Juristisches Lernen- Teil I - Uni Potsdam

Juristische Begriffe technisch richtig verwenden. Beispiel: Anspruch ↔ Forderung ↔ Leistung. Rechtswörterbuch „Creifelds“ oder anderes Lexikon (online) ...
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Juristisches Lernen Workshop Teil I: Juristisches Staatsexamen

Univ. Prof. Dr. Götz Schulze Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäisches Privatrecht, Internationales Privat- und Verfahrensrecht und Rechtsvergleichung

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Überblick 1.  Selbstanalyse 2.  Lernen

4.  Prüfung a)  Selbsterwartung

a)  Methoden

b)  Korrektorensicht

b)  Techniken

c)  Anforderungen

c)  Mittel

d)  Hilfsmittel

d)  Lernumgebung

e)  Prüfungssituation

3.  Lernorganisation a)  Lernziele b)  Zeitmanagement

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1. Selbstanalyse -  Auditiv (hören, fühlen) -  Visuell (sehen) -  Interaktiv (kommunizieren) _____________ Wo stehen Sie? Sind Lücken zu schließen oder Provinzen anzulegen?

_____________ Was können Sie besser – was schlechter? Univ. Prof. Dr. iur. Götz Schulze

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Ich Selbstevaluation (Suchfunktion): Was habe ich nicht verstanden? Was möchte ich vertiefen?

SS 2012

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2. Lernen Anforderungsprofil

Wissen

Fähigkeiten

Fertigkeiten

•  Sachwissen •  Systemwissen

•  Analysefähigkeit •  Verknüpfung herstellen

•  Schreibstil •  Schönschrift

•  Prüfungswissen •  Überblick und Detail

•  Urteilskraft •  Überzeugungskraft

•  Ausdrucksweise

(= Rhetorik)

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Es geht um das

Verstehen und Analysieren -  Systemverständnis -  Begriffsverständnis -  Analysefähigkeit (Falllösung) : -  Die 4 juristischen Fragen (+ 2) -  Anspruchsaufbau

SS 2012

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Begriffsverständnis

Rechtssprache

als Fremdsprache lernen und verstehen

Juristische Begriffe technisch richtig verwenden

Beispiel: Anspruch ↔ Forderung ↔ Leistung Rechtswörterbuch „Creifelds“ oder anderes Lexikon (online) 7

Analytisches Verständnis

Die vier + zwei juristischen Fragen W er will W as von W em W oraus -------------------W o nach W elchem Recht SS 2012

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Analytik:

Zivilrechtlicher Anspruchsaufbau I. 

Anspruch entstanden

II.  Anspruch erloschen III.  Anspruch durchsetzbar

SS 2012

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a) Lernmethoden Lernprozess: Aufnehmen

Wiederholen

SS 2012

Wiedergeben

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Strategien der Aktivierung

3. Festigen

1. Aufnehmen

Emotionale Markierungen Aktivierung durch:

2. Wieder-

- Spiel und Spaß

holen

- Belohnung - Bestrafung

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a) Lernmethoden Repetitoren = Falllösungsmethoden: -  großer Fall („Hemmer Methode“) -  kleiner Fall (viele Alpmänner) -  strukturierter Fall (Wegner&Abels: „Mütterchen Müh“)

(praxisnaher Fall, emotionaler Fall, historischer Fall)

SS 2012

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Vorschlag zur Lernmethode: Fragenkataloge anlegen* Lesen

Ziele: Auslösen gedanklicher Umformungsprozesse

Fragen bilden

Wiederholungsprozess erleichtern Selbstkontrolle

Antwort niederschreiben SS 2012

In Anlehnung an: Fritjof Haft, Einführung in das juristische Lernen – Unternehmen Jurastudium, 6. Auflage 1997. 13

Fragenkataloge bearbeiten Frage lesen und unterstreichen

Fragetypen: Sinnfragen („Warum?“)

Antwort geben ggf. Gesetz zu Hilfe nehmen

nachlesen

Definitionsfragen Verständnisfragen Einschübe neuer Fragen ermöglichen

und ggf. ergänzen

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2. b) Lerntechniken 1. Lesen - Erkenntnisinteresse - Lesegeschwindigkeit – Umfang (Aufnahmefähigkeit) - Lesestrategien • 

querlesen,

• 

hinten anfangen,

•  über Inhalts- oder Sachverzeichnis Einzelstellen lesen •  Kommentare konsultieren SS 2012

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2 b) Lerntechniken 2.

unterstreichen (Farben, System, Gesetzestext

3.

exzerpieren

4. 

graphisch darstellen

5. 

Fragen stellen

Problem von 1 - 4: Selbstkontrolle und Wiederholung schwieriger SS 2012

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2 c) Lernmittel Skript

à

Grundstrukturen, Systematik, kurzer Überblick

Lehrbuch à

Detailwissen klein / groß

Fallbuch à

Anwendung der Erlernten, Verbindung mit anderen Rechtsgebieten, Klausurbezug

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2 c) Lernmittel Kommentare

à

für Gebiete, von denen vertiefte Kenntnis verlangt wird („R“) klein / mittel / groß

SS 2012

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2 c) Lernmittel

► Wichtig: Geschmacksurteil bilden Keine Pädagogik aufzwingen lassen

SS 2012

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2 c) Lernmittel Diskussionen in der Gruppe

à

festigt Wissen, Stärkung der Argumentationsfähigkeit

Karteikarten

à

Selbstkontrolle Frage-Antwort-Karten Rechtsprechungsübersichten

Schemata

à

Übersichten als Zusammenfassung

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2. d) Lernumgebung

Bibliothek?

SS 2012

Zuhause?

Allein oder nicht?

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Computergestütztes Lernen Notebook als Schreibmaschine? Aber: Elektronische Lernumgebung sinnvoll (Personal Learning Environment (PLE): Lerntagebuch Blawg‘s Websites (online Angebote) Moodle (Puls) Soziale Netzwerke SS 2012

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Computergestütztes Lernen Kostenlose Onlineangebote: –  www.juraexamen.info u.a. originale Examensklausuren nach Gedächtnisprotokoll, examensrelevante Rechtsprechung

–  www.zjs-online.com : Zeitschrift für das juristische Studium –  www.juralib.de :öffentliche Mindmaps •  können von Usern bearbeitet und ergänzt werden

–  www.repetico.de : Online-System für Karteikarten SS 2012

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Computergestütztes Lernen Kostenpflichtige Angebote –  Apps für Smartphones •  Alpmann Schmidt – Definitionen zum Nachschlagen mit Lernfunktion

–  Online-Repetitoren •  „Lecturio Law“ •  „Examensexpress“ SS 2012

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3. Lernorganisation

-  Ziele festlegen und Überblick verschaffen -  Strukturierte Lerneinheiten -  Wiederholung (mit Selbstevaluation)

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Ziel =

Prüfungsumfang gem. § 3 Abs. 4 BbgJAO (exemplarisch) 1. Aus dem Bürgerlichen Recht: –  aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch: •  Recht der Schuldverhältnisse (R), • 

jedoch ohne Draufgabe, Teilzeit- Wohnrechteverträge, Landpacht vertrag, Sachdarlehensvertrag, Reisevertrag, Auslobung, Recht der besonderen Geschäftsbesorgungsverträge (§§ 676a bis h), Einbringung von Sachen bei Gastwirten, Leibrente, unvollkommene Verbindlichkeiten und Vorlegung von Sachen; Vertragsstrafe, Mietvertrag und Pachtvertrag nur in Grundzügen (G) […]

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aus dem Erbrecht (G): Erbfolge, rechtliche Stellung des Erben (ohne Aufgebot der Nachlassgläubiger, Inventarerrichtung, unbeschränkte Haftung des Erben, aufschiebende Einreden), Testament (ohne Auflage, Testamentvollstrecker), Pflichtteil, Erbschein […]

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4. Aus dem Verfahrensrecht: Zivilprozessrecht (G): die Vorschriften über das zivilprozessuale Verfahren im ersten Rechtszug, Verfahrensgrundsätze, Prozessvoraussetzungen, Arten und Wirkungen von Klagen und gerichtlichen Entscheidungen, Beweisgrundsätze, allgemeine Vollstreckungsvoraussetzungen, die Arten der Zwangsvollstreckung, einstweiliger Rechtsschutz

G = Grundkenntnisse R = vertiefte Kenntnisse

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3. b) Zeitmanagement • 

Examensvorbereitung: i.d.R. 1 - 2 Jahre

Tage

Bestimmung der Arbeitszeiten / Termine; Einzelne Themen der Rechtsgebiete / Wiederholung des Stoffs vom Vortag (Selbstevaluation)

Wochen

Festlegung der konkreten Arbeitstage; Festlegung der Rechtsgebiete; 1 – 2 Klausuren (Skizze)

Monate

Wiederholungseinheiten festlegen (Intervall) Besuch eines externen Klausurenkurses 29

3. b) Zeitmanagement

Tagesmanagement mögliche Arbeitszeiten definieren (4 – 6 h)

Wochenmanagement

Monatsmanagement Pläne zunächst nur in diesem Bereich erstellen

Selbstkontrolle und Belohnungen

Ziel: Rhythmus finden und Lebensgewohnheiten anpassen 30

Selbsterwartung 1.  Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss! a) bestehen (4,0 – 5,0 Punkte) b) sicher bestehen (5,0 - 6,49 Punkte) c) kleines Prädikat (6,5 – 8,99 Punkte) d) Prädikat (ab 9,0 Punkte) e) zweistellig (ab 10,0 Punkte)

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Selbsterwartung 1.  Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss! a) 4,0 – 5,0 Punkte

=> keinen juristischen Beruf

b) 5,0 - 6,49 Punkte

=> Anwalt

c) 6,5 – 8,99 Punkte

=> Verwaltung

d) ab 9,0 Punkte

=> Justiz

e) ab 10,0 Punkte

=> Alles

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Selbsterwartung

2. Zeit Je nach Notenwunsch durchschnittliche Note in Übungsklausuren:

x Punkte + 1 Punkt _________

Voraussichtliche Examensnote: SS 2012

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X Punkte 33

Literaturhinweise •  Fritjof Haft, Einführung in das juristische Lernen – Unternehmen Jurastudium, 6. Auflage 1997 •  Anna-Luisa Lemmerz / Olivia Bienert, Die Examensvorbereitung – Plädoyer für mehr Mut zur Selbstreflexion, Jura 2011, 335 – 341 •  Christian Köhler, Strukturiertes Lernen – Ein Leitfaden für das Hauptstudium, *studere 2008, 55 – 66 •  Edmund Brandt, Rationeller schreiben lernen, 4. Auflage 2012

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4. Prüfung

SS 2012

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1. Juristische Prüfung a)  Staatsprüfung

70 %

b)  Schwerpunktbereichsprüfung -  Seminararbeit mit Vortrag -  Klausur (5 h) -  Mündliche Prüfung

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30 %

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a) Staatsprüfung Bestehend aus:

1.  7 Klausuren à 5 Stunden (§ 5 BbgJAO) •  3 im bürgerlichen Recht •  2 im Strafrecht •  2 im öffentlichen Recht §  Bekanntgabe der Noten nach ca. 3 Monaten §  Ab 2 Wochen nach Bekanntgabe der Noten: mündliche Prüfung SS 2012

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Erwartungshorizont des Korrektors •  Form –  Rand, einseitige Beschreibung –  Überschriften, Absätze –  Deckblatt, Seitenzahlen, Unterschrift –  Lesbarkeit, Rechtschreibung, Ausdruck

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Erwartungshorizont des Korrektors •  Inhalt –  mit Gesetz und am Fall arbeiten –  Gutachtenstil –  Schwerpunktsetzung –  Widerspruchsfreie und schlüssige Argumentation –  Wiederholungen vermeiden s. Merkblatt zur Korrektur von Klausuren à abrufbar auf der Lehrstuhlseite SS 2012

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Hilfsmittel in der Prüfung 1.  Arbeiten mit dem Gesetzestext a)  Wert b)  Nutzbarkeit des Gesetzestextes •  •  • 

Inhaltsverzeichnis Sachverzeichnis (Stichwortregister) Legaldefinitionen

2.  Prüfungssituation: schriftliche Prüfung 3.  Prüfungssituation: mündliche Prüfung SS 2012

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a) Staatsprüfung 2. Mündliche Prüfung (§ 9 BbgJAO) •  Vortrag •  Anschließend ca. 3 h mündliche Prüfung in allen drei Rechtsgebieten in 5er-Gruppe

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Unabänderliche Faktoren Begabung Glück Tagesform Fleiß Aber: Anstrengung Kampfgeist (ohne Doping) 42

Prüfungssituation - Vorbereitung Hilfsmittel vorbereiten: •  Blätter •  Stifte •  Essen / Getränke •  Gesetzestexte

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Prüfungssituation - Vorbereitung Körperliche Fitness: •  Schlaf •  Sport (Bewegung) •  Erholung •  offline gehen (soweit möglich)

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