Quartiersmanagement am Beispiel Bremen Tenever

Quartiersmanagement am Beispiel Bremen Tenever. Das Quartiersmanagement ..... um die Situationen vor Ort besser wahrnehmen zu können. Mit dieser ...
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Nikolai Goldschmidt

Quartiersmanagement am Beispiel Bremen Tenever Das Quartiersmanagement zwischen „Projektionismus“, Quartierskoordination und Empowerment

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Nikolai Goldschmidt Quartiersmanagement am Beispiel Bremen Tenever Das Quartiersmanagement zwischen „Projektionismus“, Quartierskoordination und Empowerment ISBN: 978-3-8366-2143-4 Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009

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Inhalt

1. Einleitung------------------------------------------------------------------------ 3 1.1

Problemaufriss und Fragestellung ------------------------------------------------------------ 4

1.2

Vorgehensweise ------------------------------------------------------------------------------------- 5

2. Theoretischer Hintergrund und Definitionsansätze des Quartiersmanagements -------------------------------------------------------- 7 2.1 Quartiersmanagement und Quartier -------------------------------------------------------------------------- 7 2.1.1 Wohnquartier -------------------------------------------------------------------------------------------------9 2.1.2 Entstehungshintergrund Quartiersmanagement -------------------------------------------------- 10 2.1.3 Definition und politische Verortung des Quartiermanagements ------------------------------ 11 2.1.4 Quartiersbudget ------------------------------------------------------------------------------------------- 15 2.2 Benachteiligte Quartiere --------------------------------------------------------------------------------------- 15 2.2.1 Dimensionen der Benachteiligung-------------------------------------------------------------------- 17 2.2.2 Sozialräumliche Segregation--------------------------------------------------------------------------- 19 2.2.3 Armut --------------------------------------------------------------------------------------------------------- 20 2.2.4 Sozialräumliche Segregation, soziale Ausgrenzung, soziale Exklusion, Polarisierung und Ghettoisierung---------------------------------------------------------------------------------------- 21 2.2.5 Von benachteiligten zu benachteiligenden Quartieren ------------------------------------------ 23 2.3 Das Kommunalprogramm `Wohnen in Nachbarschaften`--------------------------------------------- 26 2.4 Das EU-Programm `Lokales Kapital für soziale Zwecke` --------------------------------------------- 28 2.5 Das Bund-Länder-Programm `Soziale Stadt` ------------------------------------------------------------ 29

3. Aufgabendimensionen des Quartiersmanagements am Beispiel Bremen Tenever ------------------------------------------------------------------------- 33 3.1

Die Projektgruppe Tenever --------------------------------------------------------------------- 33

3.2

Geschichte des Stadtteils Bremen Tenever ---------------------------------------------- 34

3.2.1

3.3

„Projektionismus“ im Quartiersmanagement-------------------------------------------- 36

3.3.1 3.3.2

3.4

Soziale Struktur und Entwicklung----------------------------------------------------------------------- 35 Soziale Projekte--------------------------------------------------------------------------------------------- 37 Ökonomische Projekte ------------------------------------------------------------------------------------ 38

Quartierskoordination in Bremen Tenever------------------------------------------------ 38

3.4.1 Informationsaustausch und Stadtteilwerbung ------------------------------------------------------- 39 3.4.2 Soziale Netzwerke ----------------------------------------------------------------------------------------- 40 3.4.2.1 Arbeitskreise als Verknüpfungen ---------------------------------------------------------------- 41 3.4.2.2 Schulen und Kitas------------------------------------------------------------------------------------ 42 3.4.2.3 Beispiel: Arbeitslosenzentrum und Mütterzentrum------------------------------------------ 42

3.5

Bürger-Empowerment---------------------------------------------------------------------------- 43

3.5.1 Bürgerpartizipation in Tenever -------------------------------------------------------------------------- 44 3.5.1.1 Die Stadtteilgruppe als Bewohner-Forum für Tenever ------------------------------------ 44 3.5.1.2 Die Stadtteilgruppe als politisches Gremium ------------------------------------------------ 46

1

3.5.2

Bürgeraktivierung------------------------------------------------------------------------------------------- 48

4. Politische Zieldimensionen des Quartiermanagements am Beispiel Bremen Tenever --------------------------------------------------------------- 49 4.1

Lösungsstrategien akuter sozialräumlicher Probleme ------------------------------- 49

4.1.1 4.1.2 4.1.3

4.2

Die Projektgruppe als intermediäre Instanz zwischen Verwaltung und Bewohner --------- 49 Verbesserung der Wohnsituation----------------------------------------------------------------------- 51 Bekämpfung der Armut und der Arbeitslosigkeit---------------------------------------------------- 52

Nachhaltige soziale Stadtteilentwicklung ------------------------------------------------- 54

4.2.1 4.2.2 4.2.3

Nachhaltige Stadtentwicklung durch Bürgeraktivierung und Bürgerpartizipation ----------- 54 Der Ansatz Public Governance und moderne Verwaltungsstrukturen in Tenever---------- 57 Social Sponsoring und Social Investment für den Aufbau einer lokalen Ökonomie ------- 61

5. Fazit----------------------------------------------------------------------------- 63

Abbildungsverzeichnis ----------------------------------------------------------- 67 Literaturverzeichnis--------------------------------------------------------------- 69

Zugunsten einer lesefreundlicheren Schreibweise wird im Rahmen der gesamten Arbeit auf eine explizit weibliche Formulierung der Nennung einzelner Personengruppen und dergleichen verzichtet. Die hier verwendete Schreibweise soll gleichermaßen beide Geschlechter benennen.

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1. Einleitung Viele Menschen sind mit dem Verstehen und Nutzen der neuen, vielfältigen Entwicklungen in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht arg gefordert, nicht selten sogar überfordert. Allerorten werden die Vorteile einer globalisierten, technisierten und rationalisierten Welt propagiert. Ämtergänge über das Web 2.0, Onlinepetitionen, „Billigflüge“ nach Thailand, ausländische Investoren als Eigentümer meiner Wohnung, Rationalisierungsprozesse in den Betrieben, Überangebote in Kultur und Freizeit, politische und bürokratische Komplexität, sowie mediale Unüberschaubarkeit sind nur einige Veränderungen der letzten fünfzehn bis zwanzig Jahre. Im Zuge meines politikwissenschaftlichen Studiums und in vielen praktischen Arbeiten im sozialen Bereich habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Fortschritte auch verunsichern und Ängste wecken. Als Kompensationsraum wird häufig stärker der soziale Rückzugsraum gesucht, je pluralistischer, flexibler und individueller in ökonomischer, wie sozialer Hinsicht die Gesellschaft und ihre Möglichkeiten (vermeintlich) werden. Ein wichtiger Rückzugsraum sind zum einen die sozialen Netze eines jeden Menschen, wie die Familie und die Nachbarschaft und zum anderen rein räumlich das Wohnquartier, in dem man lebt. Das Quartiersmanagement versucht auf dieser Ebene anzusetzen: Als relativ neues Tätigkeits- und Berufsfeld zeichnet sich vor allem durch drei Dinge aus: erstens durch vielschichtige Aufgaben- und Zieldimensionen. Das liegt daran, zweitens, dass das Quartiersmanagement ein politisches Instrument darstellt, gesellschaftliche Probleme, wie Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität, die besonders in sog. benachteiligten Gebieten zu erkennen sind, zu identifizieren und zu mildern. Dafür muss es selber in die Vielschichtigkeit der Ursachen und Komplexität der Defizite eintauchen, um die Situationen vor Ort besser wahrnehmen zu können. Mit dieser Voraussetzung können dann, drittens, mit den Bewohnern zusammen, Lösungsansätze erarbeitet werden. Diese Prozesse des Identifizierens, Kommunizierens und Zusammenführens der beteiligten Akteure begleitet das Quartiermanagement und bietet damit eine Hilfestellung, die zunehmend globalisierte und rationalisierte Welt und die damit verbundenen Probleme den Menschen „verdaulicher“ und lösbarer zu machen.

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Zu den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wie Armuts- und Arbeitslosigkeitsbekämpfung kommen dann auf Quartiersebene zusätzliche spezifische Problemlagen, wie anonyme Hochhausbereiche und schlechte soziale Durchmischung, für deren Verbesserung (Gentrifikation) das Quartiersmanagement ebenso zuständig ist. Damit stellt das Quartiersmanagement eine politische Instanz dar, das auf mehreren Ebenen gleichzeitig arbeitet. Mit dem Einsetzen von Quartiersmanagern zeigt die Politik ihre Bereitschaft, die Missstände wahrzunehmen und den Menschen zur Seite zu stehen. Ich habe im Herbst 2007 in der Projektgruppe Bremen Tenever für zwei Monate mit gearbeitet. In der Zeit konnte ich eindrucksvolle und prägende Dinge beobachten. Dabei hat sich ein Bild verfestigt, das mich als Politikwissenschaftler nachhaltig beeindruckte. Ich erlebte, dass direktdemokratische Elemente ganz eng mit sozialem Engagement korrespondieren und dass das Eine zu einem großen Teil das Andere fordert und wiederum bestätigt. Sobald den Bürgern ein eigener Gestaltungsspielraum gewährt wird, ist die Bereitschaft sich (sozial) in seinem Stadtviertel zu engagieren, größer. Und andersherum fordern die Einrichtungen und Bewohner das Mitsprache- und Entscheidungsrecht von der Politik und Verwaltung, wenn sie sich für ihr Viertel einsetzen. Das gerade in einem armen Quartier wie dem Hochhausviertel Tenever, dieser Ansatz teilweise funktioniert, hat mich erstaunt und dazu bewogen, diese Arbeit zu schreiben.

1.1 Problemaufriss und Fragestellung Anfang der 90er wurde das erstmals ein integrierter Handlungsansatz gefordert, den zunehmenden städtebaulichen und sozialen Schieflagen in vielen deutschen Großstädten beizukommen. Bis dato war es Aufgabe der Stadtplaner und Stadtarchitekten die Stadt baulich voran zu bringen. Und es war Aufgabe der Sozialarbeiter nach dem Prinzip der Gemeinwesenarbeit in entstandenen „sozialen Brennpunkten“ entschärfend zu arbeiten. Und schließlich war es die Aufgabe der Verwaltung bzw. kommunalen Politik die Stadtentwicklung zu begleiten und die Arbeiten zu delegieren. Mit der Einführung integrierter Handlungskonzepte hat die Politik erkannt, dass die Probleme meist aus verschiedenen Kontexten stammen und vielschichtig sind und somit auch eine interdisziplinäre Herangehensweise nötig wird. 4

Ein wichtiges Umsetzungsinstrument bietet das Konzept des Quartiersmanagements. Zunächst die kommunale und später die Bundespolitik haben diese Möglichkeit der verbesserten Stadtentwicklung erkannt. Spätestens seit Einführung des Stadtentwicklungsprogramms „Soziale Stadt“ versprach sich die Politik mit diesem Instrument Verbesserungen auf allen Ebenen. Sie sahen das Quartiersmanagement als ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung akuter Probleme. Gleichzeitig hat das „Managen eines Stadtviertels“ aber auch den Auftrag nachhaltigere und sozialere Strukturen aufzubauen. Da Stadtentwicklung immer mindestens ein mittelfristiger Prozess ist, gehen diese Aspekte automatisch partiell ineinander über. Dennoch ist sich die Politik und die Wissenschaft unklar darüber, was genau das Quartiersmanagement alles beinhaltet und worin die Arbeitsschwerpunkte liegen1. In der vorliegenden Arbeit diskutiere ich diese Frage, indem ich einmal die (politischen) Ziele getrennt von den Aufgaben betrachte. Gleichzeitig versuche ich die Zieldimension nach akuten und nachhaltigen Vorhaben zu differenzieren. Damit möchte ich die Frage beantworten, ob das Quartiersmanagement eher als intervenierende „SofortMaßnahme“ oder als mittel- bis langfristiger Begleiter einer positiven und präventiven Stadtentwicklung funktioniert.

1.2 Vorgehensweise In der vorliegenden Arbeit kommen zwei wissenschaftliche Herangehensweisen für die Beantwortung der Fragestellung zum Tragen. Zum Einen versuche ich anhand einer Literaturrecherche das Thema Quartiersmanagement und dessen Aufgabenund Zieldimensionen zu beleuchten. Zum Anderen illustriere ich die vorliegende Arbeit konkret mit meinen Beobachtungen und Eindrücken, die ich anhand einer zweimonatigen Mitarbeit in der Projektgruppe Tenever gewinnen konnte. Dabei ist der wissenschaftliche Gehalt überwiegend der Literatur zu entnehmen, da meine Kenntnisse zwar in Teilen einer qualitativen Forschung durch teilnehmende Beobachtung entspringen, aber keiner Systematik und Methodik folgen. Dennoch bin ich

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Das illustriert beispielsweise der Satz im Gründungsdokument der Sozialen Stadt: „Die Fachkräfte des "Lokalen Managements" sind im Rahmen einer ressortübergreifenden Dienstleistung für die Umsetzung des Programms in den einzelnen Gebieten zuständig. Ihre Funktion ist insbesondere die Aktivierung von Bewohnerinnen und Bewohnern, die Unterstützung einer positiven Entwicklungsdynamik im Gebiet und die Förderung der Zusammenarbeit bei der Schwerpunktsetzung und Umsetzung von Einzelvorhaben des Programms WiN“ (Bremische Bürgerschaft, 1998).

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