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überkompensiert werden, um einen europäischen. Anleger mit internationalen Aktien in die Pluszo- ne zu bringen. Europäische Aktien, insbesondere deutsche ...
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Q4|17

Standpunkt Finanzmarkt-Analysen auf den Punkt

Markterwartung Fundamentale Einschätzung Die globale Wirtschaft hat sich im Jahresverlauf besser entwickelt als erwartet. Hervorzuheben sind insbesondere der europäische und asiatische Raum, die USA dagegen konnten nur knapp die Erwartungen erfüllen. Die nach oben zeigenden Konjunkturindikatoren deuten kein baldiges Abknicken der günstigen Entwicklung an, doch die erreichten Niveaus begrenzen den Spielraum nach oben. Rentenmärkte Die US-Notenbank wird im Jahresverlauf ihre Geldpolitik vorsichtig weiter verschärfen. Im kommenden Jahr stehen weitere Zinsanhebungen in sehr kleinen Schritten an. Außerdem dürfte sie ihren in der Finanzmarktkrise erworbenen Bestand an Staatsanleihen langsam reduzieren. Die EZB dagegen wird an ihrer expansiven Geldpolitik noch länger festhalten. Allerdings könnte sie in der ersten

Jahreshälfte 2019 damit beginnen, ihr Anleiheankaufprogramm stetig zurückzufahren. Folglich sollten die Renditen in der Eurozone nur leicht steigen. Wegen der aggressiven US-Geldpolitik sollte das Potenzial des Euros vorerst ausgereizt sein. Aktienmärkte Der feste Euro bereitet Probleme. Eine Aufwertung von rd. 10 % muss durch Aktienkursgewinne überkompensiert werden, um einen europäischen Anleger mit internationalen Aktien in die Pluszone zu bringen. Europäische Aktien, insbesondere deutsche, dagegen leiden unter der Befürchtung von Gewinneinbußen. Weil wir eine Stabilisierung beim Außenwert des Euros erwarten, rechnen wir nach einem möglicherweise turbulenten Herbst auf Sicht von 6 bis 12 Monaten mit weiteren leichten Kursgewinnen – insbesondere dann, wenn die Konjunkturerwartungen nicht einbrechen.

Performance-Erwartung (Zeitraum: 12–18 Mon.) Unterdurchschnittliche Wert­ent­wicklung

  Neutral

Überdurchschnittliche Wert­ent­wicklung

Immobilien Offene Immobilienfonds Rentenmarkt Euro-Staatsanleihen

Hochzinsanleihen US-Staatsanleihen (Kurzläufer)

Euro-Unterneh­ mensanleihen (Kurzläufer)

Aktien Globale „Dividenden-Story” ohne regionale Präferenzen EM-Region Quelle: Bloomberg, TARGOBANK

Stand: 30. 08. 2017

Asset Allokation Der Ausblick für die Rentenmärkte ist nicht so ungünstig. Die OECD sieht nächstes Jahr zwar ein Anziehen der Weltwirtschaft auf 3,8 %, das sind aber nur 0,1 Prozentpunkte mehr als sie für das laufende Jahr schätzt. Möglicherweise befindet sich die Weltkonjunktur bereits im Spätherbst ihres Aufschwungs. Wenn in diesem Umfeld kurzfristig der Inflationsdruck weiter nachgibt, wie zuletzt auch aufgrund der wieder nachgebenden Energiepreise, wäre das eine weitere gute Nachricht für länger laufende Anleihen. Doch das sind Momentaufnahmen. Wir rechnen auf Sicht von 12 bis 15 Monaten mit einer langsamen Normalisierung der Inflationsraten, sodass dann letztendlich doch die Anleiherenditen unter Druck kommen. Der mag zwar nicht groß sein, die Kursverluste dürften aber die Kuponauszahlungen übersteigen. Deshalb setzen wir schon heute auf Kurzläufer. Eine Alternative

zu der renditeschwachen Rentenanlage stellen unverändert offene Immobilienfonds dar. Diese sollten kurz- und längerfristig eine stabile Verzinsung von mehr als 2 % erwirtschaften. Aufgrund eines anhaltend hohen Mittelzuflusses und des Mangels an passenden Immobilien erhöht sich in den Fonds zurzeit die Kassenhaltung, was die Gesamtperformance in Zukunft beeinträchtigen kann. Keine Alternative sind Fremdwährungsanleihen, weil wegen dem weltweit geringen Zinsniveau das Wechselkursrisiko die Kuponerträge um ein Vielfaches übersteigt; so hat die jüngste Euro-Aufwertung Kursgewinne nicht nur bei Rentenanlagen förmlich ausradiert. Trotz der jüngsten Konjunkturbelebung sind viele Aktienmärkte historisch gesehen und gemessen am fundamentalen Umfeld nicht mehr billig. Doch es ist weiterhin der Verlust des Zinses, der die Anleger in diese Anlagekategorie förmlich

Research im Internet www.targobank.de/Research

zwingt. In diesem Aktienumfeld bevorzugen wir einen globalen Ansatz und meiden große regionale Wetten, die in einem konjunkturell immer noch instabilen Umfeld schnell schiefgehen können. Für US-Aktien z. B. sprächen die steigenden Gewinne, doch dagegen stehen eine hohe Bewertung sowie die ungeschickt agierende Trump-Administration. Die Eurozone dagegen profitiert vom anziehenden Welthandel und den niedrigen Zinsen, doch die ungelöste Schuldenproblematik, nicht nur in Griechenland, sowie der überraschend feste Euro können zu schweren Belastungsproben führen. Die Entwicklung an den Emerging Markets dagegen hängt von der Entwicklung der Rohstoffpreise sowie der Weltkonjunktur ab. Für beide Einflussfaktoren sind die Ausblicke nur verhalten.

Standpunkt Konjunktur

BIP-Prognosen: Alle Regionen vor anhaltender Erholung 2016

2017

2018

3,1

3,6

3,7

1,5 1,6 1,7 1,0

1,9 2,6 1,9 1,4

2,0 2,5 2,0 0,9

6,2 -1,1 1,5

6,1 1,0 2,3

6,0 2,2 2,7

Wachstum gg. Vj., % - Global Industrieländer - G7 - USA - Euroraum - Japan Emerging Markets - EM-Asien - EM-Lateinamerika - EM-Europa Quelle: TARGOBANK Stand: 30. 08 .2017

Historische Wertentwicklungen oder Prognosen sind keine verlässlichen Indikatoren für eine künftige Wertentwicklung.

(1) Konjunktur: Wenig Veränderung erwartet 15 20

10 5

10

0

0

-5 -10

-10

US-Frühindikatoren, Veränderung gg. Vj., in % DEU: Ifo-Index, Veränderung gg. Vj., (re. Achse)

-15 -20

-20

-30 -25 07 08 09 09 10 11 11 12 13 13 14 15 15 16 17 17

(2) Kaufkraftparitäten-Ansatz: Der Euro hat langfristig noch Potenzial 1,60

1,60

1,50

1,50

1,40

1,40

1,30

1,30

1,20

1,20

EUR/USD-Wechselkurs Langfristig gleichbleibender Wechselkurs nach OECD

1,10

1,10

1,00

1,00 08/07

08/09

08/11

08/13

08/15

08/17

(3) Zinsdifferenz: Eine weiter steigende Zins­differenz spricht vorerst nicht für eine lang anhaltende Euro-Aufwertung 1,70

EUR/USD-Wechselkurs Z insdifferenz: USA vs. DEU (2 J.)

1,60

-2,50 -1,50

1,50 1,40

-0,50

1,30

0,50

1,20 1,50

1,10 1,00 09/07

09/09

09/11

09/13

Quelle für alle Charts: Bloomberg, TARGOBANK

2  Standpunkt Q4|17

09/15

2,50 09/17

Wie lange bleibt der Euro stark? Das fundamentale Bild Im laufenden Börsenjahr ist es bereits zu einigen Überraschungen gekommen. Die größte ist zweifelsohne die Entwicklung des Außenwertes des Euros. Dieser hat sich zum USD seit Jahresbeginn um rd. 14 % aufgewertet. Die Konsensus-Prognose lautete zu Jahresbeginn genau anders herum. Viele namhafte Ökonomen rechneten im Jahresverlauf mit einer anhaltenden Abwertung des Euros und zur Jahresmitte mit einer allmählichen Stabilisierung. Es stellt sich die Frage, wie das sein kann. Es war doch gerade die US-Notenbank, die in diesem Jahr bereits zweimal die Leitzinsen erhöht hat; und es ist die gleiche Notenbank, die der Frage nachgeht, wann sie die Staatsanleihen und sonstigen Papiere, die sie nach der Finanzmarktkrise erworben hat, wieder in den Markt gibt. Beides wirkt zins- und renditesteigernd und sollte dem USD gut tun. Dagegen kauft die europäische Notenbank immer noch für 60 Mrd. EUR Wertpapiere, um die Zinsen und Renditen zu senken, was den Euro schwächen sollte. Was sind die Gründe für den festen Euro, und haben sie auch in den kommenden Monaten noch Bestand? Neben der Fehleinschätzung zum Außenwert des Euros lagen auch die Prognosen zum Wirtschaftswachstum im Euroraum falsch. Anders als vermutet wächst die Wirtschaft im Euroraum inzwischen ähnlich stark wie die US-Wirtschaft. Und ebenfalls anders als vermutet tragen inzwischen alle Länder zum positiven Wirtschaftswachstum bei, das gilt insbesondere für die Schwergewichte Frankreich und Italien, aber auch für Portugal. Ein Blick auf die Stimmungsindikatoren zeigt an, dass sich an diesem Bild vorerst wenig ändern muss. Wenn die OECD-Frühindikatoren betrachtet werden, sieht das Bild für beide Regionen ähnlich aus. Ein Vergleich mit den Einkaufsmanagerindikatoren (Composite) bestätigt den Eindruck. Folglich wäre von dieser Seite mit keinem raschen Einbruch des Euro-Wechselkurses zu rechnen. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die anhaltenden Enttäuschungen über den US-Präsidenten Trump und dessen Amtsführung. Von den versprochenen Reformen aus dem Wahlkampf hat sich bisher nicht viel konkretisiert. Das gilt insbesondere für das geplante Steuersenkungsprogramm, die angedachten umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen und die angekündigten Deregulierungen – wobei hier allerdings kleine Fortschritte zu attestieren sind. Auch wenn die Enttäuschungen sich inzwischen manifestieren und den USD geschwächt haben, bleibt Trump für den USD ein Risiko. Das liegt vor allem an seiner unsteten Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik, etwas, was er wahrscheinlich nicht kurzfristig ändern kann. Darüber hinaus könnten die Midterm-Wahlen die Position des Präsidenten weiter schwächen und ihn im Extremfall handlungsunfähig machen. Diese finden zwar erst im November 2018 statt, doch die Finanzmärkte werfen ihre Schatten in aller Regel frühzeitig voraus. Folglich empfinden wir den US-Präsidenten als eine Belastung für den USD. Last but not least darf das Argument mit dem Außenhandelsüberschuss nicht fehlen. Die Währungsunion verkauft deutlich mehr Güter an das Ausland als sie vom Ausland bezieht. Das ist bereits ein Argument, welches für eine Aufwertung des Euros spricht. Das gilt aber umso mehr, weil für die USA genau das Gegenteil zutrifft. Die US-Wirtschaft weist im Handel mit dem Ausland ein Defizit aus, es werden also mehr Güter importiert als exportiert. Das ist per se weder schlecht noch gut, doch es hat einen Einfluss auf den Wechselkurs, der allerdings nicht kurzfristig zur Geltung kommen muss. Da sich an den Handelsflüssen kurz- bis mittelfristig wenig ändert, spricht der Außenhandelsaspekt ebenfalls für den Euro. Fazit: Wir sehen Gründe für eine weitere Festigung des Euros in den kommenden Monaten. Doch die erwartete steigende Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum spricht zumindest für eine Stabilisierung der Wechselkurse ungefähr auf dem aktuellen Niveau, wenn nicht sogar etwas darunter.

Stand: 30. 08. 2017

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Standpunkt Anleihen

(4) Rentenmärkte: Starker Euro dämpft Zinsanstieg … 1,20

0,70

Je fester der Euro, desto langsamer die Zinswende

0,60 0,50 0,40

1,15

0,30 0,20 0,10

1,10

0,00 E UR/USD-Wechselkurs Deutschland: Rendite 10 J. Bund (re. Achse)

-0,10 -0,20

1,00 08/16

11/16

01/17

03/17

05/17

08/17

(5) Inflation: … dazu passen die niedrigen Inflationsraten, … Verbraucherpreise US: gg. Vj., in % Eurozone: gg. Vj., in % (re. Achse)

6,00 5,00

5,00 4,00

4,00 3,00

3,00 2,00

2,00 1,00 1,00

0,00 -1,00

0,00 -2,00 -1,00

-3,00 08/07

08/09

08/11

08/13

08/15

08/17

(6) L eitzinsen: … was eine nur langsam voranschreitende Zinsnormalisierung erlaubt 6,00

5,00

5,00

4,00  SA: Leitzinsen U Eurozone: Leitzinsen

4,00

3,00

3,00 2,00 2,00 1,00

1,00

0,00

Performance und aktuelle Lage An den deutschen Rentenmärkten haben sich zur Jahresmitte wieder deutliche Kursgewinne eingestellt. Gründe hierfür sind die Aufwertung des Euros, welche Anlagen im Euroraum attraktiver macht, sowie die Schwäche an den Aktienmärkten und die geopolitischen Spannungen im asiatischen Raum, die viele Anleger Zuflucht bei „Sichere-Hafen“-Anlagen suchen ließ. Markteinschätzung Die EZB hat längst eine Zinswende eingeleitet, nur gemerkt hat es keiner. Was ist gemeint? Die Maßnahmen zur Sicherung niedriger Zinsen und Renditen haben im Jahresverlauf abgenommen. Seit April 2017 kauft die EZB zusammen mit den nationalen Notenbanken „nur“ noch Rentenpapiere in einem Gegenwert von 60 Mrd. EUR an, zuvor waren es 80 Mrd. EUR. Darüber hinaus äußern sich die EZB-Vertreter nicht mehr so skeptisch zum Konjunkturausblick des Euroraums; außerdem wird die Vermutung vieler Ökonomen nicht dementiert, dass EZB-Chef Draghi spätestens im Oktober ein weiteres Rückfahren der Anleihekäufe verkünden wird. Auch wenn diese Beobachtungen als unbedeutend eingeschätzt werden könnten, so haben diese an den Finanzmärkten eine große Bedeutung. Sie hätten möglicherweise zu dauerhaft höheren Renditen geführt – so wie es im Hochsommer auch zu beobachten war –, wenn der Euro nicht angestiegen wäre. Der feste Euro aber bringt Draghi in ein Dilemma. Er wirkt bereits wie eine geldpolitische Straffung; eine Aufwertung drückt vor allem über sinkende Importpreise die bereits sehr niedrigen Verbraucherpreise. Eine Aufwertung von 10 % senkt diese langfristig um 0,3 Prozentpunkte und dämpft zusätzlich das aktuell robuste Wirtschaftswachstum im Euroraum um 0,5 %. Auch die Historie wirkt bedenklich. Als Draghi 2014 massive Anleihekäufe in Aussicht stellte, verlor der Euro in den folgenden Monaten deutlich. Ohne dass die EZB auch nur eine einzige Anleihe gekauft hatte, wertete der Euro um gut 20 % zum USD ab. Als die Käufe dann wirklich einsetzten, blieb der Wechselkurs relativ stabil. Die Nachricht war in den Finanzmärkten bereits verarbeitet. Wenn er aber jetzt auf das alte Niveau von damals steigen würde, könnte es im Extremfall zur Rolle rückwärts kommen: Der Euro könnte sich bis auf ca. 1,35 USD aufwerten, ein Wert, der von Kaufkraftparitäten-Modellen als durchaus gleichgewichtig angesehen wird. Kann Draghi deshalb im Herbst ein weiteres Zurückfahren der Anleihekäufe verkünden, ohne einen noch festeren Euro zu riskieren? Wir sehen die EZB in einem Dilemma. Sie wird ihre geldpolitischen Entscheidungen von der Notenbankpolitik der FED abhängig machen müssen. Aber in den USA spricht auch einiges gegen eine Zinsanhebung im Dezember und den Verkauf von Anleihen aus dem Bestand der FED. Zum einen läuft der zinssensible Immobilienmarkt seit einigen Monaten schwächer, und zum anderen erfordern die niedrigen Inflationsraten in den USA ebenfalls keinen dringenden Zinsschritt. Wir erwarten daher in den USA im Zweifelsfall nicht mehr, sondern weniger Zinsmaßnahmen, und wenn sie kommen, dann zu einem späteren Zeitpunkt als bisher erwartet. Im Ergebnis bedeutet diese Einschätzung, dass aufgrund der USD-Schwäche die Renditen weltweit nur sehr langsam steigen werden. Wir raten dennoch zu keiner Übergewichtung, weil die zwar wahrscheinlich geringen Kursverluste durch die niedrigen Kupons dennoch nicht ausgeglichen werden können. Risiko zu unserer Strategie Wenn die EZB eine anhaltende Aufwertung des Euros toleriert, käme es an den Rentenmärken zu deutlichen Kursgewinnen, sodass eine Rentenuntergewichtung die falsche Entscheidung gewesen wäre.

0,00 08/07

08/09

08/11

08/13

Quelle für alle Charts: Bloomberg, TARGOBANK

3  Standpunkt Q4|17

08/15

08/17 Stand: 30. 08. 2017

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Standpunkt (7) MSCI-Welt-Aktienindex: Der Wechselkurs macht den Unterschied …

Aktien

116

Das Umfeld vorübergehend schwierig

116

MSCI-Welt-Aktienindex in USD (12/2016 = 100) in EUR (12/2016 = 100)

112

112

108

108

104

104

100

100

96

96

12/16 01/17 02/17 03/17 04/17 05/17 06/17 07/17 08/17 09/17

(8) DAX-Index: … und verschlechtert die Stimmung, … 70

50 40

50

30 20

30

10 10

0 -10

-10

-20  AX-Aktienindex gg. Vj., in % D Sentix-Stimmungsindex, 6M-Veränderung, Vorlauf 6M (re. Achse)

-30

-50 08/07

-30 -40 -50

08/09

08/11

08/13

08/15

08/17

(9) … obgleich geopolitische Risiken oftmals nur kurzfristig die Finanzmärkte beeindrucken konnten 115 110

„9/11” (2001) Ukraine-Konflikt (2014) 2. Irak-Krieg (2003) Brexit-Votum (2016)

105 100 95 90 85 Krisenstart = 100

80

Performance und aktuelle Lage Die Börsen im Euroraum litten in den Sommermonaten unter der starken Aufwertung des Euros und den sich wieder verschärfenden geopolitischen Risiken. Außereuropäische Aktien waren in einer ähnlichen Weise betroffen, weil die Kursgewinne in lokaler Währung größtenteils durch Wechselkursverluste aufgrund des festen Euros überkompensiert wurden. Markteinschätzung Eine Korrektur an den europäischen Aktienbörsen und insbesondere der deutschen war überfällig. Es fehlte nur der Auslöser. Als solcher fungierten schließlich die wieder zunehmenden geopolitischen Spannungen im asiatischen Raum. Warnsignale taten sich aber schon seit einiger Zeit auf. Wir sehen insbesondere das anhaltende Risiko, dass der Konjunkturaufschwung in Europa bald an einem Wendepunkt angekommen ist. So hat der Ifo-Index in den Sommermonaten dreimal in Folge neue historische Allzeithochs erreicht. Das muss zwar nicht bedeuten, dass es nicht zu weiteren Anstiegen kommt, doch die Statistik hierzu ist eindeutig. Wann immer der Ifo-Index ein Niveau von über 110 Punkten erklommen hatte (aktuell 115,9), hat der DAX in den kommenden 12 Monaten in der Regel nachgegeben. Der Rückgang betrug bei einer Rückrechnung bis 1992 im Durchschnitt 1,4 %. Das vergleicht sich mit einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs über den gesamten Zeitraum von 11 %. Wenn dagegen der IfoIndex auf Werte von unter 90 fiel, betrug der durchschnittliche DAX-Zuwachs auf Sicht von 12 Monaten ca. 30 %! Der Sentix-Stimmungsindikator bestätigt die skeptische Einschätzung. Dieser weist eine stabile Korrelation zur DAX-Performance auf. Da er seit zwei Monaten nachgibt, deutet sich für den DAX für die nächsten Monate ebenfalls eine nur unterdurchschnittliche Performance an. Auch die Entwicklung des Euros muss skeptisch stimmen. Dieser hat sich handelsgewichtet seit Jahresanfang um ca. 10 % aufgewertet. Das hat Auswirkungen auf die exportorientierte Wirtschaft. Deutsche Produkte verlieren am Weltmarkt an Wettbewerbsfähigkeit. Eine Daumenregel besagt, dass handelsgewichtete Wechselkursveränderungen beim Euro in der Größenordnung von 10 % das Gewinnwachstum um 5 % verändern. Wie geht es mit dem Euro weiter? Ein sich weiter aufwertender Euro entspricht so gar keiner Logik: Da erhöht die US-Notenbank die Zinsen und denkt über einen Verkauf von Anleihen aus dem eigenen Bestand nach, während die EZB weiter kräftig Anleihen kauft und eine Zinsanhebung voraussichtlich erst Ende des nächsten Jahres in Erwägung ziehen wird. Folglich sind wir skeptisch über das weitere Potenzial des Euros. Das wäre günstig für europäische Aktien zu werten, aber auch für Anlagen außerhalb des Euroraums. Doch hier muss klar festgehalten werden, dass diese im bisherigen Jahresverlauf unter dem starken Anstieg des Euros gelitten haben. Während der Zuwachs in USD ausgedrückt in diesem Jahr bisher bei knapp 15 % lag, ergibt sich in Euro umgerechnet nur ein Gewinn von einem halben Prozent. Was tun? Weil die Erträge an den Rentenmärkten noch länger unerträglich niedrig bleiben und wir mit keiner weiteren gravierenden Aufwertung des Euros rechnen, sehen wir in einem Aktienengagement auf Sicht von 6 bis 12 Monaten weiterhin die besten Renditechancen. Wir räumen allerdings ein, dass der Herbst ungemütlich bleiben kann. Risiko zu unserer Strategie Die größten Risiken gehen von einem schubartigen Anstieg der geopolitischen Risiken aus. Allerdings werden die mit geopolitischen Risiken verbundenen Aktienkursverluste oftmals überschätzt. In der jüngeren Vergangenheit bezifferten sich diese durchschnittlich auf weniger als 10 %, verteilt auf ca. acht aufeinander folgende Börsentage. In der Regel waren die Verluste nach 20 Börsentagen auch wieder eliminiert.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Börsentage Quelle für alle Charts: Bloomberg, TARGOBANK

4  Standpunkt Q4|17

Stand: 30. 08. 2017

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Standpunkt Contrarian View

An dieser Stelle präsentieren wir eine Einschätzung, die in der Finanzwelt kaum diskutiert wird, die wir aber für wichtig halten. Dieses Mal möchten wir über die sich scheinbar verändernde Rolle des USD als Fluchtwährung diskutieren.

Nullzinspolitik bringt nicht viel (10) Währung: Vor einem Umdenken bei den Fluchtwährungen 600

102 100

500 98 96

400

94 300 92 90

200

88 100

Bitcoin (12/2016 = 100) US-Index, invers (12/2016 = 100)

86 84

0 12/16 01/17 02/17 03/17 04/17 04/17 05/17 06/17 07/17 08/17 08/17 Quelle: Bloomberg, TARGOBANK

Stand: 30. 08. 2017

Bei sich abzeichnenden geopolitischen Spannungen kommt es an den Börsen zu folgenden Reaktionen: Die Aktienmärkte kommen unter Druck, der Gold- und die Rentenkurse steigen und der USD wertet sich auf. Fast genau diese Reaktion hat sich auch nach dem Abschuss einer nordkoreanischen Rakete, die über Japan hinwegflog, eingestellt. Lediglich der USD spielte nicht mit. Entgegen den Erwartungen wertete er sich am 29. August 2017 nicht auf, sondern ab. So kostete ein Euro erstmals seit 2014 wieder etwas mehr als 1,20 Dollar. Wenn bei einer gravierenden Zunahme politischer Spannungen der USD aber nicht zulegen kann, der USD also von den Anlegern nicht mehr als Fluchtwährung akzeptiert wird, ist das ein Paukenschlag erster Güte. Der aktuelle Vorgang muss noch nicht prinzipiell bedeuten, dass

der USD als Fluchtwährung ausgedient hat – es kann sich sehr wohl auch nur um ein vorübergehendes Phänomen handeln, was vor allem seine (zeitlich begrenzten) Gründe mehr in der Person des US-Präsidenten findet. Doch dass der Wert des Bitcoin, einer nicht staatlicher Kontrolle unterworfenen Zahlungseinheit, am gleichen Tag dagegen zulegen konnte, ist möglicherweise ein Hinweis auf ein langfristiges globales Umdenken. Die US-Notenbank muss im Verbund mit den anderen großen Notenbanken aufpassen, ihre Ankerfunktion für das Weltfinanzsystem nicht zu verlieren. Die Veränderungen wären gravierend. Bisher ist es nur zu einem Warnschuss gekommen. Eine rasche und glaubwürdige Rückkehr zu einer „normalen“ Zinspolitik würde sicher helfen und könnte möglicherweise auch das „TrumpManko“ überkompensieren.

Datenkalender Die Suche nach dem Konjunkturaufschwung und der Inflation (I) Datenkalender für Q4|17 Letzter Wert

Veröffentlichung Okt

Nov

Dez

Stimmungsindikatoren Einkaufsmanager-Index* USA

56,0

Einkaufsmanager-Index* EU

57,4

erster Arbeitstag im Monat

Einkaufsmanager-Index* Ifo-Index* Verbraucherstimmung* Konjunkturangaben Arbeitslosenquote*

CHN DE USA

51,7 115,9 95,6

zwischen dem 18.-25. zwischen dem 18.-25.

USA DE USA EU CHN USA EU CHN

4,3 5,7 0,0 0,0 6,4 1,7 1,5 6,4

erster Freitag im Mon. erste Woche im Mon. zwischen dem 12.-16. zwischen dem 10.-18. zwischen dem 14.-18. zwischen dem 15.-20. zwischen dem 12.-28. zwischen dem 10.-17.

Notenbanksitzungen FED-Zinssatz

USA

Leitzins 1,25

EZB-Zinssatz

EU

0,00

Produktion**

Verbraucherpreise**

*Indexstand, **Veränderung zum Vorjahr,  % Quelle: TARGOBANK

5  Standpunkt Q4|17

20.09

01.11. 13.12.

07.09. 26.10. 14.12. Stand: 30. 08. 2017

Wie werden die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks mit der starken Aufwertung des Euros umgehen? Zweifelsohne befürworten die US-FED und auch der US-Präsident die aktuelle USD-Schwäche. Auf der anderen Seite ist diese Entwicklung für die EZB kontraproduktiv. Eine sich aufwertende Währung wirkt wie eine restriktiver werdende Zinspolitik. Der Euro macht es daher für die EZB schwieriger, den Weg zu einer allmählichen Zinsnormalisierung zu finden. Wir gehen davon aus, dass die FED der EZB entgegenkommt, weil der schwache USD spiegelverdreht wie eine Zinssenkung wirkt – die FED aber eine Zinsnormalisierung anstrebt. So geraten die Mitteilungen der US-Notenbank automatisch in den Mittelpunkt des Interesses. Wenn die FED noch für dieses Jahr eine Zinsanhebung andeutet und auch einen Verkauf von Anleihen aus ihrem Bestand anpeilt, dürfte die Euro-Hausse bald ein Ende finden. Darüber hinaus gilt das Interesse unverändert dem Konjunkturverlauf. Weil sich

schon seit Sommer 2013 die Wirtschaft im Euroraum auf Wachstumskurs befindet, könnten sich allmählich Ermüdungserscheinungen zeigen. Die Rekordwerte beim deutschen Ifo-Index zeugen bereits von dem möglichen Überschreiten eines konjunkturellen Hochpunktes. Auch in den USA hält der Konjunkturaufschwung schon seit sieben Jahren an. Schwächeanzeichen könnten die Gewinnaussichten der Unternehmen belas­ten. Risiken würden sich aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Bewertung insbesondere für USTitel ergeben. Europa aber sollte in diesem Fall aufgrund der Leitfunktion der US-Börsen ebenfalls leiden. China dagegen sollte vorerst kein Thema sein. Bei dem im November stattfindenden Nationalen Kongress der Kommunistischen Partei Chinas wird die Politik viel dafür tun, die chinesische Wirtschaft in einem guten Licht darstellen zu können. Sie wird deshalb einer sonst möglichen Wachstumsverlangsamung vorerst entgegenwirken.

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Impressum

6  Standpunkt Q4|17

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Otmar Lang Direktor Research

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Herausgeber: TARGOBANK AG Co. KGaA Kasernenstraße 10 40213 Düsseldorf

Schlussredaktion: Dirk Maertens, Maenken Kommunikation Grafik: Birte Janzen, eindesign.de

Redaktionsschluss: 30. 08. 2017

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