Kampf gegen Roma-Zeltlager

FRITZ PESSL. BREGENZ, SALZBURG. Vorarlberg verschärft seine ... sagt Walter Hillerer, Leiter des. Büros Sofortmaßnahmen beim. Magistrat. Er rechnet auch ...
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ÖSTERREICH 11

FREIT A G, 6. NOVEM BER 20 15

Kampf gegen Roma-Zeltlager Bettler aus Rumänien prägen zusehends das Bild in Österreichs Städten. In Vorarlberg will man die unzumutbaren hygienischen Zustände in wilden Camps nicht länger tolerieren. FRITZ PESSL SALZBURG. Vorarlberg verschärft seine Gangart gegenüber Bettlern aus Rumänien, die im Ländle von Stadt zu Stadt ziehen und illegal ihre Zelte aufschlagen. Die Bürgermeister von Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Hohenems und Bludenz kündigten am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung an, keine Zeltlager von Roma-Familien mehr zu dulden. Sie werden umgehend reagieren, sollten innerhalb ihrer Gemeindegrenzen neue Lager errichtet werden. „Diese Art der Unterkunft ist nicht menschenwürdig, entspricht in keiner Weise den grundlegenden hygienischen und sanitären Ansprüchen und kann auch angesichts der tiefen Temperaturen nicht geduldet werden“, betonten die fünf Stadtchefs. Sie verurteilen, dass die Roma-Familien Kinder und Säuglinge in Zelten wohnen lassen, und forderten die Kinder- und Jugendhilfe umgehend zum Handeln auf. Die zunehmende Vermüllung sorgt für Unmut bei den Bürgern. Die Stadtchefs sind sich einig, keine Unterkünfte für diese Menschen bereitstellen zu wollen. Besonders betroffen ist derzeit Dornbirn, wo entlang der Ache in wilden Camps bei einer Personenerhebung zuletzt 89 Roma (72 Erwachsene, 13 Jugendliche und vier Kleinkinder) angetroffen wurden. Insgesamt befänden sich rund 120 Menschen in Zeltlagern, heißt es vonseiten der Stadt Dornbirn. Bürgermeisterin Andrea Kaufmann spricht von unzumutbaren hygienischen Zuständen. „Wir werden mit den Roma-Familien gemeinsam die Zelte abbauen und versuchen, ihnen die Rückkehr zu ermöglichen.“ Unterstützung kommt auch von Landeshauptmann Markus Wallner

BREGENZ,

KURZ GEMELDET Dieb bestahl Rollstuhlfahrer ST. MICHAEL. Ein auf seinen Rollstuhl angewiesener Obersteirer (88) wurde in seiner Wohnung von einem 60-Jährigen bestohlen. Der aus Rumänien stammende Verdächtige hatte sein Opfer um Geld gebeten und etwas bekommen, dann aber dessen Geldbörse gestohlen. Polizisten nahmen den Mann fest. SN, APA

Kärntner Polizei hob Drogenring aus VILLACH. Vier mutmaßliche Drogendealer sind der Polizei in Villach ins Netz gegangen. Drei in Villach lebende Slowenen (27 bis 30 Jahre) sowie ein 24-Jähriger aus Villach-Land sollen seit 2013 Kokain, Cannabis und Ecstasy im Wert von mindestens 170.000 Euro in Umlauf gebracht haben. SN, APA

Alpinist stürzte 80 Meter in den Tod RANGERSDORF. Tödlich verunglück-

te ein Unternehmer (53) aus dem Bezirk Spittal an der Drau in Rangersdorf. Der Bergsteiger dürfte am Dienstag ausgerutscht und 80 Meter abgestürzt sein. Seine Leiche wurde am Donnerstag geborgen. SN, APA

Ein illegales Roma-Lager unter einer Eisenbahnbrücke in der Stadt Dornbirn.

SPITZE FEDER

Helmut L. Müller

Sprachfloskeln in Serienproduktion Kaum hat der Sprachpolizist seine Strafzettel verteilt, bekommt er Unterstützung von den Bürgern. Unser Leser Leopold Ö. will mithelfen, die Floskel-Flut einzudämmen. Im Politikteil der Zeitung ist laut seiner Lektüre immer wieder zu lesen, dass die Schüler zur Schule gingen. Was wohl bedeutet, dass sie nur zu der Schule hingehen, aber nicht anschließend in die Schule. Ob sich damit die schlechten PISA-Ergebnisse österreichischer Schüler erklären ließen? Im Wirtschaftsteil wiederum ist davon die Rede, dass durch Steuern höhere Einnahmen in die Kassen gespült würden. Was unseren Leser, der eine Analogie macht zur Spülung anderswo, befürchten lässt, diese Gelder könnten im Nirgendwo verschwinden. Im Sportteil heißt es schon bei zwei nacheinander gewonnenen Spielen, dass es Siege in Serie gebe. In der Autoproduktion würde derlei wohl eher für Heiterkeit sorgen.

BILD: SN/DORNBIRN ONLINE

(ÖVP). „Die Spielregeln, die in Vorarlberg für alle gelten, müssen selbstverständlich auch von den Roma akzeptiert werden“, sagt Wallner. Er habe angeordnet, dass die Kinder- und Jugendwohlfahrt regelmäßig Kontrollen in den Zeltlagern durchzuführen habe. Und

Ein Bettelverbot mit Kindern wird noch heuer erlassen noch heuer werde ein generelles Bettelverbot mit Kindern umgesetzt. „Die Lebensumstände der Roma widersprechen dem, was wir in Vorarlberg unter Kindeswohl verstehen, diametral“, so Wallner. Das Problem dabei: Die Rumänen können nicht zur Rückreise in ihre

Heimat gezwungen werden. Denn sie sind EU-Bürger und befinden sich quasi als Touristen völlig legal in Österreich. In Salzburg habe sich die Situation seit dem im Juni in Kraft getretenen Bettelverbot etwas entschärft, erzählt Bernd Huber, Büroleiter von Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Er geht davon aus, dass sich derzeit weniger als 100 obdachlose Bettler in der Stadt aufhalten. Dort, wo sie ihre Schlaflager aufschlügen, gebe es aber immer wieder Beschwerden von Anrainern und Konflikte mit ihnen. Brennpunkte seien im Moment drei überdachte Radständer entlang der S-Bahn im Stadtteil Lehen, wo bis zu 50 Personen die Nächte verbringen. „Wir wollen sie von der Straße weghaben“, sagt Huber. Ein Teil von ihnen soll, auch der Kälte wegen, in

den kommenden Wochen in zwei Notquartiere (ein Abbruchhaus und ein Caritas-Objekt) umgesiedelt werden. In Wien zählten die Ermittler des Bundeskriminalamts im Vorjahr rund 1100 Bettler, 430 von ihnen wurden wegen organisierter Bettelei angezeigt. Sie kommen vorwiegend aus Rumänien und Bulgarien. Sie haben in zum Teil desolaten Massenunterkünften geschlafen. Diese zehn bis zwölf „Problemhäuser“ seien behördlich geschlossen worden, sagt Walter Hillerer, Leiter des Büros Sofortmaßnahmen beim Magistrat. Er rechnet auch heuer wieder mit Schwerpunktaktionen auf Weihnachtsmärkten. Denn nur mit verschärften Kontrollen könne man der Bettelei einen Riegel vorschieben.

Zwei Wachebeamte vor Gericht wegen Drogenhandels GARSTEN. Dem Prozess gegen zwei Wachebeamte der Justizanstalt Garsten (Bezirk Steyr-Land) und sieben Häftlinge wegen Amtsmissbrauchs und Suchtgifthandels im Landesgericht Steyr könnte bald starten. Das Oberlandesgericht Linz hat den Einspruch von zwei Angeklagten zurückgewiesen. Eine Justizwachebeamtin soll einen Drogenhandel im Gefängnis betrieben haben. Häftlinge dürften ihre Komplizen gewesen sein. Im Zuge der Ermittlungen wurde klar, dass ein weiterer Justizwachebeamter mit Drogen gedealt haben dürfte. SN, APA

Immer weniger Frauen verhüten mit der Pille Auch weniger wirksamen Verhütungsmethoden wird laut Umfrage immer seltener vertraut. WIEN. Pille und Kondom sind nach wie vor die mit Abstand am häufigsten verwendeten Verhütungsmittel. Das ist eines der Ergebnisse des „Österreichischen Verhütungsreports 2015“, der am Donnerstag in Wien präsentiert wurde. Für den Report hat das Meinungsforschungsinstitut Integral im Auftrag des auf Schwangerschaftsabbruch spezialisierten Gynmed-Ambulatoriums 2028 Männer und Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren befragt. Schon vor drei Jahren war eine Erhebung durchgeführt worden. In diesem Zeitraum ist der Prozentsatz der Pillen-Verwenderinnen zurückgegangen – von 45 auf 38 Prozent. Vor allem Frauen unter 30 Jahren – 53 Prozent – nehmen noch die Pille. 13 Prozent aller Frauen verhüten aus Sorge um Nebenwirkungen von Hormonen mit anderen Mitteln oder gar nicht. Auch wenig wirksamen Methoden wird weniger vertraut. Der Prozentsatz der Frauen, die „Tage zählen“, sank von 8,9 auf 2,4 Prozent. Von den 1010 befrag-

ten Frauen verhüten 36 Prozent nicht selbst, sondern überlassen das dem Partner. Bei den Männern ist das Kondom noch immer Verhütungsmittel Nummer eins: 46 Prozent verlassen sich auf diese als mäßig wirksame, weil pannenanfällige Methode. Das sind um knapp drei Prozentpunkte weniger als im Jahr 2012. Jeweils fünf Prozent nannten Vasektomie, „Aufpassen“ und den Verzicht auf vaginalen Geschlechtsverkehr als die bevorzugte Methode. 29 Prozent der befragten Frauen und 26 Prozent der Männer gaben an, nicht zu verhüten. Für den Großteil von ihnen – es betrifft hauptsächlich junge Leute – ist es obsolet, weil sie keinen Geschlechtsverkehr haben. Bereits am zweithäufigsten wurde bei der Verhütungsbefragung die Abneigung gegen Hormone als Begründung genannt, dann die Wechseljahre und an vierter Stelle, nämlich von rund drei Prozent, der Wunsch nach einem Kind. Mit zunehmendem Alter und mit zunehmender Dauer einer Beziehung wird laut der aktuellen Umfrage weniger verhütet. SN, APA