Berliner Zeitung · Nummer 266 · 14./15. November 2015 – Seite 36

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Panorama D PA ( 2 )

L E U T E ❖ BECKIE PEIRCE: Die lesbische Ehefrau aus dem US-Bundesstaat Utah wehrt sich gegen die Entscheidung eines Jugendrichters, der dem Ehepaar die kleine Pflegetochter wegnehmen will. „Wir lieben sie und sie liebt uns, und wir haben nichts falsch gemacht“, sagte Beckie Peirce der Zeitung Salt Lake Tribune. „Laut dem Gesetz, so wie ich es verstehe, kann jedes rechtmäßig verheiratete Paar Kinder in Pflege nehmen und adoptieren“, fügte sie hinzu. Peirce und ihre Ehefrau April Hoagland hatten das einjährige Mädchen vor drei Monaten in Pflege genommen und wollten es eigentlich adoptieren. Der Jugendrichter Scott Johansen behaupte aber, dass es Kindern bei heterosexuellen Eltern besser gehe, berichtete Hoagland. (AFP) LEWIS HAMILTON: Dem dreimaligen Formel-1Weltmeister kommt der Umgang mit der High Society immer noch unwirklich vor. „Ich fühle mich nicht als Teil von ihnen. Es fühlt sich definitiv eher surreal an, wenn ich AFP/SHINCARIOL da reinplatze“, sagte der Surreal findet er Brite vor dem Grand Prix die High Society. São Paulo. Das Treffen mit Stars wie Karl Lagerfeld schätzt er dennoch. „Ich mag diese Erfahrungen, weil sie für mich eineWertschätzung bedeuten“, erzählte Hamilton, der aus einfachen Verhältnissen stammt. (dpa) MATHILDE: Die belgische Königin hat in Äthiopien für eine Stärkung der Frauen geworben. Wenn die Frauen stark seien, habe das positive Auswirkungen auf die Familie und die Kinder, sagte die Unicef-Botschafterin der Tageszeitung Le Soir während ihres Besuchs in dem ostafrikanischen Staat. Auch wenn es bereits Fortschritte gebe, etwa beim verbesserten Zugang zu Trinkwasser und der Schulbildung von Mädchen, blieben noch viele Aufgaben für die Zukunft. So müssen der Kampf gegen Unterernährung vorangetrieben sowie die Kinder- und Müttersterblichkeit reduziert werden. (dpa) JULIA ROBERTS: Die US-Schauspielerin ist auf einer öffentlichen Toilette um ein Autogramm gebeten worden. Das erzählte die Oscar-Preisträgerin in der amerikanischen Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live“. Vor Jahren sei sie in ihrer Heimat im US-Bundesstaat Georgia in einem Kino gewesen und nach dem Film zur Toilette gegangen. Plötzlich habe sie jemand gefragt: „Mädchen in Kabine eins, hast du in ‚Mystic Pizza‘ mitgespielt?“ Dann seien ihr ein Stück Papier und ein Kugelschreiber unter der Tür der Toilettenkabine hindurch gereicht worden, sagte Roberts. Im Film „Mystic Pizza“ (deutscher Titel: „Pizza Pizza – Ein Stück vom Himmel“) spielte Roberts eine ihrer ersten großen Rollen. (dpa)

Auch auf der Toilette sollte sie schon ein Autogramm geben. AP/RICHARD SHOTWELL

T I E R E ❖

„Der Plan ist ernst, das ist kein Witz.“

Vorstoß in den Zwischenraum D

er Junge mit der Beatles-Frisur geht in die Hocke. Langsam beugt er sich nach vorn. Die Haltung erinnert an einen Skispringer in der Anlaufspur. In seinen Händen hält er jedoch ein großes Raumschiff, das er vorsichtig bewegt. „Tiefer schweben“, befiehlt eine Stimme aus dem Smartphone, das im Zentrum des Spielgeräts klemmt. Auf dessen Display versucht der Neunjährige, durch vorsichtige Manöver ein Monster anzupeilen. Als er es lange genug im Visier hat, fliegt der Betäubungspfeil los und trifft. Das Untier schläft sofort ein. Die Forschungsstation ist gerettet und die Mission erfüllt. Auf geht’s zum nächsten Planeten. „Space Hawk“ heißt das Raumschiff. Es sei ein Hybridspiel der zweiten Generation, preist es Hersteller Ravensburger, das haptisches und digitales Spielen miteinander verbinde. Der Spielekonzern hat seine neue Produktlinie, die im kommenden Jahr erweitert werden soll, Snaptoy getauft, wegen des im Spielzeug eingeklinkten Smartphones. „Eine Integration in dieser Form haben wir noch nicht gesehen“, sagt Thomas Bleyer, Geschäftsführer von Ravensburger Digital. Die Spielebranche hat erkannt, dass nicht nur Eltern, sondern auch viele Kinder Smartphones besitzen. So sind die neuen Spielideen entstanden. Wenn die Mobil-Telefone vier, fünf Jahre alt sind, sollten sie die technischen Voraussetzung erfüllen, vorausgesetzt sie verfügen über das richtige Betriebssystem. Ganz alte Geräte sind allerdings nicht geeignet. Der Space Hawk ist ein robustes Raumschiff aus Plaste, das für die unterschiedlichen Spielmodi auf-, zu- und umgeklappt werden muss und im Zweifelsfall auch ohne Smartphone nutzbar ist. Das Mobiltelefon ist notwendig, um eine App herunterzuladen, mit der Kamera Planetenkarten zu scannen und unter Anleitung tief in unbekannte Galaxien vorzudringen. Für die Entwicklung und Umsetzung der Spiel-Idee holte Ravensburger den Frankfurter Spielentwickler Deck 13 („Ankh“, „Jack Keane“) ins Boot, der im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Entwicklerpreis als bestes deutsches Studio für Computerspiele ausgezeichnet wurde. Mit dem „Space Hawk“ wagt sich Ravensburger in den bisher weitgehend leeren Raum zwischen klassischem Spielzeug und Videospiel. Zwar greift das Unternehmen dabei auf bereits bekannte Elemente wie die spätestens seit der Nintendo Wii etablierte Bewegungssteuerung zurück, dennoch zwingt der „Space Hawk“ den Spieler – angepeilt ist die Zielgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen – mit seinen Gewohnheiten zu brechen. Dies gilt insbesondere für Kinder, die vor allemVideospiele auf dem Sofa zocken. Denn anders als vor der Konsole oder mit dem Tablet-Rechner, müssen sie sich bewegen: „Unser Ziel war es, dass die Kinder nicht auf der Couch sitzen bleiben können, wenn sie die Missionen abschließen wollen“, erklärt Bleyer. Sie sollen mit ihrer Umgebung interagieren, sich bewegen.

SORGE: Schon klar, so richtige Riesen werden Feuersalamander nie. Bei 23 Zentimetern ist Schluss. Damit kommen sie in keiner Rangliste weit nach vorne. Bis zu 20 Jahre werden sie dann in freier Wildbahn leben. Wenn sie gut geschützt sind vor natürlichen Feinden, können sie sogar noch älter werden. Diese drei Feuersalamander leben in Norddeutschland, genau im Wildpark Eekholt bei Großenaspe (Schleswig-Holstein). Alles sieht da gut behütet aus. Und doch: Vor einigen Tagen kam eine bedrohliche Nachricht. Der auch als Salamanderfresser bekannte Pilz hat in den Niederlanden und Belgien bereits ganze Feuersalamanderbestände ausgelöscht. Eine Ausbreitung in Deutschland ist zu befürchten, meldete der Bund für Naturschutz. Aber vielleicht schafft es der Pilz doch nicht über die Grenze. (BLZ)

Im Kinderzimmer kommen Hightech und klassisches Spielzeug zusammen. Ist das gut?

rung“, sagte der Mediendidaktiker Florian Berger. Mehr nicht. VON ROBERT BRIEST Und doch brummt das Geschäft mit ComUND JÖRG HUNKE puterspielen seit Jahren, die Branche meldet immer wieder neue Umsatzrekorde. In der Spiele-Industrie hat vor dem Weihnachtsgeschäft nicht nur Ravensburger erkannt, dass sich mit den neuen technischen Möglichkeiten also viel Geld verdienen lässt. Etliche Anbieter präsentierten zuletzt mit großem Tamtam ihre Ideen. So stellte Mattel vor einigen Tagen eine sprechende Barbie-Puppe mit Mikrofon und S P I E L T A G E WLAN-Schnittstelle vor. Kritiker sprachen allerdings schnell von einen Lauschangriff im Etwa 75 000 Neuheiten werden jedes Jahr auf Kinderzimmer. Von einer „Abhör-Barbie“ war der Nürnberger Spielwarenmesse präsentiert. die Rede. Die Frage der Datensicherheit stellt Die Messe gilt als weltweit größtes Branchensich auch bei Freddy Bär. Das Plüschtier im treffen. Als Trend für das kommende Jahr haben blauen Pullover lässt sich mit einem SmartExperten Gedächtnistraining für Kinder angephone oder Tablet verbinden und kann dann kündigt. Außerdem soll Spielzeug eine neue auf persönliche Informationen über das Kind Wertigkeit als Designobjekt mit anspruchsvolzugreifen und sich so mit ihm unterhalten.Vorler Ästhetik erhalten. ausgesetzt die Eltern haben vorher ungefähr 50 Fragen beantwortet. Als Innovation wurden auch Spiele angekünBei der Konferenz in Berlin ging es weniger digt, die die soziale und emotionale Intelligenz um die technischen Gefahren, dort stand der von Kindern stärken. Die Kleinen werden dann bewusste Umgang aus pädagogischer Sicht im zu sogenannten Kidpreneurs, die schon in junVordergrund. Und die Frage:Was lernen Kinder gen Jahren kapieren, wie die Welt funktioniert, beim Spielen? Pädagogen beobachten oft, dass und wie man sie besser machen kann. die Kleinen skeptisch reagieren, wenn sie merken, dass sie eigentlich lernen und nicht spieDie Gamescom ist das Ereignis des Jahres für len sollen. Daher kann es sein, dass ein Roboter Leute, die vor allem auf Computerspiele stewie i-Que, der wie Freddy Bär in San Francisco hen. Die Veranstaltung in Köln entwickelt wurde, im Kinderzimmer wenig hatte 2015 wieder mehr Besucher Beachtung findet. Er ist mit Mikrofon und als die Frankfurter Buchmesse. Lautsprecher ausgestattet und soll Kinderfragen mit Unterstützung auch von Wikipedia beantworten können. Eine Negativliste, die die Eltern ergänzen können, soll dabei helfen, dass der Roboter auch wirklich nur jugendfreie Informationen preisgibt. Aber wollen die Kinder so einen Schlaumeier zum Freund? Bleibt die Frage, wie lange Kinder sich Aber sind Computerspiele oder Spiele, überhaupt mit digitalem Spielzeug die Zeit für die moderne Technik benötigt wird, über- vertreiben sollen. Die Medienpädagogin Jashaupt gut für Kinder? Es ist erst ein paar Tage min Bastian empfahl während der Konferenz her, da hatte die Stiftung Digitale Spielekultur einen aufmerksamen Blick auf die Kleinen. Wissenschaftler und Entwickler ins Ministe- „Auszeiten sind wichtig. Eltern müssen festrium für Verkehr und digitale Infrastruktur legen, wann Schluss ist“, sagte die Junior-Pronach Berlin geladen, um über das Thema „Di- fessorin aus Mainz. Irgendwann ist natürlich gitale Spiele in Kinderhänden“ zu diskutieren. auch der Akku der Smartphones leer, aber daKontrovers ging es um die Entwicklungen in rauf sollten Eltern sich besser nicht verlassen. Eine Weltraum-Mission mit dem „Space der Branche. Wie lange dürfen Kinder im Hawk“ ist nach ungefähr 15 Minuten erleAlltag digitale Medien nutzen? Wie digt, wenn denn alles gut geht. Der einlässt sich die Medienkompetenz in Familien stärken? Und was sollten gangs erwähnte Junge bewegte sich bereits nach wenigen Minuten sicher in die Kleinen, die in den Kinderseinem eigenen Universum und garten gehen oder gerade steuerte sein Flugobjekt so eingeschult wurden, in selbstbewusst, als hätte er Spielen lernen? Das waren einige der eine Pilotenausbildung mit Auszeichnung bestanden. wichtigen Fragen. Seine reale Umgebung Einig waren sich die nahm er bei seiner Reise Experten, dass auch in allerdings kaum noch wahr, was digitalen Zeiten die modernen Geräte für die Entwicklung dazu führte, dass er nicht darauf eines Kindes nicht zwingend achtete, wohin er sich bewegte. Im Zweifelsfall bräuchte es daher erforderlich sind. „Was ein auch da eine elterliche Aufsicht, Kind unbedingt braucht, VIVID um schmerzhafte Zusammensind frische Luft, Bewegung, Zuneigung, Aufmerksamkeit stöße mit Wänden oder Vitrinen Der Schlaumeier unter den und eine ordentliche Ernähzu vermeiden. Robotern heißt i-Que.

Freispruch für den alten Mafioso

DPA/CARSTEN REHDER

Noch passen die Feuersalamander auf Fingerkuppen.

Z I T I E R T ❖

Budi Waseso, Chef der indonesischen Antidrogenbehörde, bleibt bei dem Vorschlag, ein von Krokodilen bewachtes Insel-Gefängnis für Drogenstraftäter zu errichten.

NACHRICHTEN ❖ „Smombie“ zum Jugendwort gewählt Das Jugendwort des Jahres lautet „Smombie“. Der Begriff ist eine Mischung aus Smartphone und Zombie. Das Wort beschreibt jemanden, der nichts mehr mitbekommt, weil er nur mit seinem Mobilphone beschäftigt ist. Auf Platz zwei der vom Langenscheidt-Verlag organisierten Wahl landete der Begriff „Earthporn“ (etwa: Erd-Porno) als Bezeichnung für schöne Landschaften. Im vergangenen Jahr hatte sich „Läuft bei dir“ durchgesetzt. (dpa)

DPA/MAJA HITIJ

Immer mit dem Smartphone unterwegs – typisch „Smombie“.

Air-France-Angestellter mit 30 Kilo Kokain gefasst Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle ist ein Air-FranceAngestellter mit einem Koffer voller Kokain gefasst worden. Der Mann, der im Gepäckabfertigungsdienst arbeitete, sei auf frischer Tat ertappt worden, als er im Auftrag eines Dritten einen Koffer aus Brasilien mit 30 Kilogramm Kokain entgegennahm, verlautete aus Polizeikreisen. Auch der Empfänger des Rauschgifts wurde festgenommen. (AFP)

Busfahrer entlassen, weil er per Lautsprecher betete Weil er regelmäßig für seine Fahrgäste betete, ist ein Busfahrer in Südafrika entlassen worden. Der Mann hatte sich angeblich geweigert, die Gebete für seine Passagiere über Lautsprecher zu unterlassen, obwohl er von den Verantwortlichen des öffentlichen Nahverkehrs dazu aufgefordert worden war. (KNA)

Lesen Sie Montag!

Vincent Asaro war beschuldigt worden, beim Lufthansa-Raub mitgemacht und Millionen Dollar erbeutet zu haben

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ast vier Jahrzehnte nach einem spektakulären Raubüberfall auf dem New Yorker Kennedy-Flughafen ist ein 80-jähriger Mafioso freigesprochen worden. Vincent Asaro sei von den Geschworenen in allen Anklagepunkten für nicht schuldig befunden worden, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft im New Yorker Stadtteil Brooklyn mit. Er freue sich nun auf ein gutes Essen mit seiner Familie, sagte Asaro, als er lächelnd den Gerichtssaal verließ. Asaro war beschuldigt worden, beim sogenannten LufthansaRaub im Dezember 1978 am Diebstahl von Bargeld und Schmuck im Wert von heute etwa

20 Millionen Dollar befia-Mitglied, das sich teiligt gewesen zu sein. wegen des LufthansaEr hatte zudem wegen Raubs vor Gericht vermehrerer Mord- und antworten musste. Im Dezember 1978 waren Erpressungsfälle über einen Zeitraum von Geld und Schmuck 45 Jahren vor Gericht aus dem Frachtzentgestanden. Bei einer rum des JFK-FluhaVerurteilung hätte ihm fens geraubt worden, AP/BRYAN R. SMITH lebenslange Haft gedie zuvor mit einer Vincent Asaro will mit Lufthansa-Maschine droht. seiner Familie feiern. Der 80-Jährige war aus Deutschland in New York eingetroffen im Januar 2014 offenbar nach einem Hinweis eines waren. Mehrere bewaffnete MänCousins festgenommen worden, ner überwältigten Airport-Angezusammen mit seinem Sohn stellte, überfielen den Tresorraum Jerome und weiteren Mitgliedern und raubten binnen einer Stunde des berüchtigten New Yorker Bo- Bargeld im Wert von damals etwa nanno-Clans. Er war das erste fünf Millionen Dollar sowie und vermutlich auch letzte Ma- Schmuckstücke im Wert von rund

einer Million Dollar. Die Beute ist bis heute spurlos verschwunden. Etwa ein Dutzend mutmaßlich Beteiligte wurden in den Monaten nach dem Raub getötet – offenbar auf Anordnung des mutmaßlichen Drahtziehers des Raubüberfalls, Jimmy Burke. Burke stammte aus dem Lucchese-Clan und starb 1996 in Haft an Krebs. Der Raub auf dem JFKAirport ist auch Teil des oscarprämierten Films „GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“ von Martin Scorsese, der Aufstieg und Fall des kriminellen Netzwerks rund um den Lucchese-Clan beschreibt. Robert de Niro hatte eine Hauptrolle, Asaro taucht in dem Film aber nicht auf. (AFP)

Das rasanteste Parfüm der 20er wurde nach einem Autokennzeichen benannt. Die Geschichte einer Berliner Marke.