Robot Alpha

Eine seiner Leidenschaften, ab und an auf Droge zu gehen und sich im Verbund ... er sich wie ein Fisch im Netz. Sucht? Nein, ich doch nicht! Vielleicht ist es der ...
951KB Größe 7 Downloads 865 Ansichten
Dieter Heimbach

Robot Alpha Fantasy-Roman

Inhalt Kapitel 1 .......................................................................... 4 Kapitel 2 .......................................................................... 5 Kapitel 3 ........................................................................ 28 Kapitel 4 ........................................................................ 40 Kapitel 5 ........................................................................ 42 Kapitel 6 ........................................................................ 57 Kapitel 7 ........................................................................ 90 Impressum ..................................................................... 95 Unsre Leseempfehlung …............................................... 97 Unsere Leseempfehlung … ............................................. 99

Kapitel 1 Inmitten eines Waldgebietes, ein Stück weit entfernt von Dorf und Stadt, weitab von Aktion und Hektik, ducken sich einige wenige Häuser entlang der Bundesstraße in die Landschaft. Nur ein größeres hebt sich heraus und scheint sagen zu wollen: Seht her, hier bin ich, groß und wichtig. Unter meinem Dach ist allerhand los. Viele Zimmer, viele Menschen, viel Betrieb, viel Freude und auch Ärger. Wie das in einem Heim eben so ist. Unweit vom großen Haus eine Postsäule, die erahnen lässt, dass hier schon vor hunderten von Jahren Menschen entlang gezogen sind. Vielleicht war dort, wo heute das Heim steht, eine Ausspanne, in der sich Reisende von den Strapazen der Tour erholten, wo die Pferde gewechselt wurden oder wo man sich einfach nur den Bauch voll schlug, um anschließend in knarrender Bettstatt eine Mütze voll Schlaf zu nehmen. In späteren Jahren, das große Haus war längst gebaut, soll hier geschult und geurlaubt worden sein. Vergangen und fast vergessen. Jetzt Kinder- und Jugendheim – bunte Truppe mit oftmals grauer Vergangenheit. Viel Schicksal in den Zimmern. Ab und zu steppt der Bär. ∗∗∗

4

Kapitel 2 »Hallo! Kontrolliert mich endlich jemand?« Sascha, ein ansehnlicher Bursche, moserte ungeduldig im Vorraum. »Wäre auffallend nett, wenn Sie sich meiner annehmen würden.« »Immer schön der Reihe nach und dann lockere Hand an Rock und Weste!« Herr Prengel, Erzieher vom Dienst, noch mit anderen beschäftigt, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Fünf Jugendliche, gerade mit dem Transporter aus der etwa fünfzehn Kilometer entfernten Kreisstadt angekommen, wo sie in unterschiedlichsten Ausbildungen waren, befanden sich am Check-Point. Es ging darum, diverse Warenzugänge zu unterbinden. Prengel tat dies mit Gewissenhaftigkeit. Freundlich, aber sehr bestimmt und fast immer einen Spruch auf den Lippen. Für Sascha ist’s ein Vergnügen, sich mit Prengel auf ein kleines Wortgefecht einzulassen. »Was ist das denn?« »Keinen Plan, Herr Prengel?« »Tasche ausleeren!« Sascha stülpte die Hosentasche nach außen. Zusammengeknülltes trockenes Gras fiel nach unten. »Ist doch erlaubt, ein bisschen Gras, oder?« Prengel kurz verblüfft. »Daraus drehe ich dir eigenhändig eine Kippe. Oder wolltest du es als Heu zum Nachtisch?« Beide feixten.

5

»Du lenkst doch nicht etwa ab? Einen alten Mann verarscht man nicht.« »Herr Prengel, Sie doch nicht – und alter Mann, ich glaub es nicht! Sie, in der Blüte Ihrer Jahre!« Es wäre nicht das erste Mal, dass Sascha ein bisschen Gras oder einige von den speziellen Pillen versuchte, ins Heim zu schleusen. Eine seiner Leidenschaften, ab und an auf Droge zu gehen und sich im Verbund damit zu weiteren Gesetzwidrigkeiten verleiten zu lassen. Aber nicht, und darauf legte er Wert, im Sinne von verleitet durch die falschen Freunde. Dafür war er viel zu intelligent. Nicht sein Ding, mit billigen Argumenten zu kommen, um diese als Ursachen seines Strafregisters anzugeben. Die falschen Freunde nein – eben Pech. Saschas Selbstbewusstsein speiste sich aus Quellen, die einem Wohlstandskind, ausgestattet mit höchsten Taschengeldsätzen, angemessener Intelligenz und sich nach der Pubertät immer mehr entwickelnder Attraktivität, alle erdenklichen Grundlagen schuf. Seine Mutter betreibt in der Hannoverschen Gegend zwei Restaurants. Den Vater sah er nur in den Ferien. Ein Schwede, so wie man sich einen Schweden vorstellt. Blond, blauäugig, von kräftiger Statur. Dicht am Klischee eines echten Wikingers. Sascha kam diesem Bilde verdammt nahe. Alles konnte er haben. Mutti stresste durch die Restaurants, füllte die wenige Freizeit mit wechselnden Herren aus und konzentrierte ihre Mutterliebe in selten versiegende Geldströme. Das war schwer zu toppen. Der Kitzel fehlte. Mit vierzehn schon mal eine schräge Zigarette, dazu Alkohol und erste Flirts. Null Bock auf Schule. Anfangs Fehlstunden,

6

später tageweises Aussetzen und schließlich Abbruch. Dauerchillen. Übernachten bei einer älteren Freundin, zunehmender Drogenkonsum. Hie und da mal einen Jüngeren abziehen, dann steigernd der größere Bruch im Supermarkt. Vierzig Stangen Zigaretten. Alles klug eingefädelt. Aber eben verpfiffen. Handschellen klickten. Untersuchungshaft, zwei Wochen. Nachfolgend die richterliche Anordnung zur Aufnahme in ein Heim zur Untersuchungshaftvermeidung. Also bis zur Verhandlung Arbeitsdienst in knastferner Unterbringung. Gute Führung – ein mildes Urteil mit der Maßgabe, weiterhin im Heim zur sogenannten Nachbetreuung zu bleiben. Berufsvorbereitungsjahr mit entsprechendem Schulabschluss als Ziel. Hörte und ließ sich auch alles recht gut an. Aber da waren immer mal wieder die verfuckten Drogentests. Empörend – letztens hatten sie sogar eine Haarprobe entnommen. Wenn ihn Prengel, dem er sich bis zu einem gewissen Grade anvertraut hatte, diesbezüglich ansprach, dann wand er sich wie ein Fisch im Netz. Sucht? Nein, ich doch nicht! Vielleicht ist es der Kitzel, etwas Verbotenes zu machen, zu tricksen. Schon eine außerhalb des Erlaubten gerauchte Kippe stand im Genussempfinden doch weit über der unter Aufsicht und zum festgesetzten Zeitpunkt gerauchten. Abends heimlich im weitläufigen Gelände, in kleiner Gruppe, ein wenig über den einen oder anderen Erzieher herziehen. Das hatte was! »He, Alter, einfach geil! Die sitzen da drin und denken, wir liegen flach auf unseren Matratzen.«

7

Jonny, mit in der Runde, verhaspelte sich, da ihm die Koordinierung eines Lachers mit dem Luftstrom seines tiefen Lungenzugs misslang. Das änderte nichts am Gesamtglücksempfinden, mit dabei zu sein und eine gespendete Kippe von Sascha zu genießen. Jonny, ein reichliches Jahr jünger als Sascha, nahm sich neben diesem eher mickrig aus. Die Hypophyse leistete ganze Arbeit. Zur Zeit dominierten die Wachstumshormone. Innerhalb eines halben Jahres wandelte sich der Normalproportionierte in einen Spargel. Blond wie Sascha, aber mit dem Unterschied, dass der Locken hatte und Jonnys Schopf sich gut und gern mit einem abgeernteten Stoppelfeld vergleichen ließ. Jane, als dritte in der abendlichen Kippenrunde, witzelte bei gelegentlich unqualifizierten Bemerkungen Jonnys: »Innen und außen Stroh.« »Behindert, oder was?«, wehrte sich Jonny meist hilflos. »Lass sie in Ruhe, Alter, mach ein Break.« Jane sah Sascha dankbar an. »Werden zwei coole Tage, morgen und übermorgen. Suspendiert – null Problem, habe eh keinen Bock.« »Warum? Und nur zwei Tage. Mich haben sie bis Ende des Schuljahres rausgeschmissen.« »Wieso, bist du so blöd? Machst dafür hier den Arbeitsdienst und verkommst einfach, Alter!« Sascha schüttelte den Kopf. »Ich hatte Streit mit einem Lehrer. Der Spask setzte mich wegen Quatschens vor die Tür. Wo leben wir denn? Der erzählt irgendwelchen Bullshit über die Mondlandung von Armstrong. Ich dazwischen. Schließlich ist die Weltraum- und Robotergeschichte mein

8

Spezialgebiet. Solle mich gefälligst melden und reden, wenn ich dran sei. Nicht mit mir! Lehrer sind doch keine Alleswisser. Widerworte sind nicht zugelassen. Also flog ich raus.« Jane nickte. Sie hatte ähnliche Erfahrungen gemacht. »Morgen ist Prengel Arbeitserzieher. Da kannst du über die Roboter quatschen«, spreizte sich Jonny. »Der hat mir letztens etwas über solche Automaten erzählt. Fußballspiele mit Robotern, richtige Meisterschaften. Ehrlich, interessiert mich nicht echt.« Jonny klemmte sich die Hörstöpsel ins Ohr, manipulierte sein iPod und zog sich auf die Endlosschleife eines Lieblingssongs zurück. Sascha wich Jane, die versuchte, etwas näher an ihn heranzukommen, aus und gab zu verstehen, dass er kein Interesse habe. Schade, war doch ein süßer Junge. Na ja, abwarten. Die Diskussion ging am nächsten Morgen weiter. »Klar gibt es Roboter, die Fußball spielen können. Es gibt da sogar schon Weltmeisterschaften. Ich hab’s im Fernsehen gesehen. Robocap nennen die das.« Sascha sah den ihm gegenüber sitzenden Dominik, der beharrlich widersprach und meinte, er hätte was an der Klatsche, böse an. »Keine Ahnung, aber rumtönen. Die Spezis sehen menschenähnlich aus.« Prengel, mit am Frühstückstisch, unterstützte Sascha. »Ich hab’s im Fernsehen gesehen. Humanoiden heißen diese Kerle. Sind etwas kleiner als Erwachsene, vielleicht ein Meter vierzig oder so.« Prengel deutete die Größe an. »Und die können richtig trippeln, Tore schießen oder Bälle halten? Wie soll denn das funktionieren?«

9

»Na ja, wirkt alles noch ein bisschen ungelenk. Erstens kann ich dir das nicht erklären, und wenn, dann würdest du es nicht verstehen.« Jetzt mischte sich Sascha ein: »Kameras und Sensoren geben Befehle an Elektromotoren. Ein Zusammenspiel von Informatik, Elektronik und Mechanik.« Dominik grinste. »Du kannst viel erzählen. Informatik, Elektronik … Genaues weißt du Spinner doch auch nicht!« Prengel unterbrach: »Schluss jetzt! Tisch abräumen. Viele Hände – schnelles Ende. Leise und ohne Stühle scharren aufstehen. In zehn Minuten kommt der Transporter. Du«, er sah Sascha an, »bist heute im Arbeitsdienst. Ich fahre mit Jonny und dir nach dem zweiten Frühstück zum Baumarkt. Bis dahin wird der Hof gekehrt.« »Aber erst noch die Kippe, bevor wir fahren!« »Jonny, mein Freund, schwing erst mal den Besen und denke nicht schon an das nächste Vergnügen. Ohne Fleiß kein Preis!« Jonny trollte sich. Die mit Farbe bekleckste Arbeitshose umschlotterte die Stelle, wo man den Hintern vermuten musste. Er griff sich misslaunig einen Besen, zog fröstelnd die schmalen Schultern nach oben. »Keinen Bock. Egal, Hof kehren.« »Mach schon!« Sacha bot ihm einen Kaugummi an, griff sich ebenfalls Schaufel und Besen. Später im Auto, sie saßen zu dritt nebeneinander, bat Prengel, doch mal im Handschuhfach nachzusehen, ob sie die Tankkarte dabei hätten. »Tja, wenn wir einen Autopiloten hätten, wäre es kein Problem, selbst nachzusehen.«

10