Kerstin Brunner Feenstaub liegt in der Luft Kinderbuch

während sie den Waldboden nach heruntergefal- ... balancieren, als von oben ein leises Rauschen in ... „Ich werd`s euch schon noch zeigen, ihr alten.
256KB Größe 5 Downloads 305 Ansichten
1

Kerstin Brunner

Feenstaub liegt in der Luft Kinderbuch freie edition © 2011 AAVAA Verlag UG (haftungsbeschränkt) Quickborner Str. 78 – 80, 13439 Berlin Alle Rechte vorbehalten www.aavaa-verlag.de 1. Auflage 2011 eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Umschlaggestaltung: Kerstin Brunner Printed in Germany ISBN 978-3-86254-620-6

2

Dieser Roman wurde bewusst so belassen, wie ihn die Autorin geschaffen hat, und spiegelt deren originale Ausdruckskraft und Fantasie wider. Alle Personen und Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

3

Inhaltsverzeichnis

1.

Aufgeben gilt nicht

2.

Übermut tut selten gut

3.

Übung macht den Meister

4.

Der Teufelsritt

5.

Im Menschenlager

6.

Wirbel um Sisa

7.

Wer findet die Fee?

8.

Von kleinen und großen Überraschungen

9.

Nur ein kleines Wort

10.

Der große Goblin-Vernichtungs-Plan

11.

Frisch gewagt ist halb gewonnen

12.

In letzter Sekunde

13.

Alles oder nichts

14.

Ein Traum wird wahr

4

1. Aufgeben gilt nicht Sisa, die kleine Waldfee, war ein bisschen unzufrieden. So wie jeden Tag war sie auch heute wieder damit beschäftigt, Beeren und andere Waldfrüchte zu sammeln. Doch obwohl sie schon eine ganze Weile unterwegs war, wollte und wollte ihr Körbchen einfach nicht voll werden. Zwischendurch seufzte sie leise vor sich hin, während sie den Waldboden nach heruntergefallenen Beeren absuchte. Sie hatte es nun auch wirklich nicht leicht, denn im Gegensatz zu den anderen Waldfeen, die munter durch die Lüfte schwirrten, um die Brombeeren und Stachelbeeren direkt von den Sträuchern zu pflücken, musste sie mühsam die abgefallenen Früchte vom Boden aufheben. Puschel, ihr allerbester Freund, versuchte sie aufzumuntern, indem er allerlei Kunststückchen und Späßchen für sie veranstaltete. 5

Gerade eben versuchte er, auf seinem puscheligen Eichhörnchenschwanz eine Haselnuss zu balancieren, als von oben ein leises Rauschen in den Blättern zu hören war. Sisa hob den Kopf und runzelte die Stirn. „Oh nein“, raunte sie zu Puschel hinüber, „die haben mir jetzt gerade noch gefehlt!“ Das Eichhörnchen wandte sich erschrocken um, sodass die Nuss vom Schwanz herunter, direkt auf seinen Kopf purzelte. „Aua!“ Puschel rieb sich die Stelle mit der Pfote und sah aus den Augenwinkeln, wie sich die Äste über ihm auseinanderbogen und ein schadenfrohes Gelächter ertönte. „Schau dir nur die zwei lahmen Schnecken dort unten an, Enzy, wenn die in dem Tempo weitermachen, stehen die noch hier und suchen Beeren, wenn wir schon in unseren gemütlichen Winterhöhlen liegen und vom nächsten Sommer träumen!“ 6

Enzy hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte hinein. Provozierend drehte sie Sisa den Rücken zu und klapperte mit ihren fast durchsichtigen Feenflügeln. „Schau mal Sisa, die hier kann man auch benutzen. Sie sind nicht nur zur Zierde da!“ „Warte nur!“ Sisa ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten und reckte sie in Enzys Richtung. „Ich werd`s euch schon noch zeigen, ihr alten Lästermäuler!“ Enzy rümpfte das Näschen und hakte sich bei ihrer Freundin unter. „Komm mit, Leandra, lassen wir die Trantüte mit ihrem Fellknäuel weiter buckeln. Die wollen es ja nicht anders.“ Die beiden Feen erhoben sich wieder in die Lüfte und mit sanften Flügelschlägen machten sie sich davon. „Typisch“, murmelte Puschel, „haben wieder nichts Besseres zu tun, als mal eben hier aufzutauchen und Ärger zu machen.“ 7

Sisa ließ sich langsam auf den Boden plumpsen, lehnte sich gegen eine Wurzel und stützte den Kopf in die Hände. „Das Schlimmste daran ist, dass sie ja eigentlich recht haben.“ Sie trat zornig mit den Füßen gegen ihren Korb, so dass die wenigen Beeren, die sie gefunden hatte, über den Boden kullerten und seufzte. Puschel hüpfte zu ihr hinüber und versuchte, sie mit seinem dicken, weichen Schwanz zu kitzeln, doch Sisa stieß ihn weg. „Lass mich in Ruhe, Puschel.“ Ärgerlich versuchte sie, nach hinten zu fassen, um an ihren Flügeln zu zupfen. „Dumme Dinger! Kann ich euch nicht einfach länger ziehen, damit ihr endlich funktioniert?“ „Ach Sisa“, Puschel war zum Glück nicht so schnell eingeschnappt, „sei doch nicht so ungeduldig. Sie werden schon noch wachsen. Komm, steh auf.“ Er nahm sie an den Händen und zog sie auf die Füße. „Wenn die beiden Tratschtanten rum8

posaunen, dass wir heute noch nichts gesammelt haben, bekommst du echt noch richtigen Ärger.“ Sisa seufzte noch einmal, dann fasste sie in Puschels Fell und schwang sich auf seinen Rücken. Der hangelte sich geschickt am nächsten Baumstamm entlang und sprang geschwind von Ast zu Ast, sodass Sisa der Wind durchs Feenhaar fuhr und ihr grünes Blätterkleidchen anhob. Ihre Laune besserte sich sofort wieder und sie wuschelte ihrem Freund liebevoll durch das dichte, goldbraune Fell. Sie fegten zusammen so heftig durch einen Stachelbeerstrauch, dass die Früchte nur so zu Boden kullerten und Sisa ihr Körbchen anschließend im Handumdrehen voll hatte. Sie kicherte: „Dass wir da nicht schon viel früher drauf gekommen sind? Mit der Methode werde ich noch die beste Sammler-Fee im ganzen Feenwald!“ .

9

Später am Abend, nach getaner Arbeit, kurz bevor die Sonne hinter den Baumspitzen des Waldes verschwand, trafen sich die Feen wie immer, um gemeinsam zu feiern. Nun muss man wissen, dass Feen im Allgemeinen ein sehr lustiges Völkchen sind, das unheimlich gerne feiert und tanzt und lacht. Sie brauchen auch gar keinen besonderen Grund dazu. Die Tatsache, dass sie endlich Feierabend haben, genügt ihnen vollkommen. Sisa freute sich immer schon den ganzen Tag auf diese abendlichen Treffen, denn dort gab es jedes Mal viel zu sehen und zu hören. Auch heute waren wieder die verschiedensten Feen zusammengekommen, um sich zu unterhalten, um zu singen und zu tanzen. Sie sah eine Gruppe Boten-Feen heranflattern und bestaunte deren kräftige, große Flügel. Sie belauschte die Zauber-Feen, wie sie sich über den neuesten Wärme-Zauber unterhielten und 10

sie entdeckte heute sogar ein paar Heil-Feen, die sich für gewöhnlich nicht mit dem normalen Feen-Volk abgaben. Doch am meisten freute sich Sisa, wenn die Künstler-Feen dazu kamen. Die Künstler-Feen waren einfach genial: Sie konnten Feenflügel mit den schönsten und filigransten Mustern bemalen, sie konnten die schwierigsten Musikinstrumente spielen und sie erfanden herrliche Reime und Gedichte. Eine Künstler-Fee war in Sisas Augen etwas ganz Besonderes. Zu guter Letzt flatterten stets die Lichter-Feen herbei, denn sie mussten warten, bis die letzten Sonnenstrahlen die Erde berührten, um ein klein wenig Licht einzufangen und es den Glühwürmchen zu schenken. Diese schwirrten nun emsig um das muntere Feen-Treiben herum und sahen dabei aus wie kleine Lampions.

11

Sisa holte sich einen Blütenkelch mit Nektar und setzte sich mit Puschel etwas abseits auf die Äste eines Holunderstrauches. Schweigend betrachteten sie die lustige Gesellschaft unter ihnen. Eine ganze Schar kleiner Feen-Mädchen saß dort in geringer Entfernung beieinander und lauschte andächtig den Erzählungen der RatsFeen. Auch Sisa lauschte interessiert den spannenden Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. „Und man konnte wirklich damals den Wald verlassen und überall frei herumflattern?“ Mia, eine kleine Boten-Fee, sah die Rats-Feen mit großen Augen an. „Bitte erzählt uns noch mal davon! Wie ist es, im hellen Sonnenschein zu fliegen?“ Felicia kam lächelnd der Aufforderung nach: „ Es ist einfach unbeschreiblich schön. Das Sonnenlicht ist herrlich warm und weich. Es strei-

12

chelt einem sanft über die Flügel und man fühlt sich so leicht und unbeschwert. Jenseits des Waldes gab es damals grüne Wiesen und Hügel. Ach ja, und natürlich Flüsse und Seen. Dort ist so viel Wasser, dass man von einem Ufer aus nicht bis zum anderen Ufer sehen kann. Ihr könnt es euch nicht vorstellen, wie wunderschön das aussieht.“ Sisa schloss die Augen und versuchte, sich diese abenteuerliche Welt auszumalen. Es musste so aufregend gewesen sein, damals zu leben. Wie sehr wünschte sie sich, sie wäre ein paar hundert Jahre früher zur Welt gekommen und hätte das alles auch miterleben können. „Erzählt uns von den Menschen!“, rief eine der kleinen Feen. „Oh ja, bitte, erzählt von den Menschen!“, riefen die Mädchen im Chor.

13

Felicia lächelte: „Da soll mal meine liebe Freundin Begona weitererzählen. Sie kannte damals nämlich selbst ein paar Menschen.“ Die Mädchen blickten ehrfurchtsvoll zu der alten, weisen Rats-Fee hoch, die nachdenklich ihre Stirn in Falten legte und dann mit sanfter Stimme zu erzählen begann. Die Mädchen rückten noch enger zusammen, um ja nichts zu verpassen und auch Sisa beugte sich noch ein Stückchen weiter vor, um Begona besser hören zu können. „Nun, wie ihr ja alle wisst, lebten Feen und Menschen damals noch in Frieden zusammen. Wir Feen halfen den Menschen bei ihren Arbeiten und dafür beschenkten sie uns oft mit feinen Honig-Plätzchen oder kandierten Früchten, die sie selbst gemacht hatten. Es war eine schöne Zeit, damals.“ Begona seufzte bei dem Gedanken an diese Köstlichkeiten und auch Sisa lief das Wasser im 14

Munde zusammen: Honig-Plätzchen – wie lecker mussten die wohl sein. Nur zu gerne hätte sie auch einmal davon gekostet. Begona erzählte weiter: „Auf den Wiesen blühten die herrlichsten Blumen, in allen Farben und Formen. Es war eine Pracht! Die Menschen pflückten die Blütenblätter und machten daraus feine Öle oder Tee. In meinem Leben habe ich noch nie etwas Besseres getrunken als frischen Holunderblüten-Tee!“ „Wie sahen sie denn aus, diese Menschen?“ Begona lächelte: „Na ja, eigentlich unterscheiden sie sich vor allem in zwei Dingen von uns Feen: Sie sind viel, viel größer – seht ihr diesen Haselnussstrauch dort drüben? Ungefähr so groß ist ein Mensch. Und dann haben sie keine Flügel und können deshalb natürlich auch nicht fliegen. Sie müssen immer zu Fuß gehen.“ „Na, das kommt mir ja bekannt vor …“, raunte Sisa zu Puschel hinüber. „Ich würde zu gerne mal einen Menschen sprechen, um ihn zu fragen, 15