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Heinz Butin. Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Page 3. Prof. Dr. Heinz Butin, ehem. Leiter des Instituts ... 3 Schäden an Keimlingen und Jung- pflanzen 17.
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Heinz Butin Krankheiten der Wald- und Parkbäume

Prof. Dr. Heinz Butin, ehem. Leiter des Instituts für Pflanzenschutz im Forst, Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Braunschweig

Heinz Butin

Krankheiten der Wald- und Parkbäume Diagnose – Biologie – Bekämpfung 4., neubearbeitete Auflage 140 Abbildungen 4 Sporentafeln

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Inhaltsverzeichnis Vorwort und Einleitung

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1

Schäden an Blüten

10

2

Schäden an Samen

13

3

Schäden an Keimlingen und Jungpflanzen 17

3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4

Nichtparasitäre Schäden 17 Parasitäre Schäden 20 Keimlingsfäule der Koniferen 20 Buchenkeimlingskrankheit 24 Eichenwurzelfäule 25 Triebspitzenkrankheit der Koniferensämlinge 27 3.2.5 Meria-Lärchenschütte 29

4

Schäden an Nadeln und Blättern 31

4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4

Nichtparasitäre Nadelschäden 31 Parasitäre Nadelschäden 35 Fichtennadelröte 35 Fichtennadelritzenschorf 37 Ceratobasidium-Nadelsterben 38 Rhizosphaera-Nadelbräune der Fichte 40 Fichtennadelrost 41 Kiefernschütte 43 Schwedische Kiefernschütte 46 Naemacyclus-Nadelschütte der Kiefer 47 Dothistroma-Nadelbräune der Kiefer 48 Lecanosticta-Nadelbräune der Kiefer 50 Kiefernnadelrost 52 Tannennadelrost 52 Tannennadelritzenschorf 54 Herpotrichia-Nadelbräune der Tanne 54 Kabatina-Nadelbräune der Tanne 56

4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.2.10 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 4.2.15

4.2.16 4.2.17 4.2.18 4.2.19 4.2.20 4.2.21 4.3 4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 4.4.6 4.4.7 4.4.8 4.4.9 4.4.10 4.4.11 4.4.12 4.4.13 4.4.14 4.4.15 4.4.16 4.4.17 4.4.18 4.4.19 4.4.20 4.4.21 4.4.22

Lärchenschütte 58 Rostige Douglasienschütte 59 Rußige Douglasienschütte 61 Schwarzer Schneeschimmel 62 Weißer Schneeschimmel 64 Thuja-Schuppenbräune 66 Nichtparasitäre Blattschäden 68 Parasitäre Blattschäden 71 Eichenmehltau 71 Apiognomonia-Blattbräune der Eiche 73 Apiognomonia-Blattbräune der Buche 76 Pleuroceras-Blattbräune des BergAhorns 77 Petrakia-Blattbräune des BergAhorns 79 Ahornmehltau 80 Teerfleckenkrankheit des Ahorns 81 Weißfleckigkeit des Ahorns 83 Phoma-Krankheit der Esche 85 PhIoeospora-Krankheit der Ulme 86 Apiognomonia-Blattbräune der Linde 87 Blattbräune der Hainbuche 89 Kräuselkrankheit der Erle 90 Goldfleckenkrankheit der Schwarz-Pappel 92 Marssonina-Krankheit der Schwarz-Pappel 92 Ringfleckenkrankheit der Schwarz-Pappel 94 Pappelrost 96 Weidenrost 97 Birkenrost 99 Ebereschenrost 101 Phloeospora-Krankheit der Robinie 103 Guignardia-Blattbräune der Rosskastanie 104

6

Inhaltsverzeichnis

4.4.23 Apiognomonia-Krankheit der Platane 106 4.4.24 Entomosporium-Blattbräune des Weißdorns 109 4.4.25 Apfelblattschorf 112 4.4.26 Apiognomonia-Blattbräune der Kirsche 113 4.4.27 Schrotschusskrankheit der Kirsche 114 4.4.28 Sprühfleckenkrankheit der Kirsche 116 4.4.29 Marssonina-Krankheit der Walnuss 116

6

Rindenschäden

6.1 6.2 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.3.4 6.3.5 6.3.6

5

Schäden an Knospen, Trieben und Ästen 118

5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3

Nichtparasitäre Schäden 118 Sitzenbleiben von Knospen 118 Frostschäden an jungen Trieben 118 Absterben von Ästen und Zweigen 119 Parasitäre Schäden 124 Knospensterben der Stech-Fichte 124 Grauschimmelfäule 125 Scleroderris-Krankheit der Koniferen 127 Sirococcus-Fichtentriebsterben 129 Triebschwinden der Kiefer 131 Diplodia-Kieferntriebsterben 132 Kieferndrehrost 133 Wacholderrost 135 Triebsterben an Thuja und Wacholder 137 Triebsterben an Mammutbaum 139 Eschentriebsterben 140 Lindentriebsterben 142 Myxosporium-Triebsterben der Birke 143 Pollaccia-Krankheit der Pappel 143 Marssonina-Krankheit der Weide 145 Monilia-Triebsterben an Mandelbäumchen 146 Feuerbrand 148

6.3.7 6.3.8 6.3.9 6.3.10 6.3.11 6.3.12 6.3.13

6.3.25

Allgemeine Grundlagen 149 Nichtparasitäre Rindenschäden 151 Parasitäre Rindenschäden 156 Nectria-Krebs der Fichte 156 Stammkrebs der Dreh-Kiefer 156 Kiefernrinden-Blasenrost 157 Weymouths Kiefern-Blasenrost 159 Lärchenkrebs 162 Phomopsis-Krankheit der Douglasie 163 Rotpustelkrankheit 165 Fusicoccum-Rindenbrand der Eiche 167 Eichensterben in Mitteleuropa 169 Stereum-Krebs der Rot-Eiche 170 Pezicula-Krebs der Rot-Eiche 172 Buchenrindennekrose 174 Phytophthora-Krankheit der Rotbuche 177 Schwarzer Rindenschorf der Buche 178 Nectria-Krebs der Buche 180 Nectria-Krebs der Esche 181 Bakterienkrebs der Esche 182 Bakterienkrebs der Pappel 183 Dothichiza-Rindenbrand der Pappel 184 Rußrindenkrankheit des Ahorns 186 Platanenkrebs 187 Massaria-Krankheit der Platane 189 Phytophthora-Krankeit der Erle 189 Phytophthora-Krankheit der Rosskastanie 190 Rindenkrebs der Esskastanie 192

7

Gefäßkrankheiten

7.1 7.2 7.3 7.4

Holländische Ulmenkrankheit 195 Amerikanische Eichenwelke 197 Verticillium-Welke 198 Wasserzeichenkrankheit der Weide 200

5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7 5.2.8 5.2.9 5.2.10 5.2.11 5.2.12 5.2.13 5.2.14 5.2.15 5.2.16 5.2.17

6.3.14 6.3.15 6.3.16 6.3.17 6.3.18 6.3.19 6.3.20 6.3.21 6.3.22 6.3.23 6.3.24

149

195

Inhaltsverzeichnis

8

Wurzel- und Stammholzschäden 202

8.1 8.2 8.3 8.3.1 8.3.2 8.3.3 8.3.4 8.3.5 8.3.6 8.3.7 8.3.8 8.3.9 8.3.10 8.3.11 8.3.12 8.3.13 8.3.14 8.3.15 8.3.16 8.3.17 8.3.18 8.3.19

Abiotisch bedingte Strukturschäden 202 Holzverfärbungen 205 Holzfäulen und ihre Erreger 208 Wurzellorchel 214 Wurzelschwamm 216 Kiefern-Braunporling 219 Krause Glucke 221 Riesenporling 222 Hallimasch 224 Brandkrustenpilz 228 Blutender Schichtpilz 230 Mosaikschichtpilz 231 Leberpilz 232 Kiefern-Feuerschwamm 233 Rotrandiger Baumschwamm 235 Echter Zunderschwamm 235 Flacher Lackporling 237 Schwefelporling 239 Schuppiger Porling 239 Zottiger Schillerporling 240 Birkenporling 241 Austernseitling 242

9

Lagerschäden

9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.2.5 9.2.6 9.2.7 9.2.8

Holzverfärbungen 244 Einlauf 244 Rotstreifigkeit 246 Bläue 247 Holzfäulen und ihre Erreger 249 Zaunblättling 250 Gemeiner Spaltblättling 251 Eichenwirrling 251 Schmetterlings-Tramete 253 Striegeliger Schichtpilz 254 Schmutzbecherling 255 Rötliche Kohlenbeere 255 Holzkeulen (Xylaria ( -Arten) 256

244

10

Epiphyten, Symbionten, Kletterer, parasitische Blütenpflanzen 258

10.1 10.1.1 10.1.2 10.1.3 10.2 10.2.1 10.3 10.4 10.4.1 10.4.2 10.4.3

Epiphyten 258 Algen 258 Pilze 259 Flechten 262 Symbionten 263 Mykorrhiza 263 Kletterer 266 Parasitische Blütenpflanzen Gemeine Mistel 266 Pappel-Seide 269 Schuppenwurz 269

11

Formveränderungen und Wuchsanomalien 271

11.1 11.2 11.3 11.4

Hexenbesen 274 Knospensucht und Maserkropf 277 Echter Kropf und Knollenbildung 278 Baumkrebs, Rindenbrand und Rindenschorf 279 Baumtumor 280 Verbänderung 281 Zapfensucht 281

11.5 11.6 11.7

Sporentafeln Service

283

287

Erklärung der Fachbegriffe Literatur 295 Register 311

287

266

7

8

Vorwort und Einleitung

Vorwort und Einleitung Nachdem 1983 erstmals die „Krankheiten der Wald- und Parkbäume“ erschienen sind, hat das Buch inzwischen – nach drei Auflagen im Georg Thieme Verlag – einen festen Platz in der forstpathologischen Literatur erlangt. Nach dem Auslaufen der letzten Auflage hat sich jetzt der Eugen Ulmer Verlag freundlicherweise bereit erklärt, das Pathologiebuch weiterzuführen und neu aufzulegen. Mit der nun 4. Auflage war wiederum die Möglichkeit gegeben, neuere Erkenntnisse über die Krankheiten der Wald-, Park- und Straßenbäume zu berücksichtigen und die Literatur sowie die lateinischen Namen auf den neuesten Stand zu bringen. Die Schreibweise der wissenschaftlichen Pilznamen erfolgte dabei weitgehend – wo nicht aktuellere Bezeichnungen vorlagen – nach dem Index fungorum, CABI, Bioscience Databases, 2008 (http://www.indexfungorum.org/Index. htm). Für die Schreibweise der Bakterien wurde die Approved List of Bacterial Nomenclature, DSMZ, 2010 (http://www.dsmz.de) verwendet. Inhaltlich entspricht das Buch weiterhin dem Stoffgebiet der klassischen Baumkrankheiten. Behandelt werden nur botanische Objekte und Phänomene, also Viren, Bakterien, Pilze sowie abiotische Schadfaktoren. Tierische Schädlinge bleiben dabei unberücksichtigt oder werden nur bei Verwechslungsmöglichkeiten oder bei direkten Beziehungen zu botanischen Krankheitsbildern erwähnt. Zur Aktualisierung des Buches wurden einige neue Krankheiten und Krankheitserreger aufgenommen, wobei auch solche Pathogene berücksichtigt wurden, die unsere Grenzen bisher noch nicht überschritten haben. Aus der Geschichte der Epidemiologie der letzten Jahre wissen wir, wie schnell sich heute die phytosanitäre Situation eines Landes ändern kann. Wird aber ein fremder Schadorganismus frühzeitig erkannt, so kann seine endgültige Etablierung möglicherweise durch geeignete Pflanzenschutzmaßnahmen noch verhindert werden. Die Gliederung des Stoffes ist – entsprechend dem bisherigen System – nach dem Ort der Schädigung am Baum vorgenommen worden. So wird z. B. zwischen Blattkrankheiten, Nadelkrankheiten, Rindenschäden oder Holzschäden unterschieden. Bei der weiteren Unterteilung werden ausführlichere Beschreibungen von Einzelkrankheiten sowie ihrer Erreger gegeben. Was die Abbildungen betrifft, so sind diese nicht als schmückendes Beiwerk zu verstehen; vielmehr sind sie ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik, wobei zahlreiche Kriterien, die nicht im Text vermerkt sind, den Abbildungen entnommen werden sollen. Um möglichst

Vorwort und Einleitung

viele diagnostisch relevante Merkmale zu erfassen, wurden zusätzlich vier Tafeln mit Sporen-Abbildungen von insgesamt 72 Pilzarten aufgenommen. Ziel des Buches ist es, dem Leser einen Leitfaden zur Bestimmung von Baumkrankheiten und deren Erregern in die Hand zu geben, wobei sowohl das Krankheitsbild als auch der entsprechende Krankheitserreger gleichermaßen berücksichtigt werden. Wo erforderlich, werden Angaben auch über die wirtschaftliche Bedeutung von Baumkrankheiten sowie Vorschläge zur Verhütung abiotischer Schäden bzw. Bekämpfung von Schaderregern gemacht. Um dem Leser die Möglichkeit zu geben, tiefer in die Materie einzudringen, finden sich an entsprechenden Stellen des Textes spezielle Literaturangaben. Hierbei wurden vor allem neuere Forschungsergebnisse berücksichtigt. Von der Vielzahl der einschlägigen Veröffentlichungen sollen hier vorweg zwei genannt werden, die in besonderer Weise die „Krankheiten der Wald- und Parkbäume“ durch zahlreiche farbige Abbildungen ergänzen. Es sind dies der „Farbatlas Waldschäden“ (Hartmann et al. 2007) sowie der „Farbatlas Gehölzkrankheiten“ (Butin et al. 2010). Bei der Neufassung und Zusammenstellung des Buches habe ich wieder mit der Unterstützung von Kollegen rechnen können, die durch Überarbeitung einzelner Kapitel wesentlich zur Aktualisierung des Pathologiebuches beigetragen haben. Folgenden Kollegen möchte ich dafür besonders danken: Prof. Dr. E. Halmschlager (Universität für Bodenkunde, Wien), Prof. Dr. O. Holdenrieder (Eidgen. Technische Hochschule, Zürich), Prof. Dr. R. Kehr (Hochschule für Angewandte Wissenschaft, Göttingen) sowie Dr. habil. J. Schumacher (Forstl. Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Abteilung Waldschutz, Freiburg). Für die Ausarbeitung von 10 neuen Bildentwürfen konnte erneut die Graphikerin Frau Angelika Krischbin (Hann. Münden) gewonnen werden. Eine weitere Zeichnung (Abb. 75) verdanke ich meinem Kollegen Dr. habil. J. Schumacher (Freiburg). Dem Eugen Ulmer Verlag und seinen Mitarbeitern bin ich für das Entgegenkommen und die Mühen bei der Neugestaltung des Buches zu Dank verpflichtet. Und bedanken möchte ich mich schließlich auch bei meiner Frau, Dr. Bärbel Schöber-Butin, die mich davor bewahrt hat, beim Umgang mit dem Computer nicht ganz zu verzweifeln. Wolfenbüttel, im Herbst 2010 Heinz Butin

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Schäden an Blüten

1 Schäden an Blüten Blüten und Blütenstände besitzen im Vergleich zu anderen Teilen des Baumes eine relativ kurze Lebensdauer, die oft nur wenige Tage oder Wochen umfasst. Trotzdem entgehen sie nicht immer der Einwirkung abiotischer oder auch biotischer Schadfaktoren. Zu den wichtigsten abiotischen Faktoren, die weiträumig Schäden an Blüten oder Blütenständen verursachen können, gehören besondere Witterungsereignisse, vor allem Spätfröste. Betroffen sind hiervon in erster Linie Frühblüher wie Walnuss, Esskastanie, Rotbuche und Eiche. Bei diesen Baumarten wird der Schaden meist erst am ausbleibenden Samenertrag bemerkt. Bei Zierbäumen, z. B. bei der Magnolie, kommt es dagegen oft schon nach der ersten Frostnacht zu spektakulären Veränderungen: Die ehemals weißen Blütenblätter werden unansehnlich braun und hängen schlaff herab. Von den biotischen Krankheitserregern, die Veränderungen an Blüten oder Blütenständen hervorrufen können, sind folgende Pilze sowie Bakterien erwähnenswert: – Erwinia amylovora: bakterieller Erreger des „Feuerbrandes“ an Rosaceen (siehe Kap. 5.2.17); befällt zunächst Blüten oder Blütenstände, die braun werden und vertrocknen; später können auch Triebe und Blätter in Mitleidenschaft gezogen werden. – Botrytis cinerea Pers. „Grauschimmel“: kann in feuchten Jahren zur Welke und zur völligen Vernichtung von Blüten bei verschiedenen Ziergehölzen (Magnolia, Syringa, Zierformen von Prunus) führen; sonst wirtsunspezifischer Schwächeparasit (Abb. 67 c). Abb. 1. Schäden an Blüten. a, b Taphrina johansonii: a befallener weiblicher Blütenstand der ZitterPappel, b Asci; c, d Taphrina alni: c befallene Blütenstände der GrauErle, d Asci (a nach Dennis 1978; b, d nach Mix 1969; c nach Hartig 1900).

Schäden an Blüten

– Monilia laxa (Ehrenb.) Sacc. & Voglino, „Monilia-Welke“: verursacht bei verschiedenen Ziergehölzen, z. B. bei Prunus triloba, eine Blütenfäule mit nachfolgendem Absterben ganzer Triebe; an befallenen Pflanzenteilen stellenweise feiner, grauer Pilzrasen mit zitronenförmigen Konidien, die in einfachen oder verzweigten Ketten gebildet werden; befallene Pflanzenteile sind sofort zu entfernen (Abb. 78). – Rhizobium radiobacter (Syn. Agrobacterium tumefaciens): bakterieller Erreger der „Kätzchenkrankheit der Weide“, charakterisiert durch 2–4 cm große, deformiert kugelige, gekröseartige Anschwellungen von Blütenständen, die zunächst vergrünen, später verholzen und noch im gleichen Jahr absterben; besonders auffällig im entlaubten Zustand der Bäume; der Erreger befällt auch andere Pflanzenteile (z. B. Wurzeln) sowie weitere Laubbaumarten (Abb. 139 a, b). – Taphrina alni (Berk. & Broome) Gjaerum (Syn. Taphrina amentorum), „Kätzchenkrankheit der Erle“: Der zu den Taphrinales gehörende Pilz verursacht rötliche, zungenartige Auswüchse an den weiblichen Kätzchen von Alnus incana und anderen Erlenarten (Abb. 1 c, d). – Taphrina johansonii Sadeb.: befällt die weiblichen Blüten von Populus tremula und verwandten Arten, wobei einzelne Fruchtanlagen in blasig aufgetriebene, goldgelbe, sterile Fruchtkapseln („Narrentaschen“) umgewandelt werden; die Asci sind 60–140 μm lang, im mikroskopischen Schnitt an der Basis kaum wurzelartig verlängert (Abb. 1 a, b). – Taphrina rhizophora Johanson: Urheber ebenfalls goldgelber, blasenartiger Deformationen einzelner Fruchtanlagen weiblicher Abb. 2. Schäden an Fichtenzapfen. a–c Pucciniastrum areolatum: a befallener Zapfen, b Deckschuppe mit Äcidien, c Äcidiosporen; d, e Chrysomyxa pyrolae: d Deckschuppe mit Äcidien, e Äcidiosporen (a nach Ferdinandsen & Jørgensen 1938/39).

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Schäden an Blüten

Kätzchen, jedoch nur auf Populus alba; Asci 80–100 μm lang, an der Basis wurzelartig schmal ausgezogen (Mix 1969). – Chrysomyxa pyrolae (DC.) Rostr., „Gelber Zapfenrost“: heterözischer Rostpilz mit Entwicklung auf den Zapfen der Fichte (Haplontenwirt) und den Blättern von Pyrola-Arten (Dikaryontenwirt). Die gelben bis goldgelben Äcidien finden sich in Gestalt weniger, 1–2 mm großer, blasiger Anschwellungen auf der Außenseite der Zapfenschuppen. Die Äcidiosporen sind grobwarzig, rundlich bis elliptisch und 25–36  20–30 μm groß (Abb. 2 d, e). Erkrankte Zapfen werden vorzeitig braun und bilden keine oder nur wenige Samen aus. Vorkommen im Verbreitungsgebiet von Pyrola-Arten, z. B. im Voralpenraum. – Pucciniastrum areolatum (Fr.) G. H. Otth (Syn. Thekopsora areolata), „Kugeliger Zapfenrost“: heterözischer Rostpilz auf Zapfen und jungen Trieben der Fichte (Haplontenwirt) und Blättern der Traubenkirsche (Dikaryontenwirt). Auf der Fichte durchwuchert das Myzel zunächst den gesamten weiblichen Blütenstand; im Sommer werden auf der Ober- und Unterseite der sperrig abstehenden Zapfenschuppen kugelige Äcidien mit feinwarzigen, polyedrischen und 21–28  17–20 μm großen Äcidiosporen ausgebildet (Abb. 2 a–c). Nach der Sporenentlassung und dem Abbröckeln der schwarzbraunen Peridie bleibt auf den Zapfenschuppen eine gleichmäßig strukturierte Oberfläche zurück, die dem Pilz die lateinische Bezeichnung „areolata“ (= gefeldert) gegeben hat. Werden junge Triebe infiziert, so kommt es zu einseitigen Rindennekrosen und zu Triebkrümmungen. Auf der abgestorbenen Rinde werden schließlich Spermogonien ausgebildet. Die weitere Entwicklung des wirtswechselnden Rostpilzes läuft überwiegend auf der Gewöhnlichen Traubenkirsche (Prunus padus) ab, wo es zur Ausbildung mobiler, farbloser Uredosporen und festsitzender Teleutosporen kommt. Die Neuinfektion der Fichtenzapfen erfolgt schließlich durch die auf dem Dikaryontenwirt gebildeten Basidiosporen. Wirtschaftlich von Bedeutung ist der Kugelige Zapfenrost nur in Samenplantagen, wo ein Befall den Samenertrag beeinträchtigen kann. Auf der Traubenkirsche kommt es nicht selten zur Abstoßung infizierter Blattbereiche, sodass das Blatt siebartig durchlöchert erscheint (Gäumann 1959).

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2 Schäden an Samen Schäden an Samen können sowohl durch abiotische als auch biotische Faktoren verursacht werden. Zu den nichtparasitischen, abiotischen Schadfaktoren gehören hohe Temperaturen oder eine unsachgemäße Anwendung von Beizmitteln bei der Saatgutaufbereitung. Bleibt trotz optimaler Behandlung der Samen die Keimung aus, so kann es sich um Verwendung zu alten (überlagerten) Saatgutes handeln, wobei die Lebensdauer von Samen je nach Baumart zwischen wenigen Wochen (Pappel, Weide) und mehreren Jahren (Fichte, Kiefer, Robinie) liegt. Diese natürliche Zeitspanne der Keimfähigkeit kann durch bestimmte Verfahren bei der Saatgutaufbereitung durch Samentrocknung oder -aufbewahrung bei niedrigen Temperaturen erheblich verlängert werden. Nicht zu verwechseln mit der natürlichen Samenalterung ist die ebenfalls physiologisch bedingte Keimruhe (Dormanz), die bei einigen Samen durch Anwendung tiefer Temperaturen vorzeitig aufgehoben werden kann. Für die an Samen auftretenden, parasitären Schäden sind fast ausschließlich Pilze verantwortlich. Bei den hier vorkommenden Pilzarten lassen sich grundsätzlich zwei biologische Gruppen unterscheiden. Die eine umfasst zahlreiche unspezifische „Schimmelpilze“, die bei hoher Luftfeuchtigkeit nur die äußere Samenschale besiedeln oder erst nach der Beschädigung der Samenschale, z. B. durch Insekten, in das Innere des Samens oder der Frucht eindringen. Zu den häufiger vorkommenden Vertretern gehören anamorphe Stadien der Gattungen Alternaria, Fusarium, Penicillium und Trichothecium (Abb. 3). Auf der anderen Seite gibt es Samenspezialisten, die in der Lage Abb. 3. Schimmelpilze an Samen und Früchten. a, b Trichothecium roseum auf Hainbuche; c Alternaria sp.; d Penicillium sp.; e Aspergillus sp. (c nach Ellis 1971).

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Schäden an Samen

sind, auch intakte Samen anzugreifen und in deren Inneren eine Fäule hervorzurufen. Zu dieser Gruppe gehören einige Arten der Gattungen Rhizoctonia und Ciboria, die die Samen resp. Früchte verschiedener Baumarten infizieren können. Wirtschaftlich bedeutsame Schäden treten jedoch nur bei Bucheckern und Eicheln auf. Von den beiden wichtigsten Samenschädlingen kann folgende Beschreibung gegeben werden: – Rhizoctonia solani J. G. Kühn: Anamorphe des Basidiomyceten Thanatephorus cucumeris (A. B. Frank) Donk, infiziert die Samen überwiegend vom Boden aus. Äußerlich gibt sich ein Befall (z. B. bei der Buchecker) durch ein wollig-weißes Myzel zu erkennen, das der Samenschale locker anliegt. Bei der Untersuchung des Sameninneren findet man in den hellbraun verfärbten, stärkehaItigen Zellen der Keimblätter zahlreiche „fette“ Pilzhyphen. Der sicherste Nachweis eines Rhizoctonia-Befalls erfolgt durch Inkulturnahme des Pilzes. Auf geeigneten Nährböden entsteht ein weißes, gleichmäßig wachsendes Myzel mit kettenförmig angeordneten Chlamydosporen. In älteren Kulturen werden 3–5 mm große, dunkle Sklerotien angelegt (Abb. 4). Die durch Rhizoctonia solani hervorgerufene Samenfäule tritt in epidemischer Form vorzugsweise nach nasskalten Herbst- und Wintermonaten auf. Die Schäden steigen dabei mit dem pH-Wert des Bodens und dem Gehalt an organischem Material. – Zur Verhütung größerer Verluste kann zunächst einmal eine Bodenbearbeitung vorgenommen werden. Weiterhin hat sich frühes Einsammeln der Bucheckern als vorteilhaft erwiesen. Etwas aufwendiger ist das Aufspannen oder Auslegen von Abb. 4. Rhizoctonia solani. a Buchecker ohne Befall, b Bucheckern mit Pilzmyzel, c Hyphen im Keimblattgewebe, d in Kultur gewonnenes Myzel mit Chlamydosporen.