Geheimnisvolle Geschichten

ten. „Hey!“, hörte er. Paul konnte im letzten Moment bremsen, sonst hätte er ein Mädchen umgefahren. „Hast du keine Augen im Kopf?“, fragte die. Kleine.
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Silvia Busch

Geheimnisvolle Geschichten Magie liegt in der Luft Kinderbuch

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© 2015 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2015 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Lektorat: Petra Lorenz Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-944223-27-8 ISBN 978-3-944223-28-5 ISBN 978-3-944223-29-2 Großdruck und Mini-Buch ohne ISBN

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Geheimnisvolle Geschichten Inhaltsverzeichnis 1. Aus dem Abseits 2. Uli und sein Piratenbuch 3. Das Buchstabenchaos 4. Ein magischer Moment 5. Das geflügelte Schwein 6. Aufruhr im Koboldland 7. Der Weihnachtsbaum

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Aus dem Abseits Paul Paul saß am Fenster und schaute traurig auf die Straße hinaus. Draußen hörte er die Kinder lachen. „Mach endlich den Ball rein“, schrie lautstark Thomas. „Nein!“, brüllten alle anderen, als der Ball im angedeuteten Tor landete. „Ja!“, grölten die Anderen und fielen sich in die Arme. „Warum gehst du nicht raus zum Spielen?“, fragte seine Oma ihn. Paul schreckte hoch, er war in seine Gedanken versunken. „Keine Lust“, maulte Paul und drehte sich weg. „Außerdem darf man nicht auf der Straße spielen“, äußerte er. „Das ist eine Spielstraße“, entgegnete seine Oma kopfschüttelnd. Den Bengel verstand sie nicht. Es sind Ferien und draußen ist schönes Wetter und der Junge will nicht raus. Paul würde ja gern mit den anderen Kindern spielen, allerdings ließen sie ihn nicht mitspie5

len. Das möchte er seiner Oma aber nicht erzählen, denn er wollte nicht, dass sie traurig wird. Es reichte, dass er traurig war. Vor einer Woche hatte seine Mutter ihn mit dem Auto an die Ostsee zu seiner Oma gefahren. Sie hatte noch keinen Urlaub und sein Vater war seit zwei Wochen in einer Klinik. Seine Ferien sollte er hier verbringen, denn die frische Luft würde ihm gut tun. Anfangs freute Paul sich auf die Ferien an der Küste. Er war gern hier, er liebte seine Oma und die Umgebung war toll. Früher sammelte er Muscheln und anderes Strandgut. Jetzt war er kein kleiner Junge mehr und wollte lieber mit den anderen Kindern Fußball spielen. Bedauerlicherweise ließen sie ihn aber nicht mitspielen. „Du bist fett und kannst nicht rennen“, hatten die Kinder gebrüllt, als er sich vorstellte. Ihr gemeines Lachen hörte er immer noch. Aus diesem Grund traute sich Paul nicht nach 6

draußen. Also tat er so, als ob er keine Lust hätte. Paul hatte die vierte Klasse beendet und ein gutes Zeugnis erhalten. Bald würde er die Schule wechseln, aber bis dahin hatte er noch Zeit. Emma Die Sonnenstrahlen kitzelten seine Nase. Paul erhob sich von seinem Platz und ging zu seiner Oma. „Kann ich mir ein Eis holen?“, fragte er sie. Seine Oma nickte und gab ihm Geld. Paul zog seine Schuhe an und holte sein Fahrrad. Er hatte es nicht eilig, somit ließ er sich Zeit. Er beobachtete die Urlauber, wie sie in dem kleinen Städtchen durch die Gassen bummelten. „Hey!“, hörte er. Paul konnte im letzten Moment bremsen, sonst hätte er ein Mädchen umgefahren. „Hast du keine Augen im Kopf?“, fragte die Kleine. 7

„Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht umfahren“, murmelte Paul bedrückt. „Ist nichts passiert. Bist du im Urlaub hier?“, erkundigte sie sich. Paul nickte. „Ich mache bei meiner Oma Ferien. Und du?“ „Ich mache hier auch Ferien.“ „Wie heißt du?“, wollte Paul wissen. „Emma!“ Paul überlegte kurz. „Darf ich dich zu einem Eis einladen? Als Wiedergutmachung?“, fügte er schnell hinzu. Emma dachte nach und stimmte zu. Zusammen gingen die beiden Kinder zum nächsten Eiscafé. Paul schob sein Fahrrad und freute sich sehr, endlich hatte er jemand getroffen, der mit ihm redete. Er erfuhr, dass Emma ein Jahr jünger war als er. Sie hatte gerade die dritte Klasse beendet. Vor dem Eiscafé hatte sich eine lange Schlange gebildet, bei diesem schönen Wetter hatten 8

noch andere Leute Appetit auf ein Eis. Paul stellte sein Fahrrad ab und die Kinder stellten sich an das Ende der Reihe vorm Eisstand an. Es dauerte nicht lange und da waren sie an der Reihe. Jeder bekam zwei Kugeln Eis. Erdbeer- und Vanilleeis für Emma, Schokoladen- und Nusseis für Paul. „Lecker!“, nuschelte Emma. Paul nickte. „Möchtest du mit an dem Strand kommen?“, erkundigte sich Emma. „Gern“, murmelte Paul, „Ich muss aber erst meiner Oma Bescheid sagen, sie macht sich sonst Sorgen. Ich habe leider mein Handy nicht dabei.“ „Macht doch nichts“, sagte Emma, „dann gehen wir zu ihr hin.“ Er holte sein Fahrrad und beide machten sich auf dem Weg zur Oma. Paul zeigte Emma das kleine reetdachgedeckte Häuschen, wo seine Oma wohnte. Eine Gartenbank stand einladend vor dem Haus, hohe Bäume auf der 9

Wiese reckten ihre Äste in den Himmel und Blumen blühten im Garten. „Wunderschön“, flüsterte Emma. „Meinst du?“, fragte Paul erfreut. Emma nickte. Paul strahlte, jetzt sah er das Häuschen seiner Oma mit anderen Augen. Stolz klingelte er an der bunten Tür. Seine Oma schaute verdutzt, als sie Paul mit einem Mädchen vor der Türe stehen sah. „Das ist Emma“, stellte Paul das Mädchen vor. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich an den Strand gehe.“ Seine Oma nickte. „Komm nicht zu spät“, äußerte sie. „Und sei bitte vorsichtig, dass nichts passiert.“ „Bin ich doch immer Oma“, erwiderte Paul. Er stellte sein Fahrrad ab und machte sich mit Emma auf dem Weg zum Strand. Sie zogen ihre Schuhe aus und rannten lachend durch das Wasser am Strand. Nach einiger Zeit ließen sie sich erschöpft in den Sand fallen. „Wie lange bleibst du noch?“, schnaufte Paul. 10

„Wir fahren am Sonntag nach Hause“, antwortete Emma. „Das ist übermorgen“, grummelte Paul. Emma nickte. „Sehr schade! Ich habe mich gefreut, dich kennenzulernen“, strahlte Paul das Mädchen an. „Ich mich ebenfalls!“ Beide beobachteten die Urlauber am Strand. Kinder bauten Burgen, andere spielten Ball, Menschen tummelten sich im Meer und jauchzten, wenn eine kleine Welle kam. „Es ist schön am Meer“, murmelte Emma. „Du kannst froh sein, wenn du eine Oma hast, die hier wohnt. Du kannst zu jeder Zeit ans Meer fahren. Was ist mit deinem Opa?“ Paul richtete seinen Blick auf Emma. Er sah ihre blonden zerzausten Zöpfe, ihre Sommersprossen auf der Nase, ihre zarten Hände, die mit dem Sand spielten. „Du hast meine Frage nicht beantwortet“, kicherte Emma. 11

„Oh! Ich habe nicht zugehört. Was wolltest du wissen?“ „Hast du noch einen Opa?“ „Nein, er ist vor zwei Jahren verstorben“, flüsterte er traurig. „Tut mir leid!“, sagte Emma kleinlaut. „Mir ebenso. Er war toll, er hat Fußball mit mir gespielt.“ „Warum nicht dein Papa?“ „Er ist krank und seit zwei Wochen in einer Klinik.“ „Was fehlt ihm?“ „Er hat Burn-out!“ „Was ist das für eine Krankheit?“ Fragend schaute Emma Paul an. „Er hat zu viel gearbeitet. Die Ärzte sagen, dass er erschöpft und ausgebrannt sei. Er ist Geschäftsführer von einer Firma und hatte wenig Zeit. Meine Mutter sagt, dass er lieber mehr Urlaub hätte machen sollen, als für seine Firma zu arbeiten. Sie haben sich oft gestritten, aber eines Tages war er vollkommen ruhig und hat mit niemand mehr gesprochen. 12

Auch nicht mit mir, alles war ihm egal. Meine Mutter hat ihn dann schnell zum Arzt gebracht.“ Paul zuckte mit seinen Schultern und schaute auf das Wasser. „Das habe ich noch niemanden erzählt“, flüsterte er. Traurig schaute Emma ihn an. Sie überlegte kurz und flüsterte: „Weißt du, als Ausgleich erzähle ich dir ein Geheimnis.“ Ruckartig drehte Paul seinen Kopf. „Was für eins?“ „Es gibt einen geheimen Ort, wo Wünsche in Erfüllung gehen. Dort ist Magie in der Luft", tuschelte Emma. „So was gibt es nicht!“, meinte prahlerisch Paul. „Wirklich!Ich lüge nicht!“, sagte Emma ernst. „Wo soll der sein? Ich bin jedes Jahr in Zingst und habe noch nie von solch einem Ort gehört“, argwöhnte Paul. 13

„Ich zeige ihn dir Morgen, du kannst dich selber davon überzeugen“, meinte großsprecherisch Emma. Langsam wurde sie wütend. Paul merkte es und gab nach. „Na gut, zeige ihn mir Morgen.“ Paul schaute auf seine Uhr. „Ich muss zurück, es ist fünf Uhr.“ „Siebzehn Uhr und nicht Fünf Uhr“, grummelte Emma. Paul lachte. „Du hast recht. Sei mir nicht mehr böse“, brummelte er. Emma erhob sich und reichte Paul die Hand. Zusammen schlängelten sie sich durch die Menschen am Strand. Im Ort trennten sie sich und jeder ging nach Hause. „Komm mit dem Fahrrad!“, rief sie ihm noch nach. Paul freute sich auf Morgen, um zwei Uhr hatten sie sich vor dem Eiscafé verabredet. Er schmunzelte vor sich hin. Emma würde ihn 14

belehren, es hieß vierzehn Uhr. Als er sich dem Häuschen seiner Oma näherte, musste er Emma recht geben. Es ist wunderschön mit seinem Strohdach, den bunten Fensterläden und der bunten Haustür. Als seine Oma die Tür öffnete, umarmte er sie liebevoll. „Ich habe dich auch lieb“, flüsterte sie und strich Paul zärtlich über das Haar. Der Wunsch Als Paul am nächsten Morgen erwachte, sprang er sofort aus dem Bett. Er war so ungeduldig, dass er kaum abwarten konnte, heute Nachmittag Emma wieder zu treffen. Paul hatte Hunger und freute sich auf das Frühstück. Seine Oma deckte im Sommer im Garten unter dem großen Apfelbaum den Tisch. Frische Körnerbrötchen, Marmelade, Nutella, Honig, frischer Kakao und Obst warteten auf ihn. Er beeilte sich im Badezimmer und flitzte nach draußen. 15