Spannendes Sommertheater in Halle

11.07.2014 - Seine Gattin. Julie (Kerstin König) weiß ihn zu beruhigen. Nachdenklich geworden, tritt er gefasst den Weg aufs Schafott an… Das alles ist in ...
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Online erschienen: www.thueringen-kulturspiegel.de, 11.07.2014

Spannendes Sommertheater in Halle Aufgeführt wird in einer Koproduktion von Neuem Theater und Thalia Theater das Drama „Dantons Tod“ von Georg Büchner / Von Dieter Beer Im Zentrum des halleschen Sommertheaters befindet sich auf dem Universitätsplatz der Saalestadt die Guillotine; am Balkon gegenüber hängen zerschlissene rote Fahnen; Autoreifen liegen einer Barrikade gleich herum, später gibt es brennende Mülltonnen, dazu Unheil verkündendes Dröhnen - eine Szenerie (Ausstattung: Heike Neugebauer), wie man sie sich vorstellt bei einem Stück, dessen Story die Französische Revolution von 1794 heraufbeschwört. Das Neue Theater spielt in Koproduktion mit dem Thalia Theater das grandiose Stück „Dantons Tod“, das der Autor Georg Büchner 1835 als 22-Jähriger in nur fünf Wochen schrieb. Zunächst hatten sich früher nur Theatervereine an Büchners Revolutionsstück herangewagt. Das änderte sich aber schlagartig nach Max Reinhardts erfolgreicher Inszenierung 1916 am Deutschen Theater in Berlin. Von diesem Zeitpunkt an gehörte „Dantons Tod“ zum Repertoire der deutschen Bühnen. Augenzeugenberichten zufolge habe besagte Aufführung die Möglichkeiten des Theaters intensiv ausgeschöpft. Was nicht ohne Einfluss auf die nachfolgenden Einstudierungen geblieben ist. Regisseur Jörg Steinberg und sein motiviertes Team spielen eine Fassung (Dramaturgie: Kathleen Rabe) von reichlich anderthalb Stunden. Das Land ist zerrissen, die Menschen hungern; es herrschen Greuel und das Laster. Die Revolution ist auf halbem Wege stehengeblieben. Das sind die Fakten, die die Aufführung mit ihrem stampfenden Rhythmus (Musik: Falkenberg) zunächst vermittelt. Im Laufe des Abends wird der Zuschauer immer wieder aufmerksam gemacht auf die gewaltige, bildhafte Sprache des jungen Dichters, die die Schauspieler kraft ihres Handwerks zur Wirkung bringen . Georg Danton war einst der Führer der Revolution, der vieles bewirkt hat. Jetzt aber ist er dem Sinnengenuss ergeben. Deshalb betont Robespierre vom Balkon des angrenzenden Gebäudes herunter in einer glühenden Rede, dass das Lasterhafte der politische Feind der Freiheit sei. Das richtet er vor allem an die Adresse von Danton. Dieser tut groß, wie Alexander Gamnitzer ihn ausdrucksstark spielt. Er ist des Kämpfens müde, fast nichts kann ihn mehr erschüttern. Er verteidigt sich, hebt seine Taten hervor. Großspurig geschieht das. Danton, dieser kraftvolle junge Mann, hat seine Ideale vorzeitig aufgegeben. Er schlägt alle Warnungen in den Wind und prahlt damit, seine Kampfgefährten hätten nie Mut bewiesen ohne ihn. Deshalb ist er auch fest davon überzeugt, dass sie es nicht wagen werden, ihn anzugreifen. Und doch beschließt der Wohlfahrtsausschuss seine Verhaftung. Seine Gattin Julie (Kerstin König) weiß ihn zu beruhigen. Nachdenklich geworden, tritt er gefasst den Weg aufs Schafott an… Das alles ist in Jörg Steinbergs Inszenierung zu beobachten. Dass es dabei hitzig, leidenschaftlich und laut zugeht, ist durchaus dem zur Verhandlung stehenden Gegenstand angemessen. Neben Gamnitzer, der den spannenden Abend vor allem trägt, prägen sich selbstredend auch andere Darsteller ein. Beispielsweise Harald Höbinger als unbestechlicher Robespierre, der für die Revolution kämpft; David Kramers hitziger St. Just, besonders auch Katharina Brankatschk, die überaus kunstvoll die Stimme des Volkes , also auch unsere, verkörpert. Denn zum Schluss wird chorisch vom ganzen Ensemble der Bogen in die Gegenwart geschlagen. Der Darsteller des Danton selbst ruft dazu auf, die geborene Idee der gesellschaftlichen Umwälzung weiterzutragen und siegreich zu Ende zu führen. Es gab freundlichen Beifall. Die nächsten Vorstellungen: 15., 16., 17., 18. und 19. Juli, jeweils um 21 Uhr auf dem

Universitätsplatz in Halle Kartentelefon: 0345 / 51 10 777