Stadtgespräche aus Kempten - Libreka

27 Vom Kicker zum Pauker ///. Dieter Frey startete im Illerstadion durch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139. 28 180-Grad-Drehung ///. Charly Graf bekam am ...
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Stad tge spr ä c he a u s

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© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0 [email protected] Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Lektorat  / Redaktion: Ricarda Dück Satz / Umschlaggestaltung: Alexander Somogyi Kartendesign: Kim-Anna Bucher ISBN Druck:978-3-8392-4419-7 AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Printed in Germany ISBN 978-3-8392-1562-3

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Kämpfer für die Gerechtigkeit /// Alexander Hold ist am August-Fischer-Platz verwurzelt. . . . . . 2 Die Bühnen-Diva /// Connie Gourguis findet Ruhe an der Kapelle Mariä Heimsuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Fantasiewelten /// Michael Peinkofer fasziniert die Freilichtbühne Burghalde. . . . 4 Musik als Lebenselixier /// Dr. Franz Tröger füllt das Theater in Kempten mit Klängen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Volksheld der Bühne /// Michl Lang wuchs im Ankergässele auf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Kochender Künstler /// Christian Henze zaubert Kulinarisches in der Edisonstraße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Ein Herz für Schwache /// Lisl Zach ist auf der Jakobswiese verewigt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Rhythmus im Blut /// Martin Klee trommelt in der Vogtstraße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Wenn bei Capri … /// Gerhard Winkler ruht auf dem städtischen Friedhof. . . . . . . . . . . 10 Mordsleben /// Nicola Förg ging von der Lenzfrieder Straße aus auf Tour. . . . 11 Immer im Extrembereich /// Reinhard Alfred Furrer büffelte auf dem Allgäu-Gymnasium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Verrückter Typ /// Murat Parlak liebt die Calgeer-Anlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Traum erfüllt /// Elke Hermanns wichtigste Station war das Wirtshaus ›Klecks‹.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Frau mit Selbstironie /// Claudia Lau genießt das Flair am Rathausplatz. . . . . . . . . . . . . . .

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Zu Besuch im Himmel /// Marcus Grill steuert den Musikpavillon im Stadtpark an. . . . . . 77 Vom Stall ins Parlament /// Ignaz Kiechle tankte Kraft auf dem Familienhof in Reinharts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Singen und servieren /// Toni Musto brilliert nicht nur in der Kotterner Straße. . . . . . . . . 89 Meisterin der Düfte /// Susanne Fischer-Rizzi stöbert in der Buchhandlung ›Lesezeichen‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Routine mag er nicht /// Markus Brehm leitet die Geschicke im Allgäuer Medienzentrum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Klein, aber stark /// Inge Nimz kämpfte für Integration im ›Haus International‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 ›Buachtandler‹ mit Leib und Seele /// Herbert Edele ließ in der Bahnhofstraße Literatur entstehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Die Geschichte vom Tell-Buben /// Volker Klüpfels Glücksfall im Archäologischen Park Cambodunum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Süchtig nach Harmonie /// Michael Kobr zieht’s zum Wochenmarkt auf den Hildegardplatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Auf dem Weg zur Freiheit /// Arne Schmidt besucht gerne die St.-Mang-Kirche. . . . . . . . . . . . . 123 Von schweren Geburten /// Ingeborg Stadelmann kreiert Rezepturen in der ›Bahnhofapotheke‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Manager in Jeans /// Harry Unflaths Heimat ist die Sportanlage des TSV Kottern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

27 Vom Kicker zum Pauker /// Dieter Frey startete im Illerstadion durch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 180-Grad-Drehung /// Charly Graf bekam am Bachtelweiher einen klaren Kopf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Brennpunkte ziehen ihn an /// Wolf Hennings glättet die Wogen beim Schwabelsberger Weiher. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Dauerläufer durch und durch /// Martin Sambale setzt in der Burgstraße auf Energie. . . . . . . . . . 31 Hexerei? /// Anna Maria Schwegelin wird auf dem Residenzplatz geehrt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Immer auf den Beinen /// Dr. Thomas Miksch ist nicht nur im Klinikum Kempten auf Zack. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Neue Weichen stellen /// Dr. Ulrich Netzer lenkte viele Jahre die Geschicke im Rathaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Benzin im Blut /// Hans-Jürgen Abt gibt in der Daimlerstraße Gas. . . . . . . . . . . . . . 35 Reisender im Namen des Fußballs /// Thomas Rathgeber trainierte an der Heiligkreuzer Straße. . .

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Bildverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Quellenverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

»It gschimpft isch globat gnua« Volksspruch Das größte Lob ist, wenn der Kemptener nicht tadelt.

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K ämp fe r für d ie Gerech tigkeit Alexander Hold ist am August-Fischer-Platz verwurzelt

Wenn Alexander Hold am August-Fischer-Platz vorbeikommt, auf dem täglich viele Menschen ins große Einkaufszentrum ›Forum Allgäu‹ drängen, muss er stehen bleiben und für einen Moment innehalten. Dann sind sie plötzlich da, die Bilder aus vergangenen Tagen. Wo seit geraumer Zeit Baustillstand herrscht, an diesem Ort, der die Formulierung ›großes Loch‹ zum Kemptener Ausdruck des Jahres 2013 avancieren ließ und den Disput zwischen Stadt und einem Unternehmen aus der Schweiz dokumentiert, stand früher eine Drogerie. Sie gehörte dem Vater von Fernsehrichter Hold. Es mag um die Jahre 1969 oder 1970 gewesen sein: Der kleine Alexander schaute beinahe täglich im Geschäft seines Vaters vorbei und bot ihm seine Hilfe an. Schließlich hatte er es nicht weit. Das Elternhaus befand sich in der Immenstädter Straße, einen Steinwurf vom August-Fischer-Platz entfernt. Mal durfte er mitschreiben und mitrechnen bei der Inventur, mal verkaufte er Lippenstifte, Zahnbürsten oder eine Handcreme an die Kunden. »Das war spannend«, erinnert sich Alexander Hold heute, »es kamen ständig Leute in den Laden, die Neuigkeiten zu erzählen hatten.« Er weiß noch genau, wie es damals im Innenraum der Drogerie ausgesehen hat. Man darf sich das in etwa vorstellen wie in alten Filmen. An einer Seite stand ein großer Schrank mit vielen kleinen Schubladen. Für den kleinen Buben war das ein aufregender Augenblick, wenn er jede davon herauszog und schaute, was darin verborgen lag: Zahncreme, Zahnpulver, Backpulver, Hautcreme, Schuhputzcreme, Blechputzmittel. Der Inhaber einer Drogerie in den späten 60er-Jahren konnte es sich nicht leisten, seinem Kunden zu gestehen: »Oh, das habe ich leider nicht vorrätig.« In diesem Geschäft musste es alles geben. Quer durch den Gemüsegarten – von der Mausefalle über den Tauchsieder und das Fleckenmittel bis hin zu verschiedenen Seifen. Zusätzlich gab es im Laden von Holds Vater noch jene typisch braunen Fläschchen, in denen ätherische Öle oder Tinkturen aufbewahrt wurden und die in keiner gut sortierten Drogerie fehlen durften. Untergebracht waren sie in einem großen Regal an der Wand. 11

Körperliche Fitness ist Alexander Hold wichtig

Der kleine Alexander liebte diesen Ort. Quer über die Straße hinweg konnte man zum Bahnhof hinüberschauen. Dort herrschten niemals Stillstand und Langeweile. »Am alten Sackbahnhof bin ich aufgewachsen«, sagt Richter Hold, ein echtes Kemptener Kind, und obwohl sich einiges geändert hat und die alte Station einem Einkaufszentrum gewichen ist, hat dieser Platz noch heute für ihn eine große Bedeutung. Es ist erstaunlich, wie heimatverbunden Alexander Hold ist. Sein jetziges Wohnhaus steht immerhin an der Stelle, wo einst die Großeltern einen Bauernhof bewirtschafteten. Was kein Zufall ist. Dem Kemptener sind solche familiären Verbindungen wichtig. Er hätte längst an einen anderen Ort ziehen können. In die bayerische Landeshauptstadt beispielsweise, wo die Studios stehen, in denen seine Serien für den Sender SAT.1 gedreht werden. »Tatsächlich haben sich manche Kollegen gewundert«, verrät Hold, »weshalb ich nicht nach München ziehe, was in deren Augen viel bequemer wäre.« Der ein oder andere wollte ihn sogar zum Umzug bewegen. Also, Herr Fernsehrichter, Hand aufs Herz: Weshalb haben Sie in der Isarmetropole noch keinen Mietvertrag für eine Penthouse-Wohnung? 12

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Alexander Hold ist am August-Fischer-Platz verwurzelt

»Kempten ist wunderschön. Warum sollte ich weg von hier?« Er antwortet mit einer Gegenfrage und zählt sogleich die Vorteile seiner Heimatstadt auf: funktionierende Infrastruktur, buntes Kulturleben, hervorragende Konzerte, Sportangebote, die Natur vor der Haustür, kurze Wege zum Skifahren, Badeseen mit glasklarem Wasser, Berge zum Wandern, Mitmenschen, die er kennt und mit denen er auf dem Wochenmarkt plaudern kann. Nein, nein und nochmals nein: Er habe mitnichten vor, jemals seinen Geburtsort zu verlassen. Im Gegenteil. Alexander Hold hat sich für Kempten manche Nacht um die Ohren geschlagen. Seit 2008 ist er Stadtrat für die Freien Wähler und brütet dafür über Bergen von Akten und Schriften und liest sich in die verschiedensten Themen ein. »Ich will meinen Beitrag dafür leisten, dass sich Kempten weiterentwickelt«, erwidert er auf die Frage nach dem Grund für sein ehrenamtliches kommunalpolitisches Engagement. Das sehe er als seine Aufgabe an – das mache ihm gleichwohl viel Spaß. Und er betont: »Eine Stadt, die man liebt, sollte man mitgestalten.« Sein Einsatz für die Heimat ist den Bürgern in den vergangenen Jahren nicht verborgen geblieben. Ebenso wenig wie seine Präsenz bei offiziellen Anlässen, bei Konzerten, Theateraufführungen, Sportveranstaltungen oder bei Podiumsdiskussionen. Und so machten nach geraumer Zeit jene Gerüchte die Runde, Hold hätte es mittelfristig auf den Posten des Oberbürgermeisters abgesehen. Vom Richterstuhl hinein in den Sessel des lokalen Oberhaupts. Alexander Hold musste zunächst schmunzeln über diese Spekulationen. Allerdings wurde ihm dann das Gerede zu hartnäckig. »Ich habe mich nicht in den Stadtrat wählen lassen, um irgendwann Oberbürgermeister zu werden«, stellt er klar. Regelmäßig hat er entsprechende Meldungen dementiert. Erfolglos. Und als schließlich bekannt wurde, dass Dr. Ulrich Netzer 2014 sein Amt abgeben würde, um als Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes zu fungieren, war es für viele eine beschlossene Sache: Der Hold 13