Modul 9 „Rund um die Schule“

2012 – Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien. 1. Schloß Schönbrunn .... http://www.phil-gesch.uni-hamburg.de/edition/Genealogie/2.
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Modul: Stammbäume und Portraits

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Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. A-1130 Wien Tel.: +43 1 811 13-0, Fax: +43 1 812 11 06 [email protected] www.habsburger.net

Modul: Stammbäume und Portraits Thema: „Stammbaum“ und „Portrait“ http://www.habsburger.net/#/de/1740-1914/stammbaum http://www.habsburger.net/#/de/1740-1914/portrait

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Zielgruppe: ab 2. Klasse, HS oder AHS, insbesondere 4. Klasse Lehrplanbezug: Grundbereiche: Ausgang von der Erlebnis- und Erfahrungswelt der SchülerInnen, Themen aus der Lebenswelt der SchülerInnen (z.B.: Migrationserfahrungen, Lebenswegentscheidungen) Historische und politische Einsichten: Schulung multiperspektivischer Betrachtungsweise als Bestandteil eines kritischen historischen und politischen Bewusstseins. Beiträge zu den Bildungsbereichen: „Sprache und Kommunikation“: Arbeit mit Bildern Didaktische Grundsätze: Methodenkompetenz: Fähigkeit der Anwendung analytischer Instrumente und Verfahren; Recherche aus unterschiedlichen Quellen usw. Sozialkompetenz: sensibles Gruppenverhalten, Argumentieren eigener Positionen, Verantwortungsbewusstsein, Reflexionsfähigkeit usw. 2. Klasse Lehrstoff: Das Leben der Menschen in verschiedenen Gemeinschaften und Lebenswelten/-räumen unter Berücksichtigung des Alltags sowie der Generationen- und der Geschlechterverhältnisse 4. Klasse Lehrstoff: Selbstverständnis der Generationen (Familie im Wandel)

Einleitung: Immer mehr Menschen machen sich auf die Suche nach ihren Vorfahren und Verwandten. War dies früher eher WissenschafterInnen und wenigen HobbyhistorikerInnen vorbehalten, kann man sich heute mittels eigens dafür konzipierter Websites und dank der zunehmenden Digitalisierung von Archiven selbst auf die Spuren der eigenen Familiengeschichte begeben. Die Frage nach der persönlichen Herkunft und die Suche nach der eigenen Identität ist für viele Menschen ein zentraler Beweggrund, um sich als AhnenforscherIn zu betätigen. Durch eine Integration dieses Themas in den Unterricht rückt © 2012 – Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien

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Geschichte persönlich näher, weil mit der Spurensuche ein direkter Bezug zum Leben der SchülerInnen hergestellt werden kann. Auch der Einfluss historischer Ereignisse und sich wandelnder gesellschaftlicher Gegebenheiten auf die individuelle Lebensgeschichte wird damit sicht- und (be)greifbarer. Dieses Unterrichtsmodul thematisiert die Rekonstruktion der eigenen Familiengeschichte mittels Stammbaum und untersucht jenen der Habsburger. Im zweiten Teil werden einige frühere Mitglieder der Habsburgerfamilie in Portraits vorgestellt. Dabei geht es nicht um deren biographische Daten und Fakten, sondern um ihre Beinamen. Von diesen ausgehend werden die spezifischen „Eigenheiten“ dieser Personen recherchiert. Spielerisch sollen auch in der Klasse Beinamen für die SchülerInnen gefunden und reflektiert werden.

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A1: Die Erforschung der Vorfahren einer Person oder einer Familie wird als Genealogie, Familien- oder Ahnenforschung bezeichnet. Betätige auch Du Dich als Ahnenforscher/Ahnenforscherin und recherchiere über Deine Familie. Versuche, einen Stammbaum (eine Ahnentafel) Deiner Familie (Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw.) zu erstellen. Hier kannst Du dafür Programme (Freeware) aus dem Internet downloaden: http://www.computerbild.de/download/Ahnenblatt-Portable-4173496.html (Windows) Programm für alle Plattformen: http://www.familienbande-genealogie.de/download.html LK: Ad Genealogie: Bei der „Genealogie“ handelt es sich um eine historische Hilfswissenschaft, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts an den Universitäten breiter zu etablieren begann. Vorstufen dafür fanden sich schon sehr früh, da Völker und Herrscherdynastien ihr Selbstverständnis oft aus mythischen Ursprüngen (Götter und Heroen) ableiteten. Im Mittelalter war für den Adel ein Nachweis der Abstammung notwendig, um Erbschaften oder den Anspruch auf bestimmte Ämter geltend zu machen. Erst im 19. Jahrhundert begannen auch bürgerliche Familien mit der Erforschung ihrer Ahnen. Im Nationalsozialismus nahm die naturwissenschaftlich orientierte Genealogie rassistisches Gedankengut auf, der Nachweis einer „arischen Abstammung“ (Ariernachweis) wurde für alle ArbeiterInnen und Angestellten des Reiches verpflichtend. Wenn sich jüdische Angehörige unter den Vorfahren fanden, hatte dies zumeist katastrophale Folgen für die betreffenden Personen. SchülerInnen sollen den Stammbaum ihrer Familie erstellen und in der Klasse präsentieren. Vorgehensweise: etwa durch Befragung der Eltern und Verwandten nach Name, Lebensdaten, Wohnort/e, Staatsbürgerschaft, Berufe der Vorfahren und ev. interessante Geschichten zu ihnen. Suche nach alten Fotos und Urkunden. Weitere Quellen sind Standesämter und Kirchenbücher („Altmatriken“), die jedoch nur von älteren SchülerInnen mit Hilfe der Eltern oder LehrerInnen bearbeitet werden können. Zu den Stammbäumen kann auch eine Zeitschiene mit ausgewählten historischen Ereignissen erstellt werden. Diskussion in der Klasse darüber, was „wichtige Ereignisse“ und „Epochen“ sind. Dabei wird ein sensibler Umgang mit den Familiengeschichten der SchülerInnen empfohlen, weil hier Konflikte aufgebrochen werden können, etwa bei getrennten Eltern, bei Familien, die aus Kriegsgebieten flüchten mussten, die belastende Todesfälle oder Familiengeheimnissen haben, etc. Hinweis: In vielen Familien existiert noch ein Ariernachweis der Großeltern, Urgroßeltern ... http://de.wikipedia.org/wiki/Ariernachweis

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Ahnentafel als Printvorlage:

http://www.planet-schule.de/wissenspool/fileadmin/dam_media/wdr/demokratie/pdf/AB2_Mein_Stammbaum.pdf © 2012 – Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien

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Große Ahnentafel als Printvorlage: http://www.familienbande-genealogie.de/download/images/Ahnentafel3500x2590.jpg

Weiterführende Links: Ahnenforschung im Unterricht: http://www.schule.at/index.php?url=themen&top_id=7243

Hier finden Sie weitere Software sowie Links zur Erstellung von Online-Stammbäumen – interessant ist dabei die teilweise Einbindung von Online-Datenbanken, in denen man nach Familienangehörigen suchen kann: http://www.wer-weiss-was.de/theme249/article4658774.html

Zur Geschichte der Genealogie: http://www.phil-gesch.uni-hamburg.de/edition/Genealogie/2.DieGeschichtederGenealogie.html

A2: Schau Dir auf der Website „Die Welt der Habsburger“ den Stammbaum der Herrscher an: Du kannst daran mehrere Brüche und Teilungen erkennen. Wodurch wurden folgende historische Ereignisse/Entwicklungen ausgelöst? Du kannst hier recherchieren: http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.h/h021649.htm a. Rudolf I. als erster Habsburger auf dem Thron des Heiligen Römischen Reiches b. Teilung in Spanische Linie – Österreichische Linie c. Entstehung des Hauses „Habsburg-Lothringen“ LK: a. Graf Rudolf von Habsburg war der erste Habsburger auf dem Thron des Heiligen Römischen Reiches. Mit ihm kam das Geschlecht der Habsburger aus seinem Stammgebiet in der Schweiz in den Donauraum, der zum Zentrum ihrer jahrhundertelangen Herrschaft wurde. Nachdem Rudolf seinen größten Widersacher, den böhmischen König Ottokar II. Přemysl, besiegt hatte, belehnte er seine Söhne 1282 mit den Herzogtümern Österreich, Steiermark und Krain sowie mit der Windischen Mark. b. Philipp war der Sohn Kaiser Maximilians I.. Er wurde in einer Doppelhochzeit mit der spanischen Infantin Johanna verheiratet, um ein Bündnis gegen das feindliche Frankreich zu besiegeln. Dank einer Reihe glücklicher Zufälle für die Habsburger wurde Philipp, der den Beinamen „der Schöne“ erhalten hatte, König von Kastilien. Spanien und seine Nebenländer gingen damit auf die Habsburger über, sein Sohn Karl V. sollte dadurch über ein Weltreich herrschen. Siehe auch: Thema „Tu felix Austria nube“ http://www.habsburger.net/#/de/lesesaal/stories/tu-felix-austria-nube c. Kaiser Karl VI. erließ 1713 eine Erklärung („Pragmatische Sanktion“) über die Unteilbarkeit aller habsburgischen Länder und die Erbfolge in direkter Linie. Das Besondere war, dass die Töchter Karls vor denen seines Vaters und Bruders erbberechtigt sein sollten. Nach dem Tod Karls VI. 1740 trat dieser Fall ein, jedoch wiesen einige Herrscher die Ansprüche seiner Tochter Maria Theresia zurück – es kam zum Österreichischen Erbfolgekrieg. Erst 1748 wurde die Pragmatische Sanktion im Frieden von Aachen allgemein anerkannt. Durch die Heirat von Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen wurde das Haus „HabsburgLothringen“ begründet. Formal war aber nicht Maria Theresia die Herrscherin des Heiligen Römischen Reiches, wie man aufgrund ihrer häufigen Bezeichnung als „Kaiserin Maria Theresia“ annehmen könnte – als Frau war ihr diese Würde nämlich verwehrt: Ihr Ehemann aus Lothringen nahm als Franz I. Stephan diese Position ein. © 2012 – Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien

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Siehe auch: Neustart einer Dynastie: Franz I. http://www.habsburger.net/#/de/lesesaal/stories/herrschaftszeiten-ausgestorben-und-trotzdemmaechtig/neustart-einer-dynastie-franz-i Weiterführender Link: „Auf der Suche nach „blauem Blut“ – Habsburgs fiktive Ahnen“ http://www.habsburger.net/#/de/lesesaal/aspekte/vergessen-erinnern/ausbau-der-herrschaft/auf-dersuche-nach-blauem-blut-2013-habsburgs-fiktive-ahnen Portraits: A3: Viele Habsburger hatten Beinamen. Versuche nachfolgende Beinamen den Bildern zuzuordnen. Was passt zu wem?

, der Geduldige , der Weise: , der Eiserne:

, der Gütige , der Schöne , der Gerechte

Herzog Leopold III.

Herzog Albrecht II.

Erzherzog Ernst

Philipp I.

Ferdinand I.

Albrecht IV.

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LK: Leopold III., der Gerechte 1351 - 09.07.1386 Herzog von Österreich Leopold III. verwaltete in den 1360er Jahren Tirol und die habsburgischen Vorlande. Er drängte jedoch auf mehr Regierungsbeteiligung und erreichte schließlich 1379 von seinem Bruder Herzog Albrecht III. die Teilung der habsburgischen Länder: Leopold erhielt die Steiermark, Kärnten, Krain, die Windische Mark sowie Tirol und die Vorlande. Der Herzog fiel 1386 in einer Schlacht bei Sempach gegen die Schweizer Eidgenossen, wo sein Ritterheer vernichtend geschlagen wurde. Albrecht II., der Weise (auch der Lahme) 12.12.1298 - 20.07.1358 
 Herzog von Österreich Herzog Albrecht II. erließ 1355 eine Hausordnung, die de facto die Unteilbarkeit der habsburgischen Länder vorsah. Diese Regelung war Ausdruck der habsburgischen Hausideologie, die sich auf ihr wichtigstes Herzogtum Österreich bezog. Albrecht verbrachte viel Zeit in Wien, das dadurch zunehmend zum Herrschaftszentrum wurde. Aufgrund einer zeitweiligen Lähmung erhielt er neben seinem Beinamen „der Weise“ auch jenen als „der Lahme“. Erzherzog Ernst, der Eiserne (Der Beiname „der Eiserne“ wurde erst nach seinem Tod gebräuchlich.) 1377 - 10.06.1424 
 Erzherzog von Österreich Ernst stritt mit seinen beiden älteren Brüdern Wilhelm und Leopold IV. um Anteile an der habsburgischen Herrschaft. Erst nach bewaffneten Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Leopold erhielt er 1411 die Regierung in Innerösterreich. Dort förderte er die Städte sowie den Eisen- und Salzbergbau. Unter seiner Regentschaft setzte sich die Bezeichnung "Erzherzog" für die habsburgischen Herzöge durch. Philipp I., der Schöne 22.06.1478 - 25.09.1506 
 König von Kastilien Philipp war der Sohn Kaiser Maximilians I. Er wurde in einer Doppelhochzeit mit der spanischen Infantin Johanna verheiratet, um ein Bündnis gegen das feindliche Frankreich zu besiegeln. Dank einer Reihe glücklicher Zufälle für die Habsburger wurde Philipp, der den Beinamen „der Schöne“ erhielt, König von Kastilien. Spanien und seine Nebenländer gingen damit auf die Habsburger über, sein Sohn Karl V. sollte dadurch über ein Weltreich herrschen. Ferdinand I., der Gütige 19.04.1793 - 29.06.1875 
 Kaiser von Österreich Der führungsschwache Ferdinand stand während seiner Regentschaft im Schatten seines Staatskanzlers Fürst Metternich und der sogenannten Geheimen Staatskonferenz, die zu seiner "Entlastung" eingerichtet worden war. Nach seiner Abdankung 1848 zugunsten seines Neffen Franz Joseph zog sich Ferdinand nach Prag zurück, wo er sich vor allem seinen wirtschaftlichen Interessen und der Gartenarbeit widmete. Von den Böhmen als letzter gekrönter König verehrt, starb er am 29. Juni 1875 in Prag. Bis heute hat sich das Bild vom „gütigen Kaiser Ferdinand“ erhalten. Zum Teil mag das auf seine Führungsschwäche zurückzuführen sein, die neben dem schillernden Staatskanzler Metternich umso offensichtlicher war. Andererseits hatte er einen starken philanthropischen Zug. So verwendete er die großen Summen, die er als Ehrengeschenke anlässlich der Krönung zum König von Ungarn 1830 und König von Böhmen 1835 erhalten hatte, für wohltätige Zwecke und öffentliche Investitionen in den jeweiligen Reichen. Von Ferdinand sind zahlreiche – meist historisch nicht gesicherte – Sprüche überliefert, die seine Weltfremdheit oder Geistesschwäche unterstreichen. Am bekanntesten ist die Frage „Ja, dürfen’s denn des?“ angesichts der aufgebrachten Massen vor der Hofburg während der Märzrevolution. © 2012 – Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., 1130 Wien

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Albrecht IV., der Geduldige 19.09.1377 - 14.09.1404 
 Herzog von Österreich Der einzige Sohn von Herzog Albrecht III. teilte sich zunächst die Herrschaft mit seinem Cousin Wilhelm. Er wurde aber zunehmend in Auseinandersetzungen mit seinen Verwandten aus der Linie seines Onkels Leopold III. verwickelt. Nach seinem Tod gingen die Streitigkeiten weiter und es kam zu neuerlichen Herrschaftsteilungen. Die Kurzinformationen zu den Habsburgern sind hier zu finden: http://www.habsburger.net/#/de/1551-1635/portrait bzw. http://text.habsburger.net/habsburger_index A4: Suche Dir einen der oben dargestellten Habsburger aus und versuche dessen Leben zu recherchieren: Wann hat er gelebt, was waren die wichtigsten Ereignisse in seiner Zeit. Versuche auch eine Erklärung für seinen Beinamen zu finden. LK: Eine Erweiterung wäre die Erforschung der Bedeutung der Vor- und Familiennamen der SchülerInnen. Sehr brauchbare Arbeitsblätter dazu für den Unterricht finden Sie auf: http://www.onomastik.com/arbeitsblaetter_unterricht.php A5: Welchen Beinamen würdest Du Dir/Deinen MitschülerInnen geben? Der Beiname kann sich auf das Aussehen, auf Eigenschaften, auf besondere Talente, auf den Kleidungsstil, etc. beziehen. LK: Hier muss darauf achtgegeben werden, dass die Beinamen nicht beleidigend sind und dass die SchülerInnen dafür auch Begründungen nennen.

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