markus somm - Basel

16.09.2015 - europa, aber nicht als Macht, die andere prägte oder mit .... Moser im Restaurant Johann am ... Das Grand Café Huguenin hat neue Besitzer.
266KB Größe 5 Downloads 413 Ansichten
Basel.Stadt.

| Freitag, 4. September 2015 | Seite 14

Jugend testet Politiker

Zwei Tage mehr für Basel Tattoo

Nationalratsmitglieder auf dem Podium der Gymi-Aula Von Esthe Jundt Basel. Die politische Bildung ist weiter-

hin im Lehrplan des Gymnasiums am Münsterplatz verankert. Dazu gehört auch die «Politdiskussion» in der Aula, die jeweils vor den Wahlen durchgeführt wird. Am Donnerstag sassen vier amtierende Nationalratsmitglieder und zwei Kandidierende auf dem Podium. Einen Eindruck, wie Politik sein kann, erhielten die Jugendlichen auf jeden Fall. Kontrovers diskutiert wurden die Themen Verkehrs- und Energiepolitik sowie Fragen bei der Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative (MEI). Geschichtslehrer René Roca fragte einleitend nach der Motivation der Politiker, sich zur Wahl in den Nationalrat zu stellen. Leider kamen da nur Wahlsprüche: Die grüne Mirjam Ballmer sprach vom «farbigen Tupfer», den ihre Partei in die graue Politik einbringe, derweil CVP-Nationalrat Markus Lehmann weder graue noch rote, sondern vernünftige Politik machen will. Die beiden Pole – SP und SVP – lähmten die Schweiz, weshalb es eine lösungsorientierte Politik brauche. Die komme oft von der CVP. SP-Nationalrätin Silvia Schenker las den Wahlspruch ihrer Partei vor und betonte, dass sie in der Sozial- und Gesundheitspolitik aktiv sei und sich für Asylbewerber einsetze. FDP-Nationalrat Daniel Stolz sagte zu den Jugendlichen: «Den Ausbau der Sozialwerke auf Kosten der nächsten Generation lehnen wir ab.» SVP-Nationalrat Sebastian Frehner gab ebenfalls sein Credo preis: für eine unabhängige Schweiz, gegen Scheinasylanten und für weniger Steuern und Abgaben. André Auderset von den Liberalen betonte, seine Partei wolle nicht den Staat noch mehr ausbauen.

Lehmann beklagte, dass die Basler in der Verkehrspolitik in vielen Bereichen uneinig seien, weshalb kaum ausführungsreife Projekte in Bern eingereicht werden. Er zeigte dies am Projekt «Herzstück» auf. Darüber werde seit mehr als zehn Jahren diskutiert, passiert sei noch nichts. Als die Jugendlichen sich melden konnten, zeigte sich, dass dieses Projekt auch bei ihnen nicht auf Verständnis stösst. «Wieso unterirdisch eine Bahn bauen, wenn man vom Bahnhof SBB zum Badischen Bahnhof auch mit dem Tram fahren kann?», fragte eine junge Frau. Die Schülerinnen und Schüler – die praktisch ausschliesslich in BaselStadt wohnen – zeigten wenig Verständnis für das teure Vorhaben. Schweiz und EU Im Energiebereich waren sich die Nationalratsmitglieder einig, dass das Volk über die Energiewende abstimmen soll. Den Bürgern müssten die Kosten aufgezeigt werden, forderte Frehner. Ballmer setzte sich für den Atomausstieg und die Energiewende ein, kam aber ins Schleudern, als es um den Natur- und Landschaftsschutz ging. Schenker gab zu bedenken, dass es in der Energiepolitik immer Zielkonflikte gebe, weshalb Prioritäten zu setzen seien. Zum Thema Schweiz - EU sagte Frehner, das Volk wünsche eine Zuwanderungspolitik; deshalb müsse der Bundesrat mit der EU verhandeln. Auderset sieht einen schwachen Bundesrat, der nicht verhandeln wolle, derweil Schenker von einer «unlösbaren Aufgabe» sprach. Auch Lehmann meinte, die MEI könne nicht umgesetzt werden. Stolz betonte die Bedeutung der bilateralen Verträge. Ein Schüler meinte daraufhin, der Bundesrat verhalte sich «kindisch» wenn er sage, er könne nicht verhandeln, weil die EU nicht wolle.

Ein frischer Schuss Nostalgie Das Grand Café Huguenin hat neue Besitzer Basel. Vor einem Jahr gab Guido

Schmidt, der damalige Inhaber des Grand Café Huguenin, der Basler Zeitung zu Protokoll, dass bei einer allfälligen deutlichen Mietzinserhöhung das Café «für uns nicht mehr tragbar» sei. Das blieb bei den Stammkunden nicht ungehört. Nun haben im Februar dieses Jahres Denise und Daniel Röschli das gut 75-jährige, traditionsreiche Etablissement gekauft und für den Betrieb die Grand Café Huguenin Betriebs AG gegründet. Denise Röschli kennt das

Café sehr gut; seit 20 Jahren ist sie als Geschäftsführerin auf dem «Huguenin» tätig und ist während dieser Zeit am Geschäft zu einem kleineren Teil auch bereits beteiligt gewesen. Dass sie nun das Café zusammen mit ihrem Mann übernommen hat, liege daran, dass nicht nur «viel Herzblut in diesem Betrieb steckt», sondern dass sie «die Arbeit hier auch liebt». Denise und Daniel Röschli blicken beide hoffnungsvoll in die Zukunft und gehen daran, dem altehrwürdigen Café einen frischen Schuss Nostalgie zu verpassen. hei

11 statt 9 Abendvorstellungen Basel. Der Regierungsrat hat für die

Zu grosse Besucherschwankungen. Melanie Moser verlässt nach fünf Jahren das Restaurant Johann – wer folgt, ist noch nicht bekannt. Foto Kostas Maros

«Johann» schliesst

kommenden zwei Jahre je zwei zusätzliche Veranstaltungstage für das Basel Tattoo bewilligt. Denn in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Publikumsnachfrage für die sechs Nachmittagsvorstellungen im Gegensatz zu den Abendvorstellungen immer kleiner geworden sind. «Die Organisatoren sehen sich deshalb gezwungen, das bestehende Konzept den Bedürfnissen der Besucherschaft anzupassen», heisst es in der regierungsrätlichen Mitteilung. Das Basel Tattoo wird nun in den Jahren 2016 und 2017 maximal elf statt wie bisher neun Abendveranstaltungen durchführen. Dagegen reduziert sich die Zahl der Nachmittagsvorstellungen von sechs auf drei. Damit kommt es pro Jahr zu 14 statt 15 Vorstellungen. hei

Wirtschaftliche Gründe zwingen Melanie Moser zur Aufgabe des Restaurants Von Dominik Heitz Basel. Seit Oktober 2010 hat Melanie

Moser im Restaurant Johann am St.-Johanns-Ring 34 gewirtet. Jetzt hört sie, die einst die Hotelfachschule in Thun abgeschlossen hat, auf; am 25. September ist ihr letzter Tag. Sie verzichtet auf eine Verlängerung des fünfjährigen Mietvertrags. «Es sind wirtschaftliche Gründe, die dazu geführt haben», sagt die Pächterin. «Natürlich bedauere ich das sehr, denn es steckt viel Herzblut in diesem Restaurant.» Aber als Unternehmer müsse man irgendwann handeln. Eigentlich sei das Restaurant nicht schlecht gelaufen, doch die Besucherschwankungen seien zu gross gewesen für einen Betrieb, der eher im gehobenen Preissegment angesiedelt ist. Da konnten auch Auszeichnungen nichts ändern: Melanie Moser hat von 2012 bis 2014 dreimal in Folge vom Guide Michelin das Prädikat «Bib Gourmand» erhalten. Damit soll neben der Haute-Gastronomie auch eine Küche mit regional geprägten Gerichten zu moderaten Preisen besonders hervorgehoben werden.

Seit 2005 mit neuem Namen Das «Johann» ist stets ein Restaurant gewesen, das auf eine hochstehende Küche gesetzt hat. Georges Brunner war der erste «Johann»-Wirt; er hat dem Restaurant an der Ecke, wo der St.-Johanns-Ring und die Davidsbodenstrasse zusammenlaufen, auch den

Glückwünsche

Namen gegeben. Vorher hiess es «Edo» und war ein japanisches Restaurant. Brunner hatte im Jahr 2005 zusammen mit den Blaser Architekten ein neues, klares Designkonzept ausgearbeitet: schlichte Eichenholztische, Sichtbeton, stuckartige Wände, Kronleuchter und den Einsatz von Messing als einem der Grundmaterialien. Zwei Jahre später, im September 2007, kam ein neuer Pächter: der Wirt und Weinhändler Didier Freyheit. Zusammen mit dem Koch Giovanni Guillaume bot der Franzose europäische, asiatische und marokkanische Gerichte an. Nachfolge noch offen Doch auch Didier Freyheit blieb nicht allzu lange – bloss drei Jahre, dann suchte er etwas Neues. An seine Stelle ist Melanie Moser getreten – mit dem Chefkoch Jonas Juchli. Fünf Jahre lang hat sie das Restaurant geführt und immer wieder wohlwollende Kritiken in den Medien zu lesen bekommen – auch in der BaZ. Schlagzeilen machte das «Johann» auch in anderer Sache: Der Koch Biame Diouf, der vor 14 Jahren in die Schweiz kam, sollte 2011 das Land wieder verlassen. Das «Johann» wehrte sich; sogar Stiller Has sangen gegen die Ausschaffung des Senegalesen. Noch immer ist er in ausgewiesenem Zustand; jetzt gerade macht er eine Kochlehre. Wer nach Melanie Moser das Restaurant Johann übernehmen wird, ist noch nicht bekannt.

Goldene Hochzeit Riehen. Heute gratulieren wir dem Ehepaar Gisela und Arthur MüllerZimmermann zu seinem 50. Hochzeitstag. Wir wünschen den Jubilaren alles Gute für das neue gemeinsame Ehejahr und weiterhin viele glückliche Momente.

100. Geburtstag Basel. Am Montag konnte Martha Ryser-Gerber ihren 100. Geburtstag feiern. Geboren wurde sie 1915 in Basel als viertes von acht Kindern. Der Vater war Pächter des Bauernhofs an der Gundeldingerstrasse, heute Brunnmattschulhaus. Trotz sehr guter Schulleistungen konnte sie ihren Traumberuf, Lehrerin, nicht erlernen. Sie musste auf dem Bauernhof helfen. 1941 heiratete sie und führte mit ihrem Mann einen kleinen Lebensmittelladen. Vier Töchter und ein Sohn waren eine grosse Freude für sie. Der frühe Tod ihres Ehemannes, 1967, erschütterte die Familie tief. Mit 92 Jahren konnte sie nach einem Unfall nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren. Heute lebt sie im Adullam. Wir schliessen uns den Wünschen ihrer Kinder, Schwiegerkinder, 13 Grosskinder und bald 21 Urgrosskinder an und entbieten unsere herzlichen Gratulationen. [email protected]

AnzEiGE

Markus soMM

MARIGNANO Die Geschichte einer Niederlage

Markus Somm, 1965 geboren, hat in München, Bielefeld und zürich geschichte und in Harvard Politikwissenschaft studiert. Seit Jahren schreibt er über Schweizer innenpolitik und zeitgeschichte. Heute ist er Chefredaktor und Verleger der Basler zeitung.

1515 erlitt die Schweiz in Marignano bei Mailand die wohl bitterste niederlage ihrer geschichte. nachdem die Schweizer gut hundert Jahre lang fast jede Schlacht gewonnen hatten, wurde aus einer halben grossmacht innert zweier Tage ein Land, in dem fast jede Familie um einen Toten trauerte. Schätzungsweise 14 000 junge Männer starben in der ebene vor Mailand, die Hälfte davon Schweizer. Seither hat sich die Schweiz aus jeder grossmachtpolitik zurückgezogen. zwar blieb die Schweiz in europa, aber nicht als Macht, die andere prägte oder mit Krieg überzog, sondern als Kleinstaat, vielleicht als der erste überhaupt. im September vor 500 Jahren wurde in Marignano mehr entschieden als eine Schlacht.

Vernissage: Anita Fetz, Ständerätin BS, im Gespräch mit Markus Somm

Ort: Kulturhaus Bider&Tanner Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel

Termin: Mittwoch, 16. September 2015, 19.30 Uhr, Türöffnung 19.15 Uhr

Eintritt:

Markus soMM

MARIGNANO Die Geschichte einer Niederlage

Fr. 15.–, mit der Bider&TannerKundenkarte Fr. 10.– Der Eintrittspreis kann am Veranstaltungsabend an Einkäufe angerechnet werden.

Vorverkauf: Stämpfli Verlag

Kulturhaus Bider&Tanner, Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel, Tel. 061 206 99 96 oder [email protected]