Lisa im Land des Lesens

auch wieder ein Herz und eine Seele. Lisa half ihrem kleinen Bruder beim Fahrradfahren o- der baute mit ihm eine Bude. Langweilig wurde es zu Hause nie.
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Dörte Müller

Lisa im Land des Lesens … und andere Geschichten Kinder-Lesebuch

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© 2015 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2015 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Dörte Müller Bilder: Dörte Müller Printed in Germany

AAVAA print+design TB Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1485-5 ISBN 978-3-8459-1486-2 ISBN 978-3-8459-1487-9 Mini-Buch ohne ISBN

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Lisa im Leseland

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Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. (aus Arabien)

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Inhaltsverzeichnis 1. Kapitel: Alle Bücher müssen raus 2. Kapitel: Ärger, Ärger, nichts als Ärger 3. Kapitel: Im Land des Lesens 4. Kapitel: Ara in Gefahr 5. Kapitel: Der Riese mit der Brille 6. Kapitel: Die kleine Eule fasst einen Plan 7. Kapitel: Das Lesefest

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1. Kapitel: Alle Bücher müssen raus

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Lisa war sieben Jahre alt und wohnte mit ihrer Familie in einem Haus in der Nähe vom Meer. Sie hatte einen dreijährigen Bruder, der hieß Peter und hatte jede Menge Unfug im Kopf. Oft versteckte er seine Legomännchen in Lisas Schuhen oder kritzelte mit seinen Wachsmalkreiden an ihrer weißen Wand herum. Da wurde Lisa dann immer sehr wütend und schimpfte mit ihm. Manchmal stritten sich die beiden Geschwister wie die Kesselflicker, doch dann waren sie auch wieder ein Herz und eine Seele. Lisa half ihrem kleinen Bruder beim Fahrradfahren oder baute mit ihm eine Bude. Langweilig wurde es zu Hause nie. Lisa ging gerne zur Schule. Sie liebte ihren rosa Ranzen mit den Einhörnern und den Elfen und sie liebte auch ihre Klassenlehrerin Frau Mettmann.

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Im Kopfrechnen war sie die Beste und im Sportunterricht rannte sie allen anderen Kindern davon. 9

„Lisa, du bist so schnell wie ein Rennauto!“, sagte ihre Freundin Esra lachend und die Lehrerin gab ihr oft eine Eins. Lisa war wie alle anderen siebenjährigen Mädchen verrückt nach Bibi Blocksberg und fing auch schon an, sich für Hannah Montana zu interessieren. Sie fuhr oft stundenlang mit ihren Freundinnen auf dem Fahrrad durch die Siedlung und wartete auf den Eismann, der jeden Abend seine Runde drehte. Lisa liebte Vanilleeis und Erdbeeren. Ihre Lieblingsfarbe war Rosa, manchmal aber auch Blau. In der Schule war die heimlich in den dunkelhaarigen Orkan verliebt, der sie in der Pause immer auskitzeln wollte. Doch weil sie so schnell war, rannte sie ihm oft davon. Lisa hatte viele Freundinnen und war ein glückliches Mädchen. Leider gab es da eine Sache, die Lisa gar nicht mochte. Es war das Lesen. Sie konnte zwar inzwischen die Buchstaben aneinander reihen, doch sie war jedes Mal verzweifelt, 10

wenn sie etwas laut vorlesen musste. Lesen war für Lisa inzwischen zur schlimmsten Sache der Welt geworden. „Lieber schlage ich mir das Knie auf!“, sagte sie einmal, als sie wieder lesen musste. Alle Bücher, die sie als kleines Kind so geliebt hatte, mochte sie plötzlich nicht mehr. Das Schlimme war, dass sie zum letzten Geburtstag ganz viele neue Bücher bekommen hatte. „Jetzt bist du ja ein richtiges Schulkind. Da kannst du viel lesen!“, hatten Oma und Opa gesagt und ihr ein dickes Buch überreicht. Überhaupt drehte sich alles nur noch um das Lesen. Selbst die Zahnfee hatte ihr als Überraschung drei Pixi Bücher unter das Kopfkissen gelegt und ständig musste sie mit ihrer Mutter und Peter einen langweiligen Ausflug in die Bücherei machen. Lisa fragte sich oft, warum man überhaupt lesen musste. Schließlich gab es doch CDs, auf denen die Geschichten viel besser klangen. Li11

sa mochte die unterschiedlichen Stimmen und die Musik. Lesen war völlig überflüssig. Wenn sie jemand fragte, wie alt wie war, kam jedes Mal der Ausruf: „Oh, da kannst du ja schon lesen!“ Sogar die Bäckersfrau hatte ihr neulich freundlich zugelächelt, als sie ihr die Brötchentüte mit der Tageszeitung in die Hand gedrückt hatte. „Na, jetzt kannst du deinen Eltern wohl die Zeitung schon vorlesen!“ Doch Lisa hatte nur traurig auf den Boden geschaut. Immer und überall ging es um das Lesen. Alle anderen Sachen zählten auf einmal nicht mehr. Und weil die Lehrerin auf dem Elternsprechtag der Mutter gesagt hatte, dass Lisa ein wenig lesen üben sollte, musste Lisa jeden Abend ihrer Mutter und dem Bruder fünfzehn Minuten etwas laut vorlesen. Das war ja so schrecklich! Wie gemein von der Lehrerin und von der Mutter. Jetzt hatten sie sich auch noch verbündet.

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Auch an diesem Abend fand wieder einmal die gemeinsame Lesezeit statt. Alles Quengeln hatte nichts genützt, die Mutter war hart geblieben und wollte das Ereignis auf keinen Fall ausfallen lassen. „Wenn ich nicht lesen muss, spiele ich auch das ganze Wochenende mit Peter!“, hatte Lisa der Mutter vorgeschlagen, aber die Mutter hatte nur mit dem Kopf geschüttelt. „Wenn ich nicht lesen muss, bin ich immer ganz lieb und machte dir keinen Ärger. Ich wische das Treppenhaus und helfe dir im Haushalt!“ Wieder schüttelte die Mutter den Kopf. „Ich gehe sofort ins Bett und esse jeden Tag einen Apfel!“ „Ich gehe jeden Tag um sieben ins Bett!“ „Ich gucke nie mehr fernsehen!“ „Ich gehe zum Frisör und zum Zahnarzt!“ „Ich harke den Rasen ab und streiche den Zaun!“ Es nützte alles nichts. Lisa musste lesen. 13

Gemeinsam mit der Mutter und ihrem kleinen Bruder saß sie auf dem Sofa und las ein Kapitel aus dem Buch: Bibi und der Turbobesen. Sie hatte bereits fünf Minuten geschafft, da passierte es. „Dann flog Bibi mit dem Besen in eine Schwe ...fe...!“ Weiter kam Lisa nicht, denn sie 14

schmiss das Buch im hohen Bogen in die Luft. Dann rannte sie wütend in ihr Zimmer. „Ich verstehe nie, was ich lese!“, heulte sie aufgebracht. Peter lachte. „Lesen ist lustig!“, sagte er und klatschte fröhlich in die Hände. „Am besten finde ich, dass man das Buch am Ende in die Luft schmeißt!“ „Lisa, komm zurück!“, rief die Mutter und versuchte ihre Tochter zu beruhigen. „Du hast doch gut gelesen! Das Wort, das du nicht verstanden hast, heißt Schwefel – Sahne – Torte! Das ist ein schweres und langes Wort!“ Aber Lisa kam an diesem Abend nicht mehr aus ihrem Zimmer. Die Mutter wunderte sich nach einer Weile, was Lisa die ganze Zeit machte. Sie lauschte an der Tür und hörte plötzlich lautes Gepolter. „Darf ich hereinkommen?“, fragte sie vorsichtig. „Meinetwegen!“, antwortete Lisa muffelig. Vorsichtig öffnete die Mutter die Kinderzimmertür. Da sah sie die Bescherung: Lisa hatte alle Bücher 15