Katechese_Die dritte Ankunft Christi

09.12.2008 - In seiner dritten und letzten Ankunft wird der Herr nicht ... verborgen bleiben wird, damit jede Generation wachsam darauf wartet. Auch ... Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in.
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II. Die dritte Ankunft Christi KHG-Wien, 9.12.2008 + Wie war die erste Ankunft Christi? Der Herr hat sich vor 2000 Jahren auf der Erde als Mensch unter den Menschen offenbart. Er kam im Fleisch und in Schwachheit. Seine zweite Ankunft findet hingegen in unserer Gegenwart statt. Heute kommt er zu uns. Wie? Auf eine diskretere Art und Weise. Noch mehr als in der ersten im Fleisch und in Schwachheit: Er kommt zu uns nicht durch einen konkreten Menschen, Jesus von Nazareth. Oder besser gesagt kommt doch Jesus von Nazareth in der Gegenwart zu uns, aber durch die Einheit unter den Menschen, die an ihn glauben. Christus hat, kurz vor seinem Aufstieg zum Himmel, versprochen, am Ende der Welt wieder zu kommen. In seiner dritten und letzten Ankunft wird der Herr nicht in der Schwachheit, sondern „mit großer Macht und Herrlichkeit“ (Lk 21, 27) zu uns kommen. Die zweite Ankunft – heute – ist wie ein Weg von der ersten zu der letzten Ankunft. Die Präsenz von Jesus von Nazareth breitet sich auf der Erde wie ein Ölfleck aus: meistens unbemerkbar, leise, von Mensch zu Mensch, durch die zwischenmenschlichen Beziehungen, durch das Netz seiner Kirche. I. Die Signale Was wissen wir nicht über die dritte Ankunft? Die Stunde der dritten Ankunft wissen wir nicht (Apg 1, 7). Die heilige Schrift sagt, dass uns das bis zuletzt verborgen bleiben wird, damit jede Generation wachsam darauf wartet. Auch wissen wir nicht, wie dieses Ende genau aussehen wird.

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Was wissen wir doch über dieses Ende? Der Herr hat einige Signale von seiner letzten Ankunft erwähnt. Die Deutung dieser Zeichen ist aber gar nicht so einfach. Ich sage euch einige von diesen Hinweisen: Erstens: Der Herr wird noch von bösen Mächten angegriffen (vgl. 2 Thes 2, 7). Es wird eine besondere Zeit der Not und der Prüfung durch das Böse geben. Die Kirche wird dabei gar nicht verschont sein. Zweitens: Diese letzte Prüfung wird von Verfolgung und von Erschütterung des Glaubens gekennzeichnet sein. Der Antichrist wird viele Menschen betrügen. Er wird sich statt Gott und seinem in Fleisch gekommenen Messias von den Menschen verherrlichen lassen. Anfänge von diesem Betrug haben wir schon in unserer Geschichte erlebt. Jedes mal, das irgendein Politiker uns endgültige und messianische Hoffungen versprochen hat (z.B. Stalin und Hitler). Drittens: Das Reich wird nicht durch einen geschichtlichen Triumph der Kirche zustande kommen (vgl. Offb 3, 18), sondern durch den Sieg Gottes im Endkampf mit dem Bösen. Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt uns: Nach der letzten kosmischen Erschütterung dieser Welt, die vergeht (2 Petr 3, 12-13), wird es in Gestalt des letzten Gerichts zum Triumphs Gottes über den Aufstand des Bösen kommen (vgl. Offb 20, 12). (KKK 677) Viertens: Die letzten Tage werden für uns Tage der Kämpfe sein. Es wird für uns Christen eine Zeit des Harrens und des Wachens. Fünftens: Der Messias wird von „ganz Israel“ (Röm 11, 26; Mt 23, 39) anerkannt werden. Die Vollzahl der Juden (Röm 11, 12) wird in das messianische Reich eintreten. Erst dann wird sich alles verwirklichen, indem „Gott alles in allem“ (1 Kor 15, 28) sein wird.

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Sechstens: Christus wird alles unterworfen sein (vgl. 1 Kor 15, 28). So wird es „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ geben (…). Deswegen beten wir, besonders in der Messe um das rasche Eintreten der Wiederkunft Christi: „Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“. Was bringt uns das Ende der Welt? Die endgültige Herrschaft der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. II. Das Jüngste Gericht Bis jetzt haben wir einige Signale erwähnt, die nach der Heiligen Schrift auf die Wiederkunft Christi hinweisen. Was passiert aber tatsächlich, wenn er doch kommt? Das Ende der Welt wird der Tag des Gerichtes sein. An diesem Tag wird das Verhalten (vgl. Mk 12, 38-40) von allen Lebenden und Toten gerichtet werden. Das Urteil dieses Gerichts ist endgültig. Und zwar hat es zwei Formen: Annahme oder Verwerfung. Der geheimste Herzensgrund eines jeden wird aufgedeckt werden. (vgl. Lk 12, 1-3; Joh 3, 20-21; Röm 2, 16; 1 Kor 4, 5). Nach welchem Kriterium wird sich zeigen, ob man die Gnade und die Liebe Gottes angenommen oder zurückgewiesen hat? Das Kriterium wird die Haltung gegenüber dem Nächsten sein (vgl. Mt 5, 22; 7, 15). Jesus wird sagen: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40). Wem kommt das volle Recht zu, über die Werke und die Herzen der Menschen endgültig zu urteilen? Christus. Der Vater hat „das Gericht ganz dem Sohn übertragen“ (Joh 5, 22). Aber Jesus selbst hat uns gesagt, dass er nicht gekommen ist, um zu richten, sondern um zu retten (vgl. Joh 3, 17) und das Leben zu geben, das in ihm ist (vgl. Joh 5, 26). Wie sind diese zwei Behauptungen, dass Christus

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vom Vater beauftragt ist, zu richten und dass er nicht gekommen ist um zu richten, sondern um zu retten, zu vereinbaren? Wir können mit Jesus folgendes sagen: „Wer in diesem Leben die Gnade zurückweist, richtet sich schon jetzt selbst“ (vgl. Joh 3, 18; 12, 48). Jeder kann sich selbst sogar für die Ewigkeit verurteilen, wenn er vom Geist der Liebe nichts wissen will (vgl. Mt 12, 32; Hebr 6, 4-6; 10, 26-31). Das Gute und das Böse wachsen im Laufe der Geschichte nebeneinander. Wie Weizen und Unkraut auf einem Acker, aber am Tag des jüngsten Gerichts wird alles genau unterschieden werden. Das Gericht wird endgültig, aber es wird die Möglichkeit der Bereinigung geben. Es wird einen Zwischenstand geben, bis die, die es brauchen, für die Begegnung mit Gott fähig gemacht werden. Im Gericht sieht sich der Mensch ganz im heiligen Licht Gottes. Guardini beschreibt es so: „Die Zustände und die Ursache, das Zufällige und das Wesentliche, das Äußere, Innere und Innerste, das bisher schon Gekannte und das Verborgene, ob es nun bloß zu tief lag, oder vergessen war, oder verdrängt und zugeschüttet wurde – alles. Und er sieht es ohne jeden Schutz. Was sonst unempfindlich macht: Stolz, Eitelkeit, Ablenkung, Gleichgültigkeit – alles das ist weg. Er ist ganz offen, ganz fühlend, ganz gesammelt. Und er will. Er steht auf Seiten der Wahrheit gegen sich selber. Er ist bereit, seinem eigenen Leben, all dem Versäumten, Halben, Wirren darin standzuhalten. In einem geheimnisvollen Leiden stellt das Herz sich der Reue zur Verfügung und überliefert sich so der heiligen Macht des Schöpfergeistes. Daraus wird das Versäumte neu geschenkt. Das Falschgemachte wird in Ordnung gerückt. Das Böse umgelebt und ins Gute hinübergebracht. Nicht äußerlich verbessert, sondern so, dass alles durch das in der Reue wirkende Geheimnis der umschaffenden Gnade hindurchgeht und neu entsteht. Das ist die Läuterung, von der die Kirche spricht.“ (Guardini – Die letzten Dinge – S. 53)

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Papst Benedikt sieht es so:„Bei den allermeisten – so dürfen wir annehmen – bleibt ein letztes und innerstes Offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott im Tiefsten ihres Wesens gegenwärtig. Aber es ist in den konkreten Lebensentscheidungen überdeckt von immer neuen Kompromissen mit dem Bösen – viel Schmutz verdeckt das Reine, nach dem doch der Durst geblieben ist und das hoch auch immer wieder über allem Niedrigen hervortritt und in der Seele gegenwärtig bleibt. Was geschieht mit solchen Menschen, wenn sie vor den Richter treten? Ist all das Unsaubere, das sie im Leben angehäuft haben, plötzlich gleichgültig?(…) (…) Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst (…) Im Augenblick des Gerichts erfahren und empfangen wir dieses Übergewicht seiner Liebe über alles Böse in der Welt und in uns. Der Schmerz der Liebe wird unsere Rettung und unsere Freude.“ (Spe Salvi N. 46-47) III.

Der Tod und der Leib

Machen wir jetzt einen Schritt zurück. Vom Ende der Welt zum Ende unseres Lebens. Was passiert uns nach dem Tod? Erstens: Das ewige Leben. Nach dem Tod treten wir in das ewige Leben ein. Das neue Leben, das nach dem Tod kommen soll, ist nicht die bloße Fortdauer der Seele, ist nicht die Verlängerung des irdischen Lebens in dem Bereich des Jenseits hinüber. Das neue Leben wurzelt in der persönlichen Beziehung zu Christus. Zweitens: Unmittelbar nach dem Tod, also schon bevor das Ende der Welt, die Wiederkunft Christi und das letzte, das jüngste Gericht stattfindet, wird jeder von uns ein besonderes Gericht erhalten. Einem Jeden wird unmittelbar nach dem Tod

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entsprechend seinen Werken und seinem Glauben vergolten. Es geht um ein letztes Schicksal der Seele, das für die einzelnen Menschen unterschiedlich sein kann. Davon sprechen das Gleichnis vom armem Lazarus (vgl. Lk 16, 22), das Wort Christi am Kreuz zum guten Verbrecher (vgl. Lk 23, 43), sowie weitere Texte des Neuen Testamentes (vgl. 2 Kor 5, 8; Phil 1, 23; Hebr 9, 27; 12, 23) KKK 1022 „Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem besonderen Gericht, das sein Leben auf Christus bezieht - entweder durch eine Läuterung [Vgl. K. v. Lyon: DS 857-858; K. v. Florenz: DS 1304-1306; K. v. Trient: DS 1820] hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt [Vgl. Benedikt XII.: DS 1000-1001; Johannes XXII.: DS 990] oder indem er sich selbst sogleich für immer verdammt [Vgl. Benedikt XII.: DS 10]. „Am Abend unseres Lebens werden wir nach unserer Liebe gerichtet werden" (Johannes vom Kreuz, dichos 64)“. Drittens: Im Tod trennt sich die Seele vom Leib. Der Leib des Menschen wird verwesen. Nach unserem Tod lebt die unsterbliche Seele weiter. Sie wird Gott entgegen gehen und darauf warten, bis sie einst am Ende der Welt mit ihrem verherrlichten Leib wieder vereint wird. Jesus wird dann kraft seiner Auferstehung unserem Leib das unvergängliche Leben geben. Er wird unseren verherrlichten Leib mit unserer Seele wieder vereinen. Wie wird diese Vereinigung sein? Wer wird auferstehen? Alle Menschen, die gestorben sind. Dann werden sie alle gerichtet werden (Joh 5, 29). Es geht nicht nur um die Unsterblichkeit der Seele, (dazu haben wir schon Platon, Sokrates…) sondern viel mehr um die Auferstehung der Toten und das ewige Leben des Menschen. Es geht um die Erlösung der ganzen Wirklichkeit, um die Bestimmung der ganzen Person und ihrer Geschichte. Es geht um ein neues Dasein, wo nichts verloren geht.

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Gleich wie Christus mit seinem eigenen Leib auferstanden ist, werden wir alle mit unseren Leibern auferstehen, die wir jetzt tragen. Unser Leib wird aber in „die Gestalt eines verherrlichten Leibes“ verwandelt werden (vgl. Apg 4, 33), in einen „überirdischen Leib“ (1 Kor 15, 44). Paulus geht diese Frage an: „Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt? Was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn ... Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich ... die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt ... Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit" (1 Kor 15,35-37. 42. 52-53). Das Samenkorn muss in die Erde und dort sterben, das heißt, seine Form verlieren, damit die Pflanze entstehen kann. Auch im Menschen gibt es zwei Leiblichkeitsformen: die irdische und die himmlische. Die erste ist das Samenkorn der zweiten. Auch zwischen ihnen ist der Tod. Wo liegt der Unterschied? Die Pflanze entsteht aus dem Samenkorn. Der himmlische Leib nicht so aus dem irdischen. Da ist der Eingriff einer Macht nicht von innen her, sondern von außen, von Gott, der den Menschen wiederherstellt. Dieses „Wie“ übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen. Da kommen die typischen Fragen: Leib ist auch Geschichte. Wird unser Leib mit der Gestalt von der Kindheit, mit der von der Jugendzeit, oder mit der von der Reifezeit auferstehen? Mit welchem Alter werden wir den himmlischen Leib haben? Wenn wir Leib sagen, ist daran unsere bloße anatomische Körperlichkeit gemeint? Und was ist mit meinem Kleid, meinem Schmuck, meinem Haustier?

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Wie können nicht phantasieren, aber einiges können wir schon erwähnen: alle Gestalten unseres Leibes müssen irgendwie im auferstandenen Leibe enthalten sein. Die Zeit verschwindet nicht, sondern wird anders: sie wird in der Ewigkeit aufgehoben. Nicht ein Teil, sondern das ganze gewesene Leben wird auferstehen. Nichts, was darin gewesen ist, ist vernichtet. Wir dürfen auch sagen, dass das Werden des neuen Leibes nicht etwas Plötzliches ist. Das Geheimnis des Todes und der Auferstehung beginnt schon in diesem Leben. (vgl. Röm 6) Aber zu dieser Auferstehung gehört letztendlich die ganze Schöpfung. Die ganze Welt wird erlöst, aber nicht unmittelbar, sondern durch den Menschen hindurch. Deswegen sagt Paulus, dass „die ganze Schöpfung mitseufzt“ (Röm 8, 22). Das, was durch die Eucharistie geschieht, ist ein Unterpfand, ein Anfang von dem, was am Ende der Welt mit unserem Leib passieren wird. Normalerweise macht sich unser Leib die Speisen durch das Verdauen zu Eigen. Im Fall der Eucharistie geschieht aber etwas Umgekehrtes: Wir werden zu dem, was wir empfangen. Analogerweise wird unser Leib von Christus vollendet, verklärt, ihm ähnlich gemacht werden. Jeder von uns wird durch den eigenen verklärten Leib eine Art neuer Harmonie mit dem ganzen Universum erfahren. In Christus werden wir den ganzen Kosmos als die Peripherie unseres Leibes in einer wunderbaren Einheit erleben.