Spuren der Völkerwanderungszeit - Auf der Suche nach einem ...

... Höglinger und Mag. Nikolaus Hofer, Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie ... Gestaltung: Gregor Hartmann nach einer Vorlage von Franz Siegmeth.
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Peter Höglinger u. a.

Spuren der Völkerwanderungszeit

FÖMat A, Sonderheft 22, 2014

Spuren der Völkerwanderungszeit

Neue Grabfunde aus Adnet und St. Georgen-Untereching

FUNDBERICHTE AUS ÖSTERREICH MATERIALHEFTE HERAUSGEGEBEN VOM BUNDESDENKMALAMT

REIHE A, SONDERHEFT 22 Sigel: FÖMat A, Sonderheft 22, 2014

Spuren der Völkerwanderungszeit Neue Grabfunde aus Adnet und St. Georgen-Untereching Mit Beiträgen von Peter Höglinger, Karina Grömer, Ulli Hampel, Angelika Rudelics und Ursula Schachinger

WIEN 2014

Der Druck dieser Publikation erfolgte mit freundlicher Unterstützung durch

Gemeinde Adnet

Gemeinde St. Georgen bei Salzburg

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DOI: 10.12905/0380.bdamatash22-2014-0084 Bitte beachten Sie, dass das Buch urheberrechtlich geschützt ist. Das E-Book dient nur Ihrer persönlichen Verwendung und darf anderen Personen nicht zugänglich gemacht werden. Für weitere Fragen steht Ihnen der Verlag Berger gerne zur Verfügung: [email protected] © 2014 by Bundesdenkmalamt http://www.bda.at Alle Rechte vorbehalten. Verlag: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn http://www.verlag-berger.at Herausgeber: Dr. Peter Höglinger und Mag. Nikolaus Hofer, Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie [email protected], [email protected] ISSN: 1993-1271 ISBN E-Book: 978-3-85028-675-6 Redaktion: Mag. Nikolaus Hofer, Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie, Hofburg/Säulenstiege, 1010 Wien Grafische Gestaltung und Layout: Gregor Hartmann, Wien Coverbilder: Vorderseite: Grabfunde aus Adnet. Innenseiten: Adnet und Untereching am Franziszeischen Kataster. Rückseite: Riemenzunge aus Anif. Vorlagen: BDA, SAGIS, Ulli Hampel. Gestaltung: Gregor Hartmann nach einer Vorlage von Franz Siegmeth. Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn

Inhalt

Peter Höglinger Vorwort

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Peter Höglinger Bajuwaren, Romanen, Awaren und andere. Ein kurzer Überblick zur Völkerwanderungszeit im Salzburger Raum

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Ulli Hampel Archäologische Rettungsgrabungen mit überraschenden Ergebnissen

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Ursula Schachinger Ein ›goldener‹ Münzfingerring aus einem Grab in Adnet

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K arina Grömer und Angelika Rudelics Unscheinbar und doch spannend. Organische Reste in den frühmittelalterlichen Gräbern von Adnet und Untereching

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Ulli Hampel Gräberkatalog 62 Literaturverzeichnis 78 Abbildungsnachweis 83 Abkürzungsverzeichnis 83 Autorinnen und Autor 84

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Vorwort

Der Kulturabschnitt der Völkerwanderungszeit (5. bis 8. Jahrhundert n. Chr.) ist im Salzburger Raum durch zahlreiche Zeugnisse vertreten. Bemerkenswerte Einzelfunde stehen hierbei einer Fülle von zumeist alt erforschten Gräberfeldern gegenüber, deren ausschnitthafte Untersuchung und eingeschränkte Dokumentationsqualität kaum gesicherte Aussagen erlauben. Umso erfreulicher war daher der Verlauf zweier durch Baumaßnahmen 2009/2010 veranlasster Denkmalschutzgrabungen in Adnet und St. Georgen-Untereching, die zumindest in Ansätzen das Potenzial von Altfundstellen aufzeigen konnten und zu völlig unerwarteten Ergebnissen führten. In beiden Fällen ist den jeweiligen Grundeigentümern beziehungsweise Bauwerbern für die frühzeitige Meldung, die gute Zusammenarbeit und ihr Verständnis, ohne die eine

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entsprechende archäologische Betreuung mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen gar nicht möglich geworden wäre, ein herzlicher Dank auszusprechen. Trotz des hohen Zeitdrucks konnte Frau Mag. Ulli Hampel mit ihrem Team (Firma ARDIG) einen hohen Qualitätsstandard bei der Durchführung der Grabung(sdokumentation)en unter besonderem Augenmerk auf die schlecht erhaltenen Textilreste gewährleisten. Herrn Bruno Reiterer (Fachbereich Archäologie am Salzburg Museum) ist – wie bei zahllosen anderen Bodenfunden aus Salzburger Grabungen der letzten Jahrzehnte – die zeitnahe restauratorische Betreuung des Fundmaterials zu verdanken. Seinem Fachwissen und dem auf die hier gewohnt schlechten Erhaltungsbedingungen der fragilen Artefakte abgestimmten Einfühlungsvermögen bei der Restaurierung sind nicht wenige Detailerkenntnisse geschuldet.

Großer Dank gebührt den beiden involvierten Gemeindevertretungen, insbesondere Herrn Bürgermeister Wolfgang Auer (Gem. Adnet) und Herrn Bürgermeister Fritz Amerhauser (Gem. St. Georgen bei Salzburg), die mit Druckkostenbeiträgen das Erscheinen des vorliegenden Bandes wesentlich unterstützt haben. Für die Abfassung von Fachbeiträgen konnten dankenswerterweise Kolleginnen gewonnen werden, die sich den Spezialthemen Textilarchäologie (Dr. Karina Grömer, Naturhistorisches Museum Wien, und Angelika Rudelics B.A.) und Numismatik (PD Dr. Ursula Schachinger, Österreichische Akademie der Wissenschaften) widmeten. Mag. Ulli Hampel verfasste den Grabungsbericht und die Erstauswertung der Neufunde samt Katalog, Letzteren unter Beteiligung der beiden genannten

Textilarchäologinnen und der Anthropologin Dr. Silvia Renhart. Ganz wesentlich zum Erscheinungsbild des vorliegenden Bandes haben in bewährter Weise Mag. Ulli Hampel (Bildvorlagen), Gregor Hartmann (grafische Gestaltung) und Mag. Nikolaus Hofer (Redaktion) beigetragen. Die folgenden Ausführungen geben beredtes Zeugnis davon, was die Archäologie zu leisten vermag und welche Detailinformationen in auf den ersten Blick unscheinbaren (Be-)Funden stecken. Diese ›Geheimnisse‹ zu lüften und für die Nachwelt zu bewahren, liegt im Interesse aller, denen die eigene Vergangenheit wie auch die Geschichte Salzburgs ein Anliegen sind. Salzburg, im Mai 2014

Peter Höglinger 5

Bajuwaren, Romanen, Awaren und andere Ein kurzer Überblick zur Völkerwanderungszeit im Salzburger Raum Peter Höglinger

Für das Verständnis der historischen Entwicklung Salzburgs während der Völkerwanderungszeit – jenem auch Frühmittelalter genannten Zeitabschnitt, der hier das 5. bis 8. Jahrhundert n. Chr. umfasst – steht eine Anzahl archäologischer Quellen zur Verfügung. Ganz überwiegend handelt es sich um (Be-) Funde aus den charakteristischen Reihengräberfeldern dieser Zeitstellung, während bislang nur eine zeitgleiche Siedlung auf größerer Fläche erschlossen werden konnte.1 Die Aussagemöglichkeiten werden allerdings durch den überaus lückenhaften Forschungsstand stark eingeschränkt. Kaum ein Gräberfeld ist in annähernd repräsentativen Ausschnitten untersucht; viele Grabungen beziehungsweise Fundbergungen erfolgten Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit schlechtem Dokumentationsstandard. Auch die aktuellen, im vorliegenden Band präsentierten Grabungsergebnisse liefern – unter anderem anhand von naturwissenschaftlichen Analysen – zwar wichtige Ergänzungen, können aber bei weitem nicht alle Defizite beheben.

Der Salzburger Raum im Frühmittelalter2 Salzburg und die angrenzenden Gebiete gehörten zur römischen Provinz Noricum. Der 488 durch den germanischen Heerführer Odoaker – er hatte den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus 476 abgesetzt – erteilte Befehl zur Räumung der Provinz Ufernoricum war letztlich nur der Endpunkt eines schon lange zuvor einsetzenden Niedergangs der römischen Ordnung. Die zu Beginn des 6. Jahrhunderts

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von Eugippius verfasste Lebensbeschreibung des hl. Severin (Vita Sancti Severini) erzählt von dessen Besuchen um 470/475 in der Stadt Iuvavum/Salzburg und in der Siedlung Cucullis am Georgenberg bei Kuchl, schildert aber vor allem anschaulich die Lebensumstände der Bevölkerung am Ende der römischen Herrschaft. Die Bevölkerung lebte in ständiger Unsicherheit und war wechselnden Bedrohungsszenarien ausgesetzt. Severin entstammte wohl einer vornehmen römischen Familie und war vermutlich selbst höherer Beamter oder Offizier, entschloss sich aber letztlich zu einem geistlichen Leben. Er fand in Salzburg neben Anhängern heidnischer Kulte geordnete christliche Gemeinschaften mit Priestern und Kirchen vor, leistete Überzeugungsarbeit in religiösen wie weltlichen Angelegenheiten und gründete einige Mönchsniederlassungen. Die Wertschätzung für den bereits 482 Verstorbenen ist unter anderem daran abzulesen, dass sein Leichnam von den abziehenden Römern nach Italien mitgenommen und in Kampanien endgültig beigesetzt wurde. Der erwähnte Räumungsbefehl wurde sicherlich nicht lückenlos befolgt, dennoch stellen archäologische Funde des 5. Jahrhunderts n. Chr. im Salzburger Raum die große Ausnahme dar und erlauben keine gesicherte Vorstellung über die nachfolgenden Entwicklungen, insbesondere bezüglich der Kontinuität von Siedlungsplätzen. Während die Zeit bis um 400 n. Chr. anhand von Siedlungs(be)funden und Gräberfeldern etwa in Salzburg-Liefering noch vergleichsweise gut fassbar ist3, ist die archäologische Evidenz für das

Abb. 1: Grödig, romanisches Gräberfeld. Schmuckbeigaben aus unterschiedlichen Gräbern.

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