Honigbienen- haltung - Buch.de

Auch nach der Reinigung oder dem Bau ... winzigen Samenblase, dessen Kanal in die Scheide mündet .... ten Putzscharte mit Sporn reinigen Bienen beim ...
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Dieses Buch zeigt den Weg zu eigenen Bienenvölkern und bietet eine Fülle an detaillierten und praxisbezogenen Informationen zu den Themen:

Honigbienenhaltung

So machen Sie mit Bienen Staat!

> Ablauf des Bienenjahres > Ausstattung einer Imkerei > Standorte und Trachtbeobachtung > Betreuungs- und Versorgungsaufgaben > Gesunderhaltung der Bienen und der Brut > Gezielte Königinnenzucht > Gewinnung und Verarbeitung der Produkte > Gesetzliche Regelungen zum Schutz der Bienen und des Verbrauchers

Gekeler

Werner Gekeler, Imkermeister mit Nebenerwerbsbetrieb und staatlicher Imkereifachberater bei der Landwirtschaftsverwaltung Baden-Württembergs, gibt hier sein Wissen aus der langjährigen Praxis an Sie weiter.

ISBN 978-3-8001-5868-3

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Werner Gekeler

Honigbienenhaltung 2. Auflage

Die Imker-Praxis

Werner Gekeler

Honigbienen­ haltung 50 Farbfotos 31 Schwarzweißfotos 16 Tabellen 27 Zeichnungen

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Bienen – unverzichtbar im Naturhaushalt . . . . . 6 Bestäubungssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Biologie der Honigbiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Königin bestiftet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Entwicklung der Brut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Körperbau der Honigbienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Staat – ein wohlgeordnetes Gefüge . . . . . . . . Fortpflanzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das natürliche Nest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 9 10 11 15 21 25

Die Imkerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Beute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Standorte zur Bienenhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebäude und Räumlichkeiten zur Bienenhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Das Jahr der Honigbienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Bienenjahr beginnt im August . . . . . . . . . . . . Nahrungs- und Bedarfsstoffe der Honigbienen . . Die Überwinterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswinterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Leben erwacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die aufsteigende Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . Jungvolkbildung und Lenkung des Schwarmtriebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwärmen der Honigbienen . . . . . . . . . . . . . . . . . Gezielte Königinnenzucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Honigbienenrassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vermehrung des Bestandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einweiseln wertvoller Königinnen und Umweiselung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiselrichtigkeit, Buckel- und Drohnenbrütigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

42 42 49 56 57 60 64

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68 74 80 94 94 96 99

Blüten- und Waldtracht für die Honigbienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Trachtpflanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Waldtracht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Wanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Voraussetzungen für die Wanderung . . . . . . . . . . 112 Ablauf der Wanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Qualitätshonig gewinnen und vermarkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Honigrohstoffe und Honigbereitung . . . . . . . . . . . Ausrüstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Honiggewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bearbeitung des Honigs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Honiglagerung und Qualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vermarktung des Honigs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

117 117 118 119 124 125 128

Inhalt

Bienenwachs gewinnen und verarbeiten . . . . . . . Wachskreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mittelwände gießen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bienenwachs als Rohstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesunderhaltung der Bienen und der Brut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krankheiten und Parasiten der erwachsenen Bienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krankheiten der Bienenbrut . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varroose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bekämpfung der Varroose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3,00 3,00mm

Die Praxis der Imkerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In die Honigbienenhaltung einsteigen . . . . . . . . . Ausstattung zum Einstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die ersten Bienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inspektion der Völker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

131 131 134 135 137 137 139 140 142 146 146 147 152 155

Wabenmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Zeitaufwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Gesetze und Verordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bienenschutzverordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bienenvergiftung durch Pflanzenschutzmittel . . Bienenseuchenverordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesundheitsbescheinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Baurecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachbarrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tierhalterhaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwarmrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Honigverordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

164 164 166 166 167 167 168 169 169 169

Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bildquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Ober Ober licht licht

2 12 12 m m2

4,00 4,00 m m Grundriss Grundriss Wirtschaftsgebäude Wirtschaftsgebäude

Längsschnitt Längsschnitt durch durch das das Wirtschaftsgebäude Wirtschaftsgebäude

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Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 2006, 2013 Eugen Ulmer KG Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart (Hohenheim) E-Mail: [email protected] Internet: www.ulmer.de Lektorat: Dr. Eva-Maria Götz Herstellung: Gabriele Wieczorek Umschlagentwurf: red.sign, Anette Vogt, Stuttgart Satz: r&p digitale medien, Echterdingen Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg Printed in Germany

ISBN 978-3-8001-6969-6 (Print) ISBN 978-3-8001-2173-1 (PDF)

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Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Sie interessieren sich für die Honigbienenhaltung, für die Produkte der Bienen und ihre Leistungen? Ich möchte Ihnen dazu gratulieren. Sie werden Freude am Umgang mit den Bienen und ihren Produkten haben und Sie werden auf interessante Zusammenhänge stoßen, die Ihnen bisher verborgen geblieben sind. Die Betreuung und Versorgung der Honigbienenvölker kann zusammen mit dem Naturerleben eine echte Freudenquelle sein. Das Wunderwerk Bienenvolk spendet uns sechs köstliche Bienenpro-

dukte und verbindet uns überdies mit unzähligen Trachtpflanzen, die den Bienen jährlich wiederkehrend Nektar und Pollen spenden. Mit der Haltung einiger Bienenvölker leistet man einen Beitrag zur Naturerhaltung. Wo immer sich die Bienen ansiedeln oder von uns angesiedelt werden, bereichern sie das Nahrungsangebot, es gibt Früchte und neuen Samen und somit Nahrung für Tiere und Menschen. Aus den Samen entstehen neue Pflanzen und neues Leben. Münsingen Werner Gekeler

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Bienen – unverzichtbar im Naturhaushalt

Zur großen Familie zählen außer den Honigbienen über 450 Wildbienenarten, die solitär leben, dazu kommt eine weitere große Gruppe von etwa 50 Bienenarten, die erfolgreich eine halbsoziale Lebensweise praktizieren. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie ernähren sich vegetarisch und leben vom süßen Nektar und eiweißhaltigen Blütenstaub verschiedener Pflanzen. Ein Großteil der Wildbienen hat sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und kann nur existieren, wenn die jeweilige Pflanzenart vorkommt. Dies schränkt ihren Nutzen als Bestäuber nicht ein. Denn sie sind für die einzelnen Pflanzenart eben auch unverzichtbar. Während des großen Blühens im Frühjahr können weder die solitär lebenden Wildbienen noch die halbsozial lebenden Hummeln dem Bestäubungsbedarf gerecht werden. Hier nehmen Honigbienen eindeutig eine Sonderstellung als leistungsfähige Bestäuber ein. In diesem Zusammenhang sind als besondere Eigenschaften der Honigbienen die Blütenstetigkeit, das Verständigungssystem, die Sinnesleistung, die Volksstärke und die unbegrenzte Bevorratung zu nennen.

Bestäubungssicherung Im Laufe der Entwicklungsgeschichte haben sich die Pflanzen auf die Blütenbesucher, und umgekehrt, eingestellt. Die Pflanzen machen sich durch attraktiv duftende Blüten in leuchtenden Farben während der Befruchtungsfähigkeit bemerkbar und bieten süßen Nektar und Pollen an. Pflanzenindividuell entwickelt sich die Befruchtungsbereitschaft der einzelnen Blüten über mehrere Tage oder auch nur auf eine bestimmte Tageszeit hin; während dieser Zeit bieten die Pflanzen reichlich

Anreize, um die Insekten anzulocken. Für die Bienen und Pflanzen gilt es, diese Chance zu nutzen. Erleichtert wird das Auffinden der Pflanzen durch das spezielle Farbsehen der Bienen, sie können die Blüten und das Saftmal am Blütenblatt besonders leicht erkennen. Dazu besitzen sie ein empfindliches Riechorgan, das in den Fühlern verborgen ist. Begeisternd und überzeugend für uns ist die Blütenstetigkeit der Honigbienen. Während eines Sammelfluges besuchen die Honigbienen immer nur eine Blütenart, so tragen sie den Blütenstaub mit sich, der auf der nächsten Blüte gebraucht wird. Ursache für dieses Verhalten ist nicht ein Bestäubungsbewusstsein, sondern das Bedürfnis der Honigbienen, rationell zu sammeln – dies ist für die eifrigen Sammler nur bei gleichem Blütenbau möglich.

Perfekte Meldung guter Trachtquellen Mit der Tanzsprache und dem Kostprobenaustausch können die Honigbienen den ökonomisch günstigsten Sammelort ausfindig und sich gegenseitig bekannt machen. Die zielgenaue Fundortvermittlung ermöglicht die sagenhafte Leistungsfähigkeit der Bienen. Diese Fähigkeit kommt auch den Pflanzen gelegen, denn die Bienen sind immer dann zur Stelle, wenn die geflügelten Boten zur Blütenstaubübertragung gebraucht werden. Die Sammelleistung wird durch diese Sinnesleistungen der Bienen verbessert, denn sie speichern die Fundorte und -zeiten und fliegen sie gezielt an. Die Nektarerzeugung und Pollenreifung ist bei den meisten Pflanzen auf bestimmte Tageszeiten

Bestäubungssicherung

begrenzt. Haben die Sammelbienen diese Zeit ausfindig gemacht, befliegen sie die jeweiligen Pflanzen fast ausschließlich genau dann. Dies nützt den Bienen und den Pflanzen, denn außerhalb dieser Zeiten sind die Blüten nicht befruchtungsfähig. Hier wird deutlich, wie sehr sich Bienen und Pflanzen in ihrer Biologie auf einander eingestellt haben.

Volksstärke Schon im Frühjahr während des großen Blühens zählen die Honigbienenvölker 20.000 bis 30.000 Einzelbienen. Die den Bienen eigene Arbeitsteilung sichert die zuverlässige Erledigung der Aufgaben. Etwa die Hälfte der Bienen ist im Stock beschäftigt, die andere Hälfte beschafft Nahrung. Besitzt ein Volk beispielsweise 10.000 Sammel­ bienen, von denen jede einzelne an einem guten Flugtag zehn Flüge macht und bei jedem Flug ungefähr fünfzig Blüten besucht, kommt man auf sagenhafte Bestäubungszahlen. An einem Tag besuchen die Bienen eines Volkes mehrere Millionen Blüten.

Unbegrenzte Bevorratung Während des großen Blühens herrscht ein überreiches Nahrungsangebot. Die Trachtquellen sprudeln aus Millionen und Abermillionen Blüten. Das Bestäubungsverlangen der Pflanzen zeigt sich deutlich in ihrem Angebot an Pollen und Nektar. Dem gegenüber stehen die nimmersatten Honigbienen. Ihnen ermöglicht diese Verhaltenseigenschaft, sich so reichlich zu bevorraten, dass sie auch lange trachtlose Zeiten überleben können. Uns Menschen wird dadurch die Honiggewinnung ermöglicht. Der Fleiß der Honigbienen und ihre Vorratswirtschaft veranlasst sie, so viele der schier unzähligen Blüten wie möglich zu besuchen. Eine begrenzte Bevorratung hätte auch eine begrenzte Bestäubungstätigkeit zur Folge.

Versuche und Demonstrationen Die Bedeutung der Bienen als unverzichtbare Bestäuber lässt sich immer wieder auf verblüffende Weise demonstrieren. Am besten geschieht dies in einer Obstanlage mit reichlich Publikumsverkehr, wie beispielsweise auf den Gartenschauen. In einem Fall wurden die ausgewählten Bäume mit einem Gestell versehen, an dem eine Gaze mit 2,8 mm Maschenweite befestigt und bienendicht vernäht wurde. Der Baum wurde jeweils eingeschlossen, nur ein einzelner Ast ragte aus der Verkleidung hervor; hier war den Bestäubern der Blütenbesuch möglich. Das Ergebnis der Bestäubungsverhinderung war überzeugend. Auf dem gekäfigten Teil des Baumes – ohne Insektenbeflug – entstanden zwei Äpfel. Der freie Teil des Baumes, ein Ast, der von den Bienen beflogen werden konnte, lieferte dagegen die reiche Ernte von 157 Äpfeln. Demonstrationen diese Art verdeutlichen die Leistungen der Honigbienen und die Wichtigkeit dieser Insekten.

Schönheit und Harmonie im ­Bienenvolk Ein Tag des Blühens ist bei den Honigbienen gleichzeitig auch ein Tag zum Staunen. Das emsige Tun der Bienen können wir in der Nähe blühender Felder und Bäume durch ihr ruhiges, zufriedenes Summen deutlich wahrnehmen. Kommt man in die Nähe von Bienenständen, spürt man, wie der Duft des frischen Honigs aus den Bienenwohnungen dringt. In ihrem emsigen Treiben lassen sich die Bienen an einem Trachttag kaum stören. Dann macht es Spaß, ins Innere eines Bienenvolkes zu schauen. Selbst auf herausgenommen Waben gehen die Bienen ihren Aufgaben nach, man kann sie tanzen sehen, die Nektarübergabe beobachten oder die Fütterung des Nachwuchses verfolgen. An solchen Tagen lässt sich auch die Königin kaum stören, sie geht inmitten des Hofstaates majestätisch von Zelle zu Zelle, inspiziert und bestiftet die­se.

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Bienen – unverzichtbar im Naturhaushalt

Man sieht Sammlerinnen die Pollen abstreifen und eifrig wieder weggehen. Die Wabenzellen sind gefüllt mit Nektar, Pollen und Honig. Wenn man die Wabe schräg hält, tropft frisch eingetragener Nektar heraus. Im Brutbereich sind gut genährte, perlweiße, Kraft strotzende Rundmaden zu sehen, ein Futtersee ist den Jungmaden zum Verzehr vorgesetzt. Wie dies alles funktioniert? Niemand gibt den Ton an, bestimmt. Es wird nicht beauftragt, verfügt, ermahnt oder kontrolliert. Und trotzdem funktioniert und harmoniert der Bienenstaat. Unentwegt ist der Hofstaat der Königin, auch Weisel

genannt, dabei, sie zu füttern, zu pflegen und zu steuern. Beim Füttern empfangen die Dienerinnen die Queen-Substanz, welche sie im Futteraustausch an die Stockgenossinnen weitergeben. Ein Geben und Nehmen. Ein wirkungsvolles Mittelchen muss dies schon sein, denn zu den einzelnen Bienen gelangen nur Spuren. Aber sie reichen aus, um den Volkszusammenhalt und das „Wir-Gefühl“ im Bienenstaat zu schaffen. Es wirkt auch harmonisierend auf das Volk und steuernd, indem es die Entwicklung der Geschlechtsorgane der Arbeiterinnen nicht zulässt.

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Biologie der Honigbiene

Gewicht der Bienen Ein 1 kg schwerer Schwarm besteht aus circa 10 000 Einzelbienen 1 Biene wiegt demnach 0,1 g. 10 Bienen = 1 g 100 Bienen = 10 g 1000 Bienen = 100 g 1 Drohn wiegt ca. 0,24 g 1 Königin wiegt ca. 0,17 bis 0,2 g Temperaturen im Bienenvolk und Temperatureinflüsse Temperatur in der Winterkugel  Beginn der Kugelbildung bei Außentemperaturen Bruttemperatur Flüge möglich ab Kurzflüge von Wasserträgern bei ­ schlechter Witterung auch bei Bienen werden klamm bei Temperaturen Trachtflug ab Temperaturoptimum für Trachtflüge Einstellung der Sammelflüge bei Temperaturen

14–20 °C < 14 °C 34,5–35 °C 10 °C 5 °C < 9 °C 13 °C > 20 °C > 37 °C

Fassungsvermögen der Waben Ein Quadratdezimeter (dm2) Wabe −− besitzt eine Dicke von 24 mm, −− wird aus 12 bis 15 g Wachs gebaut, −− besitzt ein Fassungsvermögen für Honig/Futter von 350 g Honig, −− beherbergt etwa 830 Arbeiterinnenzellen oder −− circa 520 Drohnenzellen. Spezifisches Gewicht des Honigs In Abhängigkeit des Wassergehaltes 1,39 bis 1,46

Alle Bienenwesen, die Arbeiterin, der Drohn und die Königin entstehen aus einem Bienenei, das von der Königin des Volkes in eine vorbereitete Zelle gelegt wird. Weil das Ei mit knapp 1,5 mm Länge zunächst wie ein weißes Stiftchen in der Zelle steht, bezeichnet man das Eierlegen der Königin auch als Bestiften.

Die Königin bestiftet Die Wabenzellen zur Brutaufnahme werden von den sehr jungen Arbeiterinnen des Volkes vorbereitet. Die Reize, wie viele Arbeiterinnen-, Drohnenoder gar Königinnenzellen vorbereitet werden, gehen nicht ausschließlich von der Königin aus. Das Volk bestimmt. Zur Steuerung der Volksentwicklung sind deshalb umfassende Kommunikationen notwendig. Auch nach der Reinigung oder dem Bau neuer Brutzellen wird die Königin von den Hofstaatbienen an die Zellen gelenkt, die dann endgültig bestiftet werden sollen. (Siehe Foto auf Tafel 7, Seite 87.) Das Ei, aus dem ein Drohn entsteht, ist un­ befruchtet, während die Eier, aus denen Königinnen und Arbeiterinnen schlüpfen, befruchtet wurden. Zur Befruchtung trägt die Königin in einer winzigen Samenblase, dessen Kanal in die Scheide mündet, einen für uns unvorstellbar großen Samenvorrat. Vor der Eiablage wird jede Zelle von der Königin inspiziert und vermessen. Dazu senkt sie den Kopf auf den Schienen der Vorderbeine in die Zelle hinein, betastet diese und prüft sie mit den Fühlern auf ihre Eignung und Größe hin. Dabei fällt die Entscheidung: in eine kleine Zelle wird ein befruchtetes, in eine größere Zelle ein unbefruchtetes Ei gelegt.

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Biologie der Honigbiene

Während die Zellen zur Aufzucht der Arbeiterinnen und Drohnen ziemlich waagerecht liegen und Raum sparend wie Reihenhäuschen ineinander geschachtelt sind, gleicht die Zelle zur Aufzucht der Königin schon einem Schloss. Sie wird grundsätzlich senkrecht angeordnet und hat einen inneren durchschnittlichen Durchmesser von 9 mm. Wie kommt nun in eine solch große Zelle ein befruchtetes Ei, nachdem wir gerade eben festgestellt haben, dass befruchtete Eier in die kleinen Zellen gelegt werden? Hier wenden die Bienen einen Trick an! Königinnenzellen, die bestiftet werden sollen, werden an ihrer Öffnung auf einen Durchmesser von 5,4 mm eingeschnürt. Diese Einschnürung kann man an der scharfkantigen Verjüngung dieser Spielnäpfchen (siehe Seite 83) gut erkennen, auch die Schwarmtendenz eines Volkes ist daran abzu­lesen. Sind die Spielnäpfchen an ihrer Öffnung eingeschnürt und der Zellboden mit dem Sekret der Kieferdrüsen auspoliert, ist die Zelle zum unmittelbaren Bestiften vorbereitet. Die vordere Enge der Zelle bleibt bei der weiteren Königinnenaufzucht bestehen, die Einschnürung wird lediglich mit dem Wachstum der Königinnenmade weiter nach unten verlagert.

Die Entwicklung der Brut Arbeitsbienen Ausgehend von einem befruchteten Ei, das die Königin in eine Arbeiterinnenzelle gelegt hat, entwickelt sich unter normalen Bedingungen eine Arbeitsbiene. Das zunächst stehende Stiftchen neigt sich nach und nach zum Boden der Zelle hin. Bei einer Bruttemperatur von 35 °C ist daraus nach drei vollen Tagen (72 h) eine weiße, 1,5 mm lange Larve geworden. Sie wird von den Ammen sofort mit dem milchigen Drüsensekret gefüttert. Die ersten 36 bis 48 h erhält die junge Larve ausschließlich Milch, die aus den Futtersaftdrüsen der Ammen stammt. Danach wird der gefräßigen Larve Mischfutter, das die jungen Ammen aus Honig und

Pollen bereiten, vorgesetzt. In knapp sechs Tagen wird aus der sehr kleinen, 0,3 mg leichten Larve eine, die Brutzelle füllende, perlmuttfarbene Rundmade. Sechs Tage nach dem Schlupf ist die Larve etwa fünfhundertmal schwerer, sie wiegt jetzt 155 mg, bis hierher wurde sie 2.000- bis 3.000-mal gefüttert. In dieser Entwicklungsphase kotet die Made und beginnt, die Verpuppung vorzubereiten. Sie spinnt ein feines Gewebe, den Kokon um sich, womit der Kot ausgeschlossen wird. Nachdem die Arbeiterinnen die Zelle verschlossen haben, erfolgt die Streckung der Made. Über das Vorpuppenstadium und die Nymphe entwickelt sich die Biene, die nach insgesamt 21 Entwicklungstagen schlüpft. Sie erblickt dabei das Dunkel des Bienenstocks (sie­he Fotos Seite 84).

Königin Man stellt sich nun vor, das Ei, aus dem schließlich eine Königin werden soll, müsse noch einmal etwas vollständig anderes sein. Was allerdings nicht so ist. Es ist ein befruchtetes Ei und es hat die gleiche Größe und Erbinformation wie eines, aus dem eine gewöhnliche Arbeiterin wird. Ungewöhnlich und entscheidend ist die Wiege der werdenden Königin, zusammen mit der üppigen Nahrung. Die Königinnenmade wird ausschließlich mit Weiselfuttersaft, dem Futtersaftdrüsensekret der Arbeiterinnen versorgt. Das größte der drei Bienenwesen hat die kürzeste Entwicklungszeit! Kurz vor Ende des achten Entwicklungstages wird die Weiselzelle geschlossen. Die Vorpuppe spinnt den Kokon zur Verpuppung und die weitere Umwandlung zur Königin vollzieht sich innerhalb von acht Tagen. Allerdings hat die vorherrschende Temperatur einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklungszeit. Wenn die Bruttemperatur bei 34,5 bis 35 °C liegt, beträgt die Puppenzeit genau acht Tage. Liegt sie niedriger, dauert es einen bis zwei Tage länger, bis die junge Königin schlüpft. Es ist nicht bekannt, ob sie davon Schaden nimmt. Von den Züchtern wird allerdings

Körperbau der Honigbienen

Larve 5 Tage

Puppe 8 Tage

In ihrer fünftägigen Larvenzeit werden die Weisel­ wiegen üppig mit Gelee Royale versorgt. Selten wird es ganz aufgezehrt und trocknet deshalb ein.

20–30 mm

Eizeit 3 Tage

10–12 mm

Entwicklung der Königin vom Ei bis zum Schlupf Spielnäpfchen zum Bestiften vorbereitet

5,4 9 mm

Drei

und fünf

und acht und die Königin ist gemacht

alles getan, solche Entwicklungsverzögerungen zu vermeiden. Die gesamte Länge der Zelle beträgt im Schnitt 25 mm, je nach Bevorratung mit Gelee Royale kann sie nur 20 aber auch 30 mm lang sein. Manchmal findet man eine längere Zelle und insgeheim freut man sich schon über die wohl prächtige Königin, die hieraus geboren wird. Es handelt sich dabei aber um eine abgesackte Made, die beim Spinnen des Kokons den Weg nach oben nicht mehr schaffen konnte. Entsprechend der immer weiter nach unten rutschenden Made verlängern die Bienen dann eben die Zelle und engen sie soweit ein, bis ihnen ein Verschluss mit dem Deckel mehr oder weniger gelingt. Die Made stirbt dann ab, worauf sie die Bienen beseitigen oder sie beginnt, in der Zelle zu verwesen. Nach insgesamt knapp sechzehn Tagen Entwicklungszeit sägt die Königin üblicherweise den Zelldeckel ringsum mit ihren scharfen Mundwerkzeugen auf. Meistens klappt der Deckel unter dem Druck der Königin schon nach unten weg, bevor er ganz abgeschnitten ist, als hätte er ein Scharnier. Manchmal schlüpft eine junge Biene in die Zelle, um vom eingetrockneten Gelee Royale zu naschen oder es auszuräumen. Hierbei kommt es vor, dass eine andere Biene den Zelldeckel von außen wieder verschließt, was dann beim Hineinschauen nach einem großen Bluff aussieht.

Drohnen Drohnen haben von allen Bienenwesen mit 23 Tagen die längste Entwicklungszeit. Beim Schlüpfen schneiden sie die Zelldeckel kreisrund ab. Sie sind den Deckeln der Weiselzellen sehr ähnlich. Schlüpfen viele Drohnen, werden die runden Deckelchen von den Arbeiterinnen hinausgetragen und man kann sie auf dem Flugbrett sehen.

Körperbau der Honigbienen Die drei Bienenwesen üben ganz unterschiedliche Funktionen im Bienenvolk aus. Entsprechend unterscheidet sich auch ihr Körperbau. Bei genauer Betrachtung erscheint uns dieser zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben geradezu perfekt geschaffen.

Chitinpanzer Den körperlichen Halt verschafft den Bienen der feste Chitinpanzer. Er ist vergleichbar mit der Wirbelsäule bei den Säugetieren. Man kann die feste Haut aus gehärtetem Eiweiß aber nicht mit einem unbeweglichen Metallpanzer vergleichen, denn alle Körperteile sind dehnbar und durch die Dreiteilung des Panzers ist das Insekt äußerst beweg-

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Biologie der Honigbiene

Dreigeteilter Körperbau: Der Kopf beherbergt alle Sinnesorgane, der Thorax (Brust) ist die Bewegungszentrale und im ­Hinterleib (Abdomen) befinden sich die Verdauungsorgane.

lich. Man kann diese Beweglichkeit kennen lernen, etwa wenn man eine Arbeiterin mit den Fingern festhalten möchte. Sie kann ihren Hinterleib so geschickt drehen und sich mit einem Stich fast immer befreien. Was ihr dann allerdings nichts nützt, denn durch den ausgerissenen Stachelapparat wird sie lebensunfähig. Nur wenn man die Arbeiterin direkt und relativ fest am Flügelansatz fasst, gelingt es, sie zu bändigen, ohne gestochen zu werden. Während die Königin nur bei direkter Bedrohung sticht, besitzen Drohnen überhaupt keinen Stachel. Sie sind zudem stämmiger und breiter gebaut als die Arbeitsbienen und die Königin.

Verdauungsorgane Das Sammeln von Nahrung ist neben der Verteidigung eine weitere Aufgabe, die Drohnen im Volk nicht übernehmen. Ihren Verdauungsorganen fehlt daher der Honigmagen, der für das Sammeln von Nahrung so wichtig ist. Die Arbeiterinnen transportieren im Honigmagen große Mengen Nektar, Honigtau oder Wasser. Bis zu 60 mm3 haben darin Platz, mehr als die Hälfte ihres Körpergewichtes (siehe Seite 9). Die Hinterleibssegmente sind bei vollem Honigmagen weit auseinandergezogen und der Körper erscheint

Körperbau der Honigbienen

durchsichtig. Von ihrem Transportgut können die Arbeiterinnen jederzeit neue Energie tanken, indem sie einen Teil davon in den Mitteldarm ableiten. Entgegengesetzt ist dies nicht möglich. Nahrung, die einmal das Einwegeventil zum Verdauungsdarm passiert hat, kann nie wieder in die Honigblase zurück. Damit ist etwas Wunderbares geschaffen: das Sammelgut und später der Honig bleiben frei von Verdauungsbakterien. Nur so bleibt Honig haltbar, für das Überleben des Bienenvolkes von grundlegender Bedeutung. Das Hauptverdauungsorgan der Biene ist der Mitteldarm. Dort wird die Nahrung in Nährstoffe umgewandelt und diese durch die Darmwand hindurch in die Bauchhöhle geleitet. Nährstoffe, die nicht verbraucht werden, zirkulieren eine kurze Zeit, dann werden sie als Fetteiweißpolster im Hinterleib gespeichert. Dies stellt vor allem für das Wintervolk eine bedeutende Nahrungsreserve dar, die auch zur Aufzucht der ersten Brut benötigt und verbraucht wird. Verdauungsrückstände des Mitteldarmes gelangen über die Pforte in den Dünndarm und dann weiter zur Kotblase. Im Dünndarm mündet auch die Niere der Biene, viele dünne Schläuche, die dem Bienenblut Harnsäure und andere Rückstände entziehen. Die Kotblase nimmt die Verdauungsrückstände während der Winterruhe oder in sonstigen Zeiten eingeschränkter Flugmöglichkeiten auf. Sie kann sich sehr stark dehnen und gefüllt fast den ganzen Hinterleib ausfüllen. Während die Arbeiterinnen nur unterent­ wickelte Geschlechtsorgane besitzen, nehmen diese beim Drohn und der Königin einen großen Teil des Hinterleibs ein.

Blutkreislauf und Atmung In der offenen Bauchhöhle wird das mit Nährstoffen angereicherte Blut vom Herzschlauch der Biene aufgenommen und durch Kontraktion durch die gewundenen Engpässe zwischen Abdomen und Brust zum Kopf gepumpt. Die jeweiligen Organe werden somit versorgt. Das farblose Blut fließt

wieder in die Bauchhöhle zurück, wo der Kreislauf neu beginnt. Im Gegensatz zu Wirbeltieren erfolgt die Sauerstoffversorgung nicht über die Blutbahn. Vielmehr werden bei den Bienen die Organe über Luftkammern direkt versorgt. Insgesamt besitzen sie dazu zehn Atemöffnungspaare an den Seiten des Körpers.

Fortbewegungsorgane Fast die gesamte Brust der Bienen ist ein einziges Muskelpaket. Mit dem Ansatz der drei Beinpaare und der beiden Flügelpaare sitzt hier auch das Zentrum der gesamten Fortbewegung. Das Flügelpaar besteht jeweils aus einem Vorder- und Hinterflügel, die zum Flug mit reißverschlussähnlichen Haken miteinander verbunden werden. Zum Starten werden die Flügel mit separaten Ausstell- und Steuerungsmuskeln betätigt. Die Schwirrbewegung, das Auf und Ab, erfolgt mit einer Frequenz von 75 bis 150 Schlägen pro Sekunde. Bienen können bis zu 30 km/h schnell fliegen. Fächelnde Arbeiterinnen benutzen die Flügel zur Luftzirkulation, zur Verteilung des Stockgeruches und zur Anlockung der Flugbienen. Wird aus einem Grund heraus Wärme gebraucht, beispielsweise wenn die Brut- oder die Winterkugeltemperatur absinkt, können Bienen durch Verbrennung beim Betätigen Ihrer Muskeln beträchtliche Temperaturen erzeugen. Wie für Insekten typisch, besitzen alle Bienenwesen drei Paar Beine zur Fortbewegung am Boden. Die Arbeiterinnen benutzen die Beine nicht nur zum Laufen, sie halten, tragen oder zerren damit auch allerlei Gegenstände weg. Wie wir immer wieder sehen können, sind sie mit der Beweglichkeit ihrer Beine unglaublich schnell und geschickt. Zum Begehen glatter Flächen wie Glasscheiben besitzen sie Haftlappen und zum Festhalten auf einem raueren Untergrund Fußkrallen. Am vorderen Beinpaar befindet sich eine Einrichtung, die man als Ersatz des menschlichen Taschentuches bezeichnen könnte. In einer eigens dafür bestimmten Putzscharte mit Sporn reinigen Bienen beim

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Biologie der Honigbiene

Verlassen des Stockes ihre Fühler. Damit sensibilisieren sie ihr Riechorgan, das sich in den feinen Haaren der Antennen befindet.

Pollentransport Der dicht behaarte Körper der Arbeiterinnen eignet sich besonders gut zum Sammeln des Blütenstaubes, den das Bienenvolk als Eiweißnahrung benötigt. Es bleibt sehr viel Blütensamen, manchmal auch unbeabsichtigt in der Körperbehaarung hängen. Mit speziellen Haarbürsten an den Vorderund Mittelbeinen streifen sie den Pollen zusammen und schieben das Sammelgut in das Pollenkörbchen des Hinterbeines. Dort in der Vertiefung der Schiene bekommt das gesamte Pollenpaket an besonders kräftigen Haarborsten Halt. Mit den Pollenladungen an den Hinterbeinen sehen die Bienen auch aus, als trügen sie dicke bunte Hosen, weshalb diese Ladungen auch Pollenhöschen genannt werden. Die Königin und die Drohnen besitzen keine Einrichtungen zum Pollentransport.

Wie mit bunten Hosen bekleidet erscheinen die Pollensammlerinnen am Flugloch.

Augen und Fühler Alle Bienenwesen müssen sich sowohl bei Helligkeit außerhalb des Stockes, zum Beispiel während des Fluges sowie bei Dunkelheit im Stock orientieren können. Um Gegenstände, Bewegungen, Farben und Formen bei Helligkeit wahrnehmen zu können, haben sie zwei Facettenaugen und drei Punktaugen. Mit den Punktaugen, die in der Mitte des Kopfes zwischen den Facettenaugen liegen, können sie die Helligkeit und beispielsweise das Dunkelwerden abschätzen, wobei sie mit den Facetten, die aus Tausenden Sehkeilen bestehen, ein grobes Raster der Umgebung und der Kontraste wahrnehmen können. Sie sehen im Gegensatz zu uns ein anderes Farbspektrum, was für uns nicht so leicht vorstellbar ist. Auch wenn ihr Sehbild weniger scharfe Konturen zeichnet, so ist es für sie ausreichend, denn sie besitzen zum Aufsuchen der Trachtpflanzen weitere Organe. Zu ihrer Orientierung sind sie zudem in der Lage, das Polarisationsmuster des Himmels zu erkennen. Dies hilft ihnen, den Stand der Sonne zu orten, auch wenn diese bei bedecktem Himmel nicht sichtbar ist. Für die Orientierung und Kommunikation im Stock dienen den Bienen ihre Antennen, die dicht mit Sinnesorganen besetzt sind. Bienen tasten und riechen damit, fühlen die Feuchtigkeit der Stockluft, die Temperatur und den Kohlendioxidgehalt. Während wir bei der Betrachtung und Beobachtung der Biene die Bewegungen der Antennen noch wahrnehmen können, bleiben uns die zum Teil haarförmigen Sinnesorgane und Porenplatten wegen ihrer Winzigkeit verborgen. Die Bienen können mit diesen Fühlersinnesorganen schon auf Schwankungen von 5% der relativen Luftfeuchtigkeit oder nur 0,5 % der Temperatur- oder Kohlenmonoxidkonzentration reagieren. Hier liegen die Messstellen für die verschiedenen Parameter zur Steuerung des Stockklimas. Mit diesen Sinnesorganen wird entschieden, ob belüftet, gekühlt oder beheizt werden muss. Solche enormen Leistungen sind nur mit einem sauberen Organ möglich. Die