Haftstrafe für Sittenwächter

wurde, konnten die Brandsach- verständigen zweifelsfrei nach- weisen. Unbestätigten Gerüch- ten zufolge wurde am Tatort eine. Zündholzschachtel gefunden.
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ÖSTERREICH 11

FREIT A G, 3 . JUNI 20 16

Neues Suchtmittelgesetz: 14 Drogendealer festgenommen

Polizeihund Hero fand mehr Geld, als vermisst wurde

WIEN. In den ersten 24 Stunden nach Inkrafttreten der Novelle des Suchtmittelgesetzes sind in Wien 14 Männer wegen Verdachts auf Drogenverkauf festgenommen worden. Vier wurden nach ihrer Einvernahme in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. Ob über die Verdächtigen die U-Haft verhängt wird, sollte Donnerstag entschieden werden. Nur einer der vier Männer war wegen des neuen Tatbestands Suchtgifthandel im öffentlichen Raum

Polizeihund Hero hat im Bezirk Schärding angeblich gestohlene 22.000 Euro im Kleiderschrank einer Pensionistin erschnüffelt und gleich noch weitere 7300 Euro gefunden. Die 82-Jährige hatte Anzeige erstattet, da ihr vermutlich schon im Februar ihre Ersparnisse geklaut worden seien. Die alte Dame war den Polizisten schon bekannt und eine gewisse altersbedingte Vergesslichkeit konnte nicht

KURZ GEMELDET Gefängnisinsassin weiter in Lebensgefahr WELS. Der Gesundheitszustand jener Insassin der Justizanstalt Wels, die am Mittwoch ihre Kleidung mit Speiseöl übergossen und angezündet hat, war am Donnerstag weiterhin kritisch. Die 44-Jährige, die sich 15 Tage in U-Haft befand, liegt mit schweren Brandverletzungen auf der Intensivstation des Wiener AKH.

Nach Amoklauf noch drei Opfer in Spitälern Nach dem Amoklauf von Nenzing befinden sich noch drei Opfer in Behandlung. Zum Gesundheitszustand durften die Spitäler keine Auskunft erteilen. Insgesamt wurden 14 Personen Opfer des 27jährigen Vorarlbergers, der am 22. Mai auf dem Fest eines Motorradclubs Amok lief. Er erschoss zwei Männer und verletzte zwölf weitere Personen teilweise schwer. SN, APA

NENZING.

Eine Kuh ging auf 63-jährigen Bauern los Ein 63-Jähriger ist in Gföhl (Bezirk Krems-Land) bei einer Kuhattacke schwer verletzt worden. Der Pensionist wollte entlaufene Rinder zurück auf die Weide treiben. Dabei wurde er von einer Mutterkuh umgestoßen, niedergetrampelt und schwer verletzt. SN, APA GFÖHL.

Einbrecher schlug Opfer mit Faust ins Gesicht AMSTETTEN. Bei einer „Home Invasion“ ist eine Hausbesitzerin in St. Pantaleon-Erla (Bezirk Amstetten) verletzt worden. Die 43-Jährige überraschte einen Einbrecher, der auf sie zulief und ihr mit der Faust ins Gesicht schlug. SN, APA

aufgegriffen worden. Die Novelle soll der Polizei ein schärferes Vorgehen gegen den Drogenhandel ermöglichen. Die Lage an den Hotspots war dann untertags merklich ruhiger, Dealer waren kaum zu sehen. Bei zwölf Männern handelt es sich um Asylbewerber – vier Gambier, drei Nigerianer, zwei Afghanen und je ein Mann aus Sierra Leone, Marokko und Russland. Zwei Festgenommene waren Österreicher. SN, APA

SCHÄRDING.

KRITIKRAX Ein Polizeihund in Oberösterreich hat mehr Geld gefunden, als vermisst wurde. Kann man den nicht für die Steuerfahndung einsetzen?

Haftstrafe für Sittenwächter In Graz findet der bereits fünfte Prozess gegen mutmaßliche Dschihadisten in diesem Jahr statt. Ein selbst ernannter Sittenwächter muss vier Jahre ins Gefängnis. Was sich dahinter verbirgt. MARTIN BEHR ANJA KRÖLL

Sie sind 16 und 19 Jahre alt, stammen aus Syrien, tragen modische Brillen und ihre extravaganten Haarschnitte kennt man von Fußballprofis. Das Brüderpaar ist angeklagt wegen der Verbrechen der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation. Der Ältere soll in seiner Heimat für die eng mit der Al Kaida kooperierende terroristische Vereinigung „Harakat Ahrar al-Sham al-Islamiyya“ gekämpft haben, der Jüngere steht im Verdacht, bereits als 14-Jähriger Scharia-Polizist für den „Islamischen Staat“ (IS) gewesen zu sein. Ein Sittenwächter also. Nicht zum ersten Mal, dass dieser Begriff auftaucht. Der Reihe nach. „Der Bub ging in eine Privatschule in Aleppo, als er vom IS angeworben wurde“, berichtete die Staatsanwältin. In einer einmonatigen Scharia-Ausbildung lernte der 14-Jährige, dass die Welt befreit und alle Ungläubigen getötet werden müssten. Nach einer Waffenausbildung mit der Kalaschnikow begann er, seinen Dienst zu versehen: „Er hatte zu kontrollieren, ob richtig gebetet wird, ob die Frauen wohl Kopftuch tragen und nicht zu laut sprechen.“ Zumindest zehn Personen seien durch den Angeklagten ins Gefängnis gekommen oder ausgepeitscht worden. Er fühle sich GRAZ, WIEN.

Erstmals in Erscheinung traten die sogenannten Scharia-Polizisten in Deutschland.

nicht schuldig, sagte der heute 16Jährige überraschenderweise am Donnerstag. „Ich habe nicht gewusst, dass das Terroristen waren, ich wollte nur mein Dorf gegen die Assad-Truppen verteidigen.“ Ein Ex-Weltklassespieler von Real Madrid soll in dem Camp angeblich als Ausbildner fungiert haben: „Sie haben uns mit Fußball und mit Geld gelockt, waren anfangs auch noch nicht so brutal.“ Gefasst wurden die beiden Brüder im Vorjahr in einem steirischen Flüchtlingsheim. Ein Hinweis auf ihre Zugehörigkeit zu Terrormilizen war aus Deutschland gekommen. Die Urteile? Je vier Jahre unbedingte Haft für den 16-Jährigen und den äl-

teren Bruder. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Doch nicht nur in Syrien tritt die Scharia-Polizei in Erscheinung: In der Nacht vom 27. Februar sorgte die Attacke von vier Tschetschenen im Alter von 19 bis 24 Jahren in der Wiener Millennium City für Entsetzen. Zur Erinnerung: Ein 45-jähriger Österreicher wollte einer Familie zu Hilfe eilen, die von den vier selbst ernannten Sittenwächtern bedrängt wurde. Auslöser soll der nach Ansicht der Angreifer zu aufreizende Kleidungsstil der Töchter gewesen sein. Die Bande verprügelte den 45-Jährigen so brutal, dass er beinahe am rechten Auge erblindete – heute muss er ein Titannetz tra-

Polizisten patrouillieren bei Asylheimen Ein Lokalaugenschein in Altenfelden nach dem Brandanschlag auf ein neues Asylheim. ALFONS KRIEGLSTEINER

Anneliese Brunnthaler kann die Tränen nicht zurückhalten. Am Mittwoch um 6.45 Uhr ist sie auf dem Weg zur Volksschule Altenfelden, wo sie als Religionsund Betreuungslehrerin arbeitet, am brennenden Asylbewerberheim vorbeigefahren. „Ich habe nur gedacht, das ist ein böser Traum“, sagt die 62-Jährige. Alles sei bereit gewesen für die Ankunft der 48 Flüchtlinge, mit den Schülern habe sie schon ein Willkommenspaket vorbereitet. Noch gibt es keine Spur zu dem Brandstifter. Bei der Info-Veranstaltung zu dem geplanten ALTENFELDEN.

ausgeschlossen werden. Zur genauen Klärung forderten sie daher den zum Aufspüren von Banknoten ausgebildeten Hund an. Bei der Durchsuchung des Hauses fand das Tier im Kleiderschrank des Schlafzimmers die fehlenden 22.000 Euro. Hero schnüffelte weiter und stieß auf zwei weitere „Verstecke“, in denen insgesamt noch 7300 Euro lagen. Die sichtlich überraschte Besitzerin wusste von diesen GeldbeträSN, APA gen nichts mehr.

Flüchtlingsquartier am 12. Februar hatte Brunnthaler aus ihrer positiven Einstellung für das Projekt kein Hehl gemacht. Ausgebuht sei sie dafür worden. „Da hat man gespürt, dass ein massiver Widerstand da ist.“ Doch am Ende der Veranstaltung hätten sich die Wogen allem Anschein nach geglättet. Das bestätigt auch Bürgermeister Klaus Gattringer (ÖVP). „Ich war mir sicher, dass es für die meisten jetzt passt, es gab regen Applaus.“ Auf Facebook hat der Bürgermeister deutliche Worte gefunden: „Ich will von niemandem, auch nicht nach ein paar Bier, hören, dass der Brandstifter recht hat.“ Angst

müsse man vor jemandem haben, „der so etwas tut, nicht vor denen, die zu uns kommen“. „Nachdenklich und bedrückt“ – so beschreibt Bezirksfeuerwehrkommandant Sepp Bröderbauer die Stimmung in seiner Heimatgemeinde Altenfelden. Auch die Kinder der Volksschule hat die unfassbare Tat sehr mitgenommen. Viele mussten auf dem Weg zur Schule mit dem Schulbus an dem brennenden Gebäude vorbei. Auf der Homepage der Volksschule Altenfelden haben die Zweitklassler auf Anregung ihrer Lehrerin ihre Eindrücke in Bildern verarbeitet und ihre Gedanken notiert. „Es ist traurig“, heißt es da.

Oder: „Ich hatte solche Angst!“ Vor allem ein Eintrag gibt zu denken: „Die Flüchtlinge kriegen jetzt ein neues Haus. Hoffentlich brennt es nicht noch einmal ab.“ Befürchtungen, die von vielen Erwachsenen geteilt werden. Damit sie sich nicht bewahrheiten, hat das Landeskriminalamt seit gestern den Streifendienst bei allen 510 Flüchtlingsquartieren in mehr als 350 Gemeinden verstärkt. Dass das Feuer gelegt wurde, konnten die Brandsachverständigen zweifelsfrei nachweisen. Unbestätigten Gerüchten zufolge wurde am Tatort eine Zündholzschachtel gefunden.

BILD: SN/APA/DPA

gen. Nach der Attacke ging das Quartett feiern und prahlte mit der Tat. „Wir haben dem Faust gegeben“, soll einer der Burschen gesagt haben. Wie die Polizei später herausfand, gehörten die Verdächtigen den sogenannten „Wölfen“ an. Ein Netz aus 20 Tschetschenen. Junge Burschen, die in sozialen Netzwerken stolz mit Waffen posieren, daneben stehen Sprüche wie „Bei uns ist schweigen Gold den Blei kann folgen“ oder „Es gibt 1000 Gründe warum ich dich töten muss, doch der plausibelste Grund von allen ist, wie blöd du guckst“. In den Bandenstrukturen zählen vor allem Ansehen und Respekt. Respekt, den man durch Gewalttaten verdient.

Nach schwerem Unfall gebar Frau ein Mädchen Jene 27-jährige schwangere Angestellte eines Geschäfts in einem Einkaufszentrum in Pasching (Bezirk Linz-Land), die Mitte Februar von einer umstürzenden Glasplatte getroffen worden war, hat am Montag im Kepler-Uniklinikum Linz entbunden. Die Frau hat in der 37. Schwangerschaftswoche ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht, sagte Klinikumssprecher Clemens Kukacka. Die Patientin erhole sich zurzeit von der geplanten Kaiserschnittgeburt. Ihre Behandlung aufgrund der Unfallverletzungen sei aber noch nicht abgeschlossen. Nach dem Unfall schwebte die Frau in Lebensgefahr. SN, APA

LINZ.