Omikron - 4

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Hendrik Frerking

OMIKRON Kein Weg zurück Band 4 Science Fiction

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Berlin Coverbild: Hendrik Frerking: Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: Book PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1067-3 ISBN 978-3-8459-1068-0 ISBN 978-3-8459-1069-7 ISBN 978-3-8459-1070-3 Mini-Buch ohne ISBN

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Kapitel 1 Leila, einen Tag zuvor Die Situation war schlicht und einfach ausweglos. Das Stampfen der Tandriveros kam immer näher. Nur noch wenige Augenblicke, dann würden die leeren Krieger am Flurende auftauchen und sie unter Beschuss nehmen. Flucht- oder Deckungsmöglichkeiten gab es auf dem leicht gewundenen Korridor keine, und die Projektilwaffe in Leilas Hand würde ihren Gegner noch nicht einmal ernsthaft beschädigen können. Hilfe von dem anderen Team war nicht zu erwarten, denn sie befanden sich nicht in ihrer Nähe. Sie könnten sich über Funk melden, aber Leila wusste nur zu gut, warum der Commander dies nicht längst getan hatte: Erstens, trotz Warpreif kämen sie nicht rechtzeitig, zweitens könnten sie mit ihren Waffen genauso wenig gegen die Tandriveros aus4

richten, wie sie selbst und drittens: Die Tandriveros wussten vielleicht noch gar nichts von dem anderen Team. Wenn sie jetzt einen Funkspruch senden und um Unterstützung baten, brachten sie die anderen nur in Gefahr. Obwohl sie es dem Commander gerne zugestand, der bessere Taktiker zu sein, fühlte sie einen kleinen Schub der Befriedigung, als er „Ladies, es war mir eine Ehre, mit Ihnen dienen zu dürfen“, sagte und ihre Analyse der Situation somit unterstrich. Zu solch einem Spruch hätte er sich sonst wohl kaum hinreißen lassen. Rücken an Rücken standen die drei nun in der Mitte, jeder seinen Blick in einen der Gänge gerichtet, aus denen sich ihre Gegner stetig näherten. Sie waren hoffnungslos zum Sterben verurteilt. Wir sind hoffnungslos zum Sterben verurteilt, wiederholte Leila den Gedanken. Langsam wurde sie nervös. Rettung in letzter Sekunde, wo bist du? Komm schon, es ist ein ungeschriebe-

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nes Gesetz. Wir können hier nicht einfach so draufgehen! Drei Tandriveros traten um die Ecke und hoben ihre Waffen zum Feuern. Nichts geschah. Wirklich nichts. Leila, die aus Reflex schon die Augen zugekniffen hatte, riskierte einen Blick. Leider hatten sich ihrer Gegner nicht wie erhofft in Luft aufgelöst, andererseits schossen sie auch nicht. Sie standen einfach nur mit ausgestreckten Armen da, und sahen aus ihren blau glühenden Augen zu ihnen hinüber. „Kann mir jemand erklären, warum wir noch nich verreckt sind?“, hörte sie Tina hinter sich murmeln. „Menschen“, erschallte jene metallene Stimme in europäischer Sprache zu ihnen hinüber, deren Klang Leila eben schon hatte lauschen dürfen. „Ihr werdet euch ergeben.“ „Aha“, flüsterte Tina mehr zu sich selbst. „Die gute alte Nummer mit der Gefangennahme.“

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„Mir hätte die Szene mit der Rettung in letzter Sekunde besser gefallen“, antwortete Leila spontan. „Hä?“, fragte Tina. „Ihr werdet euch ergeben“, wiederholte der Tandriveros mit der Geduld einer Bandaufnahme. „Nur warum?“, fragte sich Leila laut. „Was können die von uns wollen?“ „Ist doch im Moment egal“, knurrte der Commander. Er hob die Stimme. „Das wollte ich euch auch gerade vorschlagen, denn ihr habt eindeutig keine Chance.“ „Commander“, zischte Leila. „Was soll das?“ „Nun, die Dinger sind doch mit Logik programmiert. Bringen wir sie also ein wenig durcheinander.“ Leila nickte. Einen Versuch war es wert. „Ihr werdet euch ergeben“, wiederholte der Tandriveros einmal mehr. Schade. „Mann, der Typ könnte gut im Kundenservice arbeiten“, kommentierte Tina.

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„Oder als Nachrichtensprecher“, schloss sich Leila an, obwohl ihr im Moment eigentlich nicht der Sinn nach Galgenhumor stand. „Hä?“, fragte Tina. „Na, wenn er nur oft genug dieselbe Botschaft wiederholt, werden es die Leute schon irgendwann glauben“, erläuterte sie die Pointe. Tina grinste. „Ja, der is auch gut.“ „Einverstanden“, rief der Commander. „Wir haben uns ergeben. Was nun?“ „Ihr werdet eure Waffen von euch werfen.“ „Wie er das immer gleich so festsetzt“, fuhr Tina fort. „Ja“, bestätigte Leila. „Ideal für eine Führungsposition.“ „Die Analogie passt nich“, verbesserte Tina. „Politiker legen sich nich einfach so fest.“ „Seit wann sind Politiker Führungspersönlichkeiten?“, konterte Leila geschickt. „Könnten Sie beide da hinten wohl mal ernst bleiben und die Waffen von sich werfen? Dies

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ist schließlich eine heikle Situation für uns, also sollten wir uns entsprechend benehmen.“ Leila stutzte. War das etwa ein Anflug seines ganz speziellen Humors gewesen? Sie hörte, wie Tina ihre Schnellfeuerwaffe beiseite warf und tat es ihr nach. „Darf ich sie mir nun wiederholen?“, fragte Tina an den Tandriveros gewandt. Offensichtlich gefiel ihr der Vorschlag des Commanders, ein Leck in deren Programmierung zu finden. „Nein“, kam die nicht unerwartete Antwort. „Wir werden näherkommen, ihr werdet keinen Widerstand leisten und euch von uns eskortieren lassen.“ Einen Moment verblieben sie so, dann fragte Tina: „Wartet der etwa auf ´ne Einladung?“ „Keine Ahnung“, sagte der Commander. „Das ist inakzeptabel“, rief er ihnen zu. Im nächsten Augenblick spürte Leila, wie ein Plasmageschoss nur um Haaresbreite über ihre Köpfe hinwegsauste und vor ihr auf die Wand traf. 9

„Wir werden näherkommen, ihr werdet keinen Widerstand leisten und euch von uns eskortieren lassen.“ „Ich glaube, noch einen Warnschuss wird er nicht geben“, half Leila mit Blick auf den rot glühenden Fleck an der Wand nach, da sie doch ein wenig an ihrem Leben hing. „Er scheint seine eigene Logik zu haben.“ „Wir sind einverstanden“, rief der Commander, und im selben Moment setzten sich die Tandriveros in Bewegung. Es waren insgesamt neun. Sie nahmen die drei Menschen in ihre Mitte, zwei gingen voraus, vier an den Seiten und drei folgten mit schussbereiten Armen. Leila war jedoch der Sinn des Ganzen noch nicht klar. Sie wandte sich an einen der zwei Tandriveros zu ihrer Rechten. „Beantwortest du mir eine Frage?“ Erstaunt sah sie, wie der Angesprochene den Kopf in ihre Richtung drehte. Sie hatte nicht damit gerechnet. „Nenn deine Frage.“

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„Was habt ihr eigentlich davon, uns gefangen zu nehmen?“ Der Tandriveros antwortete nicht, und Leila ahnte, dass sie die Frage anders stellen musste. Diese Wesen hatten anscheinend keinen eigenen Willen und keine eigenen Bedürfnisse. „Ich meine, warum nehmt ihr uns gefangen, anstatt uns zu töten?“ „Weil es so angeordnet wurde.“ „Oh, wie außerordentlich nixsagend“, kommentierte Tina. Sie wurde ignoriert. „Wohin eskortiert ihr uns?“, fuhr Leila stattdessen fort. „Zu D_72L in Sektor 8C Lage 5.“ „Dann an der nächsten Kreuzung links, und nach hundert Metern haben Sie ihr Ziel erreicht.“ „Sergeant!“ „Was, Sir?“, fragte Tina beleidigt. „Die werden uns zu diesem Trikrax schleppen, damit er uns kaltmachen kann. Mehr gibt´s da nich zu sagen.“ 11

Leila konnte es Tina nicht verübeln. Sie versuchte sich nur irgendwie abzulenken, wie sie selbst auch. Flax hatte ihr erzählt, dass Trikrax vorhatte, Informationen aus ihm herauszufoltern, die er gar nicht besaß. Leila schluckte, denn Folter stand nicht auf der Liste der Dinge, die sie unbedingt noch mal erleben wollte. „Was will dein Boss von uns?“, fragte sie weiter. „Informationen.“ „Worüber?“ „Eure Existenz ist paradox.“ Aha! Denen war also aufgefallen, dass ihr Team nicht in diese Zeit gehörte. Vermutlich erinnerten sich die leeren Krieger daran, wie sie die andere Tina erschossen hatten, oder ihnen war aufgefallen, dass Flax ein wenig zu jung war - ja, das musste es sein. „Und was genau ...?“ „Mehr weiß ich nicht“, unterbrach sie der Tandriveros und wandte den Kopf ab. Tja, war den Versuch wert ... Dann fiel Leila über eine Falte im Teppich ihrer Gedanken. 12

Hatte sie das Wesen gerade unterbrochen und „ich“ gesagt? „Was genau bist du?“, fragte sie hartnäckig und kniff misstrauisch die Augen zusammen. Da war doch etwas faul! „Du wirst jetzt die Kommunikation mit uns einstellen.“ „Nein, das werde ich garantiert nicht! Erst beantw...“ „Du wirst jetzt die Kommunikation mit uns einstellen“, wiederholte der Krieger mit verändertem Tonfall. Leila wollte gerade fortfahren, als der Commander ihr zuzischte: „Lassen Sie es gut sein, McKeen! Das ist eine verdammte Maschine und sie ist nicht sehr informativ. Also halten Sie die Klappe. Strengen Sie lieber mal ihr Zivilistenhirn an und suchen wie wir nach einem Ausweg aus dieser Situation.“ Leila öffnete den Mund zum Protest, blieb aber still. Was würde es ihr nützen? Der Tandriveros war wirklich nicht besonders 13

mitteilsam, und seine letzten Worte hatten schon fast wie eine Drohung geklungen. Mehrmals ließ sie sich die Situation durch den Kopf gehen, während sie weiter den verschlungenen Gängen des Schiffes folgten. Irgendwann hielt Tina es nicht mehr aus und sagte: „´n Monatssold, dass wir uns retten lassen müssen.“ „Halte ich gegen“, erwiderte Leila. „Ich setzte auf: Günstige Gelegenheit zur Flucht, Commander?“ Der Mann drehte ihr wortlos das grimmige Gesicht zu, bevor er knurrte: „Wissen Sie, wenn wir das überleben ist mir mein verfluchter Sold egal. Aber meinetwegen, ich nehme den Rest, der noch übrig bleibt.“ „Sir, das gilt nich ...“, begann Tina zu protestieren, als die Tandriveros unvermittelt stehen blieben. Leila suchte gerade nach der Ursache, als die beiden Krieger vor ihr horizontal gespalten wurden und einfach auseinanderfie14

len. Die restlichen Krieger reagierten schnell und feuerten Plasmaladungen ab, hielten aber jäh inne, da zwei weitere hinter ihnen zusammenbrachen. Nur noch fünf! Auch Leilas Gefährten zögerten nicht lange und nutzten die Verwirrung der Tandriveros, um sich auf sie zu stürzen. Leila wurde abrupt zur Seite gestoßen und sah sich plötzlich zwei dieser Kreaturen gegenüber. Verdammt, sie konnte doch überhaupt nicht kämpfen! Wie es aussah, musste sie das auch gar nicht, denn sie bemerkte das leichte Flimmern oben an der Wand im Rücken ihrer Gegner. Erst war es nur ein seichtes Aufblitzen von einer reflektierenden Oberfläche, bekam einen leichten Gelbstich und verschwamm immer mehr in einer wirbelnden Bewegung. Der nun fast sichtbare Angreifer sprang von der Wand ab, drehte sich noch im Fluge um die eigene Achse, breitete die Arme aus und landete in der Hocke zwischen den Tandriveros, die sich in derselben Zeit gerade erst umgewandt hatten und nun zerschnitten, durch die beiden 15