Freiheit statt Kapitalismus - NachDenkSeiten

Bei ihnen wurde abgelegt, was man loswerden wollte. »Es gab .... Päckchen IKB-Aktien leerverkauft haben, bevor Ackermanns Anruf bei Herrn Sanio selbige.
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Auszug aus Sahra Wagenknecht, Freiheit statt Kapitalismus, Seiten 47 - 55 Wenn SPD-Genossen Wall Street spielen Heureka, riefen Hans Eichel, der damalige SPD-Finanzminister, und seine mit Ackermanns Bad-Bank-Problem betrauten Staatssekretäre und Ministerialdirektoren, als sie sich mit den Finessen dieses Modells vertraut gemacht hatten. 300 Milliarden Euro faule Kredite zum Verschwinden bringen? Und gleichzeitig die Kreditvergabe auch in Deutschland verbessern? Kein Problem. Was die Wall Street kann, können wir schon lange. Wir müssen einfach die Banken motivieren, ihren Müll ebenso fleißig zu verbriefen und weiterzuverkaufen, wie die US-Banken das machen. Und für den Fall, dass nicht jeder verbriefte faule Kredit einen freudigen Abnehmer findet, müssen wir die regulatorischen Vorschriften in Deutschland nach US-Vorbild verwässern, damit das Zeug wenigstens in außerbilanziellen Vehikeln versteckt und unsichtbar gemacht werden kann. Gesagt, getan. Noch im selben Jahr 2003 wurde ein Gesetz zur »Förderung von Kleinunternehmen und zur Verbesserung der Unternehmensfinanzierung « durch den Bundestag gebracht, das Kleinunternehmen zwar nicht das Geringste nützte, es den Banken aber deutlich erleichterte, Kreditforderungen zu verbriefen. Darüber hinaus wurden Verbriefungszweckgesellschaften, also die Conduits, gewerbesteuerrechtlich Banken gleichgestellt und damit als profitables Modell überhaupt möglich gemacht. Als später die Scherben zusammengelesen wurden und die Mittelstandsbank IKB wegen des Finanzmülls in ihren Conduits mit 10 Milliarden Euro Steuergeld gestützt werden musste, wies Verdi-Chef Frank Bsirske zu Recht darauf hin, dass sich »der Vorstand der IKB legal verhalten [habe], nachdem die rot-grüne Bundesregierung unter Finanzminister Hans Eichel die Einrichtung von nicht-bilanzierungspflichtigen Zweckgesellschaften ermöglicht hat«.27 Um den Appetit auf Verbriefungen so richtig zu wecken, wurden unter maßgeblicher Mitwirkung der Bundesregierung und bei aktiver Teilnahme der staatlichen KfW noch 2003 eine sogenannte »True Sale Initiative« und im April 2004 das Verbriefungskartell »True Sale International « (TSI) gegründet. »True Sale« steht in der Finanzsprache für das vollständige Übertragen eines Kredits an eine Zweckgesellschaft, also genau das, was die deutschen Banken jetzt massenhaft tun sollten. Gesellschafter der TSI waren dreizehn deutsche Finanzhäuser, darunter die Deutsche, die Dresdner, die Commerzbank und die HypoVereinsbank, also genau jene Kandidaten, die im Februar noch über eine staatliche Bad-BankLösung für ihre faulen Kredite nachgesonnen hatten. Außerdem machten die KfW mit und eine Reihe Landesbanken, die dank ihrer fortan wie Pilze aus dem Boden schießenden Zweckgesellschaften tatsächlich zu den gewünschten staatlichen Bad Banks mutierten. Der Bundesregierung aus SPD und Grünen lag die Förderung des Verbriefungsirrsinns so sehr am Herzen, dass sie gleich doppelt nähte. Ebenfalls 2003 und mit gleicher Zielrichtung wie die True Sale Initiative wurde die Lobbyorganisation »Initiative Finanzstandort Deutschland « (IFD) ins Leben gerufen, an der sich das Bundesfinanzministerium und die Bundesbank sogar höchstpersönlich beteiligten. Mit von der Partie waren natürlich wieder die deutschen Großbanken, mehrere Landesbanken und die kleine Mittelstandsbank IKB. Internationales Flair erhielt die IFD dadurch, dass auch die großen Wall-Street-Häuser Lehman Brothers, Goldman Sachs, J.P. Morgan und Merrill Lynch der Einladung zur Teilnahme folgten. Offenbar sollten die taffen Investmenthäuser den hinterwäldlerischen Landesbanken beibringen, wie Banking im 21. Jahrhundert funktioniert. Schließlich waren viele Landesbanken damals noch damit beschäftigt, wertvolles Geld auf jene den Goldman-Boss Blankfein so anwidernde Art in »Fabriken und Kanalbauten « zu versenken.

Lauter kleine Bad Banks entstehen Aber die Schüler waren gelehrig. Eine Landesbank nach der anderen gründete ihr Conduit, meist sogar mehrere und in der Regel im Ausland. Im März 2004 hob ein Team der sächsischen Landesbank im regulationsarmen Dublin die Firmen Ormond Quay, Ellis Quay, Merchants Quay und Eden Quay aus der Taufe, benannt nach Straßen der irischen Hauptstadt. Bereits im Juni 2004 sollen sich allein im Finanzvehikel Ormond Quay Kreditverbriefungen im Wert von 5 Milliarden Euro gestapelt haben. Bis 2008 waren daraus 17 Milliarden geworden. In all ihren Conduits hatte die Landesbank des Freistaats Kreditpapiere im Volumen von sagenhaften 45 Milliarden Euro abgelegt, die sie mit Ausbruch der Krise in den Tod und den sächsischen Landeshaushalt in den Ruin treiben sollten. Die kleine IKB hatte in ihrem Finanzvehikel Rhineland Funding, das über ein stolzes Eigenkapital von 500 Euro verfügte und im US-Staat Delaware gelistet war, laut einem USInvestorenblog vom August 2007 die »unvorstellbar beeindruckende Menge von Marktpositionen in US-Subprimes in Höhe von 17 Mrd. Euro (23 Mrd. Dollar) angehäuft «.28 Auch die WestLB und die HSH Nordbank stiegen jetzt groß ins Geschäft mit strukturierten Verbriefungen ein. Der Wirtschaftsjournalist Alexander Dill, der diese Vorgänge in seinem Buch »Der große Raubzug« detailliert schildert, resümiert: »Pech, Unerfahrenheit oder Schicksal – es ist nicht zu leugnen, dass der Einstieg in die strukturierten Finanzierungen durch die deutschen Staatsbanken vollkommen in die Amtszeit der rot-grünen Bundesregierung zwischen 1998 und 2005 fällt.«29 Für Banken, die mit ungebrochener Lust anderen Banken zweifelhafte Papiere abkauften und die damit verbundenen Risiken nicht durchschauten, gab es in der Londoner City, wie uns die Investmentbankerin Susanne Schmidt verrät, einen bösen Spitznamen: »Stuffees« – Stopfgänse. Bei ihnen wurde abgelegt, was man loswerden wollte. »Es gab eine ganze Reihe von internationalen Banken in der City«, erläutert Schmidt, »die ein solches unprofessionelles Image hatten, und viele der deutschen Landesbanken gehörten leider dazu.«30 Die Euphorie für verbriefte Kreditpapiere blieb auch nach dem Regierungswechsel von RotGrün zur Großen Koalition im Jahr 2005 ungebrochen. Das Ziel »Ausbau des Verbriefungsmarktes« wurde jetzt sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Wer die so emsig geförderte Verbriefungshysterie in Deutschland rekonstruiert, wird dabei an den verschiedensten Stellen immer wieder auf einen Namen stoßen: Jörg Asmussen. Asmussen wurde 2003 von Hans Eichel zum Ministerialdirektor im Finanzministerium befördert und 2008 von Eichels Nachfolger Peer Steinbrück zum Staatssekretär, in welcher Funktion er auch den Regierungswechsel von der Großen Koalition zu Schwarz-Gelb überlebte. Asmussen saß im Aufsichtsrat der Mittelstandsbank IKB und setzte sich dort massiv dafür ein, die toxischen Kreditpapiere zu kaufen, an denen die kleine Bank 2007 erstickte. Asmussen war Mitglied im Gesellschafterbeirat der »True Sale International« und er turnte natürlich auch auf den Tagungen der »Initiative Finanzstandort Deutschland« herum. In beiden Funktionen hat er im Auftrag seiner Chefs Eichel und Steinbrück emsig darauf hingewirkt, Landesbanken den Aufkauf verbriefter Kreditpapiere und deren Ablagerung in außerbilanziellen Vehikeln schmackhaft zu machen. Derzeit verwaltet Asmussen als Mitglied im Lenkungsausschuss des Bankenrettungsfonds Soffin das Erbe der durch ihn mitverursachten Katastrophe und soll als eines von sechs Mitgliedern der Expertengruppe »Neue Finanzmarktarchitektur « Vorschläge für neue Finanzmarktregeln machen. Diesen Vorschlägen kann man also schon mit Spannung entgegensehen. Das größte Verbriefungsprogramm

An sich war das Verbriefungsunwesen in Deutschland ja nicht gestartet worden, um sich undurchsichtige US-Papiere ins Portefeuille stopfen zu lassen, sondern um zweifelhafte Kredite aus den eigenen Büchern loszuwerden. Tatsächlich fanden unter der Ägide der KfW mehrere große Verbriefungsaktionen statt. So habe die KfW, röhrte Asmussen in einem Artikel in der »Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen« 2006, »seit 2000 in Zusammenarbeit mit den Banken das wohl größte Verbriefungsprogramm (58 Transaktionen) in Euro geschaffen«. 31 Nur bedeuteten die 58 Transaktionen nicht, dass am Ende auch wieder mehr Geld für Mittelständler bereitstand. Vielmehr dürften sich die Banken damit in erster Linie jener Problemkredite entledigt haben, die sie schon 2003 nicht mehr in ihren Büchern haben wollten. Gegen eine stärkere Ausweitung der inländischen Kreditvergabe sprach indessen unter Renditegesichtspunkten einiges. Ein mit US-Verhältnissen vergleichbarer Verschuldungsrausch privater Verbraucher ließ sich in Deutschland schon deshalb nicht inszenieren, weil Hypotheken- wie Konsumentenkredite hierzulande noch recht gut reguliert sind. Firmenkredite wiederum sind ein kleinteiliges mühsames Geschäft. Es gab keinen Grund, sich damit herumzuschlagen, solange sich dank weltweit wachsender Schulden ein überreichliches Angebot an Kreditpapieren auf dem Markt befand, bei dem man nur noch zugreifen musste. Außerdem waren sämtliche Investmentbanken, die bei der »Initiative Finanzstandort Deutschland« mitmachten, einschließlich der Deutschen Bank, groß im Verbriefungsgeschäft an der Wall Street engagiert. Wonach sie suchten, waren Käufer für die von ihnen geschaffenen Papiere. Die haben sie gefunden. Insofern ist es reichlich übertrieben, wenn Asmussen sich in besagtem Artikel dafür lobt, dass »mit der TSI GmbH eine Gesellschaft etabliert wurde, die durch Bereitstellung von deutschen Zweckgesellschaften und Gütesiegeln von Transaktionen die ABS-Aktivitäten an den Standort Deutschland (ABS made in Germany) bindet.« Unter der Rubrik »weitere Handlungsfelder« listet der Ministerialdirigent mit SPD-Parteibuchübrigens die Aufgabe auf, »die Investition in ABS zu erleichtern «, da »insbesondere die Versicherungen, Sozialversicherungsträger und Fonds … durch zahlreiche staatliche Regulierungen bei ihrem ABS-Investment beschränkt werden«. Es sollten sich also nicht nur die Landesbanken, sondern auch die Versicherungen, ja möglichst sogar die Sozialversicherungen zu Giftmülldeponien für verbriefte Kreditpapiere entwickeln. Man kann also nur dankbar sein, dass ein Jahr später die Finanzkrise ausbrach und der ABS-Markt kollabierte, so dass entsprechende Pläne zunächst nicht umgesetzt werden konnten. In dem Aufsatz gibt Asmussen im Übrigen ausdrücklich nicht seine Privatmeinung wieder, sondern der Titel lautet: »Verbriefungen aus Sicht des Bundesfinanzministeriums«. Der Finanzminister, dessen »Sicht« so freimütig dargestellt wurde, hieß damals Peer Steinbrück. Abschließend gibt der kurz vor seiner Beförderung zum Staatssekretär stehende Asmussen noch seiner Überzeugung Ausdruck, dass »die Kreditversorgung einer Volkswirtschaft … davon ab[hängt], inwieweit eine moderne Kapitalmarktgesetzgebung eine Integration in die weltweiten Finanzierungskreisläufe … bewirken kann«. 2007/2008 fielen die sorgsam aufgetürmten Kartenhäuser in sich zusammen und es stellte sich heraus, dass die »Integration in die weltweiten Finanzierungskreisläufe« so perfekt gelungen war, dass die Problemaktiva deutscher Banken auf 800 Milliarden Euro angewachsen waren.32 800 Milliarden Euro, das war annähernd das Doppelte des damaligen Eigenkapitals aller deutschen Institute und das fast Dreifache der problematischen Kredite, die die

deutschen Banken 2003 in ihren Büchern hatten und deren Verringerung das erklärte Ziel der ganzen Verbriefungsaktion gewesen war. Die Verbriefungseuphorie hat also per Saldo in keiner Weise dazu beigetragen, dass die Banken ihre faulen Kredite an einen Dummkopf am anderen Ende der Welt weiterreichen konnten oder deutsche Mittelständler besseren Zugang zu Krediten erhielten. Die Mästung des Schattenbankensystems hat vielmehr dazu geführt, dass ein milliardenschweres Endlager für globalen Finanzmüll entstanden ist, das dem deutschen Steuerzahler heute schwer auf der Tasche liegt. Die Investmentbanken, einschließlich der Deutschen, haben den ihnen mit der »Initiative Finanzstandort Deutschland« gebotenen Zugang zu potentiellen Käufern weidlich ausgenutzt. Stupid German Money Es wird wohl nie wirklich rekonstruiert werden können, wie viel von dem Finanzschrott in den Büchern der IKB und der Landesbanken, für den wir alle heute bluten, den Händen smarter Investmentbanker aus dem Hause Ackermann entstammt. Sicher ist, dass es sich um große Beträge handelt. »Neben Goldman war die Deutsche Bank führender Marketmaker für abstruse Hypothekenderivate«,33 schreibt der Wirtschaftspublizist und ehemalige Investmentbanker Michael Lewis in seinem Buch «The Big Short«. Lewis schildert detailliert, wie die Investmentabteilungen insbesondere von Goldman Sachs und Deutscher Bank sich eine goldene Nase damit verdienten, US-Häuserkredite in entsprechende Papiere zu verpacken und in alle Welt zu verkaufen, obwohl sie bereits seit 2005 davon überzeugt waren, dass diese Kredite faul waren und somit die auf ihrer Grundlage gebastelten Papiere wertlos werden würden. Teilweise wurden die Verbriefungen sogar extra so konstruiert, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit besonders hoch war, weil die Banken dann nicht nur am Weiterverkauf dieses Finanzschrotts verdienen konnten, sondern auch an Wetten auf dessen Wertverfall, die sie ebenfalls anboten und verkauften. Nicht selten wetteten sie auch selbst gegen die eigenen Papiere. Der Leiter der ABS-Sparte der Deutschen Bank an der Wall Street, ein junger Investmentbanker namens Greg Lippmann, fuhr mit solchen Wetten 2007 einen grandiosen Gewinn von 1 Milliarde Dollar für sein Institut ein. Tatsächlich hatte Lippmann, wie das Handelsblatt in Erfahrung brachte, bereits 2005 eine Analyse auf dem Tisch, die den sicheren Absturz der Hypothekenpapiere in den folgenden Jahren prognostizierte. Das war für die Deutsche Bank aber kein Grund, den Verbriefungsmotor auch nur zu verlangsamen. Im Gegenteil, sie drehte ihn 2006 und 2007 erst richtig hoch, achtete allerdings darauf, die Papiere nicht in den eigenen Büchern zu behalten. Lippmann arrangierte zeitgleich jene milliardenschweren Wetten auf den erwarteten Crash, die ihn später zum Star machen sollten. »Damit ist klar«, stellte das Handelsblatt fest, »dass die Bank trotz der Warnungen nicht davor zurückschreckte, weiter munter HäuslebauerDarlehen zu bündeln und unter kräftigen Provisionen zu verbriefen. Hauptsache, das eigene Portfolio bleibt sauber.«34 Michael Lewis schildert in seinem Buch ein von Lippmann arrangiertes Treffen mit diversen Hedge-Fonds-Managern, in dessen Verlauf er diese überzeugte, gegen die von der Deutschen Bank kreierten Hypothekenpapiere zu wetten. Die Deutsche Bank wollte an diesen Deals als Vermittler zwischen der Long- und der Short-Seite verdienen, also zwischen denen, die die Papiere gutgläubig kauften, und jenen, die daran verdienen wollten, dass sie sich als wertlos erwiesen. Da die Papiere so konstruiert waren, dass Letzteres relativ offensichtlich war, fragte einer der Hedge-Fonds-Manager Lippmann ungläubig:

»Who is the idiot on the other side? – Wer ist der Idiot auf der anderen Seite?« Die Antwort von Greg Lippmann, die uns für alle Zeit für Josef Ackermanns Finanzhaus einnehmen sollte, lautete: »Düsseldorf. Stupid Germans. They take rating agencies seriously. They believe in the rules. – Düsseldorf. Dumme Deutsche. Die nehmen Rating-Agenturen noch ernst. Sie glauben an die Regeln.«35 Einer der teilnehmenden Investoren resümierte nach diesem Treffen: »However corrupt you think this industry is, it’s worse. Für wie korrupt immer man diese Industrie hält – es ist schlimmer.«36 Wer waren die »dummen Deutschen« aus Düsseldorf? In der schönen Rheinmetropole hatten die IKB und die WestLB ihren Sitz. Es spricht vieles dafür, dass beide Großabnehmer der von den Deutschbankern konstruierten Papiere waren. Mehrere Deals der IKB mit den Deutschbankern sind belegbar. Dass die Deutsche Bank freudig auf den Wertverlust von Papieren wettete, die sie zeitgleich der IKB aufschwatzte, kommentiert Ackermann heute zynisch: »Es stimmt, wir hatten zeitweise eine andere Marktauffassung als die IKB.«37 Die Deutsche Bank verkaufte der IKB allerdings nicht nur ihren Finanzmüll, sondern war gleichzeitig Treuhänder bei der Administration des berüchtigten Rhineland-FundingConduits, dem sie auch die Kreditlinien bereitstellte, ohne die die IKB die toxischen Papiere nicht hätte erwerben können. Ackermann killt die IKB Der Tragödie letzter Teil bestand darin, dass die Deutsche Bank den Zusammenbruch der IKB auslöste, indem sie ihr ebendiese Kreditlinie sperrte und den Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, telefonisch informierte, dass die kleine Bank bald zahlungsunfähig werden würde und überaus zweifelhaftes Zeug in ihren Zweckgesellschaften habe. Gerüchten zufolge soll die Deutsche Bank noch schnell ein Päckchen IKB-Aktien leerverkauft haben, bevor Ackermanns Anruf bei Herrn Sanio selbige auf Talfahrt schickte, womit sie noch ein letztes Mal am IKB-Desaster verdiente. Der renommierte Wirtschaftsstrafrechtler Walter Perron meint mit Blick auf diese traurige Geschichte: »Das Verhalten von Mitarbeitern der Deutschen Bank gegenüber der IKB kann den Straftatbestand des Betruges verwirklichen.«38 Perron ist C4-Professor in Freiburg und hat einen Standardkommentar zum Strafgesetzbuch mitverfasst, unter anderem zu Untreue und Betrug. Auch Axel Boetticher, ehemals Richter am Bundesgerichtshof, forderte 2008 eine strafrechtliche Untersuchung der Vorgänge um den Zusammenbruch der IKB. Gleiches sollte eigentlich auch für die meisten Landesbanken gelten, denen von diversen Investmentbanken – und gewiss immer auch von der Deutschen – Schrottpapiere in Milliardenumfang angedreht wurden. Papiere, von deren Wertlosigkeit die Verkäufer oft so überzeugt waren, dass sie mit hohen Summen auf den Einbruch wetteten. Keine der beteiligten Banken wurde dafür bisher in Deutschland rechtlich oder finanziell zur Verantwortung gezogen.