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Stefan Fleuth

Supervision und Coaching in der individualpädagogischen Jugendhilfe Aussagen zur Wirksamkeit dieser Beratungsmethode in der Jugendhilfe

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Stefan Fleuth Supervision und Coaching in der individualpädagogischen Jugendhilfe Aussagen zur Wirksamkeit dieser Beratungsmethode in der Jugendhilfe ISBN: 978-3-8366-1882-3 Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008

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I

Inhaltsverzeichnis

1.

EINLEITUNG ............................................................................................... 1

2.

SUPERVISION ALS BERATUNGSMETHODE IN DER JUGENDHILFE........................................................................................... 4

2.1

Das Arbeitsfeld „Jugendhilfe“ ................................................................. 4

2.2

Einführungsbegleitung bei der Übernahme neuer Aufgabenbereiche ........ 6

2.3

Praktische Einsatzbereiche von Supervision in der Jugendhilfe................. 8

3.

SUPERVISION UND COACHING .......................................................... 11

3.1

Geschichte und Darstellung der Beratungsinstrumente ............................ 11

3.2

Zur aktuellen Entwicklung und ihrer Wirksamkeit................................... 18

4.

FORSCHUNGSDESIGN............................................................................ 20

4.1

Entwicklung der Forschungsfrage ............................................................ 23

4.2

Auswahlkriterien für die qualitative Erhebung ......................................... 23

4.3

Auswahl der Interviewform ...................................................................... 27

4.4

Gestaltung und Entwicklung des Leitfadens............................................. 29

4.5

Durchführung der Interviews .................................................................... 32

4.6

Transkription der Interviews ..................................................................... 33

4.7

Analyse der Daten ..................................................................................... 35

5

DARSTELLUNG DER UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE ................ 36

5.1

Vorstellung der Interviewpartner und des Arbeitsfeldes .......................... 36

5.2

Was ist (hier) Supervision? ....................................................................... 38

5.2.1

Supervisionsformen .......................................................................... 38

5.2.2

Rahmenbedingungen......................................................................... 42

5.2.3

Einstellungen zur Supervision .......................................................... 46

II 5.3

Funktionen von Supervision...................................................................... 49

5.3.1

Erwartungshaltungen ......................................................................... 50

5.3.2

Supervision als Begleitung ................................................................ 53

5.3.3

Supervision als Einführungsberatung................................................ 56

5.4

Themen in der Supervision........................................................................ 60

5.5

Auswirkungen von Supervision ................................................................ 63

6

ZUSAMMENFASSUNG UND GEGENÜBERSTELLUNG DER UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE ........................................................ 69

7.

SCHLUSSBETRACHTUNG...................................................................... 82

7.1

Methode ..................................................................................................... 82

7.2

Inhalt.......................................................................................................... 83

LITERATURVERZEICHNIS: .......................................................................... 86

1

1.

Einleitung

Auf der Suche nach einem stark genutzten Einsatzbereich von Supervision als angewandte Beratungsmethode, wandte ich mich zunächst an verschiedene Arbeitskollegen und Freunde aus unterschiedlichen Berufsfeldern. Es stellte sich heraus, dass Supervision im Bereich der Jugendhilfe häufiger bis regelmäßig in Anspruch genommen wird. Die Wahl fiel auf das Feld der Jugendhilfe und hier insbesondere auf den Bereich der flexiblen, individualpädagogischen Betreuungen. Bei der Untersuchung beschäftigten mich besonders die Fragen, inwiefern die Supervision als Einführungsbegleitung beim Eintritt in neue Organisationen, bei der Übernahme neuer Betreuungsfälle oder zur regelmäßigen Fallbegleitung genutzt wird. Hieraus entwickeln sich beispielsweise folgende Fragen: Was ist Supervision oder Coaching? Was ist unter Einführungsbegleitung zu verstehen und welche Bedeutung und Brauchbarkeit hat die Supervision als Einführungsbegleitung in diesem Arbeitsfeld der Jugendhilfe? Möglicherweise lassen sich aus den Ergebnissen dieser Arbeit entsprechende Supervisionsangebote zur Erhaltung und Steigerung der Arbeitsqualität und der Qualitätssicherung in der Jugendhilfe entwickeln. Aus besonderem Interesse an diesem Fachgebiet will ich eine wissenschaftliche Arbeit verfassen, die einen Zugang zu den beschriebenen Fragestellungen schaffen kann. Diesem Thema will ich mich mit Hilfe einer Methode der empirischen Sozialforschung, dem problemzentrierten Interview nähern. Ziel meiner Arbeit ist es, exemplarisch eigene Aussagen der Supervisanden aus der flexiblen, individualpädagogischen Jugendhilfe als Gegenstand einer Diskussion zur Bedeutung und Brauchbarkeit heranzuziehen. Das dazu erarbeitete Leitfadeninterview zielt darauf ab, Informationen über die Supervision als Einführungsbegleitung und die damit verbundenen Erfahrungen aus den jeweiligen Supervisionssitzungen zu gewinnen. Die Ergebnisse werden in Bezug auf ihre Brauchbarkeit, Funktion, Themenbereiche und Auswirkungen dargestellt und diskutiert. Im Rahmen dieser Arbeit dienen vier aussagekräftige Interviews als Datengrundlage. Alle Interviews wurden in dieser Arbeit von mir selbst erhoben und ausgewertet. Bei den Interviewpartnern handelt es sich um erfahrene Supervisanden, die als freie Mitarbeiter der Jugendhilfe im Bereich flexibler, individualpädagogischer Maßnahmen bei verschiede-

2 nen Auftraggebern tätig sind. Es handelt sich hier um Einzelunternehmer, die als „Einzelkämpfer“ auf dem Markt agieren. Infolgedessen wird hier auf die Darstellung von einzelnen Organisationen explizit verzichtet. Das zweite Kapitel beginnt mit der Darstellung des Arbeits- und Einsatzbereiches der Jugendhilfe. Dabei konzentriere ich mich verstärkt auf das Arbeitsfeld der befragten Supervisanden. Die folgenden Schritte zeigen Beispiele und Facetten der Einführungsberatung in der Arbeitswelt und praktische Einsatzbereiche von Supervision in diesem Feld der Jugendhilfe auf. Das dritte Kapitel beleuchtet die Geschichte der Supervision und befasst sich insbesondere mit den Entwicklungen, Wirkungsweisen und Abgrenzungen der beiden verwandten Beratungsinstrumente Supervision und Coaching als Einführungsbegleitung. Ich beziehe mich in dieser Arbeit explizit auch auf die Beratungsform des Coachings, da in der Literatur diese Form der Beratung in den jeweiligen Organisationen mal als Supervision und mal als Coaching bezeichnet wird. Insbesondere die Beratung von einzelnen Personen in Leitungsfunktionen wird eher mit dem Begriff Coaching verbunden. Vergleichbar mit diesem Personenkreis, arbeiten auch die Interviewpartner dieser Erhebung alleine und tragen dabei einen hohen Anteil von Eigenverantwortung. Das vierte Kapitel beschreibt das Forschungsdesign und meine Herangehensweise an die empirische Untersuchung. Diese näheren Ausführungen dienen hier als Basiseinführung in die Analyse der Interviews. Im darauf folgenden fünften Kapitel werden schließlich die erhobenen Daten aus den Interviews nach dem Analyseverfahren der Grounded Theorie ausgewertet und ausführlich dargestellt. Die Ergebnisse werden in fünf Unterkapitel aufgeteilt. Zur Unterstreichung der entwickelten Kernkategorien werden z. T. wörtliche Zitate aus den Interviews dargestellt. Hier werden als Vorbereitung auf das nächste Kapitel bereits erste Annahmen entwickelt und weitere Fragen sichtbar gemacht. Diese ausführliche Darstellung mündet schließlich im sechsten Kapitel in einer Zusammenfassung und Gegenüberstellung der Untersuchungsergebnisse. Vor

3 dem Hintergrund der theoretischen Einführung in die Thematik dieser Arbeit, werden hier die Untersuchungsergebnisse diskutiert. Als Ergebnis sollen die potentiellen Chancen und möglichen Grenzen der Supervision oder des Coachings als ein Beratungsinstrument der Einführungsbegleitung in diesem Arbeitsfeld sichtbar werden. Die Schlussbetrachtung im letzten und siebten Kapitel beschäftigt sich mit der kritischen Reflexion der Forschungsmethode, fasst die zentralen inhaltlichen Erkenntnisse kurz und prägnant zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.

4

2.

Supervision als Beratungsmethode in der Jugendhilfe

Zum besseren Verständnis der empirisch gesammelten Daten, soll in diesem Kapitel das untersuchte Arbeitsfeld der interviewten Personen näher dargestellt werden. Im zweiten Schritt wird der Begriff Einführungsbegleitung in Bezug auf den Neueinstieg in Organisationen und besonders in Bezug auf die Übernahme von neuen Aufgabenbereichen, hier der Übernahme neuer Betreuungsfälle, erläutert. Dazu werden anschließend einige praktisch angewendete Beispiele der Einführungsbegleitung aus den verschiedenen Berufsfeldern zum Vergleich mit der Einführungsbegleitung in der Jugendhilfe aufgeführt. Zum Schluss sollen die Einsatzbereiche von Supervision in der Jugendhilfe im Allgemeinen und der Supervision als Einführungsbegleitung im Besonderen hervorgehoben und beschrieben werden.

2.1

Das Arbeitsfeld „Jugendhilfe“

Es wird an dieser Stelle nicht die Darstellung der Jugendhilfe in ihrem ganzen Facettenreichtum angestrebt. Geregelt wird die Hilfe im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII)1. Demnach haben die Jugendämter und die von ihnen beauftragen Träger der freien Jugendhilfe heute den Auftrag Eltern oder andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung zu unterstützen und zu beraten, junge Menschen in ihrer individuellen Entwicklung zu fördern und Benachteiligungen abzubauen, sie vor Gefahren zu schützen sowie positive Lebensbedingungen für sie und ihre Familien in einer familienfreundlichen Umwelt zu schaffen und zu erhalten. In der umfassenden Analyse zur Situation in der Kinder- und Jugendhilfe werden die daraus entstandenen differenzierten Hilfemaßnahmen näher benannt (vgl. van Santen 2003 S. 45ff). In dieser Arbeit liegt der Schwerpunkt auf dem Bereich der Hilfen zur Erziehung (mit einem Anteil von 28% der Gesamtauf1

Im SGB VIII sind die bundesweit geltenden Bestimmungen zur Gewährung und Durchführung von Hilfen zur Erziehung durch den Bundesgesetzgeber geregelt. KJHG steht für das Kinderjugendhilfegesetz und wird synonym für das SGB VIII verwendet.

5 wendungen). Darunter sind staatliche (kommunale) Leistungen der Jugendhilfe für Familien mit Kindern zusammengefasst, die gesetzlich im § 27 des Kinderund Jugendhilfegesetz als Rechtsanspruch geregelt sind. Die in den folgenden Paragrafen §28-35a aufgeführten Hilfen werden nach Durchführung des Hilfeplanverfahrens (§ 36) von den örtlichen Jugendämtern gewährleistet. Bei diesen Betreuungsmaßnahmen handelt es sich um flexible oder individualpädagogische Maßnahmen, bei denen der Inhalt und die Form des Hilfeangebotes an den jeweiligen Einzelfall angepasst werden. Ziel ist hier die Hilfe zur Selbsthilfe! In Ausnahmefällen kann diese Hilfe nach § 41 auch für junge Volljährige gewährt werden. Im Einzelnen handelt es sich hier um die Formen der Erziehungsberatung, der sozialen Gruppenarbeit, Erziehungsbeistand, Betreuungshelfer, Sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehung in Tagesgruppen, Vollzeitpflege, Heimerziehung, betreute Wohnformen und intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (ISE) sowie die Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche. Die sozialarbeiterischen und sozialpädagogischen Aufgaben der Betreuer sind hier in erster Linie der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zu ihren Klienten und die Übernahme einzelner Elternfunktionen. Es gibt hier ambulante, teilstationäre und stationäre Erziehungshilfen, doch die Betreuer bei den einzelfallorientierten Hilfen arbeiten oftmals alleine und besuchen ihre Klientel vor Ort (vgl. BMFSFJ 2007, S. 11ff). Bei den individualpädagogischen oder intensivpädagogische Maßnahmen handelt es sich Maßnahmen, bei denen je Kind oder je Jugendlichen i. d. R. mindestens ein alleiniger Betreuer zur Seite steht. Der Betreuungsschlüssel liegt hier bei 1:1 im Vergleich zum Regelangebot der Heimerziehung bei 1: 3,5. Individualpädagogik ist ein Begriff, der von den Anbietern der intensivpädagogischen Maßnahme als Synonym für intensivpädagogische Hilfen verwendet wird (Lorenz 2006, S. 4f). Zur Vertiefung in das Thema Jugendhilfe dienen weitere Studien wie beispielsweise der 12. Kinder- und Jugendbericht2. Ausführliche und Evaluationsstudien und Informationen zum Arbeitsfeld der individualpädagogischen Maßnahmen sind über den Arbeitskreis individual-

2

Vgl. hierzu beispielsweise den 12. Kinder- und Jugendbericht unter http://www.bmfsfj.de/doku/kjb/data/download/vorwort.pdf (06.01.2008) Weiterführend seien hier auch auf folgende Studien verwiesen: Qualitätsentwicklung in der Hilfeplanung als kooperativer Prozess zwischen öffentlichen und freien Trägern unter: http://www.dji.de/hpv/cd/pdf/4.0/4.1_1.pdf (06.012008) Eine Befragung von Fachkräften zu Kinder und Jugendlichen in komplexen Problemsituationen unter: http://www.slfs.sachsen.de/lja/aktuelles/pdf/lja_br_khbrau_07.pdf (06.01.2008)