Allgemeiner Anzeiger Das Wochenblatt für Thüringen

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26. Jahrgang · Nr. 37 · 09. September 2015 · Auflage 118.800 · Meyfartstraße 19 · 99084 ERFURT · Tel. (0361) 2 27 36 36 · Fax (0361) 5 55 05 69 · E-Mail: [email protected] · www.meinanzeiger.de

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Neuer Energiespeicher: Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme haben in Hermsdorf den Prototyp einer Hochtemperatur-Batterie entwickelt und für die industrielle Fertigung in Serie vorbereitet. Foto: Fraunhofer IKTS

Neue Super-Batterie

MÄRCHENHaft WIE aUS

1001 Nacht

Von Friedhelm Berger Thüringen ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch ein traditioneller Forschungs- und Technologiestandort im Zentrum Deutschlands. Hier wurden schon Mikroskop, Thermometer und hitzebeständiges Glas entwickelt. Und jetzt – ganz aktuell – auch eine neue Super-Batterie, mit der überschüssig verfügbare Elektrizität gespeichert werden kann. „Cerenergy“ (eine Wortschöpfung aus den englischen Wörtern für Keramik und Energie) heißt das zukunftsweisende Speicher-Medium. Es kommt aus der Forschungsabteilung des FraunhoferInstituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Hermsdorf. Der fertige Prototyp soll in die industrielle Serienfertigung überführt werden – ein Durchbruch für die moderne und nachhaltige Energieversorgung. „Konkret handelt es sich um eine keramische Hochtemperatur-Batterie“,

sagt Gruppenleiter Dr. Ing. Matthias Schulz, der mit einem zehnköpfigen Team vier Jahre lang intensiv an der Entwicklung gearbeitet hat. „Die Innovation besteht aus einem 320 Millimeter langen Zylinder mit einem Durchmesser von 40 Millimeter, wobei eine Batterie-Zelle rund 100 Watt-Stunden speichern kann. Um die Speicherkapazität zu erhöhen, müssen

mehrere Zellen miteinander gekoppelt werden.“ Als Grundlage für ihre Entwicklung haben die Fraunhofer-Forscher einen Batterietyp auf der Basis Natrium-Nickelchlorid gewählt. Dr. Matthias Schulz: „Er zeichnet sich durch die ausschließliche Verwendung ökologisch nachhaltiger Rohstoffe und Metalle aus.“ Herzstück von „Cerenergy“ ist nach An-

HINTERGRUND • Die FraunhoferGesellschaft betreibt fünf Institute und Forschungseinrichtungen in Thüringen, bundesweit derzeit insgesamt 66. • Knapp 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten laut Geschäftsbericht das jährliche Forschungsvolumen von mehr als zwei Milliarden

Euro. Davon fallen 1,7 Milliarden Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Über 70 Prozent davon erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Knapp 30 Prozent werden von Bund und Ländern als Grundfinanzierung beigesteuert.

gaben des Wissenschaftlers ein Keramik-Speicher, der bei einer hohen Temperatur von 300 Grad arbeitet: „Er ist thermisch so gut isoliert, dass sich niemand die Finger verbrennt. Die Batterie gilt als absolut sicher und kann auch nicht explodieren. Wenn eine Zelle kaputt geht, arbeiten die anderen problemlos weiter“, versichert der Experte für stationäre Energie-Speicher. Die Lebensdauer der Batterie-Neuheit wird mit rund 150 000 Stunden angegeben, das sind etwas mehr als 17 Jahre. „Für uns war es aber nicht nur wichtig, zuverlässige und langlebige Lösungen zur Marktreife zu bringen, sondern auch kostengünstige“, sagt Dr. Michael Stelter, Mitglied der Institutsleitung von Fraunhofer IKTS und Universitätsprofessor für Technische Umweltchemie in Jena. „Denn durch kostengünstige Energiespeicher werden klassische und erneuerbare Stromerzeugung zusammenwachsen und eine bezahlbare Versorgungssicherheit bie-

ten.“ Die Systemkosten sollen laut Fraunhofer bei etwa 100 Euro / kWh und damit unter den Kosten von LithiumIonen-Batterien bei vergleichbarer Energiedichte liegen. „Die Super-Batterie aus Thüringen ist besonders für Besitzer von PhotovoltaikAnlagen als privater Zwischenspeicher gedacht, aber auch für Unternehmen oder Wohnparks zur Steuerung des Stromverbrauchs“, sagt Dr. Matthias Schulz. „Aber auch Netzbetreiber können mit unserer Entwicklung ihr Netz stabil halten und in Spitzenzeiten gespeicherte Energie zuführen, um nur ein paar Anwendungsbeispiele zu nennen.“ Unterstützt wurde die Entwicklung der keramischen Hochtemperatur-Batterie vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Freistaat Thüringen mit einer Million Euro.

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