Ausgabe 21 Zentrum am Hauptbahnhof Zentrum am Hauptbahnhof: Mission, Diakonie, Begegnung KÄLTEHILFE . Für die meisten von uns endet der Tag mit Zähneputzen, ganz selbstverständlich. Doch die Mehrzahl unserer Gäste in der Notübernachtung besitzt keine Zahnbürste. Schon am Lächeln erkennt man ihre Armut. Der Zustand der Zähne lässt häufige Rückschlüsse auf den sozialen Status zu. In der Notübernachtung im Zentrum am Hauptbahnhof erhalten die Gäste eine eigene, mit ihrem Namen versehene Zahnbürste und sie wissen, wo sie diese am nächsten Abend wiederfinden. Neben dem Beitrag zur Körperhygiene steht die eigene Zahnbürste auch für ein Stück Normalität und Verbindlichkeit, das viele unserer wohnungslosen Gäste lange nicht mehr erlebt haben. Auch wenn sie noch nicht der Schlüssel zu einer eigenen Wohnung ist, so ist die eigene Zahnbürste doch ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg aus der Wohnungslosigkeit. Zum 16. Mal hilft die Kältehilfe der Berliner Stadtmission wohnungslosen Menschen in der Hauptstadt über den Winter. Die Crew des Kältebusses bringt ihnen auf den eiskalten Straßen
Gelungener Lebenswandel Wie Stadtmission zur Heimat wird Auch Dank Ihrer Hilfe
Hilfe in Form von heißen Getränken und warmen Decken, sowie das Angebot, sie in eine Notübernachtung zu bringen. In der Notübernachtung im Zentrum am Hauptbahnhof bekommt jeder Übernachtungsgast unter anderem eine warme Mahlzeit, ärztliche Erstversorgung, einen Schlafplatz – und eine eigene Zahnbürste. Die Angebote der Sozialarbeiter finden erst dann ein offenes Ohr, wenn die drängendsten
brechung fast sechs Jahre lang auf
Duda, Leiterin des Baubüros, bot
Schaukasten, kümmert sich um
körperlichen Bedürfnisse gestillt sind. In Gesprä-
der Straße, das erste Mal mit 17.
dem tüchtigen Arbeiter an, die
Winterspielplatz und Garten, unter-
chen werden die Gäste ermutigt, das Leben auf der Straße aufzugeben und einen Neuanfang zu
„Der Suff hat mir viel verbaut“
wagen. Sie brauchen wirklich Mut zur Veränderung, um z. B. in einer unserer Wohnhilfen wie-
Aufgewachsen in der Neuköllner
der ein Dach über dem Kopf zu haben und sich
Gropiusstadt, einem von Alkohol und
mit Süchten, Ängsten und ihrer Geschichte aus-
Drogen geprägtem Umfeld, begann
einander zu setzen.
er früh zu trinken. „Der Suff hat mir SECURITY steht auf dem Schild, dass Guido B. an der Jacke trägt. Von
2
Stadtmission zu unterstützen, was
stützt Stadtmissionar Stephan Seidel.
er gerne annahm. „Ohne Arbeit
Mit dem Trinken hat er aufgehört.
sterb ick“, ist der Berliner über-
„Obdachlose haben ein schwe-
zeugt. „Arbeit schützt vor Lange-
res Leben. Das will ich nicht mehr“,
weile und vorm Saufen.“
sagt Guido B. und greift nach dem Kreuz, das an einer Kette um sei-
„Ohne Arbeit sterb ick“
wohnt er in einer kleinen Woh-
viel in meinem Leben verbaut“, sagt er heute nachdenklich.
nen Hals hängt. Seit vier Jahren
Im April 2009 erlitt der 54-Jäh-
nung in Moabit und wünscht sich
November bis Ende März sorgt er
Eines Nachts schlief Guido be-
rige einen Schlaganfall, der sein
für die Zukunft eine Festanstel-
morgens dafür, dass die Gäste der
Uns fehlen noch ca. 1.000 m à 500 €. Bitte helfen Sie uns dabei.
trunken bei brennender Kerze ein.
Leben veränderte. Für die Arbeit
lung. Für 2011 hat er sich vorge-
Notübernachtung beim Verlassen des
Als er wach wurde, schlugen ihm
im Bautrupp reichten die Kräfte
nommen eine Ausbildung zum
Geländes des Zentrums am Haupt-
Flammen entgegen, die Wohnung
nun nicht mehr. Aber durch die
Küster zu machen. Bis zum Ende
Die Berliner Stadtmission hat Verant-
bahnhof nicht zum Ärgernis für die
brannte völlig aus. Ohne Obdach
Bauarbeiten war der Kontakt zur
der Kältehilfe wird Guido B. jedoch
wortung und Mut bewiesen, als sie das
Nachbarn werden. Sein Einsatz trägt
suchte er Zuflucht in der Notüber-
Stadtmissionsgemeinde in St. Lukas
noch jeden Morgen das Zentrum
Zentrum am Hauptbahnhof übernommen hat. Quadratmeter für Quadratme-
2
Weitere 1.000 m wollen wir mit Hilfe Ihrer Spenden noch schaffen
ter wollen wir die Mitte Berlins verändern und die Hauptstadt durch soziale und geistliche Angebote mit ge5.200 m2 sind finanziert
stalten. inneHALT
wesentlich zum Gelingen des sensi-
nachtung im Zentrum am Haupt-
zustande gekommen. Die Gemeinde
am Hauptbahnhof kontrollieren.
blen Gefüges zwischen Anwohnern,
bahnhof und zog kurze Zeit später
nahm ihn herzlich auf, plötzlich
Mit seinem derzeitigen Leben ist er
Wohnungslosen und Stadtmission bei.
mit Unterstützung der Stadtmission
konnte er sich auch auf den Glauben
zufrieden und antwortet auf die
Guido B. kann sich in die Situation
ins Übergangshaus auf dem Gelände
einlassen. Guido B. ist festes Ge-
Frage, was Stadtmission ihm be-
obdachloser Menschen gut hinein-
des Zentrums, eine unserer Wohnhil-
meindeglied geworden und hilft wo
deute: „Stadtmission ist für mich
fühlen. Er war selbst mit Unter-
fen für ehemals Obdachlose. Irena
er kann. Liebevoll gestaltet er den
Heimat geworden“.
Mission, Diakonie, Begegnung
Ein Angebot für viele Lebenslagen
Freiwilligenjahr Junge Christen übernehmen Verantwortung
„Der Laden ist ein Knüller“, freute sich jüngst ein Gast des „inne-
guten Kaffee, ein christlicher Neueinsteiger lässt sich von Schwe-
HALT“. Seit September offerieren im Eingangsbereich zum Haupt-
ster Inge beraten, wie er mit der Bibellektüre beginnen kann.
zwei Männer zwischen 18 und 24 Jahren freiwillig für
haus im Zentrum am Hauptbahnhof Schwester Inge Kimmerle und
„Die Vielzahl unterschiedlicher Gäste ist faszinierend und heraus-
die Berliner Stadtmission. Die jungen Christen leben
ihr Team schönen Trödel, Souvenirs, Fairtrade-Artikel, Getränke und
fordernd“, sagt die agile Schwäbin. Spannend sei es, wie Small
in dieser Zeit in einer Wohngemeinschaft im Zentrum
Snacks, aber auch Gespräch, Seelsorge und Gebet. Das vielseitige
Talk zu tiefen Unterhaltungen führen könne. Das ist gewollt und
am Hauptbahnof. Einsatzorte sind Gemeinden und
Angebot und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gäste erfordern
gehört zum Konzept des „inneHalt“. Ob eine gemobbte Schülerin
diakonische Projekte. Sie erleben Begegnungen mit
Flexibilität und Feingefühl: Die Besuchsgruppe aus Kenia freut sich
auf Klassenfahrt, ein Stasiopfer oder eine Polin ohne Obdach,
anderen Lebenswelten, setzen ihr Potenzial für andere
über das Bekleidungsangebot und deckt sich mit warmen Mänteln
Schwester Inge und ihr Team haben für alle ein offenes Ohr und
ein und lernen für die Zukunft.
und Schuhen ein, Tagungsgäste wie Mitarbeiter genießen den
nehmen sich der individuellen Schicksale an.
Ein Jahr lang leben und arbeiten sechs Frauen und
Telefon (030) 690 33 530 Montag bis Freitag 12-17.30 Uhr „inneHALT“
HEIMATsuchend
[email protected] Telefon (030) 690 33 460 Christian Schilitz Studentenwohnungen @berliner-stadtmission.de gaestehaus Telefon (030) 39 83 50 11 Tagungen und Feiern Zimmerbuchung, Gästehäuser Hauptbahnhof @berliner-stadtmission.de gemeinde-zah Telefon (030) 690 33 540 Gottesdienst sonntags 11 Uhr Hauptbahnhof Gemeinde im Zentrum am
[email protected] Telefon (030) 690 333 Lehrter Straße 68, 10557 Berlin Evangelische Kirche (EKBO) Zentrum am Hauptbahnhof Berliner Stadtmission
Ausgabe 21
Ausgabe 21
Zentrum am Hauptbahnhof
Zentrum am Hauptbahnhof Ausgabe 21 Zentrum am Hauptbahnhof
Zentrum am Hauptbahnhof
5 5
4
2
Hans-Georg Filker Pfarrer, Direktor und Vorstand der Berliner Stadtmission
HEIMATsuchend Liebe Leserin, lieber Leser!
chen Notlagen, Gemeindeleben, unsere Gästehäuser und vieles mehr.
„Heimat“ umschreibt für uns ein tieLand wichtige und hochspannende
suchen genau danach.
Dieses für unsere Stadt und unser
fes Gefühl der Zugehörigkeit. Viele
Projekt wird auch von unseren Spen-
der in vielfältiger Weise für viele Su-
zugleich Verbundenheit und Freiheit.
dabei, diesen Ort weiter auszubauen,
Vertrauen auf Jesus Christus schenkt
stützen Sie uns auch weiterhin
im Glauben neu gefunden. Heimat im
aus Spenden zu finanzieren. Unter-
worden sind. Ein Zuhause hat er auch
werden. Unser Ziel ist es, 6.200 m2
Berliner Stadtmission zur Heimat ge-
lerweile durch Spenden refinanziert
dass ihm Menschen und Orte in der
5.200 m2 des Areals konnten mitt-
hier berichten, sagt von sich selbst,
also von Ihnen. Schon mehr als
Lebensgeschichte wir unter anderem
derinnen und Spendern getragen –
Guido B., über dessen kurvenreiche
chende zu einem Stück Heimat werWir rechnen mit Gott. Das ist unser
1
6
7
3 Lehrter Straße