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Es herrschte einmal ein König in einem wei- ßen Land, der nannte sich König Weißenstolz. Adelbart von Weißenstolz war sehr stolz auf sein schneeweißes Volk ...
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Renate Laufs

Die Zauberkronen Kinderbuch

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© 2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Renate Laufs / PeBo-Verlag Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: eBook epub: eBook PDF:

ISBN 978-3-8459-1508-1 ISBN 978-3-8459-1510-4 ISBN 978-3-8459-1511-1

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Renate Laufs

Die Zauberkronen Ein Märchen für eine bessere Welt aus Renates bunter Kinderwelt

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Das weiße Land Es herrschte einmal ein König in einem weißen Land, der nannte sich König Weißenstolz.

Adelbart von Weißenstolz war sehr stolz auf sein schneeweißes Volk. Deshalb duldete er auch keine Menschen mit anderen Hautfarben in seinem Land. Keine braunen, keine gelben, keine roten und schon gar keine schwarzen Menschen. 6

Außerdem waren auch alle Farben in seinem Land verboten: Es gab kein Rot, kein Gelb, kein Grün, kein Blau und schon gar kein Schwarz. Alles in diesem Land war weiß. Deswegen gab es dort auch niemals Schokoladen-Pudding, sondern nur Vanille-Pudding. Die Menschen durften kein Erdbeereis essen, sondern nur Zitroneneis, keinen Ketchup, sondern nur Mayonnaise. Sie durften keinen Kakao trinken, nur Milch und keinen Rotwein, sondern nur Weißwein. Weil alles weiß sein musste, waren in diesem Land selbstverständlich nur weiße Häuser, Kirchen und Straßen erlaubt. In den Gärten der Menschen durften nur weiß blühende Pflanzen gezüchtet werden. Alles, was bunt blühte, musste sofort als Unkraut vernichtet werden. Der König und seine Blumenfärber und seine Buntblumenvernichter schafften es dadurch tatsächlich, fast alle bunten Gewächse und Blumen auszurotten. Und dann geschah eines Tages das Unglaubliche, an einem der Ahnen-Gedenktage. Immer wenn einer der Ahnen des Königs Geburtstag hatte, wurde ihrer gedacht. Früher wurde so ein Tag im ganzen Land mit dem Volk gefeiert mit einer besonderen Zeremonie am 7

Mausoleum. Ein Mausoleum ist ein Denkmal, das aussieht wie ein Haus. Dort sind alle verstorbenen Könige und Königinnen begraben. Vor dem Mausoleum waren herrliche Bäume und schöne weiße Blumen gepflanzt. Aber die Leute hatten schon lange keine Lust mehr, zum Grabmal zu kommen. Also gingen nur noch der König, die Königstochter und der Diener Ferdinand dorthin. An diesem Tag, an dem das Unglaubliche geschah, hatte auch die Königstochter keine Lust mitzukommen. So saßen also der König und sein Diener alleine auf der weißen Marmorbank vor dem großen weißen Mausoleum und träumten so vor sich hin. Es war ein warmer Tag und es war so still, nur ein paar weiße Vögel zwitscherten am blauen Himmel. Die beiden hörten den Vögeln zu und weil es so schön still und ruhig war, wurden der König und sein Diener ein wenig schläfrig. Der Diener des Königs nickte ein wenig ein und der König nickte auch ein wenig ein. Als der König wieder die Augen öffnete, konnte er kaum glauben, was er sah. Unter den vielen weißen Blumen sprießte plötzlich eine wunderschöne rote Blume aus der Erde, 8

die ein wenig wie eine Rose aussah, jedoch keine Dornen hatte Entsetzt schrie der König auf: „Ferdinand, Ferdinand, schau da: die Blume auf dem Grab, die ist rot.“ Ferdinand, der ein bisschen schwerhörig ist, wurde aus seinen Träumen gerissen und schrie zurück: „Na klar, die im Grab sind alle tot.“ „Aber Ferdinand, hör doch richtig zu: die Blume ist rot! Das darf doch nicht sein! Also reiß sie sofort raus.“ „Oh, König, sie ist doch aber so schön...“ Da wurde der König wütend und brüllte: „Los, Ferdinand, reiße sie jetzt raus.“ „Aber sie ist doch so schön, lasst sie uns doch nur noch ein wenig anschauen und danach dann reiße ich sie raus“, bettelte Ferdinand, bis der König schließlich einverstanden war. So saßen der König und sein Diener also auf der schneeweißen Marmorbank vor dem schneeweißen Mausoleum und dem weißen Blumenbeet. Sie betrachteten die schöne rote Blume und bemerkten dabei gar nicht, wie die Minuten und Stunden verstrichen. Doch dann wurde es höchste Zeit, zurück zum Schloss zu gehen und der König befahl: „Ferdinand, nun 9

ist Schluss mit der Schauerei. Die Blume muss jetzt raus.“ „Oh, wie schade“, jammerte der Diener herzerweichend los, „sie ist doch so schön.“ Da hüpfte der König wütend von der Bank herunter und riss die rote Blume eigenhändig aus der Erde heraus. Im selben Moment stieg ihm ein edler Duft in die Nase, die ihm fast die Sinne raubte. Verzückt schnupperte und schnupperte der König mit geschlossenen Augen an der Blume. „Welch ein Duft, oh, welch ein Duft! Ferdinand rieche mal. Sag, riecht die nicht toll?“ Auch Ferdinand schloss seine Augen und schnupperte und schnupperte an der Blume. „Ja, Herr König, sie duftet wirklich so wunderschön.“ Doch als die beiden die Augen wieder öffneten und auf das Beet schauten, konnten sie kaum glauben, was sie dort sahen: Auf dem weißen Beet waren plötzlich drei neue Blumen gewachsen! „Was ist das denn? So geht das doch nicht! Also, auch wenn sie noch so schön duften, die müssen hier weg. Los, Ferdinand, du musst mir helfen.“ Doch wann immer Ferdinand und der König nun eine rote Blume ausrissen, sprießten drei neue Blumen aus der Erde. Dies geschah jedoch nicht nur auf dem 10

Grab der Urahnen des Königs, sondern in allen Gärten seines Landes waren plötzlich diese Blumen zu sehen. Die Menschen freuten sich natürlich sehr über die rote Blume und ihren herrlichen Duft. Schnell entdeckten die Untertanen des König, dass beim Ausreißen einer Blume drei neue kommen und so vermehrte sie sich rasend schnell in dem Land. „Rote Blumen in meinem weißen Land, das geht doch nicht“, schrie der König empört. Denn wenn es nach dem König gegangen wäre, hätte er die grünen Bäume und das grüne Gras, den blauen Himmel, das blaue Meer, die goldene Sonne, den silbrigen Mond und die silbernen Sterne auch noch weiß gefärbt. Es war wirklich ein Glück für sein Volk, dass er dazu nicht in der Lage war. So konnten sie sich wenigstens über die grünen Bäume, das grüne Gras, die goldene Sonne, über den Mond und über die silbernen Sterne, über den bunten Regenbogen und nun auch über eine rote Blume freuen. Die roten Blumen wurden gefärbt und mit Farbe besprüht. Doch es half alles nichts! Die roten Blumen blieben rot. Alles, was der König und seine Helfer auch versuchten, es gelang 11