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MBF1101_48_Problemhaut_MBF_Artikel 12.08.11 14:11 Seite 50

Dermatologie · Sensible Haut

Checkliste fürs Institut I Brennt die Haut der Kundin regelmäßig oder zeigt sie übermäßige Reaktionen nach Anwendung von Reinigungsmitteln, Cremes oder Sonnenschutzmitteln?

I Wird die Haut bei geringstem Anlass schnell rot, etwa schon bei Berührung mit den Händen (Flush)? I Wird die Gesichtshaut bereits wenn Kompressen aufgelegt werden und während der Reinigung sehr rot und fleckig?

I Ist die Gesichtshaut eher blass? Scheinen Blutgefäße durch?

I Reagiert die Gesichtshaut übermäßig intensiv auf Temperaturabfälle oder bei Temperaturanstieg?

Struktur des Stratum corneums sowie dem pH-Milieu der Hautoberfläche. Die Phänomene Brennen, Juckreiz und Spannungsgefühl entstehen durch eine Reizung der Nervenendigungen im Stratum corneum. Bei einer Schädigung des Stratum corneums, sei es aufgrund von konstitutionellen Faktoren, sei es durch chronische Exposition (z.B. gegenüber Wasser, Syndets, Seifen, Chemikalien, Desinfektionsmitteln), sind die Nervenendigungen in jedem Fall stärker exponiert. Botenstoffe und übersteigerte neurosensorische Signale spielen weiterhin eine entscheidende Rolle und sind gegenwärtig im Fokus der Hautforschung.

I Ist die Haut überwiegend eher den Phototypen 1 oder 2 zuzuordnen und hat die Kundin eine geringe Toleranz gegenüber UV-Licht?

rungsprozesse der Haut und der kumulative Einfluss von irritierenden Stoffen diskutiert. Naheliegend ist, dass das Phänomen sensible Haut immer mit einer Störung der Hautbarriere zusammenhängt. Von innen verliert die Haut zu viel Feuchtigkeit, von außen können Fremdstoffe leichter eindringen. Dies erklärt, warum auch anlagebedingt, wie beispielsweise bei Atopikern, die Haut empfindlich auf interne Stressoren und Reize von außen reagiert.

einer sensibel » Bei reagierenden Haut ist die Barriere gestört « Andere Forschergruppen finden keinen Beweis für konstitutionelle Faktoren. Insgesamt lässt sich eine unterschiedliche Häufigkeit des Phänomens in den verschiedenen ethnischen Gruppierungen feststellen: Asiaten sind häufiger betroffen als Kaukasier. Dieses mag mit der höheren relativen Luftfeuchte dieser Länder zusammenhängen, mit der verminderten Dicke der Oberhaut und der

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Hautpflege Bei der Pflege muss man den funktionalen Abnormalitäten der sensiblen Haut begegnen: defekter Barrierefunktion, erhöhter transkutaner Penetration von Stoffen durch die Haut, Hyperreaktivität der feinen Blutgefäße, Variation in der Anzahl und der Stimulation neurosensorischer Fasern mit verschobenem Schwellenwert und einem schwach sauren OberflächenpH-Wert. Aus der kosmetischen Praxis können folgende Hinweise zur Hautpflege gegeben werden: I „Less is more“-Prinzip: Reduktion der Hautpflege auf das Wesentliche, das heißt, nicht zu viele verschiedene Produkte verwenden. Einsatz von Externa mit einer geringen, überschaubaren Anzahl von Inhaltsstoffen – überladene Rezepturen unbedingt meiden. Unerlässlich sind dafür entsprechende Auskünfte an Kosmetikerinnen in Produktschulungen. I Gebrauch unparfümierter Externa: Duftstoffe können nur durch entsprechende Lösungsmittel in eine Rezeptur eingearbeitet werden und beide steigern per se das Irritationspotenzial der Haut. Werden Duftstoffe eingearbeitet, so ist nur die Verwendung von „nicht allergiekritischen“ Duftstoffen vertretbar. I Reinigung modifizieren: Sensible Haut erfordert, dass man Waschungen im Gesicht auf zweimal täglich beschränkt, mit kurzem Wasser- und Tensidkontakt, kühler bis moderat warmer Wassertemperatur und der sparsamen Verwendung von

Zur Azidierung der Gesichtshaut empfehlen sich kurative Masken im sauren Milieu ohne Exfoliationseffekt

Cleansern – möglichst versetzt mit Rückfettern. Besonders wichtig im Institut: keine elektrische Bürstenmassage auf Reinigungspräparaten durchführen! I Zurückhaltung mit Peelings: schälende Präparate wie z.B. herkömmliche kosmetische Schälmethoden nur etwa alle 14 Tage anwenden. Fruchtsäuren meiden. Enzympeelings werden deutlich besser als Granulat- oder AHA-Peelings toleriert. I Azidierung der Hautoberfläche: Die regelmäßige Anwendung sauer eingestellter Tonics ist unverzichtbar. Empfehlenswert ist zudem die kurative Anwendung azidischer Masken im sauren Milieu um pH 3–4 ohne Exfoliationseffekt.

Anders als mit Paraffin und Mischemulsionen (Pseudo-Repair-Effekt) lassen sich durch leichte W/O-Emulsionen oder lamellare Lipidgrundlagen mit hautanalogen Lipiden auch langfristige Erfolge erzielen.

medical BEAUTY FORUM 1/2011