Geschichten aus dem Polizei AWS

Jubiläum: 10 Jahre „Präventionsverein Osnabrück e.V.“ ………… 176. „Fliegende Schulpartner“ .... Nordrhein-Westfalen steht in der Drogenpolitik vor einer Richtungsentscheidung. Liberalisierungs-Schritte nach dem ... rück: 27 Ämter, Hilfsorganisationen, Kirchen etc. beraten und beschließen gemein- sam mit der Polizei ...
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Ernst Hunsicker

Geschichten aus dem Polizei- und Kriminaldienst von 1997 bis 2004

Authentisches in Wort und Bild – Teil 3

disserta Verlag

Hunsicker, Ernst: Geschichten aus dem Polizei- und Kriminaldienst von 1997 bis 2004: Authentisches in Wort und Bild – Teil 3, Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95425-864-2 PDF-eBook-ISBN: 9783954258659 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Covermotiv: pixabay.com

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FÜR DEN ALLERLIEBSTEN

MARVIN MEINEN ENKEL UND NICHT MEHR SO KLEINEN KUMPEL

Vorwort zu Teil 3 (1997 bis 2004 und die Zeit danach) Nach Teil 2 (Juni 1988 bis 1996) setzte ich in Teil 3 (1997 bis 2004 und die Zeit danach) meine authentischen Polizei- und Kriminalgeschichten fort. Teil 3 enthält auch einen Exkurs durch einige Jahre als Pensionär mit ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Kriminalitätskontrolle. Es geht also detailliert weiter mit den Geschichten mit lokalem bis internationalem Bezug sowie Menschlichem und auch Privatem. Presseveröffentlichungen, Fotos und Bilder runden das Gesamtbild ab. Viele – auch bekannte – Persönlichkeiten, die mir in meinem Polizeileben begegnet oder in einen Zusammenhang zu bringen sind, werden namentlich genannt und sind gesondert in einem Personenregister verzeichnet. Die Highlights aus allen Teilen sind bereits in meinem Buch „Geschichten aus dem Polizei- und Kriminaldienst von 1962 bis 2004 – Authentische Highlights von der Polizeischule bis zur Pensionierung in Wort und Bild“ zusammengefasst. Ernst Hunsicker

Bad Iburg, im Oktober 2014

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Hinweis Die nachfolgend angegebenen Quellen sind zum Teil nicht mehr aktuell!

Auszüge aus dem Vorwort zu Teil 1 (1962 bis Mai 1988) Ich war, das kann ich rückschauend schreiben, mit Leib und Seele Polizist und Kriminalist. Sicherlich gab es in über vier Jahrzehnten Dienst zum Wohle gesetzestreuer Bürgerinnen und Bürger auch Tiefen und persönliche Rückschläge. Doch die mehr oder weniger positiven oder auch erfreulichen Erlebnisse sind präsenter. Ich schreibe vordergründig über Stationen und Situationen aus meinem Berufsleben, die durch Bilder ergänzt werden. Menschliches und Privates kommen dabei nicht zu kurz. Ich habe mich dazu entschlossen, das – auch autobiographische – Gesamtwerk in Teil 1 (Jahre 1962 bis Mai 1988) und Teil 2 (Juni 1988 bis zur Pensionierung im Jahr 2004) aufzuteilen, da meine Rückkehr in die Kriminalpraxis im Jahr 1988 nach zehnjähriger „Abstinenz“ eine Zäsur ist. In Teil 2, an dem ich bereits arbeite, folgen noch viele interessante Geschichten, in denen auch (sehr) bekannte Persönlichkeiten eine Rolle spielen. Ernst Hunsicker

Bad Iburg, im Juni 2008

Auszüge aus dem Vorwort zu Teil 2 (Juni 1988 bis 1996) In Teil 1 habe ich die Stationen/Funktionen und Situationen/Erlebnisse aus den Jahren 1962 bis 1988 in vielen authentischen Geschichten festgehalten. Mein Vorhaben, die Stationen/Funktionen und Situationen/Erlebnisse aus meiner verbleibenden Dienstzeit (Juni 1988 bis Februar 2004) in Teil 2 unterzubringen, konnte ich nicht realisieren. Zum einen, weil ich ab 1988 viel mehr Material gesammelt habe als in der Zeit davor; zum anderen, weil mein Laptop ob der Fülle an Fotos und Bildern mehr und mehr „in die Knie ging“. Somit wird es diesen Teil 2 (Juni 1988 bis 1996) und später – so Gott und der Verlag wollen – auch noch einen Teil 3 (1997 bis 2004) geben. Teil 2 enthält somit viele Presseberichte und Fotos nach dem Motto „Lasst Bilder sprechen!“ Die Geschichten aus dieser Epoche sind weniger lustig, dafür aber wohl wegen vieler Großereignisse noch interessanter als diejenigen aus Teil 1. Ernst Hunsicker

Bad Iburg, im September 2008

Inhaltsverzeichnis Seite Jahr 1997: im Zeichen der „Drogenbekämpfung“ …………..… 11 Das „Beschleunigte Verfahren“ …………………………………..... 11 Osnabrücker „Drogenhistorie“ und das „Osnabrücker Anti-Drogen-Modell“ als Erfolgsmodell ………….…………….…... 12 Erstes Buchprojekt: „VEREINT GEGEN KRIMINALITÄT“ ……... 14 Drogenszene um die Großdiskothek „Hydepark“ … und die „Autoattacke“ gegen Hunsicker …………………………..……...… 17 Die Osnabrücker Drogenpolitik ………………………………......…. 19 Kriegsausbruch in Osnabrück? Nein: Nur SEK-Einsatz! …….…..… 21 Auch wieder so ein Highlight: Teilnehmer an einem „Osnabrücker Friedensgespräch“ ……….…. 22 Schießerei unter „Drogengangstern“ ………………………………. 24 Vorwurf in „gebetsmühlenartiger“ Form: Stadt Osnabrück vertreibt die Drogenszene in den Landkreis Osnabrück ………....….. 25 Auszeichnung der Osnabrücker Präventionsarbeit: Verhinderung von „Ladendiebstahl“ ……………………………….. 26 Regionale Arbeitstagung im Bereich des Landgerichts Osnabrück über „Schutz und Hilfen für Kinder im Verfahren wegen sexuellen Mißbrauchs“ am 09.09.1997 in Osnabrück – Kritik an Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger ……....…… 29 Junge Spätaussiedler: großes Problem für die Stadt Osnabrück …… 32 „Brechmitteleinsatz“ und „Knasthopping“ ……………………….... 35 Königin Silvia von Schweden zu Besuch in Osnabrück ………...... 38 Und noch einmal: Osnabrück im Mittelpunkt („Kampf gegen die Kriminalität“) aus der Sicht der Boulevardpresse …………..…. 41 Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (1997) ………………………….…..….. 43 Jahr 1998: gekrönte Häupter in Osnabrück ………………....….. 46 Tötungsdelikt zum Nachteil der Prostituierten Anna Hauser: DNA-Analyse überführt Täter ………………………………………. 47 Dalai-Lama am 5. und 6. Juni 1998 in Osnabrück …………………. 48 Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97 (…) ….…... 50 „Wegelagerer“ an deutschen Autobahnen ………………….…...….. 55 Besondere „Hilfsangebote“: Kuschelbären und Notruf-Handys .... 58 Das Großereignis überhaupt: 350 Jahre Westfälischer Friede ….. 59 Ein immer wieder auftauchendes Ärgernis: Wohnungsprostitution ... 62 Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (1998) …………………………………... 65

Seite Jahr 1999: Entspannung vor der Jahrtausendwende ………...… Dennoch turbulenter Jahresanfang: Sohn schießt und bedroht Mutter sowie Polizisten mit scharfer Schusswaffe ………………….. Ein neues Fachbuch entsteht ………………………………….…… Mal wieder eine Umfrage: Elf Fragen an ………………………..… Polizeiliche Unterstützung des Strafverteidiger-Notdienstes: ……... Kuraufenthalt in Bad Tölz ……………………………………..…... Eine besondere Silvesternacht: Dienst zum „Jahrtausendwechsel“.. Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (1999) …………………………...……..

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Jahr 2000: „Osnabrücker Allerlei“ ……………………….…….. 81 Einladung zu einem „Testtrinken“: …………………………..……. 81 Wieder Beurteilungsstress in eigener Sache …………………...…… 82 Ein größerer „Drogen-Fang“ ………………………………..……. 85 Illegale Autorennen mit jährlich wiederkehrenden Höhepunkten am „CarFreitag“………………………………...…… 86 „Kühl bis ans Herz“: Mord aus Habgier ……………………....…… 88 Illegales Glücksspiel im „Club Harmonie“ …………………...……. 89 Ein Beispiel dafür, dass die Polizei nicht nur repressiv und präventiv agiert, sondern sich auch für soziale Belange einsetzt: ... 91 Immer mal wieder Presseanfragen zur Prostitutionsausübung: ……... 92 Ergebnisse der 3. Fortschreibung (Strukturdaten) der Kriminologischen Regionalanalyse Osnabrück (KRA OS) …….…. 93 Der Herr Regierungspräsident „gibt sich die Ehre“: ……………..… 94 Was zunächst den Verdacht einer fremdenfeindlichen Straftat aufkommen lies, stellte sich recht schnell als ein Fall von Selbstjustiz heraus: …………………………………….……… 95 Projekt: Weniger Gewalt an Schulen – Entwicklung von Schulprojekten ……………………………...…….. 97 Und schon wieder ein neues Projekt: Kundenorientierung/-befragung …………………………………….. 103 Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (2001) ……………………………...….. 108 Jahr 2001: das Jahr der „Heilsbringer“ …………….………….. Veranstaltungsreihe „Netzwerk Innere Sicherheit“ …………...…… Und noch einmal: Prostitutionsausübung in Osnabrück ………...….. Atterfeld: vermeintlicher „Drogensumpf“ …………………...……... DNA-Spuren: Tolle Sache ……………………………………...…… Terroranschläge am 11. September 2001 …………………...………

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Seite Doppelmord aus Eifersucht und verletztem Ehrgefühl in einer Arztpraxis in Melle ……………………………… 121 Marvins Geburt: Enkelsohn und „Kumpel(chen)“ ………………….. 123 Ein besonderes Erlebnis: Vortrag in Igualada (Spanien) und Schneechaos …………………………….. 125 Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (2001) …………………………..……... 127 Jahr 2002: 40 Jahre bei der Polizei ………………………….….. Immer wieder kritisch hinterfragt: Die Zahl der Drogentoten ….…. Tod von Waldemar Burghard am 27. Januar 2002 …………...…. Alle Jahre wieder: Erklärungen zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) …………………………………………...… Wieder mal so ein Unrecht: Bekleidungszuschuss gestrichen ….…. 1. April 2002: 40jähriges Dienstjubiläum ……………….………… Zum 2. Mal: Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 2002/03 (KRA OS 02/03) ………………………………. Rauschgiftfälle und Drogentote: erfreuliche Entwicklung ………... Teilnahme am „Lombroso-Test“: …………………………….…… Ein Jubiläum: 50. Sitzung der „Ressortübergreifenden Präventionskommission Osnabrück“ (RePrOS) …………………... Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (2002) …………………………..……...

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Jahr 2003: die Pensionierung „droht“ ……………………..……. 142 Intensivierung der Korruptionsbekämpfung ……………………...… 142 Die Osnabrücker Kriminalstatistik für das Jahr 2002: ……………. 144 Alexandra („Alex“) Rietz: „Ich könnte Schauspielerin werden!“……………………………………………... 145 „Polizeiladen“ und „OS Team“ unter einem Dach ………….…….. 146 Internetkriminalität ……………………………………………....….. 148 Polizei zerschlägt Bankräuber-Bande: SEK-Einsatz mit „Blitz und Donner“ ……………………………….. 150 Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (2003) ………………………………..... 151

Seite Jahr 2004: die letzten aktiven Wochen ………………..………… Eine schöne Abschiedsfeier ………………………………..………. „Kriminalist bleibt aber Kriminalist“, … ………………………...… Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (Januar/Februar 2004) ………………..

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Zeit danach ………………………………………...………………. 161 Mitarbeit im Kriminalpräventionsrat Osnabrück …………...….… 162 Präventive Gewinnabschöpfung (PräGe) ………………………… 166 Tod des Leitenden Polizeidirektors Georg Sasse ……………..…… 169 „Ringvorlesung Kriminalistik“ an der Universität Osnabrück ....... 171 Jubiläumsveranstaltung: 10 Jahre „Osnabrücker Modell“ der Drogenbekämpfung …………........................................................ 175 Jubiläum: 10 Jahre „Präventionsverein Osnabrück e.V.“ ………… 176 „Fliegende Schulpartner“ ……………………………………..……. 177 Noch ein Jubiläum: 40 Jahre Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Osnabrück ………………………...…… 179 3. Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 2007/08 (KRA OS 07/08) …………………………………………………….. 182 Vorträge/Referate o.Ä., Teilnahme an Veranstaltungen sowie eigene Veröffentlichungen (ab März 2004) ………….……... 184 Personenregister (polizeiintern) ………………….……………… 188 Personenregister (polizeiextern) ………………………..………... 190 Ortsregister ……………………………………………………..…. 194 ______________ Anhang Autobiografien sowie Fach- und Sachbücher von/mit Ernst Hunsicker ……………………………………..…..... 196

Jahr 1997: im Zeichen der „Drogenbekämpfung“ Das „Beschleunigte Verfahren“1 Diese Verfahrenserledigung, für die man die tollsten Bezeichnungen und Umschreibungen er-/gefunden hat (Strafe folgt auf dem Fuße, Kurzer Prozess, Blitz-Verfahren, Turbo-Verfahren, Schnell-Verfahren, RuckzuckVerfahren, morgens geklaut – nachmittags Gerichtsverhandlung) war in einem besonderen Maße politisch gewollt. Zum „Beschleunigten Verfahren“, das wir in Osnabrück zusammen mit der Staatsanwaltschaft und dem Amtsgericht konsequent angegangen sind, war ich wiederholt gefordert – ein Beispiel:

„Diebe werden abgeschreckt“ Händler begrüßen Schnellverfahren Auf einhelliges Lob bei Osnabrücker Einzelhändlern stößt die Bereitschaft von Staatsanwaltschaft und Polizei, künftig von der neugeschaffenen Möglichkeit Gebrauch zu machen, Ladendiebe innerhalb eines Tages aburteilen zu lassen. Während der gestrigen Mitgliederversammlung beim Unternehmerverband Einzelhandel skizzierten der Leitende Oberstaatsanwalt Wulf-Eberhard Hennings und Kriminaldirektor Ernst Hunsicker das sogenannte „Beschleunigte Verfahren“ und gaben den Kaufleuten praktische Tips für dessen Umsetzung. So sei es unbedingt notwendig, die Polizei sofort zu rufen, wenn ein Ladendieb erwischt worden sei. Der Wert der gestohlenen Ware spiele dabei nicht die größte Rolle. […] Ernst Hunsicker hob die seit Jahren bestehende besonders gute Zusammenarbeit zwischen Polizei und Justiz bei der Eindämmung von Beschaffungskriminalität und Ladendiebstählen hervor. Ausgesprochen hilfreich sei dabei auch die gute Kooperation mit der von den Einzelhändlern ins Leben gerufene „City-Streife“2. […] Hunsicker warnte gleichzeitig vor zu hohen Erwartungen: Erfahrungen mit dem neuen Verfahren im doppelt so großen Bochum hätten zur schnellen Verurteilung von rund 20 Ladendieben geführt. Ebenso wie Hennings unterstrich der Kriminaldirektor zugleich aber den hohen Abschreckungswert des beschleunigten Verfahrens. Für den gastgebenden Verband meinte Geschäftsführer Peter Konermann in diesem Zusammenhang, im Gegensatz zu Bochum hätten Polizei und Staatsanwaltschaft in Osnabrück volles Verständnis für die Sorgen der Einzelhändler, und sie fühlten sich wirksam unterstützt. Unter Beifall dankte Dieter Rauschen als Präsident des Verbandes Osnabrück-Emsland Hennings und Hunsicker für die versprochene Umsetzung. (fr) Quelle: Neue Osnabrück Zeitung vom 19.01.1997.

1

Ernst Hunsicker, Das „Beschleunigte Verfahren“ – Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit am Beispiel Osnabrück, in: Kriminalistik 12/00, S. 803 ff. 2 „1993 Gründung der Spezialabteilung „CSD City-Sicherheitsdienst (City-Streife in Osnabrück). Diese existiert heute noch immer ununterbrochen und ist damit die am längsten existierende City-Streife durch ein privates Sicherheitsunternehmen in Deutschland!“, unter: http://www.wso-sicherheit.de/firmenhistorie/index.html. 11

Osnabrücker „Drogenhistorie“ und das „Osnabrücker Anti-Drogen-Modell“ als Erfolgsmodell Als ich 1967 meinen Dienst bei der Osnabrücker Kriminalpolizei begann, gab es so gut wie keine „Drogenverstöße“. In Ausnahmefällen waren Strafanzeigen gegen Ärzte/innen oder Apotheker/innen zu bearbeiten, weil sich diese aus ihren „Giftschränken“ illegal bedient hatten. Die ersten illegalen (Weich-)Drogen brachten Ende der 60er Jahre ganz offensichtlich – auch bekannte – Bands aus den Niederlanden und England nach Osnabrück, die im „Schweizerhaus“ an der Rheiner Landstraße „aufspielten“: Sie hatten nicht nur Groupies im Gefolge, sondern auch Cannabisprodukte im Gepäck. Hier liegen die Anfänge der sich danach entwickelnden Osnabrücker Drogenszene, die dann später ausuferte und in der Konsequenz zum „Osnabrücker-Anti-Drogen-Modell“ führte. Dieses „Anti-Drogen-Modell“ hat die Stadt Osnabrück immer wieder ins Gespräch gebracht. Wiederholt erschienen Journalisten oder gar Fernsehteams, die danach über das Erfolgsmodell berichtet haben. Auch auswärtige Polizeidienststellen zeigten sich interessiert. Ein Beispiel: Polizeipräsidium Mönchengladbach – Der Polizeipräsident (Auszug) Mönchengladbach, 13.08.1997 Sehr geehrter Herr Hunsicker, über Ihre schnelle und umfangreiche Reaktion auf meine Anfrage habe ich mich sehr gefreut und ich darf Ihnen ganz besonders herzlich für die Übersendung des Schriftgutes zum „Osnabrücker Modell“ danken. Obwohl ich mich natürlich noch nicht in alle Einzelheiten habe vertiefen können, bin ich jedoch von der Komplexität Ihres Maßnahmenkatalogs beeindruckt. Die Kunde von Ihren Aktivitäten ist nicht nur in das angrenzende Westfalen, sondern auch in die „Rheinschiene“ geschwappt und hilft bei der Vorbereitung auf fachliche Diskussionen. Ich darf mich auch insbesondere dafür bedanken, daß Sie mir einen Pressespiegel mitgeschickt haben, der mir den Stand der Diskussion kurzfristig nahe bringt. Mit den besten Wünschen für einen Erfolg Ihrer Arbeit verbleibe ich mit freundlichen Grüßen gez. Dr. Walter Büchsel Im Mittelpunkt des Interesses stand der eigentlich idyllische Schlossgarten hinter dem Hauptgebäude (Schloss) der Universität Osnabrück. Diese Örtlichkeit, die besonders die Studierenden und viele Osnabrücker/innen als Naherholungsort nutzen, war Anfang der 90er Jahre zu einem „Drogenterritorium“ verkommen. Deshalb gab es nicht nur fortlaufend von unmittelbaren Anliegern Beschwerden. Um den Druck auf die Polizei und die Stadt 12

(Verwaltung, Politik) zu erhöhen, wurde immer wieder die örtliche Presse eingeschaltet. In meinen „Authentischen Polizei- und Kriminalgeschichten …“ (Teil 2) habe ich die Drogenszenerie geschildert (Seiten 118 ff.). Polizei und Stadt haben mit dem „Osnabrücker Modell“ (Repression, Prävention und Hilfen) reagiert, das bundesweit Furore machte. Jetzt hatten wir eine positive Presse – sogar über Osnabrück hinaus:

Drogenpolitik in NRW bald liberaler, aber Osnabrück zeigt: Härter ist besser Von PETER LAMPRECHT Düsseldorf Nordrhein-Westfalen steht in der Drogenpolitik vor einer Richtungsentscheidung. Liberalisierungs-Schritte nach dem Vorbild Hessens, Schleswig-Holsteins oder der Niederlande streben Politiker der regierenden Koalitionsparteien an. Sie finden zunehmend Unterstützung unter den politischen Beamten an der Spitze von Justizund Polizeibehörden. Die Opposition und Teile der SPD setzen dagegen auf eine Verbesserung der geltenden Politik, die Strafandrohungen und Hilfsangebote kombiniert. Ein diese Woche bekanntgewordenes Beispiel aus Niedersachsen setzt neue Akzente. […] Ein Blick wenige Kilometer hinter die Grenze des SPD-regierten Bundeslandes Niedersachsen zeigt, daß es zu einer resigniert zurückweichenden Drogenpolitik eine erprobte Alternative gibt. In der April-Ausgabe des Fachblattes „Kriminalistik“ berichtet der Osnabrücker Kriminaldirektor Ernst Hunsicker über „Das Osnabrücker Anti-DrogenPaket“. Wichtigstes Ergebnis: Die Kriminalität in der Stadt und ihrem Umland ist überdurchschnittlich gesunken. […] „Verfolgungsdruck“, so Osnabrücks Kriminaldirektor, habe auch dazu beigetragen, daß „Junkies“ Hilfsangebote verstärkt annehmen. […] 13

Maßnahmen-Beispiele aus Osnabrück: •







Wie sonst überall nur bei Banküberfällen üblich, wird in Osnabrück auch bei Tankstellen-, Spielhallen oder Imbissbudenraub – oft Spezialfällen der Beschaffungskriminalität Drogenabhängiger – eine „Tatortbereichfandung“ ausgelöst: Im weiteren Umfeld des Tatort beginnt die Suche nach möglichen Tätern, oft mit Erfolg. Osnabrücks Polizei richtete eine „Arbeitsgruppe Beschaffung“ aus Schutz- und Kriminalpolizisten ein, die mit einer „AG Raub“ und einer „AG Rauschgift“ im gleichen Kommissariat zusammenarbeitet: 1996 kam es zu einem Rückgang der registrierten Beschaffungsdelikte um über 39 Prozent! Unter Einbeziehung der elektronischen Datenverarbeitung nimmt Osnabrücks Polizei sogenannte „Anhaltemeldungen“ von routinemäßigen Personen- und Fahrzeugüberprüfungen insbesondere auch in den Schwerpunkten zu den Akten: So werden bestimmte Bewegungen der Drogenszene dokumentiert, bevor es zu kriminellen Aktivitäten kommt. Der Zugriff danach wird erleichtert. Seit 1989 arbeitet eine ressortübergreifende „Präventionskommission“ in Osnabrück: 27 Ämter, Hilfsorganisationen, Kirchen etc. beraten und beschließen gemeinsam mit der Polizei Maßnahmen von der Aufstellung eines Spritzenautomaten bis zur Ausweisung oder Abschiebung ausländischer Dealer. […]

• Quelle: WELTamSONNTAG (NRW AM SONNTAG) vom 29.04.1997, Seite 127.

Erstes Buchprojekt: „VEREINT GEGEN KRIMINALITÄT…“3 Meine Veröffentlichungen zum Thema „Kommunale Kriminalprävention“ haben die Osnabrücker Bemühungen und auch mich bekannt gemacht. Eines Tages rief mich Edwin Kube, Abteilungspräsident im Bundeskriminalamt Wiesbaden, an und fragte, ob ich an der Mitwirkung eines Buches zu dieser Thematik interessiert sei. Ich habe sofort zugesagt. Später haben Osnabrücker Zeitungen über das Ergebnis berichtet (Folgeseiten).

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Ernst Hunsicker, Das ressortübergreifende Präventionsmodell Osnabrück – Initiativfunktion von Seiten der Polizei am Beispiel Osnabrück (Seiten 189-210), in: VEREINT GEGEN KRIMINALITÄT – Wege der kommunalen Kriminalprävention in Deutschland – (Hrsg.: Edwin Kube, Hans Schneider, Jürgen Stock), Verlag SCHMIDTRÖMHILD (1996). 14

Quelle: INSIDER Osnabrück, Ausgabe April 1997.

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Quelle: Osnabrücker Nachrichten am Mittwoch vom 05.03.1997 („Werners Cocktail“). 16