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27.01.2019 - 14 Und das Wort ward Fleisch – ein Mensch aus Fleisch und Blut – und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit ...
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Predigt Thema:

Gottesdienst Gemeinsam auf Kurs bleiben – Glaube und Freude, Christsein und Fest, Teil 2

Bibeltext:

Johannes 2,1-11

Datum:

27.01.2019

Verfasser:

Pastor Lars Linder

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde, SZENE 1 Essen Sie gern? Ich jedenfalls sehr! Und noch besser ist es, wenn man das, was man gerne tut, zu seinem Beruf machen kann. Heißt in meinem Fall, dass ich bei einem Catering-Service arbeite. Da bin ich nicht nur dafür zuständig, dass bei einer Feier alles klappt, alles richtig läuft, die Tische gut stehen, genügend Geschirr da ist. Sondern auch dafür, dass Essen und Trinken einfach lecker schmecken und die Leute das so richtig genießen können. Wobei … das Knifflige ist bei meinem Beruf und zu meiner Zeit ist: dass ich für Essen und Trinken nur so halb zuständig bin. Weil im Grunde genommen die Leute, die da feiern, dafür sorgen, dass die Gäste Essen und Getränke mitbringen. Wir müssen nur so ein bisschen gucken,

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dass es auch reicht. Je nach dem noch ein bisschen für Nachschub sorgen. Aber vor allen Dingen eben dafür sorgen, dass alles gut verteilt wird, alles schön aufgestellt ist und jeder an alles drankommt. Und da ist letztens etwas passiert, das habe ich noch nie erlebt. Unser Team war zuständig für eine große Hochzeit. Hochzeit heißt im Orient: da wird ungefähr eine Woche gefeiert. D. h. man muss gut überlegen: Wie kommt man so sechs, sieben Tage da durch? Wie stellt man es an, dass da alles gut klappt? Bei dieser Hochzeit merke ich so am vierten, fünften Tag, dass meine Mitarbeiter irgendwie unruhig werden. Ich hab erst nicht so genau begriffen warum, aber dann kam einer von ihnen zu mir und sagte: „Hör mal, Chef, wir haben ein Problem“. „Ja, was denn?“ frage ich. „Also, der Simon ben Juda und der Micha ben Jimla, die da drüben an der Getränke-Theke stehen, die haben das Gefühl, dass der Wein nur noch bis morgen früh reicht... wenn dann ab morgen früh kein Wein mehr da ist, wie soll das gehen? Wir haben noch einen ganzen Tag danach, wo gefeiert wird ....wie soll denn das gehen? Ohne Wein ist die Feier im Eimer!“ Tja, da hab ich dann gestanden und überlegt: Was könnte man jetzt machen. Mir fiel nichts ein, denn wie gesagt: beim Thema Getränke sind eher die Gäste zuständig, die bringen das mit. Und jetzt auf die Schnelle noch für den letzten Tag ordentlich Wein zu besorgen, ist gar nicht so einfach. Zwei Stunden später kam der eine Kollege wieder an und sagte zu mir: „Hat sich erledigt, Chef“ und reicht mir eine Schöpfkelle: „Probier mal“. Ich probiere und denke: ist ja unglaublich! „So einen guten Wein hab ich noch nie getrunken. Wo kommt der denn her?“ „Ja, das ist ein bisschen kompliziert, aber Hauptsache es geht weiter“. Ich bin dann zu dem Bräutigam gegangen und hab so einen kleinen Witz mit ihm gemacht: was das für eine coole Idee war, für den letzten Tag nochmal so richtig einen rauszuhauen... und dass die Gäste jetzt so richtig abfeiern können. Das hab ich wirklich noch nicht erlebt, am letzten Tag ein Wein von besonderer Güte, fand ich richtig stark.

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SZENE 2 Also dieser Catering-Fritze, der sieht das ja ziemlich oberflächlich. Es ging doch um ganz was anderes, das hat der gar nicht begriffen! Natanael, Philippus, mein Bruder Simon Petrus, noch ein Kumpel von mir und ich... wir waren mit Jesus eingeladen zu einer Hochzeit. Genauer müsste man sagen, die Mutter Jesu war eingeladen. Die waren da irgendwie verwandt, verschwipp-schwägert, und Jesus als Sohn durfte mit, und der hat uns dann mitgenommen zu der Hochzeit. Und ich muss Ihnen ehrlich sagen, da hab ich mich schon sehr gewundert. Weil ich und noch zwei, drei meiner Kumpels: Wir waren bisher immer mit Johannes dem Täufer zusammen. Und da war nix mit Feiern, da wurde gefastet! Und da war der Glaube irgendwie tief ernst, so ernst, dass man zum Lachen schon in den Keller gehen musste. Aber dann hat Johannes uns zu diesem Jesus geschickt. Und der geht mit uns als allererstes auf ein Fest!! Da war ich schon ein bisschen irritiert. Weil das der genaue Gegensatz war zu dem, was ich vorher so gedacht und gemacht habe. Da saßen wir dann am Tisch, wir fünf Kumpels und noch Maria und Jesus. Zwischendurch hatten die beiden irgendwie Stress miteinander. Ich hab das nicht so genau verstanden, Jesus war jedenfalls sehr ärgerlich zu seiner Mutter und hat ihr einen eingeschenkt. Also keinen Wein, sondern eher so im übertragenen Sinn. Und kurze Zeit danach hat Jesus einen Mitarbeiter vom Catering zu sich gewunken und hat dem etwas gesagt. Ich hab das nicht so ganz verstanden. Jedenfalls sollte dieser Mitarbeiter die großen Tonkrüge, die im Foyer standen, und die wir für unsere rituellen Waschungen brauchten, die sollte er voll Wasser machen. Und zwar mit Kuppe. D. h. bis obenhin, bis es fast wieder überfließt. Der Mitarbeiter hat das gemacht, ist rausgegangen, hat die Wasserkrüge vollgemacht, mit Kuppe. Und danach habe ich gesehen, wie er dann so eine große Schöpfkelle gefüllt hat, mit der Schöpfkelle Richtung Küche ging, und dann auf einmal gab’s eine neue Runde Wein für alle. Und dieser Wein war unglaublich gut, unglaublich lecker! Und wir alle haben dagesessen und haben gedacht …

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SZENE 3 Ich weiß nicht, ob Sie diese Woche im Rahmen von „Gemeinsam auf Kurs bleiben“ die Geschichte gelesen haben: Hochzeit zu Kana, Johannes 2. Die Geschichte bricht ja mittendrin ab. Wenn man den Text liest, denkt man: Komisch, warum ist denn jetzt Schluss? Man würde doch gern wissen wollen, was die Jünger oder was die anderen Festgäste gedacht haben. Man würde gern wissen, wie Braut und Bräutigam diskutiert haben. Man würde ganz vieles wissen wollen, aber das wird überhaupt nicht erzählt. Mittendrin: Cut. Und dann heißt es nur: „Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa. Und er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.“ Das ist das erste Zeichen, das Jesus setzt. Statement. Mit seinem ersten öffentlichen Auftritt schlägt er die Grundmelodie an, den Grundton. Das, was ihn ausmachen wird. In diesem ersten Zeichen, das Jesus setzt, klingt alles das an, worum es ihm geht und was sein Leben ausmachen wird. Was klingt da an? Da werden Tonkrüge mit Kuppe, also überfließend gefüllt. Es gibt Wein für die Festgesellschaft, über 600 Liter, die ertrinken im Wein. Und es ist nicht irgendein billiger Fusel, sondern mit der beste Wein, den es überhaupt gibt, höchste Qualität. Dann der Kommentar des Evangelisten: Jesus offenbart damit seine Herrlichkeit. Herrlichkeit hat etwas zu tun mit Lichtglanz, mit Schönheit. Etwas, das einen tief beglückt und beeindruckt. Und Herrlichkeit hat auch etwas zu tun mit Wirkmacht. Da besitzt jemand eine Stärke, so dass er etwas bewirken kann. Jesus offenbart damit seine Herrlichkeit. Diejenigen, die zum ersten Mal das Johannes-Evangelium lesen, werden stutzen: Herrlichkeit? Herrlichkeit?... Da war doch was im ersten Kapitel! Johannes 1: 14 Und das Wort ward Fleisch – ein Mensch aus Fleisch und Blut – und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. 16 Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

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17 Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Treue ist durch Jesus Christus geworden.

Jesus zeigt seine Herrlichkeit voller Gnade und Treue. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen, Gnade um Gnade. Also, die Herrlichkeit Jesu zeigt sich in Fülle, in Gnade und in Treue. Und spätestens hier, wenn Johannes am Ende seiner Erzählung aus Kana schreibt: bei dieser Hochzeit offenbarte Jesus seine Herrlichkeit, klingelt es allen jüdischen Lesern und Hörern im Ohr. Denn im Judentum war eine große Erwartung präsent: die Erwartung des Messias, des besondere Gesandten Gottes. Und wenn dessen Heilszeit anbricht, dann ist das wie bei einem riesengroßen Hochzeitsfest. Dieser Messias wird Wein in höchster Güte und Fülle mitbringen. D. h. bei der Hochzeit zu Kana eröffnet Jesus eine Vorahnung davon, wer er ist. Er spendet einen ersten Eindruck davon, was mit ihm in diese Welt kommt: endzeitliche Freude und Lebensfülle. Freude, weil Gott kommt, zu seinen Menschen kommt, mit seinen Menschen zusammenleben und feiern wird. Und Lebensfülle, weil durch Christus das Leben eine neue Tiefe, einen neuen Sinn, einen neuen Halt, ein neues Fundament bekommt. Mit diesem ersten Zeichen zeigt Jesus, wer er ist: der Freuden-Meister, der das Leben bringt. „Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat … und er offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.“ Man könnte auch übersetzen: er offenbarte seine Herrlichkeit, „die seinen Schülern ihren Glauben gab.“ Also die Gnade, die Fülle, die Treue Jesu, die sich da offenbart, gibt seinen Schülern Glauben, schenkt ihnen Glauben. Die fünf Jünger, die in Johannes 1 vorgestellt werden, waren z.T. vorher mit Johannes dem Täufer unterwegs gewesen. Und das war eine ganz andere Welt. Bei Johannes büßiger Ernst, Fasten, weder Fröhlichkeit noch Feier. Jetzt bei Jesus als erstes ein Fest, wo gelacht und gesungen und gebechert wird. Diese ersten Jünger erfahren durch das Fest, wer denn dieser Jesus

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eigentlich ist und was ihn auszeichnet, und dass er eben einen ganz anderen Ton bringt als Johannes der Täufer. Jesus ist der, der unser Leben zum Fest macht. Das fröhliche Fest ist sein Kennzeichen. Deshalb nennen ihn ja seine Gegner einen Fresser und Weinsäufer. Weil sie es nicht ertragen, dass Jesus, egal wo er hinkommt, sich mit den Menschen zu Tisch setzt, ihnen die Gemeinschaft Gottes zu-isst und zu-trinkt und mit ihnen feiert. Jesus ist der Freuden-Meister, der die Hochzeit feiert mit seinen Menschen und nicht der, der die Freude lähmt. Er offenbarte seine Herrlichkeit, und seinen Jüngern wird dadurch der Glaube geschenkt. Jesus offenbart uns, Ihnen und dir durch diese Hochzeit seine Herrlichkeit, seine Fülle, seine Treue, seine Gnade und sagt jedem zu: ich bin für dich gekommen. In mir kommt Gott zu dir und sagt: Zu Deinem Wohl! Das Evangelium wird dir hiermit zu-getrunken, zu-gegessen, zugefeiert. Gemeinschaft mit Gott: lasst uns gemeinsam an einem Tisch sitzen und schmecken und sehen, wie freundlich dieser Herr ist! Fulbert Steffensky schreibt: „Das Weinwunder ist unentbehrlich, weil es schön ist. Es gibt eine Ahnung davon, was kommen wird im endgültigen Reich der Freiheit. Da wird Wein getrunken und gefeiert. Gott wird allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein. Und Jesus zeigt hier einen Schimmer dieser Schönheit, die kommen wird und lässt seine Jünger schon jetzt ansatzweise erfahren, was da auf sie wartet.“ Er lässt uns schon ansatzweise erfahren, was da auf uns wartet. Amen.

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