Geschlechtssensible Firmvorbereitung 1. Differenzierung von ...

Geschlechtssensibel zu arbeiten bedeutet nicht ein Ende der Koedukation in der ... Paten/Patinnen werden in die Firmvorbereitung einbezogen. Auch sie ...
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Geschlechtssensible Firmvorbereitung 1. Differenzierung von Firmung als Initiation und geschlechtssensibler Firmvorbereitung 





Da die Firmung „zu den theologisch am wenigsten geklärten Sakramenten gehört“ (Bischof Kurt Koch), ist sie grundsätzlich offen für unterschiedliche theologische Deutungen. Die gegenwärtige Praxis, Jugendliche an der Schwelle zur Adoleszenz zu firmen, begünstigt ein Verständnis des Sakraments als Initiation im Sinne eines Ritus, der Unterstützung für die Aufgabe des Erwachsenwerdens bietet. Selbst wenn man diese theologische Qualifizierung nicht teilt und andere inhaltliche Bestimmungen der Firmung favorisiert, kommt man nicht an der Tatsache vorbei, dass ich es als Firmbegleiter/in jeweils als Frau oder Mann mit Mädchen und/oder Burschen zu tun habe und das eigene sowie das Geschlecht der Jugendlichen Einfluss auf die Arbeit mit Firmkandidat/innen hat. Von daher erscheint es sinnvoll, die Konzeption der Firmung als Initiation grundsätzlich von einer geschlechtssensiblen/geschlechtsbezoge-nen pädagogischen Haltung in der Firmvorbereitung zu trennen. Auf diese Weise ist es möglich, auch jene für einen reflektierten Umgang mit der Geschlechterfrage in der Firmvorbereitung zu gewinnen, die mit der Inititationsthematik (theologisch) Schwierigkeiten haben.

2. Geschlechtssensibilität als Grundhaltung in der Firmvorbereitung Lemmermöhle versteht unter geschlechterbewusster Arbeit eine Bildung,  die Jungen und Mädchen sowohl als Individuen mit je eigener Geschichte als auch als Angehörige eines Geschlechts mit je eigener Geschichte wahrnimmt,  die das Geschlechterverhältnis mit den Polen weiblich/männlich weder biologisch bedingt noch statisch sieht, sondern als historisch geworden und deshalb veränderbares Verhältnis mit ständigen Positionsverschiebungen,  die das Geschlechterverhältnis als ein Verhältnis sieht, das von Jungen und Mädchen aktiv angeeignet und von Männern und Frauen täglich neu hergestellt wird. Kromer beschreibt geschlechtsbezogene Arbeit folgendermaßen:  Geschlechtsbezogene Arbeit ist kein "Programm", auch keine Methode, sondern Ausdruck einer pädagogischen Haltung, die auf einer entsprechenden Selbstreflexionserfahrung der PädagogInnen gründet. Vor der Frage nach den passenden Methoden gilt es, eigene geschlechtsbezogene Sichtweisen und Verhaltensmuster einer kritischen Prüfung zu unterziehen.  Geschlechtsbezogene Arbeit ist kein ausgewähltes Thema sondern eine Querschnittsmaterie für die pädagogische Arbeit (Blickwinkel der Geschlechtsbezogenheit) und soll als Grundhaltung einen kontinuierlichen Eingang in die Gruppenarbeit finden.  Geschlechtsbezogene Arbeit nützt pädagogische Handlungsräume, um die vernachlässigte Auseinandersetzung zwischen Männern und Buben bzw. Frauen und Mädchen über die Frage nach der "Männlichkeit" bzw. „Weiblichkeit“ zu führen. Das bedeutet für die Firmvorbereitung:  Es kann innerhalb jedes Firmkonzepts geschechtssensibel gearbeitet werden.  Gleichgeschlechtliche Erwachsene werden als Vorbilder in die Vorbereitung eingebunden. (Burschen brauchen Männer!)‫‏‬  Die FirmbegleiterInnen setzen sich mit ihrer eigenen Rolle als Mann bzw. Frau auseinander und hinterfragen eigene Rollenbilder (siehe „Fragen für dich als FirmbegleiterIn“ auf Seite 14).

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Geschlechtssensibel zu arbeiten bedeutet nicht ein Ende der Koedukation in der Firmvorbereitung, denn vorrangiges Ziel dieser pädagogischen Bemühungen ist ein partnerschaftliches Miteinander von Mädchen und Burschen; die Firmgruppe bietet einen möglichen Ort dafür. Es geht nur teilweise um “neue” Inhalte; vor allem geht es um einen sensiblen Blick für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Herausforderungen von Mädchen und Burschen bei allem, was in der Firmvorbereitung gemacht wird. Sowohl Burschen als auch Mädchen brauchen Zeit, um unter sich zu sein, um Fragen, Probleme, Erfahrungen zu thematisieren, die das andere Geschlecht nicht betreffen. Es gibt daher zeitweise die Gelegenheit zu getrenntgeschlechtlichem Austausch, z.B. Bietet man einmal einen Nachmittag oder Abend bis hin zu einem Wochenende für Burschen und Mädchen getrennt an. Aber nicht die gesamte Firmvorbereitung läuft getrenntgeschlechtlich ab! Paten/Patinnen werden in die Firmvorbereitung einbezogen. Auch sie spielen in ihrem Frau- bzw. Mannsein eine wichtige Rolle.

3. Theologische Implikationen 



Mit ihrem je unterschiedlichen Körper werden Männer und Frauen gesegnet. (Gen 1,28) „Mir, mit meinem Körper und meinem Begehren gilt der Segen Gottes.“ Aus der Gewissheit der freundlichen Zuwendung Gottes im Segen entsteht die Freiheit zur selbstständigen Lebensgestaltung. Gott segnet mich, das heißt auch, ich gewinne von den Urteilen über die Angemessenheit meiner Weiblichkeit / Männlichkeit und meiner Attraktivität für Männer / Frauen eine befreiende Distanz die Frau / der Mann zu werden, die ich bin. Nehmen wir den Willen Gottes für uns ernst, dass es ihm um Befreiung von den uns erdrückenden Aufgaben geht, um zu dem zu werden, was sein Wille für uns ist, geht es darum, Mädchen und Burschen auf dem Weg dorthin zu stärken und zu unterstützen. Jesus kann uns darin in seinem Umgang mit den Menschen – Frauen und Männern – Vorbild sein.

4. Gegenwärtige Herausforderungen für Burschen 





Die wesentliche Herausforderung für Burschen im Firmalter besteht in der Ausbildung einer je eigenen männlichen Identität. Die männlichen Jugendlichen stehen unter dem hohen Anspruch, Männlichkeit entwickeln bzw. erwerben zu müssen, wobei sie offenbar große Probleme dabei haben, eine Hilfestellung bei der Beantwortung der Frage zu bekommen, wie denn ein „richtiger Mann“ aussieht. Von daher sind sie beständig auf der Suche danach, was Mannsein konkret bedeuten könnte, und gleichzeitig auf der Flucht davor, möglicherweise etwas zu tun, was als weiblich (also nicht männlich) entlarvt werden könnte. Die Burschen sind in der Entwicklung ihrer Geschlechtsidentität auf männliche Vorbilder angewiesen, also in erster Linie auf real existierende Männer. Diese sind als Rollenvorbilder, mit denen die Burschen sich auseinandersetzen, an denen sie sich bewusst reiben können, allerdings im Alltag kaum vorhanden. Hier ist als Ursache v. a. die „vaterlose“ Gesellschaft anzuführen, in weiterer Folge aber auch die Feminisierung der Pädagogik. Burschen wachsen von der frühen Kindheit an unter der Obhut und Regie von Frauen auf. Das weitgehende Fehlen von männlichen Identifikationspersonen bedeutet für die männlichen Jugendlichen, dass die mühsame Aneignung von Männlichkeit durch eine doppelte Verneinung gekennzeichnet ist. Ein Mann zu werden heißt für einen Burschen, nicht so zu sein oder zu werden, wie dieser Nicht-Mann, der/die ihn versorgt, erzieht und in seinem Heranwachsen begleitet. Vieles, was den Anschein von weiblichen Eigenschaften hat, wird nicht akzeptiert, wie vorwiegend von Frauen vorgelebte Gefühle und praktizierte Verhaltensweisen (Emotionalität, Übernehmen von sozialer 2

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Verantwortung, Beziehungen, Kommunikation, Liebe). „Männlichkeit konstituiert sich in unserer Kultur, für die eine Abwesenheit des Vaters und anderer männlicher Identifikationsfiguren während der primären Sozialisation (und darüber hinaus) immer noch typisch ist, weniger durch Identifikation als durch Negation.“ (Michael Meuser) So konstruieren Burschen verschiedene Bilder von Männlichkeit, deren gemeinsamer Hauptnenner v. a. darin besteht, sich von dem abzugrenzen, was Frauen ihnen vorleben und vorgelebt haben. Diese Abgrenzung mündet nicht selten in eine handfeste Ablehnung und Abwertung all dessen, was Frausein ausmacht und üblicherweise Frauen in der Alltagsgestaltung zufällt. Die dennoch existenten – auch medial vermittelten – Alltagserfahrungen mit Männern haben einen großen Einfluss, dienen aber v. a. der Reproduktion von männlichen Rollenklischees und Stereotypen. Im Vordergrund steht hier häufig das Erleben, dass Männer „weg“ sind, also „außer Haus gehen“, um dort bedeutsame Tätigkeiten zu verrichten. Außerdem beobachten Burschen eine nach außen gerichtete männliche Stärke und nehmen selten wahr, dass Männer kommunizieren können. Gleichzeitig eifern die männlichen Jugendlichen unerreichbaren Männerbildern nach, die ihnen zum größten Teil über die moderne Medienwelt (Zeitschriften, Filme, Werbung etc.) präsentiert werden. Hier sind wiederum kaum Erwachsene – v. a. Männer – greifbar, um mit den Burschen über derartige, oft fragwürdige Entwürfe von Männlichkeit zu sprechen. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang – wie überhaupt im Leben der Jugendlichen – die Peergroup. In dieser kann meist nur Anerkennung erreichen, wer den gängigen Männlichkeitsidealen entspricht. Die Burschen kontrollieren gegenseitig die Einhaltung der in der Regel nicht offen ausgesprochenen Verhaltensnormen – obwohl häufig kein einziger voll dahinter steht –, was einen enormen Identitätsdruck zur Folge hat, da stets die Gefahr lauert, Männlichkeit abgesprochen zu bekommen.

5. Geschlechtssensible Firmvorbereitung als eine Antwort auf die Herausforderungen für Burschen 





Wer – auch in der Firmvorbereitung – geschlechtssensibel bzw. geschlechtsbezogen arbeitet, ist sich bewusst, dass sie/er selbst als Frau bzw. als Mann den Burschen gegenübersteht und ihr/sein Reden und Handeln von diesen ebenfalls unter geschlechtsbezogenen Aspekten wahrgenommen und bewertet wird. Ziel der geschlechtsbezogenen Arbeit mit Burschen – auch im Rahmen der Firmvorbereitung – sollte es sein, die Jugendlichen in der Ausbildung einer männlichen Identität zu unterstützen, die eigene und die Grenzen anderer erkennt und akzeptiert, zu partnerschaftlichem Umgang befähigt und durch soziale Kompetenz gekennzeichnet ist. Inhaltliche Schwerpunkte könnten die Hinterfragung von stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit, die kritische Reflexion des bestehenden Geschlechterverhältnisses, die Förderung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und die Sensibilisierung für alltägliche Gewalt und die eigene passive und aktive Betroffenheit sein. Eine geschlechtssensible Haltung wird auch Auswirkungen auf Auswahl und/oder konkrete Gestaltung von Methoden haben. In der Arbeit mit Burschen sollten hier v. a. deren Vorlieben und Potentiale entscheidend sein und als Anknüpfungspunkt dienen. Ein zentraler Bereich ist dabei zweifellos jener der Körperlichkeit. Die eigenen Kräfte zu spüren und mit anderen zu messen, sind Verhaltensweisen, die zu den Stärken gezählt werden sollten.

Uli Boldt nennt 7 didaktisch-methodische Rahmenbedingungen, die bei der Arbeit mit Burschen leitend sind und von daher auch für eine geschlechtssensible Firmvorbereitung berücksichtigt werden sollten:

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Prinzip des geschützten Raumes: Hier geht es um eine partielle, phasenweise Trennung. Burschen scheinen die Erfahrung zu machen, dass es ihnen ohne die Mädchen leichter fällt, miteinander zu reden und sich gegenseitig zu verhalten. Der Druck zu Überlegenheit und übertriebener Selbstdarstellung entfällt. Der „geschützte Raum“, in dem sich die Burschen untereinander solidarisch vergewissern können, erleichtert die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsidentität und hilft, Dinge zu erfahren und zu lernen, die danach im Umgang zwischen den beiden Geschlechtern angewandt und überprüft werden können. Ein ausschließlicher Rückzug – und damit ein Abschied von der Koedukation – ist aber nicht zielführend, denn letztlich geht es ja um eine neue Qualität im Miteinander von Männern und Frauen, um ein faires, partnerschaftliches, demokratisches Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Prinzip der Verschwiegenheit: Bei der Arbeit mit Burschengruppen sollten auf jeden Fall Verabredungen in der Richtung getroffen werden, dass einzelne Äußerungen nicht an andere Personen weitergegeben werden. Prinzip der männlichen Leitung: Die Präsenz von mehr Männern sowohl im privaten als auch im öffentlichen Erziehungsbereich kann den Burschen Hilfestellung bei der Beantwortung der Frage nach dem Mannsein geben. Männliche Jugendliche brauchen männliche Vorbilder „zum Anfassen“. Von daher sollte es der Normalfall sein, dass Burschenarbeit von Männern durchgeführt wird. Die selbstkritische Auseinandersetzung mit sensiblen Fragen nach der eigenen Männlichkeit bekommt durch das pädagogische Engagement von Männern einen geschützten Rahmen. Andererseits sind auch die Vorstellungen von Frauen, wie Männer zu sein haben, für die Entwicklung der Burschen zum Mann sehr wichtig, haben die männlichen Jugendlichen doch das Bedürfnis nach Anerkennung durch Frauen. Auch die persönliche Betroffenheit der Frauen, so sie sich nicht nur moralisierend zeigt, kann positive Auswirkungen auf die Arbeit mit den Burschen haben. Prinzip der Klarheit: Gruppenleiter sollen den Burschen fürsorglich und solidarisch begegnen, ohne in eine unkritische Haltung zu verfallen. Das hat zur Folge, dass sich die Arbeit mit männlichen Jugendlichen durch begründete Grenzziehungen auszeichnen muss. Abzulehnen sind also sowohl ein allzu kumpelhaftes Verhältnis als auch eine moralisierende Einstellung. Prinzip der Subjektorientierung: Den Burschen darf nicht das Gefühl vermittelt werden, dass lediglich über sie und nicht mit ihnen diskutiert wird. Prinzip der Freiwilligkeit: Methoden werden von der Gesamtgruppe dann eher akzeptiert werden, wenn man das Prinzip der Freiwilligkeit bei bestimmten Übungen immer wieder betont. Prinzip der Handlungsorientierung: Burschenarbeit sollte auf Handlungssituationen vorbereiten. Gefordert ist eine Selbständigkeit, die befähigt, eigenverantwortlich weiter zu überlegen, nachzudenken, selbständig ein Problem zu lösen.

6. Gegenwärtige Herausforderungen für Mädchen auf dem Weg zum Frausein  





Das veränderte Verhältnis der Geschlechter und die veränderte Rolle der Frau führen bei beiden Geschlechtern zu einer gewissen Unsicherheit. Die moderne Gesellschaft hat sich zwar der individuellen Freiheit verschrieben, unterliegt aber festgeschriebenen Rollenverständnissen auf eine neue Weise: Die moderne Frau muss Familie und Beruf spielend unter einen Hut packen. Der moderne Mann soll weiterhin Karriere machen, zugleich aber ganz für seine Familie da sein. Das gesellschaftliche Frauenbild ist somit: Die Frau soll familiär und beruflich erfolgreich sein und dabei weiblich und begehrenswert bleiben; der Frau werden also zusätzliche Aufgaben zugeschrieben, die wieder in eine starre Rollenbindung münden anstatt individueller Freiheit und Entscheidung zu entsprechen. Nach wie vor lastet ein wirtschaftlicher und finanzieller Druck auf den Frauen. Prekäre Arbeitsverhältnisse und schlechter bezahlte Jobs erhöhen die Gefahr der Armutsfalle.

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Pippi Langstrumpf ist der Prototyp für ein starkes Mädchen. Aber ihre Geschichte endet wohlweislich vor der Pubertät. Mit der Pubertät gibt es bei den meisten Mädchen einen radikalen Einbruch ihres Selbstbewusstseins. Mädchen erleben ab der Pubertät mehr soziale Kontrolle von der Familie. Es entsteht ein Konflikt in ihnen, Widerstand zu leisten. Hinzu kommen die traditionellen Vorstellungen von „Weiblichkeit“, die an die Pubertierenden herangetragen werden. Wer sich diesen Vorstellungen fügt, scheint vordergründig konfliktfrei zu sein. Doch oft projizieren Mädchen diese Konflikte nach innen und versuchen ihrer „Bestimmung“ durch Magersucht, also durch die Vernichtung ihres weiblichen Körpers, zu entgehen. Es gibt kaum weibliche Bilder, die zeigen, dass Selbstbewusstsein und –bestimmung und gleichzeitiges Geschätztwerden möglich sind. Ein Beispiel dafür ist die Menstruation. Die Werbung vermittelt, dass die Menstruation versteckt werden muss, dass niemand merken darf, wenn die Frau die Regel hat. Damit wird den Mädchen ein Grundstein der Weiblichkeit genommen. Im Medienzeitalter wird ein Idealbild von Frau beworben, dem kaum noch ein Mädchen entkommen kann. Von allen Plakatwänden strahlen gertenschlanke Schönheiten. Der „Schönheitsdruck“ auf junge Frauen wächst damit unheimlich. Die Topmodel-Figur wird als Norm verkauft, was sich auch an den Kleidergrößen in den Geschäften zeigt. Die weibliche Intuition ist eine der kostbarsten Gaben der Frau. Die Stimmen von Werbung und Medien sind aber so laut, dass die eigene Intuition nicht gehört wird. Die Kirche vermittelt Mädchen, dass ihnen auf Grund ihres Frauseins bestimmte Aufgaben vorenthalten werden müssen. Alle wichtigen Entscheidungen werden von Männern getroffen, was das traditionelle Bild der Frau festigt.

7. Geschlechtssensible Firmvorbereitung als eine Antwort auf die Herausforderungen für Mädchen 

Für weibliche und männliche GruppenleiterInnen gilt: Sprache bildet Realität ab und schafft sie auch. Wenn nur von Schülern, Christen, usw. die Rede ist, wird eine Männerwelt produziert. Als sprechende Person habe ich als FirmbegleiterIn die Möglichkeit, Frauen zu benennen und damit auch sichtbar zu machen: Schülerinnen, Christinnen usw.

8. Was bedeuten oben genannte Herausforderungen für dich als Firmgruppenleiterin:     

Du prägst die Mädchen durch deine Art, wie du ihnen als junge Frau begegnest. Durch dein Vorbild können Mädchen traditionelle Verhaltensweisen und weibliche Klischees durchbrechen, z.B. indem du dich in männerdominierten Bereichen einbringst. Gib den Mädchen in der Gruppe Raum und Zeit für ihre Erfahrungen, Unsicherheiten und Fragen. Das kann auch bedeuten, eine geplante Firmstunde über den Haufen zu werfen, um die Mädchen ihre Themen einbringen zu lassen. Die Dynamik unter Mädchen kannst du nur verstehen, wenn du dich selbst fragst: Wie erlebe ich Konkurrenz, Nähe und Füreinandersorgen mit meinen Freundinnen? Welchen Blick habe ich auf meinen eigenen Körper? Was gefällt mir an meinem Körper? Hinterfrage ich gängige Schönheitsideale kritisch? Setz dich mit dem Thema sexueller Gewalt gegen Mädchen auseinander. Es wäre gut, einschlägige Beratungsstellen zu kennen. Denk auch über deine eigenen Erfahrungen nach.

9. Was bedeuten die oben genannten Herausforderungen für dich als Firmgruppenleiter:

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Als männlicher Gruppenleiter braucht es eine kritische Sicht auf das männliche Selbstverständnis und die Entscheidung, die Geschlechterfrage zu einem persönlichen Anliegen zu machen. Es geht um eine Haltung gegenüber Mädchen und Burschen. Wenn du als Mann mit Mädchen arbeitest, muss dir bewusst sein, dass du nicht nur die formale Autorität als Leiter hast, sondern dass auch die Gefahr besteht, die Geschlechterhierarchie abzubilden. Mädchen suchen manchmal die Nähe männlicher Pädagogen. Es liegt in deiner Verantwortung als Gruppenleiter, dass du die nötige Grenzziehung vornimmst. Du kannst zur Selbstbestimmung von Mädchen beitragen, indem du in der Arbeit mit ihnen Rollenzuschreibungen durchbrichst und selbstverständlich Aufgaben übernimmst, die üblicherweise Frauen zugeteilt werden. Du kannst im Umgang mit den Mädchen eine alternative Form von Mann-Sein repräsentieren – ein reflektiertes „Mannsbild“. Dein Umgang mit Kolleginnen hat Vorbildfunktion und wird von Mädchen und Burschen beobachtet. Achte also auch da auf deine Sprache, deine Umgangsform usw.

Der Theorieteil zur geschlechtssensiblen Firmvorbereitung wurde auf Basis folgender Literatur verfasst: Berger Ina, Koppermann Carola, Mayer Karin, Pröstler Inge, Pühringer Judith, Wittmann Beate, Zirm Marie-Theres u.a.:, Mädchenarbeit. „…weil ich ein Mädchen bin!“ Hintergrund – Modelle – Praxis, Katholische Jungschar Österreich (Hg.), Wien 2003 Boldt Uli, Ich bin froh, dass ich ein Junge bin. Materialien zur Jugendarbeit in der Schule, 2., korrigierte u. erw. A., Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2004 Ahrens Sabine, Pithan Annebelle (Hg.), KU – weil ich ein Mädchen bin. Ideen – Konzeptionen – Modelle für mädchengerechten KU, Gütersloher Verl.-Haus, Gütersloh 1999 Kromer Otto, Pröstler Inge, Mannsbild. Geschlechtsbezogene Bubenarbeit. Hintergrund – Modelle – Praxis, Katholische Jungschar Österreich (Hg.), Wien 2001

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