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Peter Hüls. Heilbronn. Der Geist ..... Paul stand vor ihm, auch er links mit fast vollem Bier- krug. ... reger Betrieb. Paul nahm die Menschen kaum wahr, inner-.
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Peter Hüls

Heilbronn Der Geist einer Stadt Erzählung

Inhalt PROLOG ........................................................................... 5 ERSTER TRAUM ................................................................ 7 KAPITEL 1 ....................................................................... 11 KAPITEL 2 ....................................................................... 14 KAPITEL 3 ....................................................................... 20 KAPITEL 4 ....................................................................... 25 KAPITEL 5 ....................................................................... 28 KAPITEL 6 ....................................................................... 38 KAPITEL 7 ....................................................................... 39 KAPITEL 8 ....................................................................... 42 KAPITEL 9 ....................................................................... 48 KAPITEL 10 ..................................................................... 52 KAPITEL 11 ..................................................................... 64 KAPITEL 12 ..................................................................... 72 KAPITEL 13 ..................................................................... 77 KAPITEL 14 ..................................................................... 84 KAPITEL 15 ..................................................................... 97 KAPITEL 16 ................................................................... 106 KAPITEL 17 ................................................................... 115 KAPITEL 18 ................................................................... 120 KAPITEL 19 ................................................................... 126 KAPITEL 20 ................................................................... 132 KAPITEL 21 ................................................................... 137 KAPITEL 22 ................................................................... 146 KAPITEL 23 ................................................................... 151 KAPITEL 24 ................................................................... 154 ZWEITER TRAUM .......................................................... 159

EPILOG ......................................................................... 161 IMPRESSUM .................................................................. 164 LESEEMPFEHLUNG ... ................................................... 166 LESEEMPFEHLUNG ... ................................................... 168 LESEEMPFEHLUNG ... ................................................... 170

PROLOG

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ahre danach ist er diese Strecke noch häufig gefahren ... Die Straße war wie ein Band in eine liebliche Landschaft gepresst, die durch sanfte Hügel und weite Täler führte. Zu jeder Jahreszeit zeigte sich die Gegend in einem anderen Kleid. Schon viele Kilometer vor der Stadt regte sich etwas in ihm. Paul versuchte ein Gespräch mit der Person an seiner Seite in Gang zu halten, um mögliche Bemerkungen wie: »Und, hast du wieder Schmetterlinge im Bauch?«, oder: »Na, Herzklopfen?«, zu vermeiden. Kurz vor der Stadt war es dann endgültig da, dieses flaue Gefühl im Magen. Der Puls stieg stetig an. Es fiel ihm schwer, mit seinen Gedanken bei der Sache zu bleiben. Dann kam dieser Anstieg, an seinem höchsten Punkt konnte man bereits die Peripherie der Stadt erkennen. Seine Atmung ging schneller, sein Herz klopfte stärker. Die Stadt war selten klar zu erkennen. Im Sommer lag meist eine smogartige Dunstglocke über ihr. Im Herbst dann füllte sich das Tal samt der Stadt meist mit leichtem oder auch mal dichterem Nebel, der ihre Silhouette gar nicht oder nur in Schattierungen erkennen ließ. Aber immer erkannte man zuerst das Kraftwerk, das die Region mit Energie versorgte und in seiner prallen Wucht, wie ein riesiger Sarkophag wirkte. Es thronte am Ufer des Flusses, der bei Sonnenschein seine versilberte Spiegelung zum Himmel sandte. Seine zwei Schlote ließen ihre Rauchfahnen gleich

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Engelsarmen über die Stadt gleiten, so als müssten sie für ihre Ruhe und Stille und die der Seelen darin sorgen. Es ließ die Stadt wie einen nicht enden wollenden Friedhof erscheinen. Sein Innerstes kauerte in ihm, machte sich klein und legte sich zum Schutz die Hände über den Kopf. Vor vielen Jahren hat er sie hier begraben, sie war ähnlich einer kleinen verschließbaren Schatulle, darin befand sich das Leuchtendste und Kostbarste, das er bis dahin glaubte zu besitzen.

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ERSTER TRAUM

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ur wenige Lichter brannten in der Kneipe. Sie bestand im vorderen Bereich aus einer umlaufenden Holztheke und war ansonsten in kleine Nischen mit Tischen und Stühlen eingeteilt, die durch Holzgeländer voneinander getrennt waren. In der Mitte standen zwei Stehtische. Das Mobiliar war auch ansonsten aus Holz gefertigt, wodurch sich eine gemütliche Atmosphäre ausbreitete. Seine Begleiter hatten sich um einen der Stehtische versammelt, leicht verdeckt durch eine Stütze, die zwischen seinem Standpunkt im Eingangsbereich und ihnen lag. Er nahm sie nur schemenhaft wahr, da er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Das Lokal war nur mittelmäßig besucht. Doch der Abend blieb nicht ereignislos. Irgendwann später bekam er mit, wie es hinter ihm am Tresen Streit gab. Paul drehte sich um und sah diese zwei Männer wild gestikulierend an der Theke stehen. Weshalb er einen Moment später bei ihnen stand, war ihm unklar. Die zu ihm stehende Person, die wohl aggressivere, trug gewöhnliche Jeans und darüber ein Jackett ähnlich einer Kapitänsuniform, hatte kurze Haare und machte in seiner Erscheinung einen sehr gepflegten Eindruck. In seiner linken Hand hielt er ein fast leeres Bierglas. Paul stand vor ihm, auch er links mit fast vollem Bierkrug. In Wartestellung verharrend suchte er vorsichtig ein Gespräch, seinen Arm stets zur Abwehr bereit – er erwartete jeden Moment den Angriff seines Gegenüber. Doch gab

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er sich überhaupt nicht streitsüchtig. Er begann munter mit Paul zu plaudern und sie waren sehr schnell in ein angeregtes Gespräch vertieft. Von seiner Umgebung nahm Paul nicht mehr sehr viel wahr, nur die zwei Personen im Hintergrund, die bunte Fastnachtsperücken trugen, die sah er noch recht deutlich. Dann drang ein Wort in sein Bewusstsein, »Alarm«, und mit diesem die zwei weiblichen Soldaten, die hinter seinem Gesprächspartner am Tresen saßen. Sie fragten in die Runde, was Alarm zu bedeuten hätte. Über ihre Unwissenheit wunderte sich Paul, klärte sie aber auf: »Zu meiner Armeezeit bedeutete das: Bereit machen und sammeln an der Dienststelle.« Weshalb auf einmal alle das Lokal verlassen hatten und begannen, Querfeldein durch eine nasse Wiese zu laufen, hatte sich ihm nicht erschlossen. Sie liefen hintereinander, so war es einfacher, sich einen Weg durch das unwegsame Gelände zu bahnen. In der Ferne sah man die Lichter der Straße, es dämmerte bereits. Da sah Paul etwa dreißig Meter rechts von sich die zwei Soldatinnen auf Fahrrädern an sich vorbei radeln. Seine Verwunderung war groß, wie zügig sie sich einen Weg durch dieses hohe Gras bahnten. Die Lösung kam schnell; nach kurzer Wegstrecke kamen sie auf diesen breit ausgetretenen Wiesenweg, den die Fahrradfahrerinnen benutzten und für sie wenig Hindernis bot und der auch sie jetzt schneller zur Straße bringen würde. Dann sah er SIE das erste Mal – weit vor ihm ging sie. Sie trug einen langen, dunklen Mantel und hatte ihre langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Paul beschleunigte seinen Schritt, um aufzuholen; er spürte es in

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seinem Inneren, sie war es – er wollte genau sie. Es war schon immer so, und sie wollte ihn auch. Mühsam war es für Paul, ihr näher zu kommen, sie ging zügig und er beschleunigte seine Schritte noch mehr. Sein Atem ging schnell und es kribbelte in seinem ganzen Körper, als er zu ihr aufschloss. Bei ihr angelangt, sprach er sie an, doch sie reagierte nicht. Ein weiterer Versuch misslang ebenfalls. Sie lief einfach weiter. Verwunderung kam in ihm auf. Was hatte sie so verletzt und ihr diesen schweigsamen strammen Gang angedeihen lassen? Er folgte ihr mit schnellen Schritten, kam abermals an ihre Seite, konnte aber nur einen undeutlichen Blick auf ihr Profil erhaschen. Sie wirkte irgendwie versteinert. Was war mit ihr geschehen? Beide erreichten die Straße und überquerten sie. Obwohl es fast hell war, brannten die Laternen noch. Leichter Nebel lag in der Luft, die Bäume trugen ihre allerletzten Blätter und es war kalt. Dann gelangten sie an diesen schmalen Kanal, vielleicht zwei Meter breit und nicht sehr tief. Nach unten hatte er eine spitz zulaufende Form, das Wasser war grünlich und in die Kanalwände aus rissigem Beton waren zwei Laufkufen eingelassen. Wie Schienen, die dem Kanal nicht entsprangen – jedenfalls nicht soweit man sehen konnte. Vermutlich liefen auf diesen die Boote mit Rollen, um das Scheuern an den Wänden zu verhindern. Alles war seltsam in seiner Form. Paul folgte ihr, sein Körper war angespannt. Sie gelangten an eine Anlegestelle, die Fahrrinne war hier breiter. In ihr lagen hintereinander ein altes Hausboot und ein noch älteres Tretboot. Dann kam von weiter hinten sehr langsam noch ein schmales, ziemlich langes für Passagiere.

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Es hielt auf Höhe eines Gebäudes, das wohl Kiosk und Haltestelle zugleich war, und entlud seine menschliche Fracht. Auf dem Vorplatz des kleinen Gebäudes herrschte jetzt reger Betrieb. Paul nahm die Menschen kaum wahr, innerlich war er aufgelöst und nur mit ihr beschäftigt. Sie ließ ihn nicht los, und alles um ihn herum wirkte zu dieser frühen Stunde geisterhaft. Sie stieg in das kleine Tretboot, drehte ihm den Rücken zu. Aber nur um gleich darauf den Kopf ihm zuzuwenden und ihm zu bedeuten, auch einzusteigen. Sie saß an der Uferseite im Boot. Über einen kleinen Steg gelangte Paul zum Gefährt. Die untere Rumpfseite des Bootes war braun und der obere Teil gelb gestrichen. Rostbeulen übersäten es von vorne bis hinten. Beim Versuch einzusteigen, sah er das viele Wasser darin – fast bis zur Hälfte war es vollgelaufen. Fragend sah er sie an, sie blickte in die andere Richtung. Es war trübe und kalt und sie saß bis zu den Knöcheln in dieser eisigen Brühe. Paul verstand nicht ... Doch trotz der Kälte und des eisigen Wassers stieg er in das Boot und setzte sich. Erst jetzt wandte sie sich ihm zu, und nun erkannte er die Person deutlich. Paul rang nach Luft und sein Herz fühlte sich an, als würde es zerspringen ...

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KAPITEL 1

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aul schnellte schreiend hoch und bekam kaum noch Luft. Seine Brust tat weh, so als hätte man ihm ein Stück aus dem Körper gerissen. Solche Schmerzen kannte er nicht. Er war schweißgebadet und hatte das Gefühl, sein Herz stehe still. Wann und wo er war, konnte er nicht erkennen. Stockdunkel war es. Er versuchte aufzuspringen, doch alles drehte sich um ihn herum. Ein Abgrund! Ja, es fühlte sich an wie ein Abgrund. Etwas Schlimmes musste geschehen sein. Ganz langsam erkannte er es: Er saß in einem Bett, die Dunkelheit nahm Gestalt an in Form zu einander strebender Wände, die Zimmerdecke drückte von oben – seine Hände tasteten, alles war schweißgetränkt, die Decke zurückgeschlagen. Der erneute Versuch aufzustehen misslang, die Schmerzen waren überall, die Füße fanden keinen Weg. Er roch übel und zitterte am ganzen Körper. Da war die Bettkante, scharf und kalt fühlte sie sich an. Paul erhielt allmählich ein Gespür für den Raum. Aber die Zeit, wo war die Zeit? Wann und wo war er? Er kroch an die Tür, griff mit den Fingern in den schmalen Spalt zwischen Rahmen und Blatt und zog sie auf. Nur mühsam gelang es ihm, sich aufzurichten. Schwaches Licht der Straßenlaternen drang durch den Flur. Torkelnd lief er hindurch in die angrenzende Küche und weiter in ein Esszimmer. Wo befand er sich, wo war die Zeit, und wo war SIE? Er suchte sie, konnte sie nicht

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finden. Nichts konnte er wirklich erkennen, es trommelte in ihm. Sein Körper bebte und rang nach Luft. Plötzlich war es da, wie ein Paukenschlag – die Erinnerung schlug auf ihn ein, sein Mund öffnete sich. Und dann lag alles deutlich vor ihm, der Raum, die Zeit und dieses Gesicht. Pauls Schrei war ähnlich dem eines verletzten Tieres, dessen Instinkte durch diese Laute eine Umkehr der Gegenwart bewirken wollte. Es gab kein Zurück. Der Schock riss ihn entzwei und tat grenzenlos weh. Sein Inneres verschnürte sich, die Brust fühlte sich an wie ein Stein. Er erfasste alles; seine Gegenwart, den Traum, das Heute und Gestern, den Irrsinn und wieder ihr Gesicht. Paul fiel zurück ins Bett, seine Hände drückten Gesicht, Wangen und Mund. Der Schrei wurde erstickt, Tränen schossen ihm in die Augen und sein Inneres krampfte sich zusammen. Alles war da, das Wundervolle in ihrem Lächeln, die Bewegungen ihrer Lippen, das Verharren auf ihren Augen und das Leuchten darin. Das Sanfte ihrer Brührungen, das Fließen der Wärme und des Glücks. Und das Verschmelzen ihrer Seelen und das Gebettetsein in ihr. Die Erinnerung war zurück und auch dieses intensive Gefühl, welches er damals für sie empfand. Das alles war Damals. Heute waren zweiundzwanzig Jahre vergangen. Sein Unterbewusstsein hatte gegraben. Gefunden hatte es etwas, das vor langer Zeit verloren gegangen war. Wie eine verschließbare, lange vermisste kleine Schatulle. Das Licht der Straßenlaterne erleuchtete die Räume nur schwach. Er lief durch sie hindurch, bewegte sich wie in Trance, seine Hände rauften Haare und Gesicht. Er wanderte umher und konnte nicht glauben, was gesche-

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hen war. Seine Wangen brannten. Sein Körper war kalt und nass, sein Blick blieb starr auf alles gerichtet, er konnte aber nichts sehen, seine Augen zerflossen und der Schmerz wütete in ihm. Er legte sich hin, weinte, sprang wieder auf, ging hin und her, raufte sich abermals die Haare und warf sich erneut aufs Bett. Ganz deutlich sah er SIE, ein Gefühl des Schocks durchzog ihn. Wieder sprang er auf, war umher gelaufen, doch der Käfig war verschlossen. Die Zeit stand einfach still. Dennoch vergingen Stunden, es dämmerte bereits, die Laterne erlosch. Deutlich nahm er jetzt seine Umgebung wahr und fühlte sich nicht anwesend. Der Tisch, die Stühle, die Küche, das Bett. Von draußen hörte er den langsam lauter werdenden Gesang der Vögel, doch das war ihm in seinem Zustand gleichgültig. Er konnte nicht glauben, in welcher Zeit und wo er war. Der Traum fand hier und jetzt statt. Die letzten zweiundzwanzig Jahre waren der Traum, an dessen Ende er sich nun befand ... Er redete es sich ein, glaubte daran und freute sich darauf, aufzuwachen und dort zu sein. Doch es wollte nicht enden, wurde Realität. Er war hier und das andere dort. Entschwunden, und in seinen Gedanken wie gestern wieder hier. Seine Augen brannten, als der Wecker klingelte. Jetzt war es Fakt: Alltag, Alter, Umwelt und das Unglück der Liebe hatten ihn eingeholt, der Traum war endgültig vorbei. Das Wohlgefühl, die Strahlung, das Fließen der Wärme, der Glanz in ihren Augen und die Liebe zu ihr. Paul hatte es nicht halten können im mittleren Teil seines Lebens.

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KAPITEL 2

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a stand er, der kleine Junge – Paul. Er hatte lange Haare mit wenig Schnitt darin. Sie verdeckten ihm die halbe Stirn. Bei einem Friseurbesuch wurde er einmal als ein Beatle bezeichnet, womit er – scheu nach unten schauend – nichts anfangen konnte. Seine Augen waren blau und saßen in einem rotwangigen hübschen Gesicht. Er trug graue Hosen mit Flicken auf den Knien, braune Schuhe und einen hellblauen Pullover mit Norwegermuster. Mit einigen in seinem Alter – er war vielleicht fünf oder sechs – stand er auf der Steintreppe dieses Kindergartens. Das Gebäude war groß, hatte einen gelben Anstrich – wirklich schmuck in seiner Fassade. Der langgezogene, trapezförmige Hof war gekiest, besaß einen Sandkasten, eine Schaukel und eine Wippe. Umgeben war das Ganze von auf Kleinwuchs getrimmten Kastanien, die im Frühjahr und Sommer ein schillernd grünes Schattendach bildeten. Zu dieser Jahreszeit waren ihre Äste fast blattlos. Die letzten in ihrer tiefbraunen Farbe und trockenen Gestalt noch hängenden Blätter wurden von dem steifen, bereits recht kalten Nord-Ostwind geschüttelt, sodass das eine oder andere seinen Halt verlor und sich taumelnd im Kiesbett niederließ. Singend und voller Spannung standen sie, den offiziellen Kindergartenschluss erwartend, auf dieser Treppe – in den Händen einen kleinen Drachen haltend. Paul sang gerne, und heute war er voller Freude und betrachtete sein

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gebasteltes Werk. Sein Drache war klein, von violetter Farbe und gefaltet aus diesem leicht transparenten Pergamentpapier. Jeweils am Anfang und Ende war ein grüner Wollfaden angebracht, in den hinteren Teil hatte er noch kleine bunte Papierstreifen in Fliegenform geknotet, die schon jetzt lustig im Wind tanzten. An den Seiten hatte er die gleichen Wollfäden, die er zuvor zu einem Bündel geknotet hatte, aufgeklebt. Das gab dem kleinen Fluggerät schon jetzt ein putziges Aussehen. Das Beste aber war das kleine aufgemalte Gesicht. Dieses verschmitzte Lächeln, die drolligen kleinen Augen und die durch zwei Punkte angedeutete Nase – Paulchens Gesicht in seinem momentanen Glück nicht unähnlich. Sehnsüchtig wartete er auf das Zeichen, dass er endlich mit seinem Drachen losstürmen konnte. Dann war das Lied endlich zu Ende, alle sagten noch einen Abschiedsspruch auf und dann rannten sie los. Die Freude durchpurzelte ihn, gleich der Harken, die das kleine Fluggerät hinter ihm im Wind schlug. Die Freude trug ihn mit schnellen Schritten weit vor die anderen Kinder und seine Geschwister, die er auch schon bald aus den Augen verlor. Seine Füße trugen ihn leicht und schnell den altbekannten Weg – vorbei an den Lagerhallen des Güterbahnhofes, auf die Überführung der dazu gehörigen Strecke, die das neben seiner elterlichen Wohnung gelegene Bahnbetriebswerk mit allerlei zu reparierenden oder zu verschrottenden Eisenbahnteilen versorgte. Die Luft wollte ihm heute gar nicht ausgehen und er rannte und rannte, sich immer wieder umdrehend und sich über die zappeligen Flugbewegungen seines kleinen Gefährten freuend, in die leichte Senke, in der sich das Bahnbetriebswerk und die Siedlung

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