Gruss ans Krankenbett 6-2011

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G ru ß a n s K ra n ke n b e t t

Zeit zum N a ch d e n ke n Barmherzige Dreifaltigkeit ein Mensch im Mittelpunkt nicht stark und gesund sondern schwach, krank entmutigt, traurig, müde lebensmüde vielleicht erbärmliche Gestalt der Mensch im Mittelpunkt göttlicher Zuwendung ich bin es kann und will ich es sein Schwäche wahr-nehmen zulassen annehmen mich fallenlassen nichts mehr tun nur noch sein du bist da Schöpfergott und Vater du neigst dich liebevoll herab dein Gesicht ist mir ganz nahe ich spüre deinen Atem du greifst mir unter die Arme

du bist da Gottessohn und Menschensohn Jesus Christus tief beugst du dich umfängst mich ganz unten trägst mich in der tiefe du bist da heiliger Geist Kraft aus der Höhe du tröstest mich belebst mich erfüllst mich du Atem Gottes barmherzige Dreieinigkeit heilende Hingabe bergende Liebe dir überlasse ich mich berge mich in dir lebe durch dich heute, allezeit in Ewigkeit

Zum Titelbild: Die barmherzige Dreieinigkeit, Keramik: Sr. Caritas Müller OP, CH-Cazis; ars liturgica Buch- & Kunstverlag MARIA LAACH; Nr: 4573

Monatsblatt der katholischen Kirche (nicht nur) für kranke Menschen

Impressum: Medieninhaber, Herausgeber: Krankenhaus– und Pflegeheimseelsorge der Erzdiözese Wien Herstellung: Facultas Verlags– und Buchhandels AG, 1090 Wien Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Christoph Schmitz, Redaktion: Rosemarie Hermann Alle: 1010 Wien, Stephansplatz 6/6/634, Tel.: 01 51 552-3369, Fax: 2118, Email: [email protected] Nachdruck und Vervielfältigung jeder Art untersagt

Juni 2011

Liebe Leserin, lieber Leser! Eine eigene Krankheit oder die eines Menschen, der mir viel bedeutet, kann das eigene Innere in heftige Wallungen bringen, die sich oft zwischen Hoffnung und Verzweiflung bewegen. Vielen von Ihnen wird das bekannt vorkommen?! Vor etwa drei Jahren ist es mir ähnlich ergangen: Unser Sohn Michael musste nach einem schweren Radunfall ins Spital gebracht werden. Erste Untersuchungen zeigen einen massiven Leberriss – Weitertransport mit dem Hubschrauber – Intensivstation – schwere innere Blutungen zwingen zu einer nächtlichen Notoperation. „Machen Sie sich keine Hoffnungen mehr“ heißt es aus dem Spital. Dann aber:„Wir operieren nochmals. Wollen Sie ihren Sohn vorher noch sehen?“ Wenn mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, suche ich einen Halt: Menschen, die für mich da sind. Fast alles

lässt sich bewältigen – nur nicht allein. Auch ein religiöser Ritus kann eine Vergewisserung sein, dass ich nicht alleingelassen bin: Verzweifelt bitten wir einen Priester, uns ins Spital zu begleiten. In der Intensivstation – unser Michael liegt wie aufgebahrt im Tiefschlaf – feiern wir gemeinsam das Sakrament der Krankensalbung. Wir suchen darin Stärkung und Trost sowie Gottes Nähe und Zuwendung. Nach einer weiteren Operation und vielen Tagen und Nächten im künstlichen Tiefschlaf erholt sich sein geschwächter Körper langsam, und wir beginnen zu hoffen. Michi wird auf die Normalstation entlassen und ich darf das Bett neben ihm belegen. Welch eine Wonne! Jetzt haben wir das Ärgste überstanden! Vielleicht kennen sie das auch: Die kleinsten Besserungen geben wieder Energie und rufen die Hoffnung auf den Plan. An diesem Abend kann ich nicht gleich einschlafen und nehme mir ein Buch, das über die Entstehung

der „Spuren im Sand“ berichtet. Vielleicht kennen Sie die Geschichte? Hier eine Kurzfassung: Ein Mensch geht mit dem Herrn am Strand entlang; hinter ihnen im Sand sind deutlich zwei Fußspuren zu sehen. Gott versichert ihm, dass er ihn liebt und ihm immer zur Seite steht. Da dreht sich der Mensch um und erkennt an manchen Stellen nur eine Fußspur. „Herr, in den Stunden der Not, als ich dich am meisten brauchte, hast du mich verlassen!“ Gott antwortet: „Mein Kind, ich liebe dich so sehr. Wenn du nur eine Fußspur siehst, habe ich dich getragen!“ Während dieser Lektüre höre ich plötzlich unseren Michael schwer atmen und rufe die Schwester – die erschrickt, drückt den Notfallknopf, und innerhalb weniger Sekunden ist das Zimmer überfüllt mit Ärzten und Schwestern – Michi muss reanimiert werden (!) – kurzes Rätselraten – dann eine weitere, lebensrettende Operation! So schnell kann die Hoff-

nung wieder in Angst und Verzweiflung umschlagen: Kranksein macht sensibel und verletzlich, Stimmungen können sich rasch ändern. Oft wird eigene Ohnmacht erfahrbar. – Ich habe damals den Kontakt zu Gott gesucht, um für meine Ängste einen Ort zu haben, aber auch um das Leben unseres Sohnes erneut vertrauensvoll in Seine Hände zu legen. Nach einiger Zeit in der Intensivstation und vielen Wochen Rehabilitation ist unser Sohn heute vollkommen wiederhergestellt. Und wir sind immer wieder aufs Neue unendlich dankbar! Ich möchte aber nicht übersehen, dass viele Geschichten von leidenden Menschen nicht gut ausgehen: Da ist es wohl schwer, sich von Gott getragen zu fühlen. Und doch bin ich überzeugt, dass auch bei einem Menschen, der vielleicht nicht mehr ganz gesund wird, vieles heil werden kann. Helga Römer Ehrenamtliche Mitarbeiterin im Geriatriezentrum im SMZ-Süd