Technologietransfer und Auswanderungen im Umfeld des Harzer ...

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Technologietransfer und Auswanderungen

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Harz-Forschungen Forschungen und Quellen zur Geschichte des Harzgebietes

Herausgegeben vom

Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e. V. durch Dr. Christof Römer in Verbindung mit Dr. Bernd Feicke, Hans-Jürgen Grönke, Christian Juranek und Dieter Pötschke

Band XIII.

2001 2

Hans-Heinrich Hillegeist und Wilfried Ließmann (Hg.)

Technologietransfer und Auswanderungen im Umfeld des Harzer Montanwesens Tagungsband der 8. montanhistorischen Arbeitstagung des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde e.V. am 7. Oktober 2000 in Sankt Andreasberg /Harz

Lukas Verlag 3

Abbildung auf dem Umschlag: Kupferbergwerk Dolcoath bei Camborne (Cornwall) um 1831. Die Grube verfügte über eine 200 PS-Dampfmaschine. Beschäftigtenzahl: 1600 Personen. Quelle: Cornwall Illustrated, in a series of views. London 1831 (Nachdruck 1968).

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Regionalverbandes Harz e.V. und der Hermann-Reddersen-Stiftung.

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Technologietransfer und Auswanderungen im Umfeld des Harzer Montanwesens : Tagungsband der 8. Montanhistorischen Arbeitstagung des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde e.V. am 7. Oktober 2000 in Sankt Andreasberg/Harz / Hans-Heinrich Hillegeist und Wilfried Ließmann (Hg.). – Erstausg., 1. Aufl.. – Berlin : Lukas-Verl., 2001 (Harz-Forschungen ; Bd. 13) ISBN 3–931836–56–8

© by Lukas Verlag Erstausgabe, 1. Auflage 2001 Alle Rechte vorbehalten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte Kollwitzstr. 57 D–10405 Berlin http://www.lukasverlag.com Umschlag und Satz: Verlag Druck und Bindung: Difo-Druck, Bamberg Printed in Germany ISBN 3–931836–56–8

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Inhalt

Vorwort

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HANS-HEINRICH HILLEGEIST Auswanderungen Oberharzer Bergleute nach Kongsberg/Norwegen im 17. und 18. Jahrhundert

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VOLKER SERESSE Die Einwanderung deutscher Berg- und Hüttenleute nach Norwegen im 17. Jahrhundert und ihre Bedeutung am Beispiel des Kupferbergwerks Røros

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RENATE VOLLMER »Auswandern ist mein Wunsch und Wille«. Auswanderungen aus dem Harz im 19. Jahrhundert

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WILFRIED LIESSMANN Markscheidekunst und Grubenrißwesen. Technologietransfer zwischen dem Harz und anderen europäischen Montanzentren im 17. und 18. Jahrhundert

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KURT SCHWERDTFEGER Englische Technologie im Harzer Berg- und Hüttenwesen von 1710 bis 1850

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Anhang Namensregister

158

Die montanhistorischen Arbeitstagungen des Harzvereins

162

Anschriften der Autoren

166

Bisher erschienene Bände der »Forschungen und Quellen zur Geschichte des Harzgebietes«

167 5

Vorwort Mit dem vorliegenden Band XIII der Reihe »Harz-Forschungen« werden die zum Teil überarbeiteten Referate der 8. montanhistorischen Arbeitstagung des Harzvereins e.V. veröffentlicht, die am 7. Oktober 2000 in Sankt Andreasberg stattgefunden hat. Im Mittelpunkt dieser öffentlichen Veranstaltung standen die Themen Technologietransfer und Auswanderungen im Umfeld des Harzer Montanwesens. Die Teilnehmer dieser Fachtagung wie auch alle hieran interessierten Bergbaufreunde können nun die vorgetragenen Ausführungen nachlesen. Daß diese Schrift gedruckt werden konnte, ist dem Regionalverband Harz und der Hermann-Reddersen-Stiftung zu verdanken, die das Projekt maßgeblich finanziell unterstützt haben. Die erste spezielle Arbeitstagung zur Montangeschichte des Harzes, der inzwischen sieben weitere gefolgt sind, fand im Mai 1974 in Osterode am Harz statt. Auf Anregung des damaligen Oberstudienrats Hans-Heinrich Hillegeist/ Göttingen und des Architekten Hans-Günther Griep/Goslar wurde im Rahmen einer ganztägigen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung der Versuch einer Bestandsaufnahme zum Eisenhüttenwesen von Harz und Solling unternommen. Ziel war es ebenso, die vielschichtigen Vernetzungen innerhalb dieses wichtigen früheren Wirtschaftszweiges des Harzes und des südniedersächsischen Raumes herauszuarbeiten. Aus der abschließenden Diskussion ergab sich eine Fortsetzung dieser Art von Vortragsveranstaltung in einem zunächst angedachten zeitlichen Abstand von etwa drei Jahren. Stand bei dieser und den folgenden zwei Tagungen das Gesamtthema »Eisenhüttenwesen« im Vordergrund, so verschob sich die Thematik nach und nach auf »Historischer Bergbau – Historisches Hüttenwesen im Harz«. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 galt es vorrangig, auch die Forscher des Ostharzes und des Mansfelder Raumes in die Tagungen mit einzubeziehen. Zwei Arbeitstagungen fanden daher in Sachsen-Anhalt statt. Mit der 8. Tagung dieser Reihe wurden der engere Bereich des Harzes erstmals verlassen und die Beziehungen zu anderen Bergbaugebieten thematisiert. Die Referate des ersten Themenblocks beinhaltet den Austausch von Innovationen und technischem »Know-how« zwischen dem Harz und anderen europäischen Montanzentren. Eine wesentliche Rolle spielten hierbei personelle Kontakte, so etwa gewachsene familiäre Beziehungen, wie sie traditionell zwischen dem Oberharz und dem Erzgebirge bestanden. Ein anderes Beispiel sind die speziellen Instruktionsreisen von Bergbeamten, in deren Mittelpunkt oft das Erlangen von 6

Vorwort

Informationen zur Lösung bestimmter technischer Probleme stand und die nicht selten fließend zur Industriespionage überleiteten. Am Beispiel der Markscheider, die innerhalb der Bergbauberufe besonders qualifizierte Fachkräfte darstellen, wird aufgezeigt, wie die Weiterentwicklung des Grubenvermessungswesens, basierend auf traditionsreichen »Lehrer-SchülerFolgen« sowohl aus dem sächsischen Erzgebirge als auch dem Oberharz, wichtige Impulse erfuhr. Traditionell eng waren die Beziehungen zwischen dem Kurfürstentum Hannover und dem englischen Königreich, nicht zuletzt durch die seit 1714 bestehende Personalunion. Auf technologischem Sektor spielte hierbei die englische Vorreiterrolle bezüglich der Dampfkraft und der industriellen Erzeugung und Verarbeitung von Eisen eine wesentliche Rolle. Zahlreiche führende Harzer Bergbediente gingen zur Ausbildung ins Mutterland der industriellen Revolution und brachten von dort wichtige Impulse mit. Ein Export von montanistischem Fachwissen in Theorie und Praxis war mit den Auswanderungen Harzer Bergleute im 17. und 18. Jahrhundert nach Skandinavien, insbesondere nach Norwegen verbunden. Hiervon zeugen sowohl die nach Oberharzer Manier vorgerichteten Bergwerksanlagen als auch die bergbauliche Wasserwirtschaft, die erstaunliche Ähnlichkeiten zum »Kulturdenkmal Oberharzer Wasserregal« aufweist. Gleichzeitig entwickelte sich eine anfangs deutsch geprägte Montankultur, wovon heute die Bergstädte Kongsberg und Røros ein eindrucksvolles Zeugnis geben. Erst in letzter Zeit erfuhren die Massenauswanderungen Oberharzer Bergleute Mitte des 19. Jahrhunderts und deren soziale Hintergründe eine gründliche historische Untersuchung. Der Initiator für diese Fachtagungen nimmt diesen Tagungsband zum Anlaß, um die bisherigen Tagungen mit den dort gehaltenen Referaten in einer Liste zu dokumentieren. Göttingen im Mai 2001

Vorwort

Hans-Heinrich Hillegeist, Wilfried Ließmann

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Eigennutz vnd Undanck Ist der Bergwerck vntergang (Inschrift auf einer Platte von 1658 im Bergwerksmuseum Kongsberg)

Auswanderungen Oberharzer Bergleute nach Kongsberg/Norwegen im 17. und 18. Jahrhundert Hans-Heinrich Hillegeist Touristen aus Deutschland, die Norwegen besuchen, werden selten den 80 km westlich von Oslo am Fluß Laagen liegenden Ort Kongsberg mit seinen westlich davon in einer Höhe von 400–600 Meter liegenden Bergbaurelikten aufsuchen. Montanhistorisch Interessierten ist natürlich dieser Ort neben Røros ein Begriff. Beiden Orten gemeinsam sind enge Verbindungen zu Deutschland, insbesondere zum Harz und zum Erzgebirge. Ein Besuch dieser beiden Bergbaustädte ist außerordentlich lohnend, haben sich doch die deutschen Spuren »vor Ort«, in vielfältiger Weise bis heute erhalten. Bevor der Bergbau im Gebiet des heutigen Kongsberg begann, blühte für eine kurze Zeit die Silbergrube Akersberg in Oslo. Aus dem Jahr 1520 ist der Bergmeister Bartholomeus Pangartner bekannt, der neben der von ihm verwalteten Grube den Haug-Hof an der Alten Kirche Aker pachtete.1 Sein Nachfolger hieß Hans Semler (1530). Beide Bergbeamte dürften deutscher Herkunft sein. Im Jahre 1539 erreichte unter widrigen Umständen eine Gruppe von Bergleuten aus dem Erzgebirge mit dem Bergmeister Hans Glaser Norwegen, wo sie sich zunächst in Samsberg bei Kongsberg aufhielten. Ein Jahr zuvor hatten dort deutsche Bergleute silberhaltige Bleierze erschlossen. Einige der Neuankömmlinge zog es weiter nach Telemark in das Gebiet von Guldnes bei Seljord. Dort gruben sie am Goldnisberg/Golmsberg nach silberhaltigen Kupfererzen.2 Für dieses Grubenrevier wurde die erste norwegische Bergordnung nach der Annaberger Bergordnung in deutscher Sprache mit 106 Artikeln ausgearbeitet, 1539 vom König von Dänemark und Norwegen in der Stadt Odense erlassen und im April 1540 in Zwickau gedruckt.3 Diese Bergordnung wurde niemals übersetzt. Hans Glaser brachte sie nach einem erneuten Aufenthalt in seiner Heimat zusammen mit 54 neuen Bergleuten nach Norwegen mit. 1 HUHNHÄUSER, S. 12 u. Berg (1999), S. 35. 2 HUHNHÄUSER, S. 14 u. Berg (1999), S. 38. 3 Bergordnung.

Auswanderungen Oberharzer Bergleute nach Kongsberg

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1 Das Kongsberger Revier. Lageskizze der wichtigsten Silbergruben 10 (Zeichnung Wilfried Ließmann, 1995)

Der frühe Bergbau in Norwegen fand jedoch schon bald ein Ende, weil der Metallgehalt des Erzes mit zunehmender Teufe rasch abnahm. So zogen sich die Geldgeber nach und nach aus diesem Geschäft zurück, schließlich auch der König selbst, der 1549 das Ende des Bergbaus verfügte.4 Man schätzt, daß in jener Zeit etwa 300–400 Deutsche nach Norwegen gekommen sind, um als Fachleute dort tätig zu werden.5 Sie brachten das technische Wissen und Können mit, somit mitteleuropäische Technik und Arbeitskultur6, was von den Norwegern selbst nicht erwartet werden konnte, weil sie sich vorwiegend von Landwirtschaft, Fischerei und Jagd ernährten. Im Gebiet um Kongsberg wird 1490 ein Kupferbergbau erwähnt.7 Es handelt sich um die älteste Angabe von Erzbergbau in Norwegen überhaupt. Der Silberbergbau begann jedoch erst 1623. Am Anfang des neuzeitlichen Bergbaus von Kongsberg steht eine kleine Begebenheit: Mitte Juli 1623 weidete die Herde des dreizehnjährigen Hirtenjungen Jacob Christoffer Grosvold und des Hirtenmädchens Helga Verp in den Bergen bei Sandsvaer. Dabei passierte es nun – wie die Sage berichtet –, daß der Leitbulle seine Hörner an einer Bergkuppe solange wetzte, bis das Moos beiseite gedrückt wurde und eine blanke Silberader zum Vorschein kam.8 Interessant ist der Vergleich mit dem ersten Erzfund am Rammelsberg bei Goslar. Hier war es der Sage nach das schabende Pferd des Ritters Ramm, das die Erzader fand.9 Der Fund in Südnorwegen konnte von den Vätern der Kinder noch einige Zeit geheim gehalten werden, bis er dann im Oktober bei einem strengen Verhör eines Vaters an den Vogt verraten wurde, der dieses pflichtgemäß an den damaligen König Christian IV. von Dänemark und Norwegen nach Kopenhagen meldete. Von dort wurde in einem offenen Brief mit dem Datum vom 12. Dezember 1623 allen Bewohnern in Südnorwegen befohlen, angekauftes Silber an die Vertreter des Königs abzuliefern, andernfalls sie mit harten Strafen zu rechnen hätten. Das führte dazu, daß sich auch andere Bauern in der Gegend des heutigen Kongsberg meldeten und vorgaben, Silbervorkommen zu kennen. Diese wollten sie nach der Schneeschmelze dem Beamten des Königs zeigen.10 Die von dem kleinen Hirtenjungen entdeckte Silberader wurde von dem im Jahre 1618 aus Freiberg eingewanderten deutschen Bergmeister Tobias Kupfer näher untersucht und begutachtet. Er stellte dabei fest, daß es sich tatsächlich um 4 5 6 7 8 9 10

HUHNHÄUSER, S. 17 u. Berg (1999), S. 39. BERG (1999), S. 40. BERG (1998), S. 24. HUHNHÄUSER, S. 11 u. BERG (1993), S. 103. NORDRUM, S. 12. GRIEP, S. 59. NORDRUM, S. 13.

Auswanderungen Oberharzer Bergleute nach Kongsberg

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2+3 Titelblatt der Bergordnung für das Königreich Norwegen und Illustration, gedruckt 1540 in Zwickau (aus: Nachdruck von 1963)

ein großes Silbererzvorkommen handelte. Kupfer stellte daraufhin seine kleine auf eigene Rechnung betriebene Silbergrube im benachbartem Sandsvaer ein und begann mit seinen Bergleuten den Grubenbetrieb in Kongsberg.11 Zur Gewinnungstechnik des Erzes Der frühe Bergbau wurde in Norwegen sicherlich aufs Geratewohl betrieben, bis die Bergleute verstanden, daß dort ein bestimmtes Erzverteilungsmuster anzutreffen war. Das zumeist gediegene Silber tritt nämlich in geringmächtigen Kalkspatgängen auf und zwar dort, wo sie sulfidführende Gneisbänder kreuzen. Man spricht hier von »Fahlbändern«, worüber Duval (ca. 1725) schreibt: »Fahlband und Gang bilden zusammen ein Kreuz. Das Fahlband läuft in nordsüdlicher, der Gang in ost-westlicher Richtung. Von diesen beiden, wie von einem Mann und einer Frau, wird das Erz wie ein Embryo empfangen, und ohne die Gegenwart dieser beiden kann nichts entstehen. Deshalb nannten die alten Bergleute das Fahlband den Vater, den Gang die Mutter und das Silber den Sohn.«12 11 HUHNHÄUSER, S. 18. 12 Zitiert in JOHNSEN, S. 6.

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Hans-Heinrich Hillegeist

Das Nebengestein ist hart und quarzreich. Daher wurde schon früh das Feuersetzen zur Gewinnung der Erze eingesetzt. Diese Methode nutzten alle europäische Bergbaureviere, am längsten Kongsberg, nämlich bis 1890.13 Das Feuersetzen setzte ein umfangreiches Bewetterungssystem voraus. Es ist außerdem verständlich, daß sowohl für diese Methode, für den Grubenausbau und für die Schmelzhütte ein reichliches Angebot von Holz erforderlich war. Die Schlägel und Eisenarbeit wurden oft in Verbindung mit dem Feuersetzen praktiziert, seit etwa 1730 zumeist nur noch, um Löcher für die Bühnen herauszuhauen. Das Sprengen mit Schwarzpulver setzte in Kongsberg wesentlich später ein als im Oberharz (hier seit 1632) und führte erst im 18. Jahrhundert zu einer deutlichen Erhöhung der Erzgewinnung. Die Herstellung der Bohrlöcher in dem sehr harten Gestein gestaltete sich als sehr schwierig, weil gehärteter Stahl nicht leicht herzustellen war. Erst 1860 konnten in Kongsberg schmale und leichte Einmannbohrer hergestellt werden. Mit dem Einsatz dieser Bohrer und mit Dynamit wurde nach 1874 das Feuersetzen verdrängt.14

4 Feuersetzen (nach Agricola) Handzeichnung von M. Rudolph nach historischer Vorlage (aus RUDOLPH, Exzerpte)

13 BERG (1998), S. 24. 14 Berg (1998), S. 25.

Auswanderungen Oberharzer Bergleute nach Kongsberg

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Der großartige Fund bei dem späteren Ort Kongsberg führte dazu, daß König Christian IV. im März 1624 in allen Kirchen sowohl in Norwegen wie auch in Dänemark Dankgottesdienste abhalten ließ. Er kam dann zwischen dem 27. und 29. April 1624 selbst zur wichtigsten Grube, die dann zu seinen Ehren die »Seiner Königlichen Majestät Grube« genannt wurde, später nur noch als »Königsgrube« bezeichnet. Sie wurde die ertragreichste Grube, die zum Schluß der Bergbauperiode eine Teufe von 1070 Meter einbrachte. Die Silberausbeute lag bei 691 Tonnen, was die Hälfte der registrierten Silbermenge ausmachte.15 Aber zu Beginn 5 König Christian IV. von Dänemark und Norwegen (aus: RUDOLPH, 1969) der Bergbautätigkeit blieb die Ausbeute weit hinter den Erwartungen zurück. In den Jahren 1623–27 lag die ganze Produktion nur bei 4937 Mark feinen Silbers. Die Leistung war schwach, die Gesellen waren vielleicht nicht ganz zuverlässig und das Kapital, das der König anlegen wollte, war zu gering, um alle Unkosten zu decken. Angeregt durch den Besuch des Königs wurde eine neue Bergbausiedlung in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Gruben gegründet. In einem Schreiben vom 2. Mai 1624 gab der König selbst dieser Gemeinde den Namen »Kongsberg« (Königsberg). Das Aufblühen hatte diese Bergstadt vor allem deutschen Bergleuten zu verdanken, denn einheimische bergbaugeschulte Fachkräfte waren in der zumeist von ländlicher Bevölkerung geprägten Region Südnorwegens nicht in der gewünschten Anzahl vorhanden. Außer den Bergleuten benötigte der König auch mit der Schmelztechnik vertraute Fachleute. So nahm der regierende König Christian IV. von Dänemark und Norwegen mit einem Schreiben vom 4. März 1624 Kontakt mit Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel auf. (Anlage 1) Christian bat ihn um die Überlassung von zehn Bergleuten und einem Geschworenen aus dem Harz. Beide Herrscher waren miteinander verwandt, denn Christian IV. war mit Anna Katharina von Brandenburg verheiratet. Sie war die Schwester von Herzog Friedrich Ulrichs Schwiegervater Kurfürst Johann

15 NORDRUM, S. 13.

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