Hugo und Ich - Buch.de

einem seine feuchte Zunge wie Kalk und Schwefel in die eigene Mundhöhle tropft. An jedem von Ichs Geburtstagen – und wenn es der 66.ste wäre – spielt ...
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Frank Garten

HUGO und ICH Episoden einer schwulen Ehe

Roman

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© 2015 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2015 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Raphael Perez "Eating Cherry" Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1520-3 ISBN 978-3-8459-1521-0 ISBN 978-3-8459-1522-7 ISBN 978-3-8459-1523-4 Mini-Buch ohne ISBN

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Teil 1

- Erzähl mir deine Geschichte nochmals von Beginn weg, Hugo; sagt Ich, während sie faul in den Lehnsesseln sitzen. - Du warst also einst dieser unbewusste kleine Same im Hodensack deines Vaters, bis er eines schönen Tages oder eines Nachts … - Ganz genau; brummt Hugo und räkelt sich. - …mit hochaufgerichteter Fahne, denn er war damals jung und bestimmt sehr schön … - … und sehr willig und beflissen; mein Vater sprang so gerne ein, wenn man ihn brauchte … Hugo dreht sich zu Ich, legt ihm seine schwere Hand auf die Hose und küsst ihn. - … als er also willig und fähig … - … oh ja, sehr fähig … - … deiner Mutter aufsass, und dann … - Ja, was denn? Was machte ich deiner Meinung nach vom Sack meines jungen, aufstrebenden Vaters aus? Hugo schmust nicht schlecht mit Ich, so dass sie die Geschichte kurzfristig unterbrechen. Aber sie bleiben dran. 4

- Ich stelle mir vor, du warst ziemlich reisefertig, Hugo, im Sack deines Vaters. Du hattest deinen Sack schon geschnürt und warst sprungbereit … - Genau, ich war sprungbereit, Rosenknopf. - Aber doch wartetest du geduldig, denn du wolltest in der dicken harten Kugel deines Vaters noch ein bisschen gegen die Banden deiner Mutter schlagen, und da du ahntest, wie glücklich dein Vater mit deiner Mutter war, und umgekehrt, wolltest du ihr Glück noch ein wenig ausdehnen … - Wie gut du Hugo verstehst, wie gut du Hugos erste Stunde kennst. Hugo spricht seinen Namen häufig in Ichs Ohr, wenn sie zärtlich sind, wie wenn er sich ihm in dessen Unbewusstsein einschreiben, wie wenn er sich in dessen Sack ablagern will, was diesem höchst willkommen ist. Er lehnt nun über Ich, reibt ihn mit seinem wuchtigen Körper, wischt ihm den Mund aus mit seiner feuchten Zunge, verliert immer mehr Kleider, umschlingt Ich mit seinen Armen und Händen, sieht seinem zeugungsfähigen Vater immer ähnlicher und dringt schliesslich mit gewaltigen Stößen bei Ich ein. Es sieht ganz so aus, als würde sein Leben noch einmal als männlicher Same beginnen; als 5

schwämme er einer ersten großer Erfüllung entgegen: Achtung alle Mann, da kommt Hugo! Sie nennen es „Seelöwen“: Sie binden sich die Hände auf den Rücken und knien voreinander. Nun reiben sich die Seelöwen mit den Furchen an dem langen Hals. Majestätisch dehnen sie ihren kraftvollen Körper. Manchmal findet dieses „Spiel der Kriegsschiffe“, wie sie es auch nennen, in der Badewanne statt. Hierbei wird zum Schluss nicht selten scharf geschossen. Ideal ist natürlich eine gleichzeitige Fanfare, bevor die schweren Tiere untertauchen.

Hugo frönt am Küchentisch seiner Lust, Ich stemmt seine Hände auf und schaut ihm aus der Nähe zu. - An dem Tag, an dem dir das faule Obst einmal abfällt, Hugo … – Ja, Liebling?. – …an dem Tag schwängere ich dich durch den Eingang, der dahinter entsteht. Und in diesem Moment platzt Hugo mit verzerrtem Grinsen heraus. 6

Ich küsst ihn gierig von der Seite. Da meint Hugo, während er abstreicht: - Wie war das, Rosenknopf? Du willst mich bumsen wie ein Fräulein?; und er macht eine bedrohliche Geste, als ob er seinen Samen auf Ichs Kleider schmiere.

Hugo hat beim Schreinern wieder eine Dauerlatte. Als Ich mit Proviant kommt, kriegt er zu hören: - Da hilft kein gespritzter Süssmost. Nimm ihn beiseite und blas ihm gehörig die Latzhose durch, sonst stossen wir uns noch den ganzen Tag an seinem Ding. Und Ich reagiert fröhlich-unschuldig: - Na, vielleicht sollten wir wirklich mal nebenan gehen, Hugo. - Ja, bekräftigt der Chef Hugo gegenüber und macht mit dem Daumen eine vulgäre Geste. - Ich würde mich ja gern bedanken, sagt Hugo, denn er weiß, dafür ist der Chef nicht zu haben, bei aller Toleranz. - Ach, hör mir auf; antwortet dieser prompt. Also umarmt Hugo Ich einfach. - Nimmt dir auch was aus der Tüte; ruft Ich noch zurück. 7

Sie gehen ab, und der Dorn sticht Hugo wirklich gegen seine sehr gut sitzende Arbeiterhose.

Hugo ruft Ich aufs Sofa und packt aus. - Schau, ich habe für dich frischen Käse; sagt er und streift die Vorhaut über den weißen Ablagerungen zurück. - Sieht aus wie Brotaufstrich. - Nicht wahr? Er gibt Ich mit dem Finger nur einen Krümel zum Probieren. Doch das genügt, um das daliegende Tier neugierig zu machen. Es reckt gehörig vor und steigt breit und plump und fragend aus Hugos Wurzel auf. Ich holt einen Lappen Öl und reibt das stolze Stück bis es glänzt.

Ich hat Hugo bei den Bergungsarbeiten nach dem Unfall in der Kanalisation gesehen; mit welchem Einsatz er geholfen hat, die schmutzigen Opfer zu befreien. Zuhause ist er geschafft. Aber nun ist die Reihe an Ich. Er schliesst den Schlauch an den Warmwasserhahn und spritzt Hugo in der Laube auf dem Gartenstuhl, bis er, befreit von allen Dienstkleidern und sauber, den eigenen Schlauch 8

in die Hand nimmt und bald selber wieder bereit ist abzuspritzen. In dunklen Räumen - sei’s auf Ausstellungen oder Exkursionen - kann Ich darauf gehen, dass Hugo irgendwann seine Kerze rausnimmt und ihm das mitteilt, indem er seine Hand an den Ständer führt für einen noch so kurzen, freundschaftlichen Abrieb. Zurück am Tageslicht spricht er gerne beiläufig mit andern Männern, die ihn vielleicht beobachtet haben; just aus dem Bedürfnis heraus, über ganz grundsätzliche Dinge einen Konsens zu erreichen. Ja sogar ein stilles, oft sehr unmissverständliches Einvernehmen.

Solange sie sich voreinander auch einmal schämen, wissen sie: sie sind immer noch verliebt. So kann Hugo Ich den Stempel rausnehmen und ihn küssen, bevor dieser aus dem Haus geht. Er reibt ihm vielleicht noch die Ohren und gibt ihm mit den Worten einen Klaps: - Mann, machst du mich verlegen. Nun hast du meinetwegen rote Ohren. Sag ja nicht, dass ich dich liebe, wenn jemand dumme Fragen stellt. 9

Wenn ihn Hugo etwas gar hart dran nimmt, nimmt er ihn anschliessend mit zum Duschen. Er nimmt ihn zu sich auf den Plastikstuhl und seift ihn gründlich ein; überall, mit wenig Seife, aber viel Gefühl. Und dann spült er genauso gründlich alle Teile, sodass sein Wasser über ihm abfliesst. Es ist eine Art Wiedergutmachung. Und beim Abtrocknen versteht Ich schon wieder Spass.

Hugo leert die Tüte auf dem Tisch aus. Lauter Leder-Penisse, die man sich überbinden kann. - Damit‘s dir mit meinem Original nicht langweilig wird; kommentiert er. Na komm, probier die Ware durch! Ich kniet unter seinen nackten Beinen. Hier hält er sich in aller Regel gerne auf. Dann schnallt er Hugos Colt einen um den andern über, und dieser fühlt sich mächtig stark mit der aufgerichteten Knarre im Anschlag. Ein richtiger Cowboy.

Hugo sieht nur schon mit den aufgeklebten keltischem Schnittmustern über Brust, Schultern, Rücken und Intimbereich hinreißend aus. Fleißig hält 10

er sich während des ganzen Prozedere auf Halbmast. Dann reißt ihm Ich mit Kampfgeschrei eins ums andere die gelben Wachsplatten vom Leib. Das Resultat ist ziemlich durchforstet. Das macht ihn sofort angriffig. - Na warte, Bürschchen. Du lässt mich nicht umsonst wie ein misshandelter Straßenköter aussehen. Und tatsächlich sieht Ich Hugos Lende mit der Tonsur noch stärker zucken.

Hugo mag Liebkosungen auf Toilette. Wenn er breit auf der Schüssel sitzt, in einem bestimmten Grad von Nacktheit, mag er zum Beispiel eine unterstützende Hand, die ihm auf dem Bauch kreist und die Lenden hinabfährt, für seine Darmentleerung. Er lässt sich aber auch streicheln, ausziehen und die Füsse küssen oder freut sich, wenn man mit ihm Zigarre rauchen will.

In den Bergen ist Hugo noch unwiderstehlicher. Da oben lacht er, bis man ihn zu spüren bekommt. Er zeigt gerade so viel von seiner Behaarung über den Wandersocken, unter den zurückgestreiften Ärmeln, sowie - büschelweise - unter dem geöffnetem Hemdknopf, als winke einen jedes einzelne 11

dieser gold-schimmernden Haare abseits auf einen verdeckten Pfad, wo er breit und stockstill hin steht, um wie ein Wald durchforstet zu werden. Und wo er noch lacht und einen schüttelt, während einem seine feuchte Zunge wie Kalk und Schwefel in die eigene Mundhöhle tropft. An jedem von Ichs Geburtstagen – und wenn es der 66.ste wäre – spielt Hugo, der ein bisschen älter ist, mit ihm den ganzen Tag wie mit einem Neugeborenen. Er sitzt, kniet, kauert, liegt vor seinem Bettchen rollt ihn mit seinen Händen in alle Lagen, stimuliert den Körper, indem er an jeder Stelle wie auf dem Mundstück einer Trompete bliesse, hält ihn fest in seinem Schoß um gemeinsam mit ihm zu wiegen und sein Ohr zu knabbern. Und schliesslich drückt er ihn gegen seine starke Brust und gibt ihm von seiner Kokosmilch zu trinken.

Hugo hat eine herrliche Ausdünstung. Da ist so viel Aroma in seinem Hormon. Wenn Ich in den Stall tritt, weiß er sofort, in welcher Pferdebox er sich aufhält. Und meistens hat er Bock, was die Tiere überhaupt nicht stört. Sie mögen es ja selber, 12

wenn er sie krault. So stossen sie ihn mit der Nase an, wenn er mit jemandem schmust oder verkehrt. Manchmal sogar so heftig, dass es stört und Hugo in den Heuschober wechselt, wo er seine Ruhe hat. Wo er seiner Unruhe nachgehen kann, bis er zufrieden ist mit der großen Kraft, der Pferdestärke in seinen Lenden. Und Ich erst recht. Hugo kann hinten – wo sonst? - richtig knorrige Stämme ausscheiden; oft sehen sie aus wie vulgäre Skulpturen. Er ruft Ich herbei und zeigt ihm mit immer noch heruntergelassenen Hosen sein Werk, und Ich gibt seinem Stolz auf die mächtige Produktivität des Mannes gebührend Ausdruck, indem er diesen die Hände neben dem Lavabo aufstützen lässt und ihn mit feucht-warmen Tüchern saubermacht. Dabei bohrt er zwischendurch schon auch mal etwas tiefer. Und wenn Hugo stinksauber ist und eine halbe Latte schwingt, dann schiebt ihm Ich seinen eigenen knorrigen Stamm hinten nach.

Die Zweiton-Übung geht immer gut. Hugo imitiert den Gesangslehrer und macht Stimmübungen mit dem Mund vor, die sehr anal aussehen. Er zieht dabei auch wacker an seinem Dirigentenstock. 13

Dann legt er eine Hand auf die Schulter des Sängerknabens und übertragt ihm die Vibration beim Tönen. Der Sängerknabe steht auf die Zehen und setzt mit hochrotem Kopf eine Oktave höher ein. Hugo setzt seinen Mund unmittelbar vor seinen, die Nasen und – weiter unten - die Metronome berühren sich fast. Wenn er den Knaben nun noch höher will, muss er seine Stimmgabel aufladen. Oder ihm die eigene auf den Resonanzkasten legen. In diesem Stadium schwellen die Stimmbänder mächtig an. Die beiden harmonieren jetzt gewaltig.

Wenn Hugo am Tisch hobelt, installiert sich Ich aufgrund der anregsamen Atmosphäre mit seinem Laptop im Wohnzimmer. Und nach einer Weile ruft er Ich zu sich, um ihm den triumphalen Abschluss seiner Arbeiten zu zeigen. Meistens ist Ich davon derart angetan, dass er dem Meister sein eigenes Holz zum Bearbeiten hinhält, womit sich dieser natürlich ebenfalls eine Freude bereitet.

Wenn Hugo Besuch mitbringt, stellt sich Ich grundsätzlich vor. Das kann so weit gehen, dass er dem Gast an die Tasche greift oder ihn Zungen14

küsst, um so spontane Beteiligungsmöglichkeiten abzuchecken. Hugo freut sich immer, wenn Ich auch mit macht oder Erinnerungsfilmchen an diese sinnvoll verbrachte Lebenszeit dreht. Für Hugo gibt das Werbematerial, da er sich, auch wörtlich verstanden, mit sehr viel Stil in die Begegnungen einbringt. Ausserdem kennt Ich natürlich die stärksten Winkeleinstellungen auf Hugos typischste Manöver. Zum Beispiel ist die Lust in seinem Gesicht mit dem aufgerissenen Mund und den zugekniffenen Augen, sowie die Muskelanspannung des rabenschwarz behaarten Körpers besonders ergreifend, wenn er dem Partner auf dem Kissen zügellos das Gesicht bumst.

Hugo veranschaulicht gern die einfache Wirklichkeit an seinem Geschlecht, als wäre es der Nabel der Welt und deshalb „maßgeblich“. Für die Umrechnung von Zentimetern in den amerikanischen Maßstab bringt er drei verschiedenfarbige Bastschnürchen im Zentimeterabstand an seinem Penis an. Wenn dieser auffährt zeigen sich die Abstände ungefähr in der viel stolzeren Inch-Einheit. Für eine Fußlänge reicht aber sein volles Kaliber natürlich doch nicht hin. Er träumt aber manchmal davon, wenn er richtige „Pferde“ sieht, und hat an15