Im Herzen eines Engels

Nach der letzten Tour durch. Stein und Moor musste ich meine austau- schen .... war dann immer eine Schlacht. Pop gegen. Rock. „Was kann in diesem Brief ...
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Christin Kent

Im Herzen eines Engels Roman

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Fotolia, 54131289 - beautiful costume© olly Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-0854-0 ISBN 978-3-8459-0855-7 ISBN 978-3-8459-0856-4 ISBN 978-3-8459-0857-1 Mini-Buch ohne ISBN

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Inhaltsverzeichnis

Die Sonnenpost Die unterirdische Welt Jungs in Anmarsch und eine Menge Ärger Das baldige Turnier Ein Ausrutscher mit schweren Folgen Der Weg geht weiter, aber beschwerlich Das heilige Lebewesen Bastet Prinzessin Mira Die nächste Hürde naht schon Das Ritual kann beginnen Im Herzen eines Engels Coyaros Herzschmerz, aber warum? Verfolgung oder nur eine Täuschung? Der Fremde

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Für Sanny und Leo

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Die Sonnenpost

In einem kleinen aber süßen Dorf wohnte ein Mädchen namens Tinka Monlei. Das Haus in dem sie wohnte war das schönste in der ganzen Umgebung. Es war ein großes weißes Gebäude mit blauen Dachziegeln und vielen Fenstern. Der Garten war sehr gepflegt und viele Rosen wuchsen dort. Die Familie, bei der sie lebte, war weder arm noch reich, aber zum Leben brauchte Tinka eigentlich nichts, außer der Erinnerung an ihre Eltern und an ihre beste Freundin. Tinka war groß, hatte katzenhaft grüne Augen und ihre Haare waren braun, blond gemischt. Ihre hellbraune Haut schimmerte in der Sonne. Tinka hatte ein rundliches Gesicht und im

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rechten Ohr zwei Ohrlöcher, im linken nur eines. Ihre Eltern, die Monleis, waren vor vielen Jahren bei einem Spaziergang nicht wieder nach Hause gekommen. Sie waren verschwunden. Bei einem Rundgang in der Stadt stieß Tinka mit einer älteren Frau zusammen. Die Frau war sehr klein und ihre Haare waren zu einem langen, grauen Zopf geflochten. Sie sah so aus, als ob sie nicht von dieser Welt wäre. Während sie an Tinka vorbei lief flüsterte die alte Dame ihr zu: „Deine Eltern waren ein sehr glückliches Paar, sie waren so stolz auf dich und auf ihre Hündin Bastet.“ So schnell wie sie gekommen war, war sie nach diesen Worten auch wieder verschwunden. Was machte das denn für einen Sinn, fragte sich Tinka. Das konnte ich nur geträumt haben, dachte sie. Oder doch nicht? Ihr ging dieser Satz nicht mehr aus dem Kopf. Auch Tinka wusste, dass sie fast genauso aussah wie ihre Mutter und dass ihr Vater ziem7

lich groß war. An mehr konnte sie sich aber nicht mehr erinnern. An ihre Kindheit konnte sich Tinka sowieso kaum noch erinnern. Seit ihrem 6. Lebensjahr wohnte Tinka nun schon bei ihrer Freundin, also ihrer Nachbarin, als ihre Eltern noch hier gelebt hatten. Damals hatte die Mutter von Sanny für das Sorgerecht der kleinen Tinka gekämpft und musste ziemlich viel machen, damit sie die Richter überzeugen konnte, dass Tinka es bei ihr gut haben würde. Warum sie das alles für Tinka tat, weiß niemand so genau, aber Tinka war ihr sehr dankbar, dass sie nicht in ein Kinderheim musste. Seitdem waren Tinka und Sanny unzertrennlich. Sanny ist mittelgroß, hat dunkelbraune, glatte Haare und blau braune Augen. Nun sind schon viele Jahre vergangen und beide Mädchen sind viel älter geworden. Sanny war bestimmt einen halb Kopf kleiner als Tinka. Die 14- und 15-jährigen Mädchen stan8

den vor dem Spiegel und hatten nur Hose und Unterhemd an. Beim Umziehen waren sie gewohnt, die Lieder mitzusingen, die im Radio gespielt wurden. Mit diesem Outfit sangen sie Tinkas Lieblingslied mit. Dann schlüpften sie in ihre weißen Tops. Beide trugen ihre Lieblingsjeans. Tinkas Jeans hatte hinten natürlich einen rosa Drachen, ansonsten war die Jeans dunkelblau, mit Bleichstellen an den Beinen. Sannys Jeans war hellblau, mit blauen Blumen bestickten Hosenbeinen und unten mit extra breitem Schlag. „Komm, wir fahren mit unseren Inlinern auf die Inlinerbahn. Es ist so schönes Wetter, da kann man sich das nicht entgehen lassen, außerdem warst du schon lange irgendwo mit mir und hast nichts mit mir unternommen“, schlug Sanny vor und man hörte den traurigen Unterton bei dem letzten Teil des Satzes.

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Sie hatten in der Nähe zwar keine große Inlinerbahn, aber immerhin hatten sie überhaupt eine in diesem kleinen Dörfchen. Sie waren total beeindruckt von ihr. Sie hatte nur drei Auffahrten. Zwei schräge Seiten mit ein wenig Einbuchtung und eine ganz schräge Gerade. ,,Ja natürlich. Das wollte ich dir eigentlich auch gerade vorschlagen, aber du warst schneller. Hast du schon deine Inlinerrollen gewechselt? Nach der letzten Tour durch Stein und Moor musste ich meine austauschen, und auch wenn deine noch nicht so schlimm aussehen wie meine, würde ich sie trotzdem wechseln“, erwiderte Tinka. „Oh, ich glaube schon. Warte. Mir fällt es nicht ein. Doch. Klar. Meine Inliner sind fertig.“ Schnell kämmten sie sich noch die Haare, rannten die Treppe hinunter in die Küche und sagten Anja Bescheid. „Mama, wir gehen mal ein wenig Inliner fahren. Sollen wir noch irgendetwas machen?“ 10

Beide hofften, sie seien erlöst und können endlich los fahren und sich austoben. „O.K. Wann kommt ihr wieder zurück. Ich muss es wegen dem Essen wissen. Was wollt ihr eigentlich zu essen haben?“, rief sie den Mädchen hinterher, als sie sich gerade aus der Küche schlichen und sich leise davonmachen wollten. „Keine Ahnung. Am besten Pizza. Beide bitte Hawaii.“ Sie schlüpften schnell in ihre blauen K2 Inliner, bevor Anja noch etwas sagen konnte. Nach einigen Minuten waren sie schon auf dem Weg von zu Hause weg, ohne irgendetwas weggelegt zu haben, was ihnen bei dem rausziehen der Inliner aus dem Schrank gefallen war. An diesem Tag kam ein Brief in die Marinenstraße 14, für Tinka Monlei und Sanny Sonntag. Die Mutter hob den Brief auf, den der Postbote vor die Tür gelegt hatte. Er hatte geklingelt, um sie auf den Brief aufmerksam zu machen. Normalerweise stopfte 11

er sie immer unsanft in den Briefkasten und klingelte nicht. Sie rief verwundert die Mädchen, doch sie waren auf der Inlinerbahn. Die Mädchen hatten viel Spaß alles auszuprobieren, was sie schon einmal gesehen hatten. Im Fernseher liefen immer die Shows, in denen junge Menschen sich fast den Hals brachen, wenn sie einen Salto auf der Bahn schlagen. Sanny und Tinka machten das in einer leichteren Liga. Einfach beim Hochfahren einer Rampe die Füße nach rechts oder links anwinkeln, die Hände in die Höhe und laut irgendwelche Glücksrufe schreien. Das war ganz schön anstrengend für die beiden Mädchen und nach einer Weile hatten sie Schmerzen in den Gelenken und waren ziemlich wackelig auf den Beinen. „Tinka, ich falle auseinander. Komm lass uns nach Haus fahren. Was ist, wenn wir das Essen verpassen? Ich hab solch einen Hunger“, jammertet Sanny. „Ach so. Komm wir fahren dann heim. Ich habe eigentlich gedacht, wir würden noch 12

einmal zum See fahren, aber machen wir das eben ein andermal“, sagte Tinka traurig. Vielleicht würde Sanny ja doch noch ein paar Minuten mit ihr skaten, aber es war aussichtslos. Sanny war so fertig, dass sie sich noch nicht einmal mehr bücken konnte, geschweige denn überhaupt gerade stehen. Später fuhren sie den anstrengenden Berg empor nach Hause. ,,Und ab nach Hause“, hörte man die zwei noch in der Ferne rufen. Sie schrien immer gern durch das kleine Dörfchen. Geschafft vom Berg gingen sie schnell in das Haus hinein und erhaschten direkt den Brief, der auf der Treppe lag. Schnell schlüpften sie aus den Inlinern, warfen sie in eine Ecke im Flur und rannten in Richtung Treppe. Auf der ersten Holzstufe schnappte sich Sanny den Brief und sie gingen in ihr gemeinsames Zimmer. Sanny hatte die untere Partei des Zimmers gewählt, wo man genau sehen konnte, was ihr Lieblingstier ist. Überall hin13

gen Pferdeposter und die Tapete, die man eigentlich sehen sollte, war weiß. Ihr Bett war normal aus Holz und sie war auch stolz darauf. Sogar das Regal und die Bettdecke waren mit Pferden bemustert. Aus dem unteren Zimmer führte eine schmale Treppe in ein weiteres Zimmer nach oben. Dieses Gerüst hatte Sannys Mutter extra für Tinka anfertigen lassen, sodass sie zwar ein gemeinsames Zimmer hatten, aber jeder von ihnen seine eigenen vier Wände gestalten konnte und einen Rückzugsort besaß. Tinkas Partei war dagegen ganz anders. Ihr Bett war aus Metall, wie auf alt gemacht. Auch an den Wänden, wie im Zimmer von Sanny hingen Poster, aber es waren Filmstars und Sänger. Auf ihrem Schreibtisch standen Drachen, große, mächtige und kleine, in allen Farben und Formen. Meistens war es für Anja ziemlich anstrengend, irgendwie Ruhe zu bekommen, da Sanny und Tinka gerne laute Musik hörten. Das 14

war ja noch nicht das Schlimmste, das eindeutige Problem war, dass sie so unterschiedliche Musik hörten und dann immer noch den anderen übertönen wollten. Sanny hört lieber Kuschelrock und sanfte Musik, Tinka dagegen Rock und Metall. Das war dann immer eine Schlacht. Pop gegen Rock. „Was kann in diesem Brief wohl drinnen stehen? Wenn der schon an uns beide adressiert ist?“ Sie liefen zu Tinka ins Zimmer und setzten sich auf das Bett. „Wenn das schon an uns beide gesendet wurde, dann muss doch hoffentlich etwas Gutes drinnen stehen, zu Beispiel, dass wir beim Lotto gewonnen haben oder so“, sagte Tinka. „Hast du denn jemals beim Lotto mitgemacht? Ich jedenfalls nicht. Ich wüsste niemanden, der einen Brief an uns beide schicken wollen würde. Vielleicht steht da auch, dass wir unsere Bücher von der Bücherei nicht

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