.« Auf diesem Weg kann man dann auch gleich mal alle Weinerlichen aus seinem Leben verbannen. Und das ist sicher kein Schaden.
Keith Richards Gus & Ich. Heyne. 16,99 Euro
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Sehr verehrte Damen, auch wenn Sie es uns nicht glauben wollen, aber im Grunde sind Sie alle Prinzessinnen für uns, und wir möchten nichts anderes tun, als Sie aus Ihrem Cinderella-Dasein zu befreien. Selbst einen Schuh würden wir Ihnen hinterhertragen. Es gibt da nur einen Haken an der Sache: Wir tun uns manchmal ein klitzekleines bisschen schwer, aus unserer männlichen Haut heraus zu schlüpfen. Deshalb sind wir ja auch dem Shakespeare-Kenner Kenneth Branagh unendlich dankbar, dass er das Ganze mit dem Prinz-sein für uns übernimmt und mal eben einen neuen Cinderella-Film gedreht hat. Wir schenken Ihnen auch zwei Tickets für’s Kino. Versprochen.
© Paramount Pictures
Wir können ihn ja einfach mal Knittergesicht nennen. Oder unkaputtbar. Vielleicht auch Mr. Sex, Drugs and Rock’n‘Roll. Und dann das. Ein Kinderbuch. Ein poetisch-anrührendes noch dazu. Vom Meister der sechs Saiten höchstselbst. Keith Richards, dieses vermeintliche Raubein, hat nämlich die Geschichte seines ersten Liedes aufgeschrieben, das er auf der Gitarre zu spielen lernte. Selbiges war die Malagueña, beigebracht wurde es ihm von seinem Großvater Gus, nachdem der kleine Keith endlich groß genug war, an die Gitarre auf dem Piano heranzureichen. Der Rest ist Geschichte. Rockgeschichte. Gezeichnet von Richards Tochter Theodora. Erzählt mit wenigen, treffenden Sätzen. Die vor allem eines sagen: Opas sind ganz schön cool. So wie dieser Richards eben.
ELLENBOGEN RAUS, ABER BITTE MIT STIL
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Cinderella Mit Lily James, Richard Madden, Cate Blanchett, Helena Bonham Carter u.a. Im Kino seit: 12. März
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MIX TAPE A U TO . K U LT U R . M AGA Z I N
Machen wir einfach mal eine neue Schublade auf. Nicht Multitasking steht drauf, sondern Multitalent. In musikalisch. Hoch vier. Wenn wir dann noch den Stempel »Made in Norway« draufdrücken, haben wir: ganz großen Katzenjammer. Also im Sinne von großartig. Betörend. Mitreißend. Gutgelaunt. Katzenjammer heißen vier Damen aus Norwegen, die seit 2005 der Folkmusik und dem Chanson ganz schön frech Beine machen, sie einmal rund durch die Musikstile der Welt jagen und dann im Rock ‘n‘ Roll Club zum Swingen bringen. Da hüpft dann auch schon mal das »Land of Confusion« von Genesis federleicht über die Bühne, und ihr erster internationaler Hit »A Bar in Amsterdam« ist mehr als nur ein Versprechen. Und vor allem: Die Damen rotieren nicht nur durch die Stile, sie wirbelwinden auch Instrumente tauschend über die Bühne – aktuell mit ihrem neuen Album »Rockland«.
FOTOS: © Propellerrecordings ( 2) / Paal Audestad ( 2)
Katzenjammer Rockland (Vertigo Berlin / Universal Music)
FOTOS: © Sony Music
WA S F Ü R E I N JAMMER
She & Him Classics Sony Music
MUSIKALISCHE BRIEFFREUNDSCHAFT Wenn wir Männer nicht mehr weiter wissen mit unseren Worten, dann hilft uns ganz bestimmt unsere Plattensammlung. Wahlweise auch die MP3-Bibliothek. Und so kommunizieren wir fröhlich per Mixtape Sätze wie »Would You Like To Take A Walk« oder »It’s Always You« und »We’ll Meet Again«. Und wenn wir die Antwort auf die musikalische Art erhalten, ist das so etwas wie der Himmel auf Erden. Eine wunderbare Hörprobe solcherlei Kommunikation haben Zooey Deschanel und Matt Ward auf ihrem jüngsten Album »Classics« zusammengefügt. Das Folk-Pop-Duo mit dem berückend simplen Namen She & Him hat auf seinen ersten drei Alben die Songs in einer Art musikalischer Brieffreundschaft selbst geschrieben und arrangiert, auf ihrem jüngsten Werk zitieren sie ihre Vorbilder von Dusty Springfield bis Frank Sinatra, von Elvis bis Van Morrison. Und dieser Retro-Sound klingt so modern, dass wir uns inständigst wünschen, Zooey möge ihre Hollywood-Karriere endgültig an den Nagel hängen und nur noch Musik machen.
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K U N S T VO L L E ORTE
© Andrew Bradley
MÄNNERSACHEN
Wer hat denn behauptet, dass das Tragen von Schuhen ein Vergnügen sein muss? In Ordnung, der Orthopäde von nebenan vielleicht. Aber weiß der auch, was schön ist? Wir vermuten mal nein – ohne dem Orthopäden näher treten zu wollen. Ohnehin ist das mit der Schönheit ja so eine Sache. Was der eine schön findet, muss dem anderen nicht unbedingt gefallen. Was vergangenes Jahr noch gefallen hat, wird heute schon als hässlich empfunden. Von daher können wir es sehr gut nachvollziehen, wenn zum Beispiel bei indischen Hochzeitsschuhen aus
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dem 19. Jahrhundert oder den vergitterten High Heels von Andreia Chaves vor allem die Unbequemlichkeit gesehen wird. Aber da wir diese Schuhe nicht anziehen müssen, hält uns nichts zurück, uns an ihrer Ästhetik zu vergnügen. Den Schmerz dürfen gerne andere ertragen. SHOES: PLEASURE AND PAIN Victoria and Albert Museum London 13. Juni bis 31. Januar 2016
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coverfoto: Robert Downey jr. // foto: Warner Bros. / Kurt Iswarienko
SCHUHE, DIE DRÜCKEN
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W I R KO N S T R U I E R E N UNS EIN ICH
NEU
MORGEN SCHÖNER ALS GESTERN.
MODISCHE KUNST Wenn der Mensch Kategorien erfindet und Schubladen bastelt, dann tut er das in der Regel mit sehr viel Sorgfalt. Was nicht zusammen gehört, wird tunlichst getrennt. So wie die Kunst von der Unterhaltung. Oder die Mode von der Tracht. Womit die Grenzen des Trennens und Sortierens schon wieder sichtbar werden. In Zeiten, in denen nicht mehr nur oktoberfestselige Menschen Trachten tragen und die Kunst möglichst auch unterhalten soll, können diese Schubladen dann gleich mal wieder weggeworfen werden. Selbiges darf man tunlichst auch mit der Unterscheidung zwischen Kunst und Mode tun. Denn zumindest die Modezeichnung verdient es, als eigenständige Kunstform betrachtet zu werden. Das sieht zumindest das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg so und feiert die Modezeichnung mit mehr als 200 Arbeiten von Art déco bis heute. Die Ausstellungsmacher finden das »oft überzeugender als Fotografie«. Wir finden sie einfach nur schön.
© Courtesy of Estate of Antonio Lopez and Juan Ramos and Galerie Bartsch & Chariau
LYNN HERSHMAN LEESON − CIVIC RADAR Die Retrospektive ZKM Karlsruhe. Bis 29. März. Deichtorhallen / Sammlung Falckenberg Hamburg. 14. Juni bis 11. Oktober
© Lynn Hershman Leeson
Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Nicht nur der Philosoph Richard David Precht stellt sich diese Frage. Schon lange vor ihm hat Lynn Hershman Leeson das Ich erkundet. Und mehr noch: Sie hat mit ihrer Werkreihe »Roberta Breitmore« die Idee einer künstlerisch konstruierten Identität eine Form gegeben und damit die virtuellen Welten des Second Life um viele Jahre vorweggenommen. Überhaupt hat Hershman Leeson in den Bereichen Fotografie, Video, Film, Performance, Installation sowie interaktiver wie auch netzbasierter Medienkunst Wegweisendes geleistet, weswegen es umso schöner ist, wenn ihr Werk jetzt in einer umfassenden Retrospektive gezeigt wird.
© Nachlass Réne Gruau (rot), © VG Bild-Kunst, Bonn 2014Gruau (gelb)
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Bilder der Mode Meisterwerke aus 100 Jahren Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Bis 3. Mai.
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